Titel: Neue Verbesserungen an Dampf-Maschinen, worauf Markus Thambard Brunel, Mechaniker zu Chelsea, in der Grafschaft Middlesex, dd. 26. Jun. 1822. ein Patent erhielt.
Fundstelle: Band 11, Jahrgang 1823, Nr. XI., S. 71
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XI. Neue Verbesserungen an Dampf-Maschinen, worauf Markus Thambard Brunel, Mechaniker zu Chelsea, in der Grafschaft Middlesex, dd. 26. Jun. 1822. ein Patent erhielt. Aus dem London Journal of Arts et Sciences, Maͤrz, 1823. S. 113. Mit Abbildungen auf Tab. III. Brunel's Verbesserungen an Dampf-Maschinen. Diese Verbesserungen beschranken sich vorzuͤglich auf jene Dampf-Maschinen, die man bei Dampf-Bothen braucht, und bestehen: 1tens in der Anlage und Verbindung zweier Dampf-Maschinen, welche ihre Kraft auf die unmittelbarste Weise zur Erzeugung einer umdrehenden Bewegung anbringen; 2tens in der Methode, diese Bewegung zu maͤßigen und zu reguliren, so daß sie eine gleichfoͤrmige Wirkung erzeugen; 3tens in der Art den Dampf zu verdichten; 4tens in gewissen Vorrichtungen an den Kesseln. Die Anlage dieser Maschinen geschieht so, daß die Staͤmpel-Stangen sich in einer Richtung, in welcher sie einen rechten Winkel, oder beinahe einen rechten Winkel, gegen einander bilden, bewegen, wodurch ihre Kraft auf die Kurbel bei jedem Schlage in einer geraden Linie angewendet wird. Taf. III. Fig. 13 zeigt die Weise, nach welcher man die Maschinen zu stellen vorgeschlagen hat. AA, sind die Cylinder; B, ist die Kurbel; CC sind die Verbindungs-Stangen; DD, die Leitungs-Rollen; Fig. 14 ist der Grundriß oder die horizontale Ansicht der Kessel EE und des Verdichters FF. Auf die Kurbel wirken abwechselnd beide Maschinen, deren Schnelligkeit durch einen Leiter regulirt wird. Da der gewoͤhnliche Leiter bei Landmaschinen, wo er sich horizontal dreht, bei See-Maschinen, wo das Schiff sich fortschiebt, nicht angewendet werden kann, so hat man hier eine Abaͤnderung dieser Vorrichtung vorgeschlagen, nach welcher die Kugeln oder Flieger sich vertical bewegen. Fig. 3 zeigt diese Vorrichtung, wo die punctirten Linien die Lage andeuten, in welche die Kugeln durch die Centrifugal-Kraft geworfen werden, wenn die Maschine mit mehr als gewoͤhnlicher Schnelligkeit treibt. Wenn diese Vorrichtung als Leiter bei einer Seemaschine angebracht wird, so muͤssen die Theile derselben genau gegen einander abgewogen werden, damit die Gravitationskraft neutralisirt wird. Hr. Brunel wendet, wie Fig. 15 zeigt, zwei Paare kreuzweise stehender Arme an, die sich um einen Stift in ihrem Mittelpuncte drehen, und dadurch im Stande sind, sich zu oͤffnen, oder zusammen zu fallen. Die Enden zweier dieser Arme sind an einer Buͤchse a angebracht, die auf der sich drehenden Spindel, b, b, sich hin und herschiebt; die zwei anderen sind an einer Schulter, c, angebracht, die an der Spindel befestigt ist. Die Arme werden mittelst einer Spiralfeder auseinander gehalten, die den Schaft zwischen der Buͤchse, a, und der Schulter, c, umfaßt, und an dem aͤußeren Ende eines jeden dieser Arme ist eine Kugel befestigt, welche so wie der Schaft in verticaler Richtung sich dreht, durch die Centrifugal-Kraft derselben, in die durch die punctirten Linien angezeigte Richtung faͤllt. Ein zweigabeliger Hebel, d, der sich um einen Stift dreht, wirkt an einem Ende in die Furche der Buͤchse a, die sich hin und herschieben laͤßt, und an dem anderen auf die Stange, e. Diese Stange bewegt einen Staͤmpel, f, in die Roͤhre g, welche einen Theil des Dampfcanales bildet. Hieraus ersieht man, daß, wenn die Wirkung der Maschine zunimmt, die Kugeln durch ihr Auseinanderfahren die Buͤchse, a, die sich hin und herschieben laͤßt, ziehen und veranlassen werden, daß das kuͤrzere Ende des Hebels, d, die Stange und den Staͤmpel, f, gegen das Ende der Roͤhre, g, treibt, und auf diese Weise die Oeffnung verengt, durch welche der Dampf zieht. Die Wirkung dieser Maschine wird auf der See durch diese Vorrichtung am Leiter in jedem Falle regulirt werden koͤnnen; denn wenn die Schnelligkeit der Maschine zu groß ist, so wird die Menge des nachstroͤmenden Dampfes vermindert, und folglich die Wirkung verringert, waͤhrend, wenn auf der anderen Seite, die Maschine nachlaͤßt, die Kugeln in der in der Figur angedeuteten Lage bleiben, und so dem Ausstroͤmen des Dampfes kein Hinderniß in den Weg gestellt wird. Da das See-Wasser die Kessel der Dampfmaschine anfrißt, und die Theile der Maschine beschaͤdigt, so wird hier Suͤß-Wasser zur Dampfbildung vorgeschlagen, indem, wenn