Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 293, Jahrgang 1894, Miszellen, S. 24
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Eiserne Kirche. In dem Wiener Eisenwerke R. P. Waagner ist soeben die für die bulgarische Colonie in Konstantinopel bestimmte eiserne Kirche, ein ganz aus Eisen construirtes Gotteshaus, fertig geworden. Bei dem vom bulgarischen Ministerium in Sofia ausgeschriebenen internationalen Wettbewerbe um diesen Kirchenbau war der armenische Architekt J. S. Aznapour mit dem ersten Preise hervorgegangen, und sein Entwurf wurde in nicht ganz einem Jahre in dem obengenannten Wiener Eisenwerke zur Ausführung gebracht. Die einfache, in der Durchführung ebenso kunstvolle als gediegene Kirche hat eine Grundfläche von 550 qm; das zur Verwendung gebrachte Eisen wiegt 400 t. Die glatten Flächen bestehen aus Schmiedeeisen, die Ornamente aus Gusseisen nach ciselirten Modellen. Schrauben und Nieten wurden ungefähr 4 Millionen verbraucht. Die in byzantinischem Stile ausgeführte Kirche erhält ihre Aufstellung gegenüber den kaiserlichen Werften am Goldenen Hörn. Die eine Hauptfront ist gegen das Meer gewendet, die andere, die auch den grossen, von sechs kleinen Spitzthürmchen flankirten Thurm trägt, richtet sich gegen Stambul. Die Fundationsverhältnisse in Konstantinopel machten es nothwendig, dass als Baumaterial Eisen gewählt werden musste; überdies wird sich die Kirche noch auf einem ganzen Rost von Piloten, der auf der Stadtseite 16 m, auf der Wasserseite 26 m tief eingeschlagen werden musste, erheben. Die Kirche, die 500 Personen fassen soll, zeigt in der äusseren Farbe ihren metallischen Charakter, da man davon abgesehen hat, ihr durch Färbung das Aussehen eines Steinbaues zu geben. Das Ganze repräsentirt sich als ein Meisterwerk; jede Einzelheit ist mit bewunderungswürdiger Feinheit ausgeführt. Namentlich die in einander verschlungenen Guirlanden im Hauptgesims, deren Zwischenräume von reizenden Engelsköpfchen ausgefüllt werden, zeigen künstlerisch vollendete Arbeit. Das Dach der Kirche wird von 64 Säulen getragen, deren Kapitale künstlerisch geformt sind. Auch die 30 Thürme bestehen aus Gusseisen. Ursprünglich wollte man das Innere der Kirche mit farbigen Fayenceplatten und Marmor verkleiden, kam aber von diesem Plane ab und wählte gleichfalls Eisen, dessen Farbe jedoch in Bronze abgetönt wird. Zur Regelung der Temperatur im Innern wird zwischen der äusseren Fassade und der Verkleidung eine Isolirschicht angebracht. Die gesammten Kosten dieser Kirche belaufen sich auf 250000 Francs. (Tagblatt, 23. Juni 1894). Einige Versuche über die sogen. Wasserfallelektricität. Die sogen. Wasserfallelektricität entsteht durch das Aufschlagen von Wassertropfen auf Wasser oder einen benetzten Körper; das Wasser wird positiv elektrisch, während die Luft mit negativer Ladung von der Stelle des Auffallens entweicht. Die vorliegende Abhandlung bestätigt Lenard's Beobachtungen vollkommen und enthält die Beschreibung einiger Versuche, wie sich die Wasserfallelektricität in einfacher Weise demonstriren lässt. Lässt man z.B. aus einer an eine Wasserleitung angeschlossenen Brause das Wasser in eine metallene Badewanne stürzen und stellt daneben ein mit einem Flammencollector – versehenes Exner'schen Elektroskop auf, so ladet sich letzteres stark negativ. Lässt man aus einem höher gehängten Gefässe durch eine Spitze Wasser in einen an Seidenfäden aufgehängten, mit einer Auffangplatte versehenen Zinkeimer tröpfeln, so zeigt sich der Eimer bald stark positiv elektrisch. Diese von Lenard angegebenen Versuche gelangen dem Verfasser sehr leicht. Bei seinen weiteren Versuchen bediente sich derselbe eines gewöhnlichen Zerstäubers mit Gummigebläse, um einen Wassernebel zu erzeugen. Stellt man den Zerstäuber so auf, dass sein Ausflussrohr den Rand einer isolirt aufgehängten, etwas destillirtes Wasser enthaltenden Metallwanne nur wenig überragt, und setzt ihn in lebhafte Thätigkeit, so dass der Wasserstaub über die Wasserfläche hinstreicht, so nimmt die Wanne starke positive Ladung an. Wird der Nebel senkrecht gegen die Oberfläche des Wassers geblasen, so ergibt sich ein merklich langsameres Anwachsen der Ladung der Wanne. Das Blasen schief aufwärts, wobei der Wasserstaub in die Wanne hineinregnet, wirkt wie das Blasen in wagerechter Richtung. Richtet man den Zerstäuber gegen eine isolirte senkrechte Messingplatte, welche mit einem Elektrometer verbunden ist, so nimmt letzteres eine positive Ladung an. Mit einem in der Nähe der Platte aufgestellten Flammencollector zeigt man die negative Ladung der Luft, was besonders gut dort glückt, wo die Luft von der Platte wegstreicht. Man kann auch die anzuspritzende Metallfläche, z.B. ein Neusilberblech, an einem nicht zu flachen, metallenen Auffanggefässe, das isolirt aufgehängt und mit einem Goldplattelektroskop verbunden ist, befestigen, und dagegen den Zerstäuber richten, oder einfach in ein solches mit dem Elektroskop verbundenes Gefäss kräftig hineinstäuben, wobei letzteres trocken sein oder Wasser enthalten darf; die Wasserelektricität wird sich auf solche Weise deutlich nachweisen lassen. Auch eine gläserne Spritzflasche kann man statt des Zerstäubers verwenden, nur darf nicht der zusammenhängende Strahl die Scheibe treffen, sondern der in Tropfen aufgelöste. Das Wasser lässt sich auch durch Alkohol ersetzen. Der Verfasser hat verschiedene Vorsichtsmaassregeln, z.B. ein Schutznetz u. dgl. angewandt, um seinen Resultaten keine falsche Deutung zu geben, und allenfallsige Einwürfe hinreichend berücksichtigt. Wir begnügen uns, die prägnantesten Versuche herauszugreifen. (Elektr. Zeitschr.) Erzeugung von Roheisen. Ueber die Verschiebung der Weltproduction an Roheisen (in Tonnen) gibt nachstehende Zusammenstellung, die wir der Oesterreichischen Zeitschrift, 1894 Nr. 22, entnehmen, die bemerkenswerthe Thatsache, dass in allen Staaten die Erzeugung zum Theil sehr erheblich gewachsen, in England dagegen zurückgegangen ist. England Ver. Staaten Deutschland Frankreich 1880 7749000 3835000 2729000 1725000 1893 6829000 7124000 4953000 2032000 Ausstellung für Hotel- und Wirthschaftswesen in Darmstadt. Für die in den Tagen vom 5. bis 12. August d. J. im Städtischen Saalbau zu Darmstadt abzuhaltende Fachgewerbe-Ausstellung für Hotel- und Wirthschaftswesen sind alle Vorbereitungen im Gange, um die Ausstellung nicht nur für den Gastwirthsstand, sondern auch für weitere Kreise interessant zu gestalten. Sie gibt Gelegenheit, Producte, Consum- und Bedarfsartikel der mannigfachsten Art, ebenso praktische Einrichtungen und Erfindungen verschiedenster Art vor Augen zu führen. Anmeldungen müssen bis zum 1. Juli d. J. an den Vorsitzenden des Ausstellungs-Hauptvorstandes, Stadtverordneten C. Reinemer in Darmstadt, erfolgen.