Titel: Kleinere Mitteilungen.
Fundstelle: Band 312, Jahrgang 1899, Miszellen, S. 159
Download: XML
Kleinere Mitteilungen. Kleinere Mitteilungen. Benzingasglühlampe von C. SchinzNach Mitteilungen des chemisch-technischen Laboratoriums des Polytechnikums in Riga.. Versuche, Benzin in vergaster Form zu Leuchtzwecken zu verwenden, sind bereits vielfach angestellt worden, haben bis jetzt jedoch wenig oder keine praktische Resultate ergeben, noch haben einzelne hierzu konstruierte Lampen weitere Verbreitung gefunden. Von bekannteren Benzinlampen erinnern wir an die von L. Runge in Berlin konstruierte, in welcher das Benzin infolge hydrostatischen Druckes, durch einen Hahn reguliert, in das durch die leitende Wärme erhitzte Rohr strömt und vergast wird. Nach seinem Austritte prallt der Benzindampf gegen eine Metallscheibe, wird dadurch flach ausgebreitet und verbrennt mit der des sogen. Fledermaus-Gasbrenners ähnlichen Flamme. Ein zweiter Benzinbrenner ist der sogen. Soluzelinbrenner von Puszkorew, bei welchem das Benzin mittels eines Dochtes aus dem Behälter emporgesaugt und durch die leitende Wärme verdampft zur Verbrennung gelangt. In Gestalt von Leuchtern mit Kerze finden diese Benzinbrenner als Nachtlichter Verwendung. Infolge der bedeutenden Feuersgefahr hat sich die direkte Verbrennung bezw. Vergasung des Benzins jedoch nicht eingebürgert, was auch dem Umstand zuzuschreiben ist, dass bei den bestehenden Preisen von Benzin und Petroleum die Verwendung des letzteren sich günstiger stellt. Ausser in diesen Brennern wird Benzin zur Beleuchtung in Apparaten verwendet, in welchen mittels desselben karburierte Luft erzeugt wird, welche in den Gasbrennern ähnlichen Brennern zur Verbrennung gelangt. Solche Brenner sind z.B. der „Alpha-Apparat“ von Müller und der „Automat“ von v. Richter, welch letzterer vorzugsweise zur Beleuchtung von Fabriken u. dgl. in Städten ohne Gasleitung verwendet wird. Abgesehen von der Leuchtkraft stellt sich jedoch diese Beleuchtung fast dreimal teurer als Petroleum. Mischt man dagegen die Benzindämpfe vor ihrer Verbrennung mit so viel Luft, dass die Flamme entleuchtet wird, und wird in die Flamme ein Auer'scher Glühkörper gebracht, so erzielt man nach Richter bei gleicher Lichtstärke eine Flamme, deren Unterhaltungskosten etwa die Hälfte einer Petroleumflamme betragen. Es handelte sich nun darum, eine Lampe zu konstruieren, welche Benzin ohne Rohrleitung verbrennt und so das Benzin für den Gebrauch in gewöhnlichen tragbaren Lampen geeignet macht. Ein solche Lampe ist von Konrad Schinz in Petersburg (D. R. P. Nr. 81377) konstruiert und im folgenden beschrieben. Textabbildung Bd. 312, S. 159 Aus dem Benzinbehälter a wird das Benzin mittels des Dochtes h angesogen. Zur Vergasung des Benzins dient ein in dem Röhrchen m befindlicher Docht n, welcher durch die Mikrometerschraube g reguliert wird. Die Flamme dieses Dochtes wirkt auf die kleine Retorte k derart, dass die Hitze auf die mit letzterer verbundene Dochthülse c übertragen und dadurch das von dem Docht h angesogene Benzin verdampft wird. Der Dampf tritt nun aus der in der oberen Verschlussplatte der Dochthülse c befindlichen kleinen Oeffnung l unter Druck aus, reisst Luft mit sich und tritt mit dieser vermischt durch ein über der Oeffnung l angebrachtes Rohr in den Brenner t ein. Hier entzündet sich der Dampf mit nichtleuchtender Flamme und versetzt den Auer'schen Glühkörper in Weissglut. Zum Schutz und Verdeckung der Heizflamme dient der Kamin r, welcher mittels des Handgriffes q über dieselbe geschoben wird. Ein Rohr f umschliesst die Dochthülse c und verhindert eine Uebertragung der Wärme auf das Benzin. Mittels zweier Röhrchen steht der Raum über dem Benzin mit der äusseren Luft in Verbindung; dieselben verhüten einen infolge der Erwärmung des Benzins entstehenden Druck und ermöglichen gleichzeitig den Eintritt von Luft in den Behälter beim Sinken der Brennflüssigkeit bezw. ein gefahrloses und vollkommenes Verdampfen der letzteren. Der Gebrauch der Lampe ist einfach und einleuchtend: Nach Zurückschieben des Kamins r wird die Heizflamme, deren Spitze die Retorte k nicht berühren