Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 276, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 525
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Clough's Versenkbohrer. Um den versenkten Schraubenkopf aufzunehmen, müssen vorgebohrte Löcher oft bis zu einer gewissen Tiefe erweitert werden, wobei der Lochboden möglichst winkelrecht zur Lochachse zu stehen hat. Um nun für verschiedene Lochdurchmesser einen und denselben Versenkbohrer benutzen zu können und um das Anschleifen der Grundschneiden möglichst zu erleichtern, wird nach American Machinist, 1889 Bd. 12 Nr. 41 S. 7, der Führungszapfen in den Versenkbohrer eingesetzt. Textabbildung Bd. 276, S. 525 Norton's Schmirgelscheiben-Abrichtwerkzeug. Von der Norton Emery Wheel Co. in Worcester, Mass., Amerika, wird nach American Machinist, 1888 Bd. 11 Nr. 42 S. 5, ein Abrichtwerkzeug erzeugt, welches aus einem Sternrädchen von besonderer Metallmischung besteht, welches frei auf gehärteten Stahlbolzen in der Griffgabel läuft (vgl. Sterling 1888 268 * 288). Neue Verfahren zum Härten des Stahles. Dem von dem russischen Marine- und Arsenal-Aufseher C. Feodosieff angegebenen Verfahren liegt nach Watson Smith, Professor am University College, London (Iron Bd. 35 S. 188), die Verwendung von Glycerin zu Grunde, welches zum Härten, Ausglühen und Anlassen von Stahl, Guſsstahl oder Guſseisen dient. Das Glycerin wird durch Zusatz von Wasser auf eine specifische Dichte zwischen 1,08 bis 1,26 bei 15° C. gebracht und je nach der Zusammensetzung des Stahles und der gewünschten Wirkung verwendet. Die zu härtenden Stücke werden in die ein- bis sechsfache Menge ihres Gewichtes an Glycerin getaucht, deren Temperatur 15 bis 200° C. beträgt, und zwar wird eine höhere Temperatur für härtere, eine niedere Temperatur für welche Stahlsorten angewendet. Dem Glycerinbade werden für härteres Anlassen 1 bis 24 Proc. Mangansulfat oder 0,25 bis 4 Proc. Kaliumsulfat, für weicheres Anlassen 1 bis 10 Proc. Manganchlorid oder 1 bis 4 Proc. Chlorkalium zugesetzt. – Ein anderes Verfahren der Stahlhärtung, welches nach dem Patent Ervard durch Eintauchen der Stahlstücke in ein Bleibad ausgeführt wird, hat in seinen Wirkungen Namentlich für das Härten von Panzerplatten Aufsehen erregt. Das Tempern im Bleibade erhöht die Zugfestigkeit, vermeidet den Fehler des Werfens, welchen groſse Stücke beim Härten in Wasser oder Oel erleiden, und hat sogar eine Vermehrung des Kohlenstoffes zur Folge, wodurch die Härte erhöht wird, ohne daſs sich die Sprödigkeit vermehrt. Panzerplatten aus hartem und weichem Fluſseisen wurden unter Anwendung des Bleibades so hart, daſs sie, mit Geschossen aus Hartguſs oder Chromstahl aus einer 9cm,5-Kanone beworfen, keine Risse zeigten, vielmehr die Geschosse brachen. Das Metallbad wird mit dem Stahlstück bis zu der für die Umwandlung des Gefüges des letzteren erforderlichen Temperatur erwärmt, worauf das Stück mit dem Bade abkühlt. Die Compagnie de Chatillon et Commentry hatte mehrere solcher gehärteten Platten auf der Pariser Ausstellung ausgestellt. Härten der Innenfläche von Stahlröhren. Um Stahlröhren von geringer Weite zu härten, läſst M. Kramer nach D. R. P. Nr. 50758 vom 20. Juli 1889 einen elektrischen Strom das Rohr bis zum geeigneten Grade erhitzen. Nach Abstellen des Stromes wird aus einem höher gelegenen Behälter mittels passenden Rohranschlusses die Härteflüssigkeit durch das erhitzte Rohr geleitet. Glasklares Celluloid. Glasklares Celluloid wird nach der Papierzeitung Nr. 22 von 1889 vielfach zur