Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 256, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 43
Download: XML
[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Dampfkessel und Dampfmaschinen in Preuſsen im J. 1884. Nach der Statistischen Correspondenz sind auf Grund der alljährlich einzureichenden Nachweisungen zu Beginn des J. 1884 (ohne die Anlagen der Militärverwaltung und der Kriegsmarine, sowie ohne Locomotiven) vorhanden gewesen: Zahl Jahreszunahmeseit Beginn 1879 Feststehende Dampfkessel 39646           4,5 Proc. Bewegliche Dampfkessel und Locomobilen 8229 9,7 Feststehende Dampfmaschinen 36747 4,6 Schiffsdampfkessel 1091 11,1 Schiffsdampfmaschinen 906   9,1 Neuere Versuche mit Wärmeschutzmitteln. Durch die Bekleidung von Dampfleitungsröhren, frei liegenden Dampfkesseltheilen u. dgl. mit Wärmeschutzmitteln wird bekanntlich eine groſse Ersparniſs an dem zur Dampferzeugung nothwendigen Feuerungsmateriale erzielt; die in Folge dessen gesteigerte Nachfrage nach leistungsfähigen und haltbaren Wärmeschutzmitteln hat die Entstehung einer groſsen Anzahl der verschiedensten sogen. Compositionen hervorgerufen. Um den Werth dieser verschiedenen Schutzmittel kennen zu lernen, sind schon zahlreiche Vergleichsversuche (vgl. 1878 229 190) angestellt worden, welche jedoch allerdings nur zum kleinsten Theile eine Veröffentlichung fanden. Einige neuere Versuche seien in Folgendem auszugsweise mitgetheilt. In den Chemnitzer Centralwerkstätten der Sächsischen Staatsbahnen wurden, wie Baurath Bergk im Jahrbuch des Sächsischen Ingenieur- und Architektenvereins, 1882 * S. 141 mittheilt, während 4 Monate Versuche angestellt, indem das Gewicht des in 1 Stunde sich bildenden Niederschlagswassers gemessen wurde, das auf 1qm Rohroberfläche entstand, unter möglichst genauer Einhaltung derselben Dampfspannung, welche bei allen Versuchen nahezu gleich 4at,5 war. Das guſseiserne Versuchsrohr hatte 70mm äuſseren und 50mm inneren Durchmesser, die Länge war so bemessen, daſs die Oberfläche genau 1qm war; in dieses an beiden Enden durch Flanschen verschraubte Rohr wurde Kesseldampf durch ein enges Rohr eingeleitet, das vor der Einmündung mit einem Dampfwasser-Ableiter (vgl. * S. 1 d. Bd.) in Verbindung stand, um das mitgerissene Wasser aufzunehmen. Das im Versuchsrohre sich bildende Niederschlagswasser wurde am anderen Rohrende nach einem zweiten Topfe geleitet und hierauf durch Wägung gemessen. Zur Feststellung der Dampfspannung diente ein auf das Versuchsrohr aufgesetztes Manometer und zur Beobachtung der Oberflächentemperatur des umhüllten und des nicht umhüllten Rohres benutzte man zwei Thermometer, welche mit ihrer Kugel in einem Abstande von 30mm von der betreffenden Rohroberfläche festgehalten wurden und zur Beseitigung des Einflusses der äuſseren Temperatur mit einem hölzernen Gehäuse umgeben waren. Die folgende Tabelle enthält die Mittelwerthe aus einer gröſseren Anzahl Beobachtungen unter nahezu gleichen Verhältnissen: Art des Wärmeschutzmittels Dicke der Be-kleidungsschicht Menge des con-densirt, Dampfesin der Stundefür 1 qm Oberflächentem-peratur-Unter-schied zwischendem nicht um-hüllen und um-hüllten Rohr Kosten für dieBekleidung von1 qm Rohr mitArbeitlohn undUnkosten mm k Grad M. Seidenzopf, doppelt, von Thiele und Günther    in Magdeburg 20 4,15 43,0 11,57 Wergstrick, darüber geflochtenes Stroh-    seil gewunden 20 4,31 41,0   6,51 Seidenzopf, einfach, darüber Seidenpol-    ster von Thiele und Günther in Magdeburg 26 4,34 44,0 18,53 Schlackenwolle (vgl. 1880 236 425) 25 4,67 37,5   3,22 Holzbelag 20 4,83 31,5   6,56 Filzstreifen von S. Bergel