Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 278, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 96
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Säurefreie Wichse für Lederwaren. Nach Fr. Beuse setzt man neben den gewöhnlichen Bestandtheilen, wie Beinschwarz, Fett, Zucker zur Wichse eine Caseïn-Borax- oder Caseïn-Sodalösung und harzsaures Eisen. Die Caseïnlösung soll der Wichse hohen Glanz geben, das harzsaure Eisen das Leder echt schwarz färben (D. R. P. Nr. 52558 vom 18. August 1889). Florentiner Mosaik. Mit der denkbar einfachsten Ausrüstung, einem kleinen Tisch, einer Schüssel mit Wasser, einem Kohlenbecken und einem Schraubstock, einigen Kupferoder Eisenplatten, welche er als Feilen benützt, einem aus Eisendraht gebildeten Bogen und mit etwas Schmirgelpulver versehen, begibt sich der Mosaikarbeiter des K. Manufactur zu Florenz an das Werk. Das Entwerfen der Muster obliegt besonderen Künstlern. Die einzelnen Steinplättchen werden an verschiedene Arbeiter vertheilt, jeder hat die Aufgabe, einen Theil des Ganzen anzufertigen. Die Steine werden mit einem aus Wachs und Mastix bestehenden Kitt im Feuer verbunden, die Grenzen zwischen den einzelnen Steinen mit Schiefer ausgefüllt. Einzelne, so vorbereitete Theile verbindet man mit Cement (Kitt) zu einem Ganzen. Schlieſslich wird die Oberfläche gefeilt und polirt. Zur Anfertigung kleiner, sich oft wiederholender Mosaikmuster werden statt der Steine Stäbchen verwendet, und das so erhaltene dicke Mosaikstück durch Parallelschnitte (nach Art des Brodschneidens) in dünne Mosaikplatten getheilt. Das Schneiden geschieht mit Hilfe der Eisen- oder Kupferplatten, die mit Schmirgelpulver versehen werden. Ein Arbeiter verdient im Tag 5 bis 6 Lire, manchmal auch 10. Aus Europa, Asien und Amerika stammen die Steine, welche in Florenz verarbeitet werden. Die Manufactur besitzt eine Sammlung von Steinen, deren Werth man auf 20000 Lire schätzt. Amethyste, Achate, Sardonyxe, Jaspis, Kieselsteine und versteinertes Holz dienen als Rohmaterial. Die königliche Manufactur zu Florenz wurde 1574 gegründet, und wies den Künstlern einige Räume im Casino di San Marco als Arbeitsstätte an. 1588 siedelten dieselben auf Befehl des Groſsherzogs Ferdinand I. in die Ufficien über, wo sie bis 1796 blieben, in welchem Jahre die Fabrik in das alte Kloster San Nicolo verlegt wurde, woselbst sie sich jetzt noch befindet. Zwei und ein halbes Jahrhundert besaſs die Fabrik ein Monopol auf die Fabrikation von Florentiner Mosaik (Eisenzeitung 1890 S. 552). Zg. Bücher-Anzeigen. Ueber Feuerbestattung, Vortrag, gehalten im Naturwissenschaftlichen Vereine in Mülhausen i. E., von Prof. Dr. Fr. Goppelsroeder. Verlag von Wenz und Peters. Mülhausen i. E. 1890. Dieser im Drucke erschienene Vortrag behandelt in ebenso ausführlicher wie übersichtlicher und erschöpfender Weise die viel umstrittene Frage der Feuerbestattung. Der Verfasser beginnt mit einer Besprechung der verschiedenen Methoden zur Mumificirung, Einbalsamirung und Conservirung der Leichen, verbreitet sich dann über die Erdbestattung und unterzieht die Vorgänge, welche sich nach Eintritt des Todes im Körper vollziehen und nach der Bestattung im Erdboden ihren Fortgang nehmen, sowie den Einfluſs des Bodens der Friedhöfe auf die Verwesung und die sich hieraus ergebenden Consequenzen eingehender Besprechung. Kurz berührt werden einige Vorschläge zur Zerstörung von Leichen mittels Chemikalien. Es folgt sodann eine Schilderung der Leichenverbrennung im Alterthume, sowie bei den Indern, und nun geht der Verfasser zu einer ausführlichen Beschreibung und Besprechung der Feuerbestattung der Neuzeit in den europäischen Staaten, in Südamerika, Centralamerika, in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, sowie in Japan über. Ein besonderer Abschnitt ist der Feuerbestattung in der Schweiz und einer Beschreibung des Züricher Crematoriums gewidmet. Hieran schlieſsen sich Vorschläge zur Aufbewahrung der Asche der durch Feuer Bestatteten, sowie eine Kostenberechnung, und schlieſslich kommt der Verfasser zu einer eingehenden Würdigung der Einwendungen sowohl gegen die Erd- wie gegen die Feuerbestattung. Es werden die gegen die Feuerbestattung vom religiösen Standpunkte geltend gemachten Bedenken widerlegt, die Vorzüge der Feuerbestattung aus ästhetischen Gesichtspunkten hervorgehoben und die Einwände, welche von kriminalistischer Seite gegen die Feuerbestattung, erhoben wurden, auf richtiges Maſs zurückgeführt. In dem dem Vortrage beigegebenen Anhange bespricht Prof. Goppelsroeder die von ihm gemachten Versuche zu Demonstrationszwecken, sowie die Reklam'schen Verbrennungsversuche mit Thierleichen, und gibt eine Uebersicht über die chemische Zusammensetzung des menschlichen Körpers, sowie der wichtigsten thierischen Flüssigkeiten, Gewebe und Organe. Ein ausführliches Verzeichniſs der auf Feuerbestattung bezüglichen Literatur erleichtert dem Leser wesentlich die nothwendige Orientirung auf dem besprochenen Gebiete. Der Broschüre sind fünf Zeichnungen beigegeben, welche zur Erläuterung der verschiedenen Systeme der Feuerbestattung dienen sollen. In der Einleitung seines Vortrages sagt Prof. Goppelsroeder, daſs „der Kampf um die Entscheidung der Frage: was ist besser, Erd- oder Feuerbestattung? noch lange nicht ausgekämpft sein wird.“ Prof. Goppelsroeder gebührt aber das Verdienst, die Entscheidung durch seine Ausführungen näher gerückt zu haben. In einer Frage, wo es sich um die Belehrung und Umstimmung breiter Schichten der Bevölkerung handelt, ist es von Werth, allgemein verständliche Darlegungen von Fachmännern zu besitzen, welche es auch dem Laien ermöglichen, sich ein richtiges Urtheil zu bilden. Es möge nicht unerwähnt bleiben, daſs der Nettoertrag der Goppelsroeder'schen Broschüre einem wohlthätigen Zwecke bestimmt ist. K.