Herstellung photographischer Trockenplatten verwendet. Es hat vor dem gewöhnlich benutzten Glas den Vorzug, daſs es leicht ist, nicht bricht und Kopiren des fertigen Negativs von beiden Seiten gestattet. Unschätzbar ist dieser neue Bildträger auf Reisen, da man ohne Belästigung mehrere Dutzend Platten im Handgepäck unterbringen, die entwickelten oder unentwickelten Platten als Brief versenden und sie an der Zollgrenze leicht der oft verderblichen Aufmerksamkeit der Zollbeamten entziehen kann. Die glasklaren Celluloidplatten werden von der Celluloid Manufacturing Co. in Newark, New Jersey, hergestellt. Die Eastman Co. in Rochester, N. Y., versieht diesen Stoff mit der empfindlichen Schicht und liefert ihn unter dem Namen „Transparent Films“ in Trockenplatten und Spulen für sogen. Rollkassetten. Diese Platten sind leider gegenwärtig noch etwas theuer, und kosten beinahe das Doppelte gewöhnlicher Trockenplatten. Undurchsichtiges, mit lichtempfindlicher Schicht versehenes Celluloid wird in Amerika vielfach als Stoff für photographische Positivkopien verwendet. Elektrische Beleuchtung von Eisenbahnzügen. Günstiger als über die elektrischen Bremsen (vgl. 1890 276 158) haben sich Sartiaux und Weissenbrugh in ihrem Vortrage über die elektrische Zugbeleuchtung ausgesprochen (Vgl. Engineering, 1889 Bd. 48 * S. 477). Der Preis der Beleuchtung durch Speicherbatterien allein, die in festen Stationen geladen werden, schwankt in den Vereinigten Staaten zwischen 4 und 4,5 Pfg. bei Lampen von 12 bis 16 Kerzen, während er in Europa bei Lampen von 6 bis 8 Kerzen zwischen 1,5 und 2,4 Pfg. für die Lampenstunde liegt. Nach den in Europa angestellten Versuchen erscheint es möglich, die Speicherbatterien durch eine von einer Achse aus getriebene Dynamo zu laden zu einem 4 Pfg. für die Lampenstunde bei Lampen von 5 Kerzen nicht übersteigenden Preise. In Amerika schwankt der Preis für eine Lampenstunde für Lampen von 16 Kerzen zwischen 2,8 und 4 Pfg. bei Einrichtungen, welche Speicherbatterien, Dynamomaschinen und von der Locomotive aus mit Dampf versehene Maschinen enthalten. Auf dem Festlande kostet Pintsch-Gas 3 Pfg. für die Lampenstunde (5 bis 6 Kerzen) und Colza 4,5 Pfg. Es empfiehlt sich daher die ernste Fortsetzung der Versuche mit elektrischer Beleuchtung der Eisenbahnzüge seitens der Eisenbahnverwaltungen sehr. Berlier's Plan zu einer unterirdischen elektrischen Bahn für Paris. In dem verflossenen Jahre hat der Ingenieur J. B. Berlier einen Plan für eine quer durch Paris anzulegende unterirdische elektrische Eisenbahn entworfen, welcher in dem Bulletin de la Société d'Encouragement, 1889 Bd. 4 * S. 369, mitgetheilt und besprochen worden ist. Die Bahn soll aus drei aneinander stoſsenden Zweigen bestehen; der erste Zweig mit 5 Stationen hat etwa 3km,5 Länge und reicht von dem Bois de Boulogne bis zur Place de la Concorde; der zweite Zweig mit 11 Stationen bei etwa 5km Länge läuft von der Place de la Concorde durch die groſsen Boulevards zur Place de la Bastille; der dritte, 12 Stationen enthaltende Zweig miſst etwa 7km,5, geht auch von der Place de la Concorde aus, überschreitet die Place de la Bastille auf einer oberirdischen Brücke und geht dann unterirdisch weiter bis zur Porte de Vincennes, in der Nähe der Station der Gürtel-Eisenbahn. Der unterirdische Kanal soll durch ein unter den Straſsen laufendes Guſseisenrohr mit kreisförmigem Querschnitt von 5m,6 inneren Durchmesser gebildet werden, in dessen Inneren zwei Geleise von je 1m,1 Spurweite liegen sollen. In der Mitte jedes