Titel: BÜCHERSCHAU.
Fundstelle: Band 327, Jahrgang 1912, Miszellen, S. XCVII
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BÜCHERSCHAU. Bücherschau Wechselstromversuche. Von Dr. Anton Lampa. (Heft 42 der „Wissenschaft“ – Sammlung naturwissenschaftlicher und mathematischer Monographien). 176 Seiten, 54 Figuren. Braunschweig 1911. Vieweg. Preis geh. M 5,–, geb. M 5,80. Die Theorie der Wechselströme, Von Dr. Ernst Orlich. (Heft 12 der Mathematisch-Physikalischen Schriften für Ingenieure und Studierende, herausgegeben von E. Jahnke.) 94 Seiten, 37 Figuren. Leipzig 1912. B. G. Teubner. Preis geh. M 2,40, geb. M 2,80. Diese Werke, die sich beide vom Standpunkt des Physikers mit dem Problem der Wechselströme beschäftigen, sind gleich hervorragend durch ihre sorgfältige, gründlich wissenschaftliche und zweckmäßige Bearbeitung. Das erstere Werk behandelt die bei Erzeugung und Umsetzung ein- und mehrphasigen Wechselstroms in Betracht kommenden Hauptgesetze. Dabei ist besonderer Wert auf eine anschauliche Darstellung der Grundelemente gelegt; sorgfältig ausgesuchte Experimente mit genauen Angaben über die zweckmäßige Wahl der elektrischen Größen und Apparate erläutern die Erscheinungen und machen das Werk zu einem geeigneten Hilfsmittel für Studierende, die sich über die Wechselstromerscheinungen durch eigene Experimente Klarheit verschaffen wollen. Das Heft ist ein wirklich empfehlenswertes Lehrbuch, das den Anfänger sicher in ein nicht leichtes Gebiet der Elektrotechnik einführt. Demgegenüber dürfte das an zweiter Stelle aufgeführte Werk von Dr. Orlich nicht gerade für den Anfänger geeignet sein, der erst in das behandelte Gebiet eindringen will und zunächst danach streben muß, eine Anschauung von den Grundbegriffen zu gewinnen. Die rein mathematische Darstellung und Entwicklung machen das Buch vielmehr zu einer wertvollen Quelle für die rechnerischen Grundlagen, deren der vorgeschrittene Studierende und der auf dem Gebiet der Wechselstromtechnik selbständig arbeitende Techniker bedarf. Dr.-Ing. Holm. BEI DER REDAKTION EINGEGANGENE BÜCHER. Städtebauliche Vorträge aus dem Seminar für Städtebau an der Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin. Von Joseph Brix, Stadtbaurat a. D., etatsm. Professor an der Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin und Felix Genzmer, Kgl. Geheimer Hofbaurat, etatsm. Professor an der Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin. Vierter Vortragszyklus. Aus der Geschichte des Städtebaues in den letzten 100 Jahren. Von J. Brix. Mit 96 Figuren. Berlin 1912. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geh. M 4,80. Die Abwärmeverwertung im Kraftmaschinenbetrieb mit besonderer Berücksichtigung der Zwischen- und Abdampfverwertung zu Heizzwecken. Eine kraft- und wärmewirtschaftliche Studie von Dr.-Ing. Ludwig Schneider. Zweite, bedeutend erweiterte Auflage. Mit 118 Figuren. Berlin 1912. Julius Springer. Preis geh. M 5,–, geb. M 5,80. Eaux douces et Eaux minérales. Par F. Diénert. Paris et Liége. Ch. Béranger. Preis Frcs. 6,–. EINGESANDT. Zur Kongo-Sangha–Ubangi-Expedition des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees. Ueber die Vorbereitung der Kongo–Sangha–Ubangi-Expedition berichtet der Vorsitzende an die Technische Kommission des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees: Der Erwerb von Neu-Kamerun hat uns vor die wassertechnische Aufgabe gestellt, die Flüsse Sangha, Kadei-Dume, Dscha, Njong und