Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 249, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 45
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Explosion eines Kochkessels. Die mit einem offenen Standrohre versehenen, sogen. Kochkessel werden im Allgemeinen für explosionssicher gehalten und bedürfen auch nach dem Reichsgesetze weder vor der Aufstellung, noch später während des Betriebes irgend einer Prüfung. Daſs aber auch solche Kessel explodiren können, beweist ein derartiger in Elmshorn vorgekommener Unfall, über welchen C. J. L. Hartmann im Hamburger Bezirksvereine deutscher Ingenieure (vgl. Wochenschrift, 1883 S. 127) berichtet hat. Textabbildung Bd. 249, S. 44 Der betreffende Kessel von trommelförmiger Gestalt war mit Ausnahme des schmiedeisernen Domdeckels ganz aus Kupfer hergestellt. Die Wandstärke war im Mantel und im Dome 1 bis 2mm, in den Böden 3mm, im Domdeckel 2mm. Der Kessel war in einer Brennerei zum Dämpfen benutzt worden und dann in einer Gerberei aufgestellt, wo er die Trockenkammer heizen sollte. Er war ausgerüstet mit dem vorgeschriebenen, 5m hohen, offenen Standrohre, einem Hahne zur Entnahme des Dampfes, einem Sicherheitsventile, einem Hahne zum Füllen des Kessels, einem Probirhahne und einem Abblasehahne. Am ersten Tage, an welchem der Kessel (ohne vorhergegangene Prüfung) versuchsweise in Betrieb genommen wurde, explodirte er um 11½ Uhr mit heftigem Knalle und richtete dabei eine verhältniſsmäſsig sehr bedeutende Verwüstung an. Von zwei im Arbeitsraume anwesend gewesenen Arbeitern wurde der eine schwer verletzt unter den Trümmern hervorgezogen, der andere war durch den Luftdruck zu Boden geschleudert und besinnungslos geworden, hatte aber nur geringe Verletzungen davongetragen. Der Kessel war in der Krempung des Bodens abgerissen und zwar hatte die Trennung augenscheinlich bei dem Abblasehahne, welcher mit Zinn in den Mantel verlöthet war, seinen Anfang genommen. An dieser Stelle zeigte sich ein jedenfalls schon alter Riſs, welcher sich 9cm in den Boden hinein fortsetzte und der durch Einlöthen des Abblasehahnes wahrscheinlich hat verdeckt und gedichtet werden sollen. Das Blech hatte hier nur eine Stärke von kaum 1mm. Es dürfte hiernach sehr zu empfehlen sein, daſs auch derartige Kessel, in welchen die Spannung immerhin bis auf 0at,5 steigen kann, von Zeit zu Zeit untersucht und einer Wasserdruckprobe unterworfen würden. Ueber Theeranstriche in Dampfkesseln. R. Bredo warnt im Geschäftsbericht der Gesellschaft zur Ueberwachung von Dampfkesseln zu M.-Gladbach, 1883 S. 29 vor dem Anstreichen der inneren Kesselwände, namentlich für Unterfeuerungskessel. Die in Folge des Anstriches abgesprungenen Kesselsteinsplitter lagern sich mit Vorliebe auf der Feuerplatte ab; ist nun gar diese selbst mit Theer gestrichen, welchem man oft nicht einmal Zeit zum Trocknen gelassen hat, so brennen die Theile da fest und eine Deformirung der Platte ist die unmittelbare Folge. Im Uebrigen lassen sich aber die einfachen Cylinder so bequem klopfen, daſs für den Anstrich keineswegs eine zwingende Notwendigkeit vorliegt. (Vgl. F. Fischer 1883 247 456.) Oefen ohne Kamine. Friedrich Herrmann in Wien hat ein österreichisches Patent (Kl. 36 vom 13. Februar 1883) auf einen Zimmerofen ohne Rauchfang erhalten, in welchem Gas oder irgend ein anderer gasartiger oder flüssiger Brennstoff zur Verbrennung gelangt und die Verbrennungsproducte sich an den Ofenwänden oder den Auſsenflächen besonders eingesetzter Luftcirculationskanäle condensiren sollen. Der entstehende wässerige Niederschlag wird am Boden des Ofens in ein untergestelltes Gefäſs abgeleitet. Zur Erwärmung untergeordneter Räume, welche nicht mit einem Schornsteine verbunden werden können, empfiehlt Ehrlich im Breslauer Gewerbeblatt so genannte Karbon-Natron-Oefen, welche mit