Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 301, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 119
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Statistisches über Dampfkessel. Dem 26. Jahresberichte des Bayerischen Dampfkesselrevisionsvereins entnehmen wir Nachstehendes: Kurze Uebersicht der neugebauten Dampfkessel, welche im J. 1895 in die Ueberwachung des Vereins gelangten. Textabbildung Bd. 301, S. 119 Anzahl; Heizfläche; Walzenkessel mit Zwischenfeuerung mit 1 Siederohr, mit 2 Siederohren, mit Quersiedern, mehrfache, sogen. Batteriekessel mit u. ohne Tenbrink Apparat; Walzenkessel mit Unterfeuerung ohne Siederohre, sogen. Bouilleurkessel, sogen. Batteriekessel; Liegende Flammrohrkessel; Stehende  Flammrohrkessel sogen.     Lachapelle und ähnliche; Heizröhrenkessel ohne Feuerbüchse, mit Feuerbüchse; Wasserrohrkessel; Gemischten Systems, darunter 5 Doppelkessel mit 2276 qm Heizfläche. Es wurden demnach 279 Kessel = 71,5 Proc. mit 10509,6 qm = 58,8 Proc. Heizfläche mit Innenfeuerung, dagegen 112 Kessel = 28,5 Proc. mit 7227,35 qm = 41,2 Proc. Heizfläche mit Aussenfeuerung gebaut. Diese 391 Kessel können für etwa 17860 den nöthigen Dampf liefern, wenn man 1 qm auf die Pferdekraft rechnet. Die festgesetzte höchste Dampfspannung betrug für: 1 Kessel 2,5 at Ueberdruck 75 Kessel   8,0 at Ueberdruck 1 3,5 at 1     8,25 at 9 4,0 at 11   8,5 at 11 5,0 at 9   9,0 at 5 5,5 at 34 10,0 at 117 6,0' at 2 10,5 at 9 6,5 at 6 11,0 at 66 7,0 at 3 11,5 at 14 7,5 at 17 12,0 at Demnach wurden 93 Proc. der neuen Kessel für 6 und mehr Atmosphären Ueberdruck gebaut. Von den 391 neugebauten Kesseln stammen: 200 Kessel a. d. diess. Bayern 22 Kessel aus Hessen 5 aus der Rheinpfalz 85 Preussen 18 Württemberg 12 Sachsen 41 Baden 8 England. R. Wolf'sche Compoundlocomobile mit Condensation. In der Maschinenhalle von R. Wolf, Magdeburg-Buckau, der derzeitigen Berliner Gewerbeausstellung ist eine der grössten bisher gebauten Locomobilen ausgestellt. Sie hat eine normale Leistung von 200 effectiver und kann bis 350 gesteigert werden. (Die gewöhnliche Dreschlocomobile arbeitet in der Regel mit 10 .) Die Maschine setzt zwei Gleichstromdynamo von je 110 Kilowatt in Betrieb, die zusammen 4000 bis 5000 Glühlampen speisen können, und erzeugt den elektrischen Strom für die Ladung einer Accumulatorenbatterie zum Betriebe der Motorboote, der Marineschauspiele und des Fahrstuhls im Thurm des Hauptrestaurants, wozu Abends noch die Beleuchtung des benachbarten Theaters „Alt-Berlin“ und der Ausstellung „Alt-Berlin“ kommt. Die Locomobile ist nach dem Verbundsystem gebaut und arbeitet mit Einspritzcondensation. Der Arbeitsdruck beträgt 10 at. Beide Cylinder sind nebst dem Receiver im Dampfdom des Kessels gelagert und von Kesseldampf umgeben. Der Hochdruckcylinder ist mit Rider-Steuerung versehen, welche von einem Porter-Regulator beeinflusst wird. Die Füllung des Niederdruckcylinders wird durch ein verstellbares Excenter geregelt. Das erzielte Vacuum beträgt 85 bis 90 Proc. Von dem Luftpumpenexcenter wird zugleich die mit der Luftpumpe combinirte Kesselspeisepumpe betrieben. Als zweite Speisevorrichtung dient ein Injector. Der Kessel ist ein ausziehbarer Röhrenkessel, der aus Schweisseisenblechen hergestellt und hydraulisch genietet ist. Er ist doppelt