in Berlin 10 5,03 39,5   2,24 Wergstrick, einfach, von Müller in Chem-    nitz 13 5,15 35,0   2,96 Kieselguhr-Composition von W. Berke-    feld in Celle (vgl. 1881 239 243) 12 5,15 29,5   4,34 Aeltere Masse von Grünzweig und Hart-    mann in Ludwigshafen 15 5,23 35,0   4,94 Leroy'sche Masse von Posnansky und Co.    in Berlin (vgl. 1878 230 449) 15 5,56 21,5   3,37 Alte Knoch'sche Masse 42 5,61 27,0 20,22 Masse von Westphal 14 5,67 22,5   2,87 Neue Knoch'sche Masse mit Cocosstrick 23 6,05 32,2   8,20 Desgleichen (vgl. 1884 252 * 407) 22 6,34 24,2   5,88 Das unbekleidete Rohr ergab in der Stunde und für 1qm Rohroberfläche 8k,5 Niederschlagswasser. Aus diesen Zahlen kann allerdings noch kein vollständiges Urtheil über den Werth der einzelnen Wärmeschutzmittel gewonnen werden; hierzu bedarf es vielmehr noch der Untersuchung in Bezug auf die Haltedauer. Die gefundenen Niederschlagswassermengen gelten auch nur bei stehendem Dampfe; sie werden sich anders ergeben, wenn der Dampf durch das Rohr strömt, welcher Fall ja der gewöhnliche ist. Diese Verschiedenheit ist bei den vorbeschriebenen Versuchen nicht geprüft worden; jedoch wurde der Einfluſs ermittelt, welchen die Verschiedenheit der Rohrdurchmesser auf das Gewicht des condensirten Dampfes äuſsert und zwar bei nicht umhülltem Rohre. Es wurde gefunden, daſs ein Rohr von 160mm äuſserem Durchmesser in der Stunde für 1qm Oberfläche 5k,9 und ein Rohr von 230mm äuſserem Durchmesser entsprechend 4k,5 Niederschlagswasser gab, woraus Bergk schlieſst, daſs sich die Wassermengen nahezu umgekehrt wie die Quadratwurzeln der zugehörigen Rohrdurchmesser verhalten. Umfassende Versuche über Wärmeschutzmassen wurden von der Fabrik-Feuerversicherungs-Gesellschaft in Boston angestellt, wie im Engineer, 1884 Bd. 57 S. 391 nach einer Schrift des Prof. John Ordway in Boston mitgetheilt wird. Die Versuche wurden in zweifacher Weise ausgeführt; einmal wurde ein kurzes Stück der umhüllten Dampfleitung in einen Kasten eingeschlossen und durch Thermometer die Temperatur, welche nach einiger Zeit in dem Kasten entsteht und dann im Beharrungszustande nahezu dieselbe bleibt, bestimmt; dann wurde das Niederschlagswasser gemessen, welches in einem von der Hauptdampfleitung abgezweigten längeren Rohr sich nach bestimmter Zeit bildete, wenn dieses Rohr nach einander mit den verschiedenen Materialien umhüllt wurde. Es wurde gefunden, daſs Haarfilz, umbunden mit billigem Packtuch, die wirksamste Umhüllung ergab; dieser reihte sich an Schlackenwolle, welche jedoch 50mm dick aufgetragen und noch mit 25mm dicker Holzlage und 3 Lagen gering werthigem Wolltuch umgeben war; bei weniger starker Umhüllung wirkte Schlackenwolle in viel geringerer Weise. Schwammartige Pappe erwies sich als genügend gut, dagegen ergab Strohumhüllung, umbunden mit Baumwollenzeug, einen schlechten Erfolg; die gebräuchliche Bekleidung mit Reisspreu, angefeuchtet mit Wasserglas, zeigte sich besser als eine solche von Strohseilen. Faserige und poröse Materialien wirken hauptsächlich durch ihren groſsen Luftinhalt; je loser die betreffenden Stoffe sind, desto geringer ist ihre Wärmeleitungsfähigkeit; so hatte stark gepreſste Asbestpappe das schlechteste Ergebniſs von allen untersuchten Wärmeschutzmitteln. Von den pulverförmigen Massen, welche in angefeuchtetem Zustande als dicker Brei auf die Röhren aufgetragen werden, erwies sich nur Kieselguhr als gutes Schutzmittel; gewöhnlich wird dieselbe mit Haaren gemischt. Bei der Verwendung von Materialien, welche organische Stoffe enthalten, zeigte sich die Anordnung einer dünnen Luftschicht zwischen Umhüllung und Rohrwand als