seine Nebenflüsse sowie den Ubangi und Lobaje teils als Zubringer zur Kamerun-Mittelbahn, die in drei Jahren ihren vorläufigen Endpunkt, M'Balmajo, erreichen wird, teils als Zufahrtsstraßen zum großen Kongostrom nutzbar zu machen. Das weitere Ziel ist die Einführung einer deutschen Schiffahrt mit Rohölmotoren auf den großen afrikanischen Stromgebieten und Binnenseen. Zur Lösung dieser großen Aufgabe soll die Kongo–Sangha–Ubangi-Expedition beitragen. Das Reichs-Kolonialamt und das Kaiserliche Gouvernement von Kamerun haben weitgehendste Förderung der Expedition zugesichert. Die drüben tätigen Gesellschaften, wie die Gesellschaft Süd-Kamerun, die Westafrikanische Pflanzungs-Gesellschaft „Viktoria“, la Société Commercielle Belgo-Allemande du Congo, La Compagnie Forestière Sangha-Oubangui, die Deutsche Kolonial-Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft und ebenso die heimische Eisen-, Metall- und Maschinenindustrie sind für das Unternehmen interessiert. Als günstigste Zeit für die Schiffahrterkundung ist die Periode der abnehmenden Wasser bis Niedrigstwasserstand, etwa Januar bis April und eine kürzere Periode im Herbst festgestellt. Dementsprechend soll die Expedition die Ausreise im Dezember antreten. Für die Führung ist ein hervorragender Fachmann gewonnen. Inzwischen werden alle bisher von deutschen Forschern und Offizieren vorliegenden Erfahrungen gesammelt und gründlich bearbeitet werden, insbesondere die Berichte über die Ergebnisse der französischen Kongo–Sangha–Ubangi-Expedition vom Jahre 1911, die nach erfolgter Ratifikation des deutsch-französischen Vertrages nunmehr zu erwirken sein dürften. In Deutschland sind Versuche eingeleitet, um Sicherheit zu gewinnen über eine rationelle Verwendung von kolonialen Pflanzenölen für den Betrieb von Schiffsmotoren; in Kamerun wie in Deutsch-Ostafrika sind Erhebungen im Gange über eventl. an Ort und Stelle vorhandene oder zu gewinnende Mengen von Pflanzenölen und deren Gestehungskosten bei maschineller Gewinnung. Im Hinblick auf die Wichtigkeit regelmäßiger Witterungs- und Wasserstandsbeobachtungen für die Sicherstellung der Ergebnisse der Schiffahrterkundung hat das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee beim Reichs-Kolonialamt beantragt, das Kaiserliche Gouvernement von Kamerun zu veranlassen, auf allen in Alt- und Neu-Kamerun für die Sangha-Ubangi-Expedition in Betracht kommenden Regierungs- und Militärstationen meteorologische Beobachtungen und Pegelmessungen einzurichten. WIRTSCHAFTLICHE RUNDSCHAU. Zur Lage der elektrotechnischen Industrie. Nachdruck verboten. Die steigende Verwendung der elektrischen Energie in der Industrie und Landwirtschaft, im Kleingewerbe und im Haushalt hat der elektrotechnischen Industrie in den letzten Jahren eine derartig rasche Entwicklung ermöglicht, wie sie kaum vorher einem anderen Gewerbezweige beschieden war. In auffallend kurzer Zeit sind mächtige Konzerne und ein nicht minder bedeutender Kreis von Spezialfabriken emporgewachsen. Der Produktionsapparat der elektrotechnischen Industrie wurde unter Aufwendung bedeutender Kapitalien von Jahr zu Jahr vergrößert. Dieses rasche Wachstum hat naturgemäß auch zahlreiche Mißstände im Gefolge gehabt. Vor allem hat gerade in jüngster Zeit die Aufnahmefähigkeit des Marktes nicht immer in dem Maße zugenommen, wie die elektrotechnische Industrie gewachsen ist. Infolgedessen ist zeitweilig eine Verschärfung des Konkurrenzkampfes eingetreten, die