die ganze Masse des Dampfes wieder verdichtet wird, die Menge des Wassers in dem Kessel beinahe immer dieselbe bleibt. In dieser Hinsicht schlaͤgt man vor, den Verdichter aus einer Reihe von Roͤhren zu bilden, die man mit kaltem Wasser umgibt, wodurch eine sehr große Abkuͤhlungs-Flaͤche erzeugt, und die Verdichtung mit großer Schnelligkeit vollbracht wird. Fig. 16. zeigt einen Durchschnitt dieser Verdichtungs-Vorrichtung deren Verbindung mit der uͤbrigen Maschine in Fig. 13. und 14. bei FF. dargestellt ist. Sie besteht aus einer Verbindung großer Roͤhren, i, i, i, die man die Hauptroͤhren nennt, und die mit Buͤndeln kleinerer Roͤhren so verbunden sind, daß jede fuͤr sich eine eigene Kammer bildet, welche; vereint mit den uͤbrigen, ein Dampfschiff von bedeutender Groͤße darstellt. Die Buͤndel von Roͤhren sind mit der Hauptroͤhre mittelst langer Schrauben-Bolzen j, j, verbunden, welche durch die Mittelroͤhre eines jeden Buͤndels hinabsteigen. Diese Schrauben sind unten in ihrer Mutter eingelassen, welche becherfoͤrmig gebildet sind (wie Fig. 17. sie vorstellt), und diese Becher sind an den Hauptroͤhren befestigt, und die ganze Vorrichtung wird durch lange Schrauben-Bolzen festgehalten. Der Dampf wird, so wie er in dieses Gefaͤß tritt, augenbliklich verdichtet, und das hiedurch erzeugte Wasser mittelst einer kleinen Drukpumpe in dem Kessel zuruͤkgefuͤhrt. Da dieser Verdikungs-Apparat stets mit kaltem Wasser versehen werden muß, so zieht eine mit dem Maͤßiger (Moderator) verbundene Pumpe bei jedem Schlage der Maschine eine gewisse Menge heissen Wassers ab, und eine korrespondirende Menge kalten Wassers wird gleichzeitig dafuͤr zugelassen. Da es bisher ein Desideratum war, das Gewicht des Kessels so gering zu machen als bei seinem Inhalte und der erfoderlichen Staͤrke nur immer moͤglich ist, so hat man hier vorgeschlagen, die Dampfbothe mit einer oder mit mehreren Dampfkammern zu versehen. Die Kessel sind walzenfoͤrmig mit kegelfoͤrmigen Enden, welches die staͤrkste Form ist; man hat daher auch walzenfoͤrmige Dampfkammern, RK, Fig. 13. und 14., vorgeschlagen, deren Hoͤhe unbestimmt ist. Der walzenfoͤrmige Koͤrper des Kessels soll immer voll Wasser gehalten werden, und wenn nur eine Dampfkammer da ist, so wird auf der See auch wenig Schwankung im Wasser Statt haben. Die Dampfkammer kann in paralleler Richtung mit den Kesseln angebracht werden; man zieht aber die oben angegebene Form und Lage vor. Es verdient bemerkt zu werden, daß bei der oben vorgeschlagenen Verdichtungs-Methode kein Ueberschuß an Wasser Statt haben kann, und daß, wenn ein Verlust desselben Statt hatte, der Kessel auch dann noch bei demselben nicht litte, wenn das Wasser dadurch auf ein Drittel vermindert wuͤrde, wenn anders die Dampfroͤhren aus Kupfer oder aus irgend einem solchen nachgebenden Metalle verfertiget sind. Die Feuerherde werden hier innerhalb der Kessel angebracht, und sind ganz von Nasser umgeben; das Feuer wird durch Kohlen angezuͤndet und unterhalten, welche durch mehrere Oeffnungen von Ruͤmpfen, und? (s. Fig. 14.), eingeschuͤttet werden, deren Boden mit gefurchten Cylindern, so wie an den gewoͤhnlichen faulen Heinzen (feeding furnaces), versehen ist. Mehrere andere Theile an dieser Maschine scheinen keiner besondern Erklaͤrung zu beduͤrfen, da sie theils nicht als Patent-Recht in Anspruch genommen werden, theils nach Umstaͤnden, verschieden abgeaͤndert werden muͤssen. Da bei der Dampf-Schiffahrt auf Fluͤssen und Suͤßwasser-Seen die Verdikungs-Methode den Vorzug vor der neueren, hier vorgeschlagenen, verdient, so ist es kaum noͤthig zu bemerken, daß ein gewoͤhnlicher Verdichter und eine Luftpumpe an der nach obigen Grundsaͤzen erbauten See-Dampfmaschine angebracht werden kann. Der Patenttraͤger schließt mit den Worten: „Meine Verbesserung an diesen Maschinen besteht in der unmittelbarsten Anwendung der Kraft zur Erzeugung einer Umdrehungs-Bewegung, indem die Linien der Kraft beinahe unter rechten Winkeln auf einander stehen; in dem Maͤßiger (Moderator) und dem Leiter (Jovernor) desselben, und in dem Bane und der Anordnung der Kessel, so wie ich sie vorgeschlagen habe. Meine Verbesserung in der Art der Dampf-Verdikung laͤßt sich auf die gewoͤhnlichen Maschinen anwenden; da aber diese Anwendung von der Lage und dem Baue der Maschine abhaͤngt, so ist es mir unmoͤglich zu zeigen, wie dieß unter allen moͤglichen Umstaͤnden geschehen kann. Meine Verbesserungen an den Siedekesseln lassen sich auch an den gewoͤhnlichen Maschinen anbringen.“