Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 290, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 24
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Erdöl zum Kesselreinigen. Ueber die Kesselreinigung mittels Erdöles macht Carlo in der Zeitschrift des internationalen Verbandes der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine nachstehende beachtenswertste Mittheilungen: „Seit ungefähr einem Jahre ist das Verfahren bekannt geworden, mittels Erdöl die Dampfkessel von Kesselstein zu reinigen. Nachdem wir nunmehr genügende und zuverlässige Erfahrungen über dieses Verfahren gesammelt haben, säumen wir nicht länger, unseren Mitgliedern darüber zu berichten. Es steht fest, dass das Erdöl thatsächlich ein sehr geeignetes Mittel ist, den Kesselstein zu bekämpfen. Der Kesselstein verschwindet zwar nicht durch Anwendung des Erdöls, sondern er lockert sich, er bleibt lose an den Wandungen hängen in Form von Stücken und Splittern, und fällt auch ganz ab, so dass er sehr leicht entfernt werden kann. Benässt man Kesselstein in kaltem Zustande mit Erdöl, so ist die Einwirkung sehr gering. Allerdings wird der Stein etwas mürbe und zwar um so mehr, je mehr derselbe von dem Erdöl aufsaugt, aber diese Wirkung kann ihrer Geringfügigkeit wegen hier kaum in Betracht kommen. Wird aber nach der Befeuchtung der Kessel mit Wasser gefüllt und geheizt, so springt der Kesselstein los und fällt von den Wandungen ab. Zur Erklärung dieser Wirkung kann man annehmen, dass das Erdöl den Kesselstein durchdringt, bis es an die heisse Kesselwand tritt, dort verdampft und die Steinschicht lossprengt. Dieses Verfahren des Benässens bei entleertem Kessel ist umständlich, weil der Kessel besonders wieder gefüllt und angeheizt werden muss. Auch empfiehlt es sich zu allgemeiner Anwendung nicht, weil beim Vertheilen des Erdöls im Kessel, zumal wenn dieser noch warm ist, Erdöldämpfe entstehen, die sich mit der atmosphärischen Luft mischen und in gefahrbringender Weise explodiren können.Ein solcher bedauernswerther Unglücksfall wird aus Finsterwalde gemeldet. Deshalb würden wir dieses Verfahren nur für Ausnahmefälle unter Anwendung besonderer Vorsicht empfehlen. Eine gefahrlose und wirklich praktische Anwendungsweise besteht darin, das Erdöl während des Betriebs mit in den Kessel zu speisen, und zwar nicht alltäglich, sondern nur während der letzten Tage, bevor der Kessel gereinigt wird. Man findet dann gewöhnlich beim Oeffnen des Kessels, dass aller Kesselstein losgesprungen ist und sich leicht entfernen lässt. Enthält ein Kessel viel und harten Kesselstein, so wende man während der letzten 10 Tage das Erdöl in dieser Weise an. Ist der Kessel nur in geringerem Grade mit Kesselstein behaftet, so genügt unter Umständen schon die Anwendung des Erdöls während der letzten 3 Tage. – Die erforderliche Menge des Erdöls richtet sich nach der Menge des Wassers, welche der Kessel fasst. Versuchsweise lasse man auf jedes Cubikmeter Wasserinhalt ungefähr ¼ 1 Erdöl täglich einspeisen. Erfahrungsgemäss wird man bei diesem Verfahren stets eine entsprechende Wirkung bemerken. Sache des Wärters ist es nun, das genauere Maass der erforderlichen Erdölmenge und die erforderliche Zeit der Anwendung durch Beobachtung in jedem einzelnen Falle näher zu bestimmen. Ist bei dem ersten Versuch die Wirkung vollständig befriedigend, so verringere man bei den nächsten Reinigungen die Menge des Erdöls um etwa 10 Proc., so oft, bis die Wirkung nicht mehr ausreicht, und wähle dann für die Zukunft die zuletzt ausreichend gewesene Menge. Ebenso kann man die Anzahl der erforderlichen Tage der Erdölanwendung durch Versuche genauer bestimmen. Ist beim ersten Versuch die Wirkung nicht befriedigend gewesen, so verlängere man zunächst die Dauer des Verfahrens vor der Reinigung, wenn erforderlich auch die tägliche Menge des Erdöls. Das Erdöl ist unter Umständen mit entsprechender Vorsicht nach zwei Richtungen hin anzuwenden. 1) Wenn der Dampf oder das Kesselwasser mit Nahrungs- oder Genussmitteln, empfindlichen Chemikalien, Farben u. dgl. in Berührung kommt, wie etwa in Zuckerfabriken, Brauereien, Conservefabriken, Brennereien, chemischen Fabriken, Färbereien, Appreturanstalten u.s.w., so ist das Verfahren nicht anwendbar, weil das Erdöl theilweise mit dem Dampf sich mischt und entweicht. In solchen Fällen müsste man mindestens während der Erdölanwendung auf Benutzung des Dampfes zu den betreffenden Zwecken verzichten. 2) Bei solchen Kesselarten, bei welchen der losgesprungene Kesselstein sich auf der Feuerplatte anhäuft und ansammelt, wie bei den meisten Kesselarten mit Unterfeuerung, ist es nicht ausgeschlossen, dass in Folge dessen die Feuerplatte durchbrennt. In solchen Fällen rathen wir, von der Erdölanwendung abzusehen. Cornwallkessel mit Innenfeuerung haben diesen Nachtheil nicht, bei diesen ist die gedachte Beschädigung nicht zu befürchten. Chemische Einwirkungen auf die Wandungen der Kessel und Armaturen sind bei der Erdölanwendung ausgeschlossen. Auch bilden sich aus demselben keine Säuren oder sonstige für den Kessel schädliche Bestandtheile. Das Erdöl wird für viele Fälle ein gutes, bequemes und billiges Mittel gegen Kesselstein abgeben.“ Auch auf den preussischen Eisenbahnen sind Versuche nach dieser Richtung angestellt worden. Dort sind folgende Erdölmengen verwendet worden: für grosse Locomotiven alle 14 Tage etwa 1 k, für Tenderlocomotiven reichlich 0,5 k und bei sonstigen Dampfkesseln in Zeiträumen von 14 Tagen bis zu 2 Monaten 0,5 bis 2 k Erdöl – eine im Vergleich zu dem Erfolge des so lange gesuchten Mittels gewiss äusserst massige Ausgabe. Statistik der neugebauten Dampfkessel im Bezirke des Bayerischen Dampfkesselrevisions-Vereins. Hierüber gibt der Dreiundzwanzigste Jahresbericht des Vereins (1892) folgende Uebersicht: 1. Bauart und Heizfläche: Textabbildung Bd. 290, S. 24Walzenkessel mit Zwischen feuerung mit 1 Siederohr; mit Tenbrinkapparat; mehrfache, sog. Batteriekessel; Anzahl; Heizfläche; Walzenkessel mit Unterfeuerung ohne Siederohre; sog. Bouilleurkessel; Liegende Flammrohrkessel; Stehende Flammrohrkessel sog. Lachapelle-Kessel und ähnliche; Heizrohrenkessel ohne Feuerbüchse; mit Feuerbüchse; Wasserrohrkessel; Gemischten Systems, darunter 3 Doppelkessel mit 305 qm Heizfläche Rechnet man den Tenbrinkkessel zu den aussen geheizten Kesseln, so ergiebt sich, dass 94 Kessel = 38,5 Proc. mit Aussenfeuerung, 150 = 61,5 Proc. mit Innenfeuerung angelegt wurden. Erstere besitzen zusammen eine Heizfläche von 4583,6 qm = 55,2 Proc., letztere eine solche von 3732,2 qm = 44,8 Proc. Zählt man den Tenbrinkkessel zu den innen geheizten Kesseln, so entfallen 93 Kessel = 38,1 Proc. mit 4561,6 qm = 54,8 Proc. Heizfläche auf Aussenfeuerung und 151 Kessel = 69,1 Proc. mit 3754,2 qm = 45,2 Proc. Heizfläche auf Innenfeuerung. 2. Betriebsdruck. Die festgesetzte höchste Dampfspannung betrug für: 13 Kessel 0,5 at Ueberdruck 10 Kessel 7,5 at Ueberdruck 1 1,5 at 34   8 at 1 3 at 1   8,25 at 1 3,5 at 1 8,5 at 3 4 at 1   9 at 18 5 at 10 10 at 3 5,5 at 2 11 at 77 6 at 4 12 at 9 6,5 at 1 13 at 53 7 at 1 15 at Demnach wurden 83,6 Proc. der neuen Kessel für 6 und mehr Atmosphären Ueberdruck gebaut. Lässt man jedoch die ersten 14, lediglich für Heizzwecke dienenden Kessel mit 0,5 bezieh. 1,5 at ausser Betracht, so steigt dieser Procentsatz auf 88,6 Proc. Bücher-Anzeigen. Handbuch der Tiefbohrkunde von Th. Tecklenburg, grossherz. Oberbergrath in Darmstadt. Bd. V. Das Horizontal- und Geneigtbohren, das Erweitern und Sichern der Bohrlochswände, die Fangarbeit, der Pumpbetrieb, das Tiefbohren mit elektrischen und sonstigen neueren deutschen, österreichischen, französischen, englischen, dänischen, schwedischen, amerikanischen und chinesischen Apparaten. Mit 95 Textfiguren, 30 lithographirten und 5 Lichtdruck-Tafeln. Leipzig 1893. Baumgärtner's Buchhandlung. Grösstes Lex.-8. Preis 16 M. Das Erscheinen eines neuen Bandes des Tecklenburg'schen Gesammtwerkes von der Tiefbohrkunde ist für die stets wachsende Gemeinde der Tiefbohrinteressenten ein wichtiges Ereigniss, dürfte aber auch für die ganze technische Welt nicht ohne Bedeutung sein. Es ist anzuerkennen, dass es dem kundigen Autor vollkommen gelungen ist, das gewaltige Material zu sichten und zu ordnen. In diesem Bande V ist nicht allein der Abschluss der eigentlichen Lochbohrarbeiten, sondern noch eine zeitgemässe Ergänzung der in den vorigen Bänden behandelten Tiefbohrmethoden gegeben. Besonders aufmerksam zu machen ist auf zwei in diesem Bande neu auftretende technische Elemente, die für die Zukunft der Tiefbohrtechnik unberechenbare Bedeutung haben: Elektricität und Mannesmannröhren. Ohne letzteres Hilfsmittel hätte Köbrich'sches Bohrloch die jetzige gewaltige Tiefe von 2002,34 m wohl nicht erreichen können. Der nächste Band wird das Schachtbohren behandeln. G. Rechenbuch für Gewerbe- und Bauschulen, sowie für gewerbliche Fortbildungsschulen. Von F. Frank und H. Martens, Rechenlehrern an der Allgemeinen Gewerbeschule in Hamburg. Mit 52 Figuren. Dresden 1893. Verlag von Gerhard Kühtmann. 137 S. Preis 2 M. Die ersten Abschnitte des Werkes sind weniger zur Einführung in das praktische Rechnen, als vielmehr zur Auffrischung des früher Gelernten bestimmt, sie enthalten das Rechnen mit ganzen Zahlen, gewöhnlichen und Decimalbrüchen. Abschnitte 5 bis 7 sind der Regeldetri, Theilungs- und Verkehrsrechnung, sowie der Procent- und Zinsenrechnung gewidmet; Abschnitt 8 enthält Aufgaben aus dem Gebiete des gesetzlichen Versicherungswesens. Die Abschnitte 9 bis 11 befassen sich mit Quadrat- und Cubikzahlen, Flächen- und Körperberechnungen; Abschnitt 12 erläutert an einem Beispiele die Aufstellung eines Kostenanschlages für ein Wohnhaus. Als Anhang sind einige Andeutungen über Buchführung und einige Münz-, Maass- und Gewichtstabellen gegeben. Nicht zu billigen an dem sonst sehr brauchbaren Werke ist der kaufmännische Jargon, der mitunter zu ungenauer Fassung führt. Als Beispiel verweisen wir auf Aufgabe 31 S. 49. Die Anfertigung der Dachrinnen in Werkzeichnungen. Mit Berücksichtigung der in der Abtheilung für Bauwesen im kgl. preuss. Ministerium für öffentliche Arbeiten entworfenen Musterzeichnungen. Zum praktischen Gebrauch für Baumeister, Architekten, Maurer- und Zimmermeister, Klempner- und Dachdeckermeister und als Vorlagewerk für Schulen bearbeitet von Otto Schmidt Weimar. B. F. Voigt. 5 M. Das Werk enthält auf 12 Planotafeln 106 Figuren, die, in hinreichend grossem Maasstabe und in untadelhafter Weise gezeichnet, als Anhalt für die praktische Ausführung dienen können. Wo es zum Verständniss wünschenswerth erschien, sind die betreffenden Gegenstände auch noch perspectivisch dargestellt. In Folge dieser. Anordnung konnte der Text sich auf einige kurze Notizen und Angabe des Inhalts der Tafeln beschränken. Zum Gebrauche für Schulen wäre eine etwas weitere Ausführung des Textmateriales wohl angezeigt gewesen.