Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 257, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 335
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Rasmussen's Göpel ohne Zahnräderübersetzungen. Nachstehend ist ein Göpel abgebildet, welcher nach dem Scientific American, 1884 Bd. 50 S. 50 an R. F. Rasmussen in Neu-Albuquerque, Neu-Mexiko, patentirt ist und sich durch Vermeidung jeder Zahnradübersetzung sowie dadurch auszeichnet, daſs derselbe fast ganz aus Holz gebaut werden kann. Textabbildung Bd. 257, S. 335 Wie aus der Figur zu ersehen, besteht dieser Göpel im Wesentlichen aus einer groſsen Radscheibe, welche nahe über dem Boden mit lothrechter Spindel in einem starken Holzkreuze gelagert ist. An dieser Radscheibe sind unmittelbar die Schwengel angebracht, an welchen die Zugthiere angespannt werden. Der Umfang der Scheibe ist zu einer Spurrinne ausgebildet, in der eine Drahtlitze fliegt, welche durch Leitrollen entsprechend geführt die Bewegung mit starker Übersetzung auf eine kurze Vorgelegewelle überträgt; auf letzterer sitzt eine Riemenscheibe, von welcher dann die Kraft zu beliebiger Verwendung weiter entnommen werden kann. Zur Statistik über Fabriksunfälle. Der von der Gesellschaft zur Verhütung von Fabriksunfällen in Mülhausen i. E. für das J. 1883/84 im Bulletin de Mulhouse, 1884 S. 504 veröffentlichte Bericht (vgl. 1884 252 43) erwähnt 184 zur Anzeige gelangte Unfälle, die sich auf ungefähr 17000 Arbeiter vertheilen, welche in 70 Spinnereien, Webereien und Druckereien mit 1305206 Spindeln, 16049 Webstühlen und 114 Druckmaschinen, sowie in 32 anderen Fabrikbetrieben beschäftigt sind. Von diesen 184 Unfällen wären 77 (oder 41 Proc.) vermieden worden, wenn die Arbeiter sich an die bestehenden Sicherheitsvorschriften gehalten hätten, und 20 Fälle (oder 10 Proc), wenn Schutzvorkehrungen vorhanden gewesen wären. Von den 184 Unfällen führten 33 oder ungefähr 20 Proc. sofortigen Tod oder (4) dauernde Arbeitsunfähigkeit herbei. Die bei 93, also mehr als der Hälfte der Unfälle herbeigeführten Verletzungen hatten eine Arbeitsunfähigkeit von 4 Wochen zur Folge. Den Verlust eines oder mehrerer Glieder zogen 29 Unfälle nach sich, Hand- und Armbrüche und Verletzungen an diesen Gliedern verursachten 113 Unfälle, Kopfverletzungen (durch ausfliegende Schützen u. dgl.) 17, davon 3 mit Verlust je eines Auges. Die höchste Zahl (96) der Unfälle weisen Baumwollspinnereien auf und finden sich darunter die Selfaktoren mit 23, die Spindelbänke mit 19 und die Krempeln mit 20 Unfällen. Auf Wollspinnereien kommen 26 und zwar 10 Unfälle an Streckbänken und 7 Unfälle an Kämmmaschinen. Webereien zeigen 15, Druckereien und Appreturanstalten 21 und Maschinenfabriken ebenfalls 21 Unfälle. Zu bemerken ist noch, daſs an Kreissägen 8 Unfälle vorkamen. Herbeigeführt wurden die meisten Unfälle (54) durch Vornahme der Reinigung der Maschinen während des Ganges und 46 Unfälle durch eigene Unvorsichtigkeit des Arbeiters. In dem gleichermaſsen industriell entwickelten Fabrikaufsichtsbezirke Chemnitz mit einer Arbeiterzahl von 59215 in 695 Fabriken wurden nach dem in der Deutschen Industriezeitung, 1885 S. 263 abgedruckten Jahresberichte der k. sächsischen Gewerbeinspectoren im J. 1884 zur Anzeige gebracht 1003 Unfälle, von welchen 74,2 Proc. auf leichtere, 19,4 Proc. auf schwere Verletzungen und Verstümmelungen entfallen. Die übrigen Unfälle, 6,4 Proc., betreffen Verbrennungen und Verbrühungen. Die gröſste Zahl der Unfälle nimmt die Maschinenfabrikation mit 613, die nächste die Textilindustrie mit 280 und dann die Papier- und Lederindustrie mit 30 Unfällen ein. Bezüglich der Papierindustrie können die Erhebungen der Hygieinischen Commission des Vereins deutscher Papierfabrikanten angeführt werden. Es wurden im J. 1884/85 von 26 Fabriken mit 4857 Arbeitern 255 Unfälle angezeigt, wobei 1 Fall den sofortigen Tod herbeiführte. 