Titel: Bücherschau.
Autor: Otto Brandt
Fundstelle: Band 334, Jahrgang 1919, S. 21
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Bücherschau. Bücherschau. Die technischen Anlagen im städtischen Volksbad Nürnberg. (Dreihallenschwimmbad.) Von Dr. L. Dietz. München und Berlin 1918. R. Oldenbourg. Preis geh. M 4,50. Das Buch bringt auf 91 Textseiten, denen 32 Textabbildungen und 5 Tafeln beigegeben sind, eine kurze Schilderung der Einrichtungen und Betriebsergebnisse der maschinen-, bade- und heiztechnischen Anlagen des Anfang 1914 eröffneten Bades. Hervorzuheben ist daraus, daß man hier bei der Wasserbebeschaffung eine Trennung zwischen Trink-, Kesselspeise-, Wäscherei- und Brausenwasser auf der einen Seite und auf der anderen dem eigentlichen zu Trinkzwecken nicht brauchbaren Badewasser vorgenommen hat, was bei dem jährlichen Wasserbedarf von etwa 450000 m3 von Bedeutung ist. Eingehender erörtert werden die Einrichtungen der von Krell angegebenen Hochdrucklüftung des ganzen Baues, die wohl das einzige System ist, bei dem Wrasen und vor allen Dingen Zugbildung vollständig vermieden werden kann. Sämtliche Räume werden dabei durch ein Gebläse von stündlich 80000 m3 Leistung bei 5 mm Wassersäule Druckunterschied zwischen Saug- und Druckkammer unter einem geringen Ueberdruck gegenüber der äußeren Atmosphäre gehalten. Von besonderem Interesse sind die Vorkehrungen und Meßgeräte, die gestatten, den Luftdruck und die Temperatur sowohl der einzelnen Räume als auch der Bäder selbst an einer Schalttafel im Maschinenraum abzulesen und danach vom Maschinenraum aus die Einstellung der Luft-, Warm- und Kalt- und Heizwassermengen in richtiger Weise vorzunehmen. Man muß dem Verfasser darin beipflichten, daß nur so ein rationeller und ordnungsmäßiger Betrieb möglich ist, da auch der beste Maschinenmeister ohne Unterstützung durch all die verschiedenen zentral angeordneten Meßgeräte und Einstellvorrichtungen eine richtige, den jeweiligen Verhältnissen von Wind und Wetter entsprechende Einstellung garnicht bewirken kann. Das Buch bringt ferner noch eingehende Versuchsergebnisse über die Regelung von Luft- und Wassermengen durch Gliederklappen bzw. Schieber. Es ist ja von jedem Wasserhahn her bekannt, daß bei weit geöffnetem Durchflußquerschnitt eine ziemlich bedeutende Verstellung noch kaum eine nennenswerte Veränderung in der Durchflußmenge hervorruft. An jeder Stelle, wo man an die Neueinrichtung größerer Badeanstalten herangeht, wird das Buch ein sehr erwünschter und wertvoller Ratgeber sein, wenn auch manche Einzelheiten bei der Darstellung recht kurz weggekommen sind. Stephan Das amerikanische Patent. Von Richard Linde, beratender Ingenieur in Berlin. Berlin 1918. Dr. Heinrich Lux. Zweck des Buches ist, wie der Verfasser im Vorwort seiner Schrift ausführt, möglichst vielen deutschen Erfindern und Industriellen in leicht verständlicher Form die Mittel in die Hand zu geben, die es ihnen ermöglichen, darüber zu wachen, daß ihnen nicht nur ein ' papiernes Patent, sondern ein wirksames Ausschließungsrecht bei Nachsuchung eines amerikanischen Patentes zuteil wird. Denn da nicht der Erfindungsgedanke, sondern nur die konkreten Mittel zur Ausführung desselben Gegenstand