Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 263, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 586
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Ueber neuere amerikanische Versuche, gleichzeitig auf demselben Drahte zu telegraphiren und zu telephoniren und über die Tragweite des Telephons. Der elektrische Beirath der belgischen Telegraphenleitung, Prof. F. van Rysselberghe, hat vor einiger Zeit über neuere Versuche berichtet, welche in Amerika über die gleichzeitige Benutzung derselben Leitung zum Telegraphiren und Telephoniren angestellt worden sind. (Vgl. 1882 245 231. 1883 249 * 260. 1884 254 182. 1885 257 * 62.) Hiernach kann man mit Erfolg auf jede Entfernung unmittelbar, ohne Relais, telephonisch verkehren, was bei der Telegraphie nicht möglich ist. Alle Hauptstädte Europas könnten durch einen internationalen Telephondienst verbunden werden. Die Baltimore and Ohio Telegraph Company hatte ihr Leitungsnetz und ihr Personal zur Verfügung gestellt und die United Lines Telegraph Company Versuche auf der langen, durchgehenden Linie zwischen New-York und Chicago anzustellen gestattet. Die Versuche sind mit Mikrophonen und telephonischen Empfängern vorgenommen worden, an denen van Rysselberghe's neueste Verbesserungen angebracht waren, und immer mit Leitern, welche zu gleicher Zeit dem Telegraphenverkehre dienten. Durch den ersten Versuch zwischen Grafton und Parkersburg in West-Virginia (167km Entfernung) auf einer Linie mit 8 Drähten, welche mit Rysselberghe's die Induction beseitigenden Apparaten ausgerüstet war, wurde festgestellt, daſs diese Apparate nicht das gute Arbeiten der Telegraphen für schnellere Beförderung, wie etwa des Quadruplex Edison's, verhindern. Benutzt wurden Drähte von Eisen ungefähr 4mm (Nr. 9 nach der englischen Lehre), oder von gehärtetem Kupfer 2mm,7 (Nr. 12) mit einem Widerstande von ungefähr 4 Ohm auf 1km. Die Verständigung mittels Telephon auf den Kupferdrähten war ausgezeichnet, von einer bemerkenswerthen Klarheit und Deutlichkeit; die geringsten Einzelheiten der Aussprache wurden vollkommen wahrgenommen und die Stimme im Allgemeinen war stark und voll. Auf den Eisenleitungen war die Deutlichkeit der Einzelheiten geringer, obwohl die Stimme nicht schwächer als auf den Kupferleitungen schien. Die Ursache des beobachteten Unterschiedes lag allein in der Natur der Leitungen; denn in beiden Fällen wurden die nämlichen Mikrophone und Telephone benutzt. Auf den Leitungen von Eisen und denen von Kupfer war die Verständigung aber eine ausgezeichnete, sowohl bei Anwendung eines einzigen Drahtes, wie auch bei Herstellung eines metallischen Stromkreises aus zwei Drähten. Die Versuche fanden am Tage während der vollen telegraphischen Arbeit statt. Eine zweite Reihe von Versuchen zur Feststellung der größten Tragweite des Telephons wurde, weil dabei Apparate zur Beseitigung der Induction zwecklos gewesen wären, zwischen Baltimore bezieh. New-York und Chicago am zeitigen Vormittag angestellt, wo der telegraphische Verkehr am geringsten ist. Von Baltimore nach Chicago hatte man nur Eisendrähte Nr. 8 (4mm,5). Von New-York nach Chicago waren u.a. gehärtete Kupferdrähte Nr. 12 und 14 (2mm,7 und 2mm,1) in Verwendung, welche einen Widerstand von 4 bezieh. 