Titel: Bücherschau.
Fundstelle: Band 342, Jahrgang 1927, Miszellen, S. 288
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Bücherschau. Bücherschau. Die Differential- und Integralgleichungen der Mechanik und Physik als 7. Auflage von Riemann-Webers partiellen Differentialgleichungen der mathematischen Physik herausgegeben von Dr. Philipp Frank, o. Professor an der Deutschen Universität in Prag, und Dr. Richard von Mises, o. Professor an der Universität Berlin. Zweiter, physikalischer Teil, herausgegeben von Ph. Frank. Mit 88 Abbildungen. XXIII und 864 Seiten. Braunschweig 1927, Friedr. Vieweg & Sohn, Akt.-Ges. Geh. 53.–, geb. 58.– M. Mit dem Erscheinen des zweiten Bandes ist die durchgreifende Neubearbeitung des altbekannten Lehrbuches über Differentialgleichungen von Riemann-Weber abgeschlossen. Während der 1925 erschienene erste Teil das mathematische Rüstzeug geliefert hat (vgl. die Besprechung in diesem Journal Bd. 341, Heft 17, Seite 210), ist der vorliegende der physikalischen Seite gewidmet. Ueber die der Bearbeitung zugrunde liegenden Ziele äußert sich der Herausgeber folgendermaßen: „... Das vorliegende Buch soll kein Lehrbuch der theoretischen Physik sein... Das Ziel, keine Referate über Theorien zu bringen, sondern nur wirklich durchgeführte Ableitungen und Rechnungen, wurde dadurch zu erreichen gesucht, daß der Stoff nach mehreren Richtungen begrenzt wurde... Bei der Auswahl der eingehend behandelten Probleme waren folgende Gesichtspunkte maßgebend: Erstens die Gelegenheit, die Begriffsbildung der neueren Mathematik an physikalischen Beispielen zu erläutern, wie z.B. Berührungstransformationen, Integralvarianten, Riemannsche Räume, Eigenwertprobleme. Integralgleichungen. Zweitens die Beziehung zur modernen theoretischen Physik, wie zur Quantentheorie, Brownschen Bewegung, Strahlungstheorie usw. Drittens wurden auch Beispiele aufgenommen, die für die technischen Anwendungen bedeutungsvoll sind. Insbesondere wurde Wert auf die heute im Vordergrund des Interesses stehenden technischen Gebiete gelegt, wie z.B. Fluglehre, Verstärkerröhren, drahtlose Telegraphie, Erdströme. Schließlich ist naturgemäß auch das persönliche Arbeitsgebiet der Mitarbeiter nicht ohne Einfluß auf die Auswahl des Stoffes geblieben... So sind in dem Buche auch vielfach Ergebnisse dargestellt, die anderwärts in dieser Form oder überhaupt noch nicht veröffentlicht sind... Was die Beziehung der vorliegenden Neubearbeitung zu der Weberschen Bearbeitung der Riemannschen Vorlesungen betrifft, so war unsere Absicht nicht, einen möglichst engen äußeren Anschluß an diese zu finden, sondern für unsere Zeit die Erfüllung der Aufgabe zu versuchen, die Weber so meisterhaft für die seine gelöst hat...“ Daß dieser Versuch vollauf geglückt ist, wird jeder bezeugen, der das Buch zur Hand nimmt und sich in dasselbe vertieft. Unter den Büchern ähnlichen Charakters nimmt die Neubearbeitung des Riemann-Weber den weitaus ersten Platz ein. A. Barneck. Nomographie. Praktische Anleitung zum Entwerfen graphischer Rechentafeln von Paul Luckey, Studienrat am staatl. Gymnasium in Marburg. Zweite, neubearbeitete und erweiterte Auflage der „Einführung in die Nomographie,“ 2. Teil. Mit 57 Figuren im Text und 48 Aufgaben. 108 Seiten. Mathematisch-physikalische Bibliothek Band 59/60. Leipzig und Berlin 1927, B. G. Teubner. Kart. 2.40 M. Von dem Verfasser lag bisher eine Einführung in die Nomographie in zwei Teilen vor, deren erster den Titel „Die Funktionsleiter“ und deren zweiter den Titel „Die Zeichnung als Rechenmaschine“ führte. Während jener auch jetzt selbständig fortbesteht (2. Aufl. 1925), ist der zweite Teil einer völligen Neubearbeitung unterzogen worden und stellt in seiner jetzigen Gestalt einen vollständigen und selbständigen Lehrgang der Nomographie dar, wie schon aus dem veränderten Titel hervorgeht. Sein Umfang ist daher auch auf fast das Doppelte gewachsen. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß das Buch in seiner neuen Gestalt einen wertvollen Beitrag in der Reihe der Veröffentlichungen über die für den Techniker und Ingenieur so ungemein wichtige Nomographie bildet. Die Darstellung ist klar und leicht verständlich, sodaß es sich ausgezeichnet zum Selbststudium eignet. Treffend ausgewählte Beispiele und zahlreiche Figuren erhöhen seinen Wert. A. Barneck. St. Jellinek, Spurenkunde der Elektrizität, Elektrophysiographie. 101 Seiten mit 152 Textfiguren und einer farbigen Tafel. Leipzig und Wien, Franz Deuticke, 1927, geh. M. 12,–, geb. M. 14.–. Unter Beihilfe verschiedener Fachleute hat der Verfasser eine Spezialsammlung des elektropathologischen Museums in Wien geschaffen, in der sich eine Fülle von Objekten befindet mit Veränderungen und Spuren, wie sie die Elektrizität (Blitzschlag und Starkstrom) auf lebender und toter Materie zurückläßt. Im vorliegenden Buch bringt der Verfasser eine kleine Auswahl aus diesem großen Material; er kommt zu dem Ergebnis, daß man es mit einer gewissen Gesetzmäßigkeit der Erscheinung zu tun hat und daß aus seinen Studien schon heute sowohl der Arzt als auch der Jurist, der Botaniker als auch der Physiker Nutzen zu ziehen in der Lage ist. Die meisten Abbildungen des Buches sind gute photographische Wiedergaben der Originale. F. Güldenpfennig. Technisch-physikalische Rundblicke. K. Hahn, Physikalisches Unterrichtswerk. Ausgewählte Beispiele aus der Praxis der technischen Physik von Prof. Dr. Ing. Geifert, Oberstudiendirektor am Realgymnasium in Zwickau. Mit 196 Abb. 1927 B. G. Teubner, Leipzig-Berlin. Gebd. 4.80 M. Mit dem vorliegenden Buche hat sich der Herausgeber eine außerordentlich dankenswerte, aber auch ebenso schwere Aufgabe gestellt. Er will das rege Interesse, das ein großer Teil unserer heranwachsenden männlichen Jugend allen technischen Dingen entgegenbringt, ausnutzen, dabei aber nicht den mühevollen Ernst sorgfältigen Studiums außer acht lassen, den die Behandlung aller technischen Probleme erfordert. Aus diesen Erwägungen heraus ist er an die maßgebenden Kreise der Industrie herangetreten, um Männer für seinen Plan zu gewinnen, die selbst über reiches Wissen und große Erfahrungen verfügen, die aber auch die Gabe haben, ihr geistiges Besitztum anderen weniger Wissenden mitzuteilen, nicht in schulmeisterlichem Tone, aber auch nicht so gelehrt, daß man ihnen nicht mehr zu folgen vermag, sondern bei allem technischen Ernst in leichtverständlicher mitreißender Weise. Das ist ihm in glänzender Weise gelungen. Vierundzwanzig Arbeiten aus den verschiedensten Gebieten der praktischen Physik hat der Herausgeber zusammengestellt, um zunächst einmal einen Versuch zu machen, ob die gewünschte und erhoffte Wirkung auch eintreten wird. Wenn nicht alles trügt, dürfte ihm mit diesem dankenswerten Versuch ein voller Erfolg beschieden sein und es ist zu hoffen, daß diesem ersten Bändchen bald weitere folgen mögen. Das Studium des Buches wird nicht nur reiferen Schülern, sondern auch unzähligen anderen Personen, die sich für technische Fragen interessieren – und wer täte das wohl heute nicht? – ein lehrreicher Genuß sein, Wissenden aber eine angenehme Lektüre, bei der sie auch noch manches lernen können und werden. Castner. G. Volquardts Feldmessen und Nivellieren ist ein geeigneter Leitfaden