Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 306, Jahrgang 1897, Miszellen, S. 96
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Studium auf den technischen Hochschulen. Eine erfreuliche Anerkennung ist den technischen und landwirthschaftlichen Hochschulen zu Theil geworden durch die Verfügung des preussischen Cultusministers, welche dahin geht, dass den Doctoranden in naturwissenschaftlichen Fächern die auf technischen und landwirthschaftlichen Hochschulen zugebrachte Zeit als Universitätsbesuch voll angerechnet werden kann. Herstellung von Richtplatten. Nach Kraft und Licht ist zur Herstellung von Richtplatten folgendes Verfahren zu empfehlen: Man lässt zwei Platten in der verlangten Grösse von dichtem und festem Eisen- oder Stahlguss in etwa 30 mm Stärke herstellen, hobelt dieselben auf beiden Seiten sauber ab, so dass eine Stärke von etwa 25 mm verbleibt. Soll eine Platte eine fest ruhende Lage erhalten, so kann sie 40 bis 50 mm stark gehalten werden. Beim Hobeln der Platte ist darauf zu achten, dass sie auf dem Hobeltisch gut unterstützt gelagert ist und beim Festspannen nicht Spannung erhält; sie darf nur mit seitlichen Spannkloben leicht befestigt werden, womöglich ohne Anwendung eines eisernen Hammers. Man hobelt zunächst beide Flächen rein; dann untersucht man, welche Seite das beste Material zeigt und hobelt nun mit kleinen Spänen, die Platte stets wendend und immer leichter anspannend, bis die gewünschte Stärke erreicht ist. Beim letzten Ueberhobeln wendet man den langsamsten Transportzug an, damit möglichst wenig Risse zurückbleiben. Der Stichel darf nicht zu spitz, doch auch nicht zu rund sein. Sind auf diese Weise beide Platten hergerichtet, so befestigt man zum Handgebrauch die Handgriffe an der Rückseite der Platte. Die Handgriffe dürfen nur schwach sein und müssen mit Roth sauber aufgeschabt und vorsichtig befestigt werden, damit die Platte dadurch nicht Spannung erhält und sich wirft. Nun wird die andere Platte auf ein gerade gehobeltes Brett frei gelagert, so dass die saubere Seite nach oben kommt, und mit einer guten Schlichtfeile und Schmirgelleinen so lange gleichmässig bearbeitet, bis die Hobelstriche verschwunden sind und sich allerorten nur ein leichter Schimmer davon zeigt. Dasselbe Verfahren wird an der Platte mit den Griffen angewandt. Sodann wird sandfreie Bleimennige mit etwas Oel angerührt, ein wenig davon auf eine Platte aufgetragen und mit dem Handballen kräftig verrieben, so dass eine dünne Schicht die ganze Platte gleichmässig bedeckt. Diese Manipulation vollzieht man mit rein gewaschenen Händen und entfernt vorher allen Staub und die Feilspäne aus der nächsten Umgebung. Hat man sich überzeugt, dass auf der angeriebenen Platte kein Sandkorn oder Feilspan lagert, so wird die sauber abgewischte andere Platte darauf gelegt und aufgerieben. Zu gleicher Zeit stellt man fest, ob die Platten windig sind, indem man die in den Diagonalen der Platten liegenden Ecken zu kippeln versucht. Nach vorsichtigem Wiederabheben der Platte zeigt sich, wo Auflage stattfindet und wo nicht. Die sich markirenden Stellen werden mit einem Winkelschaber, dessen Schnitt genau gerade geschliffen ist, nachgeschabt, doch nur so weit, als markirt ist, und hiermit so lange fortgefahren, bis beide Platten ein dichtes gleichmässiges Korn zeigen. Es ist vor allem darauf zu achten, schreibt der Verfasser im Eisenbahn-Werkmeister, dass die Mennige nur so dünn aufgetragen ist, dass die Platte nicht etwa roth, sondern nur leicht schwärzlich erscheint, auch muss der Metallglanz durchschimmern. Dieses Nachschaben ist eine Arbeit, die sehr viel Zeit und Geschicklichkeit erfordert. Das Einfetten wird nicht bei jedesmaligem Aufreiben, sondern nur dann erneuert, wenn keine Markirung mehr erfolgt; die aufgetragene Mennige wird mit dem Handballen immer wieder verrieben. Beim zweiten Einfetten wird die andere Platte eingerieben. Zur Controle der genauen Flucht ist von Zeit zu Zeit ein gutes Lineal mit zu verwenden. Die Platten mit Schmirgel auf einander zu schleifen, führt zu keinem brauchbaren Resultat. Bezüglich der Richtplatten für Blechbearbeitung genügt einfaches Abhobeln, doch darf man diese Platten, die oft 2 m lang und 1 m breit sind, nicht massiv giessen lassen. Durch die Benutzung wird hier die Fläche gestreckt und