Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 251, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 92
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. F. C. Glaser's Verbindung zwischen Röhren und Gestängen. Nach F. C. Glaser in Berlin sollen die meisten bildsamen Stoffe die Eigenschaft besitzen, daſs sie die im erwärmten Zustande erlittenen Eindrücke beim Erkalten unter Druck behalten, bei späterem Erwärmen aber wieder verlieren. Diese Eigenschaft soll nun in folgender Weise zur Herstellung von Verbindungen bei Gestängen und Röhren (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 23524 vom 5. December 1882) benutzt werden. Der eine Gestänge- oder Röhrentheil ist mit einer unterschnittenen Vertiefung zu versehen, der andere mit einem derselben entsprechenden Zapfen, welcher also den Unterschneidungen congruente Erhöhungen aufweist. Diese hindern dann natürlich das Zusammenschieben des Zapfens und der Vertiefung. Nun soll aber der Zapfen erwärmt und so zusammengepreſst werden, daſs die Erhöhungen plattgedrückt erscheinen. Nachdem nun der Zapfen unter Druck erkaltet ist, läſst sich derselbe in die Vertiefung des anderen Gestängetheiles einschieben, worauf nun die Verbindung im zusammengefügten Zustande erwärmt wird. Hierbei sollen nun die Erhöhungen wieder hervortreten, so daſs sie in die Unterschneidungen der Vertiefung einfassen und ein Lösen der Verbindung verhindern. Herstellung von Schraubenwickelungen und Ringen aus Draht. Der Hauptzweck der Erfindung von C. F. Grimmett und J. Cook in Birmingham (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 23696 vom 17. Oktober 1882) bezieht sich auf die massenhafte Herstellung von Ringen, wie sie bei Gardinenhaltern u. dgl. als Zugringe Verwendung finden; die Ringe werden aus schraubenförmigen Drahtwickelungen geschnitten. Zur Erzeugung einer Drahtwickelung wird zwischen den Spitzen einer Drehbank eine mit einer Schraubennuth versehene Spindel eingespannt und das Drahtende an derselben befestigt; lauft nun die Spindel um und wird der Draht mittels eines längs der Spindel fortschreitenden Supportes entsprechend weiter bewegt, so wickelt sich auf der Spindel der Draht in Schraubenform auf. Wird die so hergestellte Drahtspirale nun mittels einer Säge der Länge nach durchschnitten, so erhält man eine entsprechende Anzahl offener Ringe, deren beide Enden in beliebiger Weise vereinigt werden. Der auf die Spindel zu wickelnde Draht wird von einer Rolle durch ein auf dem Supporte befestigtes trichterförmiges Führungsstück auf die Spindel geleitet. Ein biegsamer Arm geht durch das Führungsstück hindurch und bietet durch sein gekrümmtes Ende, unter welches sich der Draht legt, eine weitere Führung für denselben, so daſs dieser möglichst rund auf die Spindel gebogen wird. Dieser Führungsarm wird biegsam hergestellt aus einer Anzahl auf einander gelegter dünner Metallstreifen, welche nach dem Durchmesser der gewünschten Windung gebogen sind. Statt aus Draht können derartige Ringe auch als biegsame Röhren hergestellt werden; das Arbeitsverfahren sowie die hierzu benutzte Vorrichtung bleiben unverändert. Weidenhammer's Glättmaschine für Peitschenstöcke. Zum Glätten der geleimten Peitschenstöcke schlägt G. M. Weidenhammer in Aglasterhausen (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 23809 vom 11. März 1883) eine Zusammenstellung von 4 Scheiben vor, welche mit schräger Achsenstellung in einem Gestelle so angeordnet sind, daſs der zwischen ihre Umfange eingeführte Peitschenstab sowohl geglättet, wie auch vorgeschoben wird. Mittels zweier Hebel sind die Scheiben gegen einander zu verstellen. Der Betrieb erfolgt durch Kegel- und Stirnräder. Fadenbrecher an C. Martin's continuirlicher Streichgarnspinnmaschine. Bei der continuirlichen