Titel: Kleinere Mitteilungen.
Fundstelle: Band 320, Jahrgang 1905, Miszellen, S. 496
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Kleinere Mitteilungen. Kleinere Mitteilungen. Die Vorausberechnung der Kurzschlusscharakteristik von Wechselstromgeneratoren. Das Verhältnis der Erreger-Ampere-Windungen zu den Anker-Ampere-Windungen ist bekanntlich, wenn man nicht auf zu grosse Werte geht, konstant Für verschiedene Konstruktionen schwankt der Wert dieser Konstanten von 1 bis 1,8. Im Mittel nimmt man gewöhnlich 1,25 an. Es können daher ziemlich grosse Abweichungen bei Annahme dieses letzteren Wertes vorkommen, die dann in der Folge zu einer falschen Beurteilung des Spannungsabfalles der betreffenden Generatoren führen würden. Torda gibt deshalb in E. T. Z. 1905, H. 20, ein Verfahren an, mit dem man die Kurzschlusskurve genauer vorausberechnen kann. Zunächst setzt er die Gegenwindungen des kurzgeschlossenen Ankers gleich Textabbildung Bd. 320, S. 495 0,9 ZJλ bei Einphasen-Generatoren, 1,41 ZJλ bei Zweiphasen-Generatoren, 2,12 ZJλ bei Dreiphasen-Generatoren. Z: Anzahl der Windungen f. d. Ankerphase, J : Effektiver Strom f. d. Phase, λ: Eine Zahl, die das Verhältnis des Polbogens zur Polteilung und Nutenteilung berücksichtigt. \lambda=\frac{1,11\,b}{\sqrt{\tau}\,\sqrt{b-\frac{s^2-1}{3\,s}\cdot \frac{\tau}{s'}}} Hierin ist: b: der Polbogen, τ: die Polteilung, s: die Anzahl der induzierten Nuten f. d. Pol und Phase, s': Nutenzahl f. d. Polteilung. Die Werte von X sind für verschiedene Nutenzahlen f. d. Pol und Phase über dem Verhältnis \frac{b}{\tau} zu Kurven aufgetragen. Für die oben erwähnte Konstante C_s=\frac{\mbox{Feld-Ampere-Windungen}}{\mbox{Anker-Ampere-Windungen}} setzt Torda eine abgekürzte Gleichung C_s=1+\frac{r_0}{r'_2} (In einem früheren Aufsatz E. T. Z. 1904, H. 31, abgeleitet). r0 ist der magnetische Widerstand des Luftspaltes r_0=\frac{0,8}{\frac{b\cdot c\cdot l}{a\,\delta}+\frac{l\,b\,\left(e+\frac{d}{2}\right)}{a\,(e+\delta)}} δ: Luftspalt, l: Armaturlänge. Die anderen Bezeichnungen gehen aus nebenstehender Figur hervor. r0 ist hier für offene Nuten angegeben. r'2 ist der magnetische Widerstand des Weges der Armatur-Streulinien. r'_2=\frac{0,8}{\frac{4\,f\,l\,a}{d\,\tau}+\frac{4\,f\,c\,(\tau+a)}{\tau\cdot a}+(L-2\,l)\,1/2} L: mittlere Länge einer Armaturwindung. Nach diesem kann man für einen angenommenen Ankerkurzschlusstrom den zugehörigen Erregerstrom berechnen. AWSchenkel = λ . Cs . AWAnker. Es sind einige Beispiele angeführt, nach denen die grösste Abweichung der berechneten von den gefundenen Werten etwa 5 v. H. beträgt. Ergebnisse mit Ringgeneratoren. Ueber die Ergebnisse der auf der Grube Von der Heidt an der Saar in Betrieb befindlichen Ringgeneratoren für Verwendung von Abfallkohle und Waschberge, über die bereits in D. p. J. 1904, 319, S. 351, berichtet wurde, macht Bergrat Jahns im „Glückauf“ nähere Mitteilungen. Wir entnehmen ihnen folgende Einzelheiten, ohne nochmals auf Bau und Betrieb der Anlage einzugehen. Bei einem monatlichen Verbrauch von 2100 t Bergen mit etwa 20 v. H. Kohlengehalt werden rund 1800 Kalorien f. d. kg des verarbeiteten Materials, im ganzen 3716000000 Kalorien erzeugt. 