Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 257, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 76
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Hölzerne Turbinen. Bergingenieur A. Conradi in Wladikawkas (Kaukasus) theilt im Praktischen Maschinenconstructeur, 1885 S. 174 Beschreibung und Zeichnungen mehrerer von ihm ausgeführter hölzerner Turbinen mit, zu deren Bau er hauptsächlich durch die Absicht geführt wurde, für die Landwirthschaft und die Kleinindustrie einen guten und dabei billigen Wassermotor zu schaffen. Vor den Wasserrädern bietet die Turbine unter allen Umständen den Vortheil gröſserer Umdrehungszahlen, in vielen Fällen auch den eines groſseren Nutzeffectes. Allein ein hölzernes Rad läſst sich überall leicht und billig beschaffen und ebenso leicht in Stand halten; da es sich nun bei der Ausnutzung kleinerer Wasserkräfte für Landwirthschaft und Kleinindustrie in der groſsen Mehrzahl der Fälle mehr um den Preis und die Ausbesserungsfähigkeit des Motors, als um einen durchaus vollkommenen Wirkungsgrad handelt, so fiel die Entscheidung eben meistens zu Gunsten des Wasserrades aus, so lange die Turbinen ganz aus Eisen hergestellt wurden. Mit der Einführung hölzerner Turbinen beabsichtigt Conradi auch in dieser Beziehung Wandel zu schaffen. Nach einer Zusammenstellung der Herstellungskosten solcher hölzerner Turbinen und verschiedener amerikanischer Turbinen gleicher Leistungsfähigkeit erweisen sich letztere etwa 4mal so theuer als erstere und dieses Verhältniſs wird bei groſseren Durchmessern ein für die Holzturbine noch günstigeres. Bezüglich der Construction sei bemerkt, daſs die Turbinen für radiale, innere oder äuſsere Beaufschlagung gebaut sind, daſs das Wasser dem Rade entweder von oben, oder auch von unten her zugeführt wird und daſs die Turbinenwelle lothrecht oder wagerecht angeordnet ist. Mit den verschiedenen bereits ausgeführten Anlagen werden Gefälle von 0m,3 bis 10m und 15m ausgenutzt; in einem Falle wurde sogar zur Anwendung von Sauggefälle durch Anbringung eines 3m,6 hohen hölzernen Saugrohres unter der Turbine geschritten. Die Constructionsformen sind dem Materiale entsprechend durchaus sehr einfache. Bemerkenswerth ist eine Einrichtung, mit welcher Conradi den Spaltverlust zu vermindern sucht; er versieht nämlich zu diesem Zwecke die einander zugekehrten Ränder der Radkränze mit eingedrehten Rillen, denen am Ramsbottom'schen Kolben ähnlich. Auch wird zum gleichen Zwecke die Bekleidung der dem Spalte zugekehrten Kranzflächen mit Filz oder Tuchstreifen angewendet. Conradi nennt seine hölzernen Turbinen „Bauern-Turbinen“ und stellt dieselben theils aus Eichen-, theils aus Eibenholz her. Chehab's Wasseruhr von unbegrenzter Gangdauer. Nach dem Génie civil, 1884/5 Bd. 6 S. 353 hat Chehab, Dollmetscher der französischen Armee in Afrika, die Erinnerung an das uralte, der Vergessenheit anheimgefallene System der Wasseruhren durch die Erfindung einer Uhr wieder aufgefrischt, welche neuerdings im Garten der Tuilerien aufgestellt worden ist. Diese Uhr, welche nicht nur die Stunden und Minuten, sondern auch die Wochentage nebst Datum zeigt und mit einem Schlagwerke ausgestattet ist, bezieht ihre Triebkraft aus der städtischen Wasserleitung. Ungeachtet der Abmessungen beider Zifferblätter, wovon das eine 1m,20, das andere 2m,10 im Durchmesser hält, ist der. Kraftaufwand weit geringer als der Druck, unter welchem das Wasser in den Apparat gelangt. Dasselbe strömt nämlich aus der Leitung in einen kleinen, 500mm hohen und 300mm breiten Behälter. Um eine gleichbleibende Wasserhöhe zu erzielen, ist letzterer mit einem Ueberfallrohre versehen. Der Ausfluſs findet am Boden des Behälters durch ein 6 bis 8mm weites Rohr statt. Dieses kleine Gefälle ist es, welches eine unveränderliche Triebkraft erzeugt, was immer für Druckänderungen in der Hauptleitung vorkommen mögen. Den eigentlichen Motor aber bildet eine kleine Turbine mit senkrechter Achse und groſser