Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 259, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 332
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Ueber Empfindlichkeit des Selens gegen Licht und ähnliche Erscheinungen am Schwefel. In D. p. J. 1885 258 44 ist über neuere Beobachtungen C. E. Fritts' in New-York über die Empfindlichkeit des Selens gegen Licht und die daraus sich ergebenden elektrischen Wirkungen (vgl. auch 1880 238 409. 1881 241 313. * 69) und eine von Fritts hergestellte neue Selenbatterie berichtet worden. Die beobachteten Erscheinungen haben einige Aehnlichkeit mit denen der Elektrolyse. Selen ist indessen kein Elektrolyt, sondern ein Element. Da aber das Selen bei Fritts' Versuchen auf einer Metallplatte ausgebreitet wurde, mit welcher es eine chemische Verbindung eingehen konnte, so nimmt Shelford Bidwell an, daſs Selen mehr oder weniger mit allen Metallen Verbindungen eingehen kann, daſs insbesondere bei der gewöhnlichen Herstellungsweise von Selenzellen durch längeres Schmelzen und Abkühlen in Metallbehältern die Selenide der betreffenden Metalle entstehen. Demnach würde die Leitungsfähigkeit des Selens ausschlieſslich von seinen Beimischungen abhängen und chemisch reines Selen wäre ein Isolator sowohl im krystallinischen, als auch im glasigen Auftreten. Bidwell schmolz zur experimentellen Bestätigung dieser Annahme reines Selen, welches nicht mit Metall in Berührung gekommen war, in einem Glasgefäſse und lieſs es in demselben erkalten. Eine so hergestellte Platte von 1qc Fläche und 2mm Dicke wurde nach dem Erkalten zwischen zwei dicke Stanniolblätter gelegt. Wurde diese Vorrichtung in den Stromkreis von 6 Leclanché-Elementen eingeschaltet, so zeigte, ein im Stromkreise befindliches Reflexionsgalvanometer einen Strom von ungefähr 1/50 Mikroampère an. In der Voraussetzung, daſs die elektromotorische Kraft der Batterie gleich 10 Volt war, betrug der Widerstand der Platte daher 500 Megohm. Aus den Abmesungen und dem Widerstände einer guten Selenzelle mit Kupferelektroden, welche Bidwell besaſs, berechnete er den specifischen Widerstand des in der Zelle enthaltenen Selens auf etwa 9 Megohm. Nach diesem rohen Versuche würde die Leitungsfähigkeit des Selens, das in Berührung mit Kupfer geschmolzen und erkaltet ist, nahezu 3000 mal gröſser sein als die von Selen, welches mit Ausschluſs von Metall geschmolzen wurde. Während Selen ebenso wie mit Kupfer sich auch mit Messing und Silber leicht, besonders beim Erhitzen, verbindet, scheint Platin sich nicht in gleicher Weise zu Selen zu verhalten. Nach 2stündigem Erhitzen bei 250° war nur eine blaugraue Färbung des letzteren wahrnehmbar, welche möglicherweise von dem entstandenen Platinselenid herrührte. Daſs bei der gewöhnlichen Herstellungsart der Selenzellen in der That Selenide entstehen – eine Frage, welche nur auf chemischem Wege zu entscheiden wäre –, hat Bidwell nicht unmittelbar bewiesen. Vorläufig ist die von ihm aufgestellte Theorie daher ohne direkte Bestätigung geblieben, während ihm jedoch indirekte Beweise zur Unterstützung derselben gelungen sind. Wäre die Theorie, nach welcher die Leitungsfähigkeit des Selens von der Beimischung an Seleniden abhängt, richtig, so dürfte vermuthet werden, daſs Schwefel, der in seinem chemischen Verhalten dem Selen so nahe steht, durch Beimischung von Sulfiden