Titel: Bücherschau.
Autor: Otto Brandt
Fundstelle: Band 330, Jahrgang 1915, S. 118
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Bücherschau. Bücherschau. Zur Theorie der ebenen ähnlich veränderlichen Systeme. Dissertation zur Erlangung der Würde eines doctor rer. techn. an der Technischen Hochschule zu Dresden. Von Dr. phil. Alex. Carl. Weida i. Th. 1914. Thomas & Hubert. Der Verfasser behandelt den vorliegenden Stoff, im Gegensatz zu der in der Kinematik meist gebräuchlichen geometrischsynthetischen Forschungsweise, analytisch mit Hilfe der Formeln für die Koordinatentransformation. Er ist Schüler von M. Krause, Dresden, der auch die Anregung zu dieser Arbeit gegeben hat. Die ersten Abschnitte handeln von den Einhüllenden, die folgenden von den Punktsystemen. Jedes wichtige Resultat ist in Worte gekleidet. Hierdurch gewinnt die Arbeit an Wert, weil andere Forscher in bequemer Weise auf sie zurückgreifen können; und das ist der Arbeit nur zu wünschen. Ewerding. Technische Messungen bei Maschinenuntersuchungen und im Betriebe. Von A. Gramberg. Dritte Auflage. 409 Seiten 8°. Mit 295 Abbildungen. Berlin 1914. J. Springer. Preis geb. 10,– M. Schon die Nachricht, daß von des Verfassers Werk Technische Messungen eine Neuauflage erschienen ist, wird für die meisten Besitzer älterer Auflagen genügt haben, sich diese Neuauflage anzuschaffen. In einer Zeit, wo Wirtschaftlichkeit des Betriebes immer und immer wieder gefordert wird, gibt es wohl kaum noch ein einigermaßen größeres Werk, wo nicht von Zeit zu Zeit Messungen zur Ueberwachung und Verbesserung des Betriebes angestellt würden. Für alle solche Werke dürfte das Buch von Gramberg nachgerade unentbehrlich geworden sein, gar nicht zu reden von den zahlreichen Maschinenlaboratorien an Technischen Hochschulen, Technikums, Maschinenbauschulen usw. Daß das Buch in der Neuauflage wieder umfangreicher geworden ist, wird nur mit Freuden begrüßt werden, nicht weniger aber auch die Mitteilung des Verfassers, daß eine Fortsetzung des Buches über „Maschinenuntersuchungen“ demnächst erscheinen soll. Ueber die Art der Darstellung läßt sich auch in der Neuauflage mit ihren zahlreichen Erweiterungen nur Rühmliches berichten: Klarheit des Ausdrucks, Klarheit und Anschaulichkeit der Zeichnungen sind ein wesentliches Merkmal des Buches. Die Erweiterungen erstrecken sich hauptsächlich auf das Kapitel der Mengenmessung, jedoch sind auch in anderen Kapiteln die neuesten Meßmethoden eingehend berücksichtigt worden. Erwähnt seien hier z.B. die Staugeräte, neuere Dynamometer, neuere Indikatoren usw. Vielleicht entschließt sich der Verfasser bei einer weiteren Neuauflage auch einmal dazu, ein kleines Kapitel über Schmieröluntersuchungen einzuschalten. Es ist dies ein Gebiet, welches namentlich bei größeren Betrieben von nicht zu unterschätzender wirtschaftlicher Bedeutung ist. Wer irgendwie mit Messungen an Maschinen zu tun hat, dem sei auch die Neuauflage wieder eindringlich empfohlen. Sie wird ihm ein treuer Ratgeber sein und auf gestellte Fragen wohl selten eine Antwort schuldig bleiben. R. Vater. Müller-Pouillets Lehrbuch der Physik und Meteorologie. Zehnte umgearbeitete und vermehrte Auflage. Vierter Band, zweite Abteilung (Seite 623 bis 976). Preis geh. 9,– M. Dritte (Schluß) Abteilung (Seite 977 bis 1492). Preis geh. 14,– M. Braunschweig. Friedr. Vieweg & Sohn. Die zweite Abteilung des den Magnetismus und die Elektrizität behandelnden vierten Bandes enthält die Kapitel Elektromagnetismus und Elektrodynamik, Induktionsströme, Gleichstromtechnik, Wechselstrom, elektrische Schwingungen, drahtlose Telegraphie und Telephonie. Die Schlußabteilung umfaßt die Stromleitung in Gasen, die Elektronentheorie der Metalle (Thermoelektrizität) und Radioaktivität, sowie Erdmagnetismus und Erdelektrizität.Diese beiden letzten Kapitel sind von A. Nippolt bearbeitet, während die übrigen von W. Kaufmann herrühren. Die außerordentlichen Fortschritte, welche seit der neunten 1890 vollendeten Auflage des Müller-Pouillet die Theorie, die experimentelle Forschung und die Elektrotechnik gemacht haben, finden ihr getreues Spiegelbild in dem großenteils völlig neugestalteten vierten Bande. Ein großer Teil der oben genannten Kapitel ist, wie schon aus ihrer Ueberschrift zu schließen, neugeschaffen, auch die übrigen sind oft von Grund aus umgestaltet. Die Elektrizitätsleitung in Gasen z.B., welche früher nur nebenher in anderen Kapiteln behandelt wurde, umfaßt jetzt fast 200 Seiten, auf welchen Kaufmann mit möglichster Knappheit die wichtigsten Tatsachen und Theorien mitteilt, welche uns die neuen Forschungen auf diesem überaus schwierigen Gebiete gebracht haben. Nach meiner Meinung hat bei dieser Arbeit Kaufmann die rechte Mitte zwischen allgemein verständlicher und streng wissenschaftlicher Darstellung gehalten und die technischen Anwendungen gebührend berücksichtigt, ebenso wie die anderen Mitarbeiter in diesem und den anderen drei Bänden des altberühmten Werkes. Wie früher wird das Verständnis durch zahlreiche Abbildungen (allein in der Schlußabteilung 312 Abbildungen und 3 Tafeln) wirksam unterstützt. Mit der Zeit sind naturgemäß die Anforderungen an die Vorbildung des Lesers wesentlich gestiegen. Mit Recht wird mathematischen Formeln nicht mehr ängstlich aus dem Wege gegangen, sondern statt langatmiger Umschreibungen die betreffende Gleichung gegeben, ihre Herleitung und ihre Bedeutung kurz gekennzeichnet. Besonders gefesselt haben mich die Paragraphen über den Lichtbogen, die Glimmlichtentladung, Thermionen, Gasionentheorie, Elektronentheorie der thermoelektrischen Erscheinungen und des Polarlichtes. Daß die neuesten Forschungen berücksichtigt sind, beweist schon die Tafel zu S. 1106, welche die mit Röntgenstrahlen erhaltenen Interferenzbilder von Zinksulfidkristallen darstellt. Auf die theoretischen Folgerungen, welche die Kristallographie aus diesen viel Aufsehen erregenden Photographien zu ziehen sucht, ist Kaufmann leider (wohl des beschränkten Raumes wegen) kaum eingegangen. Das alphabetische Sachregister am Schlusse könnte noch umfangreicher sein; ich vermisse z.B. das Stichwort „Thermionen“ und andere. Seit meiner Schülerzeit ist mir der Müller-Pouillet in seinen verschiedenen Auflagen ein lieber Freund gewesen, den ich auch heut noch oft und gern zu Rate ziehe, bevor ich mich, wenn nötig, in die mir von ihm gewiesene Fachliteratur vertiefe. In alter Freundschaft wünsche ich deshalb dem prächtigen Werke auch ferner alles Glück auf den Weg. K. Arndt. Brennstoffmischungen, Anlaßbehälter und moderne Vergaser. Ihre Bedeutung für den Automobilbetrieb in dem jetzigen Kriege und in der Zukunft. Von Dipl.