Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 267, Jahrgang 1888, Miszellen, S. 237
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Ofen für Eisenbahnwagen. Der in Fig. 4 Taf. 11 dargestellte, von Smith und Owen in Detroit construirte Ofen ist mit besonderer Rücksicht auf Feuersicherheit bei Eisenbahnunfällen gebaut. Der Feuerraum ist von Cylindern aus 6mm-Stahlblech eingefaſst, welche einen Wassermantel von 30mm Wandstärke bilden. Am oberen Theile ist ein von 4 Röhren aabb durchzogener Wasserbehälter gebildet, von dem aus 2 Spiralröhren c und d, sowie zwei seitliche Röhren die Verbindung mit dem unteren Mantel herstellen. Auſserdem besteht eine Rohrleitung zu einem geeignet angebrachten Wasserbehälter. Der Apparat wirkt in der Weise, daſs während bei einem Unfall die Stahltheile ganz bleiben, eine zum oberen Behälter benutzte Guſsplatte, sowie die Spiralröhren zerbrechen und das Feuer erlöschen. Nach unserer Quelle (Portefeuille économique des machines, August 1887) soll zur Sicherheit ein Wasserstand, sowie ein Sicherheitsventil vorhanden sein, welches einen Druck auf 3 bis 9k zuläſst. Wir halten diesen Umstand wegen der zu erwartenden Verbrühung für sehr bedenklich und den Apparat nur mit niederer Wasserwärme für verwendbar. R. Röttger's Zwillingsmagnetnadel. Fig. 1–2., Bd. 267, S. 237Fig. 3., Bd. 267, S. 237 Auſser dem elektrischen Erdstrom, welcher im Sinne der Ampère'schen Theorie die Erde von Ost nach West, parallel dem magnetischen Aequator, umkreist und die Richtung der Compaſsnadel bestimmt, gibt es bekanntlich unregelmäſsige Erdströme, deren Existenz und Zusammenhang mit den Störungen der Magnetnadel durch die Versuche von Camont und anderen Physikern erwiesen ist. Nach dem Berichte in Uhland's technischer Rundschau, 1887 S. 375 ist es Röttger in Mainz (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 42345 vom 16. Juni 1886) gelungen, das Auftreten solcher Erdströme und ihren störenden Einfluſs auf die Magnetnadel durch eine eigenthümliche Construction der letzteren in ganz auffallender Weise vor Augen zu führen. Fig. 1 stellt Röttger's Zwillingsnadel in der Seitenansicht, Fig. 2 im Grundrisse dar. A ist ein dünner, an beiden Enden zugespitzter, magnetischer Stahlstreifen, C ein ihm entsprechender Eisenstreifen von etwas geringerer Länge; B ein kupferner Bügel, welcher, wie die vergröſserte Ansicht Fig. 3 deutlicher zeigt, an diesen Eisenstreifen festgenietet ist. Beide Streifen sind in der Nähe der Indifferenzzone mit Kupferdraht DD umwickelt und dadurch fest mit einander verbunden. Das auf der oberen Seite der Magnetnadel A mit eingewickelte Kupferstäbchen E biegt dadurch die Nadel in einen Bogen und drückt ihre Spitzen an jene des Eisenstreifens C Die Zwillingsnadel wird an einem Coconfaden über dem Mittelpunkte eines graduirten Kreises aufgehängt, dessen Nullpunkt auf den natürlichen oder magnetischen Meridian orientirt ist. Besonderes Interesse erregen die umfangreichen Beobachtungen des Contreadmirals Werner in Wiesbaden an einer von dem Erfinder ihm überlassenen Zwillingsnadel. Unter den zahlreichen Aufzeichnungen dieses competenten Beobachters erwähnen wir hier nur der vom 3., 4. und 5. Juni 1886: „3. Juni, 8 bis 8¾ Uhr Morgens, heftige Unruhe-Trotz öfteren Hemmens flog die Nadel nach Osten durch den ganzen Compaſs mit einer schnellen Bewegung, zuletzt in 1¼ Minute. 