Streichgarnspinnmaschine von C. Martin in Verviers (vgl. 1881 242 * 29) ist jeder zwischen zwei Cylinderpaaren in Verstreckung befindliche und von einem Röhrchen Drehung bekommende Faden durch einen Fühler beschwert (vgl. Spannungsregulator 1873 208 * 414). Wenn der Vorgespinnstfaden zu stark wird, so ist er widerstandsfähiger, drückt dadurch den Fühler nieder und kommt zwischen rauhe oder klemmende Flächen, welche die Vertheilung der Drehung etwas aufheben, wodurch der Faden offener bleibt und der Verzug sich besser äuſsern kann. Diese Regulirung ist jedoch nur innerhalb gewisser Grenzen wirksam und eine besonders starke Stelle im Vorgespinnste wird sich dann auch im fertigen Faden noch zeigen. Um solche Stellen nicht auftreten zu lassen, wird durch den Fadenbrecher von Blin und Block in Elboeuf (* D. R. P. Kl. 76 Nr. 23338 vom 10. Februar 1883) dann der Faden zerrissen. Etwas unter den klemmenden Flächen dreht sich eine Scheibe mit einem Häkchen, in dessen Bereich der Faden kommt, wenn er durch seine gröſsere Stärke den Fühler zu tief niederdrückt. Die elektrische Glühlichtbeleuchtung des Holborn-Viaductes in London. Nachdem die am 24. April 1882 versuchsweise eingerichtete Beleuchtung des Holborn-Viaductes in London mit Edison'schen Glühlampen 12 Monate im Betriebe gewesen war, hat Colonel Haywood darüber Bericht an das Straſsencomité der Kanalisationsverwaltung erstattet, aus welchem das Telegraphic Journal, 1883 Bd. 12 S. 537 nachfolgende Angaben macht. Nach dem mit der Edison Company am 2. Januar 1882 getroffenen, sich zunächst nur auf die 3 Monate Februar, März und April erstreckenden Abkommen sollte die Beleuchtung während dieser Zeit lediglich auf Kosten der Gesellschaft erfolgen. Die Anlage wurde jedoch erst am 24. April 1882 in Betrieb gesetzt und die Gasbeleuchtung der betreffenden Strecken vollständig eingestellt. Nach regelmäſsigem Betriebe während 3 Monaten wurde auf Ansuchen der Edison Company der Versuch auf weitere 6 Monate (vom 24. Juli ab) verlängert, gegen eine Entschädigung für das elektrische Licht gleich den Kosten der Gasbeleuchtung. Die Zahl der für die öffentliche Beleuchtung dienenden Glühlampen war anfänglich 176, von denen 156 je 16 Kerzen und 20 je 8 Kerzen Leuchtkraft hatten; im Allgemeinen waren je zwei der ersteren in den gewöhnlichen Gaslaternen untergebracht, die letzteren ebenfalls in Gruppen in solchen Laternen vertheilt. Gegen Ende August 1882 wurden die beiden Lampen einer Gaslaterne durch eine (von etwa 16 Kerzen) ersetzt. Die Lampen der 5 flammigen Kandelaber am östlichen Ende des Viaductes und an der Kreuzung desselben mit Snow Hill wurden durch groſse achteckige Laternen mit je 8 Glühlampen, jede von etwa 16 Kerzen, ersetzt. Die Glühlampen waren so angebracht, daſs sie im Falle einer Störung jederzeit beseitigt und sofort das Gaslicht benutzt werden konnte. Nach diesen Veränderungen stellt sich die Zahl der jetzt im Gebrauche befindlichen Glühlampen auf 92 und mit den in den Privathäusern u.s.w. angebrachten auf etwa 745. Die ganze elektrisch beleuchtete Straſsenlänge ist etwa 426m, die gesammte erleuchtete Bodenfläche beträgt etwa 10360qm, für jede Lampe etwa 113qm. Die Leuchtkraft der seit August 1882 im Gebrauche befindlichen Glühlampen wird zu 16 Kerzen angegeben; sie ersetzen 86 Gasflammen, deren jede stündlich 5 engl. Cubikfuſs (0cbm,1416) Gas verbraucht und etwa 14 Kerzen Leuchtkraft besitzt. Für die Gasbeleuchtung des Viaductes wurden von der Verwaltung bisher rund 7768 M. jährlich gezahlt; da nun die Edison Company für denselben Preis arbeitet, stellen sich die Kosten für eine Lampe auf etwa 184,40 M. für das Jahr. Bis Ende August 1882 waren 176 Glühlampen im Gebrauche mit je etwa 1052 Brennstunden vom 24. April ab, was etwa 185152 Stunden für eine einzelne Lampe ergibt. In den folgenden Monaten waren 92 Lampen mit je 3228 oder im Ganzen (bezieh. auf eine Lampe bezogen) 296976 Stunden Brennzeit in Thätigkeit. Beide Werthe zusammen ergeben 482128 Brennstunden. Die Gesammtzahl der Fehler und Störungen in der elektrischen Beleuchtung betrug 815, deren Gesammtdauer, auf eine Lampe bezogen, 1515 Stunden oder 0,3 Procent der jährlichen Brennzeit ausmacht. Im ersten Theile des Betriebsjahres kam in jeder Nacht durchschnittlich ein Fehler auf 1,17 Lampen; in der zweiten Hälfte, bei 92 Lampen, etwa auf 2,80 Lampen ein Fehler. Die meisten Unterbrechungen entstanden durch Fehler in den Maschinen sowie durch Schäden an den Kohlenfäden der Lampen. Es kamen in dem Jahre fünf vollständige Unterbrechungen der Straſsenbeleuchtung vor; in anderen Fällen verlöschten 18,16 bezieh. 12,8 und 5 sowie auch 2 oder eine Lampe und zwar zum gröſsten Theile in Folge von Fehlern oder Brüchen der Kohlenfäden. Huber's Einschaltung elektrischer Glühlichtlampen. J. L. Huber in Hamburg ermöglicht das bequeme Ein- und Ausschalten von Glühlichtlampen dadurch, daſs er die den Kohlenbügel tragenden Drähte nicht unten, sondern seitlich aus Vorsprüngen des Fuſses der Glasglocke herausführt und in einen Knopf, eine Schleife oder eine Fläche, welche einen sicheren Contact ermöglicht, enden läſst. Die Glocke selbst wird von unten so in ihren Halter eingeführt, daſs die erwähnten Vorsprünge durch Aussparungen im Halter eintreten und sich dann beim Drehen um 90° auf einen Rand an demselben auflegen, wodurch die Enden der vom Kohlenbügel kommenden Drähte mit Contactfedern in Berührung treten, an welchen die Zuleitungsdrähte enden. Die eine Contactfeder besteht aus 2 Theilen, deren leitende Verbindung durch ein Metallplättchen auf dem Wirbel eines im Halter angebrachten Hahnes aus isolirendem Materiale hergestellt wird, so lange die Lampe brennen soll. Eine Spiralfeder drückt einen in die untere Seite des Hahngehäuses eingelassenen Stöpsel auf den Fuſs der Glocke herab und hält sie so auf dem schon erwähnten Rande des Halters fest. Verfahren zum Trocknen von Diffusionsrückständen. Werden nach J. H. Reinhardt in Würzburg (D. R. P. Kl. 89 Nr. 24369 vom 14. December 1882) ausgelaugte Rübenschnitzel erst zerrissen, dann stark gepreſst, so werden etwa 80 Procent des vorhandenen Wassers entfernt und der Rest der Feuchtigkeit läſst sich leicht austrocknen. In Stücke gepreſst, halten sich die so behandelten Rückstände lange und lassen sich leicht auf groſse Entfernungen versenden. Einfluſs der Titansäure auf die Schmelzbarbeit feuerfester Thone. Nach H. Seger (Thonindustriezeitung, 1883 S. 243) wurden 100 Th. Zettlitzer Kaolin, welcher 98,5 Proc. reine Thonsubstanz enthielt, einerseits mit 5 oder 10 Proc. Kieselsäure, andererseits mit der äquivalenten Menge Titansäure gut gemischt, zu kleinen Kegeln geformt und in einem Tiegel im Deville'schen Gebläseofen auf eine zwischen Schmiedeisen- und Platinschmelzhitze liegende Temperatur erhitzt. Nach dem Glühen war der Zettlitzer Kaolin weiſs, fast völlig verdichtet, an den Kanten durchscheinend, die Form völlig erhalten, scharfkantig mit matter Oberfläche. 100 Zettlitzer Kaolin mit 5 Kieselsäure war schneeweiſs, noch etwas saugend, die Kanten durchscheinend, porzellanartig auf dem Bruche, die Form völlig erhalten, Oberfläche matt. 100 Zettlitzer Kaolin mit 10 Kieselsaure war schneeweiſs, etwas mehr saugend wie vorher, an den Kanten durchscheinend, fast porzellanartig dicht, Oberfläche matt. Der Kegel aus 100 Zettlitzer Kaolin mit 6,65 Titansäure hatte sich etwas zur Seite geneigt, war auf dem Bruche dicht gesintert, die Oberfläche matt glasirt, dunkel blaugrau. Die Probe aus 100 Zettlitzer Kaolin mit 13,3 Titansäure erschien völlig zu einem dunkel blaugrauen Emailtropfen zusammengegangen. Danach wirkt die Titansäure bereits bei Temperaturen als entschiedenes Fluſsmittel, bei welchen die Kieselsäure noch auflockernd wirkt, und ist daher bei Analysen feuerfester Thone mehr als bis jetzt auf das Vorhandensein von Titansäure Rücksicht zu nehmen. Eigenthümlich ist die dunkel blaugraue Färbung, welche die mit Titansäure versetzten Proben angenommen hatten; sie erinnert an die blaugraue Färbung, welche manche Thone bei starkem Brennen annehmen und die vielleicht nicht allein einem Eisengehalte zuzuschreiben ist, denn manche Thone mit erheblich höherem Eisengehalte brennen sich vollkommen weiſs. Ob dies vielleicht ein Anzeichen des Vorhandenseins geringer Mengen Titansäure ist oder nicht, muſs weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben. Zur Kenntniſs des Dopplerits. Nach A. Mayer (Landwirtschaftliche Versuchsstation, 1883 Bd. 29 S. 313) wurde in holländischen Torfmooren bis jetzt kein Dopplerit gefunden. Eine Probe Appenzeller Dopplerit enthielt 84,6 Proc. Wasser, die Trockensubstanz Kohlenstoff 55,8 Wasserstoff 4,8 Stickstoff 0,0 Asche 4,2 Rest-Sauerstoff 35,2 ––––– 100,0. Die Asche besteht wesentlich aus kohlensaurem Calcium. Die aschenfreie Substanz entspricht etwa der Formel C17H18O8. Dopplerit scheint danach ein Gemenge fast reiner Humussäuren zu sein (vgl. Demel 1883 247 141). Verfahren zur Gewinnung von Glycerin. Nach E. Brochon und Comp. in Mailand (Englisches Patent Nr. 2758 vom 12. Juni 1882) werden Seifenunterlaugen mit Kochsalz gesättigt, die klare Lösung wird angesäuert und die abgeschiedene Fettsäure durch Eiweiſs, Leim u. dgl. gefällt. Man dampft dann die Flüssigkeit ein, entfernt die auskrystallisirenden Salze, worauf aus der rückständigen Flüssigkeit das Glycerin durch Destillation gewonnen wird. Ueber die Nachweisbarkeit von Kohlenoxyd. G. Hüfner und R. Külz (Journal für praktische Chemie, 1883 Bd. 28 * S. 256) haben spectralanalytisch die Hämoglobinmengen bestimmt, welche beim Schütteln verdünnter Lösungen reiner Krystalle aus Hundeblut mit atmosphärischer Luft von wechselndem Kohlenoxydgehalte an dieses Gas gebunden werden: Gehalt der Luft an Hämoglobin anKohlenoxyd gebunden Kohlenoxyd Sauerstoff 1,65 20,61         100,0 Proc. 1,32 20,68 90,3 0,99 20,75 84,9 0,66 20,82 75,6 0,49 20,86 66,2 0,33 20,89 64,3 0,25 20,91 60,4 0,11 20,93 50,6   0,041 20,95 38,9 Selbst bei einem Gehalte von 0,04 Proc. der atmosphärischen Luft an Kohlenoxyd sind also noch 39 Procent der Gesammtmenge des vorhandenen Hämoglobins in Oxydhämoglobin übergeführt, so daſs sich auf diese Weise noch geringere Mengen dieses schädlichen Gases werden nachweisen lassen. (Vgl. F. Fischer 1880 235 439.) Zur Bestimmung des Stickstoffes. Gelegentlich seiner Untersuchungen über die Einwirkung von Ammoniak auf Propionaldehyd fand A. Waage (Monatshefte für Chemie, 1883 S. 708), daſs bei der Stickstoffbestimmung nach Dumas die Verdrängung der Luft aus dem Apparate durch Kohlensäure nur dann annähernd vollständig gelingt, wenn sie bei hoher Temperatur durchgeführt wird; bei dem gewöhnlichen Verfahren dagegen, auch wenn man sehr lange Zeit Kohlensäure durchleitet, bleibt, besonders bei Anwendung von feinem Kupferoxyde, eine erhebliche Menge Luft in dem Apparate zurück, die erst während der Verbrennung zugleich mit dem Stickstoffe zur Entwickelung kommt. Durch wiederholtes abwechselndes Auspumpen des Apparates und Füllen mit Kohlensäure kann der Fehler zwar verringert, doch kaum beseitigt werden. Die besten Resultate bekam Waage bei Anwendung des folgenden Verfahrens: In einem Rohre von 100cm Länge, welches rückwärts ausgezogen war, folgten der Reihe nach 20 bis 25cm Natriumbicarbonat, 8cm körniges Kupferoxyd, dann höchstens 5cm feines Kupferoxyd mit der Substanz, welches man jedoch bei Flüssigkeiten und leicht verbrennlichen Substanzen ganz weglassen kann, 40cm körniges Kupferoxyd, eine Rolle aus Kupferdrahtnetz von 12cm und eine Rolle aus oxydirtem Kupiernetze von 8cm Länge. Es wird nun zunächst durch Kohlensäure aus einem Entwickelungsapparate die Hauptmenge der Luft verdrängt, dann das Rohr rückwärts abgeschmolzen und seiner ganzen Länge nach erhitzt, mit Ausnahme von 10cm, wo sich die Substanz befindet. Das Natriumbicarbonat erhitzt man erst und zwar schwach, wenn das Kupferoxyd bereits in dunkler Rothglut ist. Der gröſste Theil des Bicarbonates muſs aufgespart werden für den Schluſs der Operation. Jetzt werden rückwärts die Flammen ausgelöscht bis auf eine, welche sich zwischen der Substanz und dem Bicarbonate befindet und verhindern soll, daſs erstere nach rückwärts diffundirt. Man führt nun die Verbrennung wie gewöhnlich durch. Verfahren, flüssige Mineralsäuren durch Kieselguhr in trockene Form zu bringen. Um Säuren leichter versandfähig zu machen, mischen Vorster und Grüneberg in Kalk (D. R. P. Kl. 12 Nr. 24748 vom 3. Juni 1883) dieselben mit Kieselguhr oder Asbest zu einer festen Masse, welche in Fässern verpackt, leicht verschickt werden kann. Eine Mischung von 4 Th. Säure und 1 Th. Kieselguhr gibt so eine teigförmige Masse, welche für gewisse Zwecke – z.B. Schwefelsäure für Erdölraffinerie und Darstellung von Kohlensäuren für Mineralwasser – direkt verwendet werden kann, ohne daſs es nöthig wäre, die Säuren von der Kieselguhr zu trennen. Für andere Zwecke läſst sich der beschriebene Säureteig leicht auslaugen und, wenn diese Auslaugung systematisch geschieht, daraus eine Säure von genügender Concentration gewinnen, während die verbleibende Kieselguhr nach dem Trocknen wieder für gleiche oder andere Zwecke, z.B. Dynamit, Dampfrohrumhüllungen, Gasreinigung u. dgl., verwendet werden kann. Anwendung der Borsäure und des Hämatins in der Alkalimetrie. A. Guyard schlägt im Moniteur scientifique, December 1883 S. 1176 die Anwendung der Borsäure als Normalsäure beim Titriren vor. Nach seiner Angabe ist es schwierig, mit Schwefelsäure eine streng normale Flüssigkeit zu bereiten. Die Oxalsäure, obgleich bequem in Bezug auf Anwendung, ist in Lösung nicht ganz beständig. Borsäure hingegen ist durch Krystallisation leicht im Zustande vollkommener Reinheit zu erhalten und kann nach dem Schmelzen im Platintiegel als Anhydrid zur Bereitung von durchaus unveränderlichen Normalflüssigkeiten verwendet werden. An Stelle von Lackmus schlägt Guyard Hämatin (Hämatoxylin) als Indicator vor, einen Farbstoff, welcher in Bezug auf Schärfe der Reaction das erstere übertrifft und sich durch Beständigkeit im Farbumschlage vor ihm auszeichnet. Schwache wie starke Säuren verhalten sich gleich gegenüber diesem Indicator, und Borsäure bewirkt die Aenderung der Färbung mit derselben Sicherheit wie Schwefelsäure. Man wendet das Hämatin in Pulverform des Handels an und bereitet sich erst eine Lösung davon, wenn man sie nöthig hat; die wässerige Auflösung soll nicht länger wie einen Tag dienen. Einige Tropfen der letzteren färben irgend eine saure Flüssigkeit in helles Gelb; freie Alkalien bewirken Farbenänderung in Purpur und diese letztere Färbung hält während verhältniſsmäſsig langer Zeit an. Ein Schwanken der Färbung wie beim Lackmus, welches durch die Unsicherheit in der Erkennung der Endreaction für den Beobachter oft so unangenehm ist, findet nicht statt. Hämatin ist nach Guyard eines der empfindlichsten Reagentien auf Ammoniak und selbst empfindlicher als das Neßler'sche Reagens. Spuren von flüchtigem Alkali genügen, um in Gegenwart von Hämatinlösung eine Flüssigkeit in zartes Violett zu färben, was auf der augenblicklichen Bildung von Hämateïn beruht.