Titel: Ueber altgriechische enkaustische Mahlerei. Von Miß Emma Jane von Greenland.
Fundstelle: Band 11, Jahrgang 1823, Nr. XXXVIII., S. 236
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XXXVIII. Ueber altgriechische enkaustische Mahlerei. Von Miß Emma Jane von Greenland. Aus dem V. und X. Bande der Transactions of the Société for the Encouragement of Arts; in Gill's technical Reposit. N. 14. S. 128. Im Auszuge uͤbersezt. Miß Greenland über altgriechische enkaustische Mahlerei. Die bekannten Nachtheile des Oeles in der Oel-Mahlerei machten ein anderes Vehikel wuͤnschenswerth, und wurden der Gegenstand mehrerer Abhandlungen der Gelehrten, wie des Grafen Caylus, Muͤnz etc. Man schlug allgemein Wachs statt des Oeles vor, und wollte dieses mit Alkali zu einer Art von Seife verbinden: allein, wer die Eigenschaften dieser Verbindung kennt, wird das Mangelhafte derselben auf der Stelle einsehen. Das Verfahren der Miß Greenland beseitigt alle Nachtheile der Wachs-Mahlerei, und die Pracht der Farben auf dem Gemaͤhlde, das sie der Gesellschaft zugleich mit der Angabe ihrer Methode uͤberreichte, verdiente ihr mit Recht die goldene Palette, welche die Gesellschaft ihr dafuͤr einstimmig zuerkannte. Miß Greenland lernte zu Florenz zuerst die Wachsmahlerei bei einer Signora Parenti kennen, welche von einem Jesuiten zu Pavia in dieser Kunst Unterricht erhielt. Sie konnte die Verhaͤltnisse, in welchen die Farben gemischt wurden, nicht erfahren, gelangte aber nach vielen Versuchen dahin, dieselben so schoͤn zu bereiten, wie man sie auf dem Gemaͤhlde bewundert, das sie der Gesellschaft uͤberreichte. Sie nimmt 2 Loth weißes Wachs und eben so viel Mastix Gummi in lacrymis, d.h. in Tropfen, wie er aus dem Baume ausschwizt, und zerreibt ihn zu einem groͤblichen Pulver. Das Wachs gibt sie in einen glasirten irdenen Topf uͤber ein schwaches Feuer, und traͤgt nach und nach, wenn es geschmolzen ist, den Mastix unter stetem Umruͤhren ein, bis lezterer ganz zergangen ist, und sich mit dem Wachse verkoͤrpert hat. Hierauf gießt sie diese Mischung in kaltes Wasser, und, nachdem dieselbe darin erhaͤrtet ist, nimmt sie sie heraus, troknet sie ab und stoͤßt sie in einem Moͤrser von Wedgewood, und zwar Anfangs in einem leinenen Laͤppchen, um das Wasser, das der Mischung noch ankleben und das Puͤlvern derselben hindern koͤnnte, zu beseitigen. Diese Masse wird an einem kalten Orte, und nur nach und nach und in geringen Quantitaͤten (indem anhaltendes Stoßen dieselbe erweichen und in einen Teig verwandeln wuͤrde) so fein gepuͤlvert, daß sie durch diken Flor durchgeht. Sie nimmt nun, wo sie mahlen will, eine starke Aufloͤsung von arabischem Gummi in Wasser, mischt etwas von diesem Pulver mit demselben, und traͤgt in diese Mischung die verlangte Farbe ein. Lichte Farben beduͤrfen nur wenig von diesem Pulver, dunkle aber mehr, und Schwarz fodert beinahe eben so viel Pulver als Farbe. Nachdem sie nun von den Farben gerade so viel gemischt hat, als sie vor dem Vertroknen derselben verarbeiten kann, mahlt sie mit reinem Wasser, wie bei der gewoͤhnlichen Mahlung mit Wasserfarben. Das Holz (Wallnuß- oder Eichenholz wird in Italien