5 Ohm auf 1km besaſsen. Für diese Versuche wurden metallische Schlieſsungskreise benutzt. (Vgl. New-York-Chicago 1883 250 552.) Auf den Eisendrähten konnte eine gute Unterhaltung auf eine mehr als 400km groſse Entfernung nicht geführt werden; dagegen gelang eine genügende Verständigung zwischen River (Ohio) und Fostoria (Indiana), auf eine Entfernung von 368km mit einem Drahte Nr. 8 (4mm,5). Von Grafton nach Fostoria (520km) konnte man die Stimme des Sprechers hören und einige Worte verstehen, geläufige Unterhaltung war nicht zu ermöglichen.Cornand hat mit Rysselberghe's Apparaten ohne Schwierigkeit zwischen Buenos Ayres und Santa Fé (500km) gesprochen, indem er zwei Drähte von 4mm, die gleichzeitig zur Telegraphie verwendet wurden, parallel schaltete; die Verständigung war noch befriedigend, wenn man diesen Draht durch ein unterseeisches Kabel von 50km verlängerte. (Vgl. auch München-Bayreuth 1882 246 81.) Von Baltimore nach Fostoria (1000km) war weder die menschliche Stimme, noch der phonische Rufer zu hören. Nicht die Schwäche der Töne, welche man im Telephon vernimmt, ist die Ursache des Miſslingens, sondern die Stimme wird durch und durch verändert, ihr Klang wird dadurch tiefer und man erkennt die Person nicht mehr, mit welcher man spricht. Man erhält noch sehr volle Töne, aber verschwommen und gedämpft; die Sprachgliederung ist verloren, mit einem Worte: aus Mangel an Deutlichkeit und nicht wegen der Schwäche der Töne wird der Verkehr unmöglich. Auf Kupferdrähten dagegen bleibt die Stimme mit allen Einzelheiten der sprachlichen Gliederung rein, klar und deutlich, ohne die geringste Aenderung, nur daſs sie, zu Folge der bewältigten Entfernung, schwächer wird bis zu dem Grade, wo die Grenze des Fassungsvermögens des menschlichen Ohres erreicht wird. Von Fostoria nach New-York (1175km) kam auf dem 2mm,7 starken Drahte die Stimme für die Bedürfnisse eines geschäftsmäſsigen Verkehres nicht stark genug an. Aber von Fostoria nach Albany (942km) konnte man geläufig und ohne Schwierigkeit auf demselben Drahte sprechen, trotz einer ziemlich ausgeprägten Induction, welche hauptsächlich von Stromkreisen für elektrisches Licht herrührte. Bei diesem letzteren Versuche war der ganze Widerstand des hinlaufenden Drahtes 3660 Ohm, derjenige des zurückführenden Drahtes nur 3347 Ohm (der Unterschied rührte davon her, daſs der erstere 4km,3 Eisendraht Nr. 8 einschloſs); die statische Capacität des Stromkreises betrug 3,3 Mikrofarad, die Isolation für 1km 447 Megohm. Auf dieselbe Entfernung zu sprechen (Albany-Fostoria über Buffalo = 941km), in einem vollständig metallischen Stromkreise, der aus feinerem Kupferdrahte (Nr. 14 oder 2mm,1) bestand, gelang nicht. Einzelne ankommende Wörter aber hatten jene charakteristische Deutlichkeit und Klarheit, welche immer bei Kupferdrähten beobachtet wurde. Der Gesang wurde deutlich von einem Ende des Drahtes bis an das andere gehört. Wurde hierbei ein Bell'sches Telephon zu Buffalo, d.h. ungefähr halbwegs, in einen der zwei Drähte, welche den Stromkreis bildeten, eingeschaltet, so verstand Buffalo vollständig jedes, sei es von Fostoria, sei es von Albany gesprochene Wort, obwohl sich das Sprechen über die ganze Länge des Stromkreises erstreckte.Aehnliche Erscheinungen haben sich auch bei älteren Versuchen gezeigt, u.a. zwischen Dresden-Chemnitz-Leipzig im December 1877 (vgl. 1878 227 56). Auf Drähten aus Kupfer (oder aus jedem anderen Metalle, welches nicht magnetisirbar ist wie das Eisen, z.B. aus Phosphorbronze) dürfte hiernach die Tragweite des Telephons