1637 Arbeitstage wurden versäumt durch Folgen von Unfällen, von denen jeder eine mehr als 30tägige Arbeitsunfähigkeit zur Folge hatte, während die 255 Unfälle überhaupt eine Versäumniſs von 3550 Arbeitstagen herbeiführten. (Vgl. Papierzeitung, 1885 S. 1069.) Bei diesen verschiedenen Uebersichten hat sich ergeben, daſs die gröſste Zahl der Unfälle durchschnittlich auf erwachsene Männer kommt, die weiblichen Arbeiter also weniger Unfällen ausgesetzt erscheinen. Die Gesellschaft zum Schütze der Lehrlinge in Paris veröffentlicht in ihrem Bulletin eine von E. Thomas verfaſste, im Génie civil, 1885 Bd. 7 S. 63 auszugsweise wiedergegebene Zusammenstellung über 400 Unfälle, welche also Kinder und unerwachsene Personen betroffen haben. Unter diesen 400 Fällen hatten 85 den Tod der betroffenen Person zur Folge. 110 Unfälle führten den Verlust von 1, 2 oder 3 Fingern, 13 Unfälle den Verlust von 4 Fingern, 42 Unfälle Zerquetschungen einer Hand und 40 Unfälle den Verlust eines Armes herbei. Dann kommen noch Armbrüche als Folge von 29 Unfällen, ernste Quetschungen und Wunden durch 20 Unfälle und Beinbrüche bei 9 Unfällen. Nach den Berichten der k. k. Gewerbeinspectoren in Oesterreich über deren Amtsthätigkeit im J. 1884 kamen in der Holzindustrie, wie den Mittheilungen des technologischen Gewerbemuseums in Wien, Section für Holzindustrie, 1885 S. 119 zu entnehmen, bei 7725 Arbeitern, die in 186 Fabriken beschäftigt werden, 556 Unfälle vor, wovon 92 mit tödtlichem Ausgange. Von den 556 Unfällen wurden 41 Unfälle durch Holzbearbeitungsmaschinen verursacht und hatten davon 8 Unfälle den Tod zur Folge. Auf die Holzindustrie kommen überhaupt 8,7 Proc. aller in den verschiedenen Industrien zur Anzeige gebrachten Unfälle mit tödtlichem Ausgange. Vergleichende Festigkeitsversuche mit brasilianischen Hölzern. Bei Untersuchungen, welche in den Werkstätten der belgischen Eisenbahnen vorgenommen wurden, um die Widerstandsfähigkeit der beim Baue von Eisenbahnwagen in Verwendung kommenden Hölzer zu bestimmen, wurden nach dem Génie civil, 1885 Bd. 7 S. 157 auch vergleichende Versuche zwischen den in Europa am meisten zu dem genannten Zwecke in Verwendung kommenden Holzarten und einigen brasilianischen Hölzern ausgeführt. Die wesentlichsten von Brasilien zum Zwecke ihrer Verwendung im Eisenbahnwagenbaue in Europa eingeführten Holzarten: Oleo, Peroba, Ceder und Vinhatico wurden in Vergleich mit Eschen- und Eichenholz, dem Canadischen Weiſstannen- oder sogen. Pitchpine-Holze und mit Teakholz gezogen. Die von diesen Hölzern zur Untersuchung entnommenen Probestücke waren Prismen von quadratischem Querschnitte gleich 1qdm und ruhten auf Stahlschienen von dreieckigem Querschnitte, die in einer Entfernung von 1m,048 angebracht waren. So unterstellte man die Probestücke der Wirkung einer Kirkaldy'schen Maschine zur Bestimmung der Festigkeit. Dabei gibt eine hydraulische Presse die Belastungen, welche man mittels einer Hebelwage mit Laufgewicht mit Rücksicht auf die vorhandenen Reibungen bestimmte. Die entsprechenden Durchbiegungen wurden auf einer Eintheilung eingetragen, welche noch das Ablesen von 0,mm,1 gestattete. Die Versuche wurden