Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 287, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 168
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Das städtische Elektricitätswerk in Trient. Der unter anderem für die Vereinigung der Elektricitätswerke mit den Gasanstalten eintretende Oberingenieur Hochenegg der Firma Siemens und Halske in Wien hat in seinem in der 32. Jahresversammlung des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern zu Kiel gehaltenen Vortrage (vgl. Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung, 35. Jahrg. 1892 * S. 545) als Beleg für die Richtigkeit der von ihm entwickelten Gesichtspunkte folgende Mittheilungen über das städtische Elektricitätswerk in Trient gemacht. Während das Gaswerk in Trient in 30jährigem Betriebe nur etwa 2000 Privatflammen und 200 öffentliche Flammen erreichte, sind heute nach 2jährigem Betriebe des Elektricitätswerkes bereits 7500 Glühlampen, 64 Bogenlampen und 30 Elektromotoren von zusammen 175 angeschlossen. Da Trient gegen 22000 Einwohner zählt, entfallen somit auf 100 Einwohner rund 40 Lampen, was gewiss für eine so ruhige Stadt wie Trient sehr viel ist. Diese Lampen vertheilen sich auf 1070 Verbraucher, so dass also auf 20 Einwohner ein Verbraucher entfällt. Darunter sind nicht weniger als 300 Arbeiterwohnungen, und es macht einen seltsamen Eindruck, wenn man am Abend in die ärmlichen Wohnungen blickt und dieselben von Glühlicht erleuchtet findet. Diese grosse Verbreitung ist, abgesehen von der Güte des Lichtes, nur auf den einfachen und günstigen Tarif zurückzuführen. Man zahlt einfach für 1 Glühlicht-Normalkerze und Jahr 50 Kreuzer, d. i. etwa 85 Pfennige, und kann die Lampen so lange brennen, als es einem beliebt. Damit aber dennoch der Lichtvergeudung vorgebeugt wird, hat sich das Municipium Trient den Verkauf der Glühlampen vorbehalten und erzielt dabei einen ganz ansehnlichen Gewinn, welcher jedoch hauptsächlich von jenen Verbrauchern getragen wird, welche die elektrische Beleuchtung länger benutzen. Für die Kraftübertragung wird eigentlich nur eine Anerkennungsgebühr entrichtet, indem für 1 nominelle und Jahr nur 20 Gulden gezahlt werden, wobei die einzige Beschränkung besteht, dass zur Zeit des stärksten Lichtverbrauches auf Verlangen des Municipiums die Elektromotoren abgestellt werden müssen, was auch wirklich von allen Verbrauchern getreulich geschieht. Dem Municipium Trient ist es gelungen, durch diesen ausserordentlich geringen Preis für Kraftübertragung das Kleingewerbe von Südtyrol nach Trient zu ziehen, was sich in den Nachbarstädten schon empfindlich bemerkbar macht und zur Hebung der Steuerkraft der Bevölkerung von Trient wesentlich beiträgt. Wenn auch diese günstigen Bezugspreise für Licht und Kraft, und hauptsächlich für letztere, nur durch die vorhandene prächtige Wasserkraft möglich wurden, so lässt sich doch in vielen Fällen nachweisen, dass auch bei Dampf kraft mit einem ähnlichen Lichtpreise das Auslangen gefunden werden könnte, wenn es gelingt, der elektrischen Beleuchtung eine ähnliche Verbreitung zu geben. Um die Verbreitung noch mehr zu erleichtern, hat neuerdings das Municipium Trient beschlossen, auch die Hauseinrichtungen auf sich zu nehmen und für Abzahlung und Instandhaltung derselben für 1 Normalkerze und Jahr nur 6 Kreuzer zu berechnen, so dass für eine 16-Kerzenlampe etwa 1 Gulden für das Jahr zu zahlen ist. Die Ausführung der elektrischen Anlage wurde nach fast jahrelangem Concurrenzkampfe der Firma Siemens und Halske in Wien übertragen und dabei zum ersten Mal das Fünfleitersystem angewendet. Von der bei Ponte Cornicchio angelegten Centralstation gelangt der Strom mit einer Betriebspannung von 440 Volt in zwei von einander getrennten Hauptleitungssträngen nach der Stadt und verzweigt sich an deren äusserem Umfange nach den verschiedenen Punkten der Stadt, welche auch alle unter einander durch Vertheilungsleitungen verbunden sind. Im Municipalgebäude, welches in der Mitte der Stadt liegt, wurde eine Ausgleichstation errichtet, von welcher die Gesammtspannung von 440 Volt in viermal 110 Volt getheilt wird. Von dieser Ausgleichstation gehen die sogen. Ausgleichsleitungen radial nach allen Punkten der Stadt, von welchen unmittelbar die Verbraucher ihre Lampenspannung von 110 Volt entnehmen. Als Betriebsvorrath einerseits, sowie auch andererseits zur Unterstützung der maschinellen Anlage, falls der stärkste Lichtbetrieb mit der wasserarmen Zeit zusammenfallen sollte, wurde eine Speicherzellenstation vorgesehen, welche ebenfalls im Municipalgebäude untergebracht ist, sich schon wiederholt bewährt hat, und im Winter regelmässig in Thätigkeit tritt. Der höchst einfache Betrieb der Anlage wird ausschliesslich von dortigem Personal, welches den städtischen Arbeitern entnommen wurde, zu allgemeiner Zufriedenheit besorgt und auch die Betriebsleitung wird von einem Ingenieur aus dem städtischen Bauamt in mustergültiger Weise geführt. Bei dem technischen Erfolge und dem reichlichen Verbrauche konnte auch der finanzielle Erfolg nicht ausbleiben, und es ist schon jetzt nach dem zweiten Betriebsjahre nebst der Verzinsung auch eine entsprechende Amortisation gesichert. Elektrische Beleuchtung von Ladenfenstern. Eine neue Laternenform für die elektrische Beleuchtung der Schaufenster von Läden ist kürzlich von Smeeton und Page in London auf den Markt gebracht worden. Die vierkantige Laterne gleicht äusserlich einigermaassen den gewöhnlichen Gaslaternen, sie ist aber nach dem Electrician, 1892 Bd. 29 * S. 179, aus gewelltem versilbertem Glas hergestellt, anstatt des bei Gaslaternen üblichen silberplattirten Kupfers. Das Gewellte im Glas trägt sehr viel zum Glanz des Lichtes bei, so dass die Erleuchtung eines Fensters mit etwa ⅓ des Stromaufwandes erleuchtet werden kann, welcher bei der bisherigen Anwendung von emaillirten Eisenschirmen und Lampen von hoher Kerzenstärke nöthig war. Der Spiegel wird nicht trübe und braucht nur mit einem feuchten Leder abgewischt zu werden. Die Laterne wird mittels eines Tragstabes oberhalb des Fensters befestigt und kann ähnlich wie eine gewöhnliche Gaslaterne leicht abgenommen werden. Beim Abnehmen tritt von selbst ein kurzer Schluss zwischen den an der Fensterborte angebrachten Contacten ein, ohne dass jedoch dies auf den Abschmelzdraht wirken könnte, da kein Strom durchgehen kann, bevor die Laterne an ihrer Stelle ist. Feuersichere Isolirung von Elektricitätsleitern. Reginald A. Fessenden hat in der Electrical World (vgl. Electrician, 1892 Bd. 29 S. 528) folgendes feuersichere Isolirmittel für elektrische Leiter empfohlen. 100 Th. Leinöl, 50 Th. gereinigter mexicanischer Asphalt und 10 Th. Zinkchlorid werden bei 300° C. gekocht, bis alles Zinkchlorid sich mit den anderen Stoffen vereinigt hat. Dann wird die Mischung in eine Art Eiscremegefrierer gebracht und aufgerührt, während 50 Th. Antimon Pentachlorid zugesetzt werden und die Mischung durch eine Wasserhülle kühl erhalten wird. Nach einstündigem Rühren wird kochendes Wasser eingegossen und die Mischung durch Einlassen eines Dampfstromes in die Wasserhülle erhitzt. Nach weiterem einstündigem Mischen erweist sich alle freie Säure als ausgewaschen und die Masse ist fertig, um auf den Draht gebracht zu werden. Dies liefert aber eine dunkle Masse und ist dazu theuerer, als wenn man einfach Chlorgas in einen Kohlenwasserstoff, z.B. Paraffin, einführt und diesen dann auswäscht. Man erhält dann eine dem Paraffin ganz ähnliche Masse, die aber schwerer ist, von Alkalien leichter angreifbar, unentzündlich, welche in eine Bunsen-Flamme gehalten werden kann, bis sie zu Kohle reducirt ist, ohne dass sie mehr Spuren der Verbrennung zeigt, als ein Marmorstück. Verschiedene hundert Fuss Draht wurden damit überzogen und in Salzwasserröhren aufgerollt; nach mehreren Monaten war ihre Isolation noch hoch und Proben davon zeigten nach 3 Jahren keine Anzeichen von Verschlechterung. Von 2 Atomen Chlor, die in den schmelzenden Asphalt oder Paraffin eingeführt wird, vereinigt sich eines mit 1 Atom Wasserstoff und tritt aus, das andere nimmt die Stelle des Wasserstoffs ein. Dies setzt sich fort, bis genug Wasserstoff durch Chlor ersetzt ist, um die Masse unentzündlich zu machen. Dann wird die Masse herausgenommen und noch im geschmolzenen Zustande mit kochendem Wasser in einer einem Eiscremegefrierer ähnlichen Maschine gewaschen, bis alle Säure heraus ist. Nach dem Abkühlen wird sie noch geknetet, um das Wasser daraus zu entfernen. Die aus diesen Stoffen bei ihrer Erhitzung bis zur Zersetzung entweichenden Gase fördern die Verbrennung nicht. Färben von Messing. Zum Schwarzfärben von Messing dient gewöhnlich eine Lösung von kohlensaurem Kupfer in Salmiakgeist. Benutzt man statt dieser Lösung eine solche von 1 Th. essigsaurem Kupferoxyd in 2 Th. Salmiakgeist (Vol.-Gew. 0,96), so kann man das Schwarz bis zum lichten Braun abtönen dadurch, dass man den zu dunkel gefärbten Gegenstand in ganz verdünnte Salzsäure taucht. Die erhaltenen Farben sollen sehr an die Töne der japanischen Bronzen erinnern. (Nach Chemiker und Drogist durch Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1892 Bd. 27 S. 543.) Lederschwärze. Eine gute Vorschrift für Lederschwärze soll die folgende sein: 500 g schwefelsaures Eisen und 15 g Weinsäure werden in 1 l Wasser gelöst. Mit dieser Lösung wird eine Abkochung von 750 g Blauholz mit 8 l Wasser, die auf 500 g eingedampft wurde und welcher 100 g Traubenzucker zugesetzt sind, vermischt. Eine noch tiefere Schwärze wird erzielt, wenn man der Blauholzabkochung 12 g Anilinblauschwarz zufügt. Vor Anwendung der Schwärze, die man mit einer Bürste aufträgt, wird das Leder mit verdünnter Ammoniaklösung (1 : 25) entfettet. (Nach Leipziger Färberzeitung durch Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1892 Bd. 24 S. 542.) Bücher-Anzeigen. E. J. Houston, A Dictionary of Electrical Words, Terms and Phrases. 2. sehr erweiterte Auflage. W. J. Johnston und Co., New York, und The Electrician Printing and Publishing Co., London. Das Erscheinen einer 2. Auflage von diesem mit Abbildungen im Texte versehenen Wörterbuche spricht dafür, dass es in grösserem Umfange einem Bedarfe entgegenkommt, als man beim ersten Blick meinen dürfte. Es erweist sich nicht nur für Elektriker von Fach brauchbar, sondern auch für mit verwandten Wissenschaften sich Beschäftigende, z.B. für Chemiker. Die Anordnung ist noch merklich der Verbesserung fähig. Prof. Dr. K. E. Zetzsche, Katechismus der ebenen und räumlichen Geometrie. Dritte, vermehrte und verbesserte Auflage. Leipzig 1892. J. J. Weber. Preis 3 M. Die neue Auflage ist wesentlich von den Gesichtspunkten aus bearbeitet, welche für die beiden ersten Auflagen maassgebend gewesen sind: der etwas weiter angelegte Plan und das strenger wissenschaftliche Gewand sind beibehalten worden, auf Schärfe und Bestimmtheit in der Darstellung und Ausdrucksweise ist erneute Sorgfalt verwendet, zugleich wieder durch knappere Haltung einzelner dazu geeigneter Stellen im Leser das „Selbst-Finden“ angebahnt und Lust und Geschmack daran angeregt. Gerade nach dieser letzteren Richtung hin hat die neue Auflage eine sehr werthvolle Bereicherung erhalten durch Einfügung einer grossen Anzahl neuer Aufgaben und Uebungssätze. Als einen Vorzug des Buches betrachten wir auch die Mitberücksichtigung der „Projectionen“ wegen deren Bedeutsamkeit für das geometrische Zeichnen. Gewiss wird daher auch die neue Auflage sich einer günstigen Aufnahme zu erfreuen haben, zu welcher sie hiermit empfohlen sein möge. Preis-Aufgaben. Die Société Batave de Philosophie expérimentale de Rotterdam (erster Secretär Dr. G. J. Bremer daselbst) erlässt ein Programm ihrer Preis-Aufgaben auf dem Gebiete der allgemeinen Naturwissenschaften, der mechanischen und chemischen Technologie und des Kulturwesens, in welchem die Lösung von 35 Fragen angeregt wird.