angenähert proportional der Leitungsfähigkeit der Drähte sein. (Vgl. Preece 1886 260 187.) Daſs die Erhöhung der statischen Capacität, welche sich aus dem gröſseren Durchmesser ergibt, die Vortheile der Widerstandsverringerung aufhebt, haben Versuche dargethan, welche zwischen New-York und Chicago auf 6mm dicken Drähten der United Lines Telegraph Company angestellt worden sind; dieses sind sogen. „Compounddrähte“ (vgl. 1875 217 384), welche eine 3mm starke Stahlseele haben, umgeben von einer 1mm,5 starken Kupferschicht. Die ganze Länge jedes Drahtes miſst 1625km und sein Widerstand ungefähr 1,1 Ohm für 1km. Seine statische Capacität beträgt 11,7 Mikrofarad oder 23,4 Mikrofarad für eine Schleifenleitung. Von Chicago nach Buffalo bestand die Linie aus 6, von Buffalo nach New-York aus 10 Drähten; von New-York endlich waren in dem Kabel, welches (auf nahezu 2km) den Hudson durchschneidet, sechs andere Drähte. In Chicago gab es ungefähr 10km unterirdisches Kabel. Alle Drähte der Linie standen in voller telegraphischer Thätigkeit und waren mit Rysselberghe's Apparaten zur Beseitigung der Induction ausgerüstet worden. Die Versuche sind häufig zu verschiedenen Tages- und Nachtstunden wiederholt worden. Die zwei Drähte, welche den metallischen Stromkreis bildeten, dienten zu gleicher Zeit für telegraphische Quadruplex-Apparate. Rysselberghe war buchstäblich verwundert über das Ergebniſs der Versuche. Die Stimme vibrirte und war deutlich und bewunderungswürdig klar, ohne die geringste Veränderung und von Staunenswerther Stärke. Er konnte die Telephone 3 bis 4cm von seinen Ohren entfernen, ohne daſs er den Sprecher zu verstehen aufhörte. Und doch betrug die Gesammtlänge des Stromkreises 3250km, d.h. zwei Drittel der Entfernung, welche die Küsten der alten und neuen Welt trennt. Bei diesen Versuchen wurde somit in einer für geschäftsmäſsigen Betrieb befriedigenden Weise gesprochen: auf einem Drahte von 2mm,1 auf eine Entfernung von 300km, auf einem Drahte von 2mm,7 auf eine Entfernung von 941km, auf einem mit 5mm gleichwerthigen Draht auf eine Entfernung von 1625km vollkommen verständlich und es schien gewiſs, daſs man auf demselben Drahte von 5mm auf 3250km hinreichend gut würde verkehren können. Instrument zum Aufzeichnen des Kohlennachschubes in elektrischen Bogenlampen. In Industries, 1886 Bd. 1 * S. 304 wird ein Instrument beschrieben, mittels dessen die Bewegungen der oberen Kohle einer elektrischen Bogenlampe aufgezeichnet werden können. An den unteren (negativen) Kohlenträger wird ein Messingcylinder so angeschraubt, daſs seine Achse dem Träger der positiven Kohle parallel ist. Durch ein unten an dem Cylinder angebrachtes Uhrwerk kann der Cylinder in Umdrehung versetzt werden und dreht sich dann in der Stunde einmal um. Um den Cylinder herum wird ein Zeichenpapier gelegt und durch Gummibänder festgehalten. An dem oberen Kohlenträger ist ein leichter Arm befestigt, welcher sich mit dem an seinem Ende angebrachten Zeichenstifte mit schwachem Drucke auf das Papier legt. Während die Kohlen sich noch berühren, wird der Cylinder einmal ganz umgedreht, damit der Stift eine rings um den Cylinder laufende Nulllinie schreibe. Dann kann der Strom zugelassen werden. Erfolgt das Nachschieben gleichmäſsig, so ist die gezeichnete Linie eine Gerade. Eine der a. a. O. mitgetheilten Linien (von einer Statter'schen Lampe) zeigt deutlich eine Stelle, wo ein