-Ing. Freiherr von Löw. 38 Seiten 8° mit 31 Abbildungen. Wiesbaden 1915. C. W. Kreidel. Die kleine Schrift soll die Kraftfahrer anregen, billige und leicht herstellbare Brennstoffmischungen in ihren Wagen zu benutzen und nötigenfalls mit Vergasern auszurüsten, die ein leichtes Ankurbeln verbürgen und jederzeit mit allen möglichen Brennstoffmischungen zu fahren gestatten. Werden die Wagen mit Anlaßbehältern und stark wirkender Anwärmevorrichtung ausgerüstet, so kann man, wie der Verfasser nachweist, ohne am Vergaser irgend eine Veränderung vorzunehmen, nicht nur mit Benzol und Benzolspiritus, sondern auch mit zahlreichen anderen Brennstoffmischungen fahren, die man sich aus verschiedenen einzelnen Brennstoffen, wie Benzin, Benzol, Spiritus, Putzöl, Gasolin, Petroleum usw. am besten selbst herstellt, was jedenfalls zweckmäßiger ist, als fertige Mischungen zu kaufen, deren Hauptbestandteile und Zusätze man nicht genau kennt. Der reine Benzol-, Petroleum- und Spiritusbetrieb wird eingehend besprochen, ebenso der Betrieb mit den verschiedenen Mischungen; über Anlaßbehälter, Arten der Anwärmung, sowie über Luftöffnungen an der Saugleitung wird das Nötige gesagt und schließlich wird eine Anzahl der am häufigsten verwendeten Vergaser an Hand vortrefflicher Abbildungen in ihren wesentlichsten Eigenschaften besprochen. Das kleine, von einem sichtlich erfahrenen Fachmann sehr klar und anschaulich geschriebene Buch ist recht zeitgemäß und kann namentlich denjenigen, die sich zurzeit noch im glücklichen Besitze eines Kraftwagens befinden, nur dringend empfohlen werden. Aber auch für die Zeit nach dem Kriege wird es seine Bedeutung beibehalten, da es lehrt, daß man bei einigem Verständnis auch mit bisher etwas über die Achsel angesehenen Brennstoffen völlig zufriedenstellende Erfolge erzielen kann. R. Vater. Einführung in die Metallographie und Wärmebehandlung. Von Dr.-Ing. H. Hanemann, Dozent für Metallographie und Materialkunde und Leiter der metallographischen Abteilung des eisenhüttenmännischen Laboratoriums an der Kgl. Techn. Hochschule zu Berlin. Berlin. Gebr. Bornträger. Preis geh. 8,50 M. Das Erscheinen dieses Buches kann nur mit Freuden begrüßt werden, da es eine große Lücke in der metallographischen Literatur auszufüllen berufen ist. Trotzdem die einschlägige Literatur in den letzten Jahren sehr bereichert wurde, lag doch noch ein Bedürfnis vor nach einem Werk, das lediglich für Praktiker ohne Rücksicht auf die Art ihrer Vorbildung geschrieben ist, und bei dem die Theorie nur soweit als zum Verständnis unbedingt erforderlich in die Erscheinung tritt Diese Bedingungen hat der Verfasser in geschickter Weise erfüllt; er legte dem Buch die Vorträge der metallographischen Ferienkurse, die er jährlich an der Technischen Hochschule Berlin abhält, zugrunde und brachte demgemäß den ganzen Stoff in Form von zwölf Vorträgen. Zunächst behandelt der Verfasser die Technik der Metallographie und die wissenschaftlichen Folgerungen aus den Gefügebeobachtungen, um im Anschluß an die inneren Vorgänge wie Kristallisationsvermögen, Formänderung, Kornvergrößerung und Löslichkeit, die Zustandsdiagramme