Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 261, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 181
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Getheilte Rollen für Kettenförderung. Zu einer Förderungseinrichtung für Grubenbetrieb mit Oberkette schlägt H. Ochwadt in Grube von der Heydt bei Saarbrücken in der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1885 * S. 129 die in Fig. 1 ersichtliche Anordnung von Kettenrollen in der Voraussetzung vor, daſs das Anhängen der Fördergefäſse mittels Anschlagkette in der aus Fig. 2 ersichtlichen Weise erfolge. Die an den Hund geschlagene Kuppelungskette endet in einen Bolzen mit rechteckigem Kopfe, dessen Abmessungen der Oeffnung eines Kettengliedes entsprechen. Nachdem der rechteckige Kopf des Bolzens in das Kettenglied eingeführt ist, wird der Bolzen um 90° um seine Achse gedreht und sitzt dann fest in der Kette. Fig. 1., Bd. 261, S. 182 Fig. 2., Bd. 261, S. 182 Damit nun die Kette ohne Ende nebst Anschlagkette, selbst bei etwaigem Schlingern der letzteren, zwischen den Rollen sicher durchgehen könne, wird die Kettenunterstützung aus zwei gegen einander geneigten, der Kettenform entsprechend abgedrehten Rollen gebildet, deren Achsen in einem gemeinsamen guſseisernen Stuhle gelagert sind. Während bei der sonst üblichen Anschlagmethode mittels auf den Hund gesteckter Kettengabel beim Durchlaufen der Stelle einer Tragrolle Hund und Kette sich eine Zeit lang unabhängig von einander fortbewegen, bleibt bei der beschriebenen Einrichtung das Fördergefäſs beständig mittels der Anschlagkette mit der Hauptkette verbunden. Ausdehnsamer federnder Gelenkbolzen. Für solche Fälle, wo die Abnutzung und das ungenaue Einpassen von Gelenkbolzen sich besonders nachtheilig bemerkbar macht, wie bei Gelenkketten, bei Gelenkstangen-Verbindungen u. dgl., geht der von der Société Gautier, Pozzy et Co. in Paris (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 35290 vom 6. Oktober 1885) gemachte Vorschlag dahin, an Stelle der vollen Bolzen dicht gewundene Spiralfedern zu verwenden. Ein der Kraftäuſserung entsprechend dickes und der Lochtiefe entsprechend breites Stahlband wird cylindrisch aufgewickelt und das äuſsere Ende etwas zugeschärft, um eine vollkommenere Rundung zu erhalten, und das innere Ende dagegen hakenförmig eingebogen, letzteres zu dem Zwecke, um das Aufwinden des Bandes zur Durchmesserverringerung beim Einsetzen und Herausnehmen leicht mittels eines geschlitzten Bolzens vornehmen zu können. Manometer-Probirvorrichtung. Ein in der Hauptwerkstätte Simmering der Oesterreichisch-Ungarischen Staatsbahn-Gesellschaft hergestellter und auf der Landesausstellung in Budapest 1885 vorgezeigter Apparat zur Erprobung der richtigen Druckanzeige von Manometern besteht nach dem Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1886 * S. 7 aus einer Druckpumpe mit einem T-förmigen Rohransatze, auf welchen vier zu prüfende Manometer gleichzeitig aufgesetzt werden können. Als Controlmanometer dient ein aus 8 Hebermanometern zusammengesetztes offenes Manometer, dessen Röhren unten mit Quecksilber, oben mit Glycerin gefüllt sind. Die Kolbenstange der Druckpumpe ist mit Schraubengewinde versehen und wird durch eine Mutter langsam vorgeschoben, welche ihrerseits durch ein Schneckenrad mit Schnecke in stetige Umdrehung versetzt wird. Der Betrieb erfolgt durch Elementarkraft mittels Riemenscheibe auf der Schneckenwelle. Gemäſs der Construction des Apparates erzeugt der Druck von 1at auf das Quecksilber eine Steigung von 760 : 16 = 47,5 + 2mm (letzteres für Reibung und Gegendruck des Glycerins) = 49mm,5. (Vgl. Ruchholz u.a. 1883 247 * 21.) Neue Art der mehrfachen Telephonie. In der Lumière électrique, 1886 Bd. 20 S. 97 bespricht Maurice Leblanc eine neue Lösung der Aufgabe: „Eine Einrichtung anzugeben, mittels welcher von einer beliebigen Anzahl von Fernsprechstellen A1, A2, B1, B2, C1, C2 u.s.w., welche in dieselbe Leitung hinter oder neben einander eingeschaltet sind, gleichzeitig A1 mit A2 B1 mit B2, C1 mit C2 u.s.w. sprechen kann.