Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 279, Jahrgang 1891, Miszellen, S. 192
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Einheitliches Schraubengewinde für die Feinmechanik.Vgl. 1891 279 23. Der Director der zweiten Abtheilung der Physikalisch-technischen Reichsanstalt zu Berlin-Charlottenburg, Herr Dr. Löwenherz, erläuterte vor einiger Zeit im elektrotechnischen Verein sehr eingehend dieses Thema. In der Feinmechanik sind bisher noch keine einheitlichen Schraubennormen durchgeführt, obwohl Schritte dazu namentlich von der Schweiz gemacht wurden. Im J. 1876 trat auf Betreibung der Société des Arts in Genf eine Commission zusammen, um die Mittel zu studiren, durch welche man die Annahme eines gleichmässigen Schraubensystems in allen Uhrmacherwerkstätten der Schweiz erzielen könnte. Die Commission hatte den Auftrag, alle erdenklichen Uhrmacherschrauben der Schweiz zu sammeln, ihren Durchmesser und die Ganghöhen zu messen; und hierauf sollte man versuchen, ein System aufzustellen, das sich möglichst wenig von den üblichen Schrauben entfernte, zugleich aber die grösste theoretische Einfachheit darböte. Die Beziehungen zwischen Durchmesser und Ganghöhe sollten sehr einfache sein. Das Thury-System gründet sich auf die Folge der Ganghöhen, welche nach einer geometrischen Reihe abnehmen, und zwar nach Potenzen von vier Fünfteln oder von neun Zehnteln. Diese Folge hat den Vortheil der einfachen Numerirung. Das System ist wohl durchdacht, ob Thury aber damit den Bedürfnissen der Praxis Genüge gethan, besonders den Anforderungen des Maschinenbaues, ist nach der Ansicht des Vortragenden zu bezweifeln, denn die Mechaniker und Maschinenbauer müssen in der Lage sein, sowohl bei Herstellung von Arbeitszeichnungen, als bei Auswahl von Schrauben die Abmessungen der Gewinde mit den einfachsten Hilfsmitteln feststellen zu können, was bei dem Thury-System mit seinen hundertstel und tausendstel Millimetern nicht so ohne weiteres möglich ist. Selbst in dem Uhrmachergewerbe soll es darum bis jetzt in der Schweiz noch nicht grosse Verbreitung gefunden haben. In England dagegen, wo man es am wenigsten erwarten sollte, hat dasselbe eine grössere Würdigung gefunden, und das hängt so zusammen: Im J. 1880 ist in den Kreisen der Verfertiger elektrischer Instrumente sehr stark das Bedürfniss nach Einführung einheitlicher Gewinde für die Feinmechanik hervorgetreten. Daraufhin hat Whitworth ein System für Feinmechaniker veröffentlicht, welches dem für Maschinenbauzwecke sehr ähnelt, besonders was das Anlehnen an das englische Masssystem betrifft. Dieses neue System hat aber in England keinen Eingang gefunden. Im J. 1882 trat ein Comité der British Association zusammen, in welchem die englischen Physiker erklärten., dass für elektrische, überhaupt für wissenschaftliche Instrumente nur eine Schraube, welche auf metrischem Masse beruht, Verwendung finden dürfe. Whitworth hielt aber an dem englischen Masse fest, und so kam es vorläufig zu keiner Einigung. Inzwischen hatten sich die englischen Uhrmacher über die Annahme eines metrischen Gewindes verständigt, und konnte das neue Whitworth-System auch für die Feinmechanik nicht mehr aufrecht erhalten werden. Im folgenden Jahre trat das Comité der British Association zu einer neuen Berathung zusammen und man kam überein, ein Schraubengewinde anzunehmen, das weder auf englischem noch metrischem Masse beruht. Dieser Anforderung entspricht aber das Thury-System, welches mit geringfügiger Aenderung auch angenommen wurde. Um die Thuryschraube den englischen Arbeitern genehm zu machen und ihren Gebrauch zu erleichtern, einigte man sich dahin, die Durchmesser