Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 266, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 141
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Einfacher Nachweis von Gentianaviolett oder Fuchsin im Wein. Nach Bernède sollen Gentianaviolett und Fuchsin im Weine dadurch nachgewiesen werden können, daſs man 10g Phenol in 1g Alkohol und 60g Aether löst und 10cc des zu untersuchenden Weines mit 5cc dieser Mischung in einem Reagircylinder durchschüttelt. Bei reinem Weine scheidet sich die Phenoläther-Mischung farblos über dem Weine ab, sind hingegen die genannten Farbstoffe im Weine enthalten, so erscheint die Mischung roth oder violett gefärbt. Die Reaction soll noch sehr gut gelingen, wenn im Liter Wein 0mg,1 Fuchsin oder 1mg Gentianaviolett enthalten sind. (Bulletin de la société de Pharmacie de Bordeaux nach Archiv der Pharmacie, 1887 Bd. 225 S. 273, vgl. auch 1886 261 144.) Harris' Aufhängung von Telegraphendrähten. Um Telegraphen- und Telephondrähten sowie ähnlichen elektrischen Leitern die Möglichkeit zu geben, sich zusammenzuziehen, ohne zu zerreiſsen, will A. E. Harris in London (Englisches Patent Nr. 17 052 vom 29. December 1886 bezieh. 24. Juni 1887) die Isolatoren, woran die Drähte befestigt werden, nicht Unmittelbar an den Tragsäulen anbringen, sondern an je zwei Stäben, welche pendelartig am oberen Ende der Säule festgemacht, an ihren unteren Enden dagegen durch je eine Spiralfeder mit der Säule verbunden werden. Ziehen sich die Drähte zusammen, so streckt sich die Feder und umgekehrt. Eine neue Reaction auf Eisen. Kobaltnitratlösung färbt sich bekanntlich beim Versetzen mit starker Salzsäure blau. F. P. Venable beobachtete nun, daſs bei Anwendung von roher Salzsäure statt der blauen eine grüne Färbung erhalten wird, was der geringen Menge Ferrisalz in der Säure zuzuschreiben ist. Diese Reaction ist sehr empfindlich zum Nachweise von Spuren von Eisen, und daher zur Prüfung starker Sauren sehr geeignet. Fügt man nur 0g,00003 eines Ferrisalzes zu der blauen, stark sauren Kobaltnitratlösung, so tritt die grüne Färbung deutlich erkennbar auf. Eisenoxydulsalze geben die Reaction nicht, beeinträchtigen jedoch auch nicht das Auftreten derselben. (Repertorium der Chemikerzeitung, 1887 Bd. 11 S. 202 nach dem Journal of analytical Chemistery, 1887 Bd. 1 S. 312.) Trennung von Blei und Wismuth. Ein neues Verfahren zur Trennung von Blei und Wismuth, welches frei von den Mängeln der arideren Methoden sein soll, gibt H. Herzog in dem Journal of analytical Chemistery, 1887 Bd. 1 S. 245 (nach dem Repertorium der Chemikerzeitung, 1887 Bd. 11 S. 203); dasselbe beruht darauf, daſs in einer neutralen Wismuthsalzlösung das Wismuth beim Kochen mit Natriumacetat als basisch essigsaures Salz gefällt wird. Zur Ausführung der Analyse müssen beide Metalle als Nitrate zugegen sein; man gibt alsdann zu der Lösung derselben Natriumkarbonat bis zur Bildung eines geringen, aber deutlichen, bleibenden, flockigen Niederschlages. Nach tüchtigem Durchschütteln oder Rühren wird der Niederschlag krystallinisch und setzt sich schnell ab. Entsteht beim Zugeben eines weiteren Tropfens Natriumcarbonatlösung zu der klaren Flüssigkeit ein Niederschlag, so versetzt man letztere in der Kälte mit einem Ueberschuſs von Natriumacetat, kocht 1½ bis 2 Stunden anhaltend, filtrirt heiſs und wäscht mit heiſsem Wasser. Der Niederschlag wird hierauf