vorzuͤglich hiezu gebraucht) grundirt man vorher auf die in der Mahlerei gewoͤhnliche Weise. Wenn das Gemaͤhlde vollkommen troken ist, wird es mit einer etwas harten Buͤrste nach einem Striche hin gebuͤrstet und mit weißem Wachse gefirnißt, welches in einem irdenen Topfe bei einem sehr maͤßigen Feuer so lang fluͤssig erhalten wird, bis man mit dem Firnissen fertig ist: man muß sich aber wohl huͤten, daß das Wachs nicht siedend wird. Hierauf haͤlt man das Gemaͤhlde an ein Feuer, nahe genug, damit das Wachs schmelzen kann, nicht aber daß es ablaͤuft, und wenn der Firniß oder das Wachs vollkommen kalt und hart geworden ist, reibt man ihn sanft mit Leinen. Sollte der Firniß oder Wachsuͤberzug Blaͤschen bekommen, so waͤrmt man das Gemaͤlde neuerdings langsam, und die Blaͤschen werden sich sezen. Wo das Gemaͤhlde schmuzig wird, darf man es nur mit kaltem Wasser abwaschen. Außer obigem, von Miß Greenland schon im J. 1786 beschriebenen, Verfahren gab sie spaͤter noch, im J. 1792, folgende Composition zur Mahlerei auf griechische Art: Man gibt 9 Loth arabischen Gummi mit 16 Loch reinem kalten Quellwasser in einen irdenen glasirten Topf, und ruͤhrt, nachdem der arabische Gummi aufgeloͤst ist, 14 Loch Mastix-Gummi ein, der vorlaͤufig gehoͤrig gewaschen, getroknet und fein gestossen wurde, was wenig Muͤhe kostet. Den Topf mit dem Gummiwasser und dem Mastixgummi bringt man nun uͤber ein maͤßiges Feuer, und ruͤhrt und klopft bestaͤndig mit einem Loͤffel, um den Mastixgummi aufzuloͤsen. Wenn diese Mischung hinlaͤnglich gesotten wurde, wird sie nicht mehr durchscheinend, sondern dik wie Teig, geworden seyn. Sobald dieß der Fall ist, und das Gummiwasser und der Mastix vollkommen sieden, sezt man, ohne den Topf vom Feuer zu nehmen, 10 Loth weißes Wachs zu, welches man vorher klein gebroͤkelt hat, und ruͤhrt und schlaͤgt diese verschiedenen Ingredienzen gehoͤrig unter einander, bis das Wachs vollkommen geschmolzen ist, und gesotten hat. Dann nimmt man den Topf vom Feuer, indem ein laͤngeres Sieden nicht nur uͤberfluͤssig ist, sondern das Wachs haͤrter machen und die leichtere Verbindung desselben mit dem Wasser spaͤter hindern wuͤrde. Wenn man diese Mischung vom Feuer nimmt, muß sie in dem glasirten Topfe gehoͤrig geschlagen, und waͤhrend sie noch heiß, jedoch nicht siedend ist. nach und nach mit 32 Loth kaltem Quellwasser gemengt werden; hierauf seihet man sie, da sich aus dem Mastixgummi immer einiger Schmuz auskocht, durch, und verwahret sie in Flaschen. Wenn diese Composition gehoͤrig gemacht ist, muß sie wie Rahm aussehen, und die Farben, die derselben beigemengt werden, muͤßen so weich werden, wie Oelfarben. Wenn man mit derselben mahlen will, mischt man die Farben mit ihr, wie mit Oel, und traͤgt sie dann mit reinem Wasser auf. Wenn die Farben, nachdem sie einmal mit dieser Mischung verbunden wurden, troken werden, braucht man bloß etwas reines Wasser auf dieselben zu bringen; es ist aber besser denselben noch ehe sie ganz troken wurden, Wasser beizusezen. Die Farben lassen sich, wenn man mit dieser Composition mahlt, so lang sie naß sind, leicht und vollkommen unter einander mischen, und selbst wenn sie