Titel: Versuche und Beobachtungen über den Indig, und über gewisse Substanzen, welche sich mittelst Schwefel-Säure aus demselben erzeugen lassen. Von Hrn. Walter Crum.
Fundstelle: Band 13, Jahrgang 1824, Nr. XVI., S. 85
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XVI. Versuche und Beobachtungen über den Indig, und über gewisse Substanzen, welche sich mittelst Schwefel-Säure aus demselben erzeugen lassen. Von Hrn. Walter Crum. Aus den Annals of Philosophy. New Series. N. 26. S. 81.Dieser Aufsaz findet sich auch in Schweigger's Journal fuͤr Ch. u. Ph. B. 8. H. 1. uͤbersezt; der geneigte Leser beliebe jedoch die dortige Uebersezung mit der unsrigen zu vergleichen, deren Genauigkeit wir verbuͤrgen koͤnnen. A. d. Ueb. An den Herausgeber der Annals of Philosophy. Crum's Versuche und Beobachtungen über den Indig. Mein Herr! Glasgow, den 1. Jan. 1823. Man kann den Indig ziemlich rein erhalten, wenn man, nach dem gewoͤhnlichen Verfahren, die gelbe Fluͤssigkeit, welche die Blaukuͤpe der Faͤrber bildet, mit gewoͤhnlicher Luft solang schuͤttelt, bis der entsaͤuerte Indig, welcher darin mittelst Kalk-Wassers aufgeloͤst erhalten wird, wieder seine blaue Farbe erhaͤlt, und dann den Niederschlag mit verduͤnnter Kochsalzsaͤure digerirt, um das wenige Eisen und den kohlensauren Kalk, welchen er enthaͤlt, zu entfernen. In diesem Zustande ist er unter dem Namen niedergeschlagener Indig bekannt, und muß von dem von Bergmann so genannten Pulver unterschieden werden, einer Substanz, auf welche ich in der Folge besonders zuruͤkkommen werde. Er enthaͤlt gewoͤhnlich einen geringen Antheil schwefelsauren Kalk, und, nach Dr. Thomson's Bemerkung, auch etwas Harz, das sich durch Alkohol entfernen laͤßt. Man hat lang schon gewußt, daß Indig, wenn er erhizt wird, sich sublimirt. Die erste Erwaͤhnung dieser Erscheinung, die mir bekannt geworden istHr. Meineke bemerkt, bei Schweigger, daß Plinius schon diese Eigenschaft kannte: Probatur carbone (indicum). Reddit enim, quod sincerum est, flammam excellentis purpurae, et, dum fumat, odorem maris.“ Hist. Nat. 35. 6. A. d. Ueb., findet sich in einem Werke uͤber den Calico-Druk (on calico printing), welches O'Brien, ein Muster-Zeichner in London, im J. 1789 herausgegeben hatDeutsche Uebersezung mit einer Vorrede von Dr. Hermbstaͤdt. Leipzig ohne Jahrzahl. D. und worin er auch die Methode beschreibt diesen Sublimat aufzusammeln. „Wer neugierig ist „sagt er“ kann den Indig sublimiren, und dadurch Indig-Blumen bekommen, wie man Zink- und Schwefel-Blumen etc. erhaͤlt. Bei Versuchen im Kleinen kann dieß in einer gewoͤhnlichen Flasche an einem gemeinen Feuer geschehen, nur darf das Feuer die Flasche nicht unmittelbar beruͤhren.“ Um diese Blumen zu erhalten, raͤth Chevreul (Annales de Chemie T. 66. Avril 1808) acht Gran gemeinen gepuͤlverten Indig in einen bedekten Tiegel zu thun, und diesen auf brennende Kohlen zu stellen, worauf der Farbstoff sich in der Mitte des Tiegels kristallisiren wird, und dann nach dem Erkalten mit einer Feder abgewischt werden kann. Ich war nie im Stande auf diese Weise irgend etwas davon zu erhalten; immer ward ein Theil davon entfaͤrbt, und das Ganze lag verdichtet auf der Asche, die ein feines Pulver bildete, von welchem es ohne Verunreinigung nicht abgesondert werden konnte. Es gelang mir