Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 297, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 288
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Heller Dachpappenanstrich. Der Anstrich der Dachpappen mit Steinkohlentheer bringt mancherlei Nachtheile mit sich: er wird in der Sonne weich, tropft ab und überträgt die Hitze auf die unter dem Dache liegenden Räume. In hygienischer Beziehung bietet ein weisser oder heller Dachanstrich, da derselbe die Wärmestrahlen zurückstrahlt und die darunter befindlichen Räume kühl erhält, einen entschiedenen Vortheil. Einen solchen Dachpappenanstrich bezieh. das Verfahren zur Herstellung desselben hat sich H. Gentzen in Cottbus unter Nr. 70852 patentiren lassen. Die zur Herstellung des bellen Dachpappenanstrichs erforderlichen Bestandtheile sind Harz, fettes Oel, Steinkohlentheeröle und ein Gemisch von Schwefel Verbindungen des Bariums und des Zinks. Dieses der Hauptsache nach aus Schwefelbarium und Schwerspath bestehende Product wird trocken und fein gemahlen in das noch heisse Gemenge von Oel und Steinkohl entheerölen, worin das Harz gelöst ist, eingetragen und die damit zu schützenden Dächer u.s.w. gestrichen. In Folge der hellen Farbe wirkt die Sonne nicht so intensiv auf die Pappe, und es bleibt diese vermöge des Oelsatzes länger geschmeidig und widerstandsfähig; der Anstrich läuft im Sommer nicht herab und wird im Winter nicht spröde und rissig; die mit diesem Anstrich versehenen Dächer halten die darunter liegenden Räume kühl und wirken in erster Reihe in hygienischer Beziehung in vortheilhaftester Weise auf das Wohl der Arbeiter ein. (Thonindustrie-Zeitung.) Neue Methode der Eisendarstellung. In der diesjährigen Herbstversammlung des Iron and Steel Instituts hielt A. Hadfield einen Vortrag über neue Versuche, Eisen und zwar reines Eisen darzustellen. Der Vortrag scheint bei den Eisenkundigen lebhaften Beifall gefunden zu haben, nach unserem Dafürhalten etwas mehr, als er verdient. Da jedoch die Sache von sich reden macht, so möchten wir unseren Lesern das Wesentliche ausführlicher mittheilen. „Eisen“ scheint etwas sehr Bekanntes zu sein. Wenn man sich aber nach reinem, d.h. chemisch-reinem Eisen umsieht, so stösst man sofort auf Schwierigkeiten, ja es scheint fast sicher, dass bisher chemisch-reines Eisen noch ein sehr seltenes Metall ist, dessen Eigenschaften wir kaum kennen. Theoretiker und Praktiker suchen daher schon lange nach Methoden, chemisch-reines Eisen zu erzeugen. Zum Ausschmelzen des Eisens aus seinen Erzen oder aus seinen chemisch-reinen Oxyden dient bisher fast ausschliesslich die Kohle. Der chemische Process dabei ist ungemein einfach: Die Kohle verbindet sich unter Verbrennung mit dem Sauerstoff des Erzes oder Oxydes, und das Metall wird frei. Wenn man reines Oxyd und reinen Kohlenstoff zu dieser Operation nimmt, so sollte man denken, auch reines Metall zu erhalten. Dem ist aber durchaus nicht so, denn das erschmolzene Eisen löst immer etwas Kohlenstoff auf, und zwar mehr oder weniger, je nach dem Gange des Processes. Man erhält also keineswegs reines Eisen, sondern gekohltes Eisen; der Zweck ist also verfehlt. Dazu kommt aber noch ein sehr unbequemer Umstand. Das Gefäss, in welchem die Schmelzung stattfindet, gewöhnlich ein Tiegel, lässt bei der grossen Hitze immer etwas ab, welches das Eisen verunreinigt. Man erhält also durch Erschmelzen