wird demzufolge bald krumm (convex). Wenn solche Richtplatten dauernd brauchbar bleiben sollen, dann müssen dieselben hohl gegossen werden, derart, dass die Platte – obige Maasse als vorliegend angenommen – äusserlich als ein Kasten von etwa 150 mm Höhe erscheint, dessen obere und untere, etwa 40 mm starke Platten innerlich mit zweckmässig angeordneten Rippen verbunden sind. Bezüglich der Plattenflucht genügt hier einfaches Abhobeln. Solche Platten können viele Jahre im Gebrauch sein, ehe sich geringe Convexität zeigt, in welchem Fall einfaches Umdrehen vorzunehmen ist. (Eisenzeitung.) Holzpflaster. Ueber die Verlegung des Holzpflasters bei der Hubbrücke im Hamburger Freihafen machte der Sectionsbaumeister Voss folgende Mittheilung: Bei den auf der Brücke dicht an dicht mit Abwässerung nach beiden Seiten verlegten eichenen Querschwellen wurden die Fugen kalfatert und vollständig abgedichtet. Sodann wurden durch einen Ueberzug mit Goudron alle Unebenheiten ausgeglichen und auf denselben 27 mm starke Schaalbretter in der Längenrichtung der Brücke dicht an dicht gelegt. Die Schaalbretter wurden mit Avenarius Carbolineum (nach D. R. P. Nr. 46021) satt gestrichen. Ueber die Schaalung kam eine Lage von Dachpappe, welche sorgfältig verklebt wurde, so dass keinerlei Fugen mehr vorhanden waren. Als eigentliches Pflaster wurden Klötze von Föhrenholz verwendet. Die Klötze, 23 cm lang, 10 cm breit, 7,50 cm stark, wurden in einem eisernen Trog mit erhitztem Carbolineum satt getränkt und in heissem Goudron versetzt. Zur Bildung der Fugen wurden zwischen die Klötze eiserne Bänder gelegt, die später wieder herausgezogen wurden. Die Fugen wurden bis ⅓ Höhe mit Goudron und darauf mit gesiebtem Grand ausgefüllt. Hierauf wurde das ganze Pflaster der Brücke mit Holztheer gestrichen und tüchtig begrandet; diese Begrandung wird von Zeit zu Zeit wiederholt. Biograph (Apparat für lebende Photographie). Ein verbesserter Apparat für lebende Photographien wurde nach den Berliner Neuesten Nachrichten vor kurzem einem geladenen Publicum in der Fabrik des Mechanikers und Optikers Messter vorgeführt. Die jetzt im Gebrauch befindlichen Kinematographen haben bekanntlich den Uebelstand, dass sie ein lebhaftes Flimmern zeigen, welches die Schärfe der Bilder und deren Bewegungen ziemlich beeinträchtigt, zugleich aber auch auf die Augen der Beschauer einen lästigen Reiz ausübt. Besonders nach dieser Richtung hin weist der neue Apparat, welcher den Namen „Biograph System Messter-Betz“ führt, eine bedeutende Verbesserung auf. Bei seiner Herstellung sind alle die technischen Hindernisse glücklich überwunden, die bei den alten Apparatsystemen bisher eine völlige Ausnutzung der Leistungen der besten photographischen Objective für die Aufnahme der Bewegungsphotographie nicht gestatteten. Mit dem neuen Apparat ist es möglich, in jeder Minute über 4000 Aufnahmen anzufertigen. Wird nun diese grosse Anzahl von Photographien in derselben kurzen Zeit projicirt, d.h. folgt die eine Aufnahme der anderen in 1/4000 Minute, so fällt das Flimmern fort, welches früher dadurch entstand, dass bei jedem Bilderwechsel ein Momentverschluss die Lichtstrahlen absperrte. Die Bilder des „Biographen“ zeigen in Folge dessen eine grosse Schärfe und Klarheit und geben die Bewegungen so naturgetreu wieder, wie man es bisher bei anderen Kinematographien noch nicht erreicht hat. Der neue Apparat wird elektrisch betrieben und functionirt mit tadelloser Sicherheit. Die Construction wird vorläufig als Fabrikgeheimniss behandelt und soll nicht verkäuflich sein, sondern nur für Veranstaltung von Vorführungen dienen, die unter der Leitung Messter's in einem hiesigen oder auswärtigen Theateretablissement stattfinden werden. Eisenbahnwagen mit Accumulatorenbetrieb. Ueber den für die königl. württembergische Staatseisenbahn und zwar für die Strecken Untertürkheim-Kornwestheim und Stuttgart-Cannstatt bestimmten Wagen mit reinem Accumulatorenbetrieb, gehen uns folgende Mittheilungen zu. Den Wagen selbst hat die württembergische Staatsbahn geliefert. Die elektrische Ausrüstung ist von Kummer und Co. in Dresden. Die Länge der Strecken beträgt 25 km mit einer Rangirfahrt von 2,8 km. Auf der Strecke Stuttgart-Cannstatt sind folgende Steigungsverhältnisse: 10,52,5 km von 1 : ∞1 : 1001 : 125 mit 3 Curven, die mit 