Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 298, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 95
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Emailtechnik. Die hervorragende Leistungsfähigkeit der Japaner auf dem Gebiete der Emailtechnik, schreibt die V. Z., ist seit einer Reihe von Jahren schon wiederholt gerühmt worden. Insbesondere haben die seit dem Jahre 1882 in ausgezeichneten Exemplaren nach Europa gelangten „Cloisonnés sans cloisons“, also Zellenschmelzarbeiten ohne Stege, allgemeine Bewunderung erregt. Während für gewöhnlich die Eigenart des Zellenschmelzes darin besteht, dass auf der zu verzierenden Metall-, Steingut- oder Porzellanfläche Zellen aus feinen Drähten zu einem Muster zusammengestellt und mit Schmelzmasse ausgefüllt werden, sind bei jener neuen japanischen Art die Stege fast völlig fortgefallen, so dass die farbige Schmelzfläche sich ausnimmt wie ein Aquarellgemälde. Diese Kunstwerke, mit denen zum ersten Male im J. 1884 auf der Landesausstellung zu Tokio der Emailkünstler Sosukei Namikawa hervortrat, werden mit allen Eigenthümlichkeiten japanischer Darstellungsweise und in wundervoller Tönung hergestellt. Meist sind es grosse und flache Schüsseln, auf denen irgend eine Landschaft, gewöhnlich ein See mit langbeinigen Reihern unter blauem Himmel, hingezaubert ist – stimmungsvolle Scenerien, die einen vorzüglichen Eindruck hinterlassen. Weitere hervorragende Leistungen dieser und anderer Art rühren von der im J. 1878 begründeten Zellenschmelzgenossenschaft von Owari, der sogen. Shippo-Kaisha, her. Proben dieser Leistungsfähigkeit finden sich in unseren grösseren Japanhandlungen vor. Für weitere Kreise interessant ist nun die Mittheilung von Prof. J. Rein, dass der Aufschwung der japanischen Emailkunst vorzugsweise einem Deutschen zu danken ist, und zwar Dr. G. Wagener aus Hannover, der mehrere Jahrzehnte als technischer Berather und Lehrer in japanischen Diensten gestanden hat. Seit dem Jahre 1875 hat er wesentlich darauf eingewirkt, dass die bisher sehr einförmig und ziemlich mangelhaft gewesene japanische Emailkunst sowohl in Bezug auf die Schmelzmasse wie auf das technische Verfahren eine Wandlung zum Besseren erfuhr. Hatte man vorher in chinesischer Art die Zellen nur mit undurchsichtigem Schmelz gefüllt, so versuchte man sich nun auch in klarem Schmelz und in anderen technischen Verfahren, beispielsweise in der Verwendung von Stegen aus Gold und Silber für einen Zellenschmelz, mit dem man kostbare Schmuckgegenstände zierte. Auch der undurchsichtige Schmelz in den Zellen, der früher immer Blasen und Löcher aufwies, wurde besser. Die Bestrebungen Dr. Wagener's wurden gefördert durch die Theilnahme der Japaner an den Weltausstellungen, wo die findigen Söhne Ostasiens vieles sahen und sich zu nutze machten. Heute ist die japanische Emailkunst hoch entwickelt, und mag sie sich unter der Einwirkung der modernen Ideen auch vielfach in Uebertreibungen ergehen, so ist ihre bedeutende Leistungsfähigkeit doch unbestreitbar. Innerhalb 20 Jahren ist diese fortschrittliche Wandlung auf einem der schwierigsten Gebiete des Kunstgewerbes vor sich gegangen – sicherlich ein Beweis, wie schnell und scharfsinnig die Herren in Japan irgend welche Anregungen fruchtbar zu machen wissen. Dass diese Anregungen wesentlich von einem Deutschen ausgingen, verdient nochmals hervorgehoben zu werden. (Eisen-Zeitung.) Die Dampfkesselexplosionen im Deutschen Reiche während des Jahres 1894. Nach den Mittheilungen des kaiserl. statistischen Amtes haben im Deutschen Reiche während des Jahres 1894 insgesammt 85 Dampfkesselexplosionen stattgefunden. Bei denselben wurden 