in ähnlicher Weise wie das Selen verändert werden würde. In der That bestätigte der Versuch diese Annahme. Bidwell stellte mehrere Zellen her, indem er 5 Th. sublimirten Schwefel und 1 Th. gefälltes Silber – beides also in möglichst fein vertheiltem Zustande – in einem Porzellantiegel ungefähr 2 Stunden hindurch unter Umrühren erhitzte und vor dem Erkalten zum Gebrauche ausgoſs. Zwei dünne Silberdrähte wurden sodann um einen Glimm erstreifen von 50mm Länge und 27mm Breite parallel neben einander gewickelt, ohne sich irgendwo zu berühren. Etwas von der geschmolzenen Masse wurde gleichmäſsig auf die eine Seite des Glimmers gestrichen, so daſs die beiden Drähte auf diese Weise in ihrer halben Länge durch eine dünne Schicht des zubereiteten Schwefels verbunden waren. Nach dem Erkalten wurde die Zelle in einen Stromkreis, in welchem sich ein Galvanometer befand, eingeschaltet. Es zeigte sich, daſs sie den Strom leitete; jedoch war ihr Widerstand sehr bedeutend, etwa zwischen 20 und 30 Megohm. Durch eine Abänderung in der Herstellung erhielt Bidwell eine Zelle von 900000 Ohm Widerstand. Die Zelle wurde in den Stromkreis geschaltet und der Ausschlag des Galvanometers aufgeschrieben. Wurde darauf in einiger Entfernung von der Zelle Magnesium abgebrannt, so stieg der Ausschlag der Galvanometernadel sofort auf das doppelte. Nach dem Erlöschen des Magnesiumlichtes kehrte die Nadel nahezu in ihre ursprüngliche Lage zurück. Die Wirkung war dieselbe, wenn ein Glasgeläſs mit einer gesättigten Alaunlösung zwischen Lichtquelle und Zelle gestellt wurde. Eine solche mit einer davor gestellten Alaunlösung versehene Schwefelzelle wurde in einer Entfernung von etwa 5m von einem kleinen Fenster in einem Zimmer aufgestellt, in welchem alle übrigen Fenster verdunkelt waren. Es zeigte sich, daſs beim Schlieſsen der Fensterläden eine augenblickliche Bewegung des Lichtfleckes eines Spiegelgalvanometers um 90 Skalentheile im Sinne des wachsenden Widerstandes stattfand; wurden die Läden geöffnet, so fand eine gleiche Bewegung des Lichtfleckes nach der entgegengesetzten Seite statt. Dabei war, wie besonders festgestellt wurde, ein wahrnehmbarer Einfluſs durch Wärmestrahlung vollständig ausgeschlossen. Bei allen Zellen zeigten sich wie bei den Selenzellen Polarisationsströme, nachdem sie aus dem Stromkreise ausgeschaltet waren. Nach Bidwell's Ansicht ist der Vorgang innerhalb der mit Silberelektroden versehenen Schwefelzelle, wenn sie vom elektrischen Strome durchflössen wird, ein elektrolytischer. Auf der Kathode wird Silber und auf der Anode Schwefel abgeschieden. Während die Ansammlung von Silber auf der Kathode keinen wesentlichen Einfluſs auf die Leitungsfähigkeit der Zelle haben kann, müſste eine auch nur äuſserst geringe Ablagerung von Schwefel an der Anode genügen, um den Strom überhaupt zu unterbrechen. In Wirklichkeit geschieht dies deshalb nicht, weil der ausgeschiedene Schwefel sich sofort wieder mit dem Silber der Anode verbindet und dem Elektrolyt eine neue Schicht hinzufügt. Die Leitungsfähigkeit hängt demnach von dem Grade der Fähigkeit, mit welchem sich der Schwefel mit dem Metalle der Anode zu verbinden vermag, d.h. von der Natur des Metalles der Anode ab. Um diese Annahme durch Versuche zu prüfen, ersetzte Bidwell die Silberanode durch eine solche von Eisen, mit welchem Schwefel bei gewöhnlicher