Titel: Kleinere Mitteilungen.
Fundstelle: Band 313, Jahrgang 1899, Miszellen, S. 29
Download: XML
Kleinere Mitteilungen. Kleinere Mitteilungen. Dezimalteilung des Kreisbogens. Allen denen, die mit Winkeln und Kreisbogenstrecken zu rechnen haben oder Instrumente mit geteilten Kreisbogen herstellen, wird es von Wert sein zu erfahren, dass voraussichtlich in einigen Jahren die Teilung des Bogenquadranten in 100 Grade eingeführt wird! Es handelt sich da nicht etwa nur um ein Projekt, sondern die Angelegenheit befindet sich bereits im Stadium der sehr kostspieligen Erprobung auf dem Gebiete der Schiffahrt. An Projekten zur Reform der Kreisbogenteilung hat es ja seit der Zeit der Begründung des metrischen Systems nicht gemangelt, aber selbst der Radikalismus der damaligen französischen Republikaner scheute vor den anscheinend unüberwindlichen Schwierigkeiten einer Durchführung der beabsichtigten Reform zurück; man war der Meinung, dass gleichzeitig mit der Dezimalteilung des Kreisbogens eine solche der Zeit durchgeführt werden müsse und sich beide gegenseitig dermassen forderten, dass eine ohne die andere ihr Ziel verfehle, denn in den Rechnungen der Astronomie, Geographie und Schiffahrt sind ja oft Zeit- und Bogengrössen voneinander abhängig. Nun ist aber die Duodezimalteilung der Tageszeit und die Einteilung der Stunden in 60 Minuten, Sekunden u.s.f. allen Gesellschaftsklassen in allen Kulturländern dermassen zur Gewohnheit geworden, dass sie deren Verdrängung durch eine Dezimalteilung grossen Widerstand entgegensetzen würden, und einen nach Ansicht des Berichterstatters aus dem Grunde wohlberechtigten, weil sie das Opfer aller unserer jetzt benutzbaren Uhren fordern würde. Unter diesen in Wahrheit ungemein ungünstigen Aussichten der Zeiteinteilungsreform, die noch dadurch verschlechtert wurden, dass man die Teilung in sehr verschiedener Weise eingerichtet zu sehen wünschte, hatte aber auch der Plan der Neueinteilung des Kreisbogens mitzuleiden, weil man eben beiderlei Reformen für unzertrennlich erachtete. Vor kurzem hat aber die Kommission, die vom französischen Unterrichtsminister zur Prüfung aller seitens verschiedener geographischen Gesellschaften aufgestellten Projekte dieser Art eingesetzt wurde, sich zu dem Versuche entschlossen, die Reform der Kreisbogenteilung allein vorzunehmen; den Bedürfnissen der Astronomie, Geographie und Schiffahrt hofft man schon dadurch genügen zu können, dass man die Zifferblätter der astronomischen Pendeluhren und der Schiffschronometer noch mit einem dezimal geteilten Kreisbogen ausstattet, so dass man ähnlich wie von unserem bergmännischen Kompass ausser Stunden auch noch Bogenstrecken ablesen kann. Die Aussichten der gesonderten Durchführung der Reform der Kreisbogenteilung hält man aber deshalb für günstige, weil sie einer wesentlich grösseren Menschenzahl Vorteile zu bringen verspricht als wie die Zeitteilungsreform, und zwar ohne die übrige Menschheit zu schweren Opfern zu zwingen; von ihr werden nämlich alle Nutzen ziehen, die mit Winkel und Bogen zu rechnen haben, und da diese genügend aufgeklärten Kreisen angehören, erwartet man, dass sie sich als Freunde einer nützlichen Reform erweisen werden. Ueberdies kommt diese ja einem bereits lebhaft empfundenen Bedürfnisse entgegen, das schon zu Massnahmen der Selbsthilfe getrieben hat, da mehrere geodätische und geographische Institute, wie Gradmessungsbureaus, in Frankreich auch der Genie militaire und der Service geographique de l'armee, sowie eine grosse Zahl von mathematisch Gebildeten aller Länder sich bei ihren Rechnungen der Tafeln von Bremiker bedienen, in denen der