Titel: BÜCHERSCHAU.
Fundstelle: Band 327, Jahrgang 1912, S. 815
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BÜCHERSCHAU. Bücherschau Die Konstruktion elektrischer Maschinen. Von W. Peinecke. Heft 16 der „Elektrotechnik in Einzeldarstellungen“. Fr. Vieweg & Sohn, Braunschweig. Das Buch behandelt in acht Abschnitten die Hauptdetails elektrischer Maschinen. Der textliche Teil ist gut und klar abgefaßt. Die Figuren lassen manches zu wünschen übrig. Dem fertigen Konstrukteur reicht eine Skizze vollkommen aus, um sich den Gegenstand in den richtigen Verhältnissen zu rekonstruieren, dem Anfänger dagegen muß an Hand einiger Maße oder durch die Angabe des Maßstabes der Zeichnung die Möglichkeit gegeben werden, die richtigen Verhältnisse zu treffen, Ein Werk, das den Titel „Konstruktionen elektrischer Maschinen“ trägt, muß auch einige werkstattfertige Zeichnungen und Zusammenstellungen bringen, andernfalls muß es betitelt werden: „Konstruktionsdetails elektrischer Maschinen“. Trotz des von dem Herrn Verfasser betonten beschränkten Raumes wäre es wünschenswert gewesen, einige Daten über die zulässige Belastung von Lagern zu geben, zur Unterstützung des Anfängers. Auch die Frage „welche Gesichtspunkte sind für die Dimensionierung der Zapfen und die Bemessung der Keile ausschlaggebend?“ macht dem Anfänger Schwierigkeiten. Aehnlich liegt der Fall bei der Bemessung der Querschnittsabmessungen größerer Gehäuse für Wechselstrommaschinen. Wenn es auch mit Rücksicht auf den Zweck und den Umfang des Buches zulässig ist, alle eingehenderen Berechnungen auszuschalten, so sollten doch mit wenigen Worten die Bedingungen für die erforderliche Größe des Gehäuseträgheitsmomentes aufgestellt werden. Der Abschnitt VII über die Kühlung der Maschinen, der heute als Kernpunkt bei der Dimensionierung großer Einheiten zu betrachten ist, ist wohl etwas kurz weggekommen, reicht vielleicht aber für vorliegenden Zweck aus. Trotz der erwähnten Mängel, die sich bei einer zweiten Auflage leicht vermeiden lassen, ist in dem Buch so viel Wissenswertes niedergelegt, daß es speziell dem Eingeweihten zu einem Studium empfohlen werden kann, zudem sich zwischen den Zeilen auch so manche Erfahrung einer bestimmten Firma herauslesen läßt. Dr.-Ing. Werner. Die Betriebsleitung. Von Fred. W. Taylor. Berlin 1912. Julius Springer. Der Grundsatz des Verfassers „hohe Löhne – niedrigste Herstellungskosten“ ist in vielen modernen Großbetrieben Deutschlands schon lange in Anwendung, wenn auch bezüglich der Löhne nach oben hin eine gewisse Grenze gezogen wird. Auch die Schaffung sogen. „Normalien“ in Großbetrieben ist eine durchgeführte Tatsache, ohne die heute eine moderne Werkstatt nicht auskommen würde. Ueberhaupt findet man bezüglich der Organisation eines Großbetriebes vieles von dem, was Taylor sehr anschaulich auf Grund langjähriger Erfahrungen aufzählt, in vielen unserer großen Werkstätten schon verwirklicht, weil man hier in Deutschland längst erkannt hat, daß ohne eine straffe, wohldurchdachte Organisation die Rentabilität eines Betriebes nicht möglich ist. Ganz neu dagegen ist die dargestellte Organisation der Betriebsleitung. Auf den ersten Blick ist diese Darstellung für den Leser außerordentlich gewinnend, aber es müssen doch gewichtige Bedenken dagegen geltend gemacht werden. Nehmen wir z.B. einen Großbetrieb mit mehreren tausend Arbeitern, der sich mit der Herstellung von Massenartikeln beschäftigt, so würden hier infolge der Zeitstudien und der damit weiter verbundenen vielen Schreibarbeiten für die vielen tausende von herzustellenden Massenartikeln derartig viele Schreibkräfte nötig werden, daß die durch die größte Leistung hervorgerufene Mehrproduktion vielleicht wieder aufgehoben