Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 303, Jahrgang 1897, Miszellen, S. 96
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Wärmeabgabe von Heizkörpern. Aus dem Vermögen des im J. 1889 aufgelösten Vereins für Gesundheitstechnik war ein Preis für die beste Untersuchung der Wärmeabgabe von Heizkörpern ausgesetzt worden. Diesen Preis hat Prof. Rietschel davongetragen; einem Bericht, den er in der im September 1896 in Berlin abgehaltenen Versammlung von Heizungs- und Lüftungsfachmännern über seine Arbeiten erstattet hat, ist das Folgende entnommen. Rietschel betonte, dass seine Untersuchungen praktische Ziele verfolgten und daher an wirklichen Anlagen angestellt seien. Der Versuchsraum war von einem zweiten Raum wie von einer Glocke umschlossen; die Erwärmung des inneren Raumes konnte dadurch geregelt werden, dass der äussere Raum mehr oder weniger ei wärmt wurde. Der erste Theil der Versuche erstreckte sich auf Warmwasserheizkörper. Es wurde das Gewicht der Wassermenge Q bestimmt, welche während der Versuchszeit den Heizkörper durchfloss, und ihre Eintritts- und Austrittstemperatur te und ta gemessen. Daraus berechnet sich, wenn c die specifische Wärme des Wassers bedeutet, die an den Heizkörper abgegebene Wärmemenge WQc (teta). Der Durchgangscoëfficient k lässt sich nun aus der Formel W=F\,.\,k\,\left(\frac{t_e+t_a}{2}-\frac{t_1+t_2}{2}\right) bestimmen, worin t1 die Eintritts-, t2 die Austrittstemperatur der Luft am Heizkörper, F die Fläche des Heizkörpers darstellt. Die Messung der Lufttemperaturen t1 und t2 erwies sich als ausserordentlich schwierig. Dagegen liess sich zwischen der Zimmertemperatur tz und den Temperaturen te, ta, t1, t2 durch Versuche eine Beziehung feststellen, welche durch die Formel \frac{(t_e+t_a)-(t_1+t_2)}{t_e+t_a-2\,t_z}=\frac{1}{1,3} ausgedrückt wird. Dadurch kann man obige Gleichung auf die Form W=F\,.\,k_1\,\left(\frac{t_e+t_a}{2}-t_z\right) bringen, worin k1 der für diese Formel gültige Durchgangscoëfficient ist. Dieser ist nicht constant, sondern ändert sich sowohl mit tz wie mit der mittleren Wassertemperatur te + ta. Der Einfluss der ersten Grösse lässt sich vernachlässigen, die Abhängigkeit von der mittleren Wassertemperatur lässt sich angenähert durch eine Gerade ausdrücken. Die vorstehend wiedergegebenen theoretischen Betrachtungen lagen auch den Versuchen an Dampfheizkörpern zu Grunde. Die durch den Heizkörper übertragene Wärmemenge W wurde als Differenz des gesammten Wärmeverlustes W2 im Heizkörper und in der Leitung und des Verlustes in der Leitung W1 nach Ausschaltung des Heizkörpers bestimmt. Jede dieser Wärmemengen setzt sich im Wesentlichen zusammen aus der durch Condensation freigewordenen Wärme Q . ρ, worin Q die Condenswassermenge, ρ die latente Wärme des Dampfes ist, und der durch Abkühlung des Condenswassers von der Temperatur tp auf td verbrauchten Wärme Q . c. (tptd), wobei c die specifische Wärme des Wassers bedeutet. Aus den Ergebnissen der Versuche, welche noch nicht vollkommen abgeschlossen sind, heben wir hervor, dass sich die Wärmeabgabe bei wagerechten Röhren desto kleiner erweist, je mehr das Verhältniss des äusseren Durchmessers zum inneren wächst. Das gilt auch bei mehrfach auf einander liegenden Röhren. Daher sind bei wagerechten Röhren die niedrigen Spiralen von geringem Durchmesser vorzuziehen. Bei senkrechten Röhren nimmt die Wärmeabgabe mit wechselndem Durchmesser zu. Bei senkrechten Plattenheizkörpern ist der Durchgangscoëfficient sehr hoch. Die Radiatoren stehen hinter glatten senkrechten Heizflächen zurück, an einander liegende Radiatoren noch mehr als einfache. Gerippte