Titel: Kleinere Mitteilungen.
Fundstelle: Band 319, Jahrgang 1904, Miszellen, S. 815
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Kleinere Mitteilungen. Kleinere Mitteilungen. Schneckengetriebe. Mehr und mehr schwindet die Anschauung, dass diese Maschinenelemente für grössere Kraftübertragungen wenig geeignet seien, da die Reibung einen grossen Teil der aufgewandten Kräfte verzehre. Richtig berechnete, in Präzisionsarbeit ausgeführte Schneckengetriebe sind nach den Untersuchungen von Professor Striebeck, Professor Ernst und anderen, sowie nach den täglich gemachten praktischen Erfahrungen bestgeeignet zur Uebertragung beliebiger Kräfte. Die richtige Bauart der Getriebe erfordert Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse, unter welchen dieselben arbeiten. Besonders ist die Dauer des Betriebes von Bedeutung. Schneckengetriebe, bei täglich ununterbrochenem Betrieb und mit hohen Umdrehzahlen laufend, erhalten andere Abmessungen als solche die zur Uebertragung desselben Zahndruckes bei periodischem Betriebe dienen. Die Pressung auf die Flächeneinheit ist bei den ersteren je nach der Drehzahl entsprechend kleiner zu wählen, als bei Getrieben für nur vorübergehenden Betrieb, wie solche bei Aufzügen und ähnlichen Maschinen Anwendung finden. In jedem Falle kann durch richtige Wahl der Abmessungen unzulässige Erwärmung vermieden und lange Lebensdauer der Schneckengetriebe durch geeignete Bauart erreicht werden. Die Herstellung der Lagerungen für Schnecke und Rad erordern besondere Sorgfalt, wenn hohe Umlaufzahlen in Fragekommen. Die Gehäuse sind in Präzisionsarbeit auszuführen, mit bestbewährten Lagerungen auszustatten. Hohe Nutzleistung der Getriebe ist von der Genauigkeit der Arbeit und vom Steigungswinkel abhängig. Während selbst-sperrende Schneckengetriebe einen Steigungswinkel von nicht über 6 Grad haben können, ist bei Getrieben für Dauerbetrieb ein Winkel von ungefähr 17 Grad und darüber zu empfehlen. Aus dem Schaubild, welches die Maschinenfabrik Rhenania m. b. H., Köln-Ehrenfeld, entworfen hat, lässt sich ohne weiteres der Steigungswinkel der Schnecke ablesen, wenn der Teilkreisdurchmesser und die Steigung festgelegt sind. Geht man von dem Winkel aus, so kann man die zu jedem Durchmesser erforderliche Steigung leicht ermitteln. Je nach Grösse derselben wird man sich dann für eine Schnecke mit 1-, 2-, 3- oder mehrfachem Gewinde entschliessen können. 1. sei z.B. eine Schnecke gewählt von 12 cm Teilkreisdurchmesser und 30 mm Steigung. Der Schnittpunkt der Linien für diese beiden Masse liegt zwischen den Strahlen für 4–5 Grad. Die Schnecke ist also bei gewöhnlicher Lagerung selbsthemmend. 2. sei ein Schneckengetriebe zu entwerfen für Dauerbetrieb, und ein Steigungswinkel von 20 Grad soll angenommen werden. Aus dem Durchmesser der Welle möge sich ein kleinster Teilkreisdurchmesser für die Schnecke von 130 mm ergeben. Der Schnittpunkt des Strahles für 20 Grad und der Linie für 13 cm Durchmesser liegt, nach oben verfolgt, zwischen 14 und 15 cm. Man entschliesst sich vielleicht für ein dreifaches Gewinde, 5 cm Teilung, dementsprechend 15 cm Steigung. Es wäre dann noch nach den allgemeinen Regeln zu untersuchen, ob der Zahn in bezug auf Festigkeit genügt, in den allerseltensten Fällen wird jedoch diese Bedingung nicht erfüllt. B. Textabbildung Bd. 319, S. 815 Elektrisch betriebener Rollenzug. Das Sachsenwerk, Licht- und Kraft-Aktiengesellschaft, Niedersedlitz-Dresden, baut als Spezialität einen elektrisch betriebenen Rollenzug, dessen Verwendungsgebiet ein überaus weites ist. Ganz besonders eignet sich der elektrische Rollenzeug für Maschinenfabriken zur Montage grösserer Maschinen, als Hebezug für Verladeräume, Magazine, Mühlen, Getreidespeicher, Schiffe usw., sowie bei grösseren Bauten zum Aufbringen schwerer Steinblöcke, Eisenträger usw. In vielen Fällen wird der Rollenzug vorteilhaft an die Laufkatze eines Kranes angehängt (s. nachstehende Abbildung), bei dem Kran- und Katzenfahrt von Hand betätigtund nur das Heben und Senken der Last durch den Elektromotor