Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 251, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 558
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Treibriemen für halbgeschränkten Lauf. Da beim halbgeschränkten Riementriebe bei schrägem Ablaufen des Riemens von den Scheiben die eine Kante desselben mehr ausgedehnt wird als die andere und folglich der Riemen dort leicht einreiſst, verstärkt C. Otto Gehrckens in Hamburg (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 24382 vom 18. April 1883) die andere Riemenkante durch halbe Verdoppelung oder stufenweise Verdreifachung des Riemens in seiner Breite. Dadurch ist die Dehnung des Riemens an allen Stellen entsprechend der beim Ablaufe gemachten Abbiegung, so daſs eine Ueberstreckung und dadurch bedingtes Reiſsen einer Stelle nicht eintritt, vielmehr der Riemen an allen Stellen bis zum Ablaufe vollkommen fest an der Scheibe liegt. Besonders bei kleinem Achsenabstande der Scheiben macht sich diese Verbesserung deutlich bemerkbar. Neue billige Zeicheninstrumente von F. Soennecken in Bonn. Von der Firma F. Soennecken in Bonn werden seit einiger Zeit Ziehfedern und Stellzirkel mit Bleistift bezieh. mit Schreibfeder, welche sich durch ihre groſse Billigkeit (30 bezieh. 50 Pf. das Stück) verbunden mit Brauchbarkeit auszeichnen. Textabbildung Bd. 251, S. 558 Die Ziehfedern (* D. R. P. E. O. Richter Kl. 70 Nr. 21529 vom 31. März 1882) werden als Massenartikel ähnlich wie die Stahlschreibfedern hergestellt; sie bestehen aus einem entsprechend geformten Stahlbleche, welches um einen Halter gebogen ist; die Schraube ist in ein viereckiges Loch des unteren Blattes eingelassen und die Schraubenmutter aus Messing gefertigt. Die Ziehfeder hat vermöge der starken Wölbung der beiden Schenkel groſses Fassungsvermögen, gestattet feine und starke Linien zu ziehen, so daſs sie sowohl für Schul gebrauch, als auch für den Techniker zu empfehlen ist. Der Stellzirkel, mittels einer federnden Hülse auf einen Bleistift oder einen gewöhnlichen Soennecken'schen Federhalter aufschiebbar, läſst sich zum Ziehen von Kreisen bis zu 8cm Radius verwenden. Der verstellbare Zirkelschenkel – der Halter mit der Schreibfeder oder der Bleistift bildet den festen Schenkel des Zirkels – ist mittels einer Schraube und eines schwingenden Schlitzhebelchens in passender Stellung festzustellen. Beim Kreisschlagen steht zwar die Drehachse des Zirkels (der Bleistift oder der Federhalter) schief gegen die Papierfläche; indeſs gelingt die Arbeit nach kürzester Uebung so zuverlässig, wie dies von einem solchen Tascheninstrumente für 50 Pf. nur erwartet werden darf. Textabbildung Bd. 251, S. 558 Endlich ist noch der Stellzirkel mit Ziehfeder zu erwähnen, bei welchem am unteren Ende eines Holzstieles die Ziehfeder in ein Loch eingesteckt und der verstellbare Zirkelschenkel wie vorher angebracht ist. In den Holzstiel ist aber noch ein Seitenloch, etwa normal gegen die Längenrichtung, eingebohrt, um die Reiſsfeder aufzunehmen, wenn die Vorrichtung als Stangenzirkel dienen soll, wobei der Zirkelschenkel mit seiner Schiebhülse an das entgegengesetzte Ende des Halters gerückt wird. Dieses Zeichengeräth kostet bloſs 1 M., dank der geschickten Combination einfacher Bewegungsglieder, welche so gestaltet sind, daſs eine Massenherstellung möglich ist. Festigkeit von verzinkten eisernen Telegraphendrähten. Auf der Elektrotechnischen Ausstellung in Wien 1883 hatte die französische Verwaltung ihre Telegraphendrähte nebst Uebernahmsbedingungen u. dgl. vorgeführt. Nach Engineering, 1884 Bd. 37 S. 160 sind fast auschlieſslich verzinkte Eisendrähte von 3, 4, 5 und 6mm Durchmesser in Verwendung. Der 3mm-Draht ist für die Telegraphenleitungen der Provinzen in Gebrauch; der 4mm-Draht ist der häufigst verwendete und dient für die langen Hauptleitungen. 