Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 251, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 190
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Laval's Einrichtung an Schiffen zur Verminderung der Reibung gegen das Wasser. Bereits von H. Ressel (1882 246 * 401) wurde der Vorschlag gemacht, die bedeutenden Arbeitsverluste, welche durch die Reibung zwischen dem Schiffskörper und dem Fahrwasser entstehen, dadurch herabzumindern, daſs zwischen Schiffskörper und Wasser eine Luftschicht eingeschaltet wird. Diesen Gedanken führt G. de Laral in Stockholm (* D. R. P. Kl. 65 Nr. 23884 vom 5. December 1882 und Nr. 24097 vom 24. Februar 1883) in mehreren Abänderungen aus. Laval will statt des Reibungswiderstandes zwischen Schiffskörper und Fahrwasser den geringeren Widerstand vom Schiffskörper gegen Luft einführen, indem er die ganze eingetauchte Oberfläche des Schiffsrumpfes ganz oder theilweise mit einer Luftschicht einhüllt; dies soll beispielsweise dadurch erreicht werden, daſs man an der inneren oder äuſseren Schiffswand eine Anzahl von Röhren oder Kammern anbringt, in welche Luft o. dgl. durch eine Pumpe hineingetrieben wird, um durch Bohrungen gegen das umgebende Wasser austreten zu können. Besonderes Gewicht scheint auf das gehörige Austreten von Luft am Bug gelegt zu werden. Es soll zu diesem Zwecke hier eine besondere Kammer angebracht werden, welche in mehrere Höhenabtheilungen getrennt ist. Dem nach der Tiefe zunehmenden Wasserdrucke entsprechend befindet sich in diesen einzelnen Zellen von oben nach unten zunehmend Luft von stärkerer Spannung, welche durch seitliche Spalten unter einen Schild nach den Längswänden zu austritt. Die verschiedene Spannung der Luft in den einzelnen über einander liegenden Zellen soll durch verschieden stark pressende Luftpumpen oder durch entsprechend belastete Accumulatoren erzeugt bezieh. erhalten werden. Jedenfalls um allzu starke Wirbelungen zu vermeiden, wird bestimmt, daſs die Luft nur eine solche Pressung haben darf, um ohne wesentliche Geschwindigkeit aus dem Schiffe gegen das Wasser zu treten. Reinigung der Druckrollen bei Flachsspinnbänken. Bei den Naſsspinnbänken setzen sich auf den Druckrollen des vordersten Streckcylinders, welche gewöhnlich aus Holz hergestellt sind, kurze Fäserchen und klebriger Schmutz ab, welche sich dann in kleinen Klümpchen dem durchgehenden Faden mittheilen, eingesponnen werden und dadurch schlechte Stellen in dem Garne erzeugen. Zur Vermeidung dieses Uebelstandes bringen Coey und Arthur in Leeds (Englisches Patent vom 30. August 1882) über jeder Druckrolle einen Klappdeckel an, dessen vordere, auf der Druckrolle aufliegende Kante mit einem weichen Materiale (Filz oder Plüsch) versehen ist, welches den Schmutz abstreift und aufnimmt. 