des Rollenzuges bewirkt wird. Textabbildung Bd. 319, S. 815 Bei der Konstruktion des Rollenzuges wurde in erster Linie auf geringes Gewicht und grösste Betriebssicherheit Wert gelegt. Der Motor ist mit dem Windwerk in einem gemeinsamen Gussgehäuse vollkommen eingekapselt, wodurch der engste Zusammenbau beider Teile erreicht wird. Die Motorwelle ist senkrecht angeordnet. Die Kollektorseite ist von oben durch einen abnehmbaren Deckel leicht zugänglich gemacht. Der Anker des Motors selbst kann nach Lösung einer Schraube nach oben von der Welle abgezogen werden. Das untere Wellenende trägt die stählerne Decke, die in einem Oelbad in das Bronzerad der Winde eingreift. Das Getriebe ist selbsthemmend, der achsiale Druck der Schnecke wird beim Heben der Last durch ein Kugellager aufgenommen, beim Senken dagegen schaltet sich infolge der Umkehrung der Drehrichtung des Motors selbsttätig eine Bremsscheibe ein, so dass das Durchgehen des Hauptstrommotors verhütet und gleichzeitig ein sanftes Niedersetzen der Last erzielt wird. An das Motorgehäuse ist seitlich ein Umkehranlasser geschlossener Bauart angeschraubt, der durch Seilzug bedient wird und mit einer selbsttätigen Rückstellvorrichtung versehen ist. Die Stromzuführung geschieht mittels eines biegsamen Kabels und Steckkontaktes. Der Rollenzug wird normal für Lasten bis zu 500 und bis zu 1000 Kilogramm und vier Meter Hubhöhe bei einer Hubgeschwindigkeit von etwa drei Meter in der Minute bei Vollbelastung gebaut. Bücherschau. Jahrbuch der Automobil- und Motorboot-Industrie, I. Jahrgang. Herausgegeben im Auftrage des Deutschen Automobilverbandes von Ernst Neuberg. Berlin, 1904. S. Calvary & Co. Der stattliche, innerlich und äusserlich gut ausgestattete Band ist ein Sammelwerk, das nach dem vom Deutschen Automobilverband aufgestellten Programm berichten soll: 1. über die technisch-wissenschaftlichen und -praktischen Fortschritte der Automobil- und Motorboot-Industrie, 2. über die technische Literatur und die Patente auf diesem Gebiete, 3. über Automobilunfälle, statistisch und kritisch, sowie über die Entwicklung der Industrie und die einschlägige Gesetzgebung. Dieses Programm wird durch 13 Einzelberichte von in der Automobillitteratur bekannten Verfassern erfüllt, allerdings nicht in der im Vorwort gegebenen Einteilung, sondern in willkürlicher Reihenfolge. Der vorliegende Band ist der erste seiner Art; es ist deshalb wohl kaum zu vermeiden gewesen, dass ein jeder der Einzelaufsätze mehr als den Fortschritt des letzten Jahres enthält, fast jeder gibt eine historische Entwicklung und eine Uebersicht über alles in den letzten Jahren bestehende. Dass die Einleitungen der einzelnen Berichte ziemlich identisch sind, ist bei dem allen Verfassern vorliegenden Hauptthema nicht übel zu nehmen, desgleichen kann in dem Falle auch über die Abweichungen im Sprachgebrauch, z.B. PS – HP, das Automobil – die Automobile, Plural: die Automobile – bilen, hinweg gesehen werden. Der Inhalt ist reichlich und ziemlich umfassend, vermissen könnte man höchstens einen Bericht über die Entwicklung des schnellfahrenden Personenfahrzeuges, das ja doch gegenwärtig die Hauptrolle im Automobilbau spielt. Der Druck ist sauber und ziemlich frei von Fehlern, die zahlreichen Figuren (745) sind im allgemeinen deutlich; nicht zusammengehörige Projektionen (S. 77), das auf dem Kopfe stehende Diplockrad (S. 79) erkennt man ohne weiteres als unrichtig. Im ganzen gehört das Werk jedenfalls zu den besten der Automobilliteratur und dürfte für alle Freunde des Automobils und Motorbootes von Wert sein. Inhalt und Anordnung der Einzelabschnitte ist folgender: Die Automobil-Industrie und ihre Ausstellungen. Verfasser Gustav Freund, Berlin. Vergleich der bestehenden Systeme, – Historische Entwicklung, – Die hauptsächlichen Ausstellungen. Gelegentlich statistische Angaben. Die nächsten Ziele in der Entwicklung des Lastselbstfahrerwesens. Verfasser Hauptmann A. Oschmann, Berlin. Wirtschaftliche Fragen, – Einfluss der Strassen auf die Entwicklung, – Vergleich von Einzelselbstfahrer