Geleises soll eine isolirte Mittelschiene angeordnet werden, welche den Strom einem hinreichend kräftigen Motor auf dem Wagen zuführt; diesen Strom und zugleich den für die elektrische Beleuchtung des Tunnels und der unterirdischen Stationen liefern Maschinenstationen, welche etwa in Mitte der Bahn angelegt werden. Die Züge sollen nur aus je zwei Wagen bestehen; jeder Wagen besitzt einen Motor von solcher Stärke, daſs er beide Wagen fortbewegen kann; der Motor des zweiten Wagens bleibt also in Bereitschaft und vermag nöthigenfalls einen angehängten zweiten Zug fortzuschaffen. In Abständen von 1m,5 sollen getränkte Querbalken aus Holz gelegt werden, welche mit ihren Enden auf an dem Rohre angebrachten Lagern und in der Mitte auf Mauerwerk ruhen und die Schienen tragen; die Laufschienen sind mit Fuſs versehen und wiegen 25k für den laufenden Meter. Das Rohr wird aus aneinander gereihten Ringen bestehen, jeder Ring aber wird aus mehreren Stücken zusammengeschraubt, die alle gleiche Bogenlänge besitzen; das Rohr kann daher ganz und gar unterirdisch, mindestens Im tief unter der Straſse, verlegt werden, ohne daſs der Straſsenverkehr durch Aufgrabungen gestört wird. Auſsen ist das Rohr ganz glatt; die Rippen zum Zusammenschrauben sind innerlich angebracht; zwischen die Rippen wird ein Dichtungsmittel (z.B. Blei) gelegt und durch festes Zusammenschrauben eine vollkommene Wasserdichte erzielt, was aus Gesundheitsrücksichten nöthig ist. Den Luftwechsel gestatten kleine säulenförmige Röhren, welche in entsprechender Höhe über dem Pflaster enden und mit einem Gitter verschlossen sind. Die Züge sollen mit 20km in der Stunde fahren und in Zwischenräumen von 1 Minute (im zweiten Zweige) bezieh. von 2 Minuten (im ersten und dritten Zweige) abgelassen werden, so daſs sie 300 bis 600m Abstand haben. Jeder Wagen soll 30 Fahrende erster oder zweiter Klasse fassen, die 30 bezieh. 15 Cent. bezahlen sollen. Die gesammten Baukosten werden auf 54000000 Fr. veranschlagt. Die Betriebskosten werden auf 2400000 Fr. jährlich geschätzt, die Zahl der Fahrgäste aber auf 30000000, von denen ⅓ in erster, ⅔ in zweiter Klasse fahren. Es würde somit ein reiner Ueberschuſs von 3600000 Fr. verbleiben, was eine Verzinsung zu 6,48 Proc. ergeben würde. Verfahren zur Trennung von Kupfer und Antimon. Die Trennung wird nach Finkener durch zwei Operationen bewirkt, durch Fällung der Hauptmenge des Kupfers aus saurer Lösung als Jodür, und durch Abscheidung des Restes aus ammoniakalischer Lösung als Sulfid. Das Kupferjodür, welches man aus einer salpetersauren, Antimon enthaltenden Kupferlosung durch Jodkalium und schweflige Säure ausfällt, enthält aber Antimon, auch wenn man vorher Weinsäure zugesetzt hat. Antimonfrei erhält man es nur, wenn man vor der Fällung Fluorkalium in hinreichender Menge zugibt. Finkener hat festgestellt, daſs aus einer salpetersauren Lösung von Kupfer, welche eine merkliche Menge von Antimontrifluorid-Fluornatrium enthält, durch allmählichen Zusatz von Jodkalium Kupferjodür ausfällt, ohne daſs zunächst Jod ausgeschieden wird. Tritt später etwas freies Jod auf, das man nach einiger Zeit mit schwefliger Säure fortnimmt, so ist nach beendeter Ausfällung des Kupfers, das Antimon bis auf einen kleinen Rest von Trifluorid als Pentafluorid in der Lösung. Der Versuch wurde folgendermaſsen ausgeführt: 10g Antimontrifluorid-Fluornatrium und 20g Fluorkalium werden in 11,5 Wasser gelöst; dazu sind 6g,3 Kupferoxyd in Salpetersäure gelöst, zugesetzt. Auf allmählichen Zusatz von 13g,4 Jodkalium