Titel: Bücherschau.
Autor: Ewerding
Fundstelle: Band 330, Jahrgang 1915, S. 77
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Bücherschau. Bücherschau. Verflüssigung der Kohle und Herstellung der Sonnentemperatur. Von O. Lummer. (Heft 9/10 der Sammlung Vieweg: Tagesfragen aus den Gebieten der Naturwissenschaft und Technik.) XII und 140 Seiten mit 50 Abbildungen. Braunschweig 1914. Fr. Vieweg & Sohn. Preis 5,– M. Man wird es dem Verfasser Dank wissen, daß er an dieser Stelle seine Untersuchungen über die Temperatur der Bogenlampenkohlen darlegt, nachdem einige Resultate derselben voreilig in die Tagespresse übergegangen und zum Teil zu recht phantastischen Folgerungen Veranlassung gegeben hatten Das Ausgangsproblem war, die Frage zu prüfen, ob die Normaltemperatur der positiven Kohle (die sogenannte Verdampfungstemperatur) konstant, d.h. unabhängig von der Stromstärke undder Bogenlänge ist, und ferner, ob die Temperatur des negativen Kraters stets kleiner als die des positiven bleibt, Zur Messung der Temperatur, bzw. der Flächenhelligkeit des Kraters diente das bereits 1901 angegebene Interferenzphoto- und -pyrometer, bei welchem das photometrische Kriterium praktisch auf dem im Endlichen oder Unendlichen befindlichen zu messenden Objekt gelegen ist. Die hiermit angestellten subjektiven und objektiven Messungen führten zu dem Resultat, daß bei verschiedenen Homogenkohlen die Temperatur des positiven Kraters innerhalb weiter Grenzen unabhängig von Bogenlänge und Stromstärke und somit konstant ist. Um weiterhin die wahre Temperatur des positiven Kraters bestimmen zu können, war es zuvor nötig, die Strahlungsgesetze der Kohle zu ermitteln. Dies geschah durch Bestimmung der Temperatur der Kohlefäden in Glühlampen, wobei sich innerhalb des Temperaturintervalles bis zu 3000 ° ergab, daß die Kohle sich wie ein „grauer“ Körper verhält, d.h. wie ein Temperaturstrahler, welcher für alle Wellenlängen im gleichen Verhältnis weniger strahlt als der schwarze Körper von gleicher Temperatur. Durch die Lummer-Pringsheimsche Methode des Schnittpunktes der logarithmischen Isochromaten ließ sich dann nachweisen, daß auch die Bogenlampenkohle als „grauer“ Körper strahlt und ferner ihre wahre Temperatur zu 4200 ° absolut ermitteln. Die negative Kohle hat im allgemeinen eine um einige hundert Grad tiefere Temperatur, die aber unter geeigneten Umständen auch bis auf 4200° steigen kann. Falls die bei Atmosphärendruck gefundene konstante Temperatur des positiven Kraters wirklich die Sublimationstemperatur war, mußte diese vom Druck abhängen. Untersuchung bei Drucken bis zu ⅕ at herab ergaben in der Tat, daß die Temperatur mit abnehmendem Drucke sinkt; als tiefste Temperatur wurden so 3900 ° erreicht. Außerdem aber ergab sich das interessante Resultat, daß bei geringer Druckerniedrigung bei normaler Belastung die positive Kraterfläche in eine Art zähflüssigen Zustandes übergeht, und bei ½ at leichtflüssig wird, während sie bei weiterer Druckerniedrigung wieder zähflüssig erscheint. In der geschmolzenen Oberfläche schwimmen feste Körperchen („Fische“) herum, deren Temperatur höher als die der Flüssigkeit liegt und welche aus Graphit bestehen. Späterhin gelang es, diesen als flüssig bezeichneten Zustand auch bei allen Drucken zwischen ⅕ und 2 at bei bestimmten („kritischen“) Stromstärken, welche weit unter der normalen liegen, zu erhalten. Dieses Phänomen, das in verschiedenen Abbildungen wiedergegeben ist, war bei den verschiedensten, auch den allerreinsten Kohlensorten und bei Diamant, in mehreren Gasen zu reproduzieren. Hierbei tritt zugleich eine Selbstreinigung der Kohlen