Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 246, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 248
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Muschelschieber mit Entlastungskolben. Textabbildung Bd. 246, S. 248 Die Entlastungseinrichtung, bei welcher der Schieber mittels einer Gelenkstänge an einem Kolben aufgehängt ist (vgl. 1866 181 * 179), hat den Uebelstand, daſs, wenn die Kolbenfläche nahezu gleich der Schieberfläche, also die Entlastung möglichst vollständig ist, bei der Bewegungsumkehrung des Schiebers leicht ein Aufkippen desselben eintritt, namentlich bei schnellem Gange. Um dies zu vermeiden, hat die Société Maresca und Comp. in Neapel (* D. R. P. Nr. 17717 Kl. 14 vom 12. August 1881) die beistehend dargestellte Anordnung getroffen. Der Schieber ist hier mittels zweier Gelenkstangen an einem mit dem Entlastungskolben fest verbundenen Querstück aufgehängt und kann daher nur eine Parallelbewegung ausführen. Ein Abheben des Schiebers würde in diesem Falle nur möglich sein, wenn der Schieber durch seine Mittellage geht, der Entlastungskolben also seine Bewegung umkehrt und wenn in diesem Augenblicke die Summe aus der Kolbenreibung und dem der Kolbenbewegung entsprechenden Beschleunigungsdruck gröſser ist als der auf den Schieber treffende Ueberdruck. Roberts' Wellenkraftmaschine. Zur Nutzbarmachung der Wellenbewegung des Wassers will J. L. Roberts in Jacksonville, Florida (* D. R. P. Kl. 88 Nr. 17481 vom 23. August 1881) eine Reihe neben einander liegender Schwimmer benutzen, welche durch die herankommenden Wellen gehoben werden und dann vermöge ihres Eigengewichtes wieder sinken. Mit jedem Schwimmer ist eine Zahnstange verbunden, welche so geführt ist, daſs sie bei der Aufwärtsbewegung an einem Sperrrad vorüber gleitet, während sie bei der Abwärtsbewegung mit diesem Rad in Eingriff kommt und dasselbe mitnimmt. Durch die wechselweise Wirkung der neben einander liegenden Schwimmer beziehungsweise der Zahnstangen und Räder soll die gemeinschaftliche Welle der letzteren in dauernde Drehung versetzt werden. (Vgl. Wellner 1882 244 * 100.) Verfahren zum Walken von Hüten u. dgl. W. A. Baglin und J. Gray in Brooklyn (* D. R. P. Kl. 41 Nr. 17772 vom 27. Juli 1881) bringen die zu walkenden Hüte u. dgl. in durchlöcherte elastische Röhren E und setzen dann diese Walkröhren in einem Apparat (einer Drucktrommel) wiederholter Pressung und Drehung aus. Textabbildung Bd. 246, S. 249 Die Walkröhren E werden auf dem endlosen Tuch I in den ringförmigen Hohlraum D der beistehend veranschaulichten Walkmaschine eingeführt. Dieselbe besteht aus einem äuſseren festen Mantel C und einer mit Querstäben b versehenen rotirenden Trommel. Der Mantel taucht unten in einen mit erhitztem Wasser gefüllten Behälter F, welcher durch Löcher bei e mit dem Walkraum in Verbindung steht. Bei M treten die Walkröhren durch die Thüröffnung aus der Maschine. Mittel zur Festigung von Seilen. Die Litzen getheerter Seile erhalten, da sie zur Entfernung des Theerüberschusses durch enge Oeffnungen gezogen werden, sehr geglättete Oberflächen, wodurch die Reibung der einzelnen Litzen unter einander vermindert wird. C. Kortüm in Berlin (D. R. P. Kl. 73 Nr. 19240 vom 20. December 1881) beseitigt diesen Uebelstand dadurch, daſs er die getheerten und abgestrichenen Garne und Litzen mit Harzpulver bestreut. Auch ungetheerte Hanfseile werden auf diese Weise behandelt, um die Festigkeit derselben zu erhöhen. Elektrischer Accumulator von O. Schulze in Straſsburg. Von den Accumulatoren, welche sich in der Elektricitätsausstellung zu München befunden