Grad nicht in 60 Minuten, sondern dezimal geteilt ist. E. Guyon, dessen Mitteilungen an die französische Akademie (vom 15. Mai d. J.) diese Angaben entnommen sind, legte auch schon Ephemeriden, Logarithmentafeln der trigonometrischen Formeln und Navigationsformeln vor, die der Neuteilung des Kreisbogens angepasst und neu berechnet sind. Zu dem Entschlusse, den Bogen des rechten Winkels anstatt des vollen Kreisbogens der Neueinteilung zu Grunde zu legen, kam die Kommission deshalb, weil auch das metrische System auf der Dezimalteilung eines Quadranten, nämlich des Meridianquadranten im Niveau des Meeresspiegels, beruht, und weil ferner diese Teilung die Quadrantenwechsel sowie die Additionen und Subtraktionen halber und ganzer Kreisbogen, die in den Rechnungen so häufig vorkommen, am leichtesten auszuführen gestattet. In wohlthuendem Kontrast zu der Einführung des metrischen Systems, die seiner Zeit unvermittelt und sprunghaft erfolgte, will man die neue Bogenteilung nicht sofort ein- und durchführen, sondern sie zunächst unter schwierigen Verhältnissen erproben, nicht nur um ihre Vorteile für die Praxis nachzuweisen, sondern auch um zu erkennen, ob sie wirklich unabhängig von einer Reform der Zeiteinteilung durchzuführen geht. Diese Versuche sind leichtbegreiflicher Weise nur auf dem Gebiete der Schiffahrt zu machen und hat die Kommission, die sie wünschte, sie auch vorbereitet, während sie vom Gradmessungsbureau mit Unterstützung des Marinedepartements geleitet werden. Man hat unter solchen Schiffen, die nie längere Zeit in Häfen rasten, eine Anzahl ausgewählt und für eine Versuchsperiode von 9 Monaten einerseits mit neuen, der Reform angepassten Chronometern und dezimal geteilten Sextanten, deren Kosten die Marineverwaltung übernahm, andererseits mit den neuberechneten Ephemeriden, Logarithmentafeln, Navigationsformeln und einigen zugehörigen Hilfstafeln, sowie Seekarten ausgestattet. Dieser Instrumente und wissenschaftlichen Hilfsmittel sollen sich die hierzu besonders verpflichteten Schiffsoffiziere bei allen Beobachtungen und Berechnungen bedienen, die sie als Schiffsführer auszuführen haben. Dagegen wurde der Navigationsschule und einer Anzahl von Professoren der Hydrographie der Auftrag erteilt, zu erwägen, welche Erleichterungen der Unterricht in der Navigationsrechnung von der Reform zu erhoffen hat. Textabbildung Bd. 313, S. 30 Von dieser Erprobung ist nun wohl zu erwarten, dass sie befriedigende Ergebnisse zeitigt und dass daraufhin in Frankreich die Dezimalteilung des rechten Winkelbogens demnächst durchgeführt wird. Dann wird es aber wohl nicht lange dauern, dass man sie auch überall dort einführt, wo das metrische System und auch übrigens, z.B. im Münzwesen, die Dezimalteilung bereits eingebürgert ist. Wir werden also vermutlich noch in der Mehrzahl am eigenen Leibe die Begleiterscheinungen der Reform empfinden, nämlich die Veraltung aller wissenschaftlichen Instrumente mit nach herkömmlicher Weise geteilten Bogen, der zu deren Herstellung dienenden Apparate, unserer Logarithmentafeln u.a.m. Um grösseren Schaden zu vermeiden, kann man sich ja aber auf das voraussichtlich Kommende bei Zeiten einrichten und nur Instrumente kaufen bezw. fertigen, deren Bogen sowohl nach der alten wie der neuen Art geteilt sind. O. L. Zur Weltausstellung in Paris 1900. Auf der nächstjährigen Weltausstellung in Paris gelangt bekanntlich ein System zur strengsten Durchführung, dessen Spuren wohl auch bei früheren Gelegenheiten gleicher Art zu erkennen gewesen sind, das jedoch im vorliegenden Falle von vornherein als grundlegend angesehen worden ist. Nicht die Trennung nach