Temperatur schwieriger als mit Silber sich verbindet. Er erhielt in der That unter sonst gleichen Verhältnissen eine Zelle von einem fast 30 mal so groſsen Widerstände. Wenn der Widerstand einer Schwefelzelle abhängig ist von der Fähigkeit des abgeschiedenen Schwefels, sich mit der Anode zu verbinden, so muſs jeder Einfluſs, welcher diese Vereinigung begünstigt, den Widerstand der Zelle vermindern. Nun beschleunigt bekanntlich Licht in vielen Fällen chemische Reactionen und direkte Versuche, welche Bidwell bezüglich der Wechselwirkung von Silberblättchen und Schwefel einmal bei Beleuchtung, das andere Mal mit Ausschluſs von Licht anstellte, ergaben, daſs das Licht einen wesentlich günstigen Einfluſs auf die Vereinigung beider Stoffe ausübt. Im Anschlusse an vorstehende Mittheilungen veröffentlichte Bidwell im Philosophical Magazine, Oktober 1885 einige Beobachtungen über die Erzeugung elektrischer Ströme in Schwefelzellen. Bei Versuchen über sekundäre oder Polarisationsströme, welche ebenso wie bei den Selenzellen auch bei den Schwefelzellen entstehen, wenn sie aus dem Stromkreise ausgeschaltet werden, wurden gewisse Wirkungen bemerkt, welche darauf hinzudeuten schienen, daſs, wenn die Elektroden aus zwei verschiedenen Metallen bestehen, ein andauernder Strom von der Schwefelzelle erzeugt würde. Untersuchungen, welche nach dieser Richtung angestellt wurden, führten zu folgenden Ergebnissen. Platten von Silber und Kupfer in einem Gemische von Schwefel mit Schwefelkupfer oder Silber eingebettet, bilden eine Zelle, welche bei gewöhnlicher Temperatur einen andauernden Strom erzeugt, wobei das Silber die Rolle der Anode spielt. Eine derartige Zelle, in welcher die Mischung aus 5 Th. Silber und 1 Th. Schwefelkupfer bestand und die Abmessungen der Platten 3qc und 3mm Dicke betrugen, zeigte eine elektromotorische Kraft von 0,712 Volt und einen inneren Widerstand von 6537 Ohm. Wenn das Verhältniſs von Schwefelkupfer zu Schwefel wächst, so vermindert sich der innere Widerstand der Zelle, ihre elektromotorische Kraft ist jedoch ebenfalls verhindert. Eine Zelle, welche Schwefelkupfer ohne Zusatz von Schwefel enthält, Zeigt überhaupt keinen wahrnehmbaren Strom. Eine aus Schwefelsilber bestehende Zelle erzeugt einen Strom, dessen Richtung entgegengesetzt ist demjenigen einer Zelle, welche aus einem Gemenge von Schwefelsilber und Schwefel gesteht. Schwefelzellen mit Elektroden aus Kupfereisen und mit solchen aus Kupfergold geben bei gewöhnlicher Temperatur keinen Strom. Der Strom, Reicher durch eine Silber-Kupferzelle erzeugt wird, die Schwefel mit Schwefelkupfer gemischt enthält, wird durch Licht vermindert, durch Wärme gesteigert. Es wurde nicht festgestellt, ob die Einwirkung auf die elektromotorische Kraft oder auf den inneren Widerstand oder auf beide stattfindet. Wird durch eine Zelle, welche aus zwei Silberelektroden in einem Gemenge von Schwefel und Schwefelkupfer besteht, kurze Zeit ein elektrischer Strom geleitet, so liefert dieselbe nach dem Unterbrechen des primären Stromes zuerst einen sekundären Strom von sehr kurzer Dauer, dessen Richtung der des Primären Stromes entgegengesetzt ist. Diesem folgt ein mehrere Stunden andauernder Strom, dessen Richtung derjenigen des primären Stromes gleich ist. In einem Falle beobachtete Bidwell eine zweite Umkehrung nach einer Zwischenzeit von 4 