wird, denn die Neueinstellung der vielen Schreibkräfte erhöht natürlich die Unkosten. Bezüglich der Zeitstudien vergesse man nicht den Widerstand, der uns hier in Deutschland von der außerordentlich straff organisierten Arbeiterschaft entgegengestellt würde. Die Arbeiter würden doch alles daransetzen, um die genauen Zeitstudien unmöglich zu machen, und würden letztenfalls das ganze System infolge eines großen Streiks ablehnen. Es ist ausgeschlossen, den Arbeitern klarzumachen, daß das ganze Zeitsystem nur zu ihrem Besten ausschlagen würde. Zum Schluß der Betrachtung kann man wohl mit Ueberzeugung sagen, daß in dem Buche außerordentlich viele und gute, der langjährigen Praxis entnommene Vorschläge für die Organisation und die Leitung eines Betriebes enthalten sind und die Anschaffung des Buches sehr zu empfehlen ist. E. Schultz. Grundzüge für die statische Berechnung der Beton- und Eisenbetonbauten. Von Dr.-Ing. M. Koenen, Berlin. Vierte, neubearbeitete und erweiterte Auflage. Mit 13 Figuren. Berlin 1912. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geh. M 2,40. In vierter Auflage erscheinen die „Grundzüge für die statische Berechnung von Beton- und Eisenbetonbauten“ von Dr.-Ing. M. Koenen. Auch in dieser Auflage ist den Fortschritten des Eisenbetons insofern wieder Rechnung getragen, als einige Kapitel neu hinzugefügt wurden. So gibt Verfasser eine einfachere Berechnung von exzentrisch beanspruchten Eisenbetonkörpern; neu aufgenommen ist die Berechnung des umschnürten Betons und die der Betonkörper mit vorgespannten Eiseneinlagen. Nachdem Verfasser bei der Berechnung der spiralarmierten bzw. der ringbewehrten Säulen zu anderen Formeln gelangt im Vergleich mit den „Amtlichen Bestimmungen“, so wäre eine Gegenüberstellung der entsprechenden Resultate nicht uninteressant. Das gleiche dürfte von einem Vergleich mit den Forschungen der Herren Dr. Kleinlogel und Professor Mörsch gelten. Das Studium der interessanten Arbeit, welche ja auch den erwähnten „Amtlichen Bestimmungen“ zugrunde gelegt ist, wird sich für jeden Fachmann wohl lohnen. Kaiserslautern. A. Marx, Dipl.-Ing. Die Statik an Baugewerkschulen. Hoch- und Tiefbau. Teil 1. Bearbeitet von Dipl.-Ing. Pietsch und Ing. Pohl Kgl. Baugewerkschuloberlehrer in Magdeburg. Essen. G. D. Baedecker. Preis geh. M 1,80. Statikwerke für den Gebrauch an Baugewerkschulen müssen vor allem einfach und doch einleuchtend für den Schüler geschrieben sein. Von diesen Gesichtspunkten aus ist das Büchlein wohl brauchbar. Auf Seite 1 heißt es u.a., daß „die Richtung einer Kraft durch die Strecke“ bestimmt ist. Das ist meines Erachtens unklar. Es hieße besser „durch den Winkel zur Wagrechten“, wie dies auch Herr Professor Otzen von der Technischen Hochschule Hannover in seinen „Praktischen Winken zum Studium der Statik“ Seite 14 angibt. Einfacher ist es noch zu sagen: eine Kraft ist bestimmt durch Größe, Angriffspunkt und Richtung. So erklärt auch Herr Geh. Hofrat Professor Dr. Henneberg den Begriff der Kraft. (Näheres darüber in dessen Werk: Graphische Statik der starren Systeme, Leipzig und Berlin 1912.) Kaiserslautern. A. Marx, Dipl.-Ing. Die Grundgesetze der Wechselstromtechnik. Von Dr. G. Benischke. Zweite Auflage. Elektrotechnik in Einzeldarstellungen. Heft 3. 