indessen auf eine andere Weise mir in vollkommen reinem Zustande, soviel davon zu verschaffen, als ich zu meinen Versuchen noͤthig hatte. Ich bediente mich der Dekel zweier Platinna-Tiegel von beinahe 3 Zoll im Durchmesser, und von solcher Form, daß, wenn ihre hohlen Flaͤchen einwaͤrts gekehrt wurden, sie in der Mitte ungefaͤhr drei Achtel Zoll weit von einander abstanden. Auf die Mitte des unteren trug ich, sehr duͤnn, zehn Gran niedergeschlagenen Indig auf, nicht in Pulver, sondern in kleinen Kluͤmpchen von ungefaͤhr 1 Gran Schwere; nachdem ich den oberen Dekel darauf gesezt hatte, brachte ich die Flamme einer Weingeist-Lampe unter dem Indig an. In kurzer Zeit zersezte sich derselbe zum Theile, fing an zu schmelzen, und es entwikelten sich purpurfarbene Daͤmpfe, wie man aus dem Zischen abnehmen konnte, welches dieselben begleitet. Die Hize ward fortgesezt, bis dieses Zischen beinahe aufhoͤrte, worauf die Lampe weggenommen wurde, und man den Apparat kalt werden ließ. Bei dem Abnehmen des Dekels zeigte sich nun der Indig an der inneren Flaͤche desselben angeflogen, und zuweilen kamen auch einige lange Nadeln am Boden des Apparates vor, die man leicht von dem zuruͤkgebliebenen kohligen Knopfe wegnehmen konnte. Auf diese Weise erhielt ich fast immer achtzehn bis zwanzig Percent des angewendeten Indig eine geringe Menge desselben geht unvermeidlich verloren; ich bin aber uͤberzeugt, daß man auf keine aͤhnliche Weise um Vieles mehr erhalten kann. Ich habe mehrere Versuche mit Apparaten von verschiedener Form angestellt um diese Substanz mehr im Großen zu bereiten; ich habe aber keine Vorrichtung brauchbarer gefunden, als die so eben beschriebene. Wenn der Dekel kuͤhl gehalten wird, wie z.B. mit einem nassen Tuche, so verdichtet sich kein Indig an demselben. Das Innere des Apparates ist dann verhaͤltnißmaͤßig kalt, und der Dampf wird verdichtet, bevor er den Dekel erreicht, faͤllt zuruͤk, oder krystallisirt sich vielmehr auf der Asche. Dieselbe Wirkung hat Statt, wenn sich, statt einer geflossenen Kohle, Asche bildet, und reiner Indig laͤßt, gestossen, so wie gemeiner unter jeder Form, immer eine gewisse Menge lokerer Masse zuruͤk. Diejenigen, die sich nicht leicht niedergeschlagenen Indig zum Sublimiren verschaffen koͤnnen, werden es bequem finden, mit meiner Methode diejenige zu verbinden, welche die HHrn. Le Royer und Dumas neulich im Journal de Pharmacie bekannt gemacht haben. Sie besteht darin, daß man ungefaͤhr 30 Gran gemeinen grob gepuͤlverten Indig auf eine offene silberne Kapsel streut, und der Hize einer Weingeist-Lampe aussezt, bis aller sublimirte Indig sich auf der Oberflaͤche der Asche gebildet hat. Ich fand, bei Wiederholung dieses Verfahrens, daß zehn Theile gemeinen Indig Einen Theil sublimirten Indig geben, der jedoch weit entfernt ist rein zu seyn. Durch wiederholte Sublimation in meinem Apparate wird er, wegen des Verlustes seiner Unreinigkeiten und einiger Daͤmpfe, auf die Haͤlfte reducirt. Ich werde nun hier beschreiben, was außerdem noch bei der Sublimation Statt hat. Zehn Gran niedergeschlagenen Indigs gaben, in dem beschriebenen Apparate.   1,88 Gran sublimirten Indig.   