8¾ Uhr ruhiger: sie schwankt zwischen N. 60° O. bis N. 20° W. – 12 Uhr Mittags und 6 Uhr Abends auf Nord stillstehend. – 4. Juni, 4½ Uhr Nachmittags, plötzlich auf N. 50° O. ausschlagend und dort stehen bleibend. – 5. Juni, Abends, sehr unruhig, nach Osten durch den ganzen Compaſs fliegend.“ α-Oxynaphtoësäure. An dieser vor etwa 20 Jahren von Eller entdeckten Säure mit der Constitutionsformel: \mbox{C}_{10}\mbox{H}_6\left<{\mbox{OH}\atop \mbox{CO}}\ .\ \mbox{OH} beobachtete man neuerdings eine starke antiseptische Wirksamkeit, welche ihr die Aufmerksamkeit der Pharmakologen und Physiologen zuzog. Das Studium ihrer chemischen Eigenschaften wird erschwert durch die groſse Anzahl von Isomerien, deren bisher sieben beschrieben sind. Die vorliegende Säure wird aus α-Naphtol hergestellt, und zwar nach einem von R. Schmitt (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1887 Bd. 20 S. 2699) entdeckten und der chemischen Fabrik von Heyden Nachfolger zu Radebeul bei Dresden unter Nr. 38052 vom 8. Juli 1886 patentirten Verfahren durch Einwirkung von Kohlensäure unter Druck bei 120 bis 140° auf die Alkalisalze der Naphtole. Als charakteristische Reaction gilt, daſs die Lösung durch Eisenchlorid gebläut wird mit einem Stich ins Grüne. Der Preis stellt sich nach dem neuen Herstellungsverfahren je nach der Reinheit auf etwa 6 bis 10 M. für das Kilogramm. Die Handelswaare besteht aus nadelförmigen, farblosen Krystallen, die sich schwer (angeblich 1 : 30000) in kaltem Wasser lösen und bei gewöhnlicher Temperatur nicht flüchtig sind. Der schwache Geruch erinnert an Naphtol und reizt zum Niesen. – Ein für die antiseptische Verwendung passendes Lösungsmittel oder ein ebensolches Salz wurde noch nicht gefunden. Nach einer Angabe von Holmes (Pharmaceutische Zeitung Bd. 32 S. 662) soll die antizymotische Wirkung der α-Oxynaphtoësäure fünfmal stärker als die der Salicylsäure sein. – Die Pharmaceutische Centralhalle Bd. 28 S. 611 hebt insbesondere die fäulniſswidrige Wirkung auf Blut und Harn hervor. Ueber die physiologischen Eigenschaften bringen die Fortschritte der Medicin (Nr. 2 vom 15. Januar 1888) eine Versuchsreihe von Lübbert. – Bezüglich der medicinischen Verwendbarkeit liegen noch keine Mittheilungen vor; als Antisepticum wird diese Säure vielleicht vielfach das neuerdings angezweifelte Jodoform ersetzen, so erlaubt z.B. ihre Aetherlöslichkeit die Herstellung eines haltbaren halbprocentigen Collodiums. Einer Verwendung zur Conservirung von Nahrungsmitteln steht ihre Giftigkeit entgegen. Im Allgemeinen scheint aus dem bisher bekannt Gewordenen hervorzugehen, daſs das neue Antizymoticum überall da eines Versuches werth erscheint, wo man mit Vortheil pulverförmige Desinficientien verwendet und wo Sublimat wegen Anwesenheit bindender Eiweiſsstoffe ausgeschlossen ist, so z.B. zu Geruchloshaltung von Kleister und Leim, zur Desinfection von, Nachteimern, Pissoirs, Latrinen, in der Gerberei u.s.w. Helbig. Rasche Bestimmung von Wasserstoffsuperoxyd. Im Génie civil, 1887 Bd. 12 S. 56 theilt Contamine nachstehende Methode zur Bestimmung des Wasserstoffsuperoxydes mit, welche bei hinreichender Genauigkeit äuſserst leicht auszuführen ist. Man gibt einige Cubikcentimeter der zu untersuchenden Wasserstoffsuperoxydlösung, nachdem dieselbe mit Ammoniak neutral gemacht worden, in eine in 0cc,1 getheilte, an ihrem einen. Ende geschlossene Meſsröhre, liest den Stand ab und wirft einige in Seidenpapier gewickelte Krystalle von Kaliumpermanganat hinein. Alsdann schlieſst man die Oeffnung der Röhre mit dem Finger und schüttelt tüchtig um. Die Reaction tritt sofort