troken sind, lassen sich mittelst eines Pinsels und etwas reinen Wassers die verschiedenen Schattirungen leicht hervorrufen. Wenn das Gemaͤhlde vollendet ist, bringt man etwas weisses Wachs in einem glasirten irdenen Gefaͤße uͤber ein schwaches Feuer, und wenn das Wachs geschmolzen ist, aber nicht gekocht hat, bedekt man das Gemaͤhlde mittelst eines harten Pinsels mit demselben, und, nachdem es erkaltet ist, nimmt man ein mittelmaͤßig heißes Eisen, wie, man es zum Plaͤtten der Waͤsche braucht, und fuͤhrt es sacht uͤber das Wachs hin. Wenn nun endlich das Gemaͤhlde beinahe kalt geworden ist, reibt man es mit feinem Leinen um es vollkommen glatt zu machen, und wo es vollkommen kalt geworden ist, reibt man es noch einmal, um demselben den gehoͤrigen Glanz zu geben. Man kann auf diese Weise auf Holz oder auf Gips mahlen, ohne daß es irgend einer anderen Vorarbeit beduͤrfte, als daß man etwas gepuͤlverten Gipses mit kaltem Wasser zur Rahmdike anruͤhrt, dann auf ein Spiegelglas aufgießt, und ihn, nachdem er troken geworden ist, abnimmt, wodurch eine sehr ebene Flache entsteht, auf welcher man mahlen kannAuf diese Weise verfertigt man jezt sehr schoͤne Taͤfelchen zu Silhouetten. Die Dike des Gipses wird durch hoͤlzerne Leisten regulirt, die einen Ranft um das Glas bilden, und, wenn der Gips sich gesezt hat, und noch nicht ganz hart geworden ist, zieht man Linien durch denselben bis auf das Glas, so daß dieses in Theile von der verlangten Groͤße getheilt wird. A. d. Hrn. Gill. Auf dieselbe Weise kann man auch mit bloßem Gummi-Wasser und Mastixgummi mahlen, wenn man diese Mischung eben so wie den Mastix und das Wachs bereitet; statt daß man aber 14 Loth Mastix nimmt, und, wenn dieser siedet, demselben 10 Loth Wachs zusezt, mischt man 24 Loth Mastixgummi mit dem Gummiwasser, ehe man dasselbe zum Feuer sezt, und wenn es hinlaͤnglich gekocht hat, und durchgeschlagen worden und etwas abgekuͤhlt ist, ruͤhrt man 24 Loth kaltes Wasser zu, und seiht die Mischung hierauf durch. Man kann auch mit Wachs allein, das in Gummi-Wasser aufgeloͤset ist, auf folgende Weise mahlen. Man nimmt 24 Loth kaltes Quellwasser und 9 Loth arabischen Gummi, und nachdem der Gummi aufgeloͤset ist, sezt man in einem glasirten irdenen Gefaͤße 16 Loth weißes Wachs zu. Das irdene Gefaͤß wird, sammt dem Gummi und dem Wachse, auf ein schwaches Feuer gesezt, und alles gehoͤrig umgeruͤhrt bis das Wachs aufgeloͤst ist, und einige Minuten lang gesotten hat, wo man es sodann vom Feuer nimmt, und die Masse in ein Beken gießt, indem, wenn sie zu lang in dem heißen irdenen Gefaͤße bliebe, das Wachs zu hart werden wuͤrde. Man schlaͤgt nun das Gummi-Wasser und das Wachs so lang mit einander ab, bis es vollkommen kalt wird. Da hier nur wenig Wasser im Verhaͤltnisse zu dem Gummi und Wachse vorkommt, so wird es noͤthig, dieser Composition, wenn man die Farben mit derselben mischt, noch etwas reines Wasser zuzusezen. Das Wasser, dessen sich Miß Greenland bediente, kam aus einem Kalkfelsen, und war ausgezeichnet weich; wahrscheinlich wird jedes andere Wasser eben so gut seynWas wir kaum glauben, und daher destillirtes oder Regenwasser empfehlen. A. d. Ueb. .