haben, bieten die von O. Schulze, Elektrotechniker der Elsässischen Elektricitätsgesellschaft zu Straſsburg, angegebenen in Bezug auf Anordnung und Herstellung etwas Neues. Diese Accumulatoren sind nämlich von kleinen Abmessungen und prismatisch, 23cm hoch und 12cm im Quadrat. Jeder derselben besteht aus 30 neben einander in Metallklemmen aufgehängten Bleiplatten, welche vor ihrer Verwendung mit Schwefel behandelt sind. Die Röstung mit Schwefel bezweckt die Herstellung einer möglichst porösen Oberfläche. Durch einfache elektrische Behandlung des Elementes in angesäuertem Wasser wird dann der Schwefel wieder ausgeschieden und es entstehen in weiterer Folge, wie bei den bekannten Accumulatoren von Planté und Faure (vgl. 1882 244 201), die Bleioxyd- bezieh. Bleischwammschichten. Das Bleigewicht eines solchen Schulze'schen Accumulators ist 8k, mit einer Oberfläche von 1qm,2; das Gesammtgewicht beträgt einschlieſslich des hölzernen Kastens und der Füllung 10k,5. Der Widerstand des Elementes beträgt nur 0,005 Ohm im geladenen Zustande; derselbe wächst jedoch bei der Entladung bis etwa 0,015 Ohm. Die elektromotorische Kraft ist 2,15 Volt, die Leistungsfähigkeit ist bis jetzt 15000mk in der Sekunde, Die Entladung kann sehr schnell erfolgen und es genügt ein einziges Element, um einen Kupferdraht von 4mm Stärke sofort zu schmelzen. Ee. Verfahren zum Schutz der Silberschicht von Spiegeln. Nach W. Hasenöhrl und G. Steingraber in Wien (D. R. P. Kl. 32 Nr. 19584 vom 14. Januar 1882) wird die Silberschicht zunächst mit einem Gemenge von Zinkstaub und fein vertheiltem Kupfer bedeckt und in eine Metalllösung gebracht. Dann kommt der Spiegel in dasjenige Metallbad, in welchem er auf galvanischem Wege mit der eigentlich schützenden Metallschicht bedeckt wird. Hierbei wird die negative Elektrode über dem Spiegel oder dieser unter der Elektrode hin- und herbewegt. Ist ein genügend starker Metallniederschlag erzeugt, so wird derselbe erforderlichenfalls noch mit einem Anstrich versehen. Ersetzung der Salpetersäure in galvanischen Elementen durch Wasserstoffsuperoxyd. Landolt hatte den Vorschlag gemacht, in den Grove'schen und Bunsen'schen Elementen die Salpetersäure durch Wasserstoffsuperoxyd zu ersetzen. A. König (Annalen der Physik, 1882 Bd. 17 S. 347) hat nun Versuche mit einer 2,25 Proc. Wasserstoffsuperoxyd haltigen Lösung gemacht und zwar diente als Maſseinheit ein Daniell'sches Element, in welchem das Zink in concentrirte Zinksulfatlösung tauchte; ebensolche Elemente wurden auch zur Compensation benutzt. Ein Grove'sches Element (Salpetersäure von 1,33 sp. G. und verdünnte Schwefelsäure mit 10 Proc. Gehalt an H2SO4) ergab unmittelbar nach dem Zusammensetzen eine elektromotorische Kraft von 1,74 D; nachdem das Element 20 Minuten lang ungeschlossen gestanden hatte, war dieselbe auf 1,72 D und später nach 50 Minuten langem Schlüsse der Säule ohne weiteren Widerstand in sich selbst auf 1,65 D gesunken. Unter gleichen Umständen ergab dasselbe mit Wasserstoffsuperoxyd gefüllt die Werthe 1,43, 1,38 und 1,21 D. Die Lösung von Wasserstoffsuperoxyd zeigte nachher noch einen Gehalt von 2,16 Proc. H2O2. Wurde die Wasserstoffsuperoxydlösung mit 1/10 ihres Volumens H2SO4 gemischt, so verminderte sich die anfängliche elektromotorische Kraft auf 1,33 D, während sie bei der Ersetzung der verdünnten Schwefelsäure, in welche das Zink eintaucht, durch concentrirte Chlornatriumlösung auf 1,53 D stieg. Ein Bunsen'sches Element, bei dem Flüssigkeiten von gleicher Zusammensetzung wie bei dem Grove'schen Elemente benutzt wurden, hatte unter denselben Umständen