Titel: Bücherschau.
Autor: Berndt
Fundstelle: Band 332, Jahrgang 1917, S. 148
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Bücherschau. Bücherschau. Die Gasturbinen. Ihre geschichtliche Entwicklung, Theorie und Bauart. Von Ing. Eyermann und Marine-Oberbaurat Schulz. 250 Seiten mit 156 Abbildungen. Berlin 1917. M. Krayn. Preis brosch. 12,– M, geb. 14,– M. Der Zweck des Buches ist einen Ueberblick über die geschichtliche Entwicklung, die Theorie, die hauptsächlichsten Systeme, praktischen Versuche und Bauart verschiedener Konstruktionsteile der Gasturbinen zu geben. An Hand von Berechnungsbeispielen soll dem Leser die Möglichkeit gegeben werden, neue Vorschläge selbständig beurteilen zu können. Die Literatur der Gasturbinen beschränkte sich bis jetzt hauptsächlich auf Abhandlungen in den verschiedenen technischen Zeitschriften. Wer sich ein Bild über den Stand der Entwicklung der Gasturbinen machen wollte, hatte das zweifelhafte Vergnügen, viele Jahrgänge von vielen Zeitschriften durchzusuchen, um dann immer noch nicht gut unterrichtet zu sein Diesem Uebelstande hilft das vorliegende Buch nun ab. Ohne sich allzusehr mit der theoretischen Seite und der wissenschaftlichen Auswertung der bereits durchgeführten Versuche zu befassen, gibt es einen guten, alle wichtigen Fragen behandelnden Ueberblick über den Stand der Gasturbinen. Es gibt aber immer noch genug theoretische Betrachtungen, wärmetechnische Berechnungen, sowie wichtige praktische Erwägungen, daß die Lektüre dieses Buches manchen Erfinder, in dessen Kopf alle möglichen und unmöglichen Ideen über eine welterschütternde Gasturbinenerfindung herumspuken, vor unnützer Zeit- und Geldverschwendung bewahren kann. Das Buch kann deshalb nicht warm genug allen Erfindern neuer Gasturbinen, besonders den „nicht anerkannten“ Erfindern, empfohlen werden. Aber auch der auf wissenschaftlichem oder praktischem Gebiete tätige Ingenieur wird seine bisher vielleicht etwas zerrissenen Kenntnisse des Gasturbinenproblems durch das Studium dieses Buches abrunden und vervollständigen, vielleicht auch hier und da eine gute Anregung finden. Das aus fünf Kapiteln bestehende Buch bringt im ersten Kapitel eine kurzgefaßte Uebersicht über die geschichtliche Entwicklung der Gasturbinen, sowie deren Einteilung nach den zur Verwendung gelangenden Brennstoffen, nach der Art der Verbrennung und nach der Wirkung der Gase in den Turbinen. Im zweiten Teil wird die Theorie der Gasturbinen behandelt. Es wird so ziemlich alles gebracht, was aus der Wärmelehre hierbei in Frage kommt. Im Interesse der theoretisch weniger vorgebildeten Leser ist auch die Ableitung der elementarsten Sätze der Wärmelehre nicht von der Hand zu weisen. Es werden in diesem Kapitel auch Beispiele von theoretischen Berechnungen für einige Arten von Gasturbinen gebracht, nebst Besprechungen der Vorgänge in den Turbinen. Das dritte Kapitel bespricht die Wirkungsweise der hauptsächlichsten Gasturbinensysteme, während das vierte Kapitel die wichtigsten durchgeführten praktischen Versuche behandelt. Schließlich werden im fünften und letzten Kapitel die Bauarten der verschiedenen Konstruktionsteile, wie Verbrennungskammer, Regulierungsapparate, Zerstäuber, Mischer, Zündungsvorrichtungen, Expansionsdüsen, Kühlvorrichtungen, Kompressoren, Injektoren, Gasgeneratoren und verschiedene andere Einzelheiten ziemlich eingehend besprochen. Ferner wird besondere Aufmerksamkeit den Materialien für die Gasturbinen gewidmet, als einem der wichtigsten Faktoren bei der praktischen Ausführung der Turbinen. Die äußere Ausstattung des Buches ist gut, bis auf die Abbildungen, die leider sehr viel zu wünschen übrig lassen. Die wärmetechnischen Diagrammtafeln sind unklar und undeutlich, deren Beschreibungen unschön. Die Konstruktionszeichnungen und Skizzen sind sehr mangelhaft; Abbildungen, wie Fig. 46, 55, 75, und ganz besonders 31 passen in ein wissenschaftliches Werk überhaupt nicht hinein. Dipl.