Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 289, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 71
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Grosse Zuggeschwindigkeit. Eine der grössten Zuggeschwindigkeiten, die bisher bekannt geworden, erreichte am 9. Mai d. J. der zwischen New York und Buffalo regelmässig verkehrende „Empire State Express“-Zug, der die 708 km lange Strecke fahrplanmässig mit einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 81,6 km in der Stunde zurückzulegen hat. Am genannten Tage bestand der Zug ausser der für die Weltausstellung bestimmten Locomotive Nr. 999 aus 4 Wagen, deren Gewicht einschliesslich der Reisenden 164 t betrug. Die Station Rochester wurde mit 28 Minuten Verspätung verlassen, und der Zug traf nach 68 Minuten in dem III km entfernten Buffalo ein, er hatte mithin eine durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit von 98 km gehabt, und 15 Minuten eingeholt. Während dieser Fahrt wurde eine 8 km lange, in der Wagerechten gelegene Strecke in 372 Minuten, oder mit einer Stundengeschwindigkeit von 137 km, eine weitere, gleichfalls wagerechte Strecke von 1,6 km Länge in 35 Secunden oder mit einer Stundengeschwindigkeit von 165 km zurückgelegt. Am 11. Mai soll dieselbe Maschine die Strecke von 1,6 km sogar in 32 Secunden, mithin mit einer Stundengeschwindigkeit von 180 km, durchlaufen haben. Die Locomotive, welche diese bedeutende Leistung vollbrachte, ist von dem Obermaschinenmeister Buchanan der obengenannten Bahn entworfen worden. Sie hat vier Triebräder und vier vordere Drehgestellräder; der Tender ruht auf zwei Drehgestellen. Die Hauptabmessungen sind: Cylinderweiten 483 × 610 mm Durchmesser der Triebräder 2184 Durchmesser des Kessels 1473 Länge des Kessels 8029 Siederöhren 268 Stück Gesammte Heizfläche 179 qm Rostfläche 2,9 Dienstgewicht 56 t Triebgewicht 38 t Dienstgewicht des Tenders 36 t Grösste Länge der Locomotive 12,1 m Grösste Höhe der Locomotive 4,52 Kesseldruck 13,3 at (Centralblatt der Bauverwaltung.) Sibirische Eisenbahnen. Russland hat gegenwärtig 32 000 km Eisenbahnen, das britische Reich ebenfalls 32 000, Frankreich 34000, Deutschland 38400, ganz Europa 215 000, Nordamerika (Vereinigte Staaten) 263 000 und die ganze Erde 620000 km. Nach Beendigung der sibirischen Eisenbahn, deren Bau 1891 begonnen wurde, wird Russland bezüglich der Länge seines zusammenhängenden Schienennetzes den ersten Rang unter den europäischen Staaten einnehmen. Die genannte Bahn schliesst bei Tschelabinsk an die Uralbahn, zieht in 50 bis 55° nördlicher Breite quer durch Sibirien und endigt weiter südlich in Wladiwostock an der Küste des Ochozkischen Meeres; durch dieselbe werden neben Förderung des Handels und der Industrie ausgedehnte Waldregionen und fruchtbare Bodenstrecken der Benutzung erschlossen. Ein Flügel soll vom östlichen Theil zur Behringstrasse geführt und dadurch eine Verbindung mit den nordamerikanischen Bahnen hergestellt werden. Die Länge der Hauptlinie beträgt 4754 km, welche vorläufig durch 2450 km Wasserweg auf Flüssen und dem Baikalsee unterbrochen sind; später wird auch dieser durch Schienenwege ersetzt werden und die Bahn dann rund 8000 km Länge erhalten, wodurch sich der ganze zurückzulegende Weg um 800 km vergrössert, dagegen der Verkehr erleichtert wird und die 6malige Umladung in den Schiffsstationen entfällt. Für die Herstellung der Anlage sind 640 000 t Schienen sammt Zugehör, für den Betrieb 2000 Locomotiven, 3000 Personen- und 36 000 sonstige Wagen angenommen; die Ausführung erfolgt durch den Staat und die Kosten sind auf 875 Millionen Francs veranschlagt. Der vorläufige Verkehr mit Schiff und Bahn längs der ganzen Strecke soll bis zum Jahre 1902 ermöglicht werden. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen.) Schiffsmaschine von geringem Gewichte. Im American Shipbuilder wird eine Maschine beschrieben, die von Mosher für ein Schiff von 23,8 m Länge, 2,9 m Breite construirt ist und bei der auf Erzielung geringen Eigengewichtes besonders Werth gelegt wurde. Die Maschine ist mit vierstufiger Expansion versehen und hat 242, 343, 458 und 610 mm Cylinderdurchmesser bei 254 mm Hub und ruht auf einem Bett von der Form eines Andreaskreuzes. Zur Ersparung des Eigengewichtes sind die Cylinder von allem überflüssigen Materiale befreit, die Maschinentheile sind möglichst leicht gehalten und zeigen nur die der Beanspruchung entsprechenden Abmessungen. Kolbenstangen und Zugstangen sind hohl, die Kurbelachse ist an allen Stellen, die durch Werkzeuge erreichbar waren, bearbeitet, so dass das Anfangsgewicht der Achse von 900 k auf 188 k gebracht ist. Die Maschine beansprucht eine Grundfläche von 1,30 qm und wiegt im Ganzen 1630 k. Sie wird mit 18 k/qcm und 500 bis 600 Umgängen wenigstens 500 EP entwickeln, so dass das Maschinengewicht auf die Pferdekraft nur 3,25 k betragen wird. Der Dampf wird von einem Röhrenkessel geliefert. Neue Bauxitfelder zur Gewinnung des Aluminiums. Nach einer Mittheilung der Smithsonian Institution sind in Alabama und Georgia unerschöpfliche Lager von Bauxit gefunden worden, welche die schwierigere bisherige Gewinnung des Aluminiums aus Thonerde zu vermeiden gestatten. Probestücke jener Erze wurden in der Smithsonian Institution analysirt und zeigten 40 bis 48 Proc. Aluminium, während der gewöhnliche Thon durchschnittlich 33 Proc. enthält. Der Bauxit von den Gruben bei Randall in Alabama wird nach Kensington bei Pitts bürg verschickt, wo das Metall auf elektrischem Wege gewonnen und verarbeitet wird. Die neuen Bauxitfelder liegen in sechs fortlaufenden Gauen an der Grenze zwischen Alabama und Georgia, und zwar auf der appalachischen Kette. Die Felder in Alabama und Georgia sind von so grosser Mächtigkeit, dass ihre Entdeckung von unberechenbarem Nutzen für die Entwickelung der Aluminiumindustrie sein dürfte. Chester und Rathbone's elektrische Bogenlampe. Eine sehr einfache Bogenlampe haben nach Electrician, 1893 Bd. 31 * S. 169, Chester und Rathbone angegeben, welche in Parallelschaltung für Gleichstrom und Wechselstrom benutzt werden kann. Die beiden Kohlenhalter dieser „Harfenlampe“ (Harp lamp) gleiten frei auf einer Messingröhre, können sich aber auf dieser nicht drehen, weil sie durch einen leicht gespannten Draht geführt werden. Die beiden Halter werden von einem biegsamen, geflochtenen Drahtseil getragen, das über eine Kautschukrolle gelegt ist. Die Rolle liegt in einem drehbaren Rahmen, auf welchem oben der Ankerhebel eines Hufeisen-Elektromagnetes befestigt ist; bei Schliessung des Stromes zieht der Elektromagnet seinen Anker an, welchen bisher eine Feder abgerissen gehalten hatte, und ein auf den Anker aufgestecktes Kautschukband mildert dabei den Schlag; die Rolle schwingt dabei seitwärts und entzündet dadurch den Lichtbogen. Darauf legt sich die Rolle fest gegen einen Messinganschlag; bei schwächer werdendem Strom wird aber der Druck gegen den Anschlag kleiner, so dass endlich der obere Kohlenhalter zufolge seines grösseren Gewichtes die Rolle etwas zurückbewegt und niedergeht und den Lichtbogen wieder kräftiger macht. Sollte er zu weit niedergehen, so vermag die Vorrichtung es ein wenig wieder gut zu machen. Nach einer geringen Einstellung der Abreissfeder kann die Lampe für Wechselstrombetrieb benutzt werden. Bei Hintereinanderschaltung wird an Stelle der Abreissfeder eine Nebenschlussrolle hinzugefügt. A. Eichler's selbstthätiger Ausschalter für elektrische Leitungen. Nach dem D. R. P. vom 23. Januar 1892 Kl. 21 Nr. 64538 stellt Anton Eichler in Wien die Verbindung zwischen den zwei Polklemmen seines selbsthätigen Ausschalters durch einen Metall streifen her, welcher an seinen Enden auf einen nichtleitenden Hebel aufgeschraubt ist; der Hebel muss dazu niedergedrückt sein und wird in dieser Stellung