der Rentabilität einer ganzen Reihe größerer und kleinerer Betriebe gefährlich zu werden drohte. Die Großbetriebe haben ihre Stellung am in- und ausländischen Markte durch weitgehende Verständigungen befestigt und sind dadurch zu einer gewissen Gefahr für die Spezialfabriken geworden, um so mehr als sie durch die Finanzierung städtischer Elektrizitätswerke und Ueberlandzentralen ohnehin schon einen mächtigen Einfluß erlangt hatten. So erklärt es sich, daß trotz einer ziemlich starken Abschwächung des Exportgeschäfts die größeren Werke fast durchweg befriedigend beschäftigt sind und sogar erhebliche Preiserhöhungen für ihre Erzeugnisse durchsetzen können. Trotz des starken Rückganges der Kabelausfuhr sind die Kabelwerke der A. E. G., des Siemenskonzerns gut und die entsprechende Abteilung der (Bergmannwerke befriedigend beschäftigt. Auch im Kleinmotorenbau der genannten Gesellschaften ist der Geschäftsgang zufriedenstellend. Schlecht war der Beschäftigungsgrad bisher im Dynamowerk von Siemens und Schuckert. Doch macht sich neuerdings eine Besserung bemerkbar, die auch in der Bewegung der Einstellungen von Arbeitskräften zum Ausdruck kommt. In Siemens und Halskes Wernerwerk ist der Geschäftsgang sehr gut; die Zahl der Beschäftigten steigt. Es werden Ueberstunden und in den Dreherabteilungen sogar Doppelschichten gemacht. Auch bei Mix & Genest nimmt die Zahl der Beschäftigten zu. Ungünstig ist fast bei allen Werken der Geschäftsgang in den Glühlampenabteilungen, was sich zum Teil aus der stillen Saison erklärt. Die Gesamtausfuhr elektrotechnischer Erzeugnisse ist in den Monaten Januar bis April 1912 von 354453 dz auf 322633 dz zurückgegangen. Dem Werte nach ergibt sich eine Senkung von 75,21 auf 68,08 Mill. M. Der Export von Dynamomaschinen und Elektromotoren aller Größen stieg von 106498 dz auf 112400 dz. Der Wert der Ausfuhr erhöhte sich von 15,23 auf 15,94 Mill. M. Fertig gearbeitete Anker und Kollektoren wurden 15629 dz im Werte von 2,15 Mill. M. exportiert. Die vorjährige Ausfuhr betrug 17087 dz, sie repräsentierte einen Wert von 3,86 Mill. M. Der Kabelexport ist von 149260 dz auf 88682 dz gesunken. Dem Werte nach ergibt sich ein Rückgang von 16,33 auf 6,51 Mill. M. Die Ausfuhr von elektrischen Glühlampen ist in der Berichtsperiode von 5256 auf 7024 dz angewachsen. Elektrische Vorrichtungen für Beleuchtung, Kraftübertragung usw. wurden 43088 dz exportiert gegen 35785 dz im Vorjahre. Der Wert der Ausfuhr ist von 10,08 auf 11,49 Mill. M. gestiegen. Die Kapitalzufuhr hat im laufenden Jahre sehr stark zugenommen. Die für Neugründungen und Textabbildung Bd. 327 Kapitalserhöhungen elektrotechnischer Betriebe aufgewendete Summe betrug in den ersten fünf Monaten der Jahre 1907 bis 1912 in Millionen Mark: Januar-Mai 1907 1908 1909 1910 1911 1912 Neugründungen 2,75 2,83   2,30   5,71 14,07   8,08 Kapitalserhöhungen 2,71 1,65 16,55   9,76 18,20 27,47 Summe der Neuinve-    stierungen 5,46 4,48 18,85 15,47 32,27 35,55 Von den diesjährigen Kapitalserhöhungen entfallen auf die Bergmann-Werke 23 Mill. M. Deutschlands Außenhandel mit landwirtschaftlichen Maschinen. Nachdruck verboten. Die Befürchtungen, die man längere Zeit in den Betrieben zur Herstellung landwirtschaftlicher Maschinen hegte, haben sich im abgelaufenen Teil des Jahres nicht erfüllt. Die Einbuße des vergangenen Jahres hatte die Landwirtschaft schließlich doch nicht so sehr belastet, daß ihre durchschnittliche Kaufkraft wesentlich