-Ing. E. Mrongovius. Technik und Weltanschauung. Hochschulfestrede von Prof. Dr.-Ing. Hermann Föttinger. Berlin 1916. J. Springer. Preis 0,60 M. „Die Technik braucht volle, ganze Menschen mit lebendigem Tatendrang und vollster Hingabe und Aufopferung. Für laue und schlaffe Genießer, vom Lebemann bis zum zimperlich-ästhetischen Gefühlsmenschen hat sie keinen Raum, auch nicht für Bürokraten, die nur nach Lage der Akten entscheiden können.“ Die unmittelbare Kontrolle durch Wirklichkeit und Erfolg läßt in der Technik den Aktenmenschen und Pedanten nicht aufkommen, verjagt das Scholastentum und die Philologen, erweckt Achtung vor anderer Meinung und Arbeit und tötet das Dogma. „Vor der Verantwortung verkriecht sich alles Unechte, und Satire und Witzblatt haben vor dem Ingenieur haltgemacht.“ „Der Kern der neuen Weltanschauung ist der Schaffenswille. Dieser Geist der Technik hilft die Werte schaffen, die zur Befriedigung des tiefmenschlichen Dranges nach Schönheit und Harmonie notwendig sind.“ „Schönheit aus höchster Zweckerfüllung und Wahrheit heraus, das ist das Geschenk, das unserem äußerlich so nüchternen Streben von selbst in den Schoß fällt, wie ein Lohn für höchste Treue.“ Dieses Glaubensbekenntnis des berühmten Danziger Technikers – in einer Rede zur Feier des Geburtstages unseres Kaisers am 27. Januar 1916 niedergelegt – verdient in die weitesten Kreise getragen zu werden, jetzt, wo es gilt, an die Stelle des abgestorbenen humanistischen Bildungsideals ein neues, lebenswarmes und zukunftsfrohes Ideal zu setzen. E. Jahnke. Mathematische und technische Tafeln für den Gebrauch an bautechnischen Fachschulen und in der Baupraxis. Von Girndt-Liebmann-Nitzsche. Zweite, neu bearbeitete Auflage. Leipzig und Berlin 1916. B. G. Teubner. Preis 1,60 M. Das Buch „ist aus dem Wunsche entstanden, ein Werkchen zu schaffen, das unter Verzicht auf die Bedürfnisse anderer technischer Richtungen sich auf den bau technischen Beruf beschränkt und damit sowohl der rechnenden bautechnischen Praxis als auch dem Unterrichte an Baufachschulen besonders eng angepaßt ist. So war es möglich, unter Verzicht auf solche Tafeln, die vom Bautechniker entweder garnicht oder doch nur in sehr vereinzelten Fällen benutzt werden, andere, neuere und wichtigere Gebiete, wie zum Beispiel die statische Berechnung von Eisenbetonbauten und die Träger auf drei und vier Stützen, sorgfältig zu berücksichtigen“. Tatsächlich bildet die auf den letzten 34 Seiten von Nitzsche ausführlich erörterte Berechnung der durchlaufenden Träger auf drei und vier gleich hohen unelastischen Stützen eine sehr erwünschte und wertvolle Bereicherung der bautechnischen Tabellenliteratur. Vielleicht wäre es für den guten Ueberblick und die Interpolation noch vorteilhafter, wenn die Zahlentafeln ausschließlich durch Schaulinien ersetzt würden, die in ein genügend kleinmaschiges Grundnetz eingetragen sind, wie es zum Beispiel für die Tafeln der Wärmelehre in weitgehendem Umfange von A. Hinz durchgeführt worden ist. In der ersten Abteilung des Buches findet man die in allen technischen Kalendern und Handbüchern abgedruckten mathematischen Tabellen. Nach Ansicht des Berichterstatters würde die erste Tafel an Uebersichtlichkeit gewinnen, wenn der Satz etwas kleiner gewählt würde derart, daß auf jeder Doppelseite die vollen 100 untergebracht würden. Die am Kopf und Fuß dieser Seiten stehenden Differenzen dürften unnötig sein; wenn man schon die Interpolation erleichtern will, so wären am besten alle nicht sofort ersichtlichen Differenzen in kleinem Druck in die Tafel einzufügen. Die Schreibung kosinus, kotangens neben der allgemein benutzten Abkürzung cos, cotg erscheint wenig konsequent; derartige Fachausdrücke mit nun einmal feststehenden Abkürzungen kann man wohl ruhig in der alten Weise ausschreiben. Eine sehr gute Ergänzung der trigonometrischen