des Schutzes sein könnten, sei die Mitwirkung des Erfinders bei der Nachsuchung und Herstellung eines amerikanischen Patentes von so einschneidender Bedeutung. Diesen Zweck dürfte die Schrift des Verfassers vollständig erfüllen. Verfasser behandelt im I. Abschnitt seines Werkes die Frage, was nach amerikanischem Patentrecht patentierbar ist (Verfahren, Maschinen, Vorrichtungen, Erzeugnisse, Stoffe, Stoff Verbindungen) wer ein Patent nachsuchen kann, und welche Rechte damit erworben werden, die Patentanmeldung selbst (Gesuch, die Einleitung zur Beschreibung, eidesstattliche Erfindererklärung, die Zeichnungen, Beschreibung, die Ansprüche), das Verfahren, vor dem Patentamte (Prüfungsverfahren, Berufungsverfahren, Kollisionsverfahren – die eidesstattliche Vorerklärung – die Erteilung des Patentes –, Erneuerung einer verfallenen Anmeldung, die Uebertragung eines Patentes, die Neuerteilung eines solchen, die ausdrückliche Verzichterklärung, die Geltendmachung des erworbenen Rechts und die gesetzlichen Kriegsmaßnahmen. In Abschnitt II gibt der Verfasser Auszüge aus den Revired Statutes und in Abschnitt III eine Zusammenstellung der einschlägigen Formulare. Infolge der durchaus erschöpfenden Behandlung des schwierigen Stoffes und der gemeinverständlichen Darstellungsweise bildet die Schrift für Industrielle und Erfinder, die an der Erteilung eines amerikanischen Patentes zu Friedenzeiten Interesse haben, einen sachgemäßen Wegweiser. Die von dem Verfasser erwähnten gesetzlichen Kriegsmaßnahmen geben dem deutschen Gesetzgeber für den jetzigen Kriegszustand ie dHandhabe zur wirksamen Geltendmachung des Vergeltungsrechtes zwecks nachdrücklichen Schutzes der deutschen Industrie. Rechtsanwalt Dr. Werneburg, Köln. Ueberdie Verwendung von Selbstentladern im öffentlichen Verkehr der Eisenbahnen. Von F. Dütting. Fortschritte der Technik. Heft 3. 36 Seiten Folio mit 126 Abbildungen: Berlin 1918. F. C. Glaser. Preis M 6,–. Es ist eine bekannte Tatsache, daß unseren Großbetrieben beträchtliche Schwierigkeiten daraus erwachsen, daß die ihnen auf dem Eisenbahnwege in gewöhnlichen offenen, sogenannten O-Wagen zugehenden Brenn- und Rohstoffe von Hand entladen werden müssen, und es wird dabei vielfach auch heute noch an der Anschauung festgehalten, daß diese Schwierigkeiten sich nur durch Einführung von Selbstentladewagen beseitigen ließen. Verfasser unterzieht diese seit Jahren viel behandelten Fragen der schnellen Entladung der in Eisenbahnwagen beförderten Schüttgüter einer eingehenden Erörterung. Nach ausführlicher Beschreibung der verschiedenen schon seit langer Zeit gebauten Selbstentladewagen nebst Hervorhebung ihrer Vorteile und Nachteile kommt der Verfasser zu dem Schluß, daß auf diesem Wege eine Abhilfe für jene oben erwähnten Schwierigkeiten nicht zu erreichen ist. Das Ziel wird sich nur erreichen lassen durch Vorrichtungen, welche es ermöglichen, die gewöhnlichen O-Wagen in besserer Weise als bisher auszunutzen, und zwar dadurch, daß man für ihre schnelle Entladung Kipper oder andere geeignete Einrichtungen verwendet, von denen Verfasser ebenfalls eine größere Anzahl in Wort und Bild vorführt. Die fesselnde anschauliche Darstellungsweise anhand zahlreicher sorgfältig ausgewählter und gut ausgeführter Abbildungen macht das Lesen der Abhandlung zu einem Vergnügen, sie kann jedem technisch Gebildeten nur warm empfohlen werden. R. Vater. Einführung in die Nomographie. Von P. Lukey. I. Teil: Die Funktionsleiter. Math.