Stunden. (Nach der Elektrotechnischen Zeitschrift 1885 S. 525.) Selbstthätiger Contactunterbrecher für verankerte Seeminen. M. Selig jun. und Comp. in Berlin (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 33058 vom 23. December 1884) bezwecken durch ihren selbstthätigen Contactunterbrecher für verankerte Seeminen, die ausgelegte Mine selbstthätig auſser Wirksamkeit zu setzen, so daſs dann namentlich jede Gefahr beim Wiederaufnehmen der Mine vermieden ist. Die Thätigkeit dieses Contactunterbrechers beruht darauf, daſs eine, den Boden eines geschlossenen Metallgehäuses bildende, auf den in einer gestimmten Wassertiefe vorhandenen Wasserdruck abgeglichene Druckplatte durch die Zu- und Abnahme dieses Druckes bei Fluth und Ebbe ein- bezieh. ausgedrückt wird; die Bewegung der Druckplatte übertragen – zu gröſserer Sicherheit – zwei Federn zunächst auf zwei auf einer und derselben Achse atzende Schalträder und mittels Schneckengetriebe auf eine stehende Welle und einen auf derselben sitzenden und über einem Theilbogen verstellbaren Arm. Dieser Arm wird anfänglich auf dem Theilbogen so eingestellt, daſs er nach Verlauf einer bestimmten Zeit durch die in derselben eintretende Zahl von Fluthen an einer Stelle eintrifft, wo er den in die Leitung von der Stromquelle nach der Mine eingeschalteten Stromschlieſser von seinem Contactstifte abhebt und hierdurch die Leitung unterbricht. Um einem Wiederschlieſsen der Leitung bei etwaigem Weitergehen des Armes vorzubeugen, ist eine Schleppfeder angeordnet, welche dann rechtzeitig zurückfedert und durch ihr Dazwischentreten das Wiederschlieſsen der Leitung verhindert. Ersatz für Ofenklappen. Die vielfach verbotenen Ofenklappen hatten die unbestreitbare Eigenschaft, bei ihrem Abschlusse die Wärme längere Zeit im Ofen zurück zu halten und dadurch eine länger andauernde Erwärmung des zu heizenden Raumes zu bewirken, als es bei Oefen ohne Klappe der Fall ist; die Meinung, daſs die luftdicht schlieſsenden Ofenthüren die gleiche Wärmeaufspeicherung im Ofen erzielen, hat sich nicht bewahrheitet. Wie R. Habermann in der Deutschen Bauzeitung, 1885 * S. 507 ausführt, entsteht nämlich auch bei dicht geschlossener Ofenthür im Ofen eine Luftbewegung, wenn, wie dies gewöhnlich der Fall ist, das Rauchrohr unmittelbar wagrecht vom Ofen in den Schornstein führt. Es werden die im Schornsteine befindlichen warmen Rauchgase durch von oben einfallende kalte Luft hinausgetrieben und, da der Schornstein durch das wagrechte Rauchrohr in ungehinderter Verbindung mit dem Ofen sich befindet, so flieſst die kalte Luft auch in diesen und treibt die heiſsen Rauchgase heraus, in Folge dessen der Ofen in kurzer Zeit abkühlt. Damit nun dieser Austausch der heiſsen Gase des Ofens mit der kalten, in dem Schornsteine niedersinkenden Luft nicht stattfinden kann, empfiehlt Habermann, das Rauchrohr nicht unmittelbar wagrecht in den Schornstein zu leiten, sondern dasselbe erst abwärts und dann wagrecht oder wieder aufwärts zu führen. Wenn hierzu hinter dem Ofen nicht genügend Platz ist, so kann auch das Rohr zunächst aufwärts und dann wieder abwärts nach dem Schornsteine geführt werden. Es werden dann stets die heiſsen Gase im Ofen durch eine im unteren Rohrtheile sich bildende kalte Schicht vom Schornsteine abgesperrt sein und letztere wird wegen ihrer gröſseren specifischen Schwere nicht von