auf. Die folgenden, hieran anschließenden Versuche hatten zum Ziel, die Temperaturkurve der positiven Kohle bei Unter- und Ueberdrucken zu ermitteln. Nachdem es gelungen war, die bei größeren Drucken (welche sich bis 25 at erstrecken) auftretenden Schwierigkeiten zu überwinden, wurde mit dem unter hohem Druck brennenden Bogen die Temperatur von 6000° und somit die effektive Sonnentemperatur erreicht. Unter Annahme eines anderen Strahlungsgesetzes würde sich die Temperatur sogar zu 7500 ° ergeben und damit die Sonnentemperatur überschritten sein. Die genaue Ermittlung der Temperatur sowie ihre weitere Steigerung ist die Aufgabe zukünftiger Versuche. Wie weit diese Resultate in der Beleuchtungstechnik praktisch verwendbar sind, läßt sich jetzt noch nicht beurteilen. Hingewiesen muß ferner noch darauf werden, daß es bisher nur bei salzgetränkten Kohlen gelang, den Bogen unter hohem Druck zu brennen, und daß durch Uebertragung der für Homogenkohlen geltenden Strahlungsgesetze auf jene in die Temperaturbestimmung Unsicherheiten hineinkommen. Bei der klaren Darstellung, welche jeden Schritt in diesen ausgedehnten Versuchsreihen verfolgen läßt, bietet die Lektüre dieser „Tagesfrage“, die allerdings nach manchen Richtungen hin noch weiterer Bearbeitung bedarf, um all ihre Schlüsse überzeugend sicher zu stellen, einen reizvollen Genuß. Berndt. Rost und Rostschutz. Von E. Liebreich. (Heft 20 der Sammlung Vieweg: Tagesfragen aus den Gebieten der Naturwissenschaften und der Technik.) 112 Seiten. Braunschweig 1914. Fr. Vieweg & Sohn. Preis 3,20 M. Bei der großen Bedeutung, welche dem Schutz aller Eisenkonstruktionen in technischer und volkswirtschaftlicher Hinsicht innewohnt, ist es wohl zu verstehen, daß man sich von wissenschaftlicher und technischer Seite aus in den letzten Jahren intensiv mit den Korrosionserscheinungen am Eisen beschäftigt hat. Ueber diese Arbeiten gibt das vorliegende Heft 20 der Viewegschen Tagesfragen eine ausgezeichnete klar geschriebene Uebersicht. Die einzelnen Kapitel behandeln die Theorien derRostentstehung, das aktive und passive Eisen, den Einfluß des Wasserstoffgehaltes, von Chloriden und Schutzschichten, das Potential des Eisens und sein Angriff in Elektrolyten, sowie das Verhalten verschiedener Eisensorten, die Prüfungsmethoden und die Methoden des Rostschutzes. Trotz des Erkennens mancher Vorgänge, wie der Verschiedenheit der Passivität in starken Säuren und in Laugen mittlerer Konzentration oder des Einflusses der Größe des Potentials auf die Möglichkeit des Röstens, sind die Vorgänge beim Rosten doch derartig mannigfaltig und kompliziert, daß es bis jetzt nicht möglich ist, eine Theorie des Röstens aufzustellen, welche den Vorgängen vollständig gerecht wird. So kann man auch aus Potentialmessungen nur qualitative, aber keine quantitativen Schlüsse ziehen. Aehnlich steht es auch mit den praktischen Versuchen zum Rostschutz, da sich die theoretischen Forderungen der Verhinderung des primären Auflösungsprozesses durch Passivierung des Eisens in stark oxydierenden oder Wasserstoff-Ionenarmen Elektrolyten vermittels Anstrich mit chromhaltigen oder Laugen abspaltenden Farben nur mit einer gewissen Annäherung auf die Dauer realisieren lassen. Berndt. Abhandlungen und Berichte über technisches Schulwesen. Veranlaßt und herausgegeben vom deutschen Ausschuß für technisches Schulwesen. Band V, Arbeiten auf dem Gebiete des technischen Hochschulwesens. Leipzig und Berlin 1914. B. G. Teubner. Ergebnis der Beratungen des deutschen Ausschusses für technisches Schulwesen über Hochschulfragen. V. Bericht des deutschen Ausschusses für technisches