-phys. Bibl. Bd. 28, Leipzig 1918. B. G. Teubner. Preis M 1 –. Der Verfasser bietet eine leicht verständliche Einführung in die Nomographie, die einen Teil der Kunst bildet, Rechnungen zu vermeiden. Es handelt sich zunächst um diejenigen einfachen Nomogramme, die durch Aneinanderlegen von zwei Funktionsleitern entstehen. So tun wir beim Arbeiten mit dem Rechenschieber meistens nichts anderes als bilden fortwährend Doppelleitern durch Aneinanderheften zweier einfachen Leitern. Und das Nomogramm der Gleichung y = x2 sieht so aus: Auf einer Geraden, dem Träger der Teilung, ist rechter Hand eine x-Teilung in etwa 100 gleiche Teile angebracht; für die vom Nullpunkt an gemessenen Werte von y, nämlich 0, 1, 4, 9, 16, . . . sind Teilstriche nach links gezogen. An diese Teilstriche sind aber nicht die Werte der vom Anfangspunkt an gemessenen Strecken, also nicht die Werte y = 0, 1, 4, 9, 16, . . . angeschrieben, – diese kann man ja rechts ablesen – sondern die Werte von x, von denen diese y-Werte die Quadrate sind. Das wäre ein Nomogramm allereinfachster Art. Nun gibt es aber auch Nomogramme, wo man Funktionsleitern nicht mehr blos aneinanderlegt, sondern in der Ebene in beliebige Lage zueinander bringt. Die Nomographie ist übrigens ein recht kriegsgemäßer Gegenstand geworden, weniger bei uns als bei unseren Gegnern von der Entente. Besonders unter den französischen Offizieren gibt es eine ganze Reihe, die selbständig Nomogramme erfunden haben, zum Beispiel ein Nomogramm für Pionieroffiziere zur Ablesung der zur Sprengung einer Brücke nötigen Sprengstoffmenge, ein Nomogramm für Artillerieoffiziere zum Richten des Geschützes usw. Das Hauptwerk über Nomographie rührt ja auch von einem Franzosen her: d'Ocagne, Traité de Nomographie, Paris 1899. E. Jahnke. Die Heizerschule. Vorträge über die Bedienung und die Einrichtung von Dampfkesselanlagen mit einem Anhang über die Niederdruckkessel für Heizungsanlagen. Von F. O. Morgner. Zweite Auflage mit 158 Textfiguren. 204 Seiten 8°. Berlin 1918. J. Springer. Preis M 6,–. Das Buch ist zwar seinem Titel nach nur für Heizer bestimmt, ich glaube aber, daß es auch vielen Kesselbesitzern und solchen, die es werden wollen, ein recht willkommener Ratgeber sein wird. Der sehr reiche Inhalt ist leichtverständlich und übersichtlich dargestellt und eine Fülle guter Abbildungen, Skizzen und Bilder dürfte für das Verständnis des Textes besonders wertvoll sein. Ein Paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen: Bei der Entstehung des Kokses wird nur von der Vergasung in Chamotte-Rohren (Retorten) gesprochen. Ich glaube, daß gerade für Kesselheizungen der Hüttenkoks die wichtigere Rolle spielen wird; seine Gewinnung hätte also mindestens auch mit erwähnt werden sollen. – Daß die in Haufen gelagerte Kohle sich „durch den eigenen Druck erwärmt“, dürfte nicht ganz zutreffen; den Hauptanteil an der Erwärmung haben sicherlich chemische Vorgänge. – Bei den flüssigen Brennstoffen