darf, entzündet und der Kamin über dieselbe geschoben. Nach etwa 1 Minute kann dann das austretende Gas entzündet werden. Durch ein doppeltes Drahtnetz unterhalb des Glühkörpers wird ein Rückschlagen der Flamme verhindert. Mittels der Schraube g wird die Heizflamme und somit auch die Leuchtflamme reguliert, während durch gänzliches Herunterschrauben der ersteren die Vergasung aufhört und die Leuchtflamme erlischt. Der Chemiker S. Ronczewski im chemisch-technischen Laboratorium des Rigaschen Polytechnikums hat mit dieser Lampe Versuche angestellt, deren Ergebnis folgendes ist. Es ergaben: Höhe der Heiz-flamme von Lichtstärkein HK Benzinver-brauch pro Std. Erwärmung des Benzins in2 Stunden Brenndauer 10 mm13 mm 3052 41,0 g43,4 g von 17° C. auf 29° C.   „  10° C.  „   33° C. Hieraus folgt, dass der Benzinverbrauch im Vergleich zur Lichtstärke bei 13 mm Höhe der Heizflamme am günstigsten war, während der Benzinverbrauch bei 10 mm Höhe sich um nur 5,5 %, die Lichtstärke dagegen sich um 42 % vermindert. Bei einer Höhe der Heizflamme von mehr als 13 mm neigte dieselbe zur Russentfaltung. Bei einem Preise des Benzins von 15 Kop. für das russische Pfund (= 410 g) betragen die Kosten für 52 HK \frac{15\,.\,43,4}{410}=1,59 Kop. für die Brennstunde, für die Stundenkerze mithin 0,030 Kop. Gegenüber dem niedrigen Wert für die Petroleumbeleuchtung von 0,035 Kop. für die Kerzenstunde ergibt sich bei Benzin eine Ersparnis von etwa 14 % und bei 0,04 Kop. für die Kerzenstunde eine solche von 25 %. Bei einem erweiterten Verbrauch von Benzin werden sich die Preise für dasselbe selbstverständlich ermässigen. Dasselbe kostet zur Zeit loco Riga in Fässern das Pud (40 Pfund russ. = 164 kg) 3 Rubel 20 Kop. Die Schinz'sche Lampe unterscheidet sich bezüglich des Lichtes nicht von dem des Auer-Brenners für Leuchtgas und entwickelt dabei im Verhältnis zu ihrer Leuchtkraft sehr wenig Wärme. Der Verbrauch von Benzin für die Kerzenstunde beträgt bei der Schinz'schen Lampe nach vorstehender Tabelle \frac{43,4}{52}\mbox{ g}=0,83\mbox{ g}, während der Verbrauch von Petroleum bei einem guten Rundbrenner 4 bis 4,5 g beträgt. Die Lampe erzeugt daher nur etwa ⅕ der Wärme einer Petroleumlampe und gleichzeitig auch bedeutend weniger Verbrennungsprodukte, infolgedessen auch die Zimmerluft weniger verunreinigt wird. Zum Zweck einer annähernden Bestimmung des in Licht umgesetzten Anteils der Wärme des Auer-Brenners wurde folgender Versuch angestellt. Ueber dem oberen Cylinderrand eines mit Leuchtgas gespeisten Auer-Brenners wurde in einer Entfernung von 16 cm ein mit Stickstoff unter Druck gefülltes Quecksilbermanometer für eine Temperatur von 550° C. in der Achse des Cylinders befestigt und, um das Thermometer vor Zug zu schützen, mit einem mit Thon gefütterten Blechmantel umgeben, welcher die Verlängerung des Cylinders bildete. Sodann wurde die Temperatur der Verbrennungsprodukte an dem Thermometer erstens mit dem Auer-Glühlichtkörper und zweitens ohne denselben festgestellt. Aus dieser Differenz (= 100° C.) konnte jedoch der Wärmeaufwand für die Lichterzeugung noch nicht berechnet werden, da im ersten Fall wegen der Reibung, welche die Verbrennungsprodukte beim Hindurchgehen durch den Körper erleiden, sich denselben ein grösseres Quantum atmosphärischer Luft beimengt und die Temperatur herabdrückt. Bei einem deshalb angestellten zweiten Versuch wurde ein Auer-Glühkörper in eine Eisennitratlösung kurz eingetaucht und getrocknet, wodurch dessen Leuchtkraft zerstört wurde. Ein solcher Leuchtkörper büsst seine Leuchtkraft vollkommen ein und zeigt, in die Flamme gebracht, nur eine trübe Rotglut. Die Ergebnisse waren folgende: Bei Querbrenner mit Temperatur 16 cmvom Cylinderrandmit Glühkörper Temperatur 16 cmvom Cylinderrandohne Glühkörper 1. gewöhnlichem Glühkörper 295° C. 395° C. 2. durch Eisenoxyd entleuch-   tetem Glühkörper 328° C. 395° C. Die Temperaturmessungen ohne Glühkörper hatten nur den Zweck, den Verbrauch gleicher Gasmengen in beiden Fällen zu kontrollieren. Aus der Temperaturdifferenz 328 – 295° ergibt sich bei Berücksichtigung der Temperatur des Versuchsraumes von 19° C. der durch die Lichtemission bei dem ersten Versuch verursachte Wärmeverlust zu \frac{33\,.