Emporgehen der beweglichen oberen Kohle stattgefunden hat; die elektromotorische Kraft war plötzlich von 48 auf 53 Volt gestiegen, die Stromstärke aber fast unverändert geblieben (8,5 und 8,45 Ampère), weil durch die Vergröſserung des Kohlenabstandes von etwa 2mm,5 auf 4mm,2 ein entsprechender Widerstand hinzugetreten war. Muirhead's Bogenlampe mit regulirendem Marmorstabe in der hohlen unteren Kohle. Textabbildung Bd. 263, S. 589 In seiner Bogenlampe verwendet F. Muirhead in London (Englisches Patent 1886 Nr. 7074) einen dicken oberen Kohlenstab und einen dünneren unteren; letzterer ist ein Hohlcylinder und in demselben befindet sich als Seele ein Stab aas Marmor oder einem anderen unverbrennlichen Materiale, welcher unten auf dem Kern eines Solenoides befestigt ist. So lange kein Strom durch die Lampe flieſst, wird der Solenoidkern durch eine Spiralfeder nach unten gezogen und die beiden Kohlenstäbe berühren einander. Sowie dann aber der Strom in die Lampe eintritt, zieht das Solenoid den Kern nach oben, der Marmorstab tritt oben aus seiner Kohlenhülle hervor, drückt gegen den oberen Kohlenstift und trennt die beiden Kohlen auf richtige Bogenweite. Auf diese Art glaubt Muirhead alle sonstigen Regulirungsvorrichtungen entbehren zu können. Radiguet's Apparat zum Anzünden und Auslöschen elektrischer Lampen. Der Apparat, mittels dessen Radiguet die Auzündung bezieh. Auslöschung einer in einem Zimmer befindlichen elektrischen Glühlampe beim Betreten bezieh. Verlassen des Zimmers ermöglichen will, enthält nach dem Bulletin d'Encouragement, 1886 * S. 393 zwei unter rechtem Winkel gegen einander gestellte Elektromagnete, welche so angeordnet sind, daſs, wenn der lothrechte Elektromagnet seinen wagerechten Anker anzieht, der letztere sich an einer Nase des lothrechten Ankers des wagerechten Elektromagnetes fängt und den Stromweg durch die Lampe schlieſst, dagegen abfällt und den Stromweg unterbricht, wenn der wagerechte Elektromagnet seinen Anker anzieht. Mittels zweier Knöpfe kann beim Betreten und Verlassen des Zimmers der (galvanische) die Lampe speisende Strom auf kurze Zeit durch den einen oder den anderen Elektromagnet gesendet werden. Hat das Zimmer mehrere Thüren, so bekommen die Elektromagnete eine mehrfache Bewickelung. Sledge und Slatter's Klingel mit Selbstunterbrechung. Bezüglich der elektrischen Klingel mit Selbstunterbrechung von Sledge und Slatter (vgl. * S. 232 d. Bd.) behauptet der Elektrotechniker Wibratte in Toulouse in der Lumière électrique, 1887 Bd. 23 S. 496, daſs dieselbe genau mit einer von ihm 1878 angegebenen und ausgeführten, später auch von Biloret und Mora in Paris nachgeahmten Klingel übereinstimme. Referent wiederholt den Hinweis auf die Uebereinstimmung der Anordnung des Elektromagnetes in der fraglichen Klingel mit den Elektromagneten von Recordon (vgl. 1886 261 * 24), welche ihrerseits eine gewisse Verwandtschaft mit dem Anfang der 50er Jahre von F. J. Nickles (vgl. 1851 121 1. 