der technisch wichtigsten Legierungen, den Begriff der Mischungslücke, des Gleichgewichtes, des Peritektikums und Eutektikums und den inneren Aufbau der Mischkristalle zu erläutern. Nach kurzer Behandlung der Phasenregel, der Erscheinung der Unterkühlungen, des Zusammenhanges zwischen Aufbau und Eigenschaften und der Darstellung ternärer Legierungen erfolgt die eingehende Erörterung der Fe – C, Cu – Zn, Cu – Sn, Cu – Zn – Sn Legierungen. Die nächsten Vorträge behandeln in großer Ausführlichkeit das Verhalten des Eisens resp. Stahles. Der Verfasser gibt hier unter besonderer Betonung der praktischen Gesichtspunkte eine Schilderung der Erstarrungs- und Seigerungsvorgänge, der Kornvergrößerung und der Netz- und Widmannstättenschen Struktur; hieran schließt sich die Behandlung der Kornverfeinerung durch geeignete Wärmebehandlung, der Ueberhitzung, der Wirkung der Schlackeneinschlüsse und der Eigenschaften des perlitischen Stahles. Auf diese Glühvorgänge folgt das Härten und Anlassen unter besonderer Berücksichtigung der hierdurch bedingten Gefügeänderungen. Endlich folgt noch ein Vortrag über Sonderstähle sowie den allgemeinen Gang der metallographischen Untersuchung mit Hinweis auf falsche chemische Zusammensetzungen, Schlackeneinschlüsse und Unganzheiten. In einem Anhang hat der Verfasser noch Zusammenstellungen der physikalischen Konstanten der Metalle, der praktisch erprobten Aetzmittel, der Gefügebestandteile der Fe – C-Legierungen, und der Vorrichtungen für Glühversuche und Haltepunktsbestimmungen gegeben. Die Ausführungen sind an Hand von 110 typischen, vorzüglich ausgeführten Gefügebildern erläutert. Wie man sieht, bietet das Buch in seiner gemeinverständlichen Art eine Menge Wissenswertes, das in seiner in einzelnen Punkten völlig neuen Darstellung auch dem Fachmann manche Anregung geben dürfte. Hinsichtlich der Anlage des Buches erscheint es vielleicht zweckmäßig, bei der nächsten Auflage durch Anmerkung von Stichworten am Seitenrand die Unterteilung der einzelnen Vorträge etwas stärker hervorzuheben. Die Ausstattung des Werkes ist ausgezeichnet; der Preis ist sehr mäßig. Das Buch kann nur bestens empfohlen werden. Dr.-Ing. W. Müller. Weyls Handbuch der Hygiene. Herausgegeben von Professor Dr. C. Fraenken. II. Band 3. Abteilung. Die Reinigung städtischer Abwässer. Von Professor Dr. C. Zahn. Die gewerbliche Abwässer-Verunreinigung und Selbstreinigung der Gewässer (in chemischer Beziehung). Von Prof. Dr. A. Pritzkow. Die biologische Selbstreinigung der Flüsse. Von Prof. Dr. J. Wilhelm i. Mit 88 Abbildungen und zwei Farbentafeln. Leipzig 1914. J. A. Barth. Subskriptionspreis 10,40 M, Einzelpreis 13,– M. Der vorliegende Band des Weylschen Handbuches behandelt die für Städtereinigung wichtigen Kapitel: Die Reinigung der städtischen Abwässer; die gewerblichen Abwässer, ihre Reinigung unter Berücksichtigung der Ableitung in öffentliche Gewässer; Verunreinigung und Selbstreinigung der Gewässer (in chemischer Beziehung) und die biologische Selbstreinigung der Flüsse. Zunächst werden die Zusammensetzungen städtischer Kanalwässer, ihre mechanischen Reinigungsverfahren wie Absiebungsanlagen und Absiebungsvorrichtungen besprochen Hierauf werden die gebräuchlichsten Sedimentationsanlagen, das