Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Autor: H.
Fundstelle: Band 272, Jahrgang 1889, Miszellen, S. 93
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Walzwerk zum Krümmen fertig gewellter Bleche. Auf Taf. 1 des vorigen Heftes ist in Fig. 9 bis 12 diese Walzvorrichtung von Hohenegger (D. R. P. Nr. 45919 vom 27. April 1888) dargestellt. Nachdem die Führungswalzen v so gestellt worden sind, daſs ihre Oberkanten mit jener der Unterwalze W1 gleich hoch liegen, wird das bereits fertig gewellte Blech eingeschoben und die Oberwalze W2 mit Hilfe der Druckschraube P angepreſst. Alsdann wird unter gleichzeitiger Nachstellung und Anhebung der Führungswalzen v und Nachstellung der Druckschrauben P so lange unter Reversirung gewalzt und durch die Hauptwalzen W1 W2 gestreckt, bis die Krümmung vom gewünschten Radius hervorgebracht ist. Die etwas gekrümmten Walzentische B, welche in Verbindung mit den Nebenwalzen v das Walzstück führen, ermöglichen das Auswalzen und Krümmen bis an das Ende. Weil die Streckung der unteren Wellenscheitel a, wie in der Zeichnung ersichtlich, durchweg eine gleichmäſsige ist, so ergibt sich ferner eine gleichmäſsige Krümmung und die Ränder oder Endwellen werden nicht unsauber. Erfinder will mit seiner Maschine fertig gewellte Bleche selbst schwerster Profile zu einem Halbkreise biegen und z.B. gewellte Bleche von 120 bis 160mm Wellenbreite und 80 bis 100mm Wellenhöhe bei 2mm Dicke unter 1m,5 Radius krümmen. Neue Verdichtungsringe. In jüngster Zeit wird von der Firma Paul Lechler in Stuttgart (Filiale in Hamburg, Mönkedamm 12) ein neuer Verdichtungsring für Dampfröhren angeboten, der aus weichem Kupferblech in einem Stücke hergestellt ist und in seinem Innern eine Lage von gedrehter Asbestschnur birgt. Durch die Vereinigung von Kupfer und Asbest erhält man einen dehnbaren aus dauerhaftem Material bestehenden Ring, der eine Verdichtung ermöglicht, die weder weggeblasen noch sonst in ihrer Leistung beeinträchtigt wird und beliebig oft von neuem verwendet werden kann. Diese kupfernen Verdichtungsringe mit Asbesteinlage dürften wegen ihrer Dauerhaftigkeit und auch bezüglich des Preises als vortheilhaft erscheinen. Barometer mit Contactablesung. Das nebenstehend abgebildete, von J. Boguski und L. Natanson construirte, bei Fueſs in Berlin angefertigte Barometer gestattet das Ablesen mittels elektrischer Contacte. ABC ist ein gewöhnliches Heberbarometer; in die Glaswand seines oberen Schenkels ist ein dünner Platindraht a eingeschmolzen, der nach unten in eine Spitze endigt. Im unteren Schenkel ist eine Mikrometerschraube M befestigt, die 1/100mm angibt, sie ist mit einer Stahlspitze versehen und wird mittels einer beigesetzten Scala N abgelesen. Das Hülfsgefäſs DK ist mittels Schlauch mit dem unteren Schenkel verbunden; es tragt eine zweite Mikrometerschraube D, die jedoch keine Theilung zu haben braucht. Mit derselben ist ein Stahlcylinder E verbunden. Die Mikrometerschraube M und der Platindraht a spielen die Rolle von Polen; ein Strom, der in O entsteht und ein Galvanoskop G durchflieſst, wird durch dieselben dem Quecksilber zu- und abgeführt. Diese Stellen sind unter einander noch mittels eines anderen Schlieſsungskreises leitend verbunden, der jedoch einen ziemlich groſsen Widerstand R enthält. (Man kann eine Säule von pulverförmigem Graphit anwenden, die zwischen zwei Stöpseln in einem Glasröhrchen zusammengepreſst ist; dieser Widerstand entspricht 233,7 S.