dadurch festgehalten, dass ein stellbarer Nasenhebel sich mit einer Nase über einen Anschlag des Hebels stellt. Bei zu hohem Anwachsen der Stromstärke biegt sich der Metallstreifen nach oben durch und hebt den mit einer Schraube auf ihm ruhenden Nasenhebel so hoch, dass die Nase den Anschlag verlässt und nun eine auf den Hebel wirkende Feder letzteren emporschnellen und so den Stromweg zwischen den Klemmen unterbrechen kann. Bücher-Anzeigen. Prof. Dr. E. Herrmann, Wirthschaftliche Fragen und Probleme der Gegenwart. Studien zu einem System der reinen und technischen Oekonomik. Leipzig, C. F. Winter'sche Verlagshandlung. 1893. 8 Mk. Das Werk bildet ein Seitenstück und gewissermaassen die Ergänzung des 286 288 lobend besprochenen Buches „Technische Fragen und Probleme“ desselben Verfassers. In klarer und fesselnder Weise gibt es zuerst eine Uebersicht über die drei hauptsächlichen socialistischen Richtungen der Gegenwart, den Staats-, Unternehmer- und Arbeitersocialismus, untersucht dann die Rolle der Technik in der modernen Wirthschaftsordnung und zeigt, dass letztere nur ein Uebergangsstadium sei. Hierauf folgen: eine Studie über die Formen und Stufen der Wirthschaft, in der besonders die Wechselseitigkeit betont wird, demnächst interessante Ausführungen über Individuen und Individualitäten, über innerste Oekonomie des Menschen und seine innere und äussere Wirthschaft. Weitere Studien behandeln Arbeit und Kapital und deren organische Verbindung, während die zehnte und letzte Studie den Gesammtorganismus der Wirthschaft, namentlich in ihrer zukünftigen Gestaltung einer eingehenden Betrachtung unterzieht. In Bezug auf den „Zukunftsstaat“ kommt der Verfasser zu der Ansicht, dass die Arbeiter eine niedergehende Gruppe bilden, dass ihre technische Macht und ihr wirthschaftlicher Einfluss von Tag zu Tag abnehmen und dass, wie im Anfange der Welt die Arbeit war, an ihrem Ende das Kapital sein müsse. Die letzten Aufgaben der Wirthschaft würden die sein, so viel Fonds zu bilden, dass die Nachwelt keine persönlichen Opfer mehr bedarf, ausser zu erfreulichen und beglückenden Zwecken. Es würde schon nach einigen Generationen möglich sein, jedem Menschen ein Existenzminimum zu sichern und ihn so vor Noth zu schützen, wodurch auch die Pflege des Menschen als des kostbarsten Kapitals im Staatsleben ermöglicht würde. Nicht Menschenarbeitszwang, sondern Unterwerfung der Naturkräfte machen den Menschen frei. Daher ist die kapitalistische Wirthschaftsordnung nach technisch-wirthschaftlichen Grundsätzen (im Gegensatze zu der socialistischen Wirthschaftsordnung) die empfehlenswerthere. Dass der Verfasser sich, neben allen theoretischen Studien, einen scharfen Blick für das praktisch Brauchbare erworben hat, ersieht man an den Fachschulen für den gewerblichen Unterricht in Oesterreich, die er als Chef des Departements für Förderung der Gewerbe und Hausindustrie im österreichischen Handelsministerium organisirt hat und die als mustergültige Anstalten betrachtet und vielfach nachgeahmt werden. Möge das vorliegende Buch die gebührende Würdigung finden, es wird jedem, der sich darin vertieft, eine Fülle von Belehrung und Anregung bieten. – Es wäre wünschenswerth, wenn das von demselben Verfasser geplante Werk, die Systeme der reinen und ökonomischen Technik und der reinen und technischen Oekonomik, zu dem die vorhin erwähnten Werke die Vorstudien bilden, bald erscheinen würde. Theorie und Construction eines rationellen Wärmemotors zum Ersatz der Dampfmaschinen und der heute bekannten Verbrennungsmotoren. Von R. Diesel 1893. Berlin, J. Springer's Verlag. 4 M. Das Wesen der Maschine nach dem Entwürfe des Verfassers ist auf S. 58 erläutert. Die vorliegende Schrift bringt die Theorie verschiedener Ausführungsformen in eingehender Darstellung. Zur Zeit wird eine Versuchsmaschine ausgeführt und darf man auf die praktischen Ergebnisse mit Recht gespannt sein. Dr. G. Maas,Elektrotechnische Bibliographie. Monatliche Rundschau über die literarischen Erscheinungen des In- und Auslandes, einschliesslich der Zeitschriftenliteratur auf dem Gebiete der Elektrotechnik. Bd. 1. Heft 1. Leipzig. Joh. Amb. Barth. 