6,44 Gran blieben als Asche zuruͤk, folglich verfluͤchtigten sich   1,68 Gran und entwiechen. ––––– 10,00. Dreizehn Gran desselben Indig, eine Viertel Stunde lang in einem stark roth gluͤhenden kleinen Platinna-Tiegel, der fest, jedoch nicht genau, geschlossen war, gehizt, ließen 7,9 Asche (cinder) zuruͤk, was 61 per Cent gibt. Um zu sehen, welche Gase sich waͤhrend dieser Zerstoͤrung des Indigs entwikelten, brachte ich 5,28 Gran davon in eine kleine mit einer Queksilber-Wanne verbundene glaͤserne Roͤhre. Nach Anwendung der Hize einer Weingeist-Lampe bildete sich Indig-Dampf, der sich in dem kaͤlteren Theile der Roͤhre verdichtete, zulezt aber durch wiederholte Anwendung der Hize zerstoͤrt wurde. Es kam eine gewisse Menge Wassers in der Roͤhre zum Vorscheine, und in dem Recipienten fanden sich 0,96. Als man die Roͤhre abnahm, fand man, daß sie 0,71 Gran an Gewicht, oder 13,5 Percent des angewendeten Indigs verloren hatte. Das Wasser, welches sich gebildet hatte, hatte einen unangenehmen, brennzeligen Ammonium-Geruch. Bei der Analyse des Gases in dem Recipienten fand ich (die atmosphaͤrische Luft in dem Apparate und eine geringe Menge Gas, die in der Roͤhre zuruͤkblieb, mit in Anschlag gebracht), daß es, bei 100 Theilen Indig, aus   2,8 Kohlensaͤure,   0,8 gekohlstofftem Wasserstoffgase und Kohlenstoffoxide,   1,9 Stikstoffe bestand.   8,0 der Unterschied zwischen der Summe obiger Bestandtheile und dem Verluste, = 13,5, war Wasser mit etwas Ammonium. ––––– 13,5. Sublimirter Indig. Der Indigo sublimirt sich in langen platten Nadeln, welche, wenn man sie stoͤßt, sich leicht in vierseitige Prismen spalten. Wenn man sie unter einem bestimmten Winkel ansieht, zeigen sie die glaͤnzendste und gesaͤttigste Kupferfarbe; auf Haufen liegend haben sie aber nur ein sattes Kastanien-Braun, so wie man es durch Mischung von sehr wenig Gelb mit starkem, aber tief rothen, Purpur erhaͤlt. Außer in dieser Nadelform kommt diese Substanz auch in Form von Plaͤttchen vor, die viel breiter sind als die Nadeln, und außerordentlich duͤnn; sie sind zuweilen beinahe in Roͤhren gewunden. Leztere erscheinen dem unbewaffneten Auge vollkommen undurchsichtig. Ich war indessen uͤber ihr unerwartetes Aussehen unter dem Vergroͤßerungs-Glase nicht wenig erfreut. Schief angesehen scheinen sie noch immer undurchsichtig und Kupferfarben, wie die Nadeln; wenn man sie aber senkrecht auf die Lichtstrahlen haͤlt, so sieht man, daß sie durchscheinend und wunderschoͤn blau sind, gerade so, wie eine verduͤnnte Aufloͤsung von Indig, auf welchen Schwefel-Saͤure gewirkt hat. Das Blau dieser Plaͤttchen, nach der Dike derselben, mehr oder minder satt; zuweilen so, daß man es gerade noch von Weiß zu unterscheiden vermag, zuweilen beinahe schwarz. Die Bronzefarbe, die diese Krystalle zeigen, wenn sie auf Haufen liegen, ist offenbar nur eine Mischung der Kupferfarbe mit diesem Blau. Der Indig-Dampf ist durchscheinend, und ungemein schoͤn roͤthlich-violett, und kommt so ziemlich dem Jod-Dampfe aͤhnlich, von welchem er jedoch durch seine rothe Schattirung hinlaͤnglich unterschieden ist. Die Sublimation hat bei einer Hize von ungefaͤhr 550° F. (230° R. Ue.) Statt; denn der Dampf steigt bei einer geringeren Hize, als der des schmelzenden Bleies, auf, und fordert eine staͤrkere Hize, als die des schmelzenden Wißmuthes. Auf der rauhen glaͤnzenden Oberflaͤche des Bleies sah ich einige Krystalle waͤhrend des Aufsteigens des Dampfes