3 Stei-gungen zusammenfallen. Auf der Strecke Untertürkheim–Kornwestheim liegen: 1,252,754,752,75 km von 1 : ∞1 : 4001 : 1011 : 100 mit 11 Curven, von denen9 mit Steigungen zusammen-fallen. Der Wagen hat 188 Stück Zellen und bei einer mittleren Ladespannung von 240 Volt eine Entladespannung von 360 Volt. Die grösste Länge, welche mit einer Ladung in automobiler Fahrt zurückgelegt werden kann, beträgt gegen 25 km. Die Strecke hat Vignole-Schienen, die auf Normalspurweite verlegt sind. Die mittlere Fahrgeschwindigkeit ist auf 30 km für die Stunde bestimmt. Die zwei vorhandenen Motoren, System Kummer, haben je 75 Ampère bei 370 Volt. Das Gewicht des Wagens beträgt 28110 k, das der Accumulatoren 5700 k. Der Motorwagen enthält 44 Plätze, er wird aber nicht mit Anhängewagen gefahren. Die Tudor-Accumulatoren sind von der Accumulatorenfabrik Actiengesellschaft geliefert und erfordern 25 bis 35 Minuten Ladezeit. Feuergefährlichkeit der Gasglühlichtlampen. Das Berliner Polizeipräsidium weist neuerdings in folgender Bekanntmachung auf die Feuergefährlichkeit der Gasglühlichtlampen hin: In letzter Zeit sind wiederholt Brände der verschalten und verpatzten Balkendecken in Gebäuden durch Gasglühlichtflammen verursacht worden, die fast unmittelbar unter der Decke (etwa 5 cm) oder in zu geringer Entfernung (25 bis 30 cm) von derselben angebracht waren, weil die Gasglühlichtlampen in dieser Beziehung vielfach als gefahrlos gelten. Die ausstrahlende Hitze von Gasglühlichtlampen ist jedoch, besonders nach längerer Brennzeit, ziemlich gross, und es ist daher erforderlich, überall, wo Lampen nicht mindestens 1 m von der Decke entfernt sind, stets ausreichend grosse Blaker anzubringen. Die Blaker dürfen jedoch nicht an der Decke befestigt werden, sondern müssen mit der Lampe verbunden sein oder seitlich im Mauerwerk ihre Aufhängung finden. Bücher-Anzeigen. Tabellen zur Bestimmung der Trägheitsmomente symmetrischer und unsymmetrischer, beliebig zusammengesetzter Querschnitte von B. Person. 20 Quartseiten. 2 M. Um die langwierige Berechnung der Zahlenwerthe für Trägheitsmomente zu vermeiden, sind in den vorliegenden Tabellen die Werthe für Breiten von 1 bis 10 und Höhen von 1 bis 200, um 1 steigend, und 20,1 bis 100,0, um 0,1 steigend, zusammengestellt, so dass die Trägheitsmomente rechteckiger Querschnitte unmittelbar aus den Tabellen entnommen werden können. Der Gebrauch der Tabellen ist in der Einleitung näher beschrieben. Dr. Joh. Müller's Grundriss der Physik mit besonderer Berücksichtigung der Molecularphysik, Elektrotechnik und Meteorologie für die oberen Klassen von Mittelschulen, sowie für den elementaren Unterricht an Hochschulen und zum Selbstunterrichte bearbeitet von Prof. Dr. O. Lehmann. 14. Auflage. Braunschweig. Friedr. Vieweg und Sohn. 820 S. 7,50 M. Ein Wort zum Lobe dieses bekannten Werkes zu sagen, wäre überflüssig; dasselbe hat sich in 13 Auflagen bewährt und wird von dem Bearbeiter in sorgfältigster Weise auf seinem hohen Standpunkte gehalten. Eingestreute Beispiele und Andeutungen bieten dem Lehrer Anhalt zur methodischen Erweiterung des Unterrichtsstoffes und dem Schüler Hinweise zu Wiederholungen. Die Untersuchung der Schmiermittel und verwandten Producte der Fett- und Naphtaindustrie von Dr. D. Holde. Berlin. Verlag von Julius Springer. 259 S. Geb. 7 M. Das Werk berichtet kurz über den jetzigen Stand der physikalischen und chemischen Untersuchungsmethoden, und berücksichtigt in erster Reihe die Methoden, deren Brauchbarkeit und Fehlergrenzen in der königl. mechanisch-technischen Versuchsanstalt in Charlottenburg, deren Fachvorsteher der Verfasser ist, durch Versuche geprüft worden sind. Die Prüfungen erstrecken sich auf die äussere Erscheinung der Schmiermittel, die physikalische und chemische Prüfung. Die speciellen Prüfungen erstrecken sich auf pflanzliche, thierische und mineralische Schmieröle. – Das Werk verfolgt vorwiegend praktische Zwecke. Wladimir Jettel,Die Zündwaarenfabrikation nach dem heutigen Standpunkte. Wien. A. Hartleben's Verlag. 255 S. 10 M. Enthält eine kurze Geschichte der Erfindung des Zündholzes, statistische und wirthschaftliche Angaben, Beschreibung der Rohmaterialien, der Hilfsmaschinen für Herstellung des Holzdrahtes, der Schachteln u.s.w. Ein Anhang enthält einschlägige gesetzliche Bestimmungen.