Tafeln bildet die nach Minuten steigende von tg 81° – 90°; da sie immerhin seltener gebraucht wird, so ist die ungünstige Verteilung über zwei Seiten des Buches unerheblich. Bei den Belastungsangaben nach den in Preußen geltenden ministeriellen Bestimmungen wären wohl anmerkungsweise die für höher gelegene Orte verbesserten Zahlen der Schneelast anzugeben, die bereits vor einer Reihe von Jahren im Zentralblatt der Bauverwaltung veröffentlicht worden sind, ebenso könnten für den Winddruck die für die Berechnung von Schornsteinen in den Küstengebieten geltenden Werte wenigstens anmerkungsweise erwähnt werden. Auf Seite 57 bei der Kennzeichnung der Niete fehlt die Angabe der Durchmesser, die die zeichnerische Darstellung wiedergeben soll. Es wäre wohl auch hinzuzufügen, daß der Uebergang am Kopf von der Höhe \frac{1}{3}\,d bei Eisenkonstruktionen nicht mehr erforderlich ist. Die obigen Bemerkungen entsprechen dem im Vorwort von den Verfassern geäußerten Wunsch, sie können den praktischen Wert des Buches nicht herabsetzen. Stephan. Technische Wärmelehre der Gase und Dämpfe. Von Franz Seifert. 77 Seiten 8° mit 25 Abb. und 5 Zahlentafeln. Berlin 1916. J. Springer. Das Buch soll, wie der Verfasser im Vorwort erwähnt, die notwendigsten Grundbegriffe der technischen Wärmelehre der Gase und Dämpfe so weit erläutern, als es zum Verständnis der Wirkungsweise von Kompressoren, Verbrennungsmaschinen, Dampfturbinen und Kälteerzeugungsanlagen erforderlich ist. – Ein solches Buch kann großen Nutzen stiften dadurch, daß es die in weiten Kreisen herrschende Scheu vor der technischen Wärmelehre beseitigt. Denn, wie der Verfasser ebenfalls im Vorwort sehr richtig bemerkt, bereitet die zahlenmäßige Anwendung der Formeln dem Anfänger große Schwierigkeiten, und es ist daher als ein großer Vorzug des kleinen Buches anzusehen, daß gerade auf die Durchrechnung von Zahlenbeispielen ein großer Wert gelegt ist. Die Darstellung ist im allgemeinen klar und übersichtlich und dürfte, namentlich infolge jener vielen Zahlenbeispiele auch dem Anfänger keine großen Schwierigkeiten bieten. Gerade bei einem solchen Buche, das sich in erster Linie an Anfänger wendet, müßte auf Schärfe des Ausdrucks und auf unbedingte Klarheit ein ganz besonderer Wert gelegt werden. Leider finden sich aber in dem Buche eine Reihe von Stellen, die diesem Grundsätze nicht genügend Rechnung tragen. Gleich auf Seite 4 oben findet sich ein recht ärgerlicher, nicht von jedem sofort zu erkennender Druckfehler. Die Formel dort heißt nicht c = . . ., sondern natürlich c ∙ G = . . . Etwas weiter unten heißt es auf derselben Seite: „In der Wärmetheorie wird auch hier vielfach der Druck (gemeint ist der Flächeneinheitsdruck) in kg/m2 gemessen.“ In der Wärmetheorie wird er wohl immer in kg/m2 gemessen, in der Praxis freilich auch in anderen Maßen. Recht bedenklich erscheint es mir, daß in dem ganzen Buche kein scharfer Unterschied gemacht wird zwischen „Druck auf die Flächeneinheit“ und anderen Drücken, zwischen Volumen von 1 kg und anderen Volumen. Sollte der Herr Verfasser in seiner Lehrtätigkeit noch nicht die Erfahrung gemacht haben, welche große Schwierigkeit Anfängern gerade diese Unterschiede bei der Anwendung der Formeln bereiten? Mit Recht wird daher in allen Büchern über technische Wärmelehre scharf unterschieden zwischen p und P, zwischen ν und V. In dem vorliegenden Buche gibt es durchweg nur p und ν. – Das Beispiel auf Seite 26 (Luftverdichtung in einem Kompressor) dürfte zunächst irreführend sein. Es hätte vorweg bewiesen werden müssen, daß die theoretische Kompressorarbeit bei einem Hin- und Hergange des Kolbens zufällig genau so groß ist wie die reine Verdichtungsarbeit nach der Formel L=R\,T\,l\,n\,\frac{v_2}{v_1}. – Nicht recht zweckmäßig erscheint mir für ein solches Buch die Anleitung zur Darstellung einer Adiabate auf zeichnerischem Wege. Wer auch nur ein einziges Mal