schmelzen; ich habe aber unter keinen anderen Umstaͤnden irgend etwas von einem Schmelzen wahrgenommen, bis die Substanz zerstoͤrt war. Daher ist der Schmelzpunct des Indigo, sein Verfluͤchtungspunct, und derjenige, bei welchem er zersezt wird, auffallend nahe bei einander. Die specifische Schwere des sublimirten Indigs ist 1,35. Die Krystalle sublimiren sich, wenn sie in offenen Gefaͤßen erhizt werden, ohne einen Ruͤkstand zu lassen. In verschlossenen Gefaͤßen ist der Dampf zuerst roͤthlich violett, wie in der freien Luft; wie aber die Hize zunimmt, nimmt er ein Scharlachroth an, und bevor er ganz zersezt wird, wird er tief scharlachroth und endlich orangefarben: zugleich sezt sich eine gewisse Menge Holzkohle ab. Einwirkung der Oehle. – Unter den wesentlichen Oehlen loͤst das Terpenthin-Oehl, bei seinem Siedepuncte, soviel Indig auf, daß es davon die schoͤne violette Farbe des Indig-Dampfes erhaͤlt; sobald aber die Temperatur nur etwas vermindert wird, reicht dieß hin, allen Indig niederzuschlagen. Die festen Oehle und fettigen Substanzen, die auf einen hoͤheren Grad von Hize gebracht werden koͤnnen, aͤussern eine mehr kraͤftige Wirkung auf den Indig. Keines derjenigen, die ich davon versuchte, wirkt bei der Hize des siedenden Wassers auf denselben; wenn aber die Hize vermehrt wird, loͤsen sie ihn allmaͤhlich auf, und erhalten die Farbe des Indig-Dampfes in einem tieferen Tone, als das Terpenthin-Oehl. Wenn die Aufloͤsung zu dieser Zeit abgekuͤhlt wird, so schlaͤgt sich der Indig blau nieder. Je laͤnger die Hize fortgesezt wird, desto mehr Indig wird aufgeloͤst; allein die Farbe der Aufloͤsung faͤngt an sich zu veraͤndern; sie neigt sich allmaͤhlich in das Karmesinrothe, und hat dann angefangen zerstoͤrt zu werden. Wenn die Aufloͤsung jezt kalt wird, wird die Farbe gruͤn; noch mehr fort erhizt aber stark karmesinroth, dann orangefarben, und zulezt, bei gaͤnzlicher Zersezung, gelb, welche Farbe sie nun auch bei dem Erkalten behaͤlt. Bestimmung der lezten Bestandtheile des Indigs. Der Apparat, dessen ich mich zur Analyse des Indigo mit Kupfer-Peroxid bediene, besieht bloß aus einer 7 Zoll langen und 3/8 Zoll weiten Roͤhre aus gruͤnem Glase, die an einem Ende geschlossen, an dem anderen mittelst einer kleinen gekruͤmmten Roͤhre, die mit der vorigen durch eine fest gebundene Kautschuk-Roͤhre verbunden ist, mit einer Queksilber-Wanne in Verbindung steht. Der Indig wird zuerst mit einer gewissen Menge Kupfer-Peroxid abgerieben, und, nachdem er so in die Glasroͤhre gefuͤllt wurde, mit einer anderen Portion Kupfer-Peroxid bedekt, und endlich mit etwas metallischen Kupfer, welches aus seiner schwefelsauren Aufloͤsung durch eine Zinkplatte niedergeschlagen wurde, und in einem geschlossenen Gefaͤße gegluͤht. Zulezt fuͤlle ich den noch uͤbrigen Raum, (ungefaͤhr ein paar Zoll) mit einem Stuͤk-Glasroͤhre aus, das an beiden Enden geschlossen ist, und so ziemlich in die andere Roͤhre paßt. Dadurch werden die Materialien an ihrer Stelle erhalten, und die Menge der in dem Apparate enthaltenen atmosphaͤrischen Luft wird soviel als moͤglich vermindert. Hierauf wird die Roͤhre mit drei Wein-Geist-Lampen erhizt, wovon zwei das metallische Kupfer und das reine Peroxid in Rothgluͤh-Hize erhalten, waͤhrend die dritte allmaͤhlich jenen Theil der Roͤhre durchdringt, welcher