5mm und 6mm starke Drähte verbinden Paris mit gewissen gröſseren Städten, mit Grenzämtern und mit anderen groſsen Hauptstädten. Ueber die ausgelegten Drahtproben sind folgende Festigkeitsangaben von Interesse (vgl. Weiller, 1883 247 434. 1882 245 * 64): 1) Drähte von Paul Jamin und Comp. in Eurville (Frankreich). Durchmesser mm 7 6 5 4 3 2 1 Gewicht der Ringe    k   154   150 150 149 111 70 34 Länge    m   510   680 950 1500 2050 2960 5560 Reiſsbelastung    k 1484 1334 755 490 256   154 49 Festigkeitsmodul k/qmm 38,6 47,2 38,4 39,0 36,2 49,0 62,4 2) Drähte der Société des Forges de Franche Comté. Durchmesser mm 7 6 5 4 3 2 1 Gewicht der Ringe (ohne Ver-    bindungsstücke)    k     41,7     38,6   36,7   35,8   32,7   29,9   26,3 Reiſsbelastung     k 1520 1120 780 575 290 137 32,7 Festigkeitsmodul k/qmm 39,5 39,6 39,7 45,7 41,0 43,6 41,6 Elasticitätsgrenze      k 1300 1000 700 450 250 125 30 Tragmodul k/qmm 34 35 35 36 35 40 38 Verfahren zur Herstellung von Lothmetall von F. Haenle in München. Das Verfahren (D. R. P. Kl. 7 Nr. 24458 vom 28. December 1882) bezweckt die Herstellung von Lothmetall für die Goldschläger, um angeblich die Benutzung der bis jetzt angewendeten Pergamentblätter überflüssig zu machen. Es beruht auf der Beobachtung, daſs nicht fertig gezainte, unmittelbar aus der Beize kommende Metallblätter mit Blättern, welche sich bereits in einem weiteren Zustande der Zainung befinden, sich unter der Einwirkung des Hammers nicht mehr vereinigen, sondern von diesen ganz ähnlich wie die Pergamentglätter stets getrennt gehalten werden. Demgemäſs geht Haenle in folgender Weise vor: Die ganzen Blätter, wie sie als fertig gezaint vom Hammer kommen, werden nochmals in dem Glühofen geglüht, alsdann am zweckmäſsigsten der Länge nach in der Mitte durchgeschnitten und die so gewonnenen Hälften zwischen ganze Blätter gelegt, Welche, noch nicht fertig gezaint, direkt aus der Beize kommen. Es werden alsdann Schläge zusammengesetzt, bei welchen immer ein halbes „fertig gezaintes“ Blatt mit einem halb gezainten, direkt aus der Beize genommenen ganzen Blatte abwechselt; diese Schläge werden wiederum unter den Zainhammer gebracht und dann so lange unter demselben bearbeitet, bis die halben Blätter so dünn geschlagen sind, daſs sie als Lothmetall, auf die übliche Gröſse zugeschnitten, dem Goldschläger unmittelbar geliefert werden können. Die halb gezainten gebeizten Blätter, welche den ganz gezainten als Zwischenlage gedient haben, sind nach diesem Prozesse „fertig gezaintes“ Metall; sie werden alsdann ihrerseits geglüht, getheilt und zwischen halb gezainten, gebeizten blättern unter dem Zainhammer für den Goldschläger fertig gemacht. Der Ersatz der Pergamentblätter durch Metallblätter der erwähnten Art hat den weiteren Vortheil, daſs diese nicht wie jene starr und zähe sind und sich unter den Schlägen des Hammers nicht dehnen, sondern im Gegentheile sich nach Maſsgabe des Fortschreitens des Hämmerns mit ihrer Einlage ausdehnen, die Streckung der letzteren dadurch befördern und auch zu einer gleichmäſsigeren machen. Durch das letzte Hämmern von Metall auf Metall erhalten auch die Lothe ein glänzendes, polirtes Aussehen, während die zwischen Pergament geschlagenen Blätter matt sind. Zur Verwendung des Tripolithes. Auf Veranlassung des preuſsischen Ministers der öffentlichen Arbeiten hat man mehrfach sowohl bei Wasserbauten, wie bei Hochbauten