1853 129 * 413) angegebenen besitzen. Bahnräumer für Straſsenbahnwagen. Textabbildung Bd. 263, S. 590 Ein von G. W. Cramond in Belfast angegebener Bahnräumer für Straſsenbahnwagen besteht nach Industries, 1886 Bd. 1 * S. 344 aus einer Rolle, einem runden Blechschirme und einem Bremsklotze, welche an den Trägerenden des Wagens pendelnd aufgehängt sind. Ist die Schiene verlegt, so wird der Bremsklotz an das Rad angepreſst und zwar um so mehr, je gröſser der Widerstand ist. Die eingeschaltete Feder dient zur Verminderung der Stoſswirkung. Die Rolle hat den Zweck, um bei einseitiger Ueberlastung des Wagens das Bahnräumerblech gegen Verbiegung zu sichern. W. Asquith's Räderdrehbank. Zum Abdrehen der Reifen von Eisenbahnwagenrädern hat W. Asquith in Halifax nach Engineering, 1886 Bd. 42 * S. 160 eine Drehbank gebaut, deren Uebersetzungsräder aus Stahlguſs und deren Spindeln aus Stahl gefertigt sind, damit dieselben beim Abnehmen breiter und dicker Späne genügende Festigkeit besitzen. Diese Drehbank ist nach gewöhnlicher Art mit vier selbstständigen Werkzeugträgern ausgerüstet, deren selbstthätige Schaltung von einem Daumenringe auf der Hauptspindel und einem sich an diesen anlegenden Doppelhebel abgeleitet und durch Zwischenachsen an der Grundplatte mittels Hebelverbindungen, Ketten und Leitrollen auf je ein schaltendes Kettenrad der Schlittenspindel übertragen wird. Ueberdies ist diese Drehbank zum Ausdrehen eines Radreifens auf der rechten und zum gleichzeitigen Ausbohren eines Radsternes auf der linken Planscheibe eingerichtet. Die hierbei erforderlichen, verschieden groſsen Schnittgeschwindigkeiten werden in der Weise erhalten, daſs die Planscheibe, auf welcher der Radstern aufgespannt ist, unmittelbar von der Hauptstufenscheibe angetrieben, die andere Planscheibe dagegen gleichzeitig durch Vermittelung der Uebersetzungsräder bewegt wird. Zu diesem Zwecke ist die Antriebswelle mit der Stufenscheibe so weit vorgelagert, daſs ein an ihrem rechten Ende befindliches ausrückbares Getriebe unmittelbar in den Zahnkranz der linken Planscheibe greifen kann, während das links von der Stufenscheibe fest aufgekeilte Getriebe in die Uebersetzungsräder eingreift, wodurch die in der Bettplatte gelagerte durchgehende Bodenwelle, durch das entsprechende Getriebe, die rechte Planscheibe im langsamen Gange betreibt. Bei diesem Gange muſs selbstverständlich das der linken Planscheibe zugehörige Getriebe auf den Bodenwellen aus dem Eingriffe geschoben werden. Der Durchmesser der Planscheibe ist 1982mm, das Gewicht der ganzen Maschine 26t. J. v. Rolf's Bettfedern-Sortirapparat. Zum Sortiren von Bettfedern benutzt J. v. Rolf in Osnabrück (* D. R. P. Kl. 87 Nr. 38023 vom 20 Juni 1886) einen senkrecht frei hängenden Cylinder, welcher sich oben an einen Luftsauger anschlieſst und unten durch eine in verschiedener Entfernung vom Rande des Cylinders einstellbare Scheibe geschlossen wird. Die Bettfedern werden nahe am unteren Rande durch eine Förderschnecke in den Cylinder eingeführt wo der in demselben erzeugte, nach oben gerichtete Luftstrom die leichteren Federn mit in die Höhe nimmt, worauf sie der Sauger auswirft, während die schwereren Federn und fremde Körper niederfallen und von der unteren mit dem Flügelrade des Saugers umlaufenden Scheibe in dem Ringspalte zwischen dieser und dem unteren Cylinderrande ausgeworfen werden. Durch Verstellung der Breite dieses Spaltes hat man es in der Hand, den Luftstrom im Cylinder und dadurch auch die Sortirung zu regeln. Flammrohranordnung für Verdampfpfannen der Chlorkaliumfabrikation. Textabbildung Bd. 263, S. 591 Die Pfannen zum Eindampfen von Mutterlauge bei der Chlorkaliumfabrikation haben drei Flammrohre, von denen, wie beistehend veranschaulicht ist, das mittlere Rohr a den doppelten Querschnitt der beiden seitlichen Rohre b besitzt. Die Flamme