Titel: Kleinere Mitteilungen.
Fundstelle: Band 313, Jahrgang 1899, Miszellen, S. 64
Download: XML
Kleinere Mitteilungen. Kleinere Mitteilungen. 71. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in München vom 17. bis 23. September 1899. Nach dem nunmehr in seinen Einzelheiten festgestellten Programm werden zwei allgemeine Sitzungen im königl. Hoftheater stattfinden. In der ersten Sitzung (Montag, den 18. September) werden folgende Vorträge gehalten: Prof. Dr. Fridtjof Nansen „Meine Forschungsreise nach der Nordpolregion und deren Ergebnisse“; Prof. Dr. v. Bergmann-Berlin „Die Errungenschaften der Radiographie für die Behandlung chirurgischer Krankheiten“ und Prof. Dr. Förster-Berlin „Die Wandlung des astronomischen Weltbildes seit einem Jahrhundert“. In der zweiten allgemeinen Sitzung (Freitag, den 22. September) werden Vorträge halten Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Birch-Hirschfeld-Leipzig über das Thema „Wissenschaft und Heilkunst“; Geheimrat Prof. Dr. Boltzmann-Wien über „Den Entwickelungsgang der Methoden der theoretischen Physik in der neueren Zeit“ und Prof. Dr. Klemperer-Berlin über „Justus von Liebig und die Medizin“. Die wissenschaftliche Spezialarbeit liegt in den Abteilungen, deren 37 gebildet werden, und zwar 17 naturwissenschaftliche und 20 medizinische. Die Abteilungen werden teilweise gesondert tagen, teilweise werden sich einzelne verwandte Abteilungen zu gemeinschaftlichen Sitzungen zusammenfinden. Ausserdem halten sowohl die naturwissenschaftliche wie die medizinische Hauptgruppe je eine gemeinschaftliche Sitzung ab. In der gemeinschaftlichen Sitzung der naturwissenschaftlichen Hauptgruppe wird Prof. Dr. Chun-Leipzig Erläuterungen zu seiner Ausstellung der Ergebnisse der deutschen Tiefseeexpedition geben. Ausserdem wird von den Herren Prof. Dr. Bauschinger-Berlin, Prof. Dr. Mehmke-Stuttgart und Prof. Schülke-Osterode berichtet werden über „Die Frage der Dezimalteilung von Zeit und Kreisumfang“, ein Thema, welches auch auf dem mit der Pariser Weltausstellung 1900 verbundenen Kongress behandelt wird. In der gemeinschaftlichen Sitzung der medizinischen Hauptgruppe werden die Herren Geheimrat Prof. Dr. Marchand-Marburg und Prof. Dr. Rabl-Prag über „Die Stellung der pathologischen Anatomie und allgemeinen Pathologie zur Entwicklungsgeschichte, speziell zur Keimblattlehre“ referieren. Aus der grossen Zahl der angemeldeten Vorträge führen wir hier nur diejenigen der vierten Abteilung: Angewandte Mathematik und Physik (Ingenieurwissenschaften) an: 1. Brauer-Karlsruhe: Ueber die Ursachen des Klemmens von Maschinenteilen. (Thema aus der Kinematik.) 2. A. Föppl-München: Die Abhängigkeit der Bruchgefahr von der Art des Spannungszustandes. 3. Ph. Forchheimer-Graz: Grundwasserbewegung. 4. M. Grübler-Charlottenburg: Ringspannungen und Zugfestigkeit. 5. C. v. Linde-München: Ueber die Verwendbarkeit der flüssigen Luft in der Technik. 6. H. Lorenz-Halle a. S.: Ueber den Ungleichförmigkeitsgrad von Dampfmaschinen. 7. L. Prandtl-München: Die Biegungselastizität gekrümmter Stäbe nach der strengen Elastizitätstheorie. 8. Recknagel-Augsburg: Die Verteilung der Geschwindigkeit einer Luftströmung über dem Querschnitt des Rohres. In der gemeinschaftlichen Sitzung der Abteilungen 3 (Physik) und 4 (Angewandte Mathematik und Physik) finden Besprechungen statt über die experimentellen Grundlagen der Thermodynamik: 1. Wärmeeinheit. Referent: Warburg-Berlin. 