1893. Preis 12 Hefte 5 M. Der von der Elektrotechnischen Gesellschaft in Leipzig thatkräftig unterstützte Herausgeber beabsichtigt, in entsprechend kurzen Pausen ein möglichst vollständiges und übersichtliches Bild über die so umfassend gewordene elektrotechnische Literatur zu geben, soweit diese in wissenschaftlicher, praktischer, wirthschaftlicher und rechtlicher Beziehung zur Elektrotechnik steht; dem Leser soll durch eine systematische Gruppirung des Stoffes das Auffinden des für ihn besonders Wichtigen erleichtert werden. Gewiss vermag die Elektrotechnische Bibliographie ein von vielen Elektrotechnikern empfundenes Verlangen zu befriedigen. E. Uhlenhuth, Bildhauer, Die Technik der Bildhauerei. Theoretisch-praktische Anleitung zur Hervorbringung plastischer Kunstwerke. Mit 33 Abbildungen. Wien, Pest, Leipzig, A. Hartleben. 2,50 M. Das Buch ist für junge Bildhauer zum Selbstunterricht oder zur Benutzung an Schulen geschrieben. Es zerfällt in fünf Abschnitte und behandelt darin: Technik der Bildhauerei, Theorie der Bildhauerei bezieh. Aesthetik, Anatomie und Proportionen des menschlichen Körpers, Kunsttechnisches (Metalltreiben, Steinschneiden, Elfenbeinschneiden u.s.w.), Kunstgeschichtliches. Chemisch-technische Bibliothek Bd. 108. Das Lichtpausverfahren unter Benutzung von Silber-, Eisen- und Chromsalzen von H. Schuberth. Verlag von A. Hartleben in Wien. 2. Aufl. 2,30 M. Ausser einer übersichtlichen Beschreibung der bisher gebräuchlichen Verfahren findet der Leser die neueren zur Herstellung positiver Copien, so z.B. über die positive Cyanotypie, über Tintencopien, das Chromotypverfahren, den Anilindruck, die Anthrakotypie, das negrographische Verfahren und vieles andere. Die verschiedenen Verfahren sind von dem Verfasser geprüft, und die brauchbar befundenen in leichtverständlicher Weise beschrieben. Taschenbuch für Feuerungstechniker. Kurze Anleitung zur Untersuchung und Beurtheilung von Feuerungsanlagen von Dr. Ferd. Fischer. 2. Aufl. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger. Geb. 3 M. Die vorliegende Auflage ist völlig umgearbeitet und so vermehrt, dass sich der Text von 35 Seiten auf 100 Seiten ausgedehnt hat. Dagegen sind die tabellarischen Formulare der ersten Auflage weggefallen. In der jetzigen Form bietet das Taschenbuch den Chemikern, Hüttenleuten, Dampfkesselingenieuren, Gasanstalten u.s.w. eine kurze Anleitung, wie man, auch während des Betriebes, rasch den Gang der Feuerungen feststellen und nach Erfordern in denselben bessernd eingreifen kann. Der Inhalt zerfällt in drei Theile: I. Entgasung, Vergasung, Verbrennung; II. Untersuchungsverfahren; III. Praktische Ausführungen. Der decorative Holzbau (Renaissance und Modern) in seinen Einzelheiten und kleinen Baulichkeiten für Zimmerer, Bautischler und Baubeflissene. Vorlagen zur Ausschmückung aller vorkommenden Holzbauten nach neuen Mustern, dargestellt von den einfachsten bis zu reicheren Vorbildern, umfassend sowohl die Theile der Innenräume, als auch die der Fassaden und der freistehenden Bautheile, von Max Graef. Weimar, B. F. Voigt. 9 M. Auf 36 Foliotafeln gibt der Verfasser eine grosse Menge von Motiven, die als Hilfsmittel zu den in der Praxis vorkommenden Entwürfen dienen sollen. Die Tafeln reden für sich selber und ist deshalb der zugehörige Text auf wenigen Spalten untergebracht. In den Zeichnungen ist dem Charakter des Holzbaues in geschickter Weise Rechnung getragen; doch fehlen auch für die zarteren Glieder die gedrehten und bildhauerischen Theile nicht, allerdings sind diese mit Recht in sparsamer Weise verwendet worden. Die Ausführung der Tafeln verdient alle Anerkennung.