Titel: [Kleinere Mitteilungen.]
Fundstelle: Band 319, Jahrgang 1904, S. 31
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[Kleinere Mitteilungen.] [Kleinere Mitteilungen.] Bei der Redaktion eingegangene Bücher. Kesselhaus- und Kalkofen-Kontrolle. Auf Grund gasometrischer, kaloriemetrischer usw. Untersuchungen. Für Ingenieure, Techniker und Chemiker, sowie für technische Lehranstalten. Mit 30 Abbildungen. Von Dr. J. Seyffart. Zweite bedeutend vermehrte Auflage. Magdeburg und Wien 1904, Schallehn und Wollbrück. Preis geb. 8 Mk. Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik für das Jahr 1903. Unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner. Herausgegeben von Hofrat Dr. Josef Maria Eder, Direktor der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, o.-ö. Professor an der k. k. Technischen Hochschule in Wien. Siebzehnter Jahrgang. Mit 220 Abbildungen im Texte und 27 Kunstbeilagen. Halle a. S. 1903. Wilh. Knapp. Preis 8 Mk. Diagrammes & Surfaces Thermodynamiques. Par J. W. Gibbs. Traduction de M. G. Roy, chef des travaux de physique à l'Université de Dijon. Avec une Introduction de M. B. Brunhes,professeur à l'Université de Clermont. Série Physico-Mathématique Scientia. C. Naud, éditeur, 3 rue Racine Paris. Preis geb. 2 Frcs. L'Electricité dans les Mines en Europe. Von Emile Guarini. Traduit de „The Engineering Magazine“. 30 photographies dans le texte. Librairie Scientifique et Industrielle. Bruxelles, Ramlot Frères et Soeurs, 25 rue Grétry. Preis geh. 5 Frcs. Die Sicherung des Zugverkehres auf den Eisenbahnen. Ein Lehrbuch zum Gebrauche an den k. k. Oesterr. Techn. Hochschulen und zum Selbststudium. Von Martin Boda, Honorardozent an der k. k. Böhm. Techn. Hochschule zu Prag und Oberingenieur i. R. I. Teil: Die Sicherung des Zugverkehres auf der Strecke oder das Fahren in Raumdistanz. Mit 141 Abbildungen. Preis geh. 10 Mk. II. Teil: Die Sicherung des Zugverkehres in den Stationen und bei Bahnabzweigungen auf der Strecke. Mit 299 Abbildungen. Prag, Wiesner. Preis geh. 20 Mk. Bücherschau. „Die Eisenbahntechnik der Gegenwart“, herausgegeben von Blum, v. Bornes, Barkhausen. 1. Band: Eisenbahnmaschinenwesen; 1. Abschnitt: Eisenbahn-Betriebsmittel; 1. Teil: Die Lokomotiven, zweite umgearbeitete Auflage. Wiesbaden 1903. C. W. Kreidel. Die Entwicklung einzelner Zweige der Technik, besonders aber des Eisenbahnwesens und in diesem wieder des Lokomotivbaues, ist in den letzten Jahren eine so rasche, ja stürmische geworden, dass schon während der Abfassung und Drucklegung eines Werkes gewisse Teile seines Inhalts wieder zu veralten beginnen, ohne freilich sofort ihren Wert zu verlieren. So hat auch die im Jahre 1896 erschienene erste Auflage des vorliegenden Werkes bereits nach sieben Jahren der völlig umgearbeiteten Platz machen müssen. Dadurch ist dem dringenden Bedürfnis derjenigen abgeholfen, welche mit den Fortschritten der Lokomotivtechnik auf dem Laufenden zu bleiben beabsichtigen; wer mit dieser Fühlung halten will, kann sich mit der blossen Kenntnis „des ruhenden Pols in der Erscheinungen Flucht“ nicht begnügen, sondern für ihn sind gerade diese Erscheinungen das Massgebende. In dieser zweiten Auflage ist das Veraltete gründlich ausgemerzt, das Neue um so eingehender behandelt, und nach Wegfall gewisser Kapitel (z.B. über Zahnrad- und Kleinbahnlokomotiven), welche andern Bänden des grossen Werkes zugewiesen sind, sind dafür Erfahrungen und Fortschritte der letzten Zeit aufgenommen worden, so dass ein nach allen Seiten hin brauchbares Handbuch entstanden ist. Abgesehen davon, dass sich an der Arbeit die hervorragendsten