steht wieder einmal, daß Teeröl „keinen Rauch gibt“. Ohne den Zusatz „bei richtig ausgeführten Anlagen und bei tadellos wirkender Verbrennung“ halte ich diese Angabe gerade in einem solchen Buche für verhängnisvoll, sie kann unter Umständen sehr böse Enttäuschungen zur Folge haben. – Auf Seite 34 muß es heißen 20 – 6 = 14 mm (statt 20 – 14 = 6) ein Druckfehler, der vielleicht nicht von jedem sofort erkannt wird. – Auf Seite 104 wird bei dem an einen Kondensator angeschlossenen Barometerrohre gesagt, das Quecksilber steigt im günstigsten Falle 760 mm hoch. „Diese Höhe nennt man den normalen Luftdruck“. Das könnte doch leicht so verstanden werden, als ob ein höherer Barometerstand als 760 mm überhaupt nicht möglich wäre. – Bei den Steilrohrkesseln wird als (einziges) Beispiel angeführt, daß gelegentlich eines Versuchs 21,4 kg Wasser auf dem m2 verdampft wurden. Es hätte dann wenigstens unbedingt erwähnt werden müssen, daß gerade mit solchen Steilrohrkesseln neuerdings sehr viel höhere Verdampfungsziffern (bis zu 50 kg/m2!) erreicht wurden. Die erwähnten Kleinigkeiten stehen der Tatsache nicht im Wege, daß das Buch seinen Zweck in vortrefflicher Weise erfüllen wird und, wie gesagt, auch Kesselbesitzern und Betriebsleitern angelegentlich empfohlen werden kann. R. Vater. Die Bearbeitung der Metalle in Maschinenfabriken durch Gießen, Schmieden, Schweißen, Härten und Tempern. Von Dipl.-Ing. Ernst Preger, Leipzig 1917. Dr. Max Jänecke. Die vorliegende dritte Auflage des zweiten Bandes der „Metallbearbeitung“ von Preger erschien, während der Verfasser an der Westfront weilte. Es ist deshalb verständlich, daß die bisherige Form der Stoffbehandlung keine wesentliche Veränderung erfuhr. Eine solche erwies Sich auch kaum als notwendig, da auf den Gebieten der Gießereitechnik und des Schmiedens, welchen die beiden ersten Abschnitte der Schrift gewidmet sind, in letzter Zeit nur wenige neue Arbeitsverfahren üblich wurden und eine gründliche Umarbeitung des sich anschließenden dritten Kapitels über Schweißen, Härten und Tempern bereits in der vor einigen Jahren erschienenen zweiten Auflage erfolgte. Das Werk genügt somit auch in seiner jetzigen Gestalt allen Ansprüchen, die man an eine Schrift von gleichem Umfange stellen darf. Es ist ausgezeichnet durch zahlreiche Beispiele über die praktische Ausführung von Arbeiten. Daher dürfte es vor allem dem am Konstruktionstische tätigen Ingenieur willkommen sein, der sich über die Ausführungsmöglichkeit seiner Entwürfe klar werden muß, obgleich ihm vielfach nicht die Erfahrung des im Betriebe beschäftigten Fachgenossen eigen ist. Die Ausstattung des Werkes läßt trotz der gegenwärtigen, den Neuerscheinungen im Buchhandel wenig günstigen Zeit nichts zu wünschen übrig. Dessen Lektüre kann daher durchaus empfohlen werden. Schmolke. Differentialrechnung unter Berücksichtigung der praktischen Anwendung in der Technik mit zahlreichen Beispielen und Aufgaben. Von M. Lindow. Zweite Aufl. Leipzig 1918. B. G. Teubner. Preis M 1,50. Es ist eine recht geschickte Einführung in die Elemente der Infinitesimalrechnung, der man weiteste Verbreitung wünschen muß. E. Jahnke. Projektionslehre. Von A. Schudeisky. Sammlung Aus Natur und