12 Personen sofort getödtet, 9 schwer und 13 leicht verwundet. Der Bauart nach waren von diesen Kesseln 5 Stück liegende Einflammrohrkessel, 7       „      Zweiflammrohrkessel, 2       „      Flammrohrkessel mit Quersiedern, 3       „      Walzenkessel mit 1 Siederohr, 4       „               „              „  2 und mehr Siederohren, 12 Kessel mit liegenden Siederohren, 1       „     „   stehenden         „ 1 Schiffskessel. In den meisten (17) Fällen ist Wassermangel als Ursache ermittelt worden. Die Zeitschrift des Internationalen Verbandes der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine bemerkt hierzu: Gegenüber den in früheren Jahren vorgekommenen Kesselexplosionen weist das Jahr 1894 eine ganz ungewöhnliche Steigerung auf. Während in den vorauf gegangenen 17 Jahren die Zahl der explodirten Kessel im Durchschnitt 15 im Jahr betragen hat, steigt dieselbe im J. 1894 plötzlich auf 35, also auf das 2⅓fache der bisherigen Durchschnittszahl. Es wäre völlig verkehrt, für diese Steigerung der Explosionszahl die Erbauer der Kessel, das dazu verwendete Material oder die Bewartung der Kessel verantwortlich machen zu wollen. Es muss im Gegentheil hervorgehoben werden, dass bei uns in Deutschland die Kessel so sorgfältig und solide hergestellt und bedient werden, wie kaum in einem anderen Lande der Welt. – Ebenso wenig kann das Alter der Kessel zur Begründung dieser Erscheinung herangezogen werden, denn die explodirten Kessel gehören den verschiedensten Alterstufen an. Auch die Steigerung des Dampfdruckes und der Zahl der überhaupt betriebenen Kessel gibt keinen Aufschluss über diese auffällige Zunahme, denn trotz der bedeutenden Zunahme der Kessel und trotz der immer höher werdenden Dampfspannung betrug beispielsweise die Durchschnittszahl der explodirten Kessel der 5 Jahre vorher nur 14. Wir sind vielmehr der Ansicht, dass die Ursache vornehmlich in der vom Bundesrath gegebenen Erklärung des Begriffes „Dampfkesselexplosion“ zu erblicken ist. Nach dieser Erklärung soll als Dampfkesselexplosion angesehen werden: „jede durch den Dampfdruck herbeigeführte Trennung der Wände des Dampfkessels, durch die eine Unterbrechung des Dampfkesselbetriebes für längere oder kürzere Zeit unerlässlich wird.“ Es war vorauszusehen, dass durch die Befolgung dieser Vorschrift, welche mit der bisherigen Auffassung über den Begriff „Dampfkesselexplosion“ in Widerspruch steht, zahlreiche Fälle als Explosion angemeldet werden würden, welche als solche zu betrachten vordem kaum einem Kesselprüfer ernstlich in den Sinn gekommen war. Am meisten sind durch die gegebene Erklärung die engröhrigen Siederohrkessel (Wasserröhrenkessel) betroffen worden; allein 12 Explosionsfälle, also über ⅓ der Gesammtzahl, betreffen dieses Kesselsystem. Bis auf einen einzigen Fall, in dem ein Siederohr aus seiner Wandung herausgeschleudert wurde, handelt es sich dabei um das Aufreissen eines Rohres, in Folge mangelhafter Schweissung, Ueberhitzung oder örtlicher Blechschwächung. In einem Falle lautet der Befund des zerrissenen Kesseltheiles: „eine Siederöhre zeigte in der Schweissnaht eine unganze Stelle.“ Der Bericht bemerkt ferner im Anhange: „Ausser den im Vorhergehenden beschriebenen Dampfkesselexplosionen sind die Fragebogen von drei weiteren Unfällen an Röhrenkesseln eingelangt. Wegen der Geringfügigkeit der Beschädigungen (kleine Beule an einem Rohr, die in ganz geringem Umfange aufplatzte u. dgl.) und weil eine Beschädigung von Menschen weder stattfand, noch vermuthlich stattgefunden haben würde, wenn sich solche in unmittelbarer Nähe des Kessels aufgehalten hätten, sind diese Fälle nicht als Explosionen im Sinne der bisherigen Dampfkesselexplosionsstatistik erachtet und daher von der Einreihung ausgeschlossen worden.