in warmer, verdünnter Salpetersäure gelöst und das Wismuth mit Ammoniumcarbonat gelallt. In dem vereinigten Filtrat kann das Blei als Chromat oder Carbonat gefällt werden. Die vom Verfasser angeführten Beleganalysen sprechen für die Brauchbarkeit des Verfahrens (vgl. auch A. Patera, 1866 180 164). Apparat zum Destilliren bei Abschluſs der Luft. In der Chemiker Zeitung, 1887 Bd. 11 S. 572 empfiehlt P. Raikow den nebenstehend abgebildeten Apparat als geeignet zur Destillation unter Luftabschluſs. Der zur Aufnahme des Destillates dienende Kolben a ist mit doppelt durchbohrtem Stopfen versehen, in dessen einer Bohrung der Vorstoſs des Kühlers steckt, während durch die andere ein Glasröhrchen geführt ist, das die Verbindung mit dem Entwickelungsapparat d für das indifferente Gas vermittelt. Textabbildung Bd. 266, S. 142 Vor Beginn der Destillation leitet man bei geöffnetem Retortentubulus einen Gasstrom durch den Apparat so lange, bis alle Luft verdrängt ist, verschlieſst alsdann den Tubulus und bewirkt dadurch das Aufhören der Gasentwickelung, während der Apparat ganz mit dem indifferenten Gase gefüllt bleibt. Man kann nun mit der Destillation beginnen; zunächst tritt in Folge der Temperaturerhöhung durch d etwas Gas aus, bis die Temperatur constant geworden ist, die Destillation kann aber weiter geführt werden, ohne daſs weitere Gasentwickelung erforderlich wäre. Tritt im Apparate Druckverminderung in Folge Rückganges der Temperatur ein, so steigt die Säure aus dem Becherglase m nach dem Rohre d und es findet erneute Gasentwickelung so lange statt, bis Gleichgewicht des Druckes wieder hergestellt ist. Ein vereinfachter Geiſsler'scher Kohlensäure-Bestimmungsapparat. Friedrich Cochius beschreibt in der Chemiker Zeitung, 1887 Bd. 11 S. 850 einen neuen Kohlensäure-Bestimmungsapparat, der eine Vereinfachung und Verbesserung des Geiβler'schen darstellt. Es ist, wie aus beistehender Textfigur ersichtlich, die Anordnung so getroffen, daſs das Zersetzungsgefäls A, Säuregefäſs B und Gefäſs C zum Trocknen der entweichenden Kohlensäure direkt über einander bezieh. in einander zu stehen kommen, wodurch die Stabilität des ganzen Apparates sehr gewinnt. Ebenso ist auch durch die Verlängerung des Gefäſses C eine Gewichtserleichterung und Vereinfachung herbeigeführt, da hierbei der Stöpsel oder Hahn, der beim Geißler'schen Apparate die Verbindung vom Säure- zum Zersetzungsgefäſse herstellt, in Wegfall kommt. Durch einfaches Drehen des Gefäſses C kann man leicht die Communication vom Säuregefäſs B zum Zersetzungsgefäſs A durch die eingeschmolzene Röhre d bewerkstelligen. Röhre e ist deshalb noch angebracht, um nach Beendigung der Kohlensäure-Entwickelung Luft durch den ganzen Apparat saugen zu können. Die eingezeichneten Pfeile bezeichnen den Weg, den die entwickelte Kohlensäure bei der Ingangsetzung des Apparates zu nehmen hat. Textabbildung Bd. 266, S. 142 Den Apparat stellt in bekannter vorzüglicher Ausführung die Firma Dr. Robert Muencke, Berlin NW. her (vgl. auch G. Lunge, 1885 258 362). Francéine, der Repräsentant einer neuen Klasse von Farbstoffen. Als Repräsentanten einer neuen Klasse von Farbstoffen hat M. Istrati (Bulletin de la Société chimique de Paris, 1887 Bd. 48 S. 35) durch Einwirkung von rauchender Schwefelsäure auf Pentachlorbenzol einen Körper erhalten, welchem er den Rainen „Francéine“ gegeben hat. Zur Darstellung genannter