ummantelt. Die Feuergase streichen unter dem Kessel her und von hier in den Blechschornstein. Beachtenswerth ist die geringe Rauchentwickelung, ein Beweis für die vorzügliche Verbrennung im Kessel. Der Kohlenverbrauch der Locomobile beträgt gegen 0,8 k Steinkohle für die Stunde und effective Pferdekraft. Dextron. Prof. Häussermann in Stuttgart berichtete unlängst in einem Vortrage über einen neuen Stoff, der unter dem Namen Dextron als Ersatz für Dextrin seit kurzem von England aus vertrieben wird. Dieser Stoff wird nach dem Verfahren von Ekman (D. R. P. Nr. 81643) aus den Ablaugen der Sulfitzellstoffabriken durch Eindampfen bis zu einer bestimmten Dichte und Aussalzen gewonnen und stellt ein gelbliches, schwach riechendes und in Wasser leicht lösliches Pulver dar, welches besonders als Klebmittel und als Zusatz zu Schlichte geeignet sein soll. Die Frage, ob es möglich sein wird, die in vielen Gegenden eine Quelle grosser Belästigung bildenden Sulfitablaugen auf dem angedeuteten Weg unschädlich zu machen und gleichzeitig nutzbringend zu verwerthen, konnte Redner vorläufig nicht beantworten. (Papierzeitung) Die Ursache des sogen. Wurmfrasses im Holz. Neuere Untersuchungen über die Physiologie der Holzgewächse haben Ergebnisse von praktischer Bedeutung zu Tage gefördert. Die nachstehenden Ausführungen mögen zeigen, wie nützlich es wäre, wenn der Pflanzenphysiologe die sogen. „Nebenergebnisse“ seiner Forschungen denjenigen zugänglich machte, welche zu ihrer praktischen Verwerthung berufen sind. An einem Beispiel sei gezeigt, was in dieser Richtung erreicht werden könnte. Nach den Beobachtungen von Émile Mer (Compt. rend., T. 67 S. 694 ff.) ist stärkereiches Holz am meisten dem Wurmfrass ausgesetzt; er folgert daraus, dass die Stärke des Holzes den Insecten als Nahrung dient. In der That ist das von den Insecten aus dem befallenen Holze herausbeförderte Holzmehl stets frei von Stärke. Zu einem Versuche stellte Mer Scheiben aus Eichenholz 3 Jahre hindurch an einem Orte auf, an welchem sie dem Wurmfrass sehr ausgesetzt waren. Aus einzelnen Scheiben war zuvor die Stärke vollständig, aus anderen nur theilweise entfernt worden, während die übrigen den normalen Stärkegehalt besassen. Die Scheiben waren während des Versuchs in regellosem Durcheinander aufgestellt. Nach Ablauf der Versuchszeit zeigten sich die Versuchsobjecte nach Maassgabe ihres Stärkegehaltes von den Insecten angegriffen: die stärkereichen Scheiben waren gänzlich zerfressen, die stärkeärmeren nur wenig, die stärkefreien dagegen waren vom Wurmfrass verschont geblieben. Es ist wahrscheinlich, dass Versuche mit anderen Hölzern das gleiche Resultat ergeben haben würden. Jedoch darf nicht übersehen werden, dass in bestimmten Fällen neben der Stärke Stoffe vorhanden sein oder sich bilden können, welche geeignet sind, die schädlichen Insecten fernzuhalten. Diese Vermuthung lässt sich nur durch Versuche entscheiden, deren bisher keine veröffentlicht worden sind, obschon sie in Folge von Mer ausgeführter Untersuchungen so nahegelegt wurden. Mer beobachtete, dass bei Entrindung des Stammes 3 oder 4 Monate vor dem Fällen die Stärke aus der entrindeten Region völlig verschwindet. Eine derartige Entstärkung lässt sich sogar schon durch eine einfache Ringelung von mehreren Centimetern