3500000000 Kalorien werden zur Dampferzeugung verwandt, der Rest wird zum Betrieb zweier Gasmaschinen von 60 und 175 PS verwandt. Die Selbstkosten des so erzeugten Dampfes seilen sich auf 0,86 M. f. d. t gegen 1,84 M. des im Stochkessel erzeugten. – Das zu Kraftzwecken verwandte Gas wird mittels einer aus Skrubber und Sägemehlreiniger bestehenden sehr einfachen Reinigungsanlage von Staub und Teer befreit und dann in einen als Druckregler dienenden Gasometer gedrückt. – Die Gasmaschinen, die mit dem Gase betrieben werden, zeigen keinerlei nachteilige Einwirkungen, insbesondere wurden Teerabscheidungen an den Sitzflächen der Ventile und im Explosionsraume des Zylinders nicht beobachtet. Vorzündungen kamen niemals vor. Die Gaskosten für 1 PS – Stunde berechnen sich bei einem Verbrauch von 2500 Kalorien zu 0,215 Pf. Die Dampfkosten für 1 PS – Stunde in der Dampfmaschine sind bei Dampferzeugung im Stochkessel: 2,16 Pf., Heizgaskessel: 1,03 Pf. Dr. Hgr. Bücherschau. Handkommentar zur Eisenbahn-Verkehrsordnung. Von Dr. jur. W. Hertzer. Berlin, 1905. Otto Liebmann. Das Buch behandelt in acht Abschnitten Eingangsbestimmungen, Allgemeine Bestimmungen, Beförderung von Personen, Reisegepäck, Expressgut, Leichen, lebenden Tieren und Gütern. Aeusserlich gestaltet sich der Text recht übersichtlich durch Verwendung verschiedenen Druckes. Die Auslegung erhält durch die vielen Hinweise auf das B. G. B., die Zivilprozessordnung, das Handelsgesetzbuch und andere autorative Quellen für die Praxis den Wert des positiv Begründeten, während diese Beziehungen dem Studierenden eine Fülle von Anregung geben und ihn vor dem sinnlosen Paragraphen-Auswendiglernen bewahren. Zu bedauern ist, dass Verfasser auf die mit dem 1. Mai d. J. ausser Kraft getretenen Betriebsordnung für Hauptbahnen und Bahnordnung für Nebenbahnen Bezug nimmt, an deren Stelle die neue Eisenbahnbau- und -Betriebsordnung mit Gültigkeit vom gleichen Tage getreten ist. Dieser namentlich für solche, denen die alten Ordnungen nicht mehr zugänglich sind, recht fühlbare Mangel findet wohl seine Erklärung in der nicht günstigen Zeit der Bearbeitung des Buches, zu der die neue Ordnung noch nicht bekannt war. Hiervon abgesehen, ist das Erscheinen des Buches mit Freuden zu begrüssen, welches in seinem bewusst umgrenzten Rahmen in erster Linie für die Beamten des äusseren Eisenbahnabfertigungsdienstes und für die Handelswelt bestimmt und in gleicher Weise zum Nachschlagen in der Praxis als auch zur Prüfungsvorbereitung für jüngere Eisenbahnverkehrsbeamte geeignet ist. Aber auch über diese Kreise hinaus kann es wegen seiner klaren und leicht verständlichen Auslegung der Vorschriften, namentlich in den Abschnitten II bis IV, dem reisenden Publikum nützliche Belehrung bringen. Denn es ist bekannte Tatsache, dass die meisten Reisenden ihre Rechtslage zur Eisenbahn recht wenig kennen und viel unnötiges Schreibwerk, viel Verdruss und Weiterungen der Verwaltung und sich selbst ersparen könnten, wenn sie nur mit den Beförderungsvorschriften besser vertraut wären, die auch durch Aushang bekannt gegeben werden und deren gesetzliche Grundlage sich in der Betriebsordnung im Abschnitt „Bestimmungen für das Publikum“ vorfindet. Da das Buch somit in grösserer Allgemeinheit für das praktische Leben nützliche Belehrung zu bringen bestrebt und geeignet ist, kann ihm nur der beste Erfolg gewünscht werden. Hans A. Martens. Das System der Welt. Von Adolf Wagenmann. I. Der Ursprung von Energie und Materie. Cannstatt. Selbstverlag des Verfassers. Es ist ein unabweisbares Bedürfnis des Menschen, das All um ihn und in ihm zu erkennen und zu begreifen. Dieses Bedürfnis zu befriedigen, hat man zwei Wege: Der eine, erst seit dem Beginn der Neuzeit bewusst vertretene, ist der der sogenannten exakten Wissenschaften: Physik, Technik