Verbindung wurden in einem mit absteigendem Kühler versehenen 31 haltenden Kolben 300g Pentachlorbenzol mit 21 rauchender Schwefelsäure täglich 7 bis 8 Stunden 14 Tage lang mittels 2 Bunsenbrenner erhitzt. Hierbei färbte sich die Flüssigkeit tiefroth, und es bildete sich Wasser und schweflige Säure. Ersteres, welches in einer Menge von 100 bis 150cc überging, enthielt reichlich Salzsäure; von Pentachlorbenzol destillirten dagegen nur Spuren über, da die gröſste Menge desselben sich in dem langen Kolbenhalse verdichtete und zurückfloſs. Nach 14 Tagen wurde die Säure in der Kälte abgegossen, solche frische zugegeben und das Gemenge abermals während 2 Wochen erhitzt. Alsdann war sämmtliches Pentachlorbenzol verschwunden. Die Säure goſs Verfasser in viel kaltes Wasser, wobei sich ein rother Niederschlag abschied; die überstehende farblose Flüssigkeit enthielt keine Spur eines Sulfokörpers. Der rothe Körper wurde alsdann in Alkali gelöst, aus der tiefrothen Lösung mittels concentrirter Schwefel- oder Salzsäure gefällt, mit kaltem Wasser gewaschen und bei 60° getrocknet; hierbei verringerte er sein Volum und nahm einen grün-schwärzlichen Metallglanz an. Die Verbindung ist in Wasser völlig unlöslich, während sie sich in Alkohol in der Kälte wenig, in der Wärme auſserordentlich leicht auflöst. Von Aether, Chloroform und Schwefelkohlenstoff wird dieselbe nur in geringen Mengen aufgenommen, Benzol vermag sie nicht zu lösen. Seiner Löslichkeit in Alkohol nach scheint der Körper, wie Istrati meint, ein Gemenge zweier Verbindungen zu sein, von denen die eine schwerer löslich ist als die andere. Die Lösung der Substanz ist im durchfallenden Licht kirschroth, im auffallenden gelblichgrün gefärbt. Die neue Verbindung besitzt ein ausgezeichnetes Farbvermögen; 1g derselben in 0l,5 Alkohol gelöst färbt in kurzer Zeit Papier, Gewebe und besonders Seide wunderschön hellroth. Diese Lösung besitzt eine 5mal gröſsere Färbekraft als eine Eosinlösung von gleichem Gehalte. Verfasser macht noch darauf aufmerksam, daſs bei Anwendung von concentrirter statt rauchender Schwefelsäure die Reaction bequemer verläuft und auch die Ausbeute eine gröſsere ist; in diesem Falle ist jedoch die Bildung eines zweiten rothen Farbstoffes wahrzunehmen, welcher im Gegensatze zu Francéine in warmem Wasser löslich ist, mit jenem aber seinem Chlorgehalte nach isomer ist. Verfasser hat weiterhin die Einwirkung der rauchenden Schwefelsäure auf Tetrachlorbenzol untersucht und hierbei gleichfalls einen rothbraunen Farbstoff erhalten; ferner spricht Verfasser zum Schlüsse die Ansicht aus, daſs die vorbeschriebenen Reactionen von allgemeiner Bedeutung und vielleicht ähnliche Körper auch aus nicht chlorirten Benzolen zu erhalten seien. Kupfergehalt im Wein. Da verschiedene Erkrankungen der Reben, welche durch Pilze hervorgerufen sind, mittels Begieſsen der Stöcke und Trauben mit Kupfersulfatlösung bekämpft werden (vgl. Perrey 1886 260 287), so lag die Befürchtung nahe, es möchte Kupfer in den Wein übergehen. Genaue Untersuchungen von Quantin (Journal de Pharmacie et de Chimie, 1887 Bd. 15 S. 39) haben jedoch mit Gewiſsheit ergeben, daſs selbst etwa vorhanden gewesenes Kupfersulfat bei der Gährung des Mostes unter dem reducirenden Einfluſs der Hefenzellen in Kupfersulfür verwandelt und mit der Hefe ausgeschieden wird. Der klar abgezogene Wein ist dann völlig kupferfrei. Wird dagegen die Hefe aufgerüttelt und gleichzeitig der Luft Zutritt gestattet, so findet wieder Oxydation des Kupfersulfürs statt und dann ist der Wein allerdings kupferhaltig. (Nach Archiv der Pharmacie, 1887 Bd. 225 S. 227.) Bücher-Anzeigen. Trost in Thränen. Humoristisch-Technisches, gesammelt aus der Wirklichkeit und verschiedenen Bierzeitungen. 