versucht hat, eine Adiabate auf diese umständliche Weise zu zeichnen, der wird wohl für immer einen nicht unbegründeten Widerwillen dagegen hegen. Es gibt doch aber auch so ungeheuer einfache Verfahren, eine beliebige Anzahl von Punkten einer Adiabate oder Polytrope auf rechnerischem Wege zu finden. Sie sind auch bei Benutzung des gewöhnlichen Rechenschiebers mindestens ebenso genau wie jene zeichnerische Methode mit ihren unsicheren Schnittpunkten. – Daß der Carnotsche Kreisprozeß den größten thermischen Wirkungsgrad hat, dürfte nicht bloß gesagt werden, sondern müßte bewiesen oder mindestens verständlich gemocht werden, was ja in sehr einfacher Weise möglich ist. Recht bedenklich finde ich die Kürze, mit der sich der Verfasser mit dem Begriff Entropie abfindet. Für einen so ungeheuer wichtigen Begriff hätte eine den Anfänger befriedigende Erklärung gesucht und gefunden werden müssen. Der zweite Teil des Buches – Theorie des Wasserdampfes – beginnt mit zwei Sätzen, die zum mindesten sehr ungenau sind und bei Anfängern große Verwirrung anrichten können. Die Temperatur des Wassers steigt doch nicht bloß wenn es bei atmosphärischem Druck erwärmt wird, und Flüssigkeitswärme nennt man doch nicht bloß diejenige Wärmemenge, welche nötig ist um 1 kg Wasser von 0° bei atmosphärischem Druck zum Sieden zu bringen! Im Entropie-Temperatur-Diagramm für Wasserdampf Seite 65 ist 0 α doch nicht eine Linie gleichen Druckes, wie es auf Seite 66 unten heißt. Bei der Erklärung des JS-Diagramms von Mollier heißt es: „Bezeichnet man den Wärmeinhalt des Dampfes mit i1 . . .“ Vorher war stets mit Wärmeinhalt (λ) das bezeichnet worden, was sonst wohl als Gesamtwärme bezeichnet wird. Wenn die Unterschiede zwischen λ und dem, was Mollier mit i bezeichnet, praktisch auch sehr gering sind, so hätte doch, gerade um den Anfänger nicht gelegentlich zu verwirren, gesagt werden müssen, daß im JS-Diagramm i nicht genau dasselbe ist, was vorher mit λ bezeichnet wurde. Ich glaube, daß das Abstellen der erwähnten, gegenüber dem ganzen Inhalte ja nicht sehr ins Gewicht fallenden Einwendungen bei einer Neuauflage dem Buche zum Vorteil gereichen würde. Die Ausstattung ist vorzüglich, der Preis ein mäßiger, so daß das kleine Buch jedem, der sich mit der technischen Wärmelehre zu befreunden wünscht, empfohlen werden kann. R. Vater. Mondphasen, Osterrechnung und ewiger Kalender. Von W. Jacobsthal. VIII und 116 Seiten. Berlin 1917. Julius Springer. Preis 2,– M. Aus dem Schützengraben kommt dieses Büchlein zu uns, entstanden in den zuweilen etwas langweiligen Mußestunden des anstrengenden Dienstes. Um die Berechnung des Datums des Osterfestes handelt es sich. Im Anfange steht die Gaußsche Regel; Schritt für Schritt wird nun ihre Entstehung und Begründung in musterhaft klarer Weise entwickelt. Die einführenden mathematischen Ueberlegungen und Entwicklungen, welche weiter nichts als die Kenntnis der vier Grundrechnungsarten voraussetzen, sind genügend breit und ausführlich gehalten, um ihr Verständnis allen zu ermöglichen. So wird das Buch eine Anleitung für viele sein. Stufenweise wird darauf das Thema weiter und weiter gefaßt, bis sich zum Schluß die allgemeine Regel zur Berechnung des Osterdatums ergibt, aus der dann auch sofort die Gaußsche Regel folgt. Wegen dieser allmählich fortschreitenden Entwicklung wird das kleine Werk auch die Schüler jedes Alters fesseln, und vor allem wird der Lehrer manches finden, was er zum Unterricht verwenden kann, ergibt sich doch so zwanglos eine Einführung in die Zahlentheorie. Wie das Buch aus dem Schützengraben gekommen, wird es auch wohl seinen Weg dahin zurückfinden und manchem Feldgrauen eine gewisse geistige Beschäftigung ermöglichen. Es ist uns damit zugleich ein Zeichen der Kultur und Bildung, welche unsere Gegner mit mehr Lungenkraft und Druckerschwärze als Ueberzeugung nicht müde werden als Barbarei zu bezeichnen. Berndt.