mit je zwei Probestücken in doppelter Weise vorgenommen. Beim ersten Versuche erhielt die Prismenseite, in welcher der Kern des Holzes lag, unmittelbar den Druck der Belastung–, beim zweiten Versuche war die Kernseite dem Belastungsdrucke abgewendet. Es ergab sich danach, daſs die untersuchten Holzarten im Allgemeinen am widerstandsfähigsten sich zeigten, wenn der Kern des Holzes in der Richtung des erhaltenen Angriffes gewendet, und die gröſste Elasticität aufwiesen, wenn der Kern im entgegengesetzten Sinne gewendet war. Es wurden auch die Bruchbelastungen und die Belastungen bei der Elasticitätsgrenze bestimmt, ebenso die specifischen Gewichte, wobei man zu folgenden Ergebnissen kam: Untersuchte Hölzer SpecifischesGewicht Belastung k/qmm bei Bruch Elasticitätsgr. Eiche 0,920   5,40 3,18 Esche 0,740   8,23 5,10 Canadische Weiſstanne 0,666   6,10 3,90 Teakholz 0,750   7,10 4,73 Oleo 1,008 13,88 5,50 Peroba 0,838   9,93 6,30 Ceder 0,720   6,06 4,30 Vinhatico 0,720   7,07 4,70 Man findet hieraus, daſs unter den 4 ersten bisher wirklich beim Eisenbahnwagenbaue in Verwendung stehenden Holzarten das Teakholz und Eschen- mit Eichenholz, welches letztere jedoch schnell seine Zähigkeit verliert, als die besseren zu nennen sind, während das Canadische Weiſstannenholz wegen seiner Leichtigkeit wieder anderen Ansprüchen genügen kann. Die brasilianischen Holzarten zeigen fast alle eine groſse Widerstandsfähigkeit; so trägt das Oleoholz eine Belastung gleich der doppelten der gewöhnlichen Hölzer ohne ersichtliche Veränderung. Bei entsprechender Billigkeit der brasilianischen Hölzer erscheint daher ihre Verwendung in vielen Fällen empfehlenswerth zu sein. H. Sack's Lichtpause-Apparat. Bei den jetzt gebräuchlichen photographischen Copirrahmen und Lichtpause-Apparaten erfolgt das Andrücken des lichtempfindlichen Papieres an die Glasplatte durch eine hölzerne Tafel, gegen welche Federn oder Gummibuffer wirken. Der Druck äuſsert sich also an einigen Stellen sehr stark, was einestheils eine widerstandsfähige starke Glasplatte bedingt, anderentheils schwierig eine überall gleichmäſsige Anlage und damit eine unreine Lichtpause ergibt. Man hilft sich hierbei nur etwas durch Schaffung einer elastischen Anlage durch Einschalten eines überall gleich starken Filzes unter die Holztafel. Zur Vermeidung, der angeführten Uebelstände hat Hugo Sack in Plagwitz-Leipzig (* D. R. P. Kl. 57 Nr. 31708 vom 26. Oktober 1884) einen Lichtpause-Apparat angegeben, bei welchem das Anpressen des lichtempfindlichen Papieres an die Glastafel ohne Hilfe einer Holztafel allein durch den Luftdruck erfolgt. Hier kommt auf das lichtempfindliche Papier die Filzlage und auf diese eine die Luft nicht durchlässige Decke aus Gummi, Wachstuch o. dgl., welche an den Rändern durch einen Rahmen fest gegen die unten liegende Glasplatte gepreſst wird. Die Wachstuchdecke steht mit einem Schlauche in Verbindung, durch welchen die Luft unter derselben abgesaugt wird, so daſs dann der äuſsere Luftdruck die Decke und damit das Papier überall gleichmäßig an die Glasplatte preſst. An ihren Rändern kann die Wachstuchdecke auch einen mit Luft gefüllten Schlauch erhalten, welcher dann unter den Preſsrahmen zu liegen kommt und dort einen luftdichten Abschluſs vermittelt. Die Glasplatte kann bei dem neuen Apparate schwächer genommen werden, was eine wesentliche Gewichtsverminderung des ganzen Apparates bedingt und leichtere Handhabung desselben gestattet, welche besonders bei gröſseren Copirrahmen wünschenswerth