Faulverfahren, die Klärung mittels chemischer Zusätze und die Schlammbehandlung (Schlammtrocknung, Schlammverwertung) erörtert. Dann wird auf die künstlichen biologischen Reinigungsverfahren und die natürliche biologische Abwasserreinigung durch Sandbehandlung ausführlich eingegangen. Der zweite Abschnitt behandelt eingehend die vorwiegend durch organische und anorganische Stoffe schädlichen gewerblichen Abwässer, sowie ihre, den jeweilig örtlichen Verhältnissen angepaßten Reinigungsverfahren, ehe die Abwässer in öffentliche Gewässer abgelassen werden dürfen. Die Verunreinigung und Selbstreinigung der Gewässer in chemischer Beziehung enthält der dritte Abschnitt des Buches. Es werden die Zustände geschildert, die sich bei übermäßiger Zuführung von Schmutzstoffen in ein Gewässer entwickeln und die zur Beeinträchtigung der Verwendungsmöglichkeit des verunreinigten Flußwassers für Haushaltungszwecke, für Zwecke der Viehhaltung, für landwirtschaftliche und gewerbliche Zwecke führen müssen. Anschließend werden Beobachtungen über Flußverunreinigungen und gesetzgeberische Maßnahmen auf dem Gebiete der Abwasserbeseitigung und der zur Verhütung der Flußverunreinigung in England und Deutschland mitgeteilt. Weiter folgen Betrachtungen über Selbstreinigung der Gewässer in chemischer Beziehung. Es wird darauf hingewiesen, daß bei Einhaltung gewisser Grenzen bei Zuführung der Schmutzstoffe, die meisten offenen Gewässer auch imstande sind, sich dieser Schmutzstoffe wieder bis zu einem solchen Grade zu entledigen, daß Mißstände irgendwelcher Art nicht entstehen; hierbei kann sich die Selbstreinigung erstrecken einmal auf die ungelösten und ferner auf die gelösten bzw. pseudogelösten Bestandteile. Der Schlußabschnitt des Buches handelt von der biologischen Selbstreinigung der Flüsse. Es wird die natürliche Verunreinigung und Selbstreinigung (Stoffhaushalt) der Flüsse, ferner das Verhalten der Flüsse gegenüber künstlicher Verunreinigung durch Abwasser und die biologische Analyse des verunreinigten Flußwassers betrachtet. Zur Ergänzung seiner textlichen Ausführungen hat der Verfasser dieses Abschnittes zwei Farbentafeln eingefügt, auf denen er die häufigsten und wichtigsten Vertreter der Mikroflora und Mikrofauna wiedergibt. Für zweckmäßige Abwasserbeseitigung aller Art und zur Verhütung von gesundheitsschädlicher Verunreinigung öffentlicher Gewässer kann das vorliegende Buch als guter Ratgeber empfohlen werden. Otto Brandt. Oberflächenverbrennung und „flammenlose“ Feuerungen. Von E. Donath. 84 Seiten mit 40 Abbildungen. Halle (Saale). Wilhelm Knapp. Preis geh. 3,60 M, geb. 4,20 M. Bei den großen Erwartungen, welche die Oberflächenfeuerung für die Umwälzung der Feuerungstechnik zu erwecken schien, und den darauf folgenden Mißerfolgen bei der ersten praktischen Prüfung darf die vorliegende Zusammenfassung der in verschiedenen Zeitschriften zerstreuten Literatur über ihre theoretischen Grundlagen und ihre praktischen Anwendungen auf großes Interesse rechnen, Nach einer kurzen geschichtlichen Einleitung werden die unabhängig voneinander gefundenen nahezu identischen Resultate der Bone und Schnabelschen Arbeiten zur technischen Verwertung der Oberflächenverbrennung kurz skizziert Danach erscheint diese als ein sehr geeignetes