3 oder 4 mal während eines Tages werden dann die Deckel zurückgeschlagen und abgebürstet. Zu demselben Zwecke wird mit Bezug auf den Umstand., daſs der vordere Streckcylinder sich ganz rein hält und nur die hölzernen Druckrollen den Schmutz aufnehmen, weil der letztere an der weichen Holzoberfläche leichter haftet als an der glatten Messingfläche des Cylinders, von J. Erskine (Englisches Patent, vgl. Textile Manufacturer, 1883 S. 448) über jeder Druckrolle eine mit Plüsch oder Filz überzogene Rolle gelegt, welche nur durch ihr Eigengewicht sich an den Cylinder drückt und von diesem mitgedreht wird, also keine abweichende oder entgegengesetzt gerichtete Geschwindigkeit hat, Bei der Berührung nimmt nur die rauhere Oberfläche dieser Rollen den Schmutz auf und werden dieselben ebenso wie vorhin regelmäſsig abgebürstet. Neue Ausführungsweise unterirdischer Telegraphenleitungen. Die Press of Philadelphia hat nach dem Journal of the Telegraph, 1883 Bd. 16 S. 152 im Oktober 1883 einen Bericht über einen erfolgreichen Versuch mit einem neuen Systeme unterirdischer Telegraphenleitungen seitens der Brooks' Underground Conduit Company in Delaware gebracht, welche jetzt ein unterirdisches Rohr mit 33 Drähten in Betrieb hat, von Third und Chestnut Streets nach dem Depot der Pensylvania-Eisenbahngesellschaft zu Kensington, eine Entfernung von 4km. Das Kabel liegt 457mm unter der Erdoberfläche und die bisherigen Schwierigkeiten bei in demselben Strange geführten Telegraphen- und Telephonleitungen sind vermieden. Die Western Union Company hat 10 ihrer New-Yorker Drähte, welche zur Abwickelung des gewöhnlichen Verkehres dienen, in dem Rohre nach Kensington. Die Leiter sind in Paraffinöl getaucht, um die Feuchtigkeit abzuhalten. Die äuſsere Schutzhülle besteht aus Blei. Man behauptet, daſs auch Drähte für elektrisches Licht auf diese Weise geführt werden könnten und die Auslagen bei ihrer Einführung in die Häuser die Kosten der Einführung von Telegraphen- und Telephondrähten in Gebäude nicht übersteigen würden. Die Länge des Eisenbahnnetzes der Erde. Das Eisenbahnnetz der Erde erreichte zu Ende des J. 1882 eine Gesammtlänge von 411667km. Hiervon entfallen auf Europa 180137, auf Asien 17282, auf Amerika 200316, auf Afrika 5149 und auf Australien 8783km. Die Bahnlängen der europäischen Staaten, geordnet nach der Dichtigkeit des Netzes, ergeben sich aus nachstehender Tabelle: Länder GanzeLänge Auf100000qkmentfallen Länder GanzeLänge Auf100000qkmentfallen km km km km Belgien   4293 1458 Spanien   9810 197 Luxemburg     360 1391 Portugal   1673 187 Groſsbritannien 29619   941 Schweden   6305 140 Deutsches Reich 35500   657 Rumänien   1475 113 Schweiz   2682   648 Türkei   1432   54 Niederlande   2022   613 Norwegen   1524   47 Frankreich 28804   545 Ruſsland 22890   46 Dänemark   1770   462 Bulgarien     224   35 Oesterreich-Ungarn 19735   317 Finnland   1171   31 Italien   8775   304 Griechenland       73   11 Der gröſste Theil der asiatischen Bahnen entfällt auf Britisch-Indien mit 15892km oder 70km auf 10000qkm; die übrige Länge vertheilt sich auf Java mit 613 und auf Ceylon, Japan und Kleinasien mit je 200 bis 300km. In Amerika betrug die Bahnlänge in den Vereinigten Staaten 168677km oder durchschnittlich 183km auf 10000qkm, in Canada 12224, in Brasilien 4865, in Mexiko 4654, in Argentina 2811, in Peru 2510, in Chile 1855 und auf Cuba 1382km; auſserdem sind noch 12 amerikanische Staaten mit Eisenbahnen ausgestattet, deren Längen zwischen 22 und 376km liegen. In Afrika finden wir Algerien, die Capcolonie und Aegypten mit 1531, 1543 bezieh. 