den warmen leichteren Gasen verdrängt werden können. Eine neue Baumwollfaser. Nach einer Mittheilung von H. Danzer im Génie civil, 1885/86 Bd. 8 S. 159 soll Subers in Mâcon im Staate Georgia, Nordamerika, durch Kreuzung des in Florida wild wachsenden Baumwollstrauches mit der daselbst vorkommenden gemeinen Ockererbse (ochre commune, wie Danzer schreibt, dann allerdings eine unmögliche Kreuzung, Red.) eine Bastardpflanze gezüchtet haben, mit Blättern der ersteren und mit dem Stengel der letzteren Pflanze. Blüthe und Frucht des neuen Gewächses erinnern jedoch in nichts an die sie zeugenden Pflanzen. Der Stengel der Subers'schen Baumwollpflanze trägt nur eine groſse, schöne, der Magnolie ähnliche Blüthe und wechselt die Farbe derselben bis zur Reife wie bei der gewöhnlichen Baumwollblüthe; vor dem Verblühen ist die ursprünglich weiſse Blüthe brennend roth. Die Blüthe hinterläſst einen ziemlich groſsen Kopf, aus welchem sich nach etwa 10 Tagen eine Kapsel so groſs wie die der gewöhnlichen Baumwolle bildet. Diese Kapsel wächst aber fort und soll die Gröſse einer Cocosnuſs erreichen, welche aufbricht und voll von schönen weiſsen Fasern ist. Die Kapsel ist dann auch zu pflücken. Nicht nur die Gröſse der neuen Frucht, welche eine wesentliche Ersparniſs an Handarbeit bei der Ernte ergeben würde, sondern auch der Umstand müſste der neuen Pflanze eine groſse Bedeutung sichern, daſs die 7 oder 8 Samenkörner am Boden der Kapsel beisammen sitzen – und nicht vertheilt, wie gewöhnlich –, was die Kosten der Reinigung (des Entkörnens, des sogen. Egreniren) erheblich vermindern würde. Härten von Gypsabgüssen. Nach M. Dennstedt (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 3314) ist das Härten von Gypsabgüssen mit Barytwasser (vgl. 1878 227 415. 228 191) noch immer am meisten zu empfehlen; man soll aber eine heiſse, vollkommen gesättigte Barytlösung verwenden und die Gypsstücke vorher auf 60 bis 80° erwärmen. Aus der tief eingedrungenen Lösung scheiden sich beim Erkalten Barytkrystalle ab, welche nicht, wie bei Verwendung verdünnter Lösungen, beim Trocknen an die Oberfläche geführt werden können, sondern im Inneren durch die atmosphärische Kohlensäure, durch den Gyps oder durch entsprechend zugesetzte Stoffe in unlösliche Verbindungen übergehen. Zum Aufbringen der Lösung werden Pinsel aus Glasfäden verwendet, da Haarpinsel rasch zerstört werden. Zur Erzielung einer gröſseren Härte kann man dem Gypse vor dem formen bis 50 Proc. Kieselsäure zusetzen; oder man verwendet die Sulfate von Zink, Cadmium, Magnesium, Kupfer, Eisen, Thonerde, Chrom, Kobalt, Nickel. er Gyps wird entweder mit verdünnten Lösungen dieser Salze angerührt, oder die geformten Gegenstände werden nach dem Trocknen damit getränkt und endlich, nachdem sie wiederum vorsichtig getrocknet und dann auf 60 bis 70° erwärmt sind, mit der heiſsen Barytlösung behandelt. Durch einige der angeführten Salze wird gleichzeitig eine Färbung der Gegenstände hervorgerufen. Diese Färbung ist zwar nicht ganz gleichmäſsig, kann jedoch vollkommen gleichartig erhalten werden, wenn man an Stelle des Bariumhydrates Kalk zur Verwendung bringt. Man setzt dann dem Gypse vor dem Anrühren bis zu 5 Proc. gebrannten Kalk zu, oder rührt diesen besser mit Kalkmilch an und tränkt die geformten Gegenstände nach dem Trocknen mit den angeführten Metallsalzlösungen. Julhe (Comptes rendus, 1885 Bd. 100 S. 797) mischt 6 Th. gebrannten Gyps mit 1 Th. frisch gelöschten Kalk und formt wie gewöhnlich. Die getrockneten Stücke werden mit schwefelsaurem Zink oder Eisenvitriol getränkt, so daſs sich Gyps und Zinkoxyd oder Eisenoxyd in den Poren des geformten Stückes bilden und diese füllen. Die Stücke werden dadurch hart wie Marmor und erhalten groſse Festigkeit. Bei Verwendung von Eisenvitriol wird der Gyps gleichzeitig gefärbt. Werden Gypsfuſsböden mit Eisenvitriol getränkt und nach dem Trocknen mit Leinölfirniſs gestrichen, so sollen sie eichene Täfelung ersetzen können. J. B. Mallion (Annales industrielles, 1885 Bd. 2 S. 122) mischt den Gyps mit 15 bis 30 Proc. gebrannten Magnesit, formt und tränkt mit einer Lösung von Zinksulfat. Eisenvitriol wird verwendet, wenn man gelblich braune Farben Wünscht. Zur Bestimmung der Diastasewirkung. Um die diastatische Wirkung von Malzauszügen zu messen, hat C. J. Lintner (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1885 S. 281) das Verfahren von Kjeldahl dahin vereinfacht, daſs er bei Herstellung der Versuchslösung die Verflüssigung der Stärke durch verdünnte Säure ausführt. Es werden 2g lufttrockene Stärke mit 10cc einer 0,1 procentigen Salzsäure und 60cc Wasser in verschlossener Flasche 30 Minuten lang auf dem Wasserbade erhitzt. Dann wird die Salzsäure durch Natronlauge genau neutralisirt und die Lösung zu 100cc aufgefüllt. Zur Herstellung des Malzauszuges werden 25g Malz fein gemahlen bezieh. gequetscht mit 500cc Wasser 6 Stunden lang bei gewöhnlicher Temperatur behandelt und dann wird filtrirt. Zur Ausführung der Bestimmung bringt man in 10 Reagirröhrchen von mindestens 2cm lichter Weite je 10cc der Versuchsflüssigkeit und läſst aus einer 0cc,05 getheilten Bürette der Reihe nach 0,1, 0,2 bis 1cc,0 des Malzauszuges flieſsen, bemerkt die Zeit, wenn alles zugegeben ist, führt durch Schütteln eine innige Mischung zwischen Diastase und Versuchsflüssigkeit her und läſst die Diastase genau 1 Stunde bei Zimmertemperatur von 170 wirken. Nach Ablauf dieser Zeit gibt man in jedes Röhrchen 5cc Fehling'scher Lösung, führt durch Neigen und gelindes Schütteln die Vermischung derselben mit der Versuchsflüssigkeit herbei und setzt den Halter mit den Röhrchen 10 Minuten in kochendes Wasser. Je nach der Menge des vorhandenen Zuckers, welche wieder abhängig ist von der Menge der angewendeten Diastaselösung, werden verschiedene Mengen der Fehling'schen Lösung reducirt sein, so daſs die über dem Kupferoxydul stehende Flüssigkeit, je nach der Menge der unveränderten Kupferlösung, blau mit abnehmender Stärke durch farblos bis braun erscheinen wird. Es werden sich in der Reihe zwei Röhrchen finden, wovon der Inhalt des einen schwach blau gefärbt ist, der des anderen farblos oder gelb erscheint. In dem einen Röhrchen ist dann ein geringer Ueberschuſs an nicht reducirter Kupferlösung vorhanden, während in dem anderen eben alles Kupferoxyd durch den vorhandenen Zucker reducirt ist. Bei Grünmalzuntersuchungen waren meist 0,1 bis 0cc,2 des Malzauszuges erforderlich, um 5cc Fehling'sche Lösung zu reduciren. Dies gab Veranlassung, die diastatische Kraft gleich 100 zu setzen, wenn 0cc,1 des Auszuges von 25g Malztrockensubstanz mit 500cc Wasser unter den angegebenen Bedingungen 5cc Fehling'sche, Lösung reduciren. Sind z.B. von Darrmalz 0cc,75 