231 Seiten, 189 Figuren. Braunschweig 1912. Vieweg & Sohn. Preis M 5,–, geb. M 5,80. Der Inhalt des Buches ist bei der Neuauflage ganz wesentlich erweitert worden, dem Aufschwünge der Wechselstromtechnik in den letzten Jahren entsprechend. So wird die Theorie des Uebertragers von einem allgemeinen Standpunkte ausgehend in allen wichtigen Einzelheiten behandelt; fast der dritte Teil des zur Verfügung stehenden Raumes ist dem Transformator gewidmet. Die Vorgänge im Eisenkern werden in einem besonderen Abschnitt besprochen. Im Kapitel „Kondensatoren“ hat der Kondensator mit unvollkommenem Dielektrikum Aufnahme gefunden. Auch der Abschnitt über „zusammengesetzte Wellenformen“ ist ergänzt worden. Außer dem Drehstrom wird auch der Zweiphasenstrom behandelt. Neu aufgenommen ist ein Kapitel über Synchronmaschinen. Durch diese Ergänzungen und Erweiterungen hat das Buch noch an Wert gewonnen, und da nur die Grundlehren der Elektrizität und die allgemeinen Grundgesetze der Elektrotechnik vorausgesetzt werden, kann es zum Studium und als Hilfsmittel bei technischen Arbeiten empfohlen werden. Auch Schwachstromingenieuren wird es von Nutzen sein. Th. Ueber neuere Versuche mit umschnürtem Beton. (Spiralumwickelte und ringbewehrte Säulen.) Von Dr.-Ing. A. Kleinlogel, Privatdozent an der Großh. Hessischen Technischen Hochschule in Darmstadt. Mit 25 Figuren und 31 Zusammenstellungen. Berlin 1912. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geh. M 3,20. Wie Verfasser in seinem Vorwort ausführt, ist „die Wirkungsweise der Querarmierung bei spiralumwickelten oder ringbewehrten Betonkörpern durch Feinmessungen noch nicht genügend geklärt; auch sind die Ergebnisse der Versuche noch nicht derart verarbeitet, daß sie für die Praxis unmittelbar verwendet werden können“. Zweck der vorliegenden Arbeit von Dr. Kleinlogel ist es nun, diese Lücke in der Literatur auszufüllen. Verfasser bringt die von der „Französischen Regierungskommission“ durchgeführten Versuche in einen Vergleich mit den „Deutschen Versuchen“, insbesondere mit jenen der Firma Johann Odorico, Dresden. Das Versuchsprogramm der letzteren ist bekanntlich vom Verfasser entworfen, wobei auch die Herstellung der Probekörper von ihm überwacht worden ist. Dieser Vergleich führt vor allem zu dem interessanten Ergebnis, daß die Considèresche Bruchlastformel mit den Versuchsergebnissen der deutschen Forscher nicht übereinstimmt. Dr. Kleinlogel macht daher Vorschläge zur Abänderung jener Formel und stellt eine neue Formel für die Berechnung der Bruchlast umschnürter oder ringbewehrter Körper auf. Im weiteren Verlauf seiner Untersuchungen werden verschiedene, weit verbreitete irrtümliche Auffassungen erörtert und richtig gestellt. So wird z.B. betont, daß auch beim umschnürten Beton die Betongüte des zur Verwendung gelangenden Betons keine bessere zu sein braucht als beim gewöhnlichen Eisenbeton. Auf weitere Einzelheiten kann im Rahmen einer Buchbesprechung nicht eingegangen werden; nur sei bemerkt, daß es dem Verfasser wohl gelungen ist, die Resultate seiner Forschungen für den Leser „mundgerecht“ zu gestalten, und dadurch das Interesse des Praktikers für diese immerhin nicht einfachen Vorgänge zu erwecken. Daß die zahlreichen Tabellen den Verlauf der Versuche verfolgen lassen, ebenso, daß zahlreiche Figuren den Text wesentlich unterstützen, sei nur nebenbei erwähnt. Das Studium des Werkes kann daher bestens empfohlen werden. Kaiserslautern. A. Marx, Dipl.-Ing. Versuche über die Verteilung einer Linienbelastung in einer Rippenplatte. Von Professor Dr.-Ing. R. Saliger, Wien. Armierter Beton. Oktober 1912. Im Eisenbeton tritt oft der Fall ein, daß Eisenbetondecken durch Scheidemauern belastet werden. Sollen die Decken eine ebene Unterschicht erhalten, so sind manchmal, um den Vorschriften zu genügen, breite Eisenbetonbalken mit unverhältnismäßig starker Druckbewehrung notwendig. Es sollen daher die der Mauer benachbarten Unterzüge zur Mitwirkung herangezogen werden. In welcher Weise nun eine solche Heranziehung zur Mitwirkung möglich ist, wurde durch Versuche ermittelt, welche an zwei Decken ausgeführt wurden, die durch die Firma Fritz Mögle in Wien unter Leitung des Ingenieurs