Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 277, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 287
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Die Wiederholungssignale für Distanzscheiben bei der französischen Ostbahn. Im Anschlusse an die früher (1890 275 * 589) gegebenen Mittheilungen über die telegraphischen Einrichtungen der französischen Ostbahn, mögen hier die von der genannten Bahn bei Distanzscheiben benutzten elektrisch-optischen Wiederholungssignale kurz erwähnt werden. Zur Controle der Stellung der Distanzsignale benutzt man gewöhnlich ein mittels eines Rasselweckers gegebenes hörbares Signal. Wenn aber der Controlapparat in einer Bude der Weichenstellung nach Saxby aufzustellen ist, würde der von Weckern verursachte Lärm so groſs sein, daſs der Weichensteller nicht mehr die ihm von auſsen gegebenen Weisungen vernehmen würde. Daher hat die Ostbahn sichtbare Zeichen gebende (elektrisch-optische) Wiederholer eingeführt. Wenn das Distanzsignal auf halt steht, schlieſst es einen Contact und sendet einen Batteriestrom durch den Elektromagnet des Wiederholers, legt dessen magnetischen, auf eine zwischen den beiden Schenkeln liegende Achse aufgesteckten Anker um und nun zeigt die Scheibe des Wiederholers roth, anstatt weiſs, hinter einem Fenster. Diese leichte Scheibe des Wiederholers ist auf drei Viertel mit weiſsem Papier überzogen, das letzte Viertel mit rothem. So lange das Signal auf frei steht, und also die Controllinie stromlos ist, wird der Anker durch ein Gegengewicht in seiner Ruhelage erhalten; dann steht er aufrecht und man sieht im Fenster das Weiſs der Scheibe; geht dagegen ein die Controllinie durchlaufender Strom durch den Elektromagnet, so stellt sich der Anker mit seinen beiden Enden wagerecht gegen die Pole und die Scheibe zeigt roth. Dem Wiederholer ist ein kleiner Blitzableiter mit Spitzen und Papier beigegeben. Vorschriften der Bostoner Feuerversicherungsgesellschaft in Betreff elektrischer Leitungen. Die Gegenseitigkeits-Feuerversicherungsgesellschaft der Industriellen in Boston hatte vor 1881 nur wenige Versicherungen von Gebäuden mit elektrischer Beleuchtung. 1881 und in der ersten Hälfte von 1882 breitete sich die elektrische Beleuchtung aus und bis zum 1. April 1882 wurden in den nur 61 versicherten Fabriken 23 durch den elektrischen Strom verursachte Brände gemeldet. Da erlieſs die Gesellschaft nach Anhörung von Sachverständigen Vorschriften über die Anordnung der Apparate und der Leitungen, welche auch den zur Gesellschaft gehörigen elektrischen Beleuchtungsgesellschaften vorgelegt und von ihnen einstimmig angenommen wurden, wie auch alle anderen Versicherungsgesellschaften sie billigten. Seit dem 1. April 1881 hat die Gesellschaft in 8 Jahren keinen Brand gehabt, welcher auf Rechnung der Elektricität gesetzt werden könnte, obgleich die Gesellschaft mehr als 600 Versicherungen auf Gebäude mit elektrischer Beleuchtung und Kraftübertragung hat. Neuerdings ist aber die Aufmerksamkeit auf die Gefahr gelenkt worden, welche von auftretenden fremden Strömen (wild currents) droht; es scheint nicht zweifelhaft, daſs ein jüngstes Unglück in Boston durch den Uebertritt eines Stromes von hoher Spannung in einen Uhren-Draht herrührt, der ihn nach dem Entstehungsorte des Brandes hinleitete. Gegen diese Gefahr hat die Gesellschaft neue Vorschriften erlassen, aus denen das Wesentlichste hier