2. Daten, welche die Eigenschaften der Gase und Dämpfe bestimmen, insbesondere spezifische Wärme, latente Wärme und Dichte. Referent: R. Mollier-Dresden. Verhalten des Kautschuks gegen verschiedene Gase. Wie d'Arsonval der französischen Akademie am 26. Juni d. J. mitteilte, zeigt sich der Kautschuk den verschiedenen, gewöhnlich und in Massen auftretenden Gasen gegenüber in verschiedenem Grade durchlässig, was bei der reichlichen Verwendung von Gummiwaren in den Gewerben wohl berücksichtigt werden sollte. Für die drei in unserer Atmosphäre enthaltenen Gasen: Stickstoff, Sauerstoff und Kohlensäure steigert sich diese Durchlässigkeit in der Reihenfolge ihrer Aufzählung. Demnach wird Stickstoff am längsten durch Kautschuk zurückgehalten; infolgedessen sammelt sich in pneumatischen Fahrradreifen, die den Sauerstoff leichter entwischen lassen, bei wiederholtem oder andauerndem Nachpumpen von Luft der Stickstoff an und der Radfahrer, der seine „Pneumatiks“ möglichst lange in prallem Zustande sehen will, wird für deren an Stickstoff reiche Füllung sorgen müssen. Ungemein gross aber ist die Durchlässigkeit des Kautschuks für Kohlensäuregas, von dem er auch ungeheure Mengen zu absorbieren im stände ist. Ein in unter einem Drucke von 1 bis 50 at stehendes Kohlensäuregas getauchtes Stück eines Gummischlauches schwoll auf das 10- bis 12fache seines ursprünglichen Volumens auf, wobei es zugleich schleimiger wurde und an Elastizität verlor; es gab aber diese Kohlensäure, an der Luft belassen, unter Knistern und allmählich auch verhältnismässig schnell ab, nämlich im Lauf von etwa einer Stunde, und gewann das frühere Aussehen und Verhalten wieder. Diese festgestellte, ungemeine Durchlässigkeit des Kautschuks für Kohlensäuregas droht Verluste zu bringen in allen den Fällen, wo, wie bei Mineralwasser- und Bierausschankapparaten, Kohlensäure durch Gummischläuche oder auch nur durch zur Verbindung dienende Stücke von solchen geleitet wird; auch macht sie die Zweckdienlichkeit der Gummiringe und -platten beim Flaschenverschlusse Kohlensäure entwickelnder Flüssigkeiten verdächtig. O. L. Bücherschau. Die Bewertung des Thomas-Schlackenmehles. Von Dr. F. W. Dafert und O. Reitmair. Mit 2 Tafeln. Wien, Pest und Leipzig. A. Hartleben's Verlag. 2 Bogen Gr.-Oktav. Geh. 60 kr. = 1 M. Die Verfasser erbringen an der Hand von Vegetationsversuchen, sowie gestützt auf ältere Feldversuche und auf die Arbeiten Paul Wagner's den Nachweis, dass sich die Citratlöslichkeit und Citronensäurelöslichkeit nicht mit der praktischen Düngewirkung der Thomas-Schlacke deckt. Letztere läuft vielmehr dem Gesamtphosphorsäuregehalte ungefähr parallel. Die Löslichkeit in verdünnten Säuren ist nur ein Anhaltspunkt für die Qualität der Schlacke, Schnelligkeit der Wirkung u.s.w. Thomas-Schlacke soll in Zukunft, wie vor Jahren, nach ihrem Gehalte an Gesamtphosphorsäure gehandelt, aber statt des alten „Feinmehlgehaltes“ ein bestimmter Grad von „Löslichkeit“ gefordert werden. Als Mass der Löslichkeit empfehlen Verfasser die 5%ige Ameisensäure, in welcher sich mindestens 90% der Gesamtphosphorsäure lösen müssen. Pauls Tabellen der Elektrotechnik. Zum praktischen Gebrauch für Techniker, Werkmeister, Monteure, Werkstattarbeiter, Maschinisten. Zweite vermehrte Auflage, bearbeitet von Ingenieur Gustav Wilhelm Meyer, Berlin. Leipzig. Verlag von Oskar Leiner. Geb. 1,40 M. Das kleine Werk enthält eine Anzahl Tabellen, welche bei der Projektierung und praktischen Ausführung elektrotechnischer Anlagen von Nutzen sein werden. Die beigegebenen, den Techniker und vorgebildeten Monteur orientierenden Erläuterungen werden freilich dem Werkstattarbeiter grundlegende Vorkenntnisse nicht ersetzen können. Vergeblich sucht man seltsamerweise die Belastungsskala für Kupferleitungsdrähte nach den Vorschriften des Verbandes deutscher Elektrotechniker. Une excursion électrotechnique en Suisse par les élèves de l'école supérieure d'électricité, avec une préface de P. Janet, Directeur de l'école supérieure d'électricité. Paris 1899. Gauthier-Villars. Preis 2,75 Frcs.