erscheint. Temperaturänderung von Metalldrähten während der Dehnung. Docent Forchheimer in Aachen berichtet in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1885 * S. 202 über eine Reihe von Versuchen, welche er zur Ermittelung der Gesetzmäſsigkeit der Temperaturänderungen von Metalldrähten während der Dehnung angestellt hat. Der Hauptzweck der Untersuchung war, nachzusehen, ob man durch Beobachtung der Temperaturänderung die Elasticitätsgrenze – in ihrem praktisch üblichen Sinne – scharf und leicht bestimmen könne. Es zeigte sich nun bei Eisen, Stahl, Kupfer und Messing ein inniger Zusammenhang zwischen Erwärmung und Dehnung in der Art, daſs bei jedem Probestücke anfangs eine Abkühlung und dann bei weiter zunehmender Last eine Erwärmung eintritt; die beiden Curven, welche man erhält, wenn man die Belastungen als Abscissen, die zugehörige Erwärmung und Dehnung als Ordinaten aufträgt, verlaufen in ganz ähnlicher Weise. Eine Fortsetzung der Versuche wurde aufgegeben, weil sie keinen unmittelbar technischen Nutzen versprach und die rein physikalische Natur der Aufgabe sich immer deutlicher zu erkennen gab. Smith's Herstellung von Kohlen für elektrische Lampen aus Furfurol oder Fucusol. Nach A. Smith in Brockley, England (Oesterreichisch-Ungarisches Patent Kl. 21 vom 24. Februar 1885) stellt man Kohlenfäden für Glühlampen und Kohlenstifte für Bogenlampen aus Furfurol oder Fucusol in folgender Weise her. Kohlenfäden: Man läſst Chlorwasserstoffgas in Ueberschuſs durch Furfurol oder Fucusol streichen, wobei darauf zu achten ist, daſs die Flüssigkeit kühl bleibe. Die hierdurch entstehende schwarze Flüssigkeit schlieſst man zwischen zwei Glasplatten ein, welche in einer der gewünschten Fadendicke entsprechenden Entfernung von einander angebracht sind, indem Drähte oder Fäden von dem gleichen Durchmesser zwischen die erwähnten Platten gelegt werden. Nachdem in ungefähr 8 bis 12 Stunden der Niederschlag sich ordentlich an den Platten abgelagert hat, hebt man die Platten vorsichtig von einander ab und legt diejenige, an welcher die Fäden anhaften, auf ungefähr ½ Stunde in kaltes Wasser, in welcher Zeit die Kohlenschicht sich ablösen wird. Diese Schicht wird dann auf eine ebene Holz- oder Pappfläche aufgebracht, welche durch Schellackfirniſs auf einer Glasplatte befestigt worden ist. Die überflüssige Feuchtigkeit wird durch Löschpapier entfernt und die auf der Holz- oder Pappfläche anhängende Schicht sammt der Unterlagsfläche nun durch ein scharfes Messer in Streifen von der gewünschten Breite geschnitten. Man biegt alsdann diese Streifen zwischen passenden Formen aus gebranntem Gyps und setzt sie einer Temperatur von 100° aus. Die aus den Formen abgenommenen Fäden werden hierauf in fest verschlossenen und mit Kohlenpulver bestreuten Schmelztiegeln oder in theilweise mit Kohlenpulver angefüllten Porzellanröhren, durch welche während des Prozesses ein Strom Kohlenwasserstoffgas geleitet wird, einem sehr hohen Hitzegrade ausgesetzt. – Man kann auch eine Mischung von ungefähr 3 Th. Furfurol oder Fucusol mit 1 Th. gewöhnlicher Schwefelsäure von 1,84 sp. G. auf die Glasplatte gieſsen und nach dem Absetzen dieser Mischung wie oben verfahren. Der elektrische Widerstand der Fäden kann durch Zusatz von 2½ Proc. Lampenrufs zu dem Furfurol oder Fucusol vor der Behandlung desselben entsprechend verändert werden. Kohlenstifte: Man mischt Lampenrufs oder fein pulverisirte Kohle mit ungefähr 60 bis 70 Proc. Furfurol oder Fucusol und unterwirft die Mischung in schwach zugespitzten Formen