den einzelnen beteiligten Staaten gilt als erste Norm für die Aufteilung des für die Schaustellung verfügbaren Platzes, sondern es werden die einzelnen Industriezweige als Gruppen erscheinen, in denen die Erzeugnisse Frankreichs und seiner Gäste zusammengestellt werden. Das Fertigprodukt und die erzeugende Maschine müssen demgemäss in die zugehörige Gruppe eingereiht werden und es folgt, dass ein Staat unter Umständen, je nach seiner Leistungsfähigkeit, auf mehr als 20 verschiedenen, räumlich voneinander getrennten Stellen auftreten wird. Unter dem 1. Oktober 1898 hat Génie civil nun einen Plan veröffentlicht, welcher den für den allgemeinen Maschinenbau und die Elektrizität auf dem Marsfeld im Erdgeschoss reservierten Platz wiedergibt, auf der Seite der Avenue de la Bourdonnais für die französischen, auf der anderen Seite für die andersstaatlichen Aussteller. Es gelangen hier programmgemäss auch die elektrischen Zentralen, Lokomobilen, Gasmotoren, hydraulische Motoren, Hebezeuge, Werkzeugmaschinen u.s.w. zur Schaustellung. Die Verteilung dieses Teiles des Palastes auf dem Champ de Mars unter den ausstellenden Staaten verbildlicht der beistehende Plan. Es sei gleich beigefügt, dass derselbe nur auf das Erdgeschoss Bezug hat, im übrigen auch ein Bild von der Platzverteilung im allgemeinen nicht gibt, weil die Summe natürlich von den Plätzen in den anderen Gruppen, sowie in den Sondermaschinenhallen beeinflusst wird. Immerhin ist ersichtlich, dass Deutschland sich in der 30 m-Galeriehalle an würdiger Stelle repräsentieren wird. Beiläufig sei darauf hingewiesen, dass in dieser Halle ein deutscher Kran von 25 t Tragkraft, 26 m Spannweite und 12,5 m Hubhöhe arbeiten wird, dem als Seitenstück nur ein französischer Montage-Schwenkkran auf der anderen Seite gegenüber zu stehen kommt. Einfluss niedriger Temperaturen auf Stahl. Hierüber machte am 5. Juni F. Osmond der französischen Akademie eine interessante Mitteilung. Im Jahre 1890 hatte Hopkinson die Beobachtung gemacht, dass ein bei gewöhnlicher Temperatur unmagnetischer Stahl von 25% Nickelgehalt durch Behandlung mit fester Kohlensäure magnetisch wurde und bis auf 580° erwärmt auch magnetisch blieb, gleichzeitig aber eine Steigerung der Härte, eine Minderung des elektrischen Widerstandes sowie eine solche der Dichte von 8,15 auf 7,98 erfuhr. Damals schrieb man dieses eigentümliche Verhalten einer bestimmten chemischen Verbindung des Nickels und Eisens (Fe3Ni) zu. Das war, wie Osmond nun zeigte, ein Irrtum, denn ganz entsprechendes Verhalten zeigen bei einige Minuten währender Abkältung in flüssiger Luft nicht nur Nickelstahlsorten mit niedrigerem oder höherem Nickelgehalte, sondern auch solche Stahlsorten, in denen neben etwas Nickel auch Mangan und Kohlenstoff zugegen sind, ferner von Nickel freie Mangan- oder Kohlenstoff-(Cement-)Stahlsorten; vermutlich werden auch Chrom- und Wolframstahl keine Ausnahme bilden. Bedingung ist nur, dass Zusatzstoffe in geeignetem, nicht zu geringem und auch nicht übermässigem Mengenverhältnisse zugegen sind, um eine derartige Umwandlung bei allmählicher oder jäher Abkältung (auf Kohlenstoffstahl wirkt jedoch nur letztere in dieser Weise ein) zu erzielen. Kurz zusammengefasst, lautet Osmond's aus den Versuchsergebnissen gefolgerte Behauptung: Die Erniedrigung der allotropischen Umwandelungspunkte des Eisens entspricht der Erniedrigung der Erstarrungspunkte von Lösungsmitteln durch die gelösten Stoffe. Gasglühlichtbrenner System Saint-Paul. Der nachstehend beschriebene Gasglühlichtbrenner von Saint-Paul, Direktor der ersten Abteilung des technischen Beleuchtungsamtes in Paris, ist im