schlägt zunächst durch das Mittelrohr nach hinten und zieht durch die Seitenrohre nach vorn zurück. Bisher waren die Flammrohre an beiden Stirnwänden der Pfanne angenietet, wodurch leicht eine Spannung und ein Undichtwerden der Rohre veranlaſst wurde. Um diesen Uebelstand zu beseitigen, werden nach Angaben vom Salzbergwerke Neu-Staßfurt in Löderburg bei Staſsfurt (* D. R. P. Kl. 62 Nr. 37815 vom 11. Mai 1886) die Flammrohre nur an der vorderen Stirnwand der Abdampfpfanne angenietet und dieselben am hinteren Theile durch die Stutzen c unter einander verbunden. Die Rohre sind daher hinten vollständig verschlossen, an der hinteren Stirnwand nicht angenietet und können sich folglich frei und unabhängig von dem Mantel der Pfanne ausdehnen. Um das beim Verdampfen der Mutterlange sich ausscheidende Chlornatrium aus der Pfanne leicht entfernen zu können, sind die Pfannen mit einem nach der Mitte zu geneigten Boden d und an der tiefsten Stelle mit einer Schnecke s versehen. Durch Drehung derselben wird das Salz, welches sich in dem unteren Theile der Pfanne bis an das Flammrohr a ablagert, aus der Pfanne entfernt und kann auf diese Weise leicht gewonnen und weiter verarbeitet werden. Ueber den Bakteriengehalt des Eises. C. Fränkel veröffentlicht in der Zeitschrift für Hygiene, 1886 Bd. 1 S. 302 ff. die Ergebnisse beachtenswerter Untersuchungen, welche im hygienischen Institute in Berlin über den Gehalt des Eises an Mikroorganismen ausgeführt worden sind und ergeben haben, daſs das Eis, besonders das aus stehenden Gewässern, von überschwemmten Wiesen und auch aus Fluſslaufen gewonnene Natureis ungemein reich an derartigen Organismen ist. Eine groſse Reihe Untersuchungen der aus den verschiedenen Berliner Eiswerken stammenden Sorten von Natureis ergab, daſs der Gehalt an Bakteriencolonien je nach dem Gewinnungsorte in 1cc Schmelzwasser von 1200 bis 25000 wechselte, ein Beweis, daſs der gröſste Theil der in dem Gefrierwasser enthaltenen Bakterienkeime den Gefrierprozeſs überdauert. Dem gegenüber zeigte sich das sogen. Kunsteis, also das mittels Maschinen aus gutem Brunnenwasser hergestellte Eis, schon bedeutend armer an Bakterien, indem 1cc Schmelzwasser solcher Eissorten nur 280 bis 2300 entwickelungsfähige Keime aufwies und das aus destillirtem Wasser hergestellte Kunsteis konnte als nahezu frei von Bakterien bezeichnet werden, da in 1cc Schmelzwasser von diesem Eise höchstens 14 Colonien gefunden wurden. Auf Grund seiner Untersuchungen kommt Verfasser zu dem Schlusse, daſs das gewöhnliche Roheis wegen seines hohen Gehaltes an entwicklungsfähigen Bakterienkeimen überall da zu verwerfen sei, wo es mit der Nahrung, in Getränken oder sonst auf ärztliche Verordnung verwendet werden soll; auch ist es gänzlich unbrauchbar für Zwecke der Wundbehandlung und sollte in diesen Fällen an seiner Stelle nur das aus destillirtem Wasser bereitete Kunsteis verwendet werden. Wo dagegen die Nahrungsmittel mit dem Eise nicht in unmittelbare Berührung treten oder, wenn dies doch geschieht, die Nahrungsmittel nachträglich dem Kochen unterworfen werden, steht der Verwendung von Roheis nichts im Wege, wenngleich das Kunsteis auch in diesen Fällen vorzuziehen sein dürfte. Vorkommen von Sumpfgas in den Luftblasen im Eise. Es scheint, daſs die im Eise eingeschlossenen oder unter dem Eise befindlichen Gasblasen nicht immer Luft enthalten, sondern auch durch Sumpfgas gebildet