probeweise Tripolith (vgl. 1882 243 433) verwendet; es hat sich aber nach dem Centralblatt der Bauverwaltung, 1883 S. 312 gezeigt, daß dem Tripolith als Baumaterial eine weitere Bedeutung nicht beigemessen werden kann. Tripolith-Guſs zur Ausschmückung der Auſsenflächen von Gebäuden war nach Jahresfrist von der Witterung zerstört. Färben von weiſsem, aus Seide und Baumwolle bestehendem Gewebe in zwei Farben. O. Breuer beschreibt im Bulletin de Mulhouse, 1884 S. 65 ein seit lange in Lyon angewendetes Verfahren, um aus Seide und Baumwolle gemischte Gewebe in zwei verschiedene Farben zu färben. Zu diesem Behufe wird zuerst die Seide gefärbt, unter solchen Umständen, daſs die Baumwolle keinen Farbstoff anzieht; hierauf färbt man die Baumwolle, ohne die Färbung der Seide zu verändern. Es gelingt dies mit Hilfe eines Tanninbades zwischen den beiden Färbeoperationen und will man z.B. die Seide des Musters rosa, die Baumwolle grün färben, so verfährt man auf folgende Weise: Es ist die Seide, welche stets zuerst gefärbt wird und verwendet man hierzu die echtesten, der Seife am besten widerstehenden Farbstoffe. Gewöhnlich sind dies in Weingeist lösliche Producte. Man färbt die Seide in der Wärme und in Gegenwart von Seife; es eignet sich als solche ein Seifenbad, welches schon zum Entschälen der Seide gedient hat und das man mit etwas Essigsäure versetzt. Ohne diese Maſsregel zieht die Seide den Farbstoff schlecht. Nach dem Färben wäscht man gründlich; sollte sich die Baumwolle leicht gefärbt haben, so genügt äuſserst schwaches Chloren zu ihrer Reinigung. Man geht nun zum Beizen in Gerbsäure über, welches den wichtigsten Theil des Verfahrens ausmacht. Man löst 8 Procent des Gewichtes der Stücke an reinem Tannin in Wasser, führt das Stück (gewöhnlich 2,5 bis 3k schwer) in das Bad ein, zieht es darin während 12 Stunden herum, führt aus und trocknet, ohne zu waschen. Nach dem Trocknen fixirt man in Brechweinstein, 150g auf das Stück, während 2 ½ bis 3 Stunden und in der Kälte. Hierauf reinigt man in Wasser. Das Färben der Baumwolle geschieht in der Kälte mit möglichster Beförderung und unter Anwendung einer genügenden Menge Farbstoffes, zu welchem man etwas Essigsäure gibt. Die Operation soll nicht mehr wie ½ Stunde in Anspruch nehmen, um die Seide möglichst zu schonen, welche sich in diesem Bade nicht färben darf. Dem Färben folgt Waschen. Man bereitet ein ziemlich concentrirtes Seifenbad, durch welches man das Stück während 10 bis 15 Minuten nimmt, um die Miſsfarbe zum Verschwinden zu bringen, welche die Seide im Farbbade der Baumwolle hat annehmen können. Nöthigenfalls seift man ein zweites Mal und wäscht. Zur Rosafärbung verwendet man am besten Rose Bengale oder spritlösliches Eosin, zum Grünfärben Vert brillant. Mittels dieses Verfahrens lassen sich schöne Wirkungen und die verschiedensten Färbungen hervorbringen, welche man nach Belieben variiren kann. Die Vortheile dieses Färbeverfahrens im Vergleiche zum alten, auf dem Verweben von zuvor gefärbter Kette und Einschlag gegründeten Verfahren bestehen in der Verminderung der Handarbeit und in der Unabhängigkeit, welche es dem Fabrikanten gegenüber der so schnell ändernden Mode gewährt. Es stellt ihn sicher vor der Entwerthung seiner Waare, indem er von letzterer je nur so viel dem Färben unterzieht, als von seiner Kundschaft verlangt wird. Berichtigung. In dem Berichte über die Calorimetrische Untersuchung von Dampfmaschinen ist zu lesen: S. 513 Z. 5 v. o. erschienen statt „erschien“; Z. 13 v. u. Dampfnässe statt „Dampfmasse“. In der Tabelle S. 514 ist ρ in Calorien, nicht in Grad, ausgedrückt.