vortheilhaft, indem dadurch das Verkohlen der organischen Fasern verhütet und die Isolirfähigkeit erhöht wurde; es ergab sich dabei, daſs die Luftschicht besser wirkt als eine dieselbe ersetzende Umhüllung durch Asbestpappe. Die Umhüllung mit mehreren Lagen verschiedener Schutzmittel ergab keinen besseren Erfolg als diejenige durch einfache Schicht einer guten Masse. Die meisten der untersuchten Schutzmittel veranlassen eine zu starke Belastung der Röhren, so daſs die Lagerung derselben mit besonderer Rücksicht hierauf hergestellt werden muſs. Was die Dauerhaftigkeit der Schutzmittel anlangt, so konnten die Versuche, welche einige Wochen dauerten, hierüber wenig Aufschluſs geben; jedoch zeigte sich in dieser Zeit schon, daſs Umhüllungen, welche thierische oder pflanzliche Stoffe, wie Wolle, Baumwolle, Papierstoff, Haare, Stroh, enthalten, bei fortdauernder Erwärmung durch den Dampf leiden. Die Befürchtung, daſs eine Papierbekleidung von selbst Feuer fangen könne durch die Erwärmung des durch die Röhren strömenden Dampfes, erwies sich durch Versuche, wobei gewöhnliches, sowie mit Oel getränktes Papier um ein Dampfrohr gelegt wurde, dessen Dampfinhalt eine Temperatur von 1500 hatte, als grundlos; allerdings wurde das Papier braun und entflammte durch einen Funken sofort, was sich auch bei anderen organischen Stoffen zeigte, die längere Zeit auf dem heiſsen Dampfrohre sich befanden. Die Tränkung des vielfach als Theil der Umhüllung verwendeten Packtuches mit Borax., wolframsaurer Soda oder Wasserglas vermindert die Gefahr der leichten Entflammbarkeit. Um die Auſsenseite der Umhüllung wasserdicht zu machen, wird empfohlen, dieselbe mit Segeltuch zu umgeben und, wenn die Schutzmasse ganz trocken geworden ist, zweimal Oelfarbe aufzustreichen. Im Engineer, 1884 Bd. 57 * S. 65 wird ferner über Versuche mit Wärmeschutzmitteln berichtet, welche von D. K. Clark in der Fabrik von Samuel Hodge und Söhne in Millwall ausgeführt worden sind. Die Versuche dauerten 6 Wochen und fanden in einem auf 3 Seiten offenen Schuppen statt; um den wechselnden Witterungseinfluſs auszugleichen, wurden stets zwei Schutzmittel gleichzeitig mit dem nackten Rohre geprüft und die eine Masse mit den sechs anderen nach einander untersucht. Die Versuche erstreckten sich auf folgende Massen, welche sämmtlich in angefeuchtetem Zustande als Brei auf die Rohre gebracht werden: die Masse der Eagle Non-conducting Cement Company in Canning Town, meist aus Thon bestehend, Berkefeld's Kieselguhrcomposition (vgl. 1881 239 243) von A. Haacke und Comp. in London, die Masse von M. Keenan in North-Bow, aus Theilen von Hanftauen, Haar, Holzkohle, Theer und Lehm gemischt, die Leroy'sche Masse des Londoner Hauses, die meist aus Thon bestehende Masse von R. Mac Ivor in Birkenhead, die Thon- und Hanfabfälle enthaltende Masse von Reid, M'Farlane und Comp. in Glasgow, der sogen. Tellur-Cement, gemischt aus Mehl, Seilfasern, Hanfabfall und Thon, von Sutcliffe Brothers in Manchester. Der Versuchsapparat bestand aus drei neben einander parallel und etwas geneigt liegenden Guſseisenröhren von 127mm innerem Durchmesser und 11m Länge; der Dampf wurde, nachdem er ein Möller'sches Dampffilter (vgl. 1884 254 193) durchlaufen hatte, um das mitgeführte Wasser abzuscheiden, in die Versuchsröhren durch ein enges Rohr eingeführt; an den anderen Enden der Röhren war je ein Wasserabscheider angebracht, aus welchem das Niederschlagswasser in einen an einer Federwage aufgehängten Eimer lief. Zuerst wurden die drei Röhren in unbekleidetem Zustande untersucht, um das verschiedene Verhalten derselben zu bestimmen; es ergab