Laufe des vergangenen Jahres in mehreren Hunderten von Exemplaren auf verschiedenen hervorragenden Strassen und Plätzen in Paris eingeführt worden. Das Prinzip desselben besteht im wesentlichen darin, das zur Speisung des Brenners bestimmte Gas vor Eintritt in denselben vorzuwärmen. Diese Vorwärmung findet in einer kleinen Kammer statt, welche unter der Flamme auf dem Speiserohr angeordnet ist. Textabbildung Bd. 313, S. 31 Fig. 1. Durch zahlreiche Versuche hat Saint-Paul festgestellt, dass das bis zu einem bestimmten Grade vor seinem Eintritt in den Brenner erwärmte Gas das Einströmen der Luft in das Brennerrohr beschleunigt und gleichzeitig die Mischung von Gas und Luft befördert, ausserdem aber eine Flamme von bedeutender Leuchtkraft erzeugt. Das durch c einströmende Gas gelangt in das Rohr b und von hier an eine durchlochte Scheibe oder Rolle, welche in der Erweiterung (Ausbauchung) ff des Rohres b untergebracht ist. Hier wird das Gas durch kleine Fig. 1. aus dem unter f angebrachten Ringrohr d austretende Gasflämmchen erwärmt. Dieses Ringrohr ist von einer cylindrischen Hülle umgeben, welche mit Oeffnungen ii versehen ist und aus welchen die Verbrennungsprodukte austreten. Diese Oeffnungen werden gegen Luftzug durch ein doppeltes Rohrstück gh geschützt. Die Luft tritt zu dem Ringrohr durch im Boden des dasselbe umgebenden Cylinders angebrachte Oeffnungen ein und die Entzündung der aus dem Ringrohr austretenden Hilfsflämmchen erfolgt durch eine in diesem angebrachte kleine seitliche Oeffnung, wodurch gleichzeitig die Flamme des Brenners entzündet wird, und zwar mittels einer seitlich vor der Oeffnung brennenden Hilfsflamme. Das in f erwärmte Gas strömt aus dieser Kammer in das auf der letzteren angebrachte Ausströmungsrohr, welches den Boden des einen doppelten Kegelstumpf bildenden Kanales a trägt, in welchem die innige Mischung von Gas und Luft stattfindet. In diesem Unterteil befinden sich Oeffnungen rr zum Einlassen der Luft, welche durch einen Ring s geregelt werden können. Durch die Einschnürung, welche die beiden Kegelstumpfe bilden, wird eine innigere Mischung von Gas und Luft erzielt; das Gemenge steigt in den längeren Teil des Kanales bis zu dem Bunsenbrenner, wo die Entzündung stattfindet und welcher den Auerstrumpf trägt. Neben dem Brenner befindet sich die mit dem Laternenhahn verbundene Zündvorrichtung. Dieselbe besteht aus zwei nebeneinander liegenden Rohren, von denen das eine lang und eng, das andere kürzer und breiter gestaltet ist. Bei Drehung des Gashahnes nach rechts tritt das Gas nur in die Rohre dd ein, worauf es durch Einbringen einer Flamme zwischen die Wände des am Fusse des dickeren Rohres befindlichen Schirmes t entzündet wird und mit drei horizontalen und vertikalen, durch 1, 2 und 3 bezeichneten Strahlen brennt. Gleichzeitig entwickelt sich eine Bunsenflamme in dem dickeren Rohr und entzündet das aus der Mündung v des engeren Rohres austretende Gas. Andere kleine Flammen treten aus seitlichen Oeffnungen im unteren Teile des engeren Rohres aus und entzünden durch die Oeffnung o die Flamme des Rundrohres d. Stellt man darauf den Kanal des Hahnes senkrecht, so verlöschen die Zündflammen in den Rohren und das Gas strömt nur in das Ringrohr und den Brenner a, welcher sich bereits vor dem Zurückdrehen des Hahnes an der Zündflamme entzündet hat. Der Zufluss des Gases in das Ringrohr kann durch eine kleine seitliche Schraube in letzterem geregelt werden. Textabbildung Bd. 313, S. 31 Druck in Millimetern; Temperatur Die Vorteile dieses Brenners bestehen in der Ersparnis des stündlichen Gasverbrauches durch die Vorwärmung des Gases und