geschwächt wurde. Vor allem aber gelang es der Industrie landwirtschaftlicher Maschinen, ihre Stellung am Weltmarkt bedeutend zu verbessern. Den gewaltigen Anstrengungen der ausländischen Konkurrenz, ihre starke Position in Deutschland wiederzugewinnen, ist der Erfolg zwar nicht versagt geblieben. Der Export der deutschen Industrie übertraf aber die Einfuhr noch erheblich stärker als im vergangenen Jahre. In den Monaten Januar bis April der Jahre 1907 bis 1912 betrug die Ein- und Ausfuhr landwirtschaftlicher Maschinen in Doppelzentnern: Januar-April 1907 1908 1909 1910 1911 1912 Einfuhr 76543 90023 88859 73781 48809 74565 Ausfuhr 49607 52858 50157 67902 82451 126468 Minder- resp.Mehrausfuhr – 26941 – 37165 – 38702 – 5879 + 33642 + 41903 Das Verhältnis der Ausfuhr zur Einfuhr, das 1909 noch ganz erheblich negativ gewesen war, hat sich seitdem vollständig zugunsten der deutschen Fabrikate geändert. Der Wert der ausgeführten Maschinen stieg von 6,04 Mill. M in den ersten vier Monaten des Jahres 1910 auf 6,86 Mill. M. in der gleichen Zeit des Vorjahres und auf 10,36 Mill. M im laufenden Jahre. Der Durchschnittspreis der einzelnen Maschinen, der im Jahre 1911 im Vergleich zum vorhergehenden Jahre gesunken war, ist im Berichtsmonat gegen die Parallelzeit des Vorjahres ziemlich stabil geblieben. Auf die wichtigsten Arten von landwirtschaftlichen Maschinen verteilte sich die Ausfuhr in den Monaten Januar bis April 1912, verglichen mit dem Vorjahr, in Doppelzentnern wie folgt: Januar-April 1911 1912 Zunahme Dampfpflüge     833   5297   4464 Mähmaschinen   8573 14119   5546 Dreschmaschinen 11803 17938   6135 Milchentrahmungsmaschinen   4293   6418   2125 Heuwender, Säemaschinen usw. 45384 67424 22040 Reinigungsmaschinen für Ge-    treide usw.   7207   8545   1338 Das wichtigste Absatzgebiet der deutschen Fabrikation ist Rußland. Die Menge der dorthin exportierten Säemaschinen betrug in der (Berichtsperiode 32929 dz, d. i. 12664 dz mehr als im Vorjahre. Nächstdem kommt noch die Ausfuhr in unseren Grenzländern Frankreich, Oesterreich und Dänemark in Betracht. Auf dem deutschen Markt kämpfen die Vereinigten Staaten mit wachsendem Erfolg mit Textabbildung Bd. 327 der heimischen Industrie. Aus der Union wurden in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres 68300 dz Mähmaschinen eingeführt. Diese Ziffer bedeutet gegen 1911 eine starke Verdoppelung, da vom Januar zum April des vorigen Jahres nur 33563 dz aus den Vereinigten Staaten kamen. Gegenüber dieser Menge, die mehr als drei Viertel der Gesamteinfuhr landwirtschaftlicher Maschinen überhaupt darstellt, kommt der Import aus Großbritannien mit 3854 dz und aus Canada mit 5184 dz kaum in Betracht. Ein- und Ausfuhr wiesen gegen das Vorjahr die stärkste Steigerung im Monat April auf. Ueberhaupt lehren die Ziffern der einzelnen Monate, mit welch steigender Heftigkeit die in- und ausländische Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen von Monat zu Monat einander bedrängen. Im Vergleich der beiden letzten Jahre hatten nämlich Import- und Exportgeschäft in den einzelnen Monaten folgende Steigerungen in Doppelzentnern aufzuweisen: 1912 Jan. Febr. März April Mehreinfuhr geg. 1911 + 1860 +   7942 + 12021 + 14845 Mehrausfuhr geg. 1911 + 5773 + 16501 +   3412 + 27031 Für die Gestaltung der nächsten Zukunft geben diese Ziffern einen gewissen Anhalt. Zinngeschäft der Straits Settlements im Jahre 1911. Für das Jahr 1911 ergibt sich nach den vorläufigen amtlichen Nachweisen der Straits Settlements (einschließlich der Verschiffungen zwischen den einzelnen Straitshäfen) eine Gesamt-Zinneinfuhr von 178648 Pikul1 Pikul = 60 kg. im Werte von 16786000 $1 $ = 2,40 M. gegen 166510 Pikul im Werte von 12512000 im Jahre 1910. Die Einfuhr gestaltete sich im einzelnen wie folgt: nach zusammen im Singapore Penang 1911 1910 Pikul 1. Viertel 1911 17672   28910   46582   35213 2. 