Heizflächen sind wesentlich schlechter als glatte. Jedenfalls empfiehlt es sich nicht, die Rippen höher als 5 cm zu nehmen. Von allen Elementenheizkörpern sind die mit in einander greifenden Rippen am wenigsten gut. Die Wärmeabgabe für 1 k Eisen schwankt bei den verschiedenen Constructionen zwischen 7,43 und 19. Bei Versuchen mit Verkleidung der Heizkörper durch Gitter ergab sich, dass bei genügend grosser Gitteranlage in der Decke die Wärmeabgabe nicht wesentlich beeinflusst wird; wenn jedoch die Decke geschlossen wurde, so war die Verminderung der Wärmeabgabe nicht unbeträchtlich. Der Farbenanstrich ist nicht von hoher Bedeutung. Die Geschwindigkeit des Wassers hat einen grossen Einfluss, und zwar nimmt mit ihrer Steigerung die Wärmeabgabe bis zu einer gewissen Grenze zu, um alsdann wieder hinabzugehen. Die Steigerung der Geschwindigkeit der vorbei streichenden Luft hat natürlich eine Erhöhung der Wärmeabgabe zur Folge. Dabei zeigt sich, dass die engeren Röhren bedeutend günstiger wirken als die weiteren, da bei letzteren die Steigerung der Luftgeschwindigkeit sehr bald keinen Vortheil mehr bietet. (Nach Eisenzeitung.) Korksteine und Korksteinplatten sind in letzterer Zeit vielfach als Baumaterial verwendet worden und finden als solches immer mehr Verbreitung. Nach der Zeitschrift für die gesammte Kälte-Industrie kommt jetzt selten ein Bau zur Ausführung, bei dem es nicht gebraucht wird. Dieser Baustoff wird aus den kleinen Abfällen des Korkholzes bereitet; die, mit gewissen Mineralien vermischt, in Formen gepresst werden, wodurch sie eine so grosse Festigkeit erhalten, dass die daraus gefertigten Steine zur Aufmauerung von Zwischenwänden geeignet sind, und da sie auch leicht sind, so eignen sie sich zur Ausmauerung von abgesprengten Wänden. Alle Korksteinmaterialien sind feuersicher und schalldicht und besitzen grosse Isolirfähigkeit, weshalb sie gern zu Fussböden- und Dachisolirungen, ferner bei Trockenräumen, Heissluftkanälen, Heizräumen, Speisekammern, Kellern, Eishäusern und Badewannen verwendet werden. Die Korksteine besitzen das Format unserer gewöhnlichen Mauerziegel, ihr Gewicht ist nur 600 g, während der aus Thon gebrannte Ziegel etwa 4 k wiegt. Die Korksteinplatte, die gewöhnlich 30 bis 60 mm stark ist, wird hauptsächlich nur zu Isolirungen von Dachgeschosswohnungen, von feuchten, kalten Wänden, dünnen Mauertheilen u.s.w. angewendet, an denen sie mittels Nägel oder Schrauben befestigt wird. Die Korksteinmaterialien lösen sich im Wasser nicht auf und lassen sich durch Kalkmörtel, Gyps oder Cement vermauern oder verputzen. Das Vanadium, seine Legirungen und seine Anwendung. Vanadium ist ein wenig bekanntes Element vom specifischen Gewicht 5,5, eisengrau, glänzend, krystallinisch, schwer schmelzbar, oxydirt langsam an der Luft, zersetzt nicht das Wasser und entzündet sich an der Luft bei Rothglut; es wurde 1830 von Sefström entdeckt. Gediegen kommt es nicht vor, dagegen in Verbindung mit anderen Körpern sowohl in vielen Eisenerzen, im Uranpecherz und in der Mansfelder Kupferschlacke. So sagt das Chemische Handwörterbuch von Dr. Otto Dammer und Dr. F. Rung (S. 617Verlag der Union, Stuttgart.). Nach Revue industrielle wird in den Hochebenen der Anden, etwa 4800 m über dem Meeresspiegel, ein Anthracit bergmännisch gewonnen; welcher Vanadium enthält. Der Abbau ist ungemein einfach, das Bergwerk enthält zwei parallel gelagerte Flöze von 2 bis 3 m Mächtigkeit und 1400 m Länge; die Flöze sind durch Gestein getrennt, das der Hauptsache nach aus Kalk besteht. Die Anthracitkohle brennt leicht und hinterlässt etwa 20 Proc. Asche von der Farbe