“ Diese Aufgabe lieſs sich zwar als gleichzeitige mehrfache Telephonie nach Art des harmonischen Telegraphen von Elisha Gray (vgl. 1877 225 * 46) lösen, wobei Leblanc mit Stimmgabeln zum Ziele zu kommen hofft, welche mindestens 6000 bis 7000 Schwingungen in der Secunde machen, damit ihr eigener Ton nicht hörbar sei. Doch gibt Leblanc der absatzweisen mehrfachen Telegraphie den Vorzug und will dabei nicht (wie B. Meyer, Baudot u.a., vgl. 1883 250 * 307) in der am nächsten liegenden Weise die verschiedenen Telephonpaare durch den Vertheiler in regelmäſsiger Abwechselung an die Leitung zu legen, sondern – behufs Beseitigung des Knackens beim Anlegen der einzelnen Paare – sämmtliche Sprechstellen am Vertheiler einfach hinter einander beständig in die Leitung einschalten. Dazu soll für jede Sprechstelle am Vertheiler ein Elektromagnet mit drei getrennten Spulen angeordnet werden; die erste und zweite Spule wird in entgegengesetztem Sinne in die Leitung eingeschaltet, welche die beiden Vertheiler mit einander verbindet; die dritte dagegen liegt in der (Local-) Leitung, welche von dem Vertheiler nach dem Telephon der zugehörigen Fernsprechstelle führt. Die Kerne dieser Elektromagnete sind aus Stahl und kräftig magnetisirt, die beiden ersten Spulen aber so mit einander abgeglichen, daſs eine Induction aus denselben in die dritte und umgekehrt für gewöhnlich nicht stattfindet, sondern nur dann, wenn dem Kern ein Stück weiches Eisen gegenüber gestellt wird. Dieses Eisenstück nun ersetzt den sonst bei der mehrfachen absatzweisen Telegraphie verwendeten Vertheilerarm, indem es, mit entsprechender Geschwindigkeit um eine Achse umlaufend, abwechselnd der Reihe nach ein Paar der Telephone zum Sprechen und Hören befähigt, während die anderen unwirksam sind. Die Gestalt des Eisenstückes muſs so gewählt werden, daſs seine Annäherung an den Kern und seine Entfernung von demselben keinen Ton im Telephon erzeugt. H. Crone's Verfahren zum Schälen von Kartoffeln mittels Sandstrahl. Zur möglichst verlustlosen Befreiung von Kartoffeln von der Schale für ihre Verarbeitung in Brennereien, Stärkefabriken u. dgl. macht H. F. A. Crone in Dresden-Löbtau (* D. R. P. Kl. 89 Nr. 35332 vom 13. Oktober 1885) den etwas sonderbaren Vorschlag, ein Sandstrahlgebläse zu verwenden. Die rohe Kartoffel soll vor die Düse eines solchen Gebläses gebracht und vor dieser gewendet werden, um die ganze Schale der Wirkung des Sandstrahles auszusetzen. In der Patentschrift ist zur Ausführung dieses Verfahrens ein Trichter, an dessen Spitze die Düsen für die Sandzuführung und für einen Strahl Dampf oder Preſsluft münden und welcher einige Kartoffeln erhält, empfohlen. Durch den aufsteigenden Strahl sollen die Kartoffeln – wie die Glaskugeln bei Springbrunnen – in die Höhe getrieben werden, so daſs sich dieselben bei dem darauf folgenden Niederfallen beständig selbstthätig wenden. Der Trichter ist bedeckt, mit einem Dunstabzuge versehen und kann gekippt werden, um die behandelten Kartoffeln dann in eine Waschmaschine fallen zu lassen. Zur Geschichte der Herstellung von festem Aetznatron. P. Hart theilt im Journal of the Society of Chemical Industry, 1886 S. 283 mit, daſs nach seinen persönlichen Erinnerungen schon vor dem J. 1852 für Joung, den Begründer der Paraffinindustrie in England, in den Ardwick Bridge Chemical Works bei Manchester vorübergehend mehrere Tonnen feste kaustische Soda hergestellt wurden. Die Natronlauge wurde gerade wie heutzutage in einem guſseisernen Kessel eingedampft und dann ausgeschöpft. Zu gleicher Zeit führte W. Gossage in Ardwick Bridge Versuche über sein Schwefelsäure-Concentrationsverfahren aus und er hat jedenfalls auch die Fabrikation dieses festen Aetznatrons gesehen. Wahrscheinlich gab ihm dies dann den ersten Anstoſs zur Ausarbeitung des Verfahrens zur Herstellung von festem Aetznatron aus Sodamutterlaugen, welches er im Mai 1853 patentirte. Bestimmung des Phenoles in roher Carbolsäure. Nach J. Toth (Zeitschrift