sich, daſs die Röhren nahezu gleich viel Dampf condensirten. Hierauf wurden die Schutzmassen nach einander auf das eine seitlich liegende Rohr aufgebracht, das mittlere Rohr blieb bei allen Versuchen nackt, das dritte Rohr wurde stets mit derselben Masse und zwar mit Berkefeld's Kieselguhrcomposition umhüllt. Jeder Versuch dauerte 6 Stunden, der Dampfdruck wurde durch ein am Dampffilter angebrachtes Manometer abgelesen. Das durch Wägung gemessene Niederschlagswasser war je nach der Witterung und den Windverhältnissen sehr verschieden und wechselte bei dem unbekleideten Rohre bei einem Dampfüberdrucke von ungefähr 4at zwischen 3k,7 und 6k,0 für 1qm Rohroberfläche und für 1 Stunde, Die genannten Massen ergaben im Mittel folgende Endzahlen, in welchen das Niederschlagswasser im Procentsatze zu der Menge desselben bei dem unbekleideten Rohre angegeben ist. Masse Dicke derBekleidungsschicht Niederschlags-wasser A. Haacke und Comp.    38mm25    23,0%26,7 Eagle Nc. Cement Company 47 28,8 F. Leroy und Comp. 41 31,0 M. Keenan 30 31,7 Reid, M'Farlane und Comp. 43 34,0 R. Mac Ivor 44 36,7 Sutcliffe Brothers 44 37,4 Neue Hochquellenleitungen für die Stadt Paris. Paris wird, wie französische Zeitungen melden, durch zwei neue Hochleitungen Quellwasser zugeführt erhalten. Die eine derselben wird unweit Evreux den Fluſs Avre aufnehmen, ihre Länge beträgt bis Paris 134km; die andere geht von Provins nach Paris, hat eine Ausdehnung von 135km und soll den gröſsten Theil des Wassers der Voulzie den Parisern zuführen. Jede der beiden Leitungen bringt täglich 120000cbm Wasser nach Paris; da das Wasser in einer Höhe von 80 und 95m ankommt, besitzt es hinreichenden Druck, kann also leicht in die gröſstentheils 32 bis 70m über dem Meere liegende Stadt vertheilt werden. Von früher her besitzt Paris die Hochleitung der Dhuys, welche 4000cbm Wasser bringt, und seit 1874 diejenige der Vanne, welche 100000cbm liefert und 139km lang ist, Auſserdem verbraucht Paris schon längst das Wasser des Ourcq und der Givette, welches jedoch so schlecht und unrein ist, daſs es nicht als Quellwasser angesehen werden kann. Ferner werden immer noch ⅔ des durch die städtischen Leitungen gespendeten Wassers mittels groſser Maschinen aus der Seine und Marne gehoben. Das Wasser dieser beiden Flüsse wird auch nach Herstellung der beiden neuen Hochleitungen nicht zu entbehren sein. Vanne, Dhuys, Avre und Voulzie werden zusammen 380000cbm Wasser liefern, welche gerade zum Trinken und zum Hausgebrauche hinreichen werden. Für Wasch- und Badeanstalten, Fabriken, zum Begieſsen der Anlagen und Straſsen u. dgl. ist aber eine ebenso groſse Menge erforderlich. Die Kosten der beiden neuen Hochleitungen belaufen sich auf 64 Millionen Fr. Heizung der Eisenbahnwagen mittels Elektricität. Nach den Annales industrielles, 1885 Bd. 1 S. 194 läſst D. Tommasi behufs Heizung der Eisenbahnwagen mittels Elektricität eine Achse des Packwagens eine Dynamomaschine treiben und leitet deren Strom dem ganzen Zuge entlang mit Abzweigung von dünneren Drähten nach und durch jeden Fuſswärmer. Die Fuſswärmer werden vorher mit einem Stoffe gefüllt, der eine groſse latente Schmelzwärme besitzt, z.B. krystallisirtes essigsaures Natron oder auch verschiedene feste Körper. Vor der Abfahrt werden die Fuſswärmer in heiſses Wasser getaucht, in den Zug gebracht und in den Stromkreis eingeschaltet. So lange der Zug still steht, tritt keine besondere Wirkung auf; sobald aber der Zug mit hinreichender Geschwindigkeit fährt, geht der Strom durch die Fuſswärmer, erwärmt die in denselben befindlichen und am Zuge hin laufenden, den Hauptleitungsdrähten