Umdrehungsgeschwindigkeit. Eine an dieser Achse befindliche Schraube ohne Ende setzt ein Räderwerk in Thätigkeit, wodurch die dem Zwecke entsprechende Verlangsamung der Bewegung erzielt wird, während eine zweite, der ersteren ähnliche Turbine das Schlagwerk besorgt. Der Hauptvortheil einer derartigen Uhr besteht in ihrer Billigkeit und in dem Umstände, daſs sie nie aufgezogen zu werden braucht. Nachdem das Wasser seine Wirkung gethan, kann es für andere Zwecke verwendet werden. Hvale's Doppelbrille. Eine zweckmäſsige Doppelbrille, mit welcher man gleich gut auf langem, als kurzem Abstande sehen kann, ist vom Optikus Anders J. Hvale in Porsgrund, Norwegen, erfunden. Diese Doppelbrille besteht aus zwei Brillen, die eine auſserhalb der anderen und in den oberen Rändern durch zwei einfache Hakenbänder (ähnlich wie bei Zirkeln) verbunden, so daſs die äuſsere Brille mit Leichtigkeit nach Belieben auf- oder niedergeschlagen werden kann, ohne von selbst niederzufallen. Für Weit- und Schwachsichtige ist die innere Brille mit convexen Gläsern zum Sehen auf etwa 30cm Entfernung passend zu versehen und die äuſsere Brille mit so scharfen concaven Gläsern, daſs die für die Ferne zu groſse Convexität bei der inneren Brille aufgehoben wird. Beim Lesen wird die äuſsere Brille also auf- und beim Sehen auf gröſsere Entfernungen niedergeschlagen. Für Kurzsichtige ist die innere Brille mit concaven Gläsern zum Lesen passend zu. versehen und die äuſsere Brille mit so scharfen (auch concaven) Gläsern, daſs diese und die in der inneren Brille zusammen für die Ferne passen. Heizungs- und Lüftungseinrichtung eines Kaufhaus-Ladens in Berlin. Als eine zweckmäſsige Anlage der Heizung und Lüftung eines gröſseren Verkaufsladens wird in der Deutschen Bauzeitung, 1884 * S. 417 die im Kaufhause der Firma Mezner in Berlin getroffene Einrichtung bezeichnet, welche für die Heizung in der Aufstellung einiger Lönholdt'scher Oefen (vgl. 1883 248 * 119), für die Lüftung in der Anordnung einer künstlichen und einer natürlichen Luftzuführung und einer künstlichen Entfernung der Abluft besteht. Die künstliche Einführung frischer Luft wird durch einen an einer Wand des in der Mitte des Grundrisses angeordneten gröſseren Hofes aufgestellten Flügelapparat (Bläser) bewirkt; 5 solcher Flügelräder sind als Sauger auch zur künstlichen Absaugung der verbrauchten Luft in einem Lichtschachte und zwar in kurzen Blechtrommeln aufgestellt, welche auf einer in der Höhe der Ladendecke in den Schacht eingezogenen Glasdecke stehen. Diese Flügelräder sind sehr leicht gebaut, so daſs sie sich bei geringem Temperaturunterschiede der äuſseren und inneren Luft bereits bewegen. Fehlt zu Zeiten der bewegende Luftauftrieb, so wird derselbe durch eine unter dem Flügelrade angebrachte Gasflamme erzeugt; über dieser ist zur Ausbreitung der Heizflamme wie zum Schütze des Spurlagers der Radachse vor zu groſser Erhitzung ein aus Kupferblech gebildeter Kegel aufgehängt. Die Anordnung solcher Flügelräder dürfte aber vollkommen unwirksam sein; denn es kann nicht ein mit Flügeln besetztes Rad, welches durch einen Luftstrom erst in Drehung versetzt wird, auch treibend auf diesen Luftstrom wirken. Die natürliche Luftzuführung soll dadurch eingeleitet werden, daſs an dem Eingange des Ladens ein Windfang angebracht ist, welcher durch Glastafeln der Höhe nach in zwei jedoch nicht vollkommen von einander abgeschlossene Abtheilungen getrennt ist, so daſs ein Theil der bei dem Oeffnen der Auſsenthür eindringenden frischen Luft bei dem Schlieſsen der Thür in die obere Abtheilung des Windfanges gelangt, aus welcher die Luft dann durch einen Klappenschieber, dessen Klappen schräg gegen die Ladendecke gerichtet sind, in den Ladenraum tritt: bei dieser Anordnung kann allerdings ein möglichst zugfreier Eintritt von Frischluft entstehen. Elektrische Beleuchtung von Springbrunnen. Bei der Inventions Exhibition in London werden nach Engineering, 1885 Bd. 39 * S. 452 die Springbrunnen wesentlich in derselben