für analytische Chemie, 1886 S. 160) gelingt es nicht, durch Lösen der rohen Carbolsäure in Wasser und Filtriren die theerigen Bestandtheile genügend abzuscheiden. Nach seinen Angaben werden daher 20cc der zu untersuchenden rohen Carbolsäure in ein Becherglas gegeben, mit 20cc concentrirter Kalilauge von 1,25 bis 1,30 sp. G. versetzt, gut durchgeschüttelt und stehen gelassen. Nach etwa ½ Stunde wird mit Wasser ungefähr auf 250cc verdünnt. Bei dieser Verdünnung scheiden sich die theerigen Bestandtheile der rohen Carbolsäure auf der Oberfläche des Wassers aus und können leicht durch Filtriren getrennt werden. Dann wird der Rückstand so lange mit lauwarmem Wasser gewaschen, bis sich keine alkalische Reaction mehr zeigt, was alsbald erreicht wird. Das Filtrat sammt Waschwasser wird mit Salzsäure bis zur schwach sauren Reaction angesäuert und auf 3l verdünnt, Von dieser Lösung mischt man 50cc mit 150cc einer Lösung von 2g,04 bromsaurem Natrium und 6g,96 Bromnatrium in 1l Wasser, schlieſslich mit 5cc concentrirter Salzsäure. Nach 20 Minuten setzt man 10cc Jodkaliumlösung zu (125g KJ in 1l), läſst höchstens 5 Minuten stehen, gibt Stärkelösung hinzu und titrirt mit unterschwefligsaurem Natrium. (Vgl. Koppeschaar 1876 221 486.) Ueber Cer haltige Ziegelsteine. Nach J. R. Strohecker (Journal für praktische Chemie, 1886 Bd. 33 S. 132 und 260) enthält der Hainstädter Thon 13,4 Proc. Ceroxyd, welchem seiner Ansicht nach die daraus hergestellten Ziegel ihre Farbe verdanken. Auſserdem soll der Thon erhebliche Mengen Didym, Lanthan, Yttrium und Beryll enthalten. Dagegen zeigt C. W. Blomstrand (daselbst S. 483), daſs Hainstädter Thone überhaupt weder Cer, noch Beryll und ähnliche seltene Erden enthalten; vielmehr zeigten zwei Proben folgende Zusammensetzung: Kieselsäure 66,20 72,41 Thonerde 24,56 19,20 Eisenoxyd 3,94   3,17 Manganoxydul Spur   Spur Kalk 0,66   0,85 Magnesia 0,92   1,01 Kali 2,76   2,27 Natron 0,69   1,08 ––––– –––––– 99,73 99,99. Somit beruhen die Angaben Strohecker's auf Irrthum. Ueber die Löslichkeit von Silberchromat in Ammoniumnitrat. R. F. Carpenter (Journal of the Society of Chemical Industry, 1886 S. 286) bestätigt die früher von G. Biscaro gemachte Beobachtung, daſs bei Mohr's Chlorbestimmung durch Titration mit Silbernitrat und Bichromatlösung bei Gegenwart von Alkalinitraten zu hohe Werthe erhalten werden. Es rührt dies von der Löslichkeit von Silberchromat in Nitratlösung her. Da die Löslichkeit mit der Temperatur bedeutend steigt, muſs bei der Bestimmung von Chlor nach Mohr's Methode – ebenso auch bei der in England durch das Gesetz vorgeschriebenen Bestimmung der Salzsäure in den Rauchgasen – in der Kälte titrirt werden. Ueber die Einwirkung von Anilin auf Orcin. Wird Anilin mit Orcin und Chlorcalcium auf 260 bis 270° erhitzt, so entsteht nach A. Zega (Journal für praktische Chemie, 1886 Bd. 33 S. 538) wesentlich Phenyl-m-Oxytolylamin, mit einer Mischung von Chlorzink und Chlorcalcium aber Diphenyl-m-Toluylendiamin; letzteres schmilzt bei 105°, die Diacetylverbindung desselben, C19H16(C2H3O)2N2, bei 160°. Seife zum Reinigen befleckter Kleidungsstücke und zum Auffrischen verschossener Farben. Chr. P. Andersen in Kopenhagen (D. R. P. Kl. 8 Nr. 36043 vom 12. Juni 1885) bringt als Reinigungsmittel für befleckte und verschossene Kleidungsstücke das sogen. Hämateїn in Vorschlag, welches (¼ Gew.-Th.) gepulvert mit Seife (1 Th.) und Quillajarinde (¼ Th.) vermengt werden soll, worauf die Masse durch Kochen und Rühren in Wasser (1 bis 2 Th.) behandelt, abkühlen gelassen und schlieſslich in Formen gegossen wird. Das Hämateїn ist ein durch Vermischen von Hämatoxylin mit Ammoniak und Oxydation an der Luft entstehender Farbstoff. Das Hämatoxylin (C16H14O6) ist ein Bestandtheil des Blauholzes, welches in blaſsgelben, durchsichtigen, glänzenden Nadeln krystallisirt, an sich nicht färbt, wohl aber durch Einwirkung starker Alkalien, besonders von Ammoniak, und Oxydation an der Luft einen purpurrothen Körper, das Hämateїn (C16H12O6) ergibt.