Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 270, Jahrgang 1888, Miszellen, S. 95
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. 1000 pferdige „Tandem“-Fabriksdampfmaschine. Die Maschine ist eine gekuppelte Fabriksdampfmaschine nach dem „Tandem“-Prinzipe, welche aus den Werkstätten von Buckley and Taylor, den Castle Iron Works zu Oldham für die Gordon Spinning Mill daselbst geliefert worden ist. Nach dem gleichen Systeme sind auch – mit kleinen Unterschieden in den Maſsen – die Betriebsmaschinen Olive Spinning Comp., der Fern Spinning Comp.,. der Granville Mill Comp., der Werneth Spinning Comp. und vieler anderer ähnlicher Fabriken gebaut; die Stärke derselben wechselt zwischen 1200 bis 800 . Alle diese Maschinen haben sich bemerkenswerth ökonomisch im Brennmaterialverbrauche erwiesen, welcher durchschnittlich (nach dem Mittel aus etwa 10000 ) 2,2 Pfd. = 1k billiger Kohle für die Pferdestärke beträgt. Folgende Tabelle gibt eine Uebersicht der wöchentlich verbrannten Kohlemengen: Nr. IndicirtePferdestärken Kohleverbrauch1 Tonne = 1016k Preis für die Tonne 1 1060 56t 7 Sch. – P. 2 1020 54          5    „    4 „ 3   969 52          5    „    – „ 4   821 44          5    „    7½ P. Diese Maschinen, welche sich durch genaue und saubere Arbeit auszeichnen, sind sehr kräftig gebaut, und gehen mit mäſsiger Schnelligkeit. Die Cylinderdurchmesser der abgebildeten Maschinen betragen bezieh. 508mm und 1066mm, der Hub ist 1828mm, und die Umgangszahl 35 in der Minute. Die Schieber der einzelnen Cylinder werden durch besondere Excenter betrieben 5 die Luftpumpe erhält ihre Bewegung durch einen Winkelhebel vom Querhaupte aus. B. J. Coates' Drehvorrichtung für verdeckte Gabelzapfen. Bei manchen Kreuzköpfen amerikanischer Dampfmaschinen ist der Bolzen in die Gabel eingeschmiedet, weshalb zu seiner Bearbeitung aus dem vollen Schmiedestücke Vorrichtungen benöthigt werden, die in der Hauptsache dem Werkstücke eine schwingende Bewegung um die Achse des herzustellenden Bolzens ertheilen und deren Anbringung an jeder Drehbank möglich ist (vgl. O. H. Reynolds und Mc Naughton, 1886 202 * 109). Bei der in den Bay State Ironworks, Erie, Amerika, gebauten Vorrichtung von Coates treibt ein auf eine Büchse des Spindelgewindes aufgeschobenes Zahnrad ein gröſseres sich frei drehendes Stirnrad in gleichmäſsiger Drehbewegung, welches mittels eines Kurbelzapfens und einer daran hängenden Zahnstange ein auf der Spindelbüchse sich frei drehendes Rad bethätigt, mit welchem es in Eingriff steht. Textabbildung Bd. 270, S. 95Dadurch wird die an dieses Rad angeschraubte Spannscheibe mit dem eingespannten Kreuzkopfe in Schwingungen versetzt, die je nach der Gröſse des Zahnstangenrades bis ⅝ einer vollen Umdrehung betragen, so daſs der Gabelbolzeu mit zweimaligem Umspannen vollständig rund abgedreht werden kann. Selbstverständlich wird das Werkstück zwischen den Drehbankspitzen aufen und der Drehstahl möglichst schmal zu nehmen sein. Locomotiv-Feuerbüchsen aus Fluſseisen. Hr. Paul Kreuzpointner in Altoona, Pa., hat mehrfach auf die ausgedehnte Verwendung hingewiesen, welche das Fluſseisen im Dampfkesselbaue der Vereinigten Staaten überhaupt und insbesondere beim Baue von Locomotivkesseln