und schwefliger Säure fällt das Kupferjodür aus, das Hut schwach schwefelsaurem Wasser ausgewaschen wird, da sich bei Anwendung reinen Wassers das Filtrat leicht trübt. Aus der filtrirten Lösung, die noch durch Kupfer gefärbt war, fiel nach weiterem Zusatz von 0g,5 Jodkalium und etwas schwefliger Säure beim Erwärmen auf dem Wasserbade alles Kupfer bis auf einen kleinen Rest aus. Die beiden Kupferjodür-Niederschläge enthielten Antimon nur in Zehnteln eines Milligramms. – Bei der Abscheidung des im Filtrat noch vorhandenen Kupfers als Sulfid ist zu bedenken, daſs in neutraler oder schwach ammoniakalischer Kupferlösung bei Anwendung überschüssigen Schwefelammoniums etwas Kupfer gelöst bleibt. Leitet man dagegen in eine stark ammoniakalische Kupferlösung unter Erwärmen Schwefelwasserstoff ein, so ballt sich der Niederschlag nach kurzer Zeit zusammen und läſst sich gut filtriren und mit ausgekochtem Wasser waschen. Da die ursprüngliche Lösung (nach der Fällung als Kupferjodür) das Antimon als Pentafluorid enthielt, so bleibt das Antimon nach Zusatz von etwas Weinsteinsäure bei dem Einleiten von Schwefelwasserstoff in die stark ammoniakalische Lösung unbeeinfluſst. Finkener hat dies in Gegenversuchen erprobt. – Das Antimon wird schlieſslich als Schwefelmetall abgeschieden (Rose, Analytische Chemie, 6. Aufl. II. S. 478). – (Mittheilungen aus den Königl. technischen Versuchsanstalten zu Berlin, 7. Jahrg. Heft 2 S. 76 u. ff.) H. Bücher-Anzeigen. Télégraphie et Téléphonie simultanées par les mêmes fils. Système van Rysselberghe. Bruxelles 1890. Imprimerie Vanderauwera. Unter vorstehendem Titel hat die Compagnie internationale de Telegraphie et de Telephonie eine neue Zusammenstellung über das Wesen und die verschiedenen Anwendungen der Vorschläge veröffentlicht, welche F. van Rysselberghe zur gleichzeitigen Benutzung desselben Leitungsdrahtes zum Telegraphiren und Telephoniren gemacht hat. Es sind darin nicht nur die Apparate und deren Verbindung unter einander beschrieben, sondern es werden auch eingehende Berichte über die in verschiedenen Ländern gemachten derartigen Ausführungen gegeben. L'Année Electrique ou exposé annuel des travaux scientifiques des inventions et des principales applications de l'électricité à l'industrie et aux arts par Ph. Delahaie. 6. Jahrg. Paris 1890. Baudry et Cie. 381 S. in 8°. Preis 3 Fr. 50 C. In dem vorliegenden 6. Jahrg. dieses Buches ist im wesentlichen die in den früheren Jahrgängen benutzte Eintheilung des Stoffes beibehalten, nur die früher beigefügte elektrotechnische Bibliographie fehlt diesmal, was zu bedauern ist. Dafür hat im Eingange die vorjährige Pariser Ausstellung eine umfängliche Berücksichtigung gefunden. In dem der elektrischen Beleuchtung gewidmeten 1. Kapitel (S. 13 bis 94) sind auch die Dynamomaschinen besprochen; im 2. Kapitel (S. 95 bis 124) die Batterien und Speicherbatterien. Das 3. und 4. Kapitel (S. 125 bis 160, S. 161 bis 202) sind der Telegraphie und Telephonie gewidmet, und nebenbei der Phonograph Edison's, sowie das Graphophon Tainter's berührt. Die Kapitel 5 bis 9 behandeln die atmosphärische Elektricität, die Elektricität in der Medicin, die Elektrolyse und elektrische Metallurgie, die Anwendung der Elektricität bei den Eisenbahnen (S. 293 bis 314), die elektrische Kraftübertragung. Das 10. Kapitel beschäftigt sich mit den Meſsapparaten, elektrischen Versuchen und verschiedenen Anwendungen der Elektricität. Den Schluſs bilden die Nekrologe von Curchod, Füller, Jule, Goulard, Gooch, Patey und Planté.