an Querschnitt wesentlich nachstehenden Drähte und die so entwickelte Wärme ersetzt den Fuſswärmern die Wärme, welche dem in denselben in Lösung enthaltenen Körper durch die Strahlung entzogen worden ist und zur Erwärmung des Wagens gedient hat. Da die Fuſswärmer für sich allein 3 Stunden wirksam bleiben können, so kann jede durch einen Aufenthalt von kürzerer Dauer eingetretene Abkühlung durch den Strom ausgeglichen werden. Eine solche elektrische Heizung der Wagen würde die Zahl der im Dienste befindlichen Fuſswärmer verkleinern und die Kosten für die Einrichtung, Instandhaltung und Bedienung vermindern, ebenso die für die Reisenden so lästige Auswechselung der Fuſswärmer überflüssig machen. (Vgl. O. Rose 1884 254 * 121.) Maiche's elektrisches Mikrometer. Während man beim Messen von Widerständen den Strom einer Batterie in zwei Zweigen aus gleicher Entfernung auf eine Magnetnadel wirken läſst, so daſs letztere nicht abgelenkt wird, wenn die Widerstände – der zu messende und der als Maſs zum Messen benutzte – in beiden Zweigen gleich groſs sind, hat Maiche in der Februar Sitzung der Société Internationale des Électriciens in Paris ein von Carpentier ausgeführtes Instrument zum Messen kleiner Widerstände vorgezeigt, in welchem nach Engineering, 1885 Bd. 39 * S. 171 nur der eine Stromzweig festliegt, der andere dagegen allmählich von der Nadel entfernt wird, bis die beiden Zweige gleich stark auf die Nadel wirken. Die beiden Stromzweige wirken in Drahtrollen und ihre Entfernung läſst auf einer Skala gleich den gesuchten Widerstand ablesen. Das kleine, einfache und billige Instrument soll bequem für den Gebrauch sein und genaue Werthbestimmungen der Widerstände liefern. Die Herstellung billiger Cocostoiletteseifen. Nach F. Eichbaum (Seifenfabrikant, 1885 S. 62) hat das sogen. Füllen der Cocosseifen bereits eine groſse Ausdehnung erlangt. Die durch Wasserglas vermehrten Seifen haben in erster Zeit ein schönes transparentes Aeuſsere; sowie solche sich aber länger auf Lager befinden, trocknen sie sehr ein, werden äuſserst fest und zeigen auf der Oberfläche eine harte Kruste. Diese hart gewordenen Seifen waschen und schäumen schwer, wirken auch, durch die Härte und den durch das Wasserglas in die Seife gebrachten überschüssigen Alkaligehalt ätzend und nachtheilig auf die Haut. Salzwasser, 15 bis 20° B. stark, wird sehr wenig und dann gewöhnlich gemeinschaftlich mit Wasserglas zur Vermehrung der billigen Toiletteseifen verwendet. Die Seifen erhalten zwar durch diese Füllung ein sehr transparentes Ansehen; doch trocknen sie nach einigem Lagern stark ein, werden unansehnlich und zeigen bei Anwendung von noch so geringem Zusätze Salzwasser, je nach der Temperatur, leicht weiſslichen Ausschlag oder werden naſs. Aehnlich ist es bei Vermehrung der Cocosseifen durch Potaschelösung; wenn die Seifen sich auch bei Anwendung derselben schön transparent zeigen, so werden sie doch bei gröſserem Zusätze leicht weich, trocknen ein, pressen sich auch nicht gut, da sie vielfach in den Stanzen hängen bleiben. Talk findet entweder allein, oder in Gemeinschaft mit Wasserglas zum Füllen der geringen Toiletteseifen Verwendung. Den Seifen lassen sich vom Talk zwar 30 bis 40 Proc. zusetzen; doch ist der Procentsatz gewöhnlich ein bedeutend niedrigerer. Die Anwendung des Talkes erfolgt meistens in der Weise, daſs man dasselbe mit etwas Cocosöl anrührt und dann dem ganzen Oelansatze zukrückt. Eichbaum bespricht dann lobend namentlich das Transparentfüllungsmittel für Toiletteseifen von der Firma Baerle und Sponnagel, welche seit Jahren die Seifensieder mit Wasserglas zum Vermehren