J. Olexincer hergestellt wurden. Die Versuchsdecken hatten eine Breite von 4,25 und eine Länge von 5,70 m im Lichten. Der mittlere Unterzug, der durch vier Einzellasten beansprucht wurde, war 20 cm breit, während die übrigen Rippen eine Breite von je 7,5 cm hatten. Vorhanden waren sieben Balken, so daß die lichte Entfernung der Balken nur 60 cm betrug. Demgemäß konnte die Deckenstärke sehr gering ausfallen; sie betrug in den dem belasteten Unterzug benachbarten Feldern 10 cm, in den übrigen 5 cm. Der belastete Unterzug sollte zehn Rundeisen von je 20 mm Stärke erhalten, wovon der mittlere Balken nur sechs, und die zu beiden Seiten des Mauerträgers liegenden Unterzüge je zwei Eisen bekamen. Was die Versuchsdurchführung anbetrifft, so möge diese in der Originalabhandlung nachgelesen werden. Hier sei nur mitgeteilt, daß die Versuchsdurchführung eine nicht unerhebliche Mitwirkung sämtlicher Rippen ergeben hat. So „kommt auf die unmittelbar belastete Rippe im Mittel 60 v. H. der Bruchlast, auf die Nebenrippen weniger als 30 v. H., und der übrige Teil der Gesamtlast auf die entfernt liegenden Rippen“. Kaiserslautern. A. Marx, Dipl.-Ing. Ueber die Zerstörungen in tunnelartig gelochten Gesteinen. Von A. Leon und F. Willheim. Wien 1912. Lehmann & Wentzel, G. m. b. H. Schon im Jahre 1910 haben die beiden Verfasser über ähnliche Versuche berichtet, die an tunnelartig gelochten Gesteinen bei ursprünglich einseitig gerichtetem Druck ausgeführt wurden. Der vorliegende Bericht bezieht sich nun auf Proben aus Carraramarmor und Wachauer Kalkstein, und zwar wurden ausgeführt 1. Versuche bei einseitigem Druck mit geschmierten Druckflächen und 2. Versuche auf Umschlingungsspannung. Die Proben aus Carraramarmor waren 16 cm breit und hoch und etwa 7,5 cm dick und hatten zwei tunnelartige, den Größenverhältnissen nach wie beim Simplontunnel ähnliche resp. zwei kreisrunde (1,7 cm Durchm., 4,0 cm Achsenabstand) Bohrungen. Die Probe aus grobkristallinischem Wachauer Kalkstein war 16 cm breit, 13,5 cm hoch und 8 cm dick, und hatte einen quadratischen Stollen von 2,5 cm Seitenlänge. ad 1. Durch die Schmierung (drei Stearin, ein Talg) erscheinen die Gesteine spröder als ohne solche. Die Wirkungen der Spannungsstörungen mit und ohne Schmierung sind im übrigen dieselben: die ersten Sprünge treten durch Sohle und Decke auf, bei tunnelartigen Lochungsquerschnitten gewöhnlich an der Sohle früher als an der Decke. ad 2. Die Versuche auf Umschlingungsspannung, d.h. bei einer Belastung unter gleichem Druck nach allen Richtungen einer Ebene (i Tunnelachse) wurden an Proben aus Carraramarmor mit je einem tunnelartigen resp. quadratischen Profil ohne Schmierung ausgeführt. Es ergab sich eine besondere Konzentration des Druckes an den Kanten der Lochungen; die Stollenwände, Decke und Sohle hatten das Bestreben, sich herauszuschälen; bei tunnelartigen Profilen begann ein Abschälen der Sohle, während an der Decke radial gerichtete Risse auftraten. Im Laufe der Zerstörungen nahmen die Lochungen beider Profilarten mehr oder weniger zylindrische Form an. Dr.-Ing. W. Müller. BEI DER REDAKTION EINGEGANGENE BÜCHER. Bibliothek der gesamten Technik. 215. (64.) Band. Werkzeuge und Werkzeugmaschinen. Von Dipl.