den Indig enthaͤlt. Als ich diese Versuche anfing, brauchte ich die gewoͤhnliche Vorsicht, das Kupfer-Peroxid unmittelbar vor dem Gebrauche zur Rothgluͤh-Hize zu bringen. Ich fand indessen bald, daß, bevor ich mit dem Abreiben des Pflanzenstoffes mit demselben fertig werden, und die Mischung in die Glasroͤhre eintragen konnte, es eine Menge Wassers aus der Luft angezogen hatte, welche nach dem verschiedenen hygrometrischen Zustande der Atmosphaͤre, und der Laͤnge der Dauer der Arbeit verschieden war. Es fiel mir dann ein, daß aller aus dieser Quelle entstehenden Taͤuschung dadurch abgeholfen werden kann, daß ich dem Peroxide gestatte sich mit Feuchtigkeit zu saͤttigen, indem ich dasselbe der Luft frei ausgesezt lasse, und bei jeder Analyse (wenigstens wenn der Zustand der Atmosphaͤre sich aͤnderte), 150 Gran davon in einem kleinen Platinna-Tiegel, der gerade so viel faßt, eindruͤke, in einem anderen Tiegel bis zur dunklen Rothgluͤh-Hize gluͤhe, und den Verlust an Gewicht, ohne Abnahme des Dekels, bestimme.Berzelius hat die augenblikliche Anziehung des Wassers durch Kupfer-Peroxid (Annal. d. Chim. 17. 27) erwiesen, gegen die durch Vernachlaͤssigung derselben entstehende Taͤuschung gewarnt; und Hr. de Saussure schrieb eine Anmerkung zu seiner Analyse des Schwein-Spekes (Annal d. Chim. 11. 395), die von allen Analysen gilt, bei welchen Kupfer-Peroxid angewendet wird. „Seine Resultate“ (jene des Hrn. Berard, sagt er) „so wie eine Menge anderer auf diese Weise erhaltener, schienen mir dadurch fehlerhaft, daß sie zuviel Wasserstoff enthielten.“ Dieser Ueberschuß an Wasserstoff kommt, aller Wahrscheinlichkeit nach, auf Rechnung der Vernachlaͤssigung eines kleinen Antheiles Wassers, welches von dem Peroxide angezogen wurde. Ich habe gefunden, daß 100 Gran desselben, frisch bereitet sogar 3/10 Gran Wasser zur Saͤttigung bei feuchter Witterung aufzunehmen vermoͤgen. Wenn es mehrere Mahle gebraucht wurde, nimmt es nicht mehr soviel aus. A. d. O. Auf diese Weise habe ich mehrere Analysen des Indigo gemacht, die sehr wenig von einander abweichen. Ich waͤhle die folgende, da sie beinahe das mittlere Verhaͤltniß der uͤbrigen gibt. Analyse. – Ein Gran sublimirter Indig wurde mit 90 Gran Kupfer-Peroxid abgerieben. 25 Gran wurden noch uͤberdieß in der Roͤhre auf ihn gelegt, und uͤber diese kamen noch 30 Gran metallisches Kupfer. Diese Substanzen enthielten 0,11 Gran Wasser. Nach der Operation hatte die Roͤhre 3,17 Gran im Gewichte verloren, wovon, da der Indigo 1 Gran wog, und 0,11 Wasser dem Kupfer angehoͤrten, 206 Gran Sauerstoff gewesen seyn muͤssen, welchen das Peroxid lieferte. Das Gas in dem Recipienten betrug 6,46 Cubiczoll, bei mittlerer Temperatur und mittlerem Druke. Davon verschlang die Pottasche 5,82 Cubiczoll, und ließ einen Ruͤkstand von 0,64 Cubiczoll. Dieser Ruͤkstand bestand aus der gewoͤhnlichen atmosphaͤrischen Luft des Apparates, und aus dem in den Indigo enthaltenen Stikstoff. Wenn man die Muͤndung der Roͤhre, so wie ich that, mit einem runden Stuͤke Glas fuͤllt, und sich einer sehr kleinen Leitungs-Roͤhre bedient, so bleibt kaum ein leerer Raum in dem Apparate uͤbrig; allein, da das Kupfer-Peroxid eine sehr lokere Substanz ist, und sich leicht in die Roͤhre einschuͤtteln laͤßt, so haͤlt sie, wenn sie nicht eingedruͤkt