der Seifen versorgt. Der Behauptung Eichbaum's, daſs das Füllen bezieh. Vermehren der Seifen unter den heutigen Zeitverhältnissen nothwendig sei, vermag Referent nicht zuzustimmen, hält vielmehr das Füllen der Seife ebenso gut für Betrug wie das Beschweren der Faserstoffe. F. Aetzlösung für Messing. Nach R. Kayser (Mittheilungen des Bayerischen Gewerbemuseums, 1885 S. 45) stellt man sich eine Mischung dar von 8 Th. Salpetersäure (spec. Gew. 1,40) mit 80 Th. Wasser; ferner löst man 3 Th. chlorsaures Kali in 50 Th. Wasser. Die so erhaltenen beiden Flüssigkeiten werden gemischt und ist die hierdurch erzielte Lösung zu verwenden. Zum Decken dient der gewöhnliche Aetzgrund. Verfahren zur Entzuckerung der Melasse. Wenn man nach V. L. Ch. Daix in St. Quentin und A. L. Possoz in Paris (D. R. P. Kl. 89 Nr. 30686 vom 9. Mai 1884) bei einer Temperatur von 0 bis 15° 18 bis 20 Proc. Zucker haltige Flüssigkeiten für je 100 Th. Zucker mit 100 bis 120 Th. Kalk mischt, so bleibt das Gemenge so flüssig, daſs es durch Filterpressen getrieben werden kann. Wenn man dagegen unter denselben Temperatur- und Lösungsverhältnissen und mit den gleichen Mengenverhältnissen pulverisirten Aetzkalk mit Lösungen von Exosmose-Melasse von dem gleichen oder von noch höherem Zuckergehalte mengt, so läſst sich dieses Gemenge nicht durch die Filtertücher der Filterpressen treiben; dasselbe ist nicht flüssig, hat vielmehr die Form einer steifen Gallerte. Wenn man aber die Temperatur über + 40° erhöht, so beginnt diese Gallerte flüssig zu werden, ist zwischen 60 und 120° ganz flüssig und bleibt flüssig; dagegen entsteht ein reichlicher pulverförmiger Niederschlag, welcher ein ganz, eigenthümliches Kalksaccharat darstellt. Dieser Niederschlag läſst sich sehr gut in der Filterpresse filtriren und mit heiſsem Wasser und Dampf aussüſsen. Wenn man die Mutterlaugen und Waschwässer auf diese Weise durch ein- oder mehrmaligen Zusatz von Kalk behandelt, wird fast aller Zucker aus denselben gewonnen. Dieselbe Erscheinung der Gallertebildung in der Kälte findet statt, wenn man die Exosmosewässer mit den Wässern der Reosmose oder den letzten Melassen der Osmose mischt. Durch Darstellung dieses sogen. „osmotischen Super-Kalksaccharates“ soll nun erreicht werden, aus den Osmosewässern und anderen Osmoserückständen die gröſstmögliche Zuckermenge zu erzielen, um dasselbe alsdann zur Reinigung des Rübensaftes und der osmosirten Melassen und Syrupe zu verwenden. Man kann auch aus den Osmosewässern und anderen Rückständen der Osmose ein osmotisches dreibasisches Kalksaccharat in der Weise erzielen, daſs man Kalk in diesen Osmoserückständen in einem Verhältnisse, welches nöthig ist, um den Zucker mit 1 Aeq. Kalk zu verbinden, löst und die Lösung auf 100 bis 130° erhitzt. Diese decantirte oder filtrirte und auf 100 bis 130° erhitzte Lösung ergibt als Niederschlag ein dreibasisches Kalksaccharat, welches sich ebenso gut wie das mit anderen Stoffen als den Osmose- und Exosmoserückständen erzielte pressen und warm aussüſsen läſst und zum Reinigen der osmosirten Syrupe verwendet werden kann. Ersteres Verfahren soll jedoch eine bessere Ausbeute geben. Zur Kenntniſs des Coniins. A. W. Hofmann (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 109) zeigt durch Ueberführung des Coniins, C8H17N, in das Conyrin, C8H11N, daſs das Coniin ein Pyridinabkömmling ist, und stellt durch den Abbau des Conyrins zu Picolinsäure die Stellung der Propylgruppe zu dem Stickstoffe fest. Conydrin ist als ein hydroxylirtes Coniin aufzufassen, entsprechend den Formeln: Conydrin C8H15(OH)NH, Jodconiin C8H15.J.NH und Coniin C8H15.H.NH.