-Ing. Ernst Preger, Frankfurt a. M. Zweite, gänzlich neu bearbeitete Auflage. Mit 487 Figuren. Leipzig 1913. Dr. Max Jänecke. Die Wissenschaft. Sammlung naturwissenschaftlicher und mathematischer Monographien. Heft 46. Physikalische Grundlagen der Elektrotechnik. Von Dr. F. F. Martens, Professor der Physik a. d. Handelshochschule Berlin und Privatdozent an der Universität Berlin. Erster Band. Eigenschaften des magnetischen und des elektrischen Feldes. Mit 253 Figuren. Braunschweig 1913. Friedrich Vieweg & Sohn. Preis geh. M 7,20, geb. M 8,–. Taschenbuch für Schiedsrichter und Parteien. Im Auftrage des Vereins beratender Ingenieure E. V. verfaßt von Dr. phil. Eugen Müllendorf, Beratender Ingenieur. Berlin 1913. Carl Heymann. Preis geb. M 1,60. Sammlung Göschen. Die Linienführung der Eisenbahnen. Von H. Wegele, Professor an der Großh. Techn. Hochschule in Darmstadt. Mit 52 Figuren. Desgl. Elektrotechnik. Einführung in die Starkstromtechnik von Prof. J. Hermann. Dritter Teil. Die Wechselstromtechnik. Kurze Beschreibung der Generatoren, Transformatoren, Motoren und Umformer für ein- und mehrphasigen Wechselstrom. Mit 154 Figuren und 16 Tafeln. Dritte erweiterte Auflage. Desgl. Die Akkumulatoren für Elektrizität. Von Kaiserl. Regierungsrat Dr.-Ing. Richard Albrecht in Zehlendorf-Berlin. Mit 52 Figuren. Desgl. Luftsalpeter. Seine Gewinnung durch den elektrischen Flammenbogen. Von Dr. G. Brion, Professor der Elektrotechnik a. d. Kgl. Bergakademie in Freiberg i. Sa. Mit 50 Figuren. Berlin und Leipzig 1912. J. G. Göschen. Preis jedes Bandes M 0,80. WIRTSCHAFTLICHE RUNDSCHAU. Die am 2. Dezember in Düsseldorf abgehaltene Vorstandsitzung des Vereines deutscher Maschinenbau-Anstalten wurde von dem Vorsitzenden mit folgender Ansprache eröffnet: In den beiden letzten Hauptversammlungen habe ich feststellen können, daß die wirtschaftliche Lage im Maschinenbau wenigstens in bezug auf den Auftragbestand sich gebessert hatte. Die mir heute vorliegenden Berichte über die wirtschaftliche Lage in den verschiedenen Geschäftszweigen des Maschinenbaues lassen erkennen, daß diese Besserung im allgemeinen angehalten hat, was auch in einer gesteigerten Ausfuhr bei nur wenig gesteigerter Einfuhr an Maschinen zum Ausdruck kommt. Die Beschäftigung ist durchweg gut, mitunter bereits so stark angespannt, daß über einen Mangel an gelernten Facharbeitern geklagt wird, besonders da, wo ein Abfluß der Facharbeiter in andere Industriezweige stattfindet, welche sich der Ausbildung von Lehrlingen noch nicht in genügendem Maße widmen. Die Erhöhungen der Rohstoffpreise und der Löhne haben die Selbstkosten der Maschinenfabriken in einem Maße gesteigert, daß die infolge des vermehrten Umsatzes verbesserte Ausnutzung der Werkstatteinrichtungen keinen Ausgleich bieten kann. Die Preise haben sich trotzdem noch nicht genügend erholen können, so daß trotz der günstigen Wirtschaftslage ein weitgehendes Mißverhältnis zwischen Selbstkosten und Verkaufspreisen besteht; der Grund liegt in dem außerordentlichen Wettbewerb, teilweise wohl auch in den niedrigen Angeboten einzelner Firmen, die auf unzureichende Kalkulation der Selbstkosten zurückzuführen sind. Nur in einzelnen Geschäftszweigen ist es bisher gelungen, durch Vereinbarungen angemessene Preise zu erzielen. Dazu kommt, daß die Abnehmer den Wettbewerb dazu ausnutzen, nicht nur die Preise, sondern auch die übrigen Lieferbedingungen für die Maschinenfabriken ungünstig zu gestalten. Die von Herrn Dipl.-Ing. Werner durchgeführte Untersuchung über die wirtschaftlichen Ergebnisse der deutschen Maschinenbau-Aktiengesellschaften, welche nunmehr über das Jahr 1911 vollständig vorliegt, bestätigt, daß die seit dem Jahre 1909 langsam gestiegene Wirtschaftlichkeit des deutschen Maschinenbaues auch im Jahre 1911 noch weiter gewachsen ist, und daß vor allem die Maschinenbau-Aktiengesellschaften fortgefahren haben, ihre im Jahre 1908 zeitweilig geschwächten Reserven aufs neue zu stärken. Aber diese Besserung der Wirtschaftlichkeit in der Maschinenindustrie ist nicht zu vergleichen mit dem Nutzen, den andere Industriezweige aus der günstigen Wirtschaftslage gezogen haben. Die Untersuchungen zeigen aber auch, daß sich im Jahre 1911 das nominelle Aktienkapital