ein – je 1 Mol. Wasserstoffsuperoxyd entspricht 1 Mol. Sauerstoff – und ist beendet, wenn die Flüssigkeit wieder die rothe Farbe des überschüssigen Permanganates zeigt. Man öffnet jetzt die Meſsröhre unter Wasser und liest den Stand abermals ab. Die Differenz dieser und der ersten Ablesung gibt die Menge des im Wasserstoffsuperoxyd enthaltenen Sauerstoffes in Cubikcentimetern an. 1cc der käuflichen Wasserstoffsuperoxydlösung liefert bei seiner Zersetzung durch Kaliumpermanganat im Durchschnitt 10 bis 12cc Sauerstoff. Verfasser empfiehlt diese Methode besonders für Wollbleichereien, in denen es darauf ankommt, nach einer Bleiche rasch den Gehalt des Bades zu bestimmen, um dann für eine neue Operation die entsprechende Menge frischer Wasserstoffsuperoxydlösung zusetzen zu können, damit das Bad beständig einen derartigen Gehalt an Wasserstoffsuperoxyd besitzt, daſs 1cc der Flüssigkeit bei der Zersetzung durch das Permanganat 2 bis 2cc,5 Sauerstoff entwickelt. Erkennung von Sesamöl in Gemischen mit anderen Oelen und mit Cacaobutter. In einem Gemenge fetter Oele mit Sesamöl kann nach Badouin letzteres durch Auftreten einer rothen Farbe nachgewiesen werden, welche entsteht, wenn 2cc des zu untersuchenden Oeles mit einer Lösung von 5 bis 10cg Rohrzucker in 1cc Salzsäure vom specifischen Gewichte 1,18 zusammengebracht werden. M. Merkling hat diese Methode ebenfalls versucht und gibt an, daſs in Gemischen fetter Oele mit 1/50 Sesamöl dieses noch mit Sicherheit nachgewiesen werden kann. P. Zipperer macht nun darauf aufmerksam, daſs manchen Chokoladen, um denselben eine glänzende Oberfläche und einen schönen Bruch zu geben, eine geringe Quantität Sesamöl zugesetzt wird. Letzteres wird bei der chemischen Untersuchung durch die Lösungsmittel mit der Cacaobutter ausgezogen und kann leicht nachgewiesen werden, wenn 2cc dieser Cacaobutter mit der oben angegebenen Lösung von Rohrzucker in Salzsäure zusammengebracht werden. Bei Anwesenheit von Sesamöl entsteht eine schön himbeerrothe Färbung, während reines Cacaofett gelbbraun bis dunkelbraun gefärbt wird (nach Chemiker-Zeitung Repertorium, 1887 Bd. 11 S. 258 und Chemiker-Zeitung, 1887 Bd. 11 S. 1600). Manganhyperoxyd als Entfärbungsmittel für Rothweine beim Nachweis von Traubenzucker. Wie E. Daenen im Moniteur Pharm. Belg., 1887 Bd. 8 S. 141 mittheilt, hat eisenfreies Manganhyperoxyd die Eigenschaft, rothe Naturweine vollständig zu entfärben ohne den in diesen enthaltenen Traubenzucker anzugreifen. Man schüttelt den zu untersuchenden Rothwein mit dem gleichen Volumen eisenfreiem Manganhyperoxyd, filtrirt und bestimmt im farblosen Filtrate den Traubenzucker in gewöhnlicher Weise (nach Chemiker-Zeitung Repertorium, 1888 Bd. 12 S. 18). Durchsichtigkeit des Platins und der auf elektrolytischem Wege hergestellten Spiegel von Eisen, Kobalt und Nickel. E. van Aubel beschreibt im Repertorium für Physik, 1887 Bd. 23 S. 537 eine Methode zur Darstellung vollkommen zusammenhängender Platinspiegel. Eine mit einer geringen Menge von Glycerin versetzte Platinchloridlösung wird in ein Krystallisationsgefäſs gegossen, so daſs der Boden eben bedeckt ist. Darauf wird im Sandbad bis zur Trockne eingedampft und schlieſslich mit Alkohol ausgewaschen, um die Zersetzungsproducte des Glycerins zu entfernen. Das gefällte Platin hat ein graues, metallisches Aussehen und haftet gut am Glase, der Zusammenhang ist an den meisten Stellen ein vollkommener. Auch ist die dünne Platinschicht völlig durchsichtig, und