usw. Dieser führt langsam, aber sicher vorwärts und hat unsere Erkenntnis schon bedeutend gefördert; ob er jemals vollständig zum erstrebten Ziel führen wird, kann jetzt niemand sagen; ob das vielumstrittene „Ignorabimus“ richtig ist oder nicht, wer will das jetzt entscheiden? Der andere Weg ist der scheinbar schnellere. Auf Grund mehr oder weniger geschickt erfasster Hypothesen und Vorstellungen wird das Weltall aufgebaut und dann alles erklärt und erläutert. Es ist das der Weg, den schon die alten ionischen Philosophen von Thales an eingeschlagen hatten. Zum Ziele hat er aber bis jetzt noch nicht geführt, denn so manche auf dem ersten, langsamen, aber sicheren Wege gewonnene Erkenntnis hat im Handumdrehen das schönste Weltgebäude gestürzt. Wer vor 100 Jahren ein Weltsystem entworfen hätte, hätte wohl kaum das Energieprinzip in ihm aufgenommen. Heute wissen wir, dass ohne dieses Gesetz jedes System, und mag es sonst noch so bezaubernd sein, falsch ist. Wer kann nun heute sagen, ob sich nicht noch Erkenntnisse ergeben werden von ähnlicher, vielleicht noch grösserer Tragweite; jede solche Erkenntnis würde aber unweigerlich jedes mit den heute bekannten Begriffen aufgebaute Weltsystem über den Haufen stürzen. Es ist deshalb sehr misslich, Weltsysteme zu entwerfen; trotzdem liegt aber gerade in dieser Aufgabe ein ganz eigener Reiz, auf welchen der auf dem Wege der exakten Forschung Vorschreitende vollständig verzichten muss. Dieser hat die Erkenntnis stets nur stückweise; jener erfreut sich sofort der vollen. Verfasser hat den letzteren Weg eingeschlagen. Seine Grundlagen sind die Begriffe der Zahl und der Zeit. Er zeichnet die unendliche Zahlenreihe und die unendliche Zeitfolge in ein unendliches rechtwinkliges Koordinatensystem, dessen Achsen im Unendlichen zusammenstossen. Dadurch, dass Verfasser die Zeit in anderer Richtung zählt als wir gewohnt sind – gewöhnlich wird der natürliche Fortschritt der Zeit als positiv gezählt, so dass ein Punkt, welcher sich in der positiven Richtung einer Linie bewegt, auch positive Geschwindigkeit hat; Verfasser zählt die Zeit in entgegengesetzter Richtung, so dass diese Geschwindigkeit negativ wird – kommt dann in jenem unendlich fernen Anfangspunkt der Zahlenwert – ∞ und der Zeitwert + ∞ zusammen. Beide addiert Verfasser und erhält dann „Null – Nichts“. In dieser Begründung des Systems liegen nach Ansicht des Referenten schwerwiegende Fehler: Da die Zeit nur eine Richtung hat, so ist es willkürlich, ob wir Vergangenheit oder Zukunft als positiv bezeichnen wollen; man darf aber aus dem für die unendlich ferne Vergangenheit angenommenen Wert + ∞ nicht Folgerungen ziehen, welche für den ebenso berechtigten Wert – ∞ nicht auch gelten. Ferner ist eine der ersten Grundlagen beim Rechnen: niemals verschieden benannte Zahlen addieren, also nicht Zahlenwerte zu Zeitwerten hinzuzählen. Gegen beide Sätze verstösst Verfasser. Die durch das Zusammentreffen des Zahlenwertes – ∞ mit dem Zeitwert + ∞ entstandene Null ist nach Verfasser ein Zustand, der Urzustand. Durch eine Umkehr des Descartesschen „Cogito ergo sum“ schliesst Verfasser, weil ein Zustand vorhanden ist, muss auch ein Geist vorhanden sein, welchem der Zustand bewusst ist; dieses Urbewusstsein ist Gott. Nachdem dieser Punkt erreicht ist, gelingt es dem Verfasser in höchst geistreicher und interessanter Weise ein die ganze Welt umfassendes System zu entwickeln, eine Entwicklung, die im vorliegenden Bande bis zum Auftreten der Masse geführt wird. Ganz