und Ganghöhen in tausendstel Zoll auszudrücken. Bis jetzt hat allerdings das Thury-Gewinde in England nur im öffentlichen Telegraphenwesen Eingang gefunden, dagegen noch nicht in der Privattechnik. Nicht minder ist in Deutschland der Wunsch nach Einführung einheitlicher Schraubennormen für die Feinmechanik laut geworden. Auf dem ersten deutschen Mechanikertag, der in der Zeit vom 15. bis 17. September 1889 in Heidelberg tagte, sind eingehende Berathungen über diesen wichtigen Gegenstand gepflogen worden, und Herr Director Löwenherz referirte in sehr ausführlicher Weise. Das aus der Mitte des vorberathenden Ausschusses zusammengetretene Comité ist sofort zu folgenden Beschlüssen gekommen: Es wird empfohlen, sich streng an das metrische Mass zu halten. Die Ganghöhen sollen sich ganzzahlig in zehntel Millimetern ausdrücken lassen und die Durchmesser nach ganzen, halben oder fünftel Millimetern fortschreiten, und zwar bei grösseren Schrauben nach ganzen, bei den feinsten nach dem letzten Massstabe. Befestigungsschrauben sollen scharf geschnitten sein und einen Kantenwinkel von 53° 8'' haben. Die Reichsanstalt hatte festgestellt, dass die scharf geschnittenen Formen in den grösseren mechanischen Werkstätten vorherrschen; so wurden bei den im Telegraphenwesen überaus weitverbreiteten Gewinden von Siemens und Halske durchgängig scharfe Formen constatirt. Eine Einigung wurde leider noch nicht erzielt, und daher besteht die Absicht, sämmtliche bisher betheiligten Kreise Deutschlands anzuregen, gemeinsam zu berathen, welche Schraube als die vorzugsweise beste zu gelten habe. (Metallarbeiter.) Gegenstände aus feinfaseriger Holzwolle. M. E. Villeroy in Schramberg stellt Gegenstände aus feinfaseriger Holzwolle her, indem er letztere ohne Anwendung eines Bindemittels in entsprechende Formen mittels sehr hohen Druckes presst, trocknet und alsdann nochmals einem sehr hohen Drucke aussetzt. Die Füllung der Form wird bewirkt durch Aufschichten und Nachlegen der Holzwolle so lange, bis die Form des herzustellenden Gegenstandes vollständig erreicht und dieselbe keine Holzwolle mehr aufzunehmen vermag. Nach vollständiger Füllung der Form lässt man das Ganze trocknen, presst nochmals mit sehr hohem Druck, worauf der Körper eine derartige Festigkeit erlangt, dass er abgedreht und beliebig bearbeitet werden kann. Die grosse Festigkeit wird, wie erwähnt, ohne Zusatz irgend eines Bindemittels erreicht; und soll die nach diesem Verfahren hergestellte Holzmasse eine ausserordentliche Widerstandsfähigkeit gegen Hitze und Nässe besitzen, daher für die Herstellung von Walzen, für Schnitzereinachahmungen, Verzierungen, Ornamente u. dgl. Anwendung finden. (Nach Mittheilung des k. k. technol. Gewerbemuseums.) Bücher-Anzeigen. Die Vervollkommnung der Dampfmaschinen. Eine wirthschaftliche Aufgabe für Ingenieure. Von A. O. V. Mit 2 Abbildungen. A. Hartleben's Verlag in Wien, Pest und Leipzig. 5 Bogen Octav. Geh. 80 kr. = 1 Mk. 50 Pf. Der Zweck dieser Schrift ist, zu einem sparsamen Verbrauch der Kohle, insbesondere der Steinkohle, anzuregen, was in erster Linie durch Verbesserung der Dampfmaschine bezieh. des Dampfkessels erreicht werden soll. 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Der obere Theil jeder Tagesseite enthält das Formular finden Tagesbetrieb mit Platz für Bemerkungen, während der untere Theil mit geschäftlichen Anzeigen ausgefüllt ist, welche hier schlechterdings nicht übersehen werden können. – Im technischen Theil werden nach einander Steinkohlengas, Wassergas und Oelgas, deren Herstellung, Reinigung und Verwendung behandelt, und eine reiche Zahl von Tabellen ist dem Text beigefügt. L.