das durchgelassene Licht besitzt eine dunkelblaugraue Farbe. Die im Handel vorkommenden Platinspiegel, welche durch Ausscheidung des Platins aus einer Lösung von Platinchlorid mittels Lavendelessenz dadurch gewonnen werden, daſs man das Glas so weit erweicht, bis es den Platinniederschlag aufzunehmen im Stande ist, besitzen keinen hinreichenden Zusammenhang. Bessere und gleichförmigere Platinschichten können auf elektrolytischem Wege erhalten werden; doch sind dieselben ebenso wie die auf gleiche Weise hergestellten Spiegel aus Eisen, Nickel und Kobalt gleichfalls undurchsichtig. Um über die Durchsichtigkeit eines Körpers zu entscheiden, benutzte Aubel Mikroskop und Spectroskop, sowie das Jamin'sche Refractometer. Das Auftreten vollkommen schwarzer, paralleler Längsstreifen, sobald der Spiegel vor den Spalt des Spectroskopes gebracht wird, beweist das Vorhandensein undurchsichtiger Punkte in der Platinschicht. Andererseits zeigt das Jamin'sche Refractometer jeden Wechsel der Dichte durch charakteristische Aenderung in den Lichtstreifen an. Zum Schusse weist Aubel auf eine Drehung der Polarisationsebene in Eisenspiegeln hin, deren Richtung mit der Richtung des Stromes wechselt, und nimmt von solchen Spiegeln an, daſs sie durchsichtig seien. Einfluſs wiederholter Leimung auf die Festigkeit von Papier. W. Herzberg hat nachgewiesen, daſs durch wiederholte thierische Leimung die Festigkeit von Papier wesentlich verbessert wird. Thierischer Leim soll dem Papiere durchschnittlich gröſsere Festigkeit verleihen als andere Leimarten (Mittheilungen aus den königl. technischen Versuchsanstalten zu Berlin, 1887 S. 115 nach Chemiker-Zeitung Repertorium, 1888 Bd. 12 S. 20). Bücher-Anzeigen. Neue Gasfeuerungen. Sachliche Würdigung der seit 1880 auf diesem Gebiete in Deutschland ertheilten Patente. Von A. Pütsch. Mit 111 Holzschnitten. Berlin. L. Simion. Der in seinem Fache als Autorität bekannte Verfasser gibt im Vorstehenden, einer ursprünglich in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleiſses in Preuſsen veröffentlichten Reihe von Aufsätzen, eine Uebersicht über die benannten Constructionen, bespricht die Vortheile und Nachtheile derselben und weist auf die Gemeinsamkeit des Grundgedankens verschiedener Constructionen hin. Hierdurch wird die Uebersichtlichkeit erleichtert, was bei dem hoch angewachsenen Stoffe sehr erwünscht ist. Wir halben im vorjährigen Bande S. 289, 403 über die vorstehende Arbeit ausführlich berichtet. Das Wesen und die Behandlung von brisanten Sprengstoffen. Berlin 1888. Ernst und Korn (Wilh. Ernst). Da mit dem Reichswappen versehen, ist dies offenbar eine Art amtlicher Katechismus über Sprengstoffe zur Belehrung der Behörden. In dieser Hinsicht enthält das Büchlein in der That alles Wissenswerthe in gedrängter Form, sowohl über die Eigenschaften, wie die Herstellung, Lagerung, Verfrachtung und Vernichtung. Zwei Bemerkungen sind um so mehr geboten, als es sich um eine augenscheinlich amtliche Veröffentlichung handelt: Bei der Erzeugung von Nitroglycerin entstehen nicht nothwendiger Weise braune Dämpfe, und eine Verheimlichung der Fabrikation wäre trotz der Bildung von Dämpfen nicht unmöglich. Weiter ist es befremdlich, daſs an der Vernichtung einzelner Dynamit-Gattungen durch Vergraben in feuchte Erde festgehalten wird, da Nitroglycerin sich auch unter diesen Umständen Jahre lang unverändert halten kann, und zufällige Unglücksfälle durch spätere Arbeiten an solchen Stellen nicht ausgeschlossen sind.