dem durch die Vorwärmung des Gemenges bedungenen intensiveren Leuchten des Glühstrumpfes. Durch eine Reihe von Versuchen hat Saint-Paul das Verhältnis der Temperaturen bei Verbrennung von nicht vorgewärmtem und vorgewärmtem Gas im Bunsenbrenner festgestellt. Die beiden Diagramme zeigen das Steigen der Temperatur in beiden Fällen, und zwar das erste in Funktionen des Wasserdruckes in Millimetern, das zweite in Funktionen des stündlichen Verbrauches. Die ausgezogene Kurve zeigt das Steigen der Temperatur bei Verbrennung von kaltem, die punktierte bei vorgewärmtem Gas bei einem Verbrauch von 20 l in der Stunde. Durch Vergleich der beiden Kurven ergibt sich aus dem Unterschied der Ordinaten in diesen Diagrammen der Vorzug des vorgewärmten vor dem kalt verbrannten Gase. Textabbildung Bd. 313, S. 31 Verbrauch in Litern; Temperatur Aus dem zweiten Diagramm ersieht man, dass ein mit vorgewärmtem Gas gespeister Brenner von Saint-Paul bei einem stündlichen Verbrauch von 330 l eine Temperatur von 1766° erzeugt; es ist einleuchtend, dass bei einer derartigen Temperatur ein Auerstrumpf in eine heftigere Glut gelangen muss als bei Gebrauch von kaltem Gas. In dem städtischen Laboratorium für Gasuntersuchungen in Paris angestellte Versuche haben zu nachstehenden Ergebnissen geführt: Gasverbrauchpro Stunde HorizontaleLeuchtkraft Druckin l H.-K. Millimetern 297 20,77   70 250 24,19   70 350 24,53   70 500 37,20 150 573 59,00 197 Hierbei ist der Gasverbrauch der Heizflamme mit eingerechnet. Le Gaz. Bücherschau. Fortschritte der angewandten Elektrochemie und der Acetylenindustrie im Jahre 1898. Von Dr. Franz Peters. Mit Abbildungen. Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung (A. Kröner) in Stuttgart. 412 S. Preis geheftet 6 M. Die Ergebnisse der sich ständig mehrenden Arbeiten auf dem Gebiete der angewandten Elektrochemie und der Acetylenindustrie, die in den verschiedensten Fachjournalen und den Patentschriften aller Länder niedergelegt werden, sind in ihrer Gesamtheit nicht jedermann zugänglich; und der, dem sie es sind, muss viel Zeit darauf verwenden, sie aus ihrer Vergesellschaftung mit anderen Artikeln herauszulösen und den oft winzigen Kern in der grossen Schale zu suchen. Es erschien daher eine dankenswerte Arbeit, die mannigfaltigen Publikationen zu sammeln, je nach ihrer Bedeutung mehr oder weniger ausführlich, stets aber möglichst gedrängt auszuziehen, oder auch nur dem Titel nach anzuführen und das gesamte Material übersichtlich zu ordnen. Wo es möglich war, wurde Kritik geübt. Namentlich hielt es der Verfasser bei den Patenten für angebracht, auf den Zusammenhang mit älteren Vorschlägen hinzuweisen, wo solche ihm aufstiessen, oder den Mangel einer teilweisen oder vollständigen Neuheit der beanspruchten „Erfindung“ aufzudecken. Die deutsche und die ausländische Patent- und Journallitteratur ist in umfassender Weise berücksichtigt worden, da ein Jahresbericht vor allem danach streben muss, lückenlos zu sein. Auch das zweite Haupterfordernis, frühzeitiges Erscheinen, wurde erfüllt. Das Buch wird jedem Elektrochemiker, mag er im Laboratorium oder in der Fabrik thätig sein, eine willkommene Ergänzung der vorhandenen Fachjournale bieten. Auch der Chemiker, der auf anderen Sondergebieten arbeitet, wird manches, das ihn interessiert, in den „Fortschritten“ finden und durch sie leicht einen Ueberblick über den jetzigen Stand der angewandten Elektrochemie gewinnen können. Dem Erfinder werden die „Fortschritte“ bei der Ausgestaltung seiner Ideen manchen wertvollen Fingerzeig geben. Der Patentanwalt wird sie in vielen Fällen seiner Praxis als Nachschlagebuch kaum missen