Länge in der oberen Stammhälfte erreichen unter der Voraussetzung, dass die etwa sich neu bildenden Triebe entfernt werden. Als geeignetste Zeit für die Vornahme der Ringelung bezeichnet Mer das Frühjahr (Ende Mai). Die Mer'schen Vorschläge zur Entstärkung des Holzes können für die Praxis nicht in Betracht kommen, weil ihre Ausführung zu kostspielig und umständlich sein würde. Diese künstliche Entstärkung ist indess in vielen Fällen entbehrlich, weil sie von der Natur auch ohne künstliche Anregung herbeigeführt wird. – Die Kiefer, welche während des Sommers reich an Stärke ist, verwandelt diese im Herbste in Fett und bleibt ein „Fettbaum“ bis zum Frühjahr. Bei der Buche findet das Umgekehrte statt. Um diese Hölzer stärkefrei zu bekommen, hätte man also nur nöthig, sie zu fällen, bevor die Stärkebildung eintritt. Allein sichere Angaben über den Zeitpunkt, an welchem die Stärkebildung eintritt, lassen sich zur Zeit für unsere einheimischen Nutzhölzer nicht machen, weil ausreichende Untersuchungen nicht vorhanden sind. Wir wissen nur, dass sich jene Umwandlungen innerhalb einer Vegetationsperiode mehrmals vollziehen können, dass ihr Eintritt von Witterungseinflüssen abhängig ist, dass sich die fraglichen Umwandelungen in bestimmten Fällen innerhalb weniger Tage vollziehen. Eine Linde in der Umgebung von Stuttgart strotzte von Fett am 13. März 1894; bei der Untersuchung am 30. März zeigte sich, dass das Fett verschwunden und an seine Stelle Stärke und Glykose getreten waren. Ende April 1894 war eine Buche an demselben Standort noch reich an Stärke, Mitte Mai bereits reich an Fett, während Stärke nur noch spurenweise vorhanden war. Die in Rede stehenden Verhältnisse wurden von den Pflanzenphysiologen bisher nur zum Zweck der Lösung wissenschaftlicher Fragen verfolgt; dagegen ist auf die Bedürfnisse des praktischen Lebens im Allgemeinen keine Rücksicht genommen worden. In den wenigen Fällen, in denen letzteres geschah, sind die Ergebnisse der pflanzenphysiologischen Forschung kaum über den engen Kreis der Fachgenossen hinaus bekannt geworden. Ohne Zweifel ist eine planmässige, umfassende Untersuchung unserer Nutzhölzer in Bezug auf die im Vorstehenden berührten Fragen von praktischem Werth. (Nach einer Mittheilung von M. Fünfstück in Baumaterialienkunde, Heft 1 S. 12.Baumaterialienkunde, Internationale Rundschau, Organ des Internationalen Verbandes, 1. Jahrg., von Prof. H. Giessler, Stuttgart. (Verlag von Stähle und Friedel.)) Farbige Illustrationen. Die Firma Rich. Bong in Berlin versendet Proben von farbigen Illustrationen, deren Grundzeichnungen scharf und kräftig, nach Art der in Engineer und Engineering gebräuchlichen grösseren Blätter gehalten sind, während die farbigen Theile diesen Grundzeichnungen auf- oder untergedruckt sind. Für Plakate u. dgl. Reclame- und Drucksachen wird die Darstellung sich eignen. Für belehrende und wissenschaftliche Darstellungen sind einfache Projectionszeichnungen jedenfalls vorzuziehen. Normalien für Kupfer. Von der Commission für Kupfernormalien wurden die folgenden Bestimmungen in Vorschlag gebracht, welche von der vierten Jahresversammlung des Verbandes deutscher Elektrotechniker genehmigt und als „Kupfernormalien des Verbandes deutscher Elektrotechniker“ anerkannt wurden. § 1. Der specifische Widerstand