Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 254, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 442
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Festigkeit von Hanftreibriemen. Ueber die Festigkeit von sogen. Doppelkern-Hanftreibriemen, wie sie von der Fabrik J. A. Huber's Söhne in Rosenheim hergestellt werden, sind bereits ausführliche Untersuchungen von Prof. J. Bauschinger (vgl. 1881 242 66) mitgetheilt. Nach einer neueren Versuchsreihe zeigen diese Hanftreibriemen eine Zugfestigkeit von 560k/qc bei 4,25 Proc. Bruchdehnung. Diese günstigeren Endzahlen sind durch eine zweckmäſsigere Construction der Riemen erzielt, da in allen Fällen das beste Hanfmaterial zu solchen Verwendungen ausgewählt wird. Brückmann's Herstellung der Papierscheiben für Eisenbahnwagenräder. Statt die Scheiben für Papierscheibenräder durch Zusammenpressen einzelner runder Papierpappen, welche mit Kleister o. dgl. bestrichen sind, herzustellen (vgl. 1882 245 520), schlägt G. L. Brückmann in Berlin (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 28266 vom 19. Oktober 1883) vor, solche Scheiben aus endlosem Papier, welches mit Klebstoff bestrichen wird, in einer kräftigen Rollmaschine unter Druck zu wickeln. Fortschritte der Metallerzeugung im Jahrzehnt 1872/82. Bei Annahme von 1000t als Einheit haben, wie Paul Trasenster in der Revue universelle, 1883 Bd. 13 S. 466 bezieh. 480 am Schlüsse eines eingehenden Berichtes übersichtlich zusammenfaſst, die verschiedenen Länder (Groſsbritannien, Vereinigte Staaten Nordamerikas, Deutschland, Frankreich, Belgien, Oesterreich-Ungarn) folgende Mengen geliefert: 1872 1876 1879 1882 Roheisen 14555 13320 14200 21100 Zink 145 193 217 273 Blei 287 340 390 446 Kupfer 112 127 145 170 Zinn 29 34 37 39 Bezieht man diese Zahlen auf die Darstellung von 100 im J. 1882, so erhält man: 1872 1876 1879 1882 Roheisen 69 62 67 100 Zink 53 70 79 100 Blei 64 76 87 100 Kupfer 66 77 85 100 Zinn 74 87 95 100 Hiernach ist seit 10 Jahren die Erzeugung an Zink am meisten gestiegen; bezieht man sie auf das J. 1876 oder 1879, so hat das Eisen die meisten Fortschritte gemacht. Was die Preise betrifft, so sind dieselben niedriger als im J. 1872 und selbst 1876, aber höher als in 1879. Aus nachstehender Zusammenstellung ergibt sich das Verhältniſs, welches bestand zwischen dem durchschnittlichen Preise des Roheisens zu Glasgow und der anderen Metalle auf dem Londoner Markte in den obigen Jahren: 1872 1876 1879 1882 Roheisen 205 118   95 100 Zink 135 162   99 100 Blei 137 148 100 100 Kupfer 134 114   88 100 Zinn 141 73   67 100 Die Kurse des Zinkes und Bleies, dann die des Eisens nähern sich denen von 1879 am meisten, während für Kupfer und Zinn die Sachlage eine verhältniſsmäſsig bessere ist. Anders' Mikrophon. G. L. Anders in London verwendet nach dem Scientific American Supplement, 1884 * S. 7201 in seinem Mikrophon Osmium in feinen Körnern, weil dessen Härte, Unschmelzbarkeit und mikrophonische Empfindlichkeit es als ein besonders geeignetes Material erscheinen lassen. Mitunter macht der Verfasser die eine Fläche aus Aluminium, die andere aus Osmium, weil das groſse Leitungsvermögen des ersteren für Wärme und Elektricität dessen Schmelzbarkeit an den Contactstellen vermindert. Beide Metalle überziehen sich an der Luft oder durch die Stromwirkung nicht mit einer nichtleitenden oder leicht schmelzbaren Schicht. Die Elektroden werden aus einem nicht leicht oxydirenden oder schmelzenden Metalle gemacht. Vortheilhaft wird das gekörnte Osmium zwischen zwei plattenförmigen oder sonst zweckmäſsig gestalteten Elektroden untergebracht, welche in eine Röhre oder einen Schlauch aus Kautschuk, Kork o. dgl. eingeschlossen werden. Die eine Elektrode kann dann mitten an einer elastischen Platte oder einem Schallbrette angeschraubt oder