können. Elektrotechniker, Akkumulatorenwerke und Fabriken galvanischer Elemente werden durch das Studium der ersten Abschnitte des Buches manche Anregung erhalten. Acetyleninteressenten wird in den „Fortschritten“ zum erstenmal eine vollständige Zusammenstellung dessen geboten, was auf ihrem Sondergebiete im letzten Jahre geleistet worden ist. Chemische Fabriken werden manches technisch und wirtschaftlich Interessante finden. Der Hüttenmann wird das Kapitel über die Metalle nicht ohne Nutzen lesen. Galvanoplastische Anstalten werden die für sie wissenswerten Neuheiten nicht vernachlässigt sehen. Elektrotechnische Anstalten und Lieferanten für Laboratorien werden manchen neuen Apparat finden, dessen Herstellung für sie lohnend sein dürfte. Behandelt ist: A. Stromquellen. I. Primärelemente. II. Sekundärelemente. B. Anorganische Elektrochemie. I. Allgemeines. II. Metalloide. III. Karbid und Acetylen. IV. Alkali und Chlor. V. Metalle. C. Organische Elektrochemie. D. Apparatur. E. Pyroelektrochemie. F. Elektromagnetische Aufbereitung. G. Litteratur. Encyklopädie der mathematischen Wissenschaften mit Einschluss ihrer Anwendungen. Mit Unterstützung der Akademien der Wissenschaften zu München und Wien und der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, sowie unter Mitwirkung zahlreicher Fachgenossen herausgegeben von Dr. Heinr. Burkhardt, o. Professor der Mathematik an der Universität Zürich und Dr. W. Franz Meyer, o. Professor der Mathematik an der Universität Königsberg i. Pr. Erster Teil: Reine Mathematik. Erster Band: Arithmetik und Algebra. Redigiert von W. Franz Meyer. Leipzig. Druck und Verlag von B. G. Teubner. Erstes Heft 1898. S. 1 bis 112. Preis 3,40 M. Zweites Heft 1899. S. 113 bis 226. Preis 3,40 M. Inhalt des ersten Heftes: 1. Grundlagen der Arithmetik. (Die vier Grundrechnungsarten; Einführung der negativen und der gebrochenen Zahlen; Operationen dritter Stufe in formaler Hinsicht.) Von H. Schubert in Hamburg. 2. Kombinatorik. Von E. Nehto in Giessen. 3. Irrationalzahlen und Konvergenz unendlicher Prozesse. Von A. Pringsheim in München. Erster Teil: Irrationalzahlen und Grenzbegriff. Zweiter Teil: Unendliche Reihen, Produkte, Kettenbrüche und Determinanten. Inhalt des zweiten Heftes: Unendliche Reihen, Produkte, Kettenbrüche und Determinanten. 4. Theorie der gemeinen und höheren komplexen Grössen. Von E. Study in Greifswald. 5. Mengenlehre. Von A. Schönflies in Göttingen. 6. Endliche diskrete Gruppen. Von H. Burkhardt in Zürich. Das Werk erscheint in 2 Teilen bezw. 6 Bänden von zusammen etwa 240 Druckbogen; jährlich soll ein Band von etwa 40 Druckbogen in 4 bis 5 Heften herausgegeben werden. Der Inhalt soll sich nicht auf die sogen. reine Mathematik beschränken, sondern auch Anwendungen auf Mechanik, Physik u.s.w. und auch verschiedene Zweige der Technik berücksichtigen. Der Inhalt der vorliegenden beiden ersten Hefte zeichnet sich durch sorgfältige Litteraturangaben aus. Das Gesetz betreffend die elektrischen Masseinheiten und seine technische und wirtschaftliche Bedeutung. Von Dr. W. Kohlrausch, Geh. Regierungsrat und Professor an der Technischen Hochschule zu Hannover. 1899. Berlin, Julius Springer. München, E. Oldenbourg. 94 S. Preis 2 M. Diese Abhandlung bezweckt, die deutsche elektrotechnische Industrie und die sonst interessierten Kreise auf die grosse technische und wirtschaftliche Bedeutung des Gesetzes vom 30. April 1898 hinzuweisen, die bisherigen einschlägigen Bestimmungen und Gesetze zu erläutern und im Anschluss daran die Fragen zu erörtern, welche bei der weiteren Ausarbeitung des Elektrizitätsgesetzes zu lösen sein werden. Dauerbrand-Bogenlampen. Eine leichtfassliche Betrachtung über Bogenlampen und Dauerbrandlampen mit langer Brenndauer im besonderen, sowie deren Verhältnisse zu einander. Von Joseph Rosemeyer, Elektrotechniker in Lingen a. d. Ems. Mit 41 Abbildungen. Leipzig. Verlag von Oskar Leiner 1899. 