Titel: Kleinere Mitteilungen.
Fundstelle: Band 319, Jahrgang 1904, Miszellen, S. 560
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Kleinere Mitteilungen. Kleinere Mitteilungen. Ein neues Bremsdynamometer. Textabbildung Bd. 319, S. 560 Fig. 1. Leistungen in PS. Textabbildung Bd. 319, S. 560 Fig. 2. Umdrehungen in der Minute. Als dynamometrische Mühle wird ein von Ch. Renard erfundener Apparat bezeichnet, der in Revue industrielle vom 14. Mai 1904 beschrieben wird, und dazu dient, die Leistung und den Wirkungsgrad von Motoren hoher Umdrehungszahl zu bestimmen. Derselbe besteht, (Fig. 1) aus einem Stab von Eschenholz, auf welchem zwei quadratische Platten von Alumiumblech symmetrisch zur Achse A A' befestigt sind. Diese Platten können auf dem Stabe verschoben und ihre Stellung kann von einer Skala abgelesen werden. Vermittels einer Hülse wird der Stab auf die Motorachse aufgeschoben und verbolzt. Die Aluminiumplatten rufen bei der Drehung einen bedeutendem Luftwiderstand hervor, der, wie Versuche gezeigt haben, proportional dem Quadrate der Winkelgeschwindigkeit der Platten ist. Bezeichnet a das Gewicht der Luft in kg/cbm, M das Drehungsmoment in Kgm, N die Tourenzahl f. d. min. und Km eine empirische Konstante, so soll sein: M=a\,Km\,\left(\frac{N}{1000}\right)^2 Die Leistung in Kgm ist: T=a\,Kt\,\left(\frac{N}{1000}\right)^2 Die Koeffizienten Km und Kt sind durch die Gleichung verbunden: K_t=\frac{100\,\pi}{3}\,Km=104,77\,Km Der Koeffizient Km wurde mit Hilfe einer dynamometrischen Wage genau bestimmt. Wie man sieht, erhält man nach Bestimmung der Konstantedie Leistung in Kgm aus der Tourenzahl, so dass man nur diese zu bestimmen braucht, um sofort die Leistung des Motors zu kennen. Ein registrierendes Tachometer gestattet also ohne weiteres die Leistung des Motors zu registrieren. Der Apparat ist nicht der Erwärmung ausgesetzt, da die bewegten Luftmengen fortwährend erneuert werden, was ein nicht zu unterschätzender Vorteil für lange währende Untersuchungen über die Leistungsfähigkeit eines Motors ist. Schon verhältnismässig kleine Apparate gestatten die Untersuchung von Motoren grosser Leistungsfähigkeit, so z.B. soll eine Mühle für 20 PS nur 2 kg wiegen. Für den praktischen Gebrauch konstruierte Renard eine Anzahl solcher geometrisch ähnlicher Mühlen, deren Grösse durch eine Ziffer bestimmt ist, die ihr Modul genannt wird. Dieser Modul ist die Entfernung der Bolzenlöcher des Stabes von einander in cm. Die Länge des Stabes ist gleich 24 Moduln; die Stellung der Platten wird durch ihre Entfernung von der Achse in Moduln ausgedrückt. Jeder Modul hat ein Gebrauchsdiagramm, in welches die Parabeln eingetragen sind, welche die Leistung in Pferden D als Funktion der Tourenzahl N für die verschiedenen Plattenstellungen ergeben. Ein solches Diagramm zeigt Fig. 2. Es ist begrenzt durch ein Polygon A, B, C, D, E. Der Seite B, C entspricht die äusserste Umfangsgeschwindigkeit des Stabes, die auf 100 m/sek. festgesetzt ist; die Seite AB ist die Kurve gleicher Spannung des Stabes; deren Höchstwert auf rund 100 kg/qcm berechnet ist: AE ist die der äussersten Plattenstellung, D C die dem Stabe ohne Platten entsprechende Parabel. Jede Kombination von N und D, welche einen Punkt innerhalb dieses Polygons ergibt, entspricht einer mit der Mühle dieses Moduls erreichbaren Leistung. Der Erfinder verspricht sich die hauptsächlichsten Erfolgs dieses neuen Dynamometers auf dem Gebiete der Explosionsmotoren, deren Bremsung sonst so schwierig und umständlich ist. Er hat bereits damit Leistungen solcher Motoren von 1 bis 150 PS-gemessen und hält die Messung noch bedeutend höherer Leistungen für leicht ausführbar. Jedenfalls liegt hier ein recht praktischer und einfacher Apparat vor, der sich schnell einzubürgern berufen sein dürfte. Ob indessen die Proportionalität zwischen dem Luftwiderstand und dem Quadrate der Winkelgeschwindigkeit für alle Geschwindigkeiten genau gilt, wie hier angenommen und aus Beobachtungen abgeleitet ist, muss doch sehr zweifelhaft erscheinen nach den bisherigen Erfahrungen und dem umfangreichen Untersuchungsmaterial, das bis jetzt doch noch zu keinem genau definierten Gesetz geführt hat. Bei genauerer Untersuchung dürfte sich also die Rechnung, wenigstens nicht für alle Geschwindigkeiten, so einfach gestalten, wie hier ausgeführt. Dr. K. Bücherschau. L'lndustrie de la Soude. Par L. Guillet. Paris. Gauthier-Villars, Masson et Cie. Der Verfasser beschreibt in dem vorliegenden Buche die Industrie des Kochsalzes, die Sodaindustrie (Leblanc-Verfahren,Ammoniaksodagewinnung, elektrolytische Darstellung usw.), ferner die Gewinnung des metallischen Natriums, des Natriumsuperoxydes. Bemerkenswert ist, dass der Stoff nicht nur vom technischen, sondern auch vom ökonomischen Standpunkte aus behandelt ist. Dr. Ipsen.