Schulwesen. Leipzig und Berlin 1914. B. G. Teubner. Der deutsche Ausschuß für technisches Schulwesen begann seine Arbeiten im Jahre 1909 auf dem Gebiete des technischen Mittelschulwesens, worüber die 1910 und 1911 erschienenen beiden ersten Bände berichteten. Er erstreckte seine Tätigkeit dann auch auf das technische niedere Schulwesen, das hauptsächlich die Fortbildungsschulen, die Fabrikschulen und die gesamte Lehrlingsausbildung im Maschinenbau und den verwandten Gebieten umfaßt. Nachdem auf beiden Gebieten wichtige und wesentliche Erfolge erzielt waren, ging der Ausschuß an die Bearbeitung des technischen Hochschulwesens. Bereits im Jahre 1912 erschien der vierte Band der Berichte mit einer Anzahl vorbereitender Abhandlungen von Hochschullehrern. Es traten dann ebenfalls noch 1912 die Arbeitsausschüsse für praktische Vorbildung und für die Ingenieurausbildung zusammen. Um den weitesten Kreisen Gelegenheit zu geben sich zu äußern, wurde ferner im März 1912 ein Rundfragenbündel von 30 Fragen hinausgesandt, auf die 450 Antworten, darunter 340 von hervorragenden Vertretern der technischen Praxis eingingen. Der vorliegende V. Band enthält im ersten Hauptteil die zusammengefaßten Antworten. Wegen des großen Umfanges der eingegangenen Antworten wurde eine mehrfache Sichtung und Ueberarbeitung des gesamten Materials nötig, und so lassen die Endberichte leider eine gewisse Farblosigkeit verspüren; besonders die Zusammenfassungen am Schluß jedes der 30 Abschnitte bewegen sich notgedrungen in ziemlich allgemein gehaltenen Redewendungen. Von Seiten der Redaktion dieser „Ergebnisse“ scheint das auch eingesehen zu sein, denn es folgen darauf 39 kurze aber vielfach recht temperamentvolle „Auszüge aus besonders bemerkenswerten Aeußerungen“. Den zweiten Teil des Bandes bildet das Protokoll der im Dezember 1913 stattgefundenen Gesamtsitzung des deutschen Ausschusses, in der die im ersten Teil abgedruckten „Vorlagen“ eingehend durchgearbeitet wurden. Für denjenigen, der den Band mit Vorteil studieren will, sei gesagt, daß es sich empfiehlt, die entsprechenden Abschnitte des ersten Teiles, der „Vorlage“, und des Protokolls nacheinander zu lesen und nicht die beiden Teile so, wie sie hintereinander gedruckt stehen. Von der Geschäftstelle des Ausschusses sind die Ergebnisse der Beratung zu der zweiten oben genannnten Schrift zusammengefaßt worden, die auch in dem V. Band mit abgedruckt ist. Sie erhält eine große Menge äußerst wertvoller Anregungen und Forderungen, auf die im einzelnen hier nicht eingegangen werden kann, deren Studium aber jedem Interessenten auf das angelegentlichste empfohlen wird. Referent möchte nur zu zwei Punkten einige ihm notwendig erscheinende Bemerkungen machen. Bei Erörterung der Vorschläge zur besseren Nutzbarmachung des praktischen Jahres wurde nur von einer Seite darauf hingewiesen, daß es in Breslau schwer hält, in den dortigen Maschinenfabriken Gelegenheit zur praktischen Ausbildung zu finden. Verfasser vermißt da den Hinweis, daß diese Schwierigkeit in Berlin, obwohl dort und in der nächsten Umgebung eine sehr große Zahl bedeutender Maschinenfabriken vorhanden ist, noch sehr viel größer ist, derart, daß ein junger Mann, dem nicht die Empfehlungen einflußreichster Herren zur Seite stehen, oder der nicht in dem einen Jahr etwa ebenso viel Lehrgeld aufwenden will oder kann, wie das Studierhonorar von mindestens drei Jahren Hochschulstudium beträgt, überhaupt nicht mehr in einer bedeutenderen Fabrik unterkommt. Es wird in den Berichten mit keinem Wort darauf eingegangen, daß leider viele industrielle Werke aus dem praktischen Jahr der sich dem