des Leitungskupfers wird gegeben durch den in Ohm (1 Ohm = 1,063 Siemens-Einheiten) ausgedrückten Widerstand eines Stückes von 1 m Länge und 1 qmm Querschnitt bei 15° C. § 2. Als Leitungsfähigkeit des Kupfers gilt der reciproke Werth des durch § 1 festgesetzten specifischen Widerstandes. § 3. Kupfer, dessen specifischer Widerstand grösser ist als 0,0175, oder dessen Leitfähigkeit kleiner ist als 57, ist als Leitungskupfer nicht annehmbar. § 4. Als Normalkupfer von 100 Proc. Leitfähigkeit gilt ein Kupfer, dessen Leitfähigkeit 60 beträgt. § 5. Zur Umrechnung des specifischen Widerstandes oder der Leitfähigkeit von anderen Temperaturen auf 15° C. ist in allen Fällen, wo der Temperaturcoëfficient nicht besonders bestimmt wird, ein solcher von 0,4 Proc. für 1° C. anzunehmen. Bücher-Anzeigen. Thieme-Preusser: Wörterbuch der englischen und deutschen Sprache. Jubiläumsausgabe von Dr. J. E. Wessely. Hamburg. Verlag von Haendcke und Lehmkuhl. I. Englisch-deutscher Theil. II. Deutsch-englischer Theil. Wie unausgesetzt an diesem Wörterbuche gearbeitet, zeigt das Anwachsen der zur Feier des 50jährigen Bestehens veranstalteten Jubiläumsausgabe. Räumlich zeigt z.B. die Ausgabe vom Jahr 1854 714 Seiten im englischen Theil, 490 im deutschen Theil gegen 840 bezieh. 763 der neuesten Ausgabe; wobei noch bemerkt werden mag, dass der Satz durch geschickte typische Anordnung und Abkürzung sehr zusammengedrängt worden ist. Bei einer Stichprobe fanden wir die Ausgabe für den Gebrauch bei der technischen Journallitteratur geeignet. Von einigen Lücken abgesehen (compound steam engine ist z.B. als Dampfmaschine mit Doppelcylinder bezeichnet, was unzutreffend ist; spider fehlt in der Bedeutung als Sternzapfen) ist die technologische Seite gut berücksichtigt. Für die Orthographie ist die neue Schreibweise eingeführt, auch ist die phonetische Bezeichnung sorgfältig durchgesehen und nach neuem System durchgeführt. Lehrbuch der Experimentalphysik von Lommel. Dritte Auflage. Leipzig. J. A. Barth's (Arthur Meiner) Verlag. Die Veränderungen sind nur gering und beziehen sich auf inzwischen zu verzeichnende Fortschritte (Röntgenstrahlen, Spectraltafel). Für die Güte des Lehrbuches bietet die rasche Folge der Auflagen Gewähr (vgl. 1895 295 288). Die geistige Arbeit der deutschen Architekten und Ingenieure und ihr Rechtsschutz von Dr. P. Alexander-Katz. Berlin. Siemenroth und Troschel. 48 S. Das Realgymnasium und die württembergische Kammer der Abgeordneten. Von Oberstudienrath E. Dillmann. Stuttgart. Verlag von Fr. Doerr. 107 S. In der im Titel erwähnten Sitzung im Juni 1895 war ein Antrag eingebracht worden, dahin gehend: den Abiturienten des Realgymnasiums in Stuttgart die Berechtigung zum Studium für die höheren Dienstprüfungen im Justizdepartement zu ertheilen. Im vorliegenden Schriftchen tritt der Verfasser warm für den Antrag ein und sucht mangelhafte Anschauungen über Einrichtungen und Ziele der genannten Schule zu beseitigen. Die durchaus sachliche Darstellung bietet um so mehr Interesse, als sie von dem bewährten Leiter des Gymnasiums verfasst ist und eine 25jährige Erfahrung zur Grundlage hat. Die Stellung der Lehrwerkstätten zu den neuesten socialpolitischen Bewegungen von H. Haedicke, Director der Fachschule in Remscheid. Elberfeld bei Sam. Lucas. 24 S.