mit Kohle niemals reines Eisen, sondern ein mehr oder weniger unreines. Ein gleiches Resultat wird auf dem Wege der elektrolytischen Darstellung erzielt. Der Chemiker weiss zwar Mittel und Wege, ein fast reines Eisen dadurch zu erlangen, dass er die Reduction des Oxyds durch sehr reinen Wasserstoff veranlasst. Complicirt sind aber alle diese Wege. Man hat bis jetzt Eisen in einer Reinheit von etwa 99,75 Proc. hergestellt. Dieses Ergebniss, welches Hadfield in letzter Zeit erreicht haben will, wäre schon ein recht gutes. Seine ersten Versuche machte Hadfield durch Zusammenschmelzen von Pfd. Unzen kleesaurem Eisen 3 granulirtem Aluminium 9 Kalk 2 Flusspath    1½ Das Bestreben hierbei, sowie bei allen folgenden Versuchen war, die Kohle als Reductionsmaterial durch Aluminium zu ersetzen. Das Ergebniss dieses Versuches war herzlich schlecht. Man erhielt ein sehr hartes Metall, augenscheinlich eine Legirung von Aluminium und Eisen, in welcher sich nur 56 bis 57 Proc. Eisen und 3,50 Proc. Kieselsäure befand. Bei weiteren Versuchen erhielt man zwar bis 80 Proc. Eisen, also immer noch ein sehr ungünstiges Resultat. Als man das bisher für so nützlich gehaltene Oxalsäure Eisen durch reines Eisenoxyd ersetzt hatte, stieg der Eisengehalt auf 97,50 Proc. Da aber das Metall noch immer 1,17 Proc. Silicium enthielt und ausserdem kleine Mengen von Kohlenstoff, Schwefel und Phosphor, so ist das Ziel noch lange nicht erreicht. Hadfield will zwar, wie bereits bemerkt, später noch eine Probe mit 99,75 Proc. Eisen hergestellt haben; in seinem Vortrage sagte er aber darüber nichts Näheres. Das Interessante an der ganzen Sache ist die Erschmelzung ohne Kohle durch Aluminium nach der Formel: 3FeO + 2Al = Al2O3 + 3Fe. Und die Kosten? Solange nicht Aluminium so billig wird wie Kohle, ist an eine praktische Eisenherstellung im Grossen auf diesem Wege nicht zu denken, wenigstens nicht für den Grossbetrieb. Aber auch in diesem Falle wäre für Eisen wenig gewonnen, da dann das Aluminium vielfach an dessen Stelle treten würde. Warum also der Lärm und die sehr lebhafte Beglückwünschung des Vortragenden durch die Fachgenossen? Weit interessanter als der Hadfield'sche Vortrag waren die daran geknüpften Bemerkungen des berühmten Chemikers Frederik Abel, der sich zwei Jahre lang mit der Darstellung reinen Eisens befasst hatte. Abel versuchte zuerst auch die Darstellung mit Eisenoxalat, fand aber später zweckmässig, sehr reines Eisensulphat zum Ausgangspunkt zu nehmen. Dasselbe wurde durch sehr reinen Wasserstoff zu Eisenschwamm reducirt, der nur mehr Spuren von Schwefel und anderen Unreinigkeiten enthielt. Dieser Eisenschwamm wurde nicht etwa zu soliderem Metall verschmolzen, denn dann hätte man wieder Kohle, Schwefel u.s.w. durch den Schmelzprocess hineinbekommen, sondern er wurde durch sehr starke hydraulische Pressen zusammengepresst. Merkwürdig waren die Eigenschaften des so erhaltenen fast chemisch-reinen Eisens. Es liess sich schneiden wie Blei und rostete nicht an der Luft. Das Ergebniss war also ein befriedigendes bis auf die Menge und die Kosten. Man erkennt hieraus, dass es sehr erwünscht wäre, reines Eisen in grossen Mengen praktisch zu nicht allzu hohen Kosten herstellen zu können, man erkennt aber auch, dass man hiervon noch recht weit entfernt ist. Vielleicht führt das Aluminium dem Ziele etwas näher. (Eigener Bericht der Eisen-Zeitung.)