Geisteswelt. Mit 208 Abb. im Text. Leipzig 1918. B. G. Teubner. Der vollständige Titel des kleinen Buches lautet: „Projektionslehre. Die rechtwinklige Parallelprojektion und ihre Anwendung auf die Darstellung technischer Gebilde nebst einem Anhang über die schiefwinklige Parallelprojektion, in kurzer, leicht faßlicher Behandlung für Selbstunterricht und Schulgebrauch“. – Damit ist auch der Inhalt kurz und treffend gekennzeichnet und es wäre nur noch hinzuzufügen, daß der Verfasser es in der Tat verstanden hat, in dem engen ihm zu Gebote stehenden Rahmen und mit einfachen Mitteln das namentlich für Anfänger nicht gerade leichte Gebiet der Projektionslehre in sehr anschaulicher Weise zu behandeln. Ein guter Gedanke war es dabei mit der projektivischen Darstellung einfacher Körper zu beginnen und erst im Anschluß daran die projektivische Darstellung von Punkten, Linien und Ebenen zu behandeln. Mit die Hauptsache bei einem solchen Gebiete sind natürlich klare anschauliche Zeichnungen, und man muß anerkennen, daß die vom Verfasser gebrachten Abbildungen von vorbildlicher Klarheit sind, so daß bei der leichtfaßlichen Darstellungsweise wohl kein Anfänger irgend welche Schwierigkeiten haben wird. Wer sich also mit den einfachsten Grundlagen der Parallelprojektion vertraut machen will, dem kann das kleine Buch warm empfohlen werden. R. Vater. Rechentafel nebst Sammlung häufig gebrauchter Zahlenwerte. Von H. Zimmermann. Achte Auflage. Ausgabe A ohne besondere Quadrattafel. Preis M 8.–. Ausgabe B mit Anhang, enthaltend Quadrattafel. Preis M 9,–. Berlin 1918. W. Ernst & Sohn. Während des Krieges ist ein Neudruck der weitverbreiteten und beliebten Zimmermann'schen Rechentafeln nötig geworden. E. Jahnke. Mechanische Technologie der Maschinenbaustoffe. Von Rudolf Escher. Teubners Technische Leitfäden. Mit 416 Abb. im Text. Leipzig 1918. Preis M 3,60. Der Zweck der Technischen Leitfäden, den Studierenden sowohl wie dem Praktiker in knapper, wissenschaftlich einwandfreier und übersichtlicher Form das Wesentliche des Tatsachenmaterials auf dem betreffenden Gebiete an die Hand zu geben, dürfte mit dem vorliegenden Buche erreicht sein. Der Inhalt ist von erstaunlicher Reichhaltigkeit, die Darstellungsweise ist leicht verständlich und wird durch eine Fülle durchweg vortrefflicher, lehrreicher, schematisch gehaltener Abbildungen auf das glücklichste ergänzt. Das Buch kann namentlich jüngeren Leuten bei Beginn ihrer technischen Studien warm empfohlen werden. R. Vater. Berufsschutz und „Freie Bahn den Tüchtigen“. Zeitgemäße Betrachtungen für Ingenieure. Von A. Riedler. 44 Seiten 8°. Berlin 1918. M. Krayn. Preis M 1,50. Riedler contra Verein deutscher Ingenieure! So ähnlich denke ich mir in der Wirkung das Einschlagen einer 42 cm-Granate, denn Aufregung und lebhafte Kämpfe wird das Buch sicherlich zur Folge haben, da es zu einem erheblichen Teile eine Streitschrift des Verfassers gegen den genannten Verein darstellt, aus welchem er vor einigen Jahren in ziemlichem Unfrieden geschieden war. Der Hauptzweck des Buches ist freilich ein Mahnruf des Verfassers zur Hebung des Ingenieurstandes und auch aus diesem Grunde dürfte das Buch die Aufmerksamkeit weiter Kreise in hohem Maße