einer dazu präparirten Kohle, Karbon genannt, von oben gefüllt und dann entzündet werden. Hierauf wird der Ofen im Freien oder bei geöffnetem Fenster 20 bis 25 Minuten unbedeckt stehen gelassen, damit die Kohle sich mit Sauerstoff sättigt, worauf ein mit Wasser gefüllter Behälter in den Ofen eingehängt wird. Dieser Behälter kann durch einen gewöhnlichen Deckel oder durch einen essigsaure Natronsalze enthaltenden, besonderen Heizkasten geschlossen werden, welcher dazu dient, die ihm durch das Wasser zugeführte Wärmemenge theilweise in den zu heizenden Raum auszustrahlen, theilweise in sich anzusammeln. Es sollen während des Verbrennungsprozesses sich nur so geringe Mengen schädlicher Gase entwickeln, daſs ihre Vermengung mit der Raumluft dieselbe nicht zur Einathmung unzulässig macht; falls dies jedoch zu befürchten steht, kann ein Gummischlauch die Verbrennungsgase in das Freie abführen. Beide Oefen bedürfen jedenfalls sehr vorsichtiger Bedienung; für untergeordnete Räume, welche nicht zum Wohnen benutzt werden, können sie unter Umständen verwendbar sein. Hase's elektrischer Feuermelder. Stabsarzt Dr. Hase in Hannover hat nach der Zeitschrift für angewandte Elektricitätslehre, 1882 * S. 498 einen elektrischen Feuermelder nach dem Prinzipe des sogen. Wasserhammers construirt. Die eine Kugel ist bedeutend stärker aufgeblasen als die andere, daher sehr dünnwandig und für Temperaturschwankungen leicht empfänglich. Die Röhre läſst sich in einem Messingringe verschieben, der um Spitzschrauben drehbar ist, und wird so eingestellt, daſs für gewöhnlich ein kleines Uebergewicht auf Seite der groſsen Kugel ist. Tritt eine Temperaturerhöhung ein, so flieſst der Weingeist aus der groſsen in die kleine Kugel, die Röhre kippt demzufolge um und schlieſst den Signalstromkreis durch Eintauchen eines Platinstiftes an einer Feder in ein Quecksilbernäpfchen. Alabaster, Gatehouse und Kempe's Telephon. Nach dem Scientific American Supplement, 1883 Bd. 15 * S. 6063 haben Alabaster, Gatehouse und Kempe, um sich dem Monopol der United Telephone Company zu entziehen, unter Zurückgreifen auf Reis' Gedanken (vgl. auch 1883 248 203 u. 204) ein Telephon hergestellt, indem sie einen dünnen Draht aus Eisen, Stahl oder einem anderen magnetischen Materiale in horizontaler Lage mit seinen beiden Enden an 2 Scheiben aus dünnem Holze, Metalle oder einem anderen mehr oder minder sonoren Stoffe befestigen, ihn zunächst mit einer (primären) Bewickelung aus isolirtem Drahte umgeben, in welchem eine (jenen Eisendraht magnetisirende) Localbatterie und irgend ein Telephongeber eingeschaltet wird, auſserdem aber noch mit einer zweiten (secundären), in den Linienstromkreis aufgenommenen Bewickelung versehen. Die Längsänderungen des Eisendrahtes zufolge der telephonischen Ströme werden durch die als Resonatoren wirkenden Holzscheiben gut hörbar gemacht. Die Holzscheiben können auch in Resonanzkästchen eingeschlossen und von diesen zwei biegsame Röhren mit an die beiden Ohren zu legenden Mündungen versehen werden. Auch kann in den Stromkreis der primären Bewickelung noch die primäre Rolle eines Inductors aufgenommen werden, dessen secundäre Rolle in der Leitung liegt. – Eine besonders handliche Form nimmt dieses Telephon an, wenn der Eisendraht in eine Holzfassung gelegt und mit dem einen Ende in dieser befestigt wird bezieh. auch frei bleibt, während ein anderes Ende an einer einzigen Holzscheibe befestigt wird, welche mittels eines Mundstückes, in ähnlicher Weise wie die Platte anderer Telephone, auf der entsprechend verbreiterten Holzfassung festgeklemmt wird. Ein solches Telephon wiegt nicht mehr als ungefähr 150g. Gewinnung von Gespinnstfasern aus Ginster. Um die Ginsterpflanze für Zwecke der Spinnerei, Weberei, zur Herstellung von Seilerwaaren, Papier u. dgl. verwerthen zu können, will