sonstwie befestigt werden; das Osmium füllt den Raum zwischen den beiden Elektroden aus. Zwei solche Röhren können in Parallelschaltung, oder auch in Hintereinanderschaltung neben einander auf derselben schwingenden Platte angebracht und dabei die beiden von der Platte abgewendeten Elektroden durch einen schmalen Metallstab mit einander verbunden werden. Mitunter verwendet Anders eine kleine Menge gekörntes Osmium, welches mit Blattaluminium durch Zusammenreiben innig gemischt ist, oder, da das Aluminium weich genug ist, um zu gestatten, daſs Osmiumtheilchen durch Druck mit ersterem vereinigt werden, bisweilen auch zwei Elektroden von Aluminium mit Osmium an ihrer Spitze. Verfahren zur Glasirung von Fässern. F. G. Sponnagel in Berlin (D. R. P. Kl. 6 Nr. 29340 vom 4. Mai 1884) will die Glasur bei Fässern nicht, wie bisher geschehen, auf das Holz auftragen, sondern im Holze selbst entstehen lassen. Zu dem Zwecke wird zunächst das Faſs oder der Bottich mit der wässerigen Lösung einer Glasur – hergestellt durch Schmelzen von 100 Th. reiner Kieselsäure mit 50 Th. Alkalien – längere Zeit behandelt. Dann wird eine Lösung von essigsaurer Thonerde in Wasser, versetzt mit Schwefligsäure im Verhältnisse von 4 : 2 : 1, in das Faſs gebracht; dieselbe wirkt auf die in die Poren des Holzes tief eingedrungene Glasur sofort in Folge doppelter Umsetzung und scheidet eine indifferente Glasur von Kieselsäure nicht nur auf der Oberfläche, sondern auch tiefer in den Holzporen ab. Die Glasur ist durch dieses Verfahren fest mit dem Holze verbunden und hat den Vorzug, daſs dieselbe nicht selbst abspringt und daſs auch, wenn sie durch äuſsere Gewalt von der Oberfläche entfernt werden sollte, das Faſs, da ja die inneren Theile des Holzes damit ausgefüllt sind, nicht undicht wird. Goldgewinnung in Siebenbürgen. Das Gold kommt im Siebenbürger Goldbezirke gröſstentheils in metallischem Zustande, in Quarz und Silicaten, als Gesteinsarten (dürre Erze), viel weniger in Pyriten (geschwefelte Erze, Eisenkiese) und vererzt (Fahlerze, geschwefelte Antimon- und Arsenverbindungen), in feinem und zerstreut eingesprengtem Zustande (Pochgänge), selten dichter eingesprengt und in gröſseren Partien vereinigt (freies Gold) vor. Zur Gewinnung des Goldes werden zur Zeit die Gold haltigen Pochgänge unter Wasserzufluſs mittels eiserner Stempel zerkleinert. Theils im Pochtroge, theils auf schiefen Ebenen vorgelegten Plachen (grobe Leinwand) setzt sich das Gold in fein zerkleinertem Zustande theilweise ab; das abflieſsende, durch eine Mischung von Gesteinsarten, Pyriten und Goldtheilchen getrübte Wasser (Pochtrübe) leitet man in groſse Behälter, worin sich die Gold enthaltenden Erz- und Pyrittheilchen, sowie freies Gold absetzen (Schliche). Sowohl der Pochtrogsatz, als auch die von den Plachen abgewaschenen Gold haltenden Schliche werden auf schiefen Ebenen verwaschen und die so dem Golde nach concentrirten Schliche auf dem Sichertroge behandelt, worauf die Goldtheilchen sich trennen und so das Rohgold (sog. Crudo-Gold) gewonnen wird. Dieses so erhaltene Goldpulver wird getrocknet und kommt entweder als solches zum Verkaufe (zur Crudo-Gold-Einlösung), oder es wird in eisernen Mörsern, welche vielfach auch erwärmt werden, mit Quecksilber verrieben, das erhaltene Amalgam abgepreſst, ausgeglüht, oft auch eingeschmolzen, worauf es dann zum Verkaufe gebracht wird. Auf letztere Art wird auch das freie Gold behandelt. Die in den Behältern abgesetzten Gold und Pyrit haltenden Schliche werden auf Stoſsherden verwaschen, und zwar zum möglichst hohen Pyritgehalte, weil in der Zalatnaer Hütte die Schmelzkosten dadurch geringer werden, daſs der Pyrit die Ansammlung des Goldes, Silbers und Kupfers bei der Schmelzung im Schwefeleisen (Rohlech) bewirkt und die Nebenproducte als Schwefelsäure, Kupfervitriol u. dgl. verwerthet werden. A. Hauch empfiehlt nun in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1884 S. 399 für den Siebenbürger Golddistrikt die allgemeine Einführung einer Erzamalgamation. Zwar hat eine französische Gesellschaft, welche das Verfahren von Designault (vgl. 1881 240 * 207) bei der Verarbeitung der Gold und Silber haltigen Erze des Nagybanyaer und Schemnitzer Bezirkes unter Verwendung von Quecksilberchlorid anwendet, noch mit Schwierigkeiten zu kämpfen und auch das Verfahren von R. Barker (1884 251 * 32. 