78 S. Preis 2 M. Die Bogenlampe mit abgeschlossenem Lichtbogen bedeutet ohne Zweifel, durch die so erzielte längere Brenndauer, das ruhigere schöne Licht und die gleichmässigere Verteilung desselben, einen grossen Fortschritt in der elektrischen Beleuchtungstechnik. Durch Unkenntnis oder Gegeninteressen sind die Ansichten über den wirklichen Wert der Dauerbrandlampe untergraben, weshalb der Verfasser sich die Aufgabe stellte, auf Grund seiner eingehenden Versuche in Dauerbrandlampenfabriken, unter Berücksichtigung aller, zum guten Verständnis beitragenden Mitteilungen, diese Ansichten zu klären und den Lesern dieses kleinen Buches selbst ein Urteil über diese neue Bogenlampentype zu ermöglichen. Meyer's Handatlas. Zweite, neubearbeitete und vermehrte Auflage mit 112 Kartenblättern, 9 Textbeilagen und Register aller auf den Karten verzeichneten Namen. 38 Lieferungen zu je 30 Pf. (Gesamtpreis 11,40 M.). Leipzig und Wien. Verlag des Bibliographischen Instituts 1899. Heft 1 bis 8. Das neue Kartenwerk empfiehlt sich für Schule und Haus in demselben Masse, in welchem es für jeden unentbehrlich ist, der für alle aufsteigenden geographischen Fragen ein zuverlässiges Hilfsmittel bequem zur Hand haben will. Die Karten der vorliegenden Hefte lassen nicht nur eine umsichtige, fachmännische Bearbeitung erkennen, die den weitgehenden Ansprüchen an einen modernen Atlas vollkommen Rechnung trägt, sondern sie stellen auch der Leistungsfähigkeit der Verlagshandlung in Bezug auf die mit grösster Sorgfalt und Peinlichkeit durchgeführte graphische Herstellung ein treffliches Zeugnis aus. Technologie der Schlosserei von Julius Hoch, Lehrer an der königl. sächsischen Baugewerkschule mit Tiefbauschule in Zittau. Erster Teil: Beschläge, Schlosskonstruktionen und Geldschrankbau. 446 S. mit 256 Abbildungen. Geb. 6 M. Zweiter Teil: Die Bauschlosserei. 432 S. mit 288 Abbildungen. Geb. 6 M. Leipzig. Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber. Die Technologie der Schlosserei behandelt das umfangreiche Gebiet der Schlosserei in der Weise, dass sich der erste Teil mit den Beschlägen, den Schlosskonstruktionen und dem Geldschrankbau beschäftigt, während der zweite Teil der Bauschlosserei, insbesondere den Eisenkonstruktionen gewidmet ist. Ein demnächst erscheinender dritter Teil soll hauptsächlich die Kunstschlosserei und die Verschönerungsarbeiten des Eisens enthalten und für einfache stilvolle Entwürfe Grundlagen schaffen. Bei der grossen Zahl der zu berücksichtigenden Neuigkeiten wurde darauf grosser Wert gelegt, von den Vertretern der einzelnen Gruppen jedesmal besonders charakteristische Beispiele anzuführen und zu beschreiben. Der ganze Stoff ist systematisch gegliedert, so dass es verhältnismässig leicht ist, sich nicht nur einen Ueberblick über das ganze Gebiet zu verschaffen, sondern auch schnell jene Kapitel herauszufinden. Den zur Erläuterung des Textes dienenden Abbildungen, unter denen sich zahlreiche Originalzeichnungen befinden, wurde ganz besondere Sorgfalt geschenkt, um das Buch auch nach dieser Richtung hin möglichst brauchbar zu gestalten. Grundzüge der Photographie von Dr. A. Miethe. II. Auflage. Halle a. S. 1899. Wilhelm Knapp. 93 S. mit 31 Abbildungen. Preis 1 M. Die verbesserte zweite Auflage dieser kleinen Schrift kann besonders den jüngeren Amateurphotographen empfohlen werden.