Maschinenbaufach widmenden jungen Leute ein Geschäft machen, ohne daß ihre Leiter und Betriebsingenieure die Verpflichtung fühlen, dem Praktikanten in der fremden und bisher meist völlig unbekannten Umgebung mit Rat oder gar Tat zur Seite zu stehen. Hier liegt nach Ansicht des Referenten der einzig mögliche Weg zur Erhöhung des Nutzeffektes des praktischen Jahres. Es wäre von großem Interesse, wenn die Düsseldorfer Vermittlungsstelle für praktische Ausbildung bekannt gäbe, wieviel Reflektanten Beschäftigung in einem bestimmten industriellen Bezirk, z.B. Berlin, suchten und wieviele darin haben untergebracht werden können. Aus den Darlegungen S. 8 ff. und S. 29 ff. des Berichtes ergibt sich der eigentümliche Umstand, daß Ausländer an verschiedenen deutschen technischen Hochschulen eine direkt bevorzugte Stellung einnehmen, indem sowohl die Anforderungenan die Allgemeinbildung als auch an die praktische Vorbildung wesentlich verringert oder ganz fallen gelassen werden, und sogar einzelne Professoren den „Hörern“, die zum großen Teil Ausländer aus dem Osten sind, Spezialzeugnisse ausstellen! Aus der Besprechung dieses Punktes in der Gesamtsitzung geht hervor, daß die Industrie wegen der etwa später erfolgenden Aufträge usw. hohen Wert auf die Zulassung von Ausländern zu unseren Hochschulen legt, wenn auch bei erhöhten Studiengeldern und unter Voraussetzung einer annähernd gleichen Vorbildung. Hiermit kann naturgemäß wohl jeder einverstanden sein, so lange eben daraus keine Bevorzugung vor den Inländern wird. Es ist nur zu hoffen und dringend zu wünschen, daß nach Beendigung des Krieges die „Zusammenfassung“ des Berichtes über die Ausländerfrage auch von allen deutschen Hochschulen berücksichtigt wird, selbst auf die Gefahr hin, daß dann einige Ausländer wegbleiben. Stephan. Zur Theorie derGeschwindigkeits- und Beschleunigungspläne einer komplanbewegten Ebene. Von Dr.-Ing. Hermann Alt. Borna und Leipzig 1914. Robert Noske. Die Arbeit hat als Doktordissertation der Technischen Hochschule in Dresden vorgelegen. Sie ist aufgebaut auf dem analytischen Verfahren von M. Krause, Dresden, das auf den Beziehungen zwischen den Koordinatentransformationen zweier rechtwinkliger Koordinatensysteme beruht. Es werden nicht bloß die Momentanlagen bewegter starrer Ebenen untersucht, sondern es wird der ganze Verlauf der Geschwindigkeits- und Beschleunigungspläne rechnerisch festgelegt. Hierzu werden im ersten und zweiten Teil die komplane Bewegung des starren und veränderlichen Systems und die speziellen Bewegungen des veränderlichen Systems gebracht. Sodann folgen die polaren „V“ und „P“-Pläne einer komplan bewegten starren Ebene und als Anhang die Darstellung ähnlich veränderlicher Systeme durch Mechanismen. Ewerding. Textabbildung Bd. 330 Entwerfen einfach bewehrter Eisenbetonplatten. Von Ing. M. Preuß, Oberlehrer an der Kgl. Baugewerkschule Breslau. 15 Seiten. Berlin 1914. Wilh. Ernst & Sohn. Preis 1,20 M. Der Verfasser stellt eine neue Formel für die Stärke h — a der einfach bewehrten Platten auf, nämlich: h-a=\alpha\,l^2\,\left(1+\sqrt{1+\frac{\beta}{l^2\,p}}\right), wo l die Stützweite, p die Belastung der Platte einschließlichder Betonschicht unter den Trageisen und α und β Koeffizienten bedeuten, die bei den verschiedenen Belastungsarten für die Spannungen σe = 1000 bzw. 1200 und σb = 30, 35 und 40 kg/cm2 ausgerechnet in einer Tabelle beigegeben sind. Man kann so, ohne vorherige Kenntnis des Plattengewichts, das sonst geschätzt werden muß, die Stärke ha der einfach bewehrten Platten bestimmen. Die Berechnung von fe folgt in bekannter Weise. Ewerding. Textabbildung Bd. 330