Weise elektrisch beleuchtet wie im vorigen Jahre; doch wird der Lichtstrahl nicht mehr von einem Thurme herab auf den Wasserstrahl geworfen, sondern das ganze Licht kommt von unten. Den Strom liefert eine kräftige Siemens'sche Maschine, welche 12 Bogenlampen speist, nämlich 7 mit einem Linsensysteme ausgerüstete und 5 Handlampen, deren jede 60 Ampère beansprucht. Die Lampen befinden sich in einer hohlen Insel, von der 5 Wasserstrahlen aufsteigen. Unmittelbar unter dem Standrohre in der Mitte des Springbrunnens ist eine kreisrunde Glasplatte wasserdicht eingesetzt, als Decke für den darunter liegenden Raum, worin zunächst unter der Platte das Linsensystem von 575mm Durchmesser untergebracht ist, welches aus 6 reflectirenden Zonen und aus einer Mittellinse sowie 2 lichtbrechenden Ringen besteht. Die Brennweite des Systemes ist 150mm und es wirft die Strahlen parallel nach oben. In der Nähe des Brennpunktes ist eine Hand-Bogenlampe angebracht, deren Kohlen so geneigt gestellt sind, daſs der Krater sein Licht nach oben wirft. Die Strahlen in den 4 Ecken sind in ähnlicher Weise beleuchtet, nur sind für sie bloſs Linsen in Verwendung. Acht kleinere Lampen werfen ihre Strahlen schräg auf die emporsteigenden Wasserstrahlen. Guimaraes' Taschenbatterie für elektrische Juwelen u. dgl. Um die kleinen Glühlampen von ½ bis 3 Kerzenstärken für elektrische Juwelen u. dgl. (vgl. 1884 252 47) zu betreiben, kommen verbesserte Chromsäure-Batterien mit Zink und Kohle in Anwendung. Die neueste Verbesserung auf diesem Gebiete wird nach dem Techniker, 1885 * S. 123 von H. Guimaraes und Comp. in New-York ausgeführt. Der gröſste Uebelstand, welchen die bisherigen elektrischen Taschenbatterien hatten, besteht darin, daſs sie lecken und die heraustretende Flüssigkeit die Kleider verdirbt. Der Fehler liegt darin, daſs man den Deckel dicht schlieſsend aufsetzt, so daſs die sich beim Betriebe entwickelnden Gase nicht entweichen können. Die geringsten Undichtigkeiten veranlassen daher das Heraustreten der Gase und der Lösung. Diesem Uebelstande hat Guimaraes dadurch abgeholfen, daſs er in die Batterie eine Luftröhre einsetzte, wie solche auch bei den Tinten-Füllfedern in Anwendung kommt, Diese Luftröhre geht vom Boden bis zum Deckel des aus Hartgummi bestehenden Batteriekastens und hat oben einige kleine Oeffnungen, welche die Gase aus dem Batterie kästen in das Luftrohr eintreten lassen. Dieses innere Luftrohr steht nun durch einen feinen Gummischlauch mit einer kleinen Flasche in Verbindung. Die in der Batterie erzeugten Gase gehen somit in die Flasche und werden hier von einer absorbirenden Füllung aufgenommen und unschädlich gemacht. Die beiden Leitungsdrähte sind mit dem Schlauche zu einem Strange zusammengedreht, welcher von der Tasche nach der Busennadel o. dgl. führt, Die Drähte haben auſserdem noch eine Abzweigung, welche in einem federnden Contact endigt, bei dessen Zusammendrücken die Lampe augenblicklich glüht, Diese Contactabzweigung kann durch den Aermel nach Belieben weiter geführt werden. Die Füllung hält 72 Stunden und die Batterie soll nie heiſs werden. Der Deckel wird auf dem Kasten mit drei U-förmigen Metallbändern und Querleisten aufgeschraubt und hat eine Dichtung von weichem Gummi. Löthainer Glashafenthon. Neuerdings wird in Löthain bei Meiſsen der Thon bergmännisch mittels Schacht und Stollen gewonnen. Nach C. Bischof (Sprechsaal, 1885 S. 323) zeichnet sich derselbe durch hohes Bindevermögen und Feuerfestigkeit aus. Bei etwa 1000° brennt er sich rein weiſs. Die chemische Zusammensetzung ist: Thonerde 31,63 Kieselsäure, chemisch gebundenKieselsäure, mechanisch beigemengt 34,4421,03 55,47 MagnesiaKalkEisenoxydKali 0,250,150,700,38 1,48 Schwefel 0,08 Glühverlust 11,40 –––––– 100,06. Zur Untersuchung von Wolframerz. L. Schneider (Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch, 1885 S. 185) untersuchte einen Wolframit folgender Procentzusammensetzung: Wolframsäure 56,70 Zinnsäure   7,43 Arsensäure Spur