der natürlichen Umbraerde; in dieser Asche sind 14 bis 25 Proc. Vanadium in Gestalt von vanadiger Säure (V2O4) und Vanadsäureanhydrid (V2O5), ferner unter anderem etwa 16 k Silber auf 1 t mit ein wenig Zirkon und nennenswerthen Spuren von Platin. Hélonis, welcher über diesen Sachverhalt der Société d'Encouragement pour L'Industrie nationale berichtet, macht im Anschluss daran Mittheilungen über eine Methode der Gewinnung der Vanadsäure und der Vanadsäuresalze aus dieser Asche, wonach deren Preis kein sehr hoher sein würde, so dass das Vanadium nicht nur in der Färberei als Ersatz für Anilinschwarz, sondern auch in der Metallurgie Anwendung finden könne; dieselbe beruht hier in der Reduction der Vanadsäure bei hoher Temperatur durch Aluminium. Hélonis hat das Aluminium bereits früher zu Reductionszwecken benutzt und so auch 1880 eine weisse Legirung von Kupfer, Nickel und Zink erzeugt, welche aussergewöhnlich hämmerbar und dehnbar ist und sich zu Draht von 1/30 mm ausziehen lässt. Aluminium äussert seine reducirende Wirkung schon bei Kirschrothglut, die vollständige Entfernung des Sauerstoffs und der Vanadsäure, also die Entstehung metallischen Vanadiums, erfolgt jedoch erst bei etwa 1700°. Dabei treten lebhafte Feuererscheinungen auf, bei erheblichen Mengen sogar Explosionen, die jedoch neuerdings vermieden werden können. Man erhält auf diesem Wege eine Reihe von Aluminiumlegirungen mit 10 bis 40 Proc. Vanadium. Die 10procentige Legirung ergab 17 k Bruchfestigkeit und 7 Proc. Verlängerung. Eine besondere Aluminium-Vanadiumlegirung zeichnet sich durch einen guten Klang aus, der sie zu Glocken für Uhren und selbst zu Musikinstrumenten geeignet erscheinen lässt. Auch Eisen-Aluminium-Vanadium, Eisen-Nickel-Vanadium, Eisen-Chrom-Vanadium und dergleichen Eisenverbindungen, sowie Kupfer-Aluminium-Vanadium wurden hergestellt und untersucht, besonders aber wurde Vanadium als Zusatz zu Tiegelstahl und Gusseisen bezieh. zu Bronzen verwendet. Die Versuche ergaben: Nr. Entphosphorter Stahl MitVana-dium Bruch-festig-keit Ver-länge-rung Bemerkungen Proc. K Proc. 1 ohne Zusatz 48 16,9 2 desgleichen, aber nachKohlung durch Ein-giessen in einen Gra-phittiegel 96   2,3 Probegeschmiedet,unausgeglüht 3 desgleichen 1 109 7,53 desgleichen 4 nach Eingiessen in einenmit Magnesia aus-gestrichenen Tiegel zurVerhütung d. Kohlung 0,5 66 16 desgleichen 5 desgleichen 1 97 14 desgleichen 6 desgleichen 1 71 20 ausgeglüht Das letztbezeichnete Metall ist ungemein weich, wenn es nicht abgeschreckt wird; durch Abschrecken aber wird es in hohem Maasse härtbar. Hélonis hat auch einige Versuche mit weichem Eisen von 38 bis 39 k Festigkeit und 19 Proc. Verlängerung gemacht. Dieses Material ergab aus dem Tiegel gegossen mit 0,5 Proc. Vanadium 61,25 k Festigkeit und 12 Proc. Verlängerung, geschmiedet unausgeglüht; ausgeglüht zeigte dasselbe Material 53 k Festigkeit und die überaus grosse Verlängerung von 32 Proc., entsprechend einer ganz aussergewöhnlichen Dehnbarkeit. Eine Bronze mit 8 Proc. Aluminium und 1 Proc. Vanadium hatte 71 k Bruchfestigkeit und 12,5 Proc. Verlängerung. Hiernach scheint in der That das Vanadium bei einem angemessenen Preise wohl geeignet, als Zusatz für Eisen und Bronze beachtet zu werden. (Schrey in Glaser's Annalen.) Bücher-Anzeigen. Bericht über weitere Fortschritte in der Ammonpulvererzeugung von Josef Mayr in Felixdorf, k. k. autorisirte Pulverfabrik zu Felixdorf (Niederösterreich). Wien. Mayr und Roth. Selbstverlag. 27 S. Die neuen Sicherheitssprengstoffe und ihr Verhältniss zur Sprengtechnik von Josef Mayr in Felixdorf. Wien. Verlag von Mayr und Roth. 21 S.