einem entsprechenden Drucke oder preſst die teigige Masse durch eine Stanze. Oder man preſst den Lampenrufs erst in Formen, so daſs er Stangenform annimmt und taucht dann einen Augenblick lang in ein Furfurol- oder Fucusolbad. Die so erhaltenen Stangen oder Stifte werden alsdann in Gefäſsen von mit Paraffin gesättigtem Holze oder Schiefer 12 bis 24 Stunden der Einwirkung von Chlorwasserstoffgas ausgesetzt, worauf sie wieder aus den Gefäſsen entfernt und nach Bedarf noch einmal in Furfurol bezieh. Fucusol getaucht und alsdann wieder der Einwirkung von Chlorwasserstoffgasen unterworfen werden. Etwa in den Kohlenstiften sich zeigende Risse Und Sprünge können mit einer aus Kohle und Furfurol oder Fucusol bereiteten Teigmasse ausgefüllt werden. Schlieſslich werden die Kohlenstifte in dicht verschlossenen Gefäſsen, in welchen sie mit Kohlenpulver bedeckt sind, einem hohen Wärmegrade ausgesetzt. – Statt des Chlorwasserstoffsäuregases kann man auch Fluor-, Jod- oder Bromwasserstoffsäure anwenden; nur sind dieselben theurer und weniger für den vorliegenden Zweck geeignet. Ueber Staubexplosionen. Aus Veranlassung wiederholter in den Ruſsfabriken des badischen Schwarzwaldes vorgekommener Explosionen hat C. Engler (Chemische Industrie, 1885 S. 171) bezügliche Versuche ausgeführt, welche ergaben, daſs Staub von Ruſs oder Holzkohle keine Zündung durch Gasflamme oder Inductionsfunken überträgt, geschweige denn eine Explosion veranlaſst. Dagegen zeigte Mehl kräftige Entflammung (vgl. 1881 241 469), besser noch Colophoniumpulver, somit Stoffe, welche beim Erhitzen brennbare Gase entwickeln. Da eine rasch sich fortpflanzende, bis zur Explosion sich steigernde Entflammung in den Ruſsöfen auch noch durch gleichzeitige Vermischung von Kohlen- bezieh. Ruſstheilchen und brennbaren Gasen mit Luft veranlaſst sein konnte, wurde auch eine Versuchsreihe über das Verhalten solcher Mischungen gegenüber dem zündenden Inductionsfunken ausgeführt: Luft mit 12,3 Proc. Leuchtgas und Kohlenstaub gab Explosion 10,2        desgl.   9        desgl.   8        desgl.   7 gab rasche Zündung durch d. ganze Masse   5,6 desgl.   3,5 desgl.   2,4 gab keine Zündung. Luft mit 7,5 Vol.-Proc. Carlsruher Leuchtgas gab keine Zündung mehr (vgl. Than 1883 247 186). Somit zeigt Luft, welche so wenig Leuchtgas enthält, daſs sie für sich allein nicht entflammen kann, noch rasche, ja sogar explosionsartige Wirkungen, wenn in dem Gasgemische zugleich feiner Holzkohlenstaub enthalten ist. Auch ein Gemisch von 2,5 Vol.-Proc. Sumpfgas mit Luft und Holzkohlenstaub zeigte noch Zündung durch die ganze Masse, also schwache Explosion, während eine Luftmischung mit 3 bis 4 Proc. Sumpfgas allein gar keine und erst mit 5,5 bis 6 Proc. schwache Explosionserscheinung zeigt. Verfahren zum Concentriren von Salzlösungen. Die Kaliwerke Aschersleben in Aschersleben (D. R. P. Kl. 62 Nr. 32392 vom 1. Januar 1885) vermeiden beim Eindampfen von Soolen dadurch das Festbrennen des sich ausscheidenden Bühnensalzes, sowie die sonst in dem Endproducte vorhandene geringe Concentration, daſs die Verdampfung anfangs unter Luftverdünnung stattfindet, so daſs während des dabei eintretenden Ausfallens des gröſsten Theiles des Bühnensalzes die Temperatur so niedrig erhalten wird, daſs ein Festbrennen nicht stattfinden kann. Das Kochen unter Luftverdünnung wird entweder so lange fortgesetzt, bis die Lauge mit Kochsalz, oder am besten so lange, bis dieselbe mit dem zu gewinnenden Salze gestättigt ist, woraus ein weiteres Versieden der Lösungen bei