Eisenbahnfachmänner von Deutschland und Oesterreich beteiligt haben, so dass das Werk auf strenge Gründlichkeit und unübertroffene Sachkenntnis Anspruch erheben muss, ist als Vorzug noch die Klarheit, Uebersicht und Knappheit der Darstellung hervorzuheben, bei welcher die Praxis sämtlicher in Betracht kommenden Länder diesseits und jenseits des Ozeans zu Rat gezogen ist. Geht man auf den Inhalt des umfangreichen (520 Seiten) ersten Teiles ein, so ist zu erwähnen: Das erste Kapitel enthält die kurzgefassten, teils mit Typenskizzen, teils mit Photographien ausgestatteten Beschreibungen von 78 Lokomotiven jeder Gattung aus allen Ländern, teils Normalien, teils allerneueste Muster, wozu besonders die Pariser Ausstellung 1900 Beiträge geliefert hat. Da diese Beispiele zum grössten Teil höchstens zehn Jahre alt sind, und sich eine Anzahl Tabellen über Masse und Verhältnisse denselben anschliesst, so gewinnt man ein klares Bild von der Bauart der Lokomotive der Gegenwart und nächsten Zukunft. Im zweiten Kapitel wird die Leistungsfähigkeit der Lokomotive abgehandelt, und zwar wird zuerst die zur Zugförderung erforderliche Leistung aus den Zugwiderständen, zu deren Berechnung auch die neuesten Untersuchungen von Frank herangezogen sind, hierauf die verfügbare Kesselleistung bestimmt; zur Ermittlung der letztern sind die Ergebnisse einer grossen Zahl von Versuchen im Betrieb tabellarisch und graphisch zusammengestellt. Daran schliesst sich die Berechnung der Hauptabmessungen der Lokomotive und sechs Beispiele zeigen die Anwendungder Formeln und Regeln. Mit einem kurzen Abschnitt über Wasser- und Heizstoffverbrauch schliesst dieses Kapitel. Im dritten Kapitel wird der Lauf der Fahrzeuge in gerader und gekrümmter Bahn untersucht; es wird die Wirkung der Federgehänge bestimmt und die Einstellung der Lenkachsen und Drehgestelle erörtert. In grundlegender Weise werden die Massen Wirkungen, d.h. die „störenden Bewegungen“ der Lokomotive, und das „Schlingern“ und die Mittel zur Abhilfe behandelt. Gerade die dynamischen Vorgänge der Massenschwingungen sind auch in fachmännischen Kreisen, besonders im Ausland, oft ein Gegenstand falscher oder unklarer Vorstellungen, in welchen diese Arbeit nun volles Licht zu bringen geeignet ist. Die drei ersten Kapitel sind von v. Borries bearbeitet. In gleich eingehender Weise behandelt das vierte Kapitel (Verfasser: Courtin, Karlsruhe) den Kessel nebst Zubehör: Zuerst werden die Leistungsvorgänge im Kessel untersucht nebst allen die Güte der Wirkung beeinflussenden Umständen; dann folgt die Beschreibung einer grossen Anzahl moderner Kessel aller Systeme, erläutert durch eine Menge klarer Schnittzeichnungen, im ganzen wie in den Einzelheiten so vollständig als möglich: endlich Angaben über den Baustoff der Kessel und die darauf bezüglichen Vorschriften. Das fünfte Kapitel (Verfasser: Gölsdorf) umfasst mit dem Titel „Laufwerk“ die Konstruktion der Räder und Achsen, Rahmen. Achslager, Federn, beweglichen Laufachsen und Drehgestelle. Wie überall, sind auch die modernsten Beispiele aus der Praxis angeführt. Daran schliesst sich ein sehr umfangreiches Kapitel (Verfasser: Leitzmann und v. Borries) über das Triebwerk. Der Besprechung der allgemeinen heute üblichen Anordnungen mir zwei, drei und vier Zylindern folgt die Zusammenstellung derdet kurvenbeweglichen Triebwerke aller Art: Hagans, Klose, Klien–Lindner, Helmholtz; dann ebenso eingehend diejenige der Steuerungen sämtlicher Systeme, nach Konstruktion und Wirkungsweise. Sämtliche Triebwerksteile vom grössten bis zum kleinsten, vom Dampfzylinder bis zum einfachsten