bedeutend erhöht hat. Das bedeutet Neubildungen von Gesellschaften sowie Erweiterungen der Betriebe, die sich unter dem Einfluß der günstigen Wirtschaftslage vollziehen, aber zu Schwierigkeiten führen können, wenn die wirtschaftliche Entwickelung eine rückläufige Bewegung zu nehmen beginnt und die Arbeitsgelegenheit mangelt. Von vielen Seiten wird auch über außerordentliche Mißverhältnisse in den Preisen bei Wettbewerbangeboten geklagt, ein Uebel, das letzten Endes mit auf fehlerhafte Kalkulation zurückgeführt werden muß. Unser Verein hat von jeher die deutschen Maschinenfabriken auf die Wichtigkeit genauer Kalkulation und richtiger Selbstkostenfeststellung hingewiesen und wird immer und immer wieder Aufklärungsarbeit auf diesem Gebiete leisten müssen. Die niedrigen Angebote lassen eine durchgreifende Besserung der Preise nicht aufkommen, und diesem Umstände ist es Textabbildung Bd. 327 wesentlich zuzuschreiben, daß der deutsche Maschinenbau aus der zurzeit glänzenden wirtschaftlichen Lage verhältnismäßig so geringen Nutzen zieht. Die Abnehmerkreise sollten aber – doch beachten, daß auch sie an einer günstigen Entwickelung des deutschen Maschinenbaues ein großes Interesse haben; denn der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung ist nicht zum wenigsten auf die Leistungen des deutschen Maschinenbaues zurückzuführen, der den anderen Industrien die Hilfsmittel für ihre Arbeiten geschaffen hat. Dieser hohe Stand der Technik im deutschen Maschinenbau läßt sich aber bei unangemessenen Preisen und drückenden Lieferbedingungen auf die Dauer nicht aufrecht erhalten. Die erhöhte Regsamkeit des deutschen Maschinenbaues zeigt sich besonders deutlich in den Ziffern der deutschen Ausfuhrstatistik. Die Ausfuhr Deutschlands an Maschinen ist während der fünf Jahre des Bestehens unserer jetzigen Handelsverträge nach kurzem Stillstand, der sich aus dem für den Maschinenbau bekanntermaßen wenig günstigen Abschluß der Verträge erklärt, stetig gewachsen. Das beweist, daß der deutsche Maschinenbau in der sicheren Erkenntnis, daß er einen großen Teil seiner Erzeugnisse im Auslande absetzen muß, um lebensfähig zu bleiben, sich mit aller Kraft um den Weltmarkt an Maschinen beworben und in diesem Bemühen auch Erfolg gehabt hat. Um so wichtiger wird es für die Weiterentwickelung des deutschen Maschinenbaues sein, sich den Weltmarkt als Absatzgebiet zu erhalten, und damit steigt für die deutsche Maschinenindustrie die Bedeutung der zukünftigen Handelspolitik des Reiches. Es wird unsere ernste Sorge sein müssen, die begonnenen Arbeiten, welche die Begründung unserer Stellungnahme zu den Fragen der Erneuerung des deutschen Zolltarifes und der deutschen Handelsverträge liefern müssen, mit größter Beschleunigung und unter Mitwirkung aller beteiligten Interessen innerhalb unseres Geschäftszweiges durchzuführen und die Wünsche und Forderungen unserer Industrie daraus darzutun. Der Vorstand beschäftigte sich dann mit inneren Vereinsangelegenheiten und Vorberatungen für die nächstjährige Hauptversammlung, die im Frühjahr 1913 in Berlin abgehalten werden wird. Naphthaausbeute Bakus im Oktober 1912. Die im Oktober 1912 (a. St.) auf der Halbinsel Apscheron geförderte annähernde Gesamtausbeute betrug auf den alten Naphthafeldern 34536761 Pud, wovon auf Bibi-Eybat 7667432 Pud entfallen, darunter 1029750 Pud Springquellennaphtha. Die Ausbeuteziffern für das verflossene und das laufende Jahr stellen sich wie folgt: Ausbeute in Millionen Pud 1911 1912 Monat ausSchöpf-brunnen ausSpring-quellen Zu-sammen ausSchöpf-brunnen ausSpring-quellen Zu-sammen Januar 35,3 0,0 35,3*) 33,6 0,3   33,9*) Februar 32,3 0,1 32,4*) 31,9 0,0   31,9*) März 36,1 0,1 36,2*) 34,6 0,1   34,7*) April 34,4 1,9 