wird, eine sehr bedeutende Menge Luft in sich eingeschlossen. In der Voraussezung, daß diese Menge bloß eine Kleinigkeit betruͤge, hat man diesen Umstand oͤfters gaͤnzlich vernachlaͤssigt, und noch oͤfters nur soviel als moͤglich dadurch ausgetrieben, daß man, vor Anfang des Versuches, nur einen Theil der Roͤhre erhizte, und das, was zuruͤkblieb, gaͤnzlich vernachlaͤßigte. Eine sehr leichte und einfache Methode den Betrag derselben mit Genauigkeit zu bestimmen, ist diese, daß man die Analyse irgend eines Pflanzenstoffes, z.B., des Zukers, der keinen Stikstoff enthaͤlt, in demselben Apparate und in derselben Menge von Materialien vornimmt. Hier geht nichts als Kohlensaͤure in den Recipienten uͤber, und mit dieser die ganze Menge der in dem Apparate enthaltenen Luft. Wenn erstere von Pottasche verschlungen wird, so laͤßt sie eine Menge atmosphaͤrischer Luft zuruͤk, die genau derjenigen bei dem anzustellenden Versuche mit dem Indigo gleich ist; die Differenz zwischen dieser und dem ganzen Ruͤkstande des aus dem Indigo enthaltenen Gases ist demnach Stikstoff. Ich fand auf diese Weise, daß der Apparat, dessen ich mich bediente, 0,26 Cubic-Zoll atmosphaͤrische Luft enthielt, welche, abgezogen von dem gesammten Ruͤkstande, nachdem die Pottasche das kohlensaure Gas verschlungen hatte, naͤmlich von 0,64,0,38 Cubiczoll, oder 0,1126 Gran Stikstoff, als die Menge die davon in Einem Grane Indigo enthalten ist, zuruͤkließ. Diese Methode, so wie jene, die Menge des in dem Kupfer-Peroxide enthaltenen Wassers zu schaͤzen, habe ich dem Dr. Ure mitgetheilt, als ich ihm das Daseyn des Wasserstoffes im Indigo bekannt machte. Die 5,82 Cubiczoll kohlensaures Gas + 0,08, welche, wie Ich fand, in dem Apparate zuruͤkgeblieben waren, sind = 5,9 und dieß gibt, den Wasserdunst mit in Anschlag gebracht, Textabbildung Bd. 13, S. 93 Cubiczoll trokenes kohlensaures Gas, welches aus 0,7322 Gran Kohlenstoff und 1,952 Gran Sauer-Stoff besteht. Allein, 2,06 Gran Sauerstoff wurden von dem Kupfer-Peroxide genommen, was 0,103 Gran mehr ist, als zur Verbrennung des Kohlenstoffes noͤthig war. Dieß zeigt nun 0,0135 Gran freien WasserstoffDie Resultate zweier zu verschiedenen Zeiten sorgfaͤltig mit Hutzuker genau auf dieselbe Weist, wie mit dem Indigo, angestellter Versuche leisteten mir, hinsichtlich auf die Genauigkeit dieses Theiles des Versuches, vollkommen Genuͤge. Obschon die Mengen Kohlenstoffes in diesen beiden Versuchen nicht vollkommen dieselben waren, war doch der Gewichtsverlust, den das Kupfer-Peroxid erlitt, nach Abzug des in demselben enthaltenen Wassers, den respectiven Mengen des Sauer-Stoffes in der Kohlensaͤure, auf dieselbe Weise, wie oben im Texte berechnet, vollkommen gleich. In einem Falle erhielt ich 41,55 per Cent Kohlenstoff, und in dem anderen 42,14. Das Mittel beider Versuche gibt, als Bestandtheile des Zukers,Kohlenstoff  41,8Sauerstoff  51,7Wasserstoff    6,5–––––100,0Es ist uͤberfluͤssig, zu bemerken, daß der Zuker bei beiden Versuchen in einem leeren Raume bei 212° getroknet wurde. A. d. O.. Der Ueberrest ist Sauer-Stoff und Wasserstoff in dem Wasserbildungs-Verhaͤltnisse. Daher besteht der Indig aus Kohlenstoff   73,22 Stikstoff   11,26 Sauerstoff   22,60 Wasserstoff     2,92 –––––– 100 Diese Zahlen correspondiren so ziemlich mit   1 Atom Stikstoff   