Mittel, um die Wirksamkeit verschiedener Heizvorgänge zu erhöhen. Ihre Vorteile bestehen nach den Erfindern darin, daß die Verbrennung durch die glühende Oberfläche des Diaphragmas verstärkt und beschleunigt wird, auf beliebige Punkte konzentriert werden kann, mit einem ganz geringen Luftüberschuß vollkommen ist, daß sich hohe Temperaturen (bis 2000°) erreichen lassen, daß ferner das Diaphragma in jeder beliebigen Lage benutzt werden kann. Praktisch werden diese Erfindungen von der Radiant Heating Company Ltd. in Leeds hauptsächlich für Dampfkesselfeuerungen sowie für Rost- und Heizzwecke, sowie von der Thermotechnischen Gesellschaft m. b. H. in Berlin für Oefen für metallurgische Zwecke verwertet. Zur Erklärung der bei der Oberflächenverbrennung auftretenden Erscheinungen, der intensiven Verbrennung und der dadurch bewirkten hohen Temperatur, sind eine ganze Reihe von Theorien aufgestellt worden. So nimmt v. Jüptner die Bildung von Explosivwellen und dadurch eine Drucksteigerung des Heizgases und der Luft an; nach Bone ist nur die katalytische Wirkung der porösen Diaphragmen Materialien von Einfluß, während nach Schnabel (und auch nach Mache) noch verbrennungsphysikalische und -mechanische Erscheinungen dabei mitwirken. Im Gegensatz dazu faßt Leather die „flammenlose Verbrennung“ nur als eine Verbrennung in einem außerordentlich beschränkten Raume auf; nach Lücke wäre sie ausschließlich auf eine selbsttätige Regulierung des Ausströmungsquerschnitts zurückzuführen. Carleton Ellis glaubt die molekulare Verdichtung der Gase durch die elektrischen Kräfte der von den glühenden Oberflächen ausgestrahlten Elektronen erklären zu können. Nach Bunte ist die günstige Wirkung im wesentlichen bedingt durch die unmittelbare Berührung der Flammgase mit dem feuerfesten Material in Verbindung mit dessen hoher spezifischer Wärme und großer Wärmeleitfähigkeit. Wie man sieht, eine große Reihe von Anschauungen, denen aber zum größten Teil bisher die experimentellen Beweise fehlen. Im zweiten Teile wird dann die Anwendung der Oberflächenverbrennung in der Feuerungstechnik, und zwar zunächst zur Dampfkesselfeuerung besprochen. Es werden hier Wirkungsgrade von 90 bis 95 v. H. erreicht gegenüber 55 bis 70 v. H. bei Gasfeuerungen, da die großen Verluste der gewöhnlichen Feuerungen, welche durch unvollkommene Verbrennung und die hohe Temperatur der entweichenden Verbrennungsgase verursacht sind, vermieden werden. Der Kessel besteht aus einer zylindrischen Trommel von 90 bis 120 cm Länge; sein Durchmesser und die Zahl der eingebauten Heizrohre richtet sich nach der verlangten Leistung. Die Heizrohre werden mit kleinstückigem feuerfestem Material gefüllt; zweckmäßig wird ein ähnlich gebauter Speisewasservorwärmer an den Kessel angeschlossen.Heizgas und Luft werden durch einen Exhaustor angesaugt. Die eigentliche Verbrennungszone erstreckt sich nur auf einen Raum von etwa 4 cm, und zwar in einer Entfernung von 15 cm vom Rohranfang. Hier herrscht eine Temperatur von 1400° bis 1600°. Die folgenden 80 cm Rohrlänge dienen nur zur Abkühlung der Verbrennungsgase auf 200°; im Vorwärmer wird ihre Temperatur noch bis auf 95 ° herabgesetzt. Man erreicht dadurch eine Dampferzeugung von 20 bis 25 kg für das Heizrohr und Stunde. Durch