höherer Temperatur mit oder ohne Druck stattfindet. Bei diesem Fertigkochen wird durch die angewendete höhere Temperatur das Verhältniſs der gelösten Salze zu einander ein anderes, weil die Löslichkeit des Chlornatriums mit der höheren Temperatur weit weniger wächst als die der anderen Salze. Es scheidet sich demnach bei diesem zweiten Theile des Verdampfungsvorganges, welcher bei höherer Temperatur stattfindet, nur das Kochsalz wie vorher im Vacuum aus, während die Lauge an ihrem Gehalte an anderen Salzen reicher wird und zwar ebenso reich, als wenn von vornherein unter Aufwendung von viel gröſseren Mengen von Brennmaterial bei Siedetemperatur allein eingedampft worden wäre. Verfahren zur Herstellung von Wolframsäure. Nach A. K. Huntington in London (D. R. P. Kl. 12 Nr. 32360 vom 5. Oktober 1884) werden Wolfram, Scheelit und sonstige Wolframerze mit Alkali oder kohlensaurem Alkali, nebst solchen Zuschlägen (z.B. Quarz) geglüht, welche die Bildung einer schmelzbaren Schlacke bewirken. Das geschmolzene wolframsaure Salz des Alkalimetalles wird abgestochen oder die Schlacke, welche sich beim Erstarren absondert, wird nach theilweiser Abkühlung unter Zurücklassung des wolframsauren Salzes entfernt. Sollte letzteres noch Unreinigkeiten enthalten, so wird es durch abermaliges Schmelzen geläutert und zwar unter Zusatz von kieselsaurem Natron oder Glas, das die Unreinigkeiten aufnimmt und eine Schlacke bildet, welche von dem wolframsauren Salze abgesondert werden kann. Das erhaltene wolframsaure Salz ist zum Gebrauche geeignet oder es kann in Wasser aufgelöst und krystallisirt werden oder zur Erzeugung von Wolfram-Oxyd und Wolframmetall dienen. Entzündung pflanzlicher Stoffe durch Salpetersäure. Nach neueren Versuchen von R. Haaß (Chemische Industrie, 1885 S. 173, vgl. 1881 240 328) kann selbst schwache Salpetersäure von 29° B. beim Zusammentreffen mit trockenem Verpackungsmaterial noch Veranlassung zu Entzündungen geben. Zur Ausführung der Versuche wurden Kisten oder Körbe von 10 bis 20l Rauminhalt mit lufttrockenem Heu oder Stroh gefüllt, dieses mit Salpetersäure getränkt und mit einem Holzdeckel bedeckt. Die Versuche fanden im Freien bei ziemlich warmem Wetter statt. Unter diesen Umständen traten nun nach kürzerer oder längerer Zeit, je nach Stärke der angewendeten Säure, nach einander folgende Erscheinungen ein: Hervordringen rother Dämpfe und bald darauf fühlbare Erwärmung der Behälter, dann Auftreten weiſslicher Dämpfe (Wasser) und zuletzt, unter gesteigerter Erhitzung und hörbarem Knistern, deutliche Rauchentwickelung. Es zeigten sich dann, nach Abnahme des Deckels, im Inneren des Behälters gewöhnlich schon verkohlte und glühende Theile. Wurde jetzt noch genügend Luft zugeführt – wozu bei den Kisten schon ein Aufrichten auf die hohe Kante, bei den Körben ein gelindes Zufachen von Wind mit einem Brettchen ausreichte –, so steigerte sich der Verbrennungsprozeſs rasch bis zum Erglühen des ganzen Inhaltes, darauffolgendem Hervorbrechen von Flammen und schlieſslichem Verbrennen des Behälters., Die Versuche ergaben, daſs es bei Anwendung von trockenem Stroh noch mit Säure von 32° B. (= 1,279 sp. G.) und bei Anwendung von trockenem Heu noch mit Säure von 29° B. (= 1,246 sp. G.) gelang, eine bis zur Entflammung kommende Selbstenzündung zu bewirken, während es mit Säuren von 31 bezieh. 28° B. nur noch zu starker Erhitzung, aber nicht mehr bis zur Feuererscheinung kam. Man wird hiernach alle zur Versendung kommende Salpetersäure als feuergefährlich bezeichnen müssen.