1,75 oder  10,77   2 Atomen Sauerstoff   2,00   –     12,31   4 Atomen Wasserstoff   0,50   –       3,08 16 Atomen Kohlenstoff 12,00   –       7,384 ––––––––––––––– 16,25   –   100,00 Das am Ende des Versuches in dem Apparate zuruͤkgebliebene Gas wurde durch Hizung derselben Roͤhre mit einer gleichen Menge Kupfer-Peroxid ohne organische Materie bestimmt, in dem man bemerkte, wie viel Luft in den Recipienten uͤbergetrieben wurde. Die Differenz zwischen dieser Menge von Luft, und der ganzen Menge der bei dem Versuche mit Zuker gefundenen Luft, kommt jener des uͤbrig bleibenden Gases so ziemlich nahe. Die Temperatur des Gases bei der Messung desselben war 58°; Barometer-Stand 29,1 Zoll. Auch mit gut getroknetem niedergeschlagenen Indig habe ich mehrere Analysen vorgenommen, und abgesehen von einer geringen Menge darin enthaltenen schwefelsauren Kalkes, erhielt ich Resultate, welche vollkommen mit der Analyse des sublimirten Indigo uͤbereinstimmten. Ich finde auch, daß andere Koͤrper auf diese beiden Substanzen auf dieselbe Weise wirken. Die verschiedene Einwirkung der Hize auf dieselben haͤngt offenbar von einer kleinen Verschiedenheit in der mechanischen Anreihung ihrer Theilchen ab. Brugnatelli schlug vor, diesen Sublimat Indigogen zu nennen, weil, wenn man ihn mit dem Sazmehle der Pflanze verbindet, er den gemeinen Indig bildet. Allein, eine solche Nomenklatur darf in der Chemie nicht gestattet werden. Man mußte, nach eben diesem Grundsaze, die Pottasche Potassogen nennen, weil sie, verbunden mit gewissen fremdartigen Koͤrpern, rohe Pottasche bildet. Derselbe Chemiker betrachtet diese Substanz als ein Metall, indem, wie Hr. van Mons uns versichert, (Annals of Philosophy, VI. 75) nach seiner Erfahrung sich dieselbe mit Queksilber amalgamiren laͤßt. Doͤbereiner wiederholte diesen Versuch des Brugnatelli, und erzeugte nicht bloß ein Amalgam, sondern, was noch wunderbarer ist, erhielt, als er dasselbe in eine Aufloͤsung von salpetersaurem Silber brachte, Krystalle in der Form einer Artischoke, welche eine Legirung des Indigo-Metalles mit Silber waren. In Folge dieser Angaben versuchte ich mehrere Mahle sublimirten Indigo sowohl nach Doͤbereiner's Verfahren, als nach anderen Methoden, von welchen ich noch ehe ein Gelingen erwarten konnte, zu amalgamiren: immer vergebens. Ich konnte in keinem Falle die mindeste Veraͤnderung in der Fluͤssigkeit des Queksilbers wahrnehmen. Wirkung der Schwefelsaͤure auf den Indig. Wenn der Indig mit concentrirter Schwefelsaure digerirt wird, erleidet er bekantlich eine bedeutende Veraͤnderung, und wird in eine eigene blaue Substanz verwandelt, die vom Indigo ganz verschieden ist, mit welcher das Saͤchsisch-Blau gefaͤrbt wird. Die Chemiker haben bisher so wenig auf diese Substanz geachtet, daß keiner daran dachte, derselben einen eigenen Namen zu geben. Ich will es wagen, den Namen Caerulin Der Hr. Verfasser schreibt Cerulin; es muß aber offenbar Caerulin oder Coerulin heißen, indem dieser Name keinen Bezug auf Wachs, Cera, sondern auf Blau (Caeruleus, a, um,) hat. Wir bemerken dieß hier bloß, damit dieser Name, falls er beliebt werden sollte, auch orthographisch richtig geschrieben wird; denn wir koͤnnen uns an Orthographie-Schnizer nimmermehr gewoͤhnen, obschon sie jezt bei Doctoren, Professoren, Directoