Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 294, Jahrgang 1894, Miszellen, S. 71
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Rechenschieber zur Bestimmung der Wechselräder an Leitspindeldrehbänken. Einen Rechenschieber zur raschen Bestimmung der zu wählenden Wechselräder bringt die Firma Gustav Pickhardt in Bonn nach dem D. R. P. Nr. 5111 von R. Rathsmann in den Handel. Die Scalen enthalten englisches, rheinländisches und metrisches Maass. Eine beigegebene Anleitung zeigt, wie jeder Dreher und Dreherlehrling ohne weitere Kenntniss seine Wechselräder sofort, mit Hilfe einiger Verschiebungen der Scalen, selbst bestimmen kann. Für annähernde Steigungen gibt die Scala die nächstliegenden Zähnezahlen an. Die erwähnte Anleitung löst einige der häufiger vorkommenden Aufgaben an praktischen Beispielen, wie folgenden: 1) Es soll ein Gewinde von 8 Gang auf 1'' engl. bei 2 Gang auf 1'' engl. der Spindel geschnitten werden. 2) Es soll ein Gewinde von 11 Gang auf 1'' engl. auf einer Drehbank geschnitten werden, deren Leitspindel auf 1'' rheinl. 4 Gang hat. 3) Es soll ein Gewinde geschnitten werden, welches auf 1'' rheinl. 10 Gang, die Leitspindel dagegen 8 mm Steigung hat. 4) Es soll ein Gewinde geschnitten werden, welches auf 1'' engl. 11 Gang hat, die Leitspindel dagegen hat auf 1'' engl. 2 Gang. Die Bank ist so construirt, dass das Rad an der Drehspindel, welches 20 Zähne hat, nicht entfernt werden kann, sondern greift in ein anderes mit 40 Zähnen. Die Brauchbarkeit und mannigfache Verwendungsweise des Rechenschiebers geht aus dem Vorstehenden überzeugend hervor. Grob'sche Petroleum-Motorboote für die deutsche Armee. Bei den Uebungen, welche in der ersten August-Woche auf dem Rheine in der Nähe von Mainz und Biebrich von dem hessischen Pionierbataillon Nr. 11 abgehalten wurden, kam ein Petroleum-Motorboot zur Verwendung. Dasselbe ist von der Firma J. M. Grob und Co. zu Leipzig gebaut, hat eine Länge von 7 bis 8 m und eine Breite von 1,70 in. Der Motor, zu dessen Betrieb Erdöl benutzt wird, hat eine Stärke von 3 . Der Schiffskörper, von leichter und schlanker Bauart, ist von dünnem Stahlblech hergestellt. Das Boot leistete beim Auf- und Abschlagen von Brücken Schlepperdienste und überwand trotz seiner Belastung die starken Rheinströmungen. Das Gewicht des vollständig armirten Bootes beträgt 600 k; der Vorrath von Erdöl, genügend für eine 36stündige Fahrt, 50 l. Der Motor ist so eingerichtet, dass derselbe binnen 10 bis15 Minuten aus dem Boote herausgenommen und auf Wagen oder Bahn verladen werden kann. Für das Schiff selbst soll ein besonderer Wagen für den Landtransport erbaut werden, da derartige Motorboote auf beliebigen Gewässern, bald hier bald dort, Verwendung finden sollen. Das Motorboot hat bei der Abnahme durch die Vertreter des königl. Ingenieurcomites in Berlin allen gestellten Anforderungen entsprochen und die genannte Firma ist beauftragt worden, Motorboote in verschiedenen Grössen und Ausführungsformen zu liefern. Deutsche Elektricitätsfirmen in Transvaal. Man plante schon seit einiger Zeit die Anlage grosser Wasserkräfte in Transvaal, um sämmtliche Batterien der daselbst befindlichen Minen in Bewegung zu setzen. Die Regierung von Transvaal hat nämlich, wie die Münchener Neuesten Nachrichten mittheilen, der Firma Siemens und Halske die Genehmigung ertheilt, auf elektrischem Wege eine grosse Kraft nach den Minen des Transvaal zu führen, wofür die Hauptquelle sich in Brakpan befinden würde. Das für die Gründung der Gesellschaft nöthige Kapital ist auf 275000 Sstr. festgesetzt. Das Edison'sche Kinetoskop. Dieser Apparat, von dem schon seit langer Zeit sehr viel geschrieben worden ist, ist nun endlich seit Kurzem in Chicago ausgestellt. Genau genommen ist dasselbe nach einem Bericht des Berliner Patentbureaus Gerson und Sachse nichts anderes als einer jener „Schnellseher“, wie sie von Anschütz und anderen seit langer Zeit gebaut werden, jedoch ein solcher grossen Stils. Die Dauer der Vorführung beträgt nämlich 30 Secunden, während welcher nicht weniger als 1380 verschiedene Bilder in schneller Folge vor das Auge treten. In Folge dessen kann man ganze Scenen mit den verschiedenartigsten, auf einander folgenden Bewegungen lebender Wesen dem Beschauer vorführen. Elektrische Strassenbahn in Königsberg. Der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft ist von der Stadt Königsberg die Einrichtung des elektrischen Betriebes auf der Strassenbahn (Pillauer Bahnhof bis Augustastrasse der Vorstadt Sackheim) übertragen worden. Es ist eine bemerkenswerthe Neuerung, dass die Stadt Königsberg, welche bekanntlich ein Elektricitätswerk besitzt und betreibt (vgl. 1891 282 * 264. 1894 292 64), nunmehr auch im Anschluss an das Elektricitätswerk selbst eine elektrische Strassenbahn baut und in Betrieb nimmt. Die einzurichtende Strecke hat eine Gleislänge von 6 km, sie wird zweigleisig mit oberirdischer Stromzuleitung ausgeführt. Der Verkehr soll durch acht Motorwagen, welche je einen Elektromotor erhalten, bewerkstelligt werden. Das oberirdische Leitungsnetz wird von gefälligen eisernen Gittermasten getragen. Auch in Königsberg, wie in vielen anderen Städten, welche sich zur Einführung elektrischen Betriebes entschliessen, ist hierzu der Umstand mit Veranlassung, dass die Bahn über hügeliges Gelände führt. Die daraus hervorgehenden Schwierigkeiten werden bekanntlich von den elektrischen Motorwagen am leichtesten und billigsten überwunden. Die Stromlieferung für die Bahn erfolgt, wie gesagt, aus dem Elektricitätswerk der Stadt Königsberg, welches zu diesem Zwecke um eine Dampfdynamomaschine von 125 Pferdekräften verstärkt wird. Erdölrückstände als Heizmaterial für Porzellanfabriken. Eine Porzellanfabrik zu Limoges, welche durch den hohen Preis des Brennmaterials concurrenzunfähig zu werden drohte, hat mit Erfolg begonnen, Erdölrückstände als Heizmaterial unter Benutzung des Wright-Brenners zu verwenden. (Rev. de chim. industr., Juni 1894.) Acétogène. Unter dem Namen Acétogène kommt im Handel ein Gemisch der Phosphate von Kalk, Magnesia, Natron und Ammoniak in Form eines weissen Pulvers vor. Dasselbe soll bei der Essigfabrikation als Nährsubstanz verwendet werden. (Rev. de chim. industr., Juni 1894.) Elektrolytische Gewinnung von Aluminium. Jos. W. Richards hat sich mit der Frage beschäftigt, wie es zu erklären ist, dass bei der elektrolytischen Gewinnung des Aluminiums aus Kryolith oder Kryolith und Aluminiumfluorid, die so viel als möglich Thonerde gelöst enthalten, Aluminium in geschmolzenem Zustande unter einer Decke von geschmolzenem Kryolith gewonnen wird, obwohl das specifische Gewicht des Aluminiums 2,7 und das des Kryoliths 3,0 beträgt. Er hat deshalb das specifische Gewicht 1) des käuflichen Aluminiums, 2) des grönländischen Kryoliths, 3) des Gemisches von Kryolith und Aluminiumfluorid, welches an Stelle des Kryoliths verwandt wird und der Formel Al2F6.2NaF entspricht, sowie das specifische Gewicht 4) und 5) von 2) und 3), wenn sie mit Thonerde gesättigt sind, in geschmolzenem Zustand heiss und kalt bestimmt, indem er, ein Eisengefäss von genau bekanntem Gewicht und Volumen als Pyknometer benutzte. geschmolzen heiss geschmolzen nachdem Erkalten Er fand 1) 2,54 2,66 2) 2,08 2,92 3) 1,97 2,96 4) 2,35 2,90 5) 2,14 2,98. (The Journal of the Franklin Institut, Juli 1894.) Neuer Muffelofen. Emile Anbin hat einen neuen Muffelofen für Laboratoriums zwecke angegeben, der zwei Muffeln über einander in einem gemeinsamen Gehäuse enthält. Die obere wird durch die Abgase nur massig erhitzt, während die untere die volle Hitze der darunter befindlichen Brenner empfängt. Bezüglich Abbildung und Angaben über Dimensionen und Bezugsquellen sei auf das Original verwiesen. (Bull. soc. chim., 5. Juli 1894.) Bücher-Anzeigen. Grundzüge der Photographie von Dr. A. Miethe. Verlag von W. Knapp. Halle a. S. 83 S. Auf wenigen Seiten gibt der Verfasser das Wesentliche der Photographie und zwar in erster Reihe für den sogen. Amateur berechnet. Trotz der Kürze macht der Verfasser auf vielfach vorkommende Fehler aufmerksam, womit er dem Anfänger jedenfalls einen grossen Dienst erweist. Handbuch der Praktischen Gewerbehygiene. Unter Mitwirkung von E. Claussen, G. Evert, Prof. K. Hartmann, W, Oppermann, Dr. Th. Oppler, E. Platz, C. Specht, Dr. A. Villaret, herausgegeben von Dr. H. Albrecht 1. und 2. Lieferung 368 S. zu 4,50 M. Verlag von Robert Oppenheim (Gustav Schmidt). Berlin. Nach dem Plane des Verlegers soll das Werk 4 bis 5 Lieferungen im Gesammtumfange von etwa 45 bis 50 Bogen enthalten und soll der Gesammtpreis 20 M. nicht überschreiten. Die bisher erschienenen Lieferungen haben folgenden Inhalt: I. Theil, Wesen und Bedeutung der durch den Gewerbebetrieb bedingten Schädlichkeiten (1. Gewerbekrankheiten, Einwirkungen der Luft des Arbeitsraumes, Schädigung durch mechanisch verunreinigte Luft, Staubkrankheiten und Tuberculose, chemisch wirkender Staub schädlicher Gase. Erkrankung in Folge von Parasiten, äussere Schädigung in Folge der Arbeit, Einrichtung des Arbeitsraumes; 2. Betriebsunfälle, Unfallstatistik). II. Theil, Verhütung der Schädlichkeiten (Baulichkeiten, Heizung und Lüftung der Arbeitsräume). Sowohl nach dem Verzeichniss der Mitarbeiter als nach den bisherigen Lieferungen ist ein hervorragendes Werk zu erwarten. Handbuch der Eisenhüttenkunde. Für den Gebrauch im Betriebe wie zur Benutzung beim Unterrichte bearbeitet. Von A. Ledebur. 2. Aufl. 3. Abtheilung: Das schmiedbare Eisen und seine Darstellung. Leipzig. Verlag von Arthur Felix. Bogen 42 bis 67. 17 M. Mit der vorliegenden Abtheilung ist das Werk zum Abschluss gekommen. Wir finden in derselben zunächst die Eintheilung, die Eigenschaften und die Prüfung des schmiedbaren Eisens, dann die Maschinen für die mechanische Veredelung und Formgebung als Hämmer, Pressen, Walzwerke, Quetschen. Die folgenden Kapitel enthalten die Darstellung des Schweisseisens, des Flusseisens, das Glühfrischen (schmiedbarer Guss, Temperstahl, Glühstahl), die Darstellung des Cementstahles. Den Schluss bildet die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens. Wegen den früheren Abtheilungen verweisen wir auf 1893 289 120 und 1894 291 240. Das Werk bildet eine Zierde unserer hüttenmännischen Litteratur und kann jedem Praktiker und Studirenden warm empfohlen werden. Auch in der Schlusslieferung sind für das Weiterstudium ausführliche Quellenangaben enthalten.