die elektromotorischen Kräfte 1,67, 1,64 und 1,50 D und, nachdem es dann 24 Stunden lang ungeschlossen gestanden, noch 1,43 D. Dasselbe lieferte mit Wasserstoffsuperoxyd die Werthe 1,41, 1,40 und 1,32 D. Nachher betrug der Gehalt der Lösung an Wasserstoffsuperoxyd nur noch 1,26 Proc. Die Wasserstoffsuperoxyd-Elemente ohne Ansäuerung zeigten den 4 bis Stachen Widerstand wie Grove'sche und Bunsen'sche Elemente von gleicher äuſseren Form. Durch Ansäuerung ist es zwar leicht, diesen Widerstand beträchtlich zu vermindern; aber dann tritt der Uebelstand ein, daſs die theuere Wasserstoffsuperoxydlösung viel schneller ihren ohnehin sehr geringen Gehalt an H2O2 verliert. So lange demnach die in den Handel kommende Lösung von Wasserstoffsuperoxyd nicht beträchtlich gehaltreicher und billiger wird, dürfte der Vorschlag von Landolt nicht zur praktischen Ausführung zu empfehlen sein. Der Alkoholverlust beim Lagern in hölzernen Fässern. Wie A. Schrohe in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1882 S. 365 ausführt, ist das Hauptproduct der amerikanischen Spiritusindustrie ein etwa 50procentiger Branntwein, welcher meist lange Zeit hindurch in 151,4 bis 166l,5 (40 bis 44 Gallonen) fassenden Fässern gelagert wird. Der unter steuerämtlicher Controle gelagerte Branntwein darf 3 Jahre liegen, erst dann, bezieh. bei der Entfernung vom Lager, ist die Steuer zu bezahlen, nachdem vorher der Inhalt eines jeden Fasses abermals gemessen ist; für die Differenz zwischen der ersten und zweiten Messung, welche also der Leckage und Verdunstung entspricht, ist bis zu der aus folgender Tabelle ersichtlichen Grenze keine Steuer zu entrichten. Offenbar lieſsen sich aus diesen auf amtlichem Wege in zahllosen Fällen ermittelten Verlusten leicht zutreffende Durchschnittszahlen über den Maximalverlust aufstellen, welche den Spiritusfabrikanten veranlassen sollten, sich möglichst undurchlässiger Behälter zu bedienen.   2 Monat   2,50 Proc. 19 bis 21 Monat. 12,50 Proc.   3 und   4   3,75 22 24 13,75   5   6   5,00 25 27 15,00   7   8   6,25 28 30 16,25   9 10   7,50 31 33 17,50 11 12   8,75 34 36 18,75 13 15 10,00 37 40 20,00 16 18 11,25 Zur Kenntniſs des Bienenwachses. Schalfeef glaubte durch fractionirte Fällung mit essigsaurem Blei aus dem Wachs verschiedene Säuren abgeschieden zu haben, deren eine die Formel C34H68O2 haben sollte. F. Zatzek (Monatshefte für Chemie, 1882 S. 677) hat ebenfalls verseiftes Wachs mit Bleizucker gefällt, die Zusammensetzung der gewonnenen Säure entspricht jedoch der Formel der Cerotinsäure C27H54O2, nicht aber der Schalfeef'schen Formel. Ueber die Verwendung von Kupfer und Antimon haltigem Blei zu Schwefelsäure-Kammern. Nach Mittheilung von J. Glover (Chemical News, 1882 Bd. 45 S. 105) wurden zur Prüfung der Verwendbarkeit von Blei zur Herstellung von Bleikammern Bleche der verschiedenen Legirungen 110 Tage lang in eine Bleikammer gehängt. Dabei verlor reines Blei 7,5 Proc. Mit Kupfer und Antimon legirtes Blei erlitt folgende Verluste: Kupfergehalt Verlust Antimongehalt Verlust 0,1 Proc. 7,1 Proc. 0,1 Proc.   8,1 Proc.     0,2 7,1       0,2   9,2     0,3 7,5       0,3 10,9     0,4 9,1       0,4 11,6     0,5 8,5       0,5 11,9     0,75 8,7 N. Cookson (Daselbst S. 106) erhitzte Blei mit Schwefelsäure verschiedener Concentration. Er fand, daſs starke Säuren bei hoher Temperatur Antimon haltiges Blei stärker angreifen als reines Blei, schwächere Schwefelsäure bei niederer Temperatur aber weniger stark als Blei ohne Antimon. Ueber die Dichtigkeit der gesättigten Schwefelsäure. Nach Versuchen von W. Kohlrausch (Annalen der