1911 15224   30346   45570   36194 3. 1911 12805   21860   34665   43101 4. 1911 16185   35646   51831   52002 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Zusammen 61886 116762 178648 166510 Zinnerz kam weniger als im Jahre 1910. Es wurden eingeführt: nach zusammen im Singapore Penang 1911 1910 Pikul 1. Viertel 1911 110693   85653 196346 238632 2. 1911 129523   98328 227851 247639 3. 1911 147951   96413 244364 227754 4. 1911 125766 126491 252257 222219 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Zusammen 513933 406885 920818 936244 Die Ausfuhr von Zinn und Zinnerz aus den Vereinigten Malaienstaaten (nach den Straits) betrug: Zinn Zinnerz Auf 70% des Bruttogewichts reduziert. aus Pikul 1911 1910 1911 1910 Perak   97836 109867 339504 311468 Selangor   54215   43397 176960 196795 Negri Sembilan         90       121   29140   34576 Pahang   15281   12930   28673   27744 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Zusammen 167422 166315 574277 570583 Textabbildung Bd. 327 Die Zunahmen gegen das Vorjahr sind also ganz unbedeutend. Perak hat weniger raffiniertes Zinn, dafür aber mehr Zinnerz ausgeführt, während bei Selangor der umgekehrte Fall eingetreten ist. Negri Sembilan verliert von Jahr zu Jahr an Bedeutung als Zinn produzierendes Land, bei Pahang dagegen wächst die Zinngewinnung im Verhältnis zur fortschreitenden Erschließung des Gebietes. Die Wolframeinfuhr nach den Straits hat sich rund verdreifacht. Sie stieg von 2296 Pikul im Werte von 96981 $ auf 6598 Pikul im Werte von 311691 $ im Berichtsjahre. Aus den Vereinigten Malaienstaaten (hauptsächlich Perak und Selangor) kamen davon 2816 Pikul (gegen 1580 im Vorjahre). Die Zinnausfuhr aus den Straits zeigt der Menge nach die unbedeutende Zunahme von rund 5000 Pikul, während der Wert von 75439000 f auf 92047000 $ (= + 16608000 $) gestiegen ist. Es wurden ausgeführt: aus zusammen im Singapore Penang 1911 1910 Pikul 1. Viertel 1911 110502 120259 230761 230969 2. 1911   94837 123797 218634 230255 3. 1911 122538 132824 255362 263359 4. 1911 111980 153064 265044 240266 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Zusammen 439857 529944 969801 964849 Nach Großbritannien, dem Kontinent von Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika wurden von den Straits aus 538 Tons mehr verschifft als im Jahre 1910. Die Ausfuhr gestaltete sich im einzelnen wie folgt (in Tons): nach im Groß-britannien Ver. Staatenvon Amerika Kontinentvon Europa 1911 1910 1911 1910 1911 1910 1. Viertel   7730   7620 3587   3612 1775 1667 2.   9504   8364 1495   3160 1481 1591 3.   8627 10415 1998   3006 3758 1545 4. 12117   8472 1460   2985 1625 2142 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Zusammen 37978 34871 8540 12763 8639 6945 Die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten von Amerika ging hiernach um 33% zurück, während sie nach Großbritannien um 9 und nach dem Kontinent von Europa um 24% zunahm: Die Wolframerz-Ausfuhr während des Jahres 1911 hat sich gegen das Vorjahr beinahe verdoppelt, sie betrug: aus zusammen im Singapore Penang 1911 1910 Pikul 1. Viertel 1911   392   384   776 1239 2. 