\,100}{328-19}\,^0/_0=10,7\,^0/_0. Es werden demnach von den bei der Schinz'schen Lampe pro Kerzenstunde durch die Verbrennung von 0,83 g Benzin erzeugten 9130 W.-E. \frac{10,7\,.\,9130}{100}\mbox{ W.-E.}=977\mbox{ W.-E.} in Licht umgesetzt. Einen Anspruch auf Genauigkeit kann dieser einfache Versuch nicht machen; er dient jedoch als Unterlage zur Feststellung des Unterschiedes der Umwandlung von Wärme in Licht bei den verschiedenen Beleuchtungsarten. Obwohl die Schinz'sche Lampe noch manche Mängel aufweist, so bedeutet sie dennoch einen weiteren Fortschritt in der Beleuchtungstechnik, besonders durch die weitere Verwendung des Auer-Glühlichtes ohne Abhängigkeit von Gasleitungen. Auch die Explosionsgefahr dürfte bei zweckentsprechender Behandlung eine ganz geringe sein bezw. dieselbe gänzlich beseitigt werden können. (Nach dem Metallarbeiter.) Petroleummotoren. In der Sitzung des Vereines deutscher Maschineningenieure vom 23. Mai d. J. hielt Ingenieur und Fabrikbesitzer Dopp einen Vortrag über Petroleummotoren mit besonderer Berücksichtigung der neuen Motoren von Diesel und Dopp. Die grosse Verbreitung, welche in neuerer Zeit der Gasmotor gefunden hat, ist allgemein bekannt. Wo es aber an Gasanstalten fehlt – und dies ist vorläufig und auf lange Zeit hinaus noch in den meisten Orten der Fall – da hat der mit flüssigem Brennstoff betriebene Motor, der Petroleummotor, den Gasmotor zu ersetzen. Dopp hat eine Zuführung des Petroleums konstruiert, mittels welcher die Vergasung und die Mischung mit Luft zu einem gleichmässigen und vollkommenen Brenngasgemisch für jede Cylinderladung sicher herbeigeführt wird. Hierdurch wird die bisher übliche Petroleumverschwendung vermieden und zugleich erreicht, dass der Motor nicht durch Russ und sonstige Rückstände der Verbrennungsprodukte verschleimt und verstopft wird. Gelegentlich der Wanderausstellung der deutschen landwirtschaftlichen Gesellschaft zu Berlin im Jahre 1894 fanden Wettversuche mit etwa 30 Petroleummotoren statt. Dieselben ergaben einen durchschnittlichen Petroleumverbrauch von etwa 0,5 bis 0,7 kg Petroleum pro /Std., ein Betrag, der sich bei nicht genügend sorgsamer Wartung im praktischen Betriebe jedoch erheblich höher stellen dürfte; das Hüttentaschenbuch vom Jahre 1893 gibt als Durchschnittsverbrauch pro /Std. 1 l = 1,25 kg und mehr an. Auf der Berliner Gewerbeausstellung stellte Dopp 8 Motoren aus, davon 4 Petroleummotoren zu 1, 2, 5 und 8 , die während ihres fünfmonatlichen Betriebes keinerlei Anstände hinsichtlich Geräusches oder Geruches ergaben. Die Auspuffgase gingen in die Zweige eines Ahornbaumes, dessen etwa 1 m über dem Auspuffrohre entfernten Blätter ebenso frisch und unbeschädigt blieben, als die der übrigen Ahornbäume. Die Ingenieure Putsch und Symoni unterzogen die 4 Petroleummotore eingehenden Versuchen. Hiernach ergab sich bei den Motoren zu 2 und 5 der ausserordentlich geringe Petroleumverbrauch von 0,252 kg bezw. 0,250 kg pro /Std. Die beiden anderen Motoren von 1 und 8 , die nach noch nicht gehörig erprobten Modellen in Eile fertig gestellt waren, ergaben einen etwas höheren Petroleumverbrauch. Auf Anregung des königl. preussischen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten angestellte genaue und andauernde Beobachtungen ergaben bei einem 12pferdigen Dopp'schen Motor einen Verbrauch von 0,197 kg Petroleum pro /Std. bei einer durchschnittlich geleisteten Arbeit von 10 e. Bücherschau. Otto Hübner's geographisch-statistische Tabellen aller Länder der Erde. 47. Ausgabe für das Jahr 1898. Herausgegeben von Dr. Fr. v. Juraschek, Universitäts-Professor. Verlag von Heinrich Keller in Frankfurt a. M. Preis der gebundenen Buchausgabe 1,20 M., der Wandtafelausgabe 0,60 M. Les progrès récents dans la teinture et l'impression des tissus par Antonio Sansone. Paris. Georges Carré et C. Naud, éditeurs 1899. Unités électriques absolutes. Leçons professées à la Sorbonne 1884–1885 par G. Lippmann, membre de l'Institut. Rédigées par A. Berget, Docteur ès sciences. Paris. Georges Carré et C. Naud, éditeurs 1899. Prix 10 Frcs.