für den Unterricht an Baugewerbeschulen und Fachschulen für Bauhandwerker, sowie ein praktischer Ratgeber auf dem Bauplatz für den Tief- und Hochbautechniker. C. R. Mitteilungen der Polytechnischen Gesellschaft zu Berlin. Sitzungssaal: Berlin W, Köthener Str. 38, Meistersaalgebäude. Geschäftsstelle: Berlin-Friedenau, Kaiserallee 78, Fernsprecher: Amt Rheingau 9995. Am 12. Januar, abends 8 Uhr, Vortrag mit Damen des Herrn Professors Dr. W. Scheffer über: „Untersuchungen im ultravioletten Licht“ mit zahlreichen Lichtbildern. – Gäste willkommen. Der Vorstand: A. Nichterlein, 1. Ordner. In der am 8. Dezember stattgefundenen Sitzung erteilte der Vorsitzende Herrn Direktor W. Schmidtke das Wort zu seinem Vortrage: Persönlichkeit und Redekunst. Ausgehend von dem rein ethischen Begriff Persönlichkeit, wies der Redner nach, daß das Durchsetzen der Persönlichkeit im Wirtschaftsund Daseinskampfe von einer klugen Anpassung an die Zeitverhältnisse und vor allem von der geschickten Verwendung erworbener Kenntnisse und Fähigkeiten abhängig sei. Aber auch eine Kontrolle der auf- und absteigenden Erfolgskurve im eigenen Leben, in ihrem eigentlichen Ausgangspunkte sei nötig, um eine rationelle Oekonomie der Kräfte anwenden zu können. Jammer und Aerger machen eine Angelegenheit nie besser! Eine Fülle wertvoller Fingerzeige, offenbarte sich uns. Wir hörten, wie eine kraftgebende, Widerstände überwindende Selbstbeeinflussung zu erzielen sei, wie unterbewußte sehr nützliche Kraftquellen, die bei den meisten Menschen noch immer unbeachtet und unkontrolliert im Innern dahinströmen und sich verzetteln, leicht und zielbewußt geweckt und in den bewußten Dienst der Persönlichkeit gestellt werden können. Aufmerksamstes Interesse der Zuhörer aber erwachte, als der Vortragende auf den Wert der freien rednerischen Fertigkeit zu sprechen kam. Diese Fähigkeit sei in Jedem, der die deutsche Sprache und ihre Grundregeln beherrscht, oft überraschend leicht in kurzer Zeit so zu entwickeln, daß der Schüler – Alter und Geschlecht spielen keine Rolle hierbei – ohne lange Vorbereitung, gewandt, ohne Befangenheit und Furcht steckenzubleiben, die vorher nur allzu oft bis zur Verzweiflung peinigten, kraftvoll und überzeugend in jedem Kreise, oft zum hellsten Staunen seiner früheren Umgebung sprechen konnte. Abgesehen von den unschätzbaren Vorteilen, die eine solche erworbene rednerische Fertigkeit, die besonders oft in Berufen, die sich meist in einer gewissen Wortkargheit bewegen, wie u.a. in den technischen, sehr zu Unrecht vernachlässigt wird, im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben mit sich bringt, verdient auch eine andere Seite hervorgehoben zu werden. Es ist eine psychologisch bekannte Tatsache, daß Menschen, die oft über hohe Kenntnisse und reiches Wissen, aber nicht über die nötige gewandte sprachliche Ausdrucksfähigkeit verfügen, innerlich sehr darunter leiden und nicht selten erleben müssen, daß ein Sprechgewandterer, wenn auch vielleicht mit erheblich begrenzterem Können sie im Wettlauf der Konkurrenz zurückdrängt. So vermittelt, wie der Herr Vortragende, der als Leiter derartiger Vervollkommnungskurse aus ureigener reicher Beobachtung schöpfte, mit Recht bemerkte, eine derartige Arbeit von oft nur kurzer Zeit an sich eine Erweckung wertvollster innerer Energien, die oft schnell zu einem bedeutenden Wendepunkt im Vorwärtskommen führen und die Arbeit und Dasein überhaupt erst mit rechter Lebensfreude erfüllen. Reicher Dank wurde Herrn Direktor Schmidtke für seine fesselnden Ausführungen, die auch für manchen, der an diesem Abend fehlte. Wert gehabt hätten, zuteil.