fesseln. Der Verfasser geht davon aus, daß er sagt die „gelehrten“ Berufe sind geschützt, und zwar durch ihren Namen, der den „studierten“ Beruf öffentlich-rechtlich kennzeichnet. Für Ingenieure dagegen gibt es keinen Berufsschutz, obwohl ihre Hochschulbildung für gleichwertig mit der der älteren akademischen Berufe erklärt wurde. Der Titel „Diplom-Ingenieur“, der jenen Schutz eingentlich bilden sollte, ist ganz verfehlt (S. 8), schon deshalb, weil „Diplom“ nichts Wesentliches besagt, weil Diplome auch andere erwerben können, Heilkneter, Hebammen, Gärtner, Gehilfen aller Art und weil der Name Ingenieur die Verwechslung mit allerlei Technikern, die sich ja Ingenieure nennen dürfen, unvermeidlich macht. Der eindeutige unterscheidende Name, das Wesentlichste, fehlt für den Ingenieurberuf. Solche Schädigung der wissenschaftlichen Technik entspricht nicht dem Sinn und der Absicht des landesherrlichen Gesetzgebers, dessen Absicht klar ausgesprochen war: das Ansehen der akademisch technisch gebildeten Ingenieure entsprechend der Wichtigkeit ihrer Bildung und ihres Berufs zu erhöhen (S. 9). Das Schlagwort „Freie Bahn den Tüchtigen“ wird in das Gegenteil verkehrt, denn gerade besonders Veranlagte werden einen Beruf meiden, der kein öffentliches Ansehen genießt, dem allein unter den wissenschaftlichen Berufen der wirksame gesetzliche Schutz versagt wird zugunsten der Massen-, Teil- und Hilfsarbeiter (S. 13). Jeder, der technisch tätig ist oder auch nicht, darf ohne jede Rücksicht auf seine Vorkenntnisse und seinen Bildungsgang die Bezeichnung „Ingenieur“ führen. Das Unhaltbare dieses Rechtszustandes wird ohne weiteres klar, wenn man sich vorstellt, in der Heilkunde wäre die Bezeichnung Arzt für jeden Kurpfuscher oder in der freien Rechtspflege der Name Rechtsanwalt für jeden Rechtsagenten frei, und den hochschulgebildeten Angehörigen dieser Berufe würde zugemutet, sich zu ihrer beruflichen Kennzeichnung mit dem Namen „Diplom-Arzt“ oder „Diplom-Rechtsanwalt“ zufrieden zu geben. Dann würden diese Berufstreibenden unvermeidlich mit Kurpfuschern und mit Rechtsagenten verwechselt und vermischt (S. 35). Ganz schlimm steht es, wie der Verfasser ausführt, mit der Standesvertretung. Die vielen nichtbeamteten hochschulgebildeten Techniker, an Zahl und an Vorbildung hinter den Aerzten nicht zurückstehend, haben überhaupt keine „zuständige“ Regierungsstelle, an die sie sich wegen Vertretung ihrer Wünsche und Ziele wenden könnten. Die Ingenieure sind waisenhafte Außenseiter (S. 25). Und nun kommt der scharfe Angriff auf den Verein deutscher Ingenieure: Nicht einmal ein Viertel seiner Mitglieder sind Vollnochschüler. Seine Bestrebungen führen zu einseitiger Förderung der Gewerbeschulen und der Hilfskräfte und zur Vermischung der Akademiker mit den Gewerbeschülern. Der Verein segelt daher unter täuschender Flagge, er ist kein Verein, der den Berufszielen der Ingenieure dient. Durch sein bisheriges Auftreten hat dieser Verein die Ingenieure als Stand geschädigt (S. 22). Auch die „Gefolgschaft“ des V. d. I. bekommt ihren Teil: Der Vorstand des Vereins hat bei vielen Anlässen Schlagworte geprägt und widerspruchsvolle Erklärungen abgegeben: erst jetzt finden diese im Kreise