Titel: BÜCHERSCHAU.
Fundstelle: Band 326, Jahrgang 1911, S. 704
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BÜCHERSCHAU. BÜCHERSCHAU. Gesetzmäßigkeiten in der Statik des Vierendeel-Trägers nebst Verfahren zur unmittelbaren Gewinnung der Einflußlinien durch Reihenbildung. Von Reg.-Baumeister Dr. Ing. Ludwig Freytag. München und Berlin 1911. R. Oldenboug. Preis geh. M 1,60. Vorausgesetzt ist nach einer allgemeinen Betrachtung der vorliegenden Aufgabe ein Tragsystem mit parallelen wagerechten Gurten, deren Trägheitsmomentenverhältnis in jedem Vertikalschnitt das gleiche ist. Der Mittelabstand je zweier Vertikalpfosten ist konstant, die Stützvertikalen fallen mit den Achsen der Endpfosten zusammen. Die beliebig großen Kräfte greifen in den Knotenpunkten an und sind senkrecht nach abwärts gerichtet. Bei der Aufstellung der inneren Arbeiten wird wie üblich der Einfluß der Querkräfte vernachlässigt. Ebenso sind die Achsialkräfte der Pfosten außer Betracht gelassen, während dies für die Gurte nicht mehr als zulässig erachtet ist. Unter diesen Voraussetzungen wird dann die Untersuchung über die Lage der theoretischen Gelenke in den Pfosten durchgeführt, die höchst merkwürdige Resultate ergibt. Der Verfasser geht dann zum einfachsten Fall über, konstanter Querschnitt mit konstantem Trägheitsmoment je im Obergurt, Untergurt und Pfosten bei überall gleichem Elastizitätsmodul, um die Gesetzmäßigkeit ohne jede Verschleierung zu erhalten, und stellt die Arbeitsgleichungen auf, die in ähnlicher Form erhalten wurden, wie Fraudsen sie angegeben hat. [Beton und Eisen 1909, S. 383.] Für die Auflösung der Gleichungen wird dann die arithmetische Reihe verwendet. Die vorgenommenen Vereinfachungen und Umwandlungen mögen in der Abhandlung selber studiert werden. Zum Schluß wird dann noch die Entwicklung der Einflußlinien für die Achsialkräfte in den Gurten und ihre direkte Gewinnung durch Reihenbildung gezeigt. Der Verfasser hat seine Ausführungen in ein klares, leichtfaßliches Gewand gekleidet, so daß dies immerhin schwierige Gebiet auch dem in der Praxis stehenden Ingenieur zugänglich gemacht wird. Die arithmetische Reihe ist von dem Verfasser schon mehrfach mit großem Geschick zur Lösung schwieriger Aufgaben der Statik verwendet; wer die Schwierigkeiten in der Berechnung hochgradig statisch unbestimmter Systeme kennt, weiß die durch die Reihe gegebenen Vorteile für die Lösung zu schätzen. Möge diese Arbeit nach dem Wunsche des Verfassers Anregung zu weiteren Forschungen auf diesem lehrreichen Gebiet geben, dazu geeignet ist sie in hohem Maße.