36,3*) 33,5 0,1   33,6*) Mai 36,0 1,3 37,3*) 35,3 0,4   35,7*) Juni 34,3 3,1 37,4*) 33,8 0,7   34,5*) Juli 35,1 0,7 35,8)*) 34,6 0,7   35,3*) August 34,9 0,8 35,7*) 34,8 0,7 35,5 September 34,0 0,3 34,3*) 33,3 0,4 33,7. Oktober 34,9 0,5 35,4*) 33,5 1,0 34,5. November 33,5 0,6 34,1*) Dezember 34,1 0,9 35,0*) *) Richtig gestellte Ziffern. Textabbildung Bd. 327 Außerdem wurden in Surachany gefördert: Dunkle Naphtha 3299446 Pud, weiße Naphtha 21886 Pud, Naturgas, gleichwertig 93178 Pud, im ganzen 3414510 Pud. Aus alten Sonden und Brunnen wurden durch Handschöpfung annähernd 1000000 Pud gewonnen. Die Hauptausbeuten hatten im Oktober: Gesellschaft Gebrüder Nobel 5304238 Pud, A. J. Mantaschew & Co. 2127400 Pud, Kaspische Schwarzmeer-Gesellschaft 1852665 Pud, Bakuer Naphtha-Gesellschaft 1591036 Pud, Kaspische Gesellschaft 1316760 Pud, Moskau-Kaukasische Gesellschaft 1244000 Pud, L. K. Subalow 1230000 Pud, Gebrüder Mirsojew & Co. 1188300 Pud, J. E. Pitojew & Co. 1166300 Pud, Russische Naphtha-Gesellschaft „Runo“ 909550 Pud, Gesellschaft „Kawkas“ 866000 Pud. Die mittleren Börsenpreise für Oktober betrugen nach den Angaben des Bakuer Börsenkomitees: Naphtha, leicht, Grube Balachany 36,007 Kop.; desgl., Grube Bibi-Eybat 36,132; desgl., loko Schwarze Stadt 36,382; desgleichen, fob. Schwarze Stadt 36,507; Naphtha, schwer, Grube Balachany 35,140; desgl., Grube Bibi-Eybat 35,265; desgl., loko Schwarze Stadt 35,515; desgl., fob. Schwarze Stadt 35,640; Masut (Rückstände), loko Schwarze Stadt 36,525; desgl., fob. Schwarze Stadt 36,525; Petroleum, fob. Schwarze Stadt 41,331; desgl., frei Waggon Schwarze Stadt 41,831. (Bericht des Kaiserl. Konsulats in Baku.) Der Charkower Eisenmarkt im November 1912. Im Monat November war der Eisenmarkt fest bei festen Preisen. Es ist Mangel an Roheisen eingetreten; auch das Angebot zur Lieferung im Jahre 1913 ist so gering, daß die Preise etwas gestiegen sind. Dazu herrscht auf den Hochöfen ein solcher Mangel an Koks, daß man bereits mit der Möglichkeit einer Einschränkung des Betriebs rechnet. Bestellungen auf Träger zur Lieferung 1913 sind den Werken bereits in weit größerem Umfang als im vorigen Jahre zugegangen. Das Geschäft in Dachblech ist still; trotzdem zeigen die Preise die Tendenz zu steigen. Die endgültige Festsetzung der Preise wird jedoch erst in einigen Wochen erfolgen, wenn die Ural-Werke ihre Preise bestimmt haben. Ueber die Grundpreise gibt nachstehende Tabelle Auskunft: Preise auf Roheisen, Eisen und Stahl für November 1912: Engrospreise pro PudChar- owerloko Fabrik Rayon oderCharkow Einzelpreisepro Pudauf den Nie-derlagen inCharkow Kopeken pro Pud Roheisen, Nr. 1 68–72 90–95        „        umgeschmolzenes 60 Knüppel 100–105 Luppen 120–130 Sorten- u. Bandeisen*) 144–153 166–171 Eisen- u. Kesselblech*)Universalblech, Br. 8'' u. mehr*)Würfelblech*) 160–165 175–180 Dachblech 10 Pfd. I. Sorte 240–250 270–275        „        10   „  II.    „ 230–240 255–260        „        südlich 210–220 235–240 Draht, 5–11 mm 145–150 170–175     Träger: Profil von 80–320 mm*) 146–154 190–195    „    mehr als 320 mm*) 151–159 220–225 Schwellen*) 153 190–195 Schienen für Grubenbahnen*),    Gew. bis 10 Pfd. 148–158 Schienen für Eisenbahnen 112 Schienen, Ausschuß nach In-    spektion 32–18 Pf. 95–105 Gußeiserne Muffenröhren*)    für Wasserleitungen 130–135 175–185 *) Grundpreise; Zuschlagspreise laut Preislisten. (Bericht des Kaiserl. Konsulats in Charkow.) Textabbildung Bd. 327 Bedarf des Auslandes. Mineralien, Metalle, Maschinen. Südafrikanische Union. Lieferung von 656½ t galvanisierten Stahlblechen. Generaldirektion der südafrikanischen Staatsbahnen. Lastenhefte sind von den „High. Commissioner for the Union of South Africa“ in London S.W., Victoria Street 32, erhältlich. Angebote sind zu adressieren: The Secretary to the Tender Board, South African Railways, Headquarter Offices, Johannesburg. Schluß der Annahme ist am 31. Dezember 1912. Panama. Lieferung von Schwimmkranen von 250 t Tragfähigkeit. 