1911   904   372 1276 2079 3. 1911 2938   782 3720   959 4. 1911 1085 2637 3722   718 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Zusammen 5319 4175 9494 4995 Das Jahr 1911 muß in Anbetracht der erzielten hohen Preise als ein günstiges für den Zinnbergbau der Malaiischen Halbinsel angesehen werden. Der Durchschnittspreis pro Pikul betrug 93,50 $, gegen 77,51 f im Jahre 1910. Textabbildung Bd. 327 Die Preisbewegung war im allgemeinen steigend und im großen und ganzen keinen häufigen großen Schwankungen unterworfen. Zu Anfang des Jahres wurden 87,75 $ und am Ende des Jahres 95,25 $ notiert. Der höchste Preis mit 99,50 $ wurde am 28. Januar, der niedrigste mit 83,75 $ am 23. September erzielt. In der Zeit vom 28. Januar bis 10. Februar erfolgte ein jäher Sturz von 99,50 $ (dem höchsten während des Jahres erzielten Preise) auf 84,50 f. Am 16. Februar war der Preis wieder auf 96,50 $ emporgeschnellt, um bis Mitte März wieder auf 87,50 $ zu sinken. Der Preis stieg dann wieder bis Ende März auf 94 $ und hielt sich bis Mitte Juli zwischen 94 und 97 $. Von da ab bis Anfang September bewegten sich die Notierungen hauptsächlich zwischen 93 und 95 $, um dann bis zum 23. September auf 83,75 $, den niedrigsten Stand während des Jahres, zu sinken. Es folgte wieder ein Steigen, das am 27. November mit 99 $ seinen Höhepunkt erreichte, worauf der Preis bis Ende des Jahres bis auf 95,25 $ wieder zurückging. Die zu Anfang des Jahres 1912 von Interessenten geäußerte Ansicht, daß sich die Preise noch für längere Zeit hochhalten würden, hat sich durchaus bestätigt; die Notierungen sind sogar weiter gestiegen und haben letzthin 102,75 $ pro Pikul erreicht. Eine Wirkung des stetigen hohen Zinnpreises auf die Zinnaktien ist schließlich nicht ausgeblieben, so daß Ende April 1912 gegen Anfang des Jahres 1912 ein Steigen der Papiere einer ganzen Anzahl Minengesellschaften konstatiert werden kann. Eine gesteigerte Tätigkeit im Zinnabbau im Jahre 1911 hat der hohe Preis indes nicht hervorzurufen vermocht; es sind weder größere neue Minen eröffnet, noch sind in der Zinngewinnung selbst ergiebigere Methoden gegen die bisher hauptsächlich befolgten eingeführt worden. Wohl aber ist ein Arbeiterstrom nach den Minen geleitet worden, dessen Wirkung im Jahre 1912, bei einem Anhalten der guten Preise, in einer größeren Ausbeute zum Ausdruck kommen wird. Im laufenden Jahr macht sich mehr Unternehmungsgeist bemerkbar. Schon jetzt ist eine Neugründung in Johore mit 500000 $ Kapital und die Aufstellung elektrischer Maschinen (Pumpen, Turbogeneratoren usw.) in Zinnminen zu verzeichnen. Die Wolframerzlager der Halbinsel werden künftig auf fachmännische Weise ausgebeutet werden, zu welchem Zwecke sich kürzlich in London ein „Wolfram Development Syndicate“ mit einem Kapital von 40000 £ gebildet hat. Das Syndikat wird seine Tätigkeit vorläufig auf Tringganu, einen der Siam abgetretenen britischen Malaienstaaten, beschränken. Von auswärts, besonders von Australien, scheint dem malaiischen Zinnbergbau größeres Interesse geschenkt zu werden. Zu gleicher Zeit ist die Regierung der malaiischen Staaten bemüht, die Zinnindustrie weiter auszudehnen, indem sie durch Gewährung eines Nachlasses auf den Zinn-Ausfuhrzoll in Fällen, wo die Förderung besonders schwierig oder weniger ergiebig ist, zum Abbau auch weniger reicher