sein können. Schelenz in Rendsburg hat beobachtet, daſs das auf einer Ausbuchtung der Eider, in welcher der Schlick der Baggermaschinen abgelagert wird, entstandene Eis eine groſse Menge Gaseinschlüsse enthielt, welche durch Sumpfgas gebildet waren. Wurde das Eis bis zu einer Blase angebohrt, so entwich das Gas sehr heftig und brannte, angezündet, manchmal so lebhaft wie die Flamme einer Löthlampe. (Nach dem Archiv für Pharmacie, 1887 Bd. 225 S. 127.) Bestimmung des Entfärbungsvermögens der Knochenkohle. G. Laube theilt in der Pharmaceutischen Centralhalle, 1886 Bd. 27 S. 614 ein Verfahren mit, welches ohne Anwendung besonderer Apparate gestattet, das Entfärbungsvermögen einer Knochenkohle genügend genau zu bestimmen. Nachweislich gute Knochenkohle, aus welcher fehlerhafte Stücke entfernt sind, wird fein pulverisirt, bei 110° getrocknet und dient nun als Normalknochenkohle. Eine Normalfarbe stellt man sich aus Karamel (sogen. Zuckercouleur) her, indem man 50 bis 100g in gleichviel Wasser löst, 100cc Alkohol zufügt, auf 1l verdünnt, mehrere Tage absitzen läſst und dann filtrirt. Mittels dieser Normalfarbe bestimmt man nun den Entfärbungscoefficienten der Normalkohle, indem man 5g der letzteren mit 200cc Wasser in einem Kolben zum Sieden erhitzt, 10cc der Farbstofflösung hinzugibt, 10 Minuten am aufsteigenden Kühler gelinde weiter kochen läſst und filtrirt. Nun miſst man 200cc Wasser ab und läſst so lange von der Normalfarbe zuflieſsen, bis die Flüssigkeit mit dem Filtrate von der Normalkohle genau gleichen Farbton zeigt. Gesetzt, man hätte zur Erlangung dieses Punktes den 200cc Wasser 2cc,1 Normalfarbe zufügen müssen, so ergeben sich, als von der Knochenkohle entfärbt, 10,0 – 2.1 = 7cc,9. Bei Untersuchung einer beliebigen Kohle bringt man dieselbe durch Pulverisiren ganz genau auf den Feinheitsgrad der Normalkohle und verfährt im Uebrigen, wie vorher angegeben. Wären dann beispielsweise durch 5g Normalkohle 7cc,9 Normalfarbe entfärbt worden, von der zu untersuchenden Kohle aber nur 5cc,5, so würde das Entfärbungsvermögen der letzteren (im Vergleiche zur Normalkohle) = 70 Proc. sein. Bestimmung von Schwefel in löslichen Schlacken. Zur schnellen und genauen Bestimmung des Schwefels in löslichen oder durch Salzsäure zersetzlichen Schlacken empfiehlt E. D. Campbell in der Chemical News, 1887 Bd. 55 S. 74 ungefähr 0g,5 der fein gepulverten Substanz mit einer Mischung von 25cc Salzsäure von 1,19 sp. G., 50cc Wasser und 5cc Brom während einiger Minuten in der Kälte zu behandeln, darauf zum Sieden zu erhitzen und darin bis zur völligen Verflüchtigung des Bromes zu erhalten. In der filtrirten Lösung wird darauf die gebildete Schwefelsäure mittels Bariumchlorid bestimmt. (Vgl. auch R. Wagner 1876 219 544.) Verwerthung der Braunkohlenasche. Bekanntlich zeichnet sich die Braunkohlenasche durch ihren durchschnittlich hohen Gehalt an Calciumsulfat aus (bis zu 50 Proc.). Dies ist die Ursache, weshalb sie dort, wo sie in gröſseren Mengen abfällt, nicht nur unmittelbar als Düngemittel sowie zur Compostirung verwerthet wird, sondern auch mit Vortheil als Zusatz zum Mörtel bei Bauten in vorgeschrittener Jahreszeit Verwendung findet, zu welchem Zwecke sie zur Beseitigung schlackiger und steiniger Bestandtheile zuvor durch ein Sieb geworfen werden muſs. In Folge des Gehaltes an Calciumsulfat bindet der Mörtel rascher ab und erhärtet und trocknet besser. Dth.