13. Januar, Isthmian Canal Commission in Washington. (Moniteur des Intérêts Matériels.) Belgien. Einrichtung der Niederdruckdampfheizung im Telephongebäude rue de la Science und rue d'Orleans in Charleroi. 29. Januar 1913, 11½ Uhr, Salle de la Madeleine in Brüssel. 16000 Fr. Speziallastenheft Nr. 1192, Preis 60 Centimes.Lastenhefte können vom Bureau des adjudications in Brüssel, rue des Augustins 15, bezogen werden. Eingeschriebene Angebote zum 11. Januar. Portugiesisch-Ostafrika. Wie das Lissaboner „Diario de Noticias“ vom 1. d. Mts. berichtet, plant man in Lourenço Marques den Bau eines Trockendocks, damit die Schiffe, die einer Ausbesserung bedürfen, zu diesem Zwecke nicht nach Durban fahren müssen, wie sie es gegenwärtig tun. Elektrotechnische Industrie. Oesterreich-Ungarn. Der Stadtrat von Oswiecim (Galizien) projektiert den Bau einer elektrischen Straßenbahn vom Bahnhof in die Stadt und die Herstellung einer Wasserleitung. (Oesterreichischer Zentral-Anzeiger für das öffentl. Lieferungswesen.) Rußland. Die Frage der Rigaschen elektrischen Strandbahn, die vom früheren Abgeordneten R. Erhardt und F. Vogelsang angeregt worden ist, wird am 10. Dezember (n. St.) in der Kommission für neue Bahnbauten zur Prüfung gelangen. (St. Petersburger Herold vom 7. Dezember 1912.) Britisch-Indien. Die Regierung von Mysore beabsichtigt, in Bangalore (Südindien) eine elektrische Straßenbahn einzurichten. Die für den Betrieb der Bahn benötigte elektrische Kraft wird von der 57 engl. Meilen entfernt gelegenen Kraftstation Sivasamudrum gewonnen, wo seit einigen Jahren an Stelle, wo der Cauvery-Fluß die östlichen Ghauts in einem Wasserfall von ungefähr 90 m Tiefe durchbricht, vermittels einer Turbinenanlage genügend elektrische Kraft gesammelt wird, die bislang nur dazu diente, um die großen Maschinen der 90 Meilen entfernten Kolar-Goldminen zu treiben und dann auch die Städte Bangalore und Mysore mit Licht zu versehen. Der Hafen für Bangalore ist Madras, welcher regelmäßig von den Dampfern der Deutschen Dampfschiffahrtsgesellschaft Hansa in Bremen angelaufen wird. Interessenten würden sich wegen weiterer Einzelheiten schleunigst mit dem Chief Electrical Engineer to the Governement of Mysore, Bangalore, in Verbindung zu setzen haben. (Bericht des Handelssachverständigen bei dem Kaiserlichen Generalkonsulat in Calcutta.) Verschiedenes. Oesterreich-Ungarn. Anlage von Wasserleitungen. Die Stadtgemeinde Friedland (Deutschböhmen) vergibt den Bau der städtischen Wasserleitung mit allen damit verbundenen Arbeiten und Lieferungen. Vorschriftsmäßig gestempelte, verschlossene Offerten mit der Aufschrift: „Angebot für den Bau der städtischen Wasserleitung in Friedland, Deutschböhmen“ sind bis zum 28. Dezember 1912, 11 Uhr vorm., bei der Einreichstelle des Bürgermeisteramts einzureichen. Dh Projektspläne, Bau- und Lieferungsbedingungen sowie die Kostenanschläge liegen dortselbst zur Einsichtnahme aus. Weitere Auskunft ebenda. – Der Gemeindeausschuß von Aigen (Salzburg) hat ein Komitee zur Durchführung der Vorarbeiten für den Bau einer Wasserleitung eingesetzt. (Oesterreichischer Zentral-Anzeiger für das öffentl. Lieferungswesen.) Oesterreich-Ungarn. Die Gemeindevertretung Steyr beschloß, Schritte einzuleiten, damit das zur Regulierung des Pfarrberges bestimmte Legat von 200000 K für den Bau eines Schlachthauses verwendet werden kann. (Oesterreichischer Zentral-Anzeiger für das öffentl. Lieferungswesen.) Textabbildung Bd. 327