usw. Zinnfelder resp. zum Uebergang zum Tiefbau (Gangbergbau) ermuntert. Nach wie vor wird in gewissen Kreisen für eine allgemeine Ermäßigung des Ausfuhrzolls agitiert. Dagegen sind nun, selbst unter Bergbauinteressenten, Stimmen laut geworden, die gegen eine allgemeine Zollherabsetzung sind und sich mit dem oben erwähnten Nachlaß in bestimmten Fällen zufrieden erklären. Für die Zukunft rechnen Interessenten mit einer kleinen, aber ständig zunehmenden Förderung auf der Malaiischen Halbinsel durch die Eröffnung neuer Minen und Einführung moderner Förderungsmethoden. Für die Monate Januar, Textabbildung Bd. 327 Februar und März 1912, für die bisher Angaben veröffentlicht sind, zeigt die Ausfuhr aus den Vereinigten Maleienstaaten gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres eine Zunahme von 2192 Pikul Blockzinn und 24005 Pikul Zinnerz. Diese Zunahme kann mit Sicherheit auf eine höhere Ausbeute zurückgeführt werden, die durch die gegen Ende des Jahres 1911 stark zugenommene, in den Minen beschäftigte Arbeiterzahl (196427 Ende 1911 gegen 170361 Ende 1910) bedingt wird. (Bericht des Kaiserl. Generalkonsulats in Singapore.) Ausschreibungen und Projekte. Mineralien, Metalle, Maschinen. Deutsch-Ostafrika. Für das Kaiserliche Gouvernement in Daressalam soll die Lieferung des flußeisernen Ueberbaues für 2 Straßenbrücken von je 3,5 m lichter Breite, 4,00 m lichter Höhe und von 20 m, bezw. 32 m Stützweite vergeben werden. Die Verdingungsunterlagen sind bei der Beschaffungsstelle für die Schutzgebiete in Berlin, Wilhelmstraße 62, Zimmer 422, einzusehen und von dort gegen Einzahlung von 50 Pfg. zu beziehen. Die Angebote sind verschlossen und mit entsprechender Aufschrift versehen der Beschaffungsstelle, Zimmer 401, bis zum 28. Juni 1912, vormittags 11 Uhr, einzusenden. Die Zuschlagsfrist beträgt 3 Wochen. Türkei. Die Verwaltung der Hedschasbahn in Haifa und Konstantinopel vergibt am 24. und 29. Juni und 13. Juli 1912 die Lieferung von Kupferartikeln in Platten, Rohren und Barren im Werte von etwa 350000 M. Sicherheitsleistung 10% des Wertes der Lieferung. Bedingungsheft in französischer Sprache beim „Reichsanzeiger“. Ein Exemplar kann inländischen Interessenten auf Antrag für kurze Zeit übersandt werden. Die Anträge sind unter Beifügung eines mit Aufschrift versehenen Freikuverts an das Bureau der „Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirtschaft“, Berlin W. 8, Wilhelmstraße 74 III, zu richten. Aegypten. Lieferung von Wasserleitungsartikeln (Wannen, Becken, Klosetteinrichtungen, Röhren u.a.) für die Staatseisenbahnen und -Telegraphen-Verwaltung in Kairo. Vergebung am 22. Juli 1912, vormittags. Lastenheft in englischer Sprache beim Reichsanzeiger. Elektrotechnische Industrie. Santo Domingo. Absatzmöglichkeit für elektrische Maschinen usw. Der dominikanische Staatsanzeiger (Gaceta ofizial) vom 6. April 1912 veröffentlicht ein Gesetz, wodurch ein Vertrag zwischen dem Magistrat in Santo Domingo und dem Bankier Santiago Michelena wegen Gründung einer Elektrizitätsgesellschaft unter dem Namen „Electra Dominicana“ bestätigt worden ist. Von dem 160000 Dollar betragenden Aktienkapital übernimmt der Magistrat 60000 Dollar. Zweck des Unternehmens ist Errichtung und Betrieb einer elektrischen Zentralstation in Santo Domingo und der öffentlichen Privatbeleuchtung daselbst sowie Lieferung elektrischer Kraft für gewerbliche und häusliche Zwecke. Die Stadtverwaltung verpflichtet sich, Zoll- und