besonders anziehend sind die Kapitel geschrieben, welche die Sinus- und Tangentenlinien beschreiben und ihre Bedeutung für den Schönheitsbegriff darstellen. Trotzdem es Verfasser nicht immer gelingt, Fehler zu vermeiden, wird das Buch doch vielen, welche sich von des Tages Mühe und Arbeit erholen wollen, durch die Begeisterung, mit welcher der Verfasser von der allumfassenden Machtfülle des menschlichen Geistes überzeugt ist, Befriedigung und Freude machen können. Dr. K. Schr. Chemische Technologie von Dr. Fr. Heusler, Geschäftsführer der Isabellenhütte G. m. b. H. in Dillenburg. Leipzig, 1905. B. G. Teubner. Vorliegendes Werk bildet den dritten Band der im Verlage von B. G. Teubner erscheinenden Handbücher für Handel und Gewerbe und hat den Zweck, dem Nichtfachmann einen Ueberblick über das Gesamtgebiet der chemischen Technik zu bieten.. Diese an sich nicht leichte Aufgabe hat der Verfasser in vorzüglicher Weise gelöst. Auf theoretischer Grundlage fussend, entrollt er ein grosszügiges Bild der sogen. chemischen Grossindustrie, der Metallurgie, der Technologie der Brennstoffe und ihrer Verwertungsprodukte, der landwirtschaftlichen Industrien und aller jener zahlreichen Gewerbe, in denen die Chemie Anwendung findet. Besonders die eigenartige, von der üblichen vorteilhaft abweichende Darstellung des Stoffes, die Berücksichtigung der allerneuesten Fortschritte der chemischen Technik und das reichhaltige, statistische Material, welches auf Grund der modernsten und zuverlässigsten Quellen gesammelt ist, erhöhen den Wert des Buches auch für den Fachmann in hervorragender Weise. Die Statistik der Eisen- und Kohlenproduktion, welche besonders für den Ingenieur von Interesse ist, hat Verfasser auf Grund der neuesten Quellen (an der Hand einer mustergültigen Studie von Weisskopf) wiedergegeben, auch die Kapitel über die modernen Industriezweige, der künstlichen Seiden, der Kontaktschwefelsäure, der elektrochemischen Kochsalzzerlegung tragen den neuesten Fortschritten auf diesem Gebiete Rechnung. Trotzdem seien einige Mängel und Irrtümer in der Darstellung nicht unerwähnt gelassen. Auf 134 ist die Ansicht, dass das Holz grösstenteils aus Zellulose bestehe, dahin zu berichtigen, dass im Holz ungefähr 50 v. H. Zellulose und 50 v. H. Lignin enthalten sind. 163 ist die zur Bestimmung des Kohlensäuregehalts der Rauchgase dienende Arndtsche Gaswage beschrieben, hingegen der zweckmässigere und viel verbreitetere „Ados“-Apparat von Arndt nicht genannt. 197 hätte bei der Regenerierung des chromsauren Natrons aus der bei der Alizarinfabrikation resultierenden Chromsulfatlauge auch das elektrochemische Verfahren von Le Blanc, welches von den Farbwerken vormals Meister, Lucius & Brüning in Frankfurt a. M. ausgeübt wird, erwähnt werden sollen. Auf 227 ist das Verfahren der Melasseentzuckerung durch Osmose mangelhaft beschrieben, übrigens werden die nicht diffundierten Teile der Melasse nicht zur Wiesenberieselung benutzt, sondern auf sogen. „Osmosezucker“ verarbeitet. 240 ist bei der Darstellung der Sulfitzellstoffabrikation der Satz enthalten, dass eine Charge bis zu fünf Tagen dauert; die Dauer derselben beträgt in gut geleiteten Betrieben höchstens 50–60 Stunden, gewöhnlich aber weniger, je nachdem, ob man festen oder bleichfähigen Zellstoff herstellt. Das Buch enthält zahlreiche, äusserst gelungene Abbildungen, welche den besten Fachwerken und Fachzeitschriften entnommen sind. Die Ausstattung des Werkes ist eine vorzügliche. Dr. Arthur Wiesler.