seiner hochschulgebildeten Mitglieder Widerspruch, der aber noch nicht tief greift, denn sonst würden sie den Verein verlassen, worauf die Vereinskasse und die Vereinstätigkeit sofort „neu orientiert“ werden müßten, sollte der Verein nicht zusammenbrechen (S. 23). In Kapitel 9, betitelt „Entstellungen“ folgen dann scharfe Zurückweisungen von Angriffen, die schon vor langer Zeit im Landtage gegen den Verfasser stattgefunden haben. Hier behauptet er: Die wirkliche Ursache des Angriffes war nur die Furcht, die Ingenieure könnten durch meine Bemühungen im Berufsansehen gehoben und deshalb teuerer werden (S. 33). Im Schlußkapitel werden die Hauptforderungen des Verfassers noch einmal scharf hervorgehoben. Sie bestehen im wesentlichen in Folgendem: Der Name Ingenieur kurzweg muß für die Hochschulgebildeten gesetzlich geschützt werden, so daß jeder Mißbrauch ausgeschlossen ist, ebenso wie bei den Berufen des Arztes und des Rechtsanwaltes. Ingenieurkammern müssen errichtet werden, mit dem gleichen Wirkungskreise, wie die für die älteren ähnlichen Berufe schon bestehenden. Die Gesetzgebung würde damit nur vollbringen, was sie längst für andere wichtige Berufe streng durchgeführt hat: eine unterscheidungskräftige Kennzeichnung und eine öffentlich-rechtliche Vertretung der planmäßig und wissenschaftlich vorgebildeten Fachleute. Zu den in der Schrift behandelten Streitpunkten Stellung zu nehmen, dürfte hier nicht der Ort sein. Man wird ja im einzelnen so manches an der Streitschrift auszusetzen haben, so namentlich vielleicht, daß dem „fortiter in re“ nicht gerade immer ein „suaviter in modo“ entspricht. Was man aber auch einzuwenden haben möge, das wird sicherlich jeder zugeben müssen, daß Inhalt und Darstellungsweise in gleicher Weise packend sind und daß auf dem Wege, dem Ingenieurberufe die ihm zukommende Anerkennung zu verschaffen, ein weiterer bedeutsamer Schritt getan wurde. R. Vater. Leitfaden für die Vorlesungen über darstellende Geometrie. Von Dr. Reinhold Müller, Professor an der Technischen Hochschule zu Darmstadt. Dritte, neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 240 Abb. 179 Seiten. Braunschweig 1917. Friedr. Vieweg & Sohn. Preis geh. M 7,–, geb. M 8,–. Das Buch behandelt die Parallelprojektionen und die Zentralprojektion. Die vorliegende dritte Auflage unterscheidet sich von den vorhergehenden durch eine stärkere Berücksichtigung der Anwendungen. Die Darstellung ist, ohne weitschweifig zu werden, klar und einfach. Eine große Zahl von sauber gezeichneten Figuren erleichtern das Verständnis. Seiner ganzen Anlage nach ist das Buch in erster Linie für Studierende bestimmt. Daneben wird es mit Erfolg von denen gebraucht werden, die früher Vorlesungen über darstellende Geometrie gehört haben und nun an Hand des Leitfadens ihre Kenntnisse auffrischen wollen. Allen diesen kann das Buch aufs wärmste empfohlen werden. A. Baruch. Weyls Handbuch der Hygiene. Herausgegeben von Professor Dr. A. Gärtner. II. Band. 4. Abteilung. Städtereinigung. Straßenhygiene ausschließlich Beseitigung des Hausmülls. Von Magistratsbaurat Julian Szalla in Berlin. Müll (mit Hauskehricht). Von Prof. Dr. W. Silberschmidt in Zürich. Abfuhrsysteme und Verwertung der Latrine in nichtkanalisierten Städten. Von Prof. Dr. Max Hoffmann in Berlin. Zweite Auflage. 29. Lieferung des ganzen Werkes. Groß 8°. 219 Seiten mit 126 Abb. Leipzig 1918. J. A. Barth. Subskriptionspreis M 12,80, Einzelpreis M 16,–. In dem vorliegenden Bande des bekannten Handbuches der Hygiene sind folgende Kapitel der Städtereinigung behandelt: 1. Die Straßenhygiene, ausschließlich Beseitigung des Hausmülls; 2. das Müll (mit Hauskehricht); 3. die Abfuhrsysteme und Verwertung der Latrine in nichtkanalisierten Städten. Im 1. Kapitel (Seite 1 bis 36) wird nach kurzer Einleitung über die Bedeutung der Straßenhygiene, die Straßenpflasterung, die Straßenreinigung und Straßenbesprengung eingehend behandelt. Dann folgt die Besprechung der Abfuhr und Beseitigung des Straßenkehrichts, sowie die Errichtung und die Unterhaltung öffentlicher Bedürfnisanstalten. Das 2. Kapitel (Seite 37 bis 178) bringt zunächst eine Betrachtung des im Haushalt oder im Wohnhaus vorkommenden Mülls, insbesondere seine verschiedenartige Zusammensetzung. Eingehend werden dann die Sammlung und Aufbewahrung des Mülls behandelt. Danach werden die verschiedenen Systeme der Müllabfuhr besprochen, welche sich in der Praxis behauptet haben. Anschließend wird die Frage der Bedeutung des Mülls vom hygienischen Standpunkte aus erörtert. Dann werden die gebräuchlichen Arten der Müllverwertung und Müllbeseitigung ausführlich behandelt. Weiter werden Grundlagen für Anlegung und Betrieb solcher Anlagen, sowie über die Kosten der Müllabfuhr und Müllbeseitigung gegeben. Von Wichtigkeit ist auch der letzte Abschnitt dieses Kapitels, welcher sich mit der Hygiene der Müllarbeiter befaßt. Bei Neubearbeitung des 2. Kapitels rege ich an, in dem Abschnitt „Müllverbrennung“ auch die Abwärmeverwertung bei Müllverbrennungsöfen ausführlicher zu behandeln. So wurde während des Krieges in staatlichen Müllverbrennungsanstalten die Abwärme der Müllverbrennungsöfen mit Erfolg zur Warmwassererzeugung für Badezwecke usw. ausgenutzt, so daß die früher hierfür notwendigen Brennstoffe erspart wurden, was im Interesse der Streckung unserer Brennstoffvorräte nicht genug zur Nachahmung empfohlen werden kann. Das 3. Kapitel (Seite 179 bis 215) ist den Abfuhrsystemen und der Verwertung der Latrine in nichtkanalisierten Städten gewidmet. Zu diesem Zwecke werden die Fäkalien und die verschiedenen Sammel- bzw. Abfuhrsysteme behandelt, unter Berücksichtigung älterer und neuerer Auffangmethoden der Fäkalien. Hieran schließt sich die Behandlung des Abfuhrwesens der Fäkalien in Städten und die landwirtschaftliche Verwertung der Fäkalien zu Düngezwecken. In diesem Zusammenhang wird der Einfluß der eiweißreichen Fleischkost auf den Stickstoffgehalt des ausgeschiedenen menschlichen Harns an Hand einer interessanten Tabelle nachgewiesen. Zu diesem Zwecke wurden in der Tabelle der Stickstoffgehalt des Harns einer Gelehrtenfamilie und zwar sowohl an fleischlosen Tagen wie an Fleischtagen gegenübergestellt. Das Buch kann zum Studium der Städtereinigung, infolge seiner eingehenden Behandlung aller wichtigen Fragen, deren Verständnis durch zahlreiche Abbildungen und statistischen Angaben erleichtert wird, bestens empfohlen werden. Otto Brandt.