Steuerfreiheit für die Maschinen, Gerätschaften und Betriebsmaterialien sowie Steuerfreiheit für die Gesellschaft, ihre Aktien und ihre Obligationen zu erlangen, ein Grundstück für den Bau des Elektrizitätswerkes zu liefern, das elektrische Licht für seine Bureaus und die Straßen ausschließlich von der Gesellschaft zu beziehen und monatlich für Textabbildung Bd. 327 jedes Bogen-Lampenlicht von 1500 Kerzen 8 Dollar, für jede Glühlampe von 32 Kerzen 1 Dollar und für jede Glühlampe von 16 Kerzen 0,75 Dollar oder für die Kilowattstunde 0,12 Dollar zu entrichten. Die Maschinen und Materialien müssen erstklassig sein und den Vorschriften des britischen Board of Trade oder des Verbandes deutscher Elektrotechniker usw. entsprechen. Nach Ablauf von 50 Jahren gehen die Elektrizitätsanlagen nebst Zubehör auf den Magistrat über. Absatzgelegenheit für elektrische Fächer nach Formosa. In Formosa besteht zurzeit eine lebhafte Nachfrage nach elektrischen Fächern. Das Elektrizitätswerk in Taihoku, das sich in staatlichem Besitz befindet, hatte für die kommende Saison 252 Fächer von 16 Zoll Durchmesser (darunter 21 automatische) und 1487 von 12 Zoll Durchmesser (darunter 20 automatische) vorgesehen, (Automatische Fächer werden hier diejenigen genannt, bei denen sich die Achse automatisch dreht, so daß sie abwechselnd nach drei Seiten Luftzug geben.) Die Nachfrage soll aber die erwähnten Zahlen bereits jetzt erheblich übersteigen, so daß das Formosa-Gouvernement sich genötigt sieht, weitere Bestellungen dieser Fächer in Europa zu machen. Eine in Formosa etablierte deutsche Firma, die von deutschen Fabrikanten mit der Vertretung ihrer Interessen betraut werden könnte, kann inländischen Interessenten auf Antrag durch das Bureau der „Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirtschaft“, Berlin W. 8, Wilhelmstr. 74 III, benannt werden. Die Anträge sind unter Beifügung eines mit Aufschrift versehenen Freikuverts an das genannte Bureau zu richten. (Bericht des Kais. Konsulats in Nagasaki.) Eisenbahnmaterial. Bulgarien. Lieferung von 450 verschiedenen Güterwagen und 2 vierachsigen Gepäckwagen nebst Ersatzteilen für die Eisenbahnverwaltung. Verhandlung bei der Kreisfinanzverwaltung in Sofia, 2. Juli 1912. An der Lieferung können nur Waggonfabriken teilnehmen. Anschlag 1800000 Franks. Sicherheitsleistung 5% des Offertenbetrags, nach Erteilung des Zuschlags in bulgarischen Wertpapieren bei der bulgarischen Nationalbank zu hinterlegen. Lieferungstermin bis 15./28. Februar 1913. Lastenhefte, Zeichnungen und sonstige die Lieferung betreffende Unterlagen sind zum Preise von 30 Fr. bei der Generaldirektion der bulgarischen Eisenbahnen und Häfen in Sofia, 6. Septemberstr., Zimmer Nr. 7, erhältlich. Bulgarien. Lieferung der Eisenoberbaukonstruktion für die Hangars Nr. 3 des Varnaer und Burgaser Hafens. Verhandlung am 16./29. Juni 1912 bei der Kreisfinanzverwaltung in Sofia. Anschlag 195000 Fr. Sicherheitsleistung 930 Fr. (Bulgarische Handelszeitung.) Türkei. Bau eines Docks neuesten Systems im Golfe von Ismidt zwischen Dajermendere und Kazikli. (Vergl. Nr. 39 der „Nachrichten“ vom 4. April 1912.) Die Frist für Angebote ist bis zum 23. Juni 1912 verlängert worden. Vergebung durch das Marineministerium in Konstantinopel. –––––––––– ☞ Die beigefügten Prospekte der Firmen G. Rüdenberg jun., Hannover und Siemens & Halske A.G., Berlin, empfehlen wir der geneigten Beachtung unserer Leser bestens. Textabbildung Bd. 327