Abdrosselung der Luft und Absperrung des Heizgases kann man die Leistung um 50 v. H. verkleinern, wobei der Wirkungsgrad sogar noch etwas wächst. Zur weiteren Reduzierung der Leistung muß man einzelne Heizrohre ausschalten. Der Kessel beansprucht nur geringen Raum und bedarf keiner Einmauerung. Gegen diese günstigen Ergebnisse sind von Neumann auf Grund theoretischer Bedenken Einwendungen erhoben worden, die aber von Essich zurückgewiesen wurden. Schwerwiegender dürfte dagegen der Ausfall der Prüfungen eines Bone-Schnabel-Kessels auf der Zeche Hannover sein. Nach dreiwöchentlichem Betrieb war die feuerfeste Füllung im vorderen Rohrende durch Zusammensintern unbrauchbar ge-wordtn und im Vorwärmer durch ausfallendes Wasser verklebt, so daß der Exhaustor die Gase nicht mehr hindurchsaugen konnte. Auch nach dem Einbau von frischem Füllmaterial trat wieder Verstopfung ein. Bis jetzt bewähren sich also diese Kessel für Dauerbetrieb nicht; dasselbe gilt auch für einen Tceröl-kessel. Für metallurgische und chemische Zwecke werden Muffel- und Tiegelöfen, Verdampfungsapparate, Schmiedefeuer, Schmelz- und Glühöfen nach dem Bone-Schnabelschen Prinzip in verschiedenen Ausführungen gebaut. Man erhält mit diesen Temperaturen bis 2000 ° mit Generatorgas bei einer Gasersparnis von 50 bis 60 v. H. gegenüber den bisher verwendeten Oefen. Erfahrungen aus der Praxis scheinen aber hierüber noch nicht vorzuliegen. Nach den Erfahrungen mit den Dampfkesselfeuerungen muß man deshalb der Brauchbarkeit auch dieser Oefen für Dauerbetrieb vorläufig etwas sehr skeptisch gegenüberstehen. Durch Verwendung eines besonderen, leicht transportfähigen katalytischen Gewebes war es auch möglich, Gaskocher und Bügeleisen herzustellen mit einer Gasersparnis von rund 40 v. H. gegenüber den bisherigen Konstruktionen. Das vorliegende Buch gibt, wie gesagt, eine gute Uebersicht über die bisher auf diesem Gebiete vorliegende Literatur, die des öfteren im Wortlaut zitiert wird. Berndt. Kalender für Heizungs-, Lüftungs- und Badetechniker. Von H. J. Klinger, Oberingenieur. Zwanzigster Jahrgang 1915. Halle a. S. Carl Marhold. Preis 3,20 M. Mit der vorliegenden Ausgabe für 1915 erscheint der Klingersche Kalender für Heizungs-, Lüftungs- und Badetechniker bereits zum zwanzigsten Male. Die äußere Gewandung und die Einteilung des Inhalts ist die gleiche wie bisher. Erwähnenswerte Erweiterungen des Inhalts sind die Aufnahme einer Tabelle über Sicherheitsvorrichtungen bei Warmwasserkesseln und eine Tabelle über Abnahme der Luftgeschwindigkeit beim Entfernen von der Mündung. Ferner ist neu ein kleiner Abschnitt über Staub- und Spänefortschaffungsanlagen. Mit Rücksicht auf die große Verbreitung und Wichtigkeit der Absaugungsanlagen sollte dieser Abschnitt bei späteren Ausgaben eine wesentliche Erweiterung erfahren, wobei auf die kurze Besprechung der wichtigsten Bestandteile und zweckmäßige Anordnung derartiger Absaugungsanlagen nicht verzichtet werden kann. Weiter ist der Abschnitt „Natürliche Lüftung der Räume“ ergänzt worden. Im ganzen genommen vereinigt der Kalender wiederum so zahlreiche Angaben aus der Heizungs-, Lüftungs- und Badetechnik in übersichtlicher Anordnung, daß seiner Empfehlung als kurzgefaßtes Nachschlagebuch nichts im Wege steht. Otto Brandt.