Physik, 1882 Bd. 17 S. 82) ist die Dichtigkeit der concentrirten Schwefelsäure, wenn Δt = Δ18 [1 – γ(t – 18)]: Proc. Dichtigkeit Proc. Dichtigkeit H2SO4 Δ18° γ H2SO4 Δ18° γ 96,00 1,8372 0,00055   99,43 1,8348 96,87 1,8385 0,00055   99,79 1,8381 98,00 1,8379 0,00055   99,98 1,8422 0,00057 98,67 1,8372 100,20 1,8467 99,08 1,8359 101,12 1,8610 0,00057 Die Dichtigkeit der Schwefelsäure erreicht somit bei 97 Proc. ein Maximum von 1,8385, fällt dann langsam gegen das bei etwa 99,5 Proc. gelegene Minimum (1,8348) ab, um bei weiter zunehmendem Procentgehalt der Säure wieder sehr rasch zu wachsen; bei 101 Proc. H2SO4 (82,4 Proc. SO3) ist die Dichte bereits 1,86 geworden. Herstellung von bromwasserstoffsaurem Morphium. Patrouillard (Journal de Pharmacie, 1882 Bd. 5 S. 365) löst 4g schwefelsaures Morphium in 80cc kochendem Alkohol, setzt eine Lösung von 2g Bromkalium in 4cc Wasser hinzu, wäscht den Niederschlag mit heiſsem Alkohol aus und verdunstet das Filtrat. Das auskrystallisirte bromwasserstoffsaure Morphium wird durch Umkrystallisiren aus wenig heiſsem Wasser in langen, weiſsen Nadeln erhalten. Zur volumetrischen Bestimmung von Kupfer und Blei. Um bei der volumetrischen Bestimmung des Kupfers mit Schwefelnatrium die Endreaction leichter erkennen zu lassen, löst P. Casamajor (Chemical News, 1882 Bd. 45 S. 167) 173g Seignettesalz, 480cc Natronlauge von 1,14 sp. G. mit Wasser zu 1l. Die zu untersuchende Kupferlösung wird mit dieser alkalischen Lösung im Ueberschuſs versetzt, die tiefblaue Flüssigkeit in einer Porzellanschale bis nahe zum Sieden erhitzt, worauf man die Schwefelnatriumlösung so lange zuflieſsen läſst, bis kein Niederschlag mehr entsteht. In entsprechender Weise wird auch die Bestimmung des Bleies ausgeführt. Zur Gerbstoffbestimmung. Bezüglich der Löwenthal'schen Gerbstoffbestimmung (vgl. 1882 244 391) hatte C. Neubauer angegeben, daſs 63 Th. reiner krystallisirter Oxalsäure so viel Chamäleonlösung reduciren, wie 41,57 Th. Tannin. C. Councler und J. Schröder (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 1373) haben nun aber in verschiedenen Versuchsreihen gefunden, daſs 63 Th. Oxalsäure 34,19, 34,21 und 34,25 Th. Tannin entsprechen, daſs somit die Neubauer'sche Verhältniſszahl nicht richtig ist. Ueber Quassiin. A. Christensen (Archiv der Pharmacie, 1882 Bd. 220 S. 481) kocht 5k Quassiaholz mit Wasser aus, verdunstet bis auf 11,5, filtrirt, fällt das Filtrat mit Gerbsäure, trocknet den Niederschlag mit Bleicarbonat ein, zieht mit Weingeist aus and verdunstet zur Krystallisation. Quantitative Bestimmungen zeigten, daſs, wenn der Gehalt an Quassiin für den Werth des Quassiaholzes als maſsgebend angenommen werden soll, das Holz von Picraena excelsa in manchen Fällen viel besser sein kann als das von Quassia amara und daſs es in so fern keine groſse Berechtigung hat, wie es mehrere Pharmacopöen gethan haben, die erstere Sorte, das jamaicanische Holz, zu verbieten. Die Zusammensetzung des Quassiins entspricht der Formel C31H42O9. Zur Kenntniſs des Steinkohlentheeres. Wenn man die sauren Oele des Steinkohlentheeres mit Natronlauge auf einmal auszuziehen versucht, so erhält man nach der Destillation des aus der Lösung abgeschiedenen Phenoles eine butterartige Masse. H. Schwarz (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 2201) hat aus den zwischen 320 und 350° siedenden Antheilen Verbindungen der Formel C28H26O2 abgeschieden, welche er Pyrocressole nennt. Das durch wiederholte Krystallisation aus kochendem Benzol erhaltene α-Pyrocressol schmilzt bei 195°, β-Pyrocressol bei 124° und das γ-Pyrocressol bei 104°.