und Vorspannmaschine, – Rentabilität, – Preisausschreiben und Resultate. Gute Bilder vorhandener Fahrzeuge. Automobilen im Dienste der Gewerbe und des öffentlichen Fahrverkehrs. Verfasser O. Conström, Berlin. Betriebsergebnisse und Rentabilität vorhandener Automobilbetriebe, – Allgemeine Gesichtspunkte für die Beurteilung dieser Fragen. Untergestelle, Rahmen, Achsen, Räder, Pneumatiks. Verfasser M. R. Zechlin, Berlin. Abbildungen und kurze Beschreibungen dieser Einzelteile. Die Bewegungsübertragung von den Motoren auf die Automobilräder. Verfasser J. Küster, Berlin. Beschreibung und historische Betrachtung der Getriebe und Uebertragungsglieder, hauptsächlich der Benzinwagen. Elektrische Omnibusbetriebe. Verfasser Regierungsbaumeister Przygode, Berlin. Systeme der sog. gleislosen Bahnen, – Kostenberechnung und Wirtschaftlichkeit. Die Verbrennungsmotoren für Automobilen. Verfasser H. Güldner, München, und J. Küster, Berlin. Hilfs- und Nebenapparate: Vergaser, Kühlapparate, Zündsysteme, – Ventile, Regulierung, Gesamtaufbau, Brennstoffverbrauch der Motoren, – Besondere Motoren: Spiritus, Zweitakt usw. Gelegentlich statistische Angaben. Die Dampfautomobilen für Personenbeförderung. Verfasser Ad. Altmann, Berlin. Kostenvergleich bei Benzin- und Dampfwagen (die angewendeten Formeln könnten etwas eingehender erklärt sein) – Dampfmotoren – Kessel – Brenner – Zusammenbau. Die Elektromobilen. Verfasser J. Löwy, Wien. Reichhaltige Zusammenstellung von Akkumulatorenwagen, – Automobilakkumulatoren, – Wagen mit gemischtem Betrieb und elektrischer Kraftübertragung. Motorboote. Verfasser F. F. Alberti. Brüssel. Uebersicht über den Motorbootbau in den verschiedenen Ländern mit Beschreibung der abweichenden Einzelteile bei Benzinbetrieb, – Naphta- und Wasserdampfmotorboote mit reichhaltiger Darstellung der Kessel und Maschinen, – Elektromotorboote (gelegentlich graphische Darstellungen der Leistungsfähigkeit), – Vergleich der einzelnen Betriebsarten, – Kanalboote (Sauggas usw.). Die Haftpflicht der Automobilen. Verfasser Dr. jur. M. Levin-Stoelping, Berlin. Sachverständige kritische Besprechung der vom deutschen Juristentag 1902 gefassten Resolution. Die polizeiliche Regelung des Automobilverkehrs in Preussen. Verfasser Graf F. von Bredow, Berlin. Besprechung der rechtlichen Stellung des Automobils im Strassenverkehr an Hand der Polizeiverordnung für den Verkehr mit Kraftfahrzeugen in Berlin. Patentverzeichnis, Technische Automobilliteratur 1903. Kurze Inhaltsangabe der deutschen, österreichischen, englischen und amerikanischen Automobil-Patente, Automobilliteratur 1903 aus 28 in- und ausländischen Fachzeitschriften. Bei der Redaktion eingegangene Bücher. Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle. Von Ingenieur Siegmund Edelstein, Professor für mechanische Technologie an der k. k. Lehranstalt für Textilindustrie in Brunn. Mit 103 Figuren und einer Tabelle. Berlin, 1904. Richard Dietze. Preis geh. 6 M., geb. 7 M. Hilfsbuch zur Berechnung von Evolventenverzahnungen. Herausgegeben für den praktischen Gebrauch von der Hebezeugfirma H. Rieche, Cassel. Cassel, 1904. Georg Dufayel. Preis geh. 2 Mk. Reform der Unkostenberechnung. Von A. Sperlich. Hannover, 1904. Gebr. Jänecke. Preis geb. 5 Mk. Bahnbrecher des Weltverkehrs. Von Dr. Georg Biedenkapp. Berlin, 1904. Gose & Tetzlaff. Preis geb. 3 Mk. Kraft-Kalender für Fabrikbetrieb. Berlin, 1904. R. Tessmer. Kalender für Betriebsleitung und praktischen Maschinenbau 1905. 13. Jahrgang. Hand- und Hilfsbuch für Besitzer und Leiter maschineller Anlagen, Betriebsbeamte, Techniker, Monteure und solche, die es werden wollen. Unter Mitwirkung erfahrener Betriebsleiter herausgegeben von Hugo Güldner, Ober-Ingenieur, gerichtlich vereideter Sachverständiger für allgem. Fabrikbetrieb und Wärmekraftmaschinenbau. In zwei Teilen. Dresden. Gerhard Kühtmann. Preis gebunden 3 Mk., in Brieftaschenlederband 5 Mk. Gruppeneinteilung für die Gewicht- und Kostenberechnung von Schiffen. Von F. Meyer, Schiffsbau-Ingenieur. Berlin. M. Driesner. Preis geh. 3 Mk.