3. Aufl. Berlin. Seydel. Wir stimmen dem Herausgeber bei, wenn er hofft, daſs die vorliegende Sammlung den Fachgenossen eine heitere Stunde bereiten wird. Einzelnes ist ganz vorzüglich. Das A-B-C des Gasconsumenten, von C. Muchall. Wiesbaden. J. F. Bergmann. 34 Seiten. (80 Pfennig.) Eine kurze praktische Anleitung für den Gasconsumenten, seine Gasleitung liebst Zubehör zu überwachen und die Gasrechnung niedrig zu halten. Die Schule des Locomotivführers von J. Brosius und R. Koch. Erste Abth.: Der Locomotivkessel und seine Armatur. 171 Seiten. (2 Mk.) Ein faſsliches, die Vor- und Nachtheile der beschriebenen Constructionen, sowie die Handhabung und Vorsichtsmaſsregeln erörterndes Werkchen. Die Abbildungen sind glücklich gewählt. Ein Anhang erklärt in sehr verständlicher Weise die nöthigen wissenschaftlichen Grundsätze über Luftdruck, Wärme, Arbeit, sowie die Kesselprüfungen. Illustrirtes Wörterbuch der Eisenbahn-Materialien für Oberbau, Werkstätten, Betrieb und Telegraphie. Vorkommen, Gewinnung, Eigenschaften, Fehler und Fälschungen, Prüfung und Abnahme, Lagerung, Verwendung, Gewichte, Preise. Von J. Brosius. Verlag von J. F. Bergmann in Wiesbaden. Preis 7 Mk.; gebunden 8 Mk. Das vorstehende Werk ist ein vorzüglicher Führer für die gewöhnlich nicht technisch gebildeten Materialien-Beamten, und wird wesentlich dazu beitragen, das Verhältniſs der Lieferanten zum Abnehmer zu erleichtern, da es von den starren Vorschriften der Abnahmebedingungen absieht und auf das Wesen der Sache eingeht. Was der Titel verspricht, ist in vollem Maſse erreicht worden. Die Kraftübertragung auf weite Entfernungen und die Construction der Triebwerke und Regulatoren für Constructeure, Fabrikanten und Industrielle von G. Meissner, Ingenieur. Erster Theil. 320 Seiten mit 30 lithographirten Tafeln. (15 Mk.) Zweiter Theil. Seite 321 bis 655 mit Tafel 31 bis 60 (15 Mk.), nach dem Tode des Verfassers von K. Hartmann fortgesetzt. Jena. Hermann Costenoble. Der reiche Inhalt des Werkes erstreckt sich über: 1) Kraftübertragung auf groſse Entfernungen, ihre Bedeutung, 2) Einheit der Naturkräfte, 3) Kraftübertragung auf elektrischem Wege, 4) durch steife Wellentransmissionen, 5) mittels Drahtseilen, 6) mittels Hanfseilen, 7) auf hydraulischem Wege, 8) mittels comprimirter Luft. Der Verfasser hat seine Aufgabe mit ebenso viel Hingabe als Geschick gelöst. Der dritte Abschnitt möchte bis jetzt in dieser Vollständigkeit wohl noch nirgends behandelt und wegen seiner Neuheit manchem Leser bemerkenswerth sein. Die Tafeln sind sorgfältig gearbeitet. v. Kulmer's Handbuch für Gold- und Silberarbeiter und Juweliere. Nebst einem Anhange über Edelsteine und Perlen. 2. verbesserte Auflage von Eichler. 281 Seiten mit Atlas von 21 Foliotafeln. Weimar. B. F. Voigt. Preis 10,50 Mk. In der warmen Empfehlung dieses Werkes durch Herrn Prof. Meidinger heiſst es: „Ich habe die Ueberzeugung, daſs der Praxis hiermit ein brauchbares, dem gegenwärtigen Stand der Technik völlig entsprechendes Werk geboten wird.“ Wir können uns diesem Ausspruche nur anschlieſsen.