M. Müller jun. in Wien (D. R. P. Kl. 29 Nr. 22523 vom 23. November 1882) die Pflanzen in mit Lauge versetztem Wasser kochen, dann aber wie Flachs rösten, brechen und hecheln. Ueber die Untersuchung von Chokolade. Bestimmt man nach R. Bensemann (Bericht der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 856) den Gehalt einer Chokolade an in Wasser unlöslichen organischen Stoffen (U), an Fett (F) und an Stärke (S), so kann man aus S und dem sogen. Stärkecoefficienten S : (U – F) den Gehalt der Chokolade an Cacao und an Mehl berechnen, wenn der Stärkecoefficient des verwendeten Cacao (ac) und Mehles (am) genau bekannt sind. Bezeichnet man die dem Cacaogehalte der Chokolade entstammenden Antheile von U, F und S mit uc, fc und sc und die aus dem Mehle mit um, fm und sm, so hat man: (ucfc) + (umfm) = UF und sc + sm = S, ferner sc : (ucfc) = ac bezieh. sm : (umfm) = am. Man findet nun nach einfacher Elimination für den Antheil des Procentgehaltes der Chokolade an Stärke (S), welcher dem Cacaogehalte entstammt: sc = [acam (UF) – acS] : (amac) = S – sm und jenen, welcher dem Mehlgehalte entstammt: sm = [amac (U – F) – amS] : (acam) = S – sc. Sei nun der Procentgehalt des zu der Chokolade verwendeten Cacao an Stärke = pc, jener des verwendeten Mehles an Stärke = pm, seien ferner auf 100 Th. Chokolade C Th. Cacao und M Th. Mehl verwendet, so ist: C = 100sc : pc und M = 100sm : pm. Sind ac und pc, am und pm nicht genau bekannt, so muſs man sich auf Schätzungen beschränken unter Annahme folgender Durchschnittswerthe. ac = 0,33, am = 0,80, pc = 10 und pm = 50. Der Stärkecoefficient einer reinen, nur aus Zucker und Cacao bestehenden Chokolade wird sich also nicht viel von 0,33 unterscheiden; je mehr Mehl der Chokolade zugesetzt ist, desto mehr wird ihr Stärkecoefficient sich der Zahl 0,80 nähern. In dieser Weise untersuchter, sogen, löslicher holländischer Cacao (I), Tafelchokolade aus Cacao und Zucker ohne Mehl (II), Chokolade mit Mehl (III bis V) und Chokolademehl (VI) ergaben folgende Procentgehalte: I II III IV V VI Wasserunlösliche organ.    Stoffe                         U = 69,0 35,5 36,0 37,0 37,0 30,0 Fett                                F = 28,0 22,5 21,0 17,5 19,0   6,5 Stärke                           S = 13,0   4,5   8,5 12,0 11,5 17,0 Stärkecoefficient                          S : (U – F) =        0,317        0,346        0,567        0,615        0,639        0,723 Cacao C = 100 sc : pc Theilweise entfette-ter Cacao ohne Zu-satz von Zucker undMehl. Chokolade aus etwa40 Proc. Cacao und60 Proc. Zucker ohneMehl. 24,5 25,0 20,3 12,6 Mehl M = 100 sm : pm 12,3 19,0 19,0 31,5 Zugesetztes Fett   8,8   5,0   8,8 Unwahr-scheinlich Galippe (L'Union pharmaceutique durch die Pharmaceutische Centralhalle, 1883 S. 269) bestätigt, daſs alle Cacaoarten 0,001 bis 0,003 Proc. Kupfer enthalten, die Schalen etwa 0,02 Proc. Verschiedene Chokoladen enthielten 0,0005 bis 0,0125 Proc. Kupfer. Der Kupfergehalt ist um so gröſser, je mehr Schalen zur Herstellung der Chokolade mit verwendet sind. Ueber den Nachweis von Acetol. Versetzt man nach M. Grodzki (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 512) eine verdünnte wässerige Lösung von Acetol mit einigen Tropfen Salzsäure, dann mit Normalnatronlauge und Jodlösung, so entsteht ein dichter, gelber Niederschlag von Jodoform. Prüfung des bromsauren Kaliums. Die neue deutsche Pharmacopoe schreibt zur Bestimmung des Phenoles nach der Gleichung: C6H6O + 5KBr + KBrO3 + 3H2SO4 = C6H3Br3O + 3K2SO4 + 3H2O + 3HBr Normallösungen von Bromkalium und bromsaurem Kalium vor. Nach G. Vulpius (Archiv der Pharmacie, 1883 Bd. 221 S. 186) ist letzteres aber meist sehr Bromkalium haltig, enthielt doch eine Probe sogar 80 Proc. Bromkalium, so daſs eine Werthbestimmung desselben erforderlich ist. Bromsaures Kalium gibt mit Salzsäure