Schmiergefäss herab, werden besprochen und in ihren bewährtesten Mustern vorgeführt. In einem besondern Abschnitt folgt die Theorie der Umsteuerungen, meistens graphisch entwickelt und an einer Menge von Musterbeispielen angewendet. Einen weiteren Abschnitt verlangt die Berechnung der Kraftübertragung am Triebrad und der Massenwirkungen; wertvoll ist die fortwährende Bezugnahme auf praktische Erfahrungen, Versuchsergebnisse, aufgenommene Diagramme usw., so dass der „grauen“ Theorie wirklich nicht zu viel Tummelplatz angewiesen ist, und jeder theoretischen Ableitung zur Erhärtung sogleich auch das Ergebnis des Betriebs auf dem Fusse folgt. Endlich macht den Schluss die Berechnung der Gegengewichte, an Hand der oben erwähnten Forschungen von v. Borries bearbeitet. Nach diesen Arbeiten über die Lokomotive im allgemeinen wendet sich das Werk der Verbundlokomotive im besondern zu, deren Geschichte nun ebenfalls, im Gegensatz zur ersten Auflage, nicht mehr berührt wird und auch tatsächlich für den Zweck des Buches ganz belanglos ist. Dieses siebente Kapitel (Verfasser Brückmann) untersucht zuerst sowohl theoretisch wie praktisch die Grösse und Ursache der Dampfersparnis gegenüber der Zwillingsmaschine; ebenso werden die zur Berechnung der Verbundmaschine erforderlichen Regeln abgeleitet; die Ergebnisse sind ebenso gründlich wissenschaftlich als für das Berechnen brauchbar. Dann wird die Ausführung der Verbundmaschine namentlich in bezug auf die Steuerung, an Hand einer Reihe von Mustern nachgewiesen, welche schematisch und tabellarisch dargestellt sind, und endlich folgt die Zusammenstellung der vielen Anfahr- und Wechselvorrichtungen, welche heute im Gebrauch sind, ein endloses Gebiet, das aber für die Dampflokomotive von grosser Bedeutung ist, wenn es sich darum handelt, Leistungsfähigkeit und Sparsamkeit zu verbinden mit Bequemlichkeit für die Mannschaft und geringen Unterhaltungskosten. Den Schluss macht die Uebersicht über die verschiedenen Bauarten der Verbundlokomotive, ebenfalls ausreichend mit Beispielen aus der Neuzeit ausgestattet. In ähnlicher Weise behandelt (Patté, Hannover) das achte Kapitel, welches neu eingeschoben werden musste, die Heissdampflokomotive, nämlich die Theorie der Vorzüge des Heissdampfes, dann die Bauart von Ueberhitzer und Dampfmaschine, endlich Betriebsergebnisse, Vergleiche und Folgerungen. Das neunte, ausgedehnte Kapitel (Verfasser: Gölsdorf) befasst sich mit der Ausrüstung der Lokomotive: Kesselbekleidung, Führerstand, Regler, Strahlpumpen, Sicherheitsventile, Schmierung, Sander, Bremse, dann mit der Bauart und den Einzelteilen des Tenders und seiner Ausrüstung. Ende gut, alles gut: Das zehnte, sehr brauchbare Kapitel, zusammengestellt von v. Borries, enthält die teils amtlichen, teils technischen Vorschriften über den Bau der Lokomotiven und Tender, welche teils zur Sicherung, teils zur Erleichterung des Verkehrs geschaffen sind. Der Konstrukteur kann während der Arbeit nun alles für ihn Wissenswerte rasch hier finden, was sonst in einer Masse von Verordnungen zerstreut war, so dass auch in dieser Hinsicht ihn das Handbuch nicht im Stich lässt. Zu tadeln ist an dem Werk im wesentlichen fast gar nichts, im unwesentlichen nicht viel. Anzuerkennen ist die Verdeutschung überflüssiger Fremdwörter, aber man kann des guten hierin auch zu viel tun, besonders da der Streit über das „Ueberflüssige“ noch nicht entschieden ist. Zum internationalen Gemeingut gewordene technische Ausdrücke würde ich wenigstens dann nicht übersetzen, wenn das deutsche Wort plump oder vielsilbig ausfällt, oder wenn für ein Fremdwort