gefunden hat, während man in Deutschland hartnäckig sich einem Materiale gegenüber ablehnend verhält, mit dem man in Amerika allgemein die besten Erfahrungen gemacht hat. Textabbildung Bd. 270, S. 95Der Güte desselben Verfassers verdanken wir, schreibt Stahl und Eisen in Nr. 8, 1888 S. 535, die Zeichnung des Locomotivkessels einer Normal-Tendermaschine, Klasse O, der Pennsylvania Railroad Co., die soweit sie die Feuerbüchse (Textfigur) betrifft, für den deutschen Locomotivbauer von hohem Interesse ist. Ueber die Hauptabmessungen und das Material gibt uns folgende Tabelle Aufschluſs: Kesselmaterial Fluſseisen Stärke der Kesselplatten, Dom            7,9mm       „       „           „            Langkessel und Auſsen-      seite der Feuerbüchse         9,5 Abdachung, Deckplatte, Zwischenstück und Rauch-      kammer       11,1 Innerer Durchmesser des Kessels, maximal 1432        „               „           „        „       minimal 1352 Höhe vom Schienenkopfe bis zum Mittelpunkte des      Kessels 2032 Zahl der Rohre   193 Innerer Durchmesser der Rohre        50,8 Aeuſserer          „           „      „        57,1 Material der Rohre Schmiedeeisen Länge der Rohre zwischen den Rohrwänden      3351,2mm Aeuſsere Heizfläche der Rohre         116,12qm Feuerfläche quer durch die Rohre         0,39 Länge der Feuerbüchse am Boden (inwendig).      1819,2mm Breite    „             „              „       „            „ 889 Höhe der Deckplatte über der Spitze des Rostes      (Mittelpunkt der Feuerbüchse) 1727,2 Material für die Innenseite der Feuerbüchse Fluſseisen Stärke der inneren Feuerbüchsplatten,      Seiten        6,3mm       Vorderwand      Rückwand und Decke   7,9 Stärke der Rohrwände 12,7 Material der Rohrwände Fluſseisen Wir betonen, daſs die Blechstärken auf langjähriger Erfahrung der Eisenbahngesellschaft beruhen. „Mit der nöthigen Vorsicht in der Herstellung und Bearbeitung des Materiales“, schreibt uns Herr Kreuzpointner, „kann es gar nicht fehlen, daſs sich das Martinfluſseisen auch in Deutschland die Anerkennung erwirbt, welche es verdient. Wenn es hier in Amerika unter der rohen, rücksichtslosen, unverständigen, oft geradezu verbrecherischen Behandlung, die ihm von Kesselschmieden und Bediensteten zu Theil wird, so gute Dienste leistet, warum soll es nicht dasselbe in Deutschland thun?“ Wir können der Anschauung unseres geschätzten Mitarbeiters um so eher beipflichten, als die deutschen Fluſseisenwerke, als in der Technik vornan stehend, in der Lage sind, ein den amerikanischen Blechen mindestens ebenbürtiges Fabrikat zu liefern. Die Preisersparniſs bei Herstellung einer Locomotiv-Feuerbüchse aus Fluſseisen anstatt des hierzulande üblichen Kupfers wird von der Railroad Gazette bei dem gegenwärtigen Kupferpreise auf 2400 M. angegeben. Nach derselben Quelle hängt der Erfolg der Fluſseisernen Feuerbüchsen von drei Bedingungen ab: Das Speisewasser muſs möglichst wenig kohlensauren und schwefelsauren Kalk und Magnesia enthalten, die Bleche dürfen nicht zu dick genommen werden und das Fluſseisen muſs weich und von geringem Phosphorgehalte sein. Sind diese Bedingungen erfüllt, so sollen die Feuerbüchsen aus Fluſseisen ebenso dauerhaft wie jeder andere Locomotivtheil sein.