254 * 211) hat sich bei Versuchen in kleinem Maſsstabe nicht bewährt, soll aber neuerdings wesentlich verbessert sein. Es ist daher vielleicht die alte Telleramalgamation namentlich für die sogen. dürren Golderze, d.h. diejenigen, welche wenig oder keine Pyrite führen, anzuwenden. Verbreitung der Cholera durch Wasser. Marey (Comptes rendus, 1884 Bd. 99 S. 667) hat an der Hand der Choleraberichte der Jahre 1832, 1849, 1850 und 1854/5 für eine Reihe von Oertlichkeiten in Frankreich die Verbreitung dieser Krankheit durch das Wasser nachgewiesen und gibt so der Ansicht Koch's (vgl. 1884 252 261), daſs das Wasser das bedeutendste Verbreitungsmittel dieser Seuche sei, eine neue Stütze. Darstellung von Schwefelkohlenstoff haltigen Flüssigkeiten. Zur Darstellung von Flüssigkeiten mit bestimmtem Gehalte von Schwefelkohlenstoff schüttelt man nach Livache (Comptes rendus, 1884 Bd. 99 S. 697) eine mit Steinöl versetzte Seifenlösung mit Schwefelkohlenstoff während einiger Minuten innig durch. Die durchscheinende Emulsion vermag mehr als 200g Schwefelkohlenstoff auf 150g Seife in 1l fein vertheilt zu halten. Die Emulsion scheidet auf Zusatz von Wasser keinen Schwefelkohlenstoff ab und man kann derart leicht Schwefelkohlenstofflösungen von bestimmtem Gehalte darstellen. Anstatt der gewöhnlichen Seife kann man mit gleichem Erfolge Harzseife verwenden und statt des Steinöles andere Lösungsmittel, wie Terpentinöl, Benzin u. dgl., nehmen. Das Verhältniſs der Seife wie des Lösungsmittels für den Schwefelkohlenstoff liegt innerhalb weiter Grenzen. Livache empfiehlt sein Verfahren zur Bereitung von Schwefelkohlenstofflösungen für antiseptische Zwecke und zur Insektenvertilgung. Ueber einige Reactionen der Chlorchromsäure. Quantin theilt in den Comptes rendus, 1884 Bd. 99 S. 707 mit, daſs Chlorchromsäure durch Ueberleiten von trockenem Chlor und Kohlenoxyd bei 500 bis 600° in Chromchlorid umgewandelt wird nach der Formel: 2CrO2Cl2 + 4CO + 2Cl = Cr2Cl6 + 4CO2. Wirkt Kohlenoxyd allein auf Chlorchromsäure ein, so tritt bereits bei 100° Reduction der Chlorchromsäure unter Feuererscheinung und Bildung von Chromylchlorid ein: CO + 2CrO2Cl2 = Cr2O3 + 4Cl + CO2 und Cr2O3 + 3CO + 6Cl = Cr2Cl6 + 3CO2. Ueber Isobutylamidotoluol. Werden nach J. Effront (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S. 2317) salzsaures o-Toluidin und Isobutylalkohol mehrstündig auf 280 bis 290° erhitzt, so entsteht in groſser Ausbeute eine isobutylirte primäre Base, also ein Isobutyl-o-Amidotoluol, C4H9.C7H6.NH2. Dieses Amin ist ein farbloses, angenehm aromatisch riechendes Oel, welches bei 243° siedet und gut charakterisirte Salze bildet. Das salzsaure und das schwefelsaure Salz, C11H17N.HCl bezieh. (C11H17N)2.H2SO4, krystallisiren in Nadeln; ersteres löst sich in kaltem Wasser reichlich, letzeres nur wenig auf. Auch das Oxalat bildet nadelige Krystalle und wird von Aether leicht gelöst. Das Acetylderivat, C11H15NH.C2H3O, krystallisirt in weiſsgrauen, glänzenden Blättern, löst sich leicht in Weingeist und so gut wie gar nicht in Wasser. Es schmilzt bei 162°, die Benzoylverbindung, C11H15NH.C7H5O, bei 168°. Dieses Isobutylamidotoluol ist daher verschieden von dem isomeren Amin, welches Erhardt aus o-Toluidin mit Isobutylalkohol und Chlorzink erhalten hat.