aufgeführt werden möge. An den versicherten Gebäuden darf kein fremder Leiter befestigt werden. Alle in die Gebäude einzuführenden Leitungen müssen in der Nähe der Zelle des Nachtwächters eingeführt werden, damit sie leicht überwacht werden können; jeder Draht muſs mit einer Schutzvorrichtung gegen starke Ströme und mit einem Blitzableiter versehen werden. Die Schutzvorrichtung (worunter wohl ein durch die Stromwirkung selbst den Stromweg abbrechender Ableiter gemeint sein dürfte) muſs zugänglich an einem trockenen Orte im Inneren des Gebäudes aufgestellt werden, isolirt auf unverbrennlichem Träger stehen und mit einem Gefäſse ausgerüstet werden, worein brennende oder schmelzende Theile fallen können. Die Blitzableiter sind zwischen der Schutzvorrichtung und den inneren Apparaten anzubringen 5 ihre Erdleitungen dürfen nicht an die Gasröhren angeschlossen werden. Die Leitungsdrähte müssen von dem Liniendrahte bis zur Schutzvorrichtung isolirt sein; das Isolirmittel muſs von erster Güte sein und darf von dem Wasser nicht durchdrungen werden; am Eintritt müssen diese Drähte 75mm von jedem anderen Leiter und leitenden Material entfernt sein. Kreuzen Leitungen für hochgespannte Ströme andere Leitungen, so müssen sie – nach Befinden etwa auf Leisten – so befestigt werden, daſs bei einem Bruche keine Berührungen eintreten können; die Leitungen selbst müssen so weit von einander entfernt geführt werden, daſs weder Berührungen, noch ein Funkenüberspringen zu befürchten sind. Bücher-Anzeigen. Die elektrischen Motoren und ihre Anwendungen in der Industrie und im Gewerbe, sowie im Eisen- and Straſsenbahnwesen, von Dr. M. Krieg. Mit etwa 200 Illustrationen, Plänen, Skizzen u.s.w. Leipzig. O. Leiner 1890. 1. Lief. 64 S. mit 55 Abbildungen. Preis 2 Mk. Dieses auf vier bis fünf Lieferungen zu je 2 Mk. berechnete Buch stellt sich die Aufgabe, die so vielseitigen Verwendungen des elektrischen Stromes als treibende Kraft eingehend zu besprechen. Die durch Elektricität getriebenen Motoren besitzen namentlich für das Kleingewerbe sehr wesentliche Vorzüge vor anderen Motoren. Aber auch da, wo es sich um Beschaffung gröſserer Betriebskräfte handelt, erringen sich die elektrischen Motoren immer mehr Eingang. Im Hinblicke darauf wird das Buch, dessen erste Lieferung soeben ausgegeben wurde, gewiſs Vielen willkommen sein, nicht bloſs in der engeren Fachwelt, sondern auch in allen Kreisen, in welchen der Werth der elektrischen Arbeitsübertragung für unser wirthschaftliches und gewerbliches Leben immer mehr gewürdigt wird; ist es doch ein Werk, welches die Bestrebungen und Fortschritte auf diesem in der That zukunftsreichsten der technischen Gebiete in Deutschland zum erstenmal zu einem einheitlichen Gesammtbilde vereinigt. Das mit zahlreichen guten Abbildungen ausgestattete Buch soll nach einander behandeln: 1) die bekanntesten Motorentypen; 2) die Verwendung der Elektromotoren in der Industrie, im Gewerbe und im praktischen Leben; 3) die Motorenfrage im Straſsen- und Eisenbahnwesen; 4) die Speicherbatterien für motorische Zwecke; 5) die Kosten, Betriebskosten und die Rentabilität der Elektromotoren, besonders für Straſsen- und Eisenbahnen; 6) eine Vergleichung der elektrischen Arbeitsübertragung mit den übrigen concurrirenden Arbeitsvertheilungssystemen; 7) eine übersichtliche Zusammenstellung der bisherigen theoretischen Untersuchungen über die Elektromotoren.