mehrere deutsche Worte möglich sind, welche verschiedene Bedeutung besitzen, so dass der fremdsprachliche Begriff seine besondere Bedeutung im Deutschen verliert. So wird z.B. das Wort „Kompression“ hiervon betroffen, wofür noch besser „Druckzunahme“ gesagt wird als „Zusammendrückung“; ähnliche Bedenken macht die Uebersetzung von „Vacuum“ mit „Druckminderung“, und von „Injektor“ mit „Strahlpumpe“ (der Injektor ist eine besondere Art von Strahlpumpen, im Gegensatz zum Ejektor; unter den Begriff „Strahlpumpe gehört auch das Blasrohr, der Ejektor der Luftsaugebremsen und der Oelzerstäuber). Im Gegensatz zu diesem Bestreben steht stellenweise die Rechtschreibung in dem Buche; schon auf dem Titelblatt bemerkt man die bereits seit 20 Jahren verpönte Schreibweise „Theil“, „Rath“ usw. und diese Schreibweise ist durchweg beibehalten. Ausdrücke, welche nicht andern mit Hilfe des Gleichheitszeichens gleichgesetzt sind, können füglich als „Gleichungen“ nicht bezeichnet werden, wie dies z.B. mit „Gleichung“ 15) 16) 18) 19) der Fall ist. Sachlich ist endlich zu beanstanden, dass im dritten Kapitel die Lastverteilung und ihre Berechnung nicht berührt wird; dass im achten Kapitel nirgends von dem mitgerissenen Wasser geredet wird, dem Schmerzenskind jeder Ueberhitzerberechnung, und dass auch kein Beispiel zur Berechnung einer Heissdampflokomotive gezeigt ist. Diese beiden Uebelstände werden sicher von jedem Lernenden empfunden. Im neunten Kapitel ist die vorzügliche amerikanische Kopflaterne mit elektrischem Scheinwerfer, dessen Dynamo von einer Dampfturbine getrieben wird, völlig übergangen. Schliesslich muss aber hervorgehoben werden, dass diese Mängel, welche die nächste Auflage vermeiden wird, den Wert des Buches nur in geringer Weise beeinträchtigen und dass dasselbe nicht nur an Inhalt, sondern auch an Ausstattung (Papier, Druck und Zeichnungen) der ersten Auflage weit überlegen ist, die in bezug auf äusserliche Feinheit etwas zu kurz gekommen war. Es kann daher im grossen Ganzen nur das beste Urteil gefällt und das Buch für den Gebrauch beim Selbstunterricht, beim Vortrag, und vornehmlich im Konstruktionssaal warm empfohlen werden. M. Richter. Leo Königsberger:Hermann von Helmholtz. 3 Bände. Braunschweig, 1902–1903. Friedrich Vieweg & Sohn. H. ist unstreitig der grösste und umfassendste Geist gewesen, den die Welt seit Leibnitz gesehen hat. Es ist deshalbdie Arbeit Königsbergers mit grosser Freude zu begrüssen, uns sein Leben zu schildern und seine Arbeiten kennen zu lernen. Wir sehen mit Bewunderung die Entwicklung von dem, allerdings physikalischen Arbeiten zugeneigten Mediziner bis zum Mathematiker und Philosophen sich vollziehen, indem K mit grosser Genauigkeit und Objektivität den Inhalt der vielseitigen Arbeiten in historischer Reihenfolge angibt, vermehrt um viele Notizen, welche noch nicht veröffentlicht worden sind. Die Ausführlichkeit dieser Inhaltsangabe ist so gross, dass die das Leben H.s betreffenden Angaben dagegen fast verschwinden, und es wäre deshalb, da auch im Inhaltsverzeichnis fast nur die Arbeiten aufgeführt sind, vielleicht ganz angebracht gewesen, wenn die Einteilung der Biographie, durch Inhaltsangabe am Kopfe der Seiten, etwas deutlicher gemacht wäre. Das Interesse für den Lebenslauf und den Entwicklungsgang v. H.s wird bei vielen Lesern von D. p. J. jedenfalls noch gehoben, wenn sie sehen, wie der doch rein theoretischen Forschungen zugeneigte über die Technik dachte. Diese Anschauungen finden sich in einem Brief an seinen Bruder Otto, jetzt Direktor der Rheinischen Stahlwerke, Ruhrort, als dieser trotz Abratens