Chlor: KBrO3 + 6HCl = KBr + 3H2O + 6Cl, welches man, in Jodkaliumlösung geleitet, durch Titriren des frei gemachten Jodes mit Natriumthiosulfat titriren kann. Unter Berücksichtigung der von Diehl (1882 246 196) vorgeschlagenen Vereinfachung des jodometrischen Verfahrens empfiehlt nun Vulpius die Bestimmung in folgender Weise auszuführen: Man bringt 0g,1 des zu untersuchenden bromsauren Kaliums nebst 2g Jodkalium in ein tarirtes Becherglas, bewerkstelligt die Lösung beider Salze durch 5cc heiſses Wasser, setzt sodann weitere 10cc kaltes destillirtes Wasser und 15g 25 procentige reine Salzsäure zu und läſst aus der 50cc-Bürette 0,1-Normalnatriumthiosulfatlösung genau bis zur völligen Entfärbung einlaufen, wenn man nicht etwa vorzieht, aus einer Vollpipette gleich 50cc, d.h. einen Ueberschuſs von Thiosulfatlösung zuzugeben und nach Zusatz von etwas Jodzinkstärkelösung mit der volumetrischen Jodlösung rückzutitriren. Nimmt man das Aequivalent des bromsauren Kaliums zu 167,1 an, so entspricht 1cc 0,1-Normalthiosulfat 2mg,785 bromsaures Kalium. Specifisches Gewicht von käuflichem Kupfer. D. Watson (Journal of the Society of Chemical Industry, 1883 S. 153) bestimmte das specifische Gewicht von aus Kupfersulfatlösung elektrisch niedergeschlagenem Kupfer zu 8,955. Er berechnet, welchen Einfluſs die verschiedenen Verunreinigungen des Kupfers, als deren wesentlichste er Kupferoxydul betrachtet, auf das specifische Gewicht des reinen Kupfers ausüben. Mit ¼% Blei ½% Arsen ¼% Bleiund ½%Arsen Kupfer, frei von Kupfer-    oxydul 8,955 8,961 8,939 8,945 Kupfer, 1 Proc. Cu2O ent-    haltend 8,925 8,931 8,909 8,915 Kupfer, 2,5 Proc. Cu2O ent-    haltend 8,881 8,887 8,865 8,871. Watson glaubt nun, man könne, wenn Blei und Arsen im technischen Kupfer bestimmt sind, direkt durch das specifische Gewicht den Gehalt an Kupferoxydul annähernd berechnen. Schwefelsäurefabrikation in Amerika. Bis jetzt wird von den meisten amerikanischen Schwefelsäurefabrikanten Schwefel verbrannt. Das kürzliche rasche Steigen desselben im Preise hat einzelne Fabrikanten veranlaſst, statt Schwefel Pyrit zu verwenden; die groſse Mehrheit bleibt aber beim Schwefel, theils weil die ganze Einrichtung und Arbeitsweise damit billiger und einfacher ist, theils weil sie eine Verunreinigung der Schwefelsäure mit Arsen vermeiden wollen. Die aus Schwefel erhaltene Schwefelsäure ist so theuer im Vergleiche mit der in England aus Pyrit dargestellten, daſs englisches Superphosphat, aus amerikanischem Phosphate hergestellt, in Amerika zu einem Preise abgesetzt werden kann, mit welchem amerikanische Düngerfabriken nur schwer concurriren können. Nicht nur Dünger, sondern alle Artikel zu deren Herstellung man Schwefelsäure bedarf, sind in Amerika theurer als die englischen. Der Schwefel für 10 Tonnen (= 9071k,8) Schwefelsäure von 66° kostet 83, spanischer Pyrit nur 49 Dollars. Auf dem amerikanischen Markte findet sich nach einer Angabe im Engineering and Mining Journal, 1883 Bd. 35 S. 251 neben Rio Tinto-Pyrit ein Schwefelkies von hervorragender Reinheit. Er stammt von dem Davis-Bergwerke in Massachusetts und sind aus demselben 47 Proc. Schwefel für die Schwefelsäurefabrikation verwerthbar. Zink, Blei und Kalk sind nur in Spuren vorhanden und Arsen soll gar nicht darin enthalten sein. Beim Brechen gibt das Erz viel Pyritklein; der Schwefel brennt aber so schön aus, daſs die Kiesöfen gröſsere Mengen als gewöhnlich bewältigen können. In Virginia soll ein weiteres Pyritlager bekannt sein, dessen Erz sich, wie das des Davis-Bergwerkes, dadurch auszeichnet, daſs es von Arsen völlig frei ist (vgl. 1883 248 36): SpanischerPyrit Pyrit vom Davis-Bergwerke Schwefel 47,87 50,30 Eisen 40,93 42,83 Kupfer   3,82   3,07 BleiZinkKalk und MagnesiaArsen   0,62  0,10  0,19  0,26   0,61 Unlösliches, SiO2 u. dgl.   5,42    3,19.