“ Seit wann, möchten wir fragen, ist es denn üblich, den Begriff der Kesselexplosion davon abhängig zu machen, dass Menschen beschädigt werden? Auch noch manche andere im Verzeichniss eingereihte Explosion muss gerechtes Aufsehen erregen. So lautet unter anderem ein Befund über den zerrissenen Kesseltheil: „Der kleinere Quersieder wurde im unteren Scheitel in der Mitte seiner Länge aufgebeult und erhielt einen Riss auf der Höhe der Beule. Die Beule war 19 cm lang, 8 bis 10 cm breit und etwa 4 cm hoch. Der Riss hatte 2 cm Länge und klaffte etwa 2 mm. (!)“ Auch hierbei wurde Niemand verletzt, ebenso wenig fand an der Kessel anläge selbst oder an ihrer Umgebung irgend welche Zerstörung statt. Vergeblich suchen wir nach einer Erklärung, um diesen Fall als Kesselexplosion darstellen zu können. Bei einem Fall heisst es: „Die beiden Schüsse des rechten und der erste Schuss des linken Flammrohres wurden eingedrückt. Nahe an der Stirnwand im rechten Flammrohre und parallel zu dieser fanden sich zwei Risse in Gesammtlänge von 130 mm.“ Ferner einen Fall weiters: „Das Flammrohr war über dem Rost eingedrückt und zeigte einen 1,4 cm langen Querriss in der Schweissnaht.“ In beiden Fällen wurde weder Jemand verletzt, noch fanden irgend welche Zerstörungen an den Kesseln oder ihrer Umgebung statt. Vergeblich wird man fragen, was denn hier explodirt sei. Die erwähnte Erklärung über den Begriff „Dampfkesselexplosion“ knüpft unmittelbar an die engröhrigen Siedekessel an und gewiss liegt es im allseitigen Interesse, die Ursachen kennen zu lernen und zu erforschen, welche zu den zahlreichen Unfällen bei diesem Kesselsysteme fuhren, aber wir halten es doch für bedenklich, alle derartigen Fälle ohne weiteres in die Explosionsstatistik einzureihen. Gerade dieses Kesselsystem eignet sich am besten zum Export, und da sollte man doch vorsichtig sein, um nicht das deutsche Fabrikat in Misscredit zu bringen.Bekanntlich ist von verschiedenen berufenen Kreisen Front gegen diese bundesräthliche Begriffserklärung gemacht worden.(D. R.) Bücher-Anzeigen. Elektrische Kraftübertragung. Ein Lehrbuch für Elektrotechniker von G. Kapp. Autorisirte deutsche Ausgabe von Holborn und Kahle. Verlag von Springer (Berlin) und Oldenbourg (München). 344 S. Geb. 8 M. Vorliegende zweite Auflage – nach der vierten des Originalwerkes – behandelt in allgemeinverständlicher Weise die praktisch wichtigste und in lebhaftester Entwickelung befindliche Frage der Elektrotechnik. Es ist aus dem Grunde eine erhebliche Vermehrung des Stoffes nothwendig geworden, insbesondere ist auch der theoretische Theil erweitert. Das Werk ist in erster Stelle für Studirende und Ingenieure der Elektrotechnik bestimmt, für die es bestens empfohlen werden kann; es ist jedoch so abgerundet und so fasslich geschrieben, dass es auch dem Laien Interesse abgewinnen wird. Taschenbuch über einfache Theorie und Praxis der Baumwollspinnerei und deren Betrieb für Directoren, Spinn- und Krempelmeister, sowie zum Schulgebrauche an mechanisch-technischen Lehranstalten. Von Th. Demuth und A. Just. Mit 168 in den Text gedruckten Abbildungen. Verlag von J. Fritsche. Reichenberg. 323 S. Geb. 5 M. Die Absicht der Verfasser, eine allgemeinverständliche klare Anleitung zu den erforderlichen Berechnungen zu liefern und zu einer praktischen Beurtheilung der einzelnen Maschinen und des ganzen Spinnereibetriebes zu führen, ist als wohl gelungen zu bezeichnen. Wir können das reichhaltige und reich mit Abbildungen versehene Werk insbesondere den Anfängern als praktischen Führer empfehlen.