Auszug erforderlich, so ist die diastatische Kraft 100 : 7,5 = 13,3. Von Grünmalz 9 Tage auf der Tenne waren 0cc,2 Auszug erforderlich, Wirkungswerth daher 50 oder auf Trockensubstanz berechnet 92. Zur Herstellung von Chlorindigo. Nach H. Müller in Hersfeld (D. R. P. Kl. 22 Zusatz Nr. 33064 vom 6. Mai 1884, vgl. 1885 255 356) wird Metachlorbenzaldehyd durch Chloriren einer Mischung von Benzaldehyd mit 50 bis 60 Proc. Chlorzink, Chlorcalcium und ähnlichen Wasser entziehenden Mitteln erhalten. Der mit Wasserdampf überdestillirte Chlorbenzaldehyd wird durch Destillation gereinigt; derselbe siedet nun bei 210 bis 213°, hat 1,246 sp. G. und gibt mit verdünnter Salpetersäure bei 153° schmelzende Metachlorbenzoesäure. Beim Nitriren entstehen daraus zwei isomere Metachlororthonitrobenzaldehyde, welche man durch wiederholtes Umkrystallisiren aus Benzol oder Benzin von einander trennen kann. Das Hauptproduct bildet blonde Nadeln, welche bei 780 schmelzen. Es ist etwas löslich in heiſsem Wasser und krystallisirt daraus beim Erkalten in langen, feinen, fast farblosen Nadeln. Als zweites Product ttrit in untergeordneter Menge ein Isomeres auf, welches bis jetzt nur als dickes röthliches Oel erhalten wurde. Das zwischen 240 und 243° siedende Dichlorbenzaldehyd erstarrt beim Erkalten zu einer festen weiſsen, krystallinischen Masse, welche beim Nitriren nach bekannten Methoden Dichlororthonitrobenzaldehyd gibt; derselbe krystallisirt aus Benzol in blonden rhombischen Tafeln, welche bei 134 bis 137° schmelzen und mit Aceton u. dgl. einen Chlorindigo von veilchenblauer Farbe mit sehr schönem Kupferglanze liefern. Zur Herstellung von Metabrombenzaldehyd wird in die flüssige Mischung von Chlorzink und Benzaldehyd die berechnete Menge Brom nach und nach eingetragen und das Gemisch, wenn nöthig, auf dem Wasserbade flüssig erhalten. Unter Entwickelung von Bromwasserstoff beginnt die Reaction, welche man schlieſslich auf dem Wasserbade beendigt. Das entweichende Brom verflüssigt man in geeigneter Weise. Die Abscheidung und Reinigung des so entstandenen Metabrombenzaldehyds erfolgt aus dieser Mischung ebenso wie beim Metachlorbenzaldehyd; jenes bildet ein schweres Oel von 1,56 sp. G., riecht eigenthümlich blumenartig und siedet bei 233 bis 236°. Durch diesen hohen Siedepunkt läſst es sich von dem unveränderten Benzaldehyd leicht trennen. Beim Nitriren entsteht Orthonitrometabrombenzaldehyd, welches aus Benzin krystallisirt bei 73° schmilzt. Eine geringe Menge einer isomeren Verbindung bildet ein röthliches Oel. Werden diese isomeren Metachlororthonitrobenzaldehyde und Metabromorthonitrobenzaldehyde in Aceton und Wasser gelöst, so scheidet sich auf Zusatz von verdünnter Natronlauge nach kurzer Zeit Chlor- bezieh. Bromindigo aus, welcher entweder als solcher oder, nach dem Ersetzen des Chlores bezieh. Bromes durch Wasserstoff im Entstehungszustande, als reiner Indigo verwendet werden kann. Obiger Dichlororthonitrobenzaldehyd gibt in gleicher Weise einen substituirten Indigo. Zur Statistik der Unfallversicherung. Nach dem Geschäftsberichte des Reichsversicherungsamtes an den Reichskanzler sind auf Grund des Gesetzes 57 Berufsgenossenschaften mit 186967 Betrieben und 2844219 Arbeitern errichtet; davon erstrecken sich 24 mit 1392138 Arbeitern über das ganze Reich, die anderen nur über bestimmte Theile des Reiches.