vieler Freunde der Familie und gegen den Wunsch seines Vaters das Gewerbeinstitut, die jetzige Techn. Hochschule in Berlin besuchen wollte. Helmholtz schrieb ihm: „Was den Streit über „Handwerk“ und „nicht Handwerk“ betrifft, so sehe ich aus Deiner Darstellung, dass Du die Sache keineswegs so auffasst, dass ich auf die Seite R.s und seiner gelehrten Verachtung der banausischen Beschäftigung treten müsste. Der Wert des Arbeitens hängt nicht von dem Material, was man bearbeitet, ab, ob es unorganische Materie oder Geistesprodukte seien, sondern von der Grösse der geistigen Kraft, mit der es bearbeitet wird, und davon, ob die Arbeit nur den Zweck des Lebensunterhaltes habe oder ob sie Sache des freien geistigen Interesses sei. Wer so arbeitet, wie er es von seinem Lehrer oder Meister einmal zu machen gelernt hat, und nur beabsichtigt, dadurch die Mittel für seine Subsistenz oder sein Vergnügen zu erlangen, der wird durch das Maschinenmässige der Arbeit geistig abgetötet, wer aber aus Lust an der Sache arbeitet und demzufolge strebt, die Sache zu fördern, der wird durch die Arbeit veredelt, welche es auch sein mag.“ Der in diesem Brief zum Ausdruck kommenden Achtung vor der Technik ist H. auch treu geblieben: während sein, auf dem Gebiete des Vaters arbeitender Sohn Robert leider zu früh sterben musste, ist sein Sohn Richard der bekannte Oberingenieur in der Lokomotivfabrik von Krauss & Co. in München. Dr. K Schreber. Dr. Josef Petzvals Leben und Verdienste. Von Dr. Erményi. Halle a. S. Wilh. Knapp. Wenn angesichts der gewaltigen Fortschritte der photographischen Technik und der mit ihr gleichen Schritt haltenden optischen Technik eines Mannes gedacht wird, der hieran hervorragenden Anteil hat, dessen Wirken aber sonderbarer Weise nur ganz eingeweihten Kreisen bekannt ist, so ist dies nicht nur ein Akt der Pietät, sondern auch der historischen Gerechtigkeit. Dr. Josef Petzval kann recht eigentlich als der Vater des photographischen Objektivs bezeichnethezeichnet werden, indem er der erste war, welchem es gelang, die Camera obscura zu einem photographischen Apparat umzugestalten, der nicht nur in bezug auf Lichtstärke, sondern auch in bezug auf Korrektheit der Bilder für damalige Zeit Erstaunliches leistete, so dass noch bis auf heute das Petzvalsche Portraitobjektiv fast unverändert beibehalten worden ist, an dem erst in allerjüngster Zeit wesentliche Verbesserungen zu verzeichnen sind. Dieser Erfolg war das Resultat von eingehenden umfangreichen Rechnungen und zeigt deutlich, wie fruchtbringend die richtig angewendete Theorie für das Gebiet der Praxis werden kann. Leider war es dem anspruchslosen Gelehrten nicht vergönnt, die Früchte seiner Arbeit zu ernten. Seine Verbindung mit Voigtländer, bei der er wohl unvorsichtigerweise seine Rechte nicht genügend gewahrt hatte, führte bald zum Bruch. Seine hierauf angeknüpften Verbindungen mit dem Wiener Optiker Waibl und später mit Dietzler litten teils unter der Konkurrenz von Voigtländer, die er sich selbst gross gezogen hatte, teils hatten sie auch, infolge der geschäftlichen Unkenntnis seiner Mitarbeiter, nicht den Erfolg, welchen sie verdienten. Deshalb wandte er sich bald anderen Aufgaben zu, zu denen ihn sein umfangreiches Wissen und seine vielseitige Begabung befähigten. Die vorliegende Broschüre gibt ein recht interessantes Lebensbild dieses Mannes und einen Ueberblick über seine Werke, eines Gelehrten, dessen Name in der photographischen Technik einen hervorragenden Platz einzunehmen berechtigt ist und dem ein dankbares Andenken zu bewahren auch für weitere Kreise Pflicht ist. Dr. K.