1518km Eisenbahn vertreten; an der verbleibenden Länge betheiligen sich Tunis mit 266, Natal mit 159 und Mauritius, mit 132km. Von den australischen Bahnen endlich entfallen auf Australien selbst 6381, auf Neuseeland 2075, auf Tasmania 276 und auf Hawaii 51km Eisenbahn. Das Eisenbahnnetz der Erde hat von 1879 auf 1880 um 12853km, von 1880 auf 1881 um 23261km und von 1881 auf 1882 um 31371km zugenommen. (Nach der Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins, 1884 S. 8.) Zur Verarbeitung Phosphor haltiger Schlacken. Um zur Verarbeitung der beim basischen Prozesse erhaltenen Schlacken die Oxydule von Eisen und Mangan in Oxyde und Oxydoxydule überzuführen und die Zerstörung der Sulfide zu bewirken, werden nach C. Scheibler in Berlin (D. R. P. Kl. 16 Nr. 25020 vom 10. Mai 1883) die nur zu gröberen Stücken von etwa Faustgröſse zerschlagenen Schlacken einem sorgfältigen Glühprozesse unter reichlichem Luftzutritte ausgesetzt. Wenn man die so in Stücken geglühte Schlacke alsdann der Einwirkung von Wasser oder Wasserdampf aussetzt, so zerfällt dieselbe zu einem äuſserst feinen Pulver, indem der in der Schlacke enthaltene Aetzkalk sich in Kalkhydrat verwandelt. Durch diese Umwandlung erleidet die Schlacke eine viel feinere Zerkleinerung, als dies auf mechanischem Wege, d.h. Pulverisirung in Kollergängen oder Schleudermühlen bewirkt werden kann. Verfahren zur Herstellung von Aetzstrontian. Wird nach H. Niewerth in Hannover (D. R. P. Kl. 75 Nr. 24508 vom 7. November 1882) Cölestin mit äquivalenten Mengen Kohle und Brauneisenstein gemischt und geglüht, so entstehen beim Auslaugen mit Wasser Strontianhydrat und Schwefel eisen. Cölestin und Kohle können zunächst allein geglüht, das. Glühproduct kann dann ausgelaugt und die Lauge mit Eisenoxyd behandelt werden. Oder man glüht zunächst Strontianit mit Kohle, dann das gebildete Schwefelstrontium nochmals mit Eisenoxyd und laugt dann aus. Endproducte sind in allen drei Fällen Strontianhydrat und Schwefeleisen. An Stelle von Eisenoxyd soll auch Bleioxyd oder ein anderes Metalloxyd verwendbar sein. Verfahren zum Reinigen von Zuckersäften. Zur Reinigung von Rübensaft wird derselbe nach F. A. Schott in Kreiensen (D. R. P. Kl. 89 Nr. 24129 vom 23. November 1882) mit einer Lösung von Kaliwasserglas versetzt, stark erhitzt und dann mit Schwefligsäure fast, mit verdünnter Schwefelsäure aber schlieſslich völlig neutralisirt. Das Filtrat versetzt man für je 1 Th. Kali, welches dasselbe enthält, mit 1,82 Th. Gyps, kocht fast bis zum Syrup ein und filtrirt. Aus so verarbeiteter Melasse soll nach einigem Stehen aller Zucker auskrystallisiren. D. M. Eachran in Greenoch (D. R. P. Kl. 89 Nr. 24545 vom 11. Januar 1883) will die zu reinigenden Zuckersäfte mit 0,5 bis 6 Proc. Manganoxydul, Mangansuperoxyd, Mangansulfat u. dgl. versetzen, absetzen lassen, filtriren, dann mit etwa 5 Proc. Kalk behandeln, den Ueberschuſs desselben mit Kohlensäure oder Schwefligsäure fällen, schlieſslich über Knochenkohle filtriren und eindampfen. Zur Untersuchung von Traubenzucker. B. Haas (Zeitschrift für analytische Chemie, 1883 S. 115) hat vergleichende Zuckerbestimmungen nach dem Fehling'schen, Sachsse'schen und polarimetrischen Verfahren in 3 Proben gewöhnlichem Traubenzucker (I bis III), im Kartoffelsyrup (IV) und dem daraus abgeschiedenen festen Traubenzucker (V) ausgeführt: I II III IV V Fehling 86,75   71,14 54,60   35,21 38,36 Sachsse 86,67   78,08 64,04   35,62 48,16 Polarisation 92,45 100,00 96,78 146,74 192,18. Damit wird bestätigt, daſs die Polarisation für solche Zucker unbrauchbare Resultate gibt. Die Erscheinung, daſs die Sachsse'sche Quecksilberlösung scheinbar mehr Zucker gibt als die Fehling'sche Lösung, deutet daraufhin, daſs gewöhnlicher Traubenzucker zuweilen Stoffe enthält, welche zwar die alkalische Quecksilberlösung, nicht aber die Kupferlösung reduciren. Ueber den Zinngehalt conservirter Nahrungsmittel. Nach Versuchen von E. Ungar (Pharmaceutische Centralhalle, 1883 S. 560) enthielten Spargel, welche in verzinnten Blechbüchsen conservirt waren, am Rande der Büchsen 0,019 bis 0,033 Proc., in der Mitte 0,021 bis 0,033 Proc. Zinn. Es scheint, daſs das Zinn der Wandungen durch die Brühe gelöst und dann durch einen Bestandtheil der Spargel gebunden wird. Das Zinn lieſs sich weder durch Kochen mit Wasser, noch auf Zusatz von Kochsalz, noch von Kochsalz und Essigsäure in Lösung bringen. 0,5 Proc. Salzsäure, ungefähr entsprechend der Acidität der Magensäure, nahm ebenso wenig Zinn auf. Dagegen löste 3 procentige Salzsäure und Kalilauge das Zinn als Zinnchlorür auf. Es ist daher wahrscheinlich, daſs auch die Spargel eine Oxydulverbindung des Zinnes enthalten haben. Die stark sauer reagirenden Brühen einiger Büchsen mit Aprikosen und Erdbeeren waren frei von Zinn, dagegen die Früchte selbst Zinn haltig. 100g Aprikosen der einen Büchse enthielten 0,0185 Proc., 125g einer anderen Büchse 0,0245 Proc., 76g,5 Erdbeeren 0,0175 Proc. Zinn. In wie weit dieses Zinn gesundheitsschädlich wirkt, müssen weitere Versuche zeigen. Verfahren zur Herstellung von dichromsaurem Kalium. P. Römer in Elberfeld (D. R. P. Kl. 75 Nr. 24694 vom 10. December 1882) verwendet zum Auſschlieſsen von 100 Th. Chromerzen 150 Th. Kalk, 40 Tb. Potasche und 30 Th. Soda. Die Schmelze wird ausgelaugt und der Kalium- und Natriumchromat enthaltenden Lauge die nach der Formel: K2Na2Cr2O8 + H2SO4 = K2Cr2O7 + Na2SO4 + H2O erforderliche Menge Schwefelsäure oder Salzsäure zugesetzt, worauf sich das Kaliumbichromat ausscheidet, während das Natriumsulfat in Lösung bleibt und aus derselben durch Eindampfen gewonnen wird. Verfahren zur Gewinnung von Kohlenwasserstoffen. Nach E. Heusser in Dürkheim (D. R. P. Kl. 12 Nr. 24758 vom 7. Januar 1883) werden zur Gewinnung niedrigsiedender Kohlenwasserstoffe Steinkohlen der trockenen Destillation unter gleichzeitiger Einwirkung von Chlorgas und Salzsäuredampf unterworfen, indem man die Steinkohlen in Retorten, ähnlich den Gasretorten, erhitzt und von Beginn des Heizens an so lange Chlorgas und Salzsäuredampf in die Retorte leitet, bis sich keine condensirbaren Gase mehr entwickeln. Zur Gewinnung hochsiedender Kohlenwasserstoffe unterwirft man ein Gemenge von Steinkohlen und Chlorzink, oder von Steinkohlen mit Steinkohlentheer und Chlorzink, oder von Steinkohlen mit Steinkohlentheeröl und Chlorzink, unter gleichzeitiger Einwirkung von Salzsäuredämpfen der trockenen Destillation.