Kieselsäure   3,70 Phosphorsäure   0,035 Schwefelsäure Eisenoxydul 16,07 Manganoxydul   5,63 Kupferoxyd   1,39 Kalk   4,90 Magnesia   0,36 Wasser und Kohlensäure. Das Erz wird selbst durch längere Behandlung mit Königswasser nicht völlig zersetzt, da der unlösliche Rückstand auſser Zinnsäure, Wolframsäure und Gangart noch unaufgeschlossenen Wolframit enthält. Durch Behandlung desselben mit verdünntem Ammon löst sich die Wolframsäure, der Rückstand wird getrocknet und mit dem veraschten Filter im Tiegel unter Einleiten von Wasserstoff geglüht, so daſs die Zinnsäure und Wolframsäure des nicht aufgeschlossenen Theiles zu Metall reducirt wird. Behandelt man nun die reducirte Masse mit Königswasser, so löst sich das Zinn auf und die Wolframsäure bleibt zurück. Diese löst man nun mittels Ammon, vereint die Lösung mit der früher bei Seite gestellten, dampft hierauf beide in der Platinschale zur Trockne ab, glüht das Salz bei Luftzutritt und wiegt endlich die zurückbleibende, rein strohgelbe Wolframsäure. Ueber den Procentgehalt und das specifische Gewicht von Schwefligsäure-Lösungen. Wie W. B. Giles und A. Shearer gefunden haben, ist die Bestimmung der Schwefligsäure mittels Jodlösung auch ohne die von Bimsen vorgeschriebenen Vorsichtsmaſsregeln vollkommen genau, wenn man beim Titriren die Sulfitlösung in überschüssige Jodlösung einflieſsen läſst. Die Genannten haben nun dieses Verfahren auch zur Bestimmung von Schwefligsäure in wässeriger Lösung angewendet. Nach dem Journal of the Society of Chemical Industry, 1885 S. 303 wurden die Lösungen durch Auflösung von reinstem flüssigem Schwefligsäureanhydrid (99,68 Proc.) in Wasser dargestellt, Zutritt von Luft war bei der Bereitung vollkommen ausgeschlossen. Die spezifischen Gewichte wurden auf das genaueste in einem Regnault'schen Pyknometer bestimmt. Die Verfasser fanden folgende einfache Beziehungen zwischen dem specifischen Gewichte und dem Gehalte von Schwefligsäurelösungen: Der Procentgehalt einer Lösung bei 760mm und 15,40, mit 5 multiplizirt, gibt das specifische Gewicht über 1,000. Eine 1procentige Lösung hat also 1,005 sp. G. Dieses Gesetz gibt den Gehalt für alle praktischen Zwecke genügend genau. Die Ziffern von Giles und Shearer stimmen am besten mit den früher von Gautier und Wagner veröffentlichten Angaben überein. Zur Gewinnung der Dinitrotoluole. Bei der jetzt technisch ausgeübten Darstellung des Dinitrotoluols (1. 2. 4) bildet sich in einer Menge von etwa 7 Procent der Gesammtausbeute ein flüssiges Nebenproduct, welches durch Abschleudern oder Pressen der erkalteten und krystallisirten Masse entfernt wird; dasselbe enthält auſser Dinitrotoluol der Stellung 1. 2. 6, welches seine Entstehung der im Rohnitrotoluol enthaltenen Orthoverbindung verdankt, unverändertem Orthomononitrotoluol und Trinitrotoluol nach Untersuchung von E. Nölting und O. N. Witt (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 1337) auch Metanitrotoluol. Zu seiner Darstellung kann man das rohe Product nach sorgfältigem Waschen mit Wasser im Vacuum destilliren. Noch besser aber ist es, aus demselben durch Destillation in einem kräftigen Wasserdampfstrome die Mononitrotoluole zu isoliren. Man erkennt leicht den Punkt, wo die mit Wasserdampf viel schwerer flüchtigen Dinitrotoluole beginnen, überzugehen. Die so gewonnenen Mononitrotoluole, deren Menge etwa 40 Procent des Gesammtproductes beträgt, werden getrocknet und der fractionirten Destillation unterworfen. Dabei zeigt sich, daſs nur wenig Orthonitrotoluol vorhanden ist und das Gemenge zu fast gleichen Theilen aus Para- und Metanitrotoluol besteht. Da bei der Nitrirung des Toluols immer geringe Mengen Metanitrotoluol entstehen und dieses weit schwieriger in einen Dinitrokörper übergeht als die beiden anderen Nitrotoluole, so reichert es sich in den flüssigen Nebenproducten der Behandlung des Rohnitrotoluols mit Salpetersäure an, während das sehr leicht angreifbare Orthonitrotoluol aus denselben fast ganz verschwindet.