-E.) Das Röhrchen HF endlich findet bei der Füllung des Barometers Anwendung: das Barometer wird evacuirt, mit Quecksilber gefüllt, und dieses letztere zum Ueberflieſsen durch HF gebracht, wie dies bei der Töpler'schen Quecksilberpumpe geschieht. Sollte mit der Zeit das Vacuum im Barometer schlechter werden, so bietet sich die Möglichkeit, durch dasselbe Verfahren diesem abzuhelfen. Textabbildung Bd. 272, S. 94Vorausgesetzt, das Quecksilber befinde sich in A unter dem Platindrahte, ohne ihn zu berühren, und in B sei das Mikrometerende in das Quecksilber eingetaucht. Im Barometer ist der Strom geöffnet, und zwar in A; es flieſst nur ein schwacher Strom durch R. Senkt man D, so verdrängt der Cylinder E das Quecksilber und man bringt es leicht dazu, daſs der Meniscus in A den Platindraht berührt. Dies wird vom Galvanoskop augenblicklich angezeigt. Ohne den Stand der Schraube D weiter zu ändern, schraubt man die Mikrometerschraube M aus dem Quecksilber heraus; im Momente, in welchem der Contact erreicht ist, ersieht man dies an dem Galvanoskopausschlage. Dem Schlagen von Funken ist selbstverständlich bei dieser Einrichtung vorgebeugt. In dieser Weise werden beide Contacte erzielt. Die Entfernung der Platinspitze vom Mikrometerende in der Nulllage ist ein für allemal ausgemessen, und man hat nur die Mikrometerablesung zu dieser Constanten zu addiren (oder sie von derselben zu subtrahiren, je nach Lage des Mikrometers), um den Barometerstand zu finden. Bekanntlich muſs ein genaues Barometer sehr weite Schenkel haben; bei Kathetometerablesung beeinträchtigen aber weite Schenkel die Schärfe der Einstellung. Bei der vorliegenden Construction können die Schenkel beliebig weit gewählt werden. Eine zweite Fehlerquelle ist dadurch beseitigt, daſs das Vacuum des Barometers bei dessen Ablesung stets das gleiche Volumen einnimmt, die Correction also constant bleibt. Um die Contacte mit voller Genauigkeit einzustellen, muſs das Quecksilber in vollständiger Ruhe sein: man muſs also mit den Schrauben vorsichtig manipuliren und das Instrument fest aufstellen (Annalen der Physik und Chemie, 1889 Bd. 36 S. 761). Ueber eine nahezu 26tägige Periodicität der Gewittererscheinungen. W. von Bezold macht in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie, 1888 Bd. 36 S. 10 (nach Beiblättern zu den Annalen der Physik und Chemie, 1889 Bd. 13 S. 203) darauf aufmerksam, daſs mehrjährige Aufzeichnungen der Gewittererscheinungen in Württemberg und Bayern eine mit der Sonnenrotation (25,84 Tage) zusammenfallende Periodicität der elektrischen Entladungen in der Erdatmosphäre erkennen lassen; v. Bezold bemerkt, daſs die Versuche von Hertz, E. Wiedemann und Ebert bezüglich des Einflusses des Lichtes auf die elektrischen Entladungen es nicht undenkbar erscheinen lassen, daſs man auch diesen räthselhaften Zusammenhang auf solch eigenartige Wirkung der Strahlung zurückzuführen habe. Gerben von Häuten und Fellen. Statt der Anwendung des gebräuchlichen Kalk-Prozesses zur Enthaarung der Felle, empfiehlt J. Myers in Clonmel, Tipperary, die Felle in Wasser zu tauchen, durch welches ein Kohlensäure-Strom getrieben wird. Es soll sich gezeigt haben, daſs mit diesem Gase dieselbe Wirkung erzielt wird, wie mit Kalkwasser, während sich mit Kohlensäure reinlicher arbeiten läſst. Das Verfahren ist patentirt (Industries, Juli 1888). B. Neuer Fletcher-Ofen für Laboratoriumszwecke. Das übliche Gebläse von Leuchtgas und Sauerstoff wirkt, da die erzeugte Hitze nur auf einen verhältniſsmäſsig kleinen Raum ausgedehnt ist, zerstörend auf Tiegel und andere Gefäſse. Zur Beseitigung dieses Uebelstandes hat Fletcher einen Ofen construirt, bei welchem die Hitze vertheilt wird. Ein feiner Strahl comprimirten Sauerstoffes wird in das mittlere Rohr eines Leuchtgas-Gebläses geleitet und saugt durch die in dem Rohre befindliche Oeffnung das 4 bis 8fache seines Gewichtes Luft mit; das Verhältniſs ist abhängig von der Stärke des Sauerstoff-Strahles. Dieses Rohr ist mit einem mit feuerfestem Material ausgekleideten gewöhnlichen Fletcher-Ofen verbunden. Der Ofen kann mehrere Stunden ohne besondere Aufsicht bis zur dunklen Rothgluth erhitzt werden. Der Vortheil dieses Ofens besteht in der selbsthätigen Wirkung und der erzielten gleichmäſsig hohen Temparatur (Iron, September 1888). B. Verhinderung des Ueberkriechens von Salzen über den Rand der Krystallisationsgefäſse. Um das lästige Ueberkriechen von auskrystallisirenden Salzen über die Ränder der Gläser zu vermeiden, empfiehlt Thompson, die Ränder mit einer Mischung von 1 Th. Vaselin und 2 Th. Wachs zu bestreichen (nach Lumière electrique, 1888 Bd. 30 S. 537, durch Beiblätter zu den Annalen der Physik und Chemie, 1889 Bd. 13 S. 175). Bücher-Anzeigen. Handbuch der mechanischen Technologie von Karl Karmarsch. Sechste Auflage, bearbeitet von H. Fischer. 3 Bände. Erschienen ist der erste Band: Allgemeine Grundsätze und Mittel des mechanischen Aufbereitens. 687 Seiten mit 720 Textfiguren (20 M.). Leipzig. Baumgärtner's Verlag. Von dem Gedanken ausgehend, daſs je nach dem Wechsel der Rohstoffe und der Zeitrichtung ganze Zweige der Technologie der Aenderung unterliegen, während gewisse Lehren dieser Wissenschaft dauernd gültig bleiben, hat der Herausgeber bei der vorliegenden Bearbeitung des bekannten und geschätzten Werkes von Karmarsch den Stoff getrennt, und in den ersten Theil die „allgemeinen Grundsätze und Mittel“ des mechanischen Aufbereitens, wie der Verfasser die mechanische Technologie nennt, verwiesen. Auf diese Weise bildet der erste Band gewissermaſsen eine vorbereitende Einleitung in das groſse Gebiet der Technologie. Die sechs Abschnitte desselben sind: 1) Das Messen und Zählen. 2) Das Lockern des Gefüges und Verdichten desselben. 3) Das Umgestalten. 4) Das Verbinden der Körper. 5) Das Sondern und Sichten. 6) Hervorbringung der gegensätzlichen Lagen und Bewegung der Werkstücke und Werkzeuge, Zutheilen, Abnehmen und Ordnen der Werkstücke. Greifen wir, des Beispiels halber, einen Abschnitt heraus, etwa den zweiten, so enthält derselbe 1) Lockern des Gefüges durch Erschütterung.A. Lockern der geballten Baumwolle, Thierhaare, Bett federn u.s.w. 2) Lockern des Gefüges mittels Einweichens bezieh. Lösens und Verdünnens.A. Allgemeines.B. Beispiele, Einweichen mittels Wassers, Dampfes, Fettes, Weingeistes. 3) Lockern des Gefüges mittels Wärme.A. Entwicklung der Wärme.B. Wärmeerforderniſs, Einheits-, Schmelz-, Verdunstungswärme.C. Unmittelbares Erwärmen, freie Flamme, Flammofen, Schachtofen, Schmiedefeuer u.s.w. Nach dieser Aufstellung wird man nicht mehr so sehr erstaunt sein – Reiſswolf, Sumpfvorrichtung, Verdunstungswärme, Blechglühofen, Kupolofen, Löthkolben, Glashartguſs, Ziegelpresse, Stärken der Wäsche – unter einen Hut gebracht zu finden. Wir wollen um die vielumstrittene Anordnung nicht rechten, glauben jedoch, daſs sich eine andere, nicht weniger folgerichtige Eintheilung werde finden lassen, welche die Gruppirungen etwas verwandtschaftlicher erscheinen läſst. Es will uns scheinen, als wenn hierbei ebenso gut wie der zu erreichende Arbeitszweck auch die -Mittel gleichmäſsig zu ihrem Rechte kommen müſsten. Doch möchten wir nicht vorgreifen, vielmehr abwarten, wie der Bearbeiter seine bisherige Darstellung in den beiden folgenden Bänden verwerthet. Uebrigens muſs anerkannt werden, daſs die Fassung sich durch Kürze und Klarheit auszeichnet, und daſs die Illustrationen, die sich der üblichen technischen Darstellungsweise genau anschlieſsen, sehr sauber sind. Eine ausführliche Quellenangabe erleichtert das Studium von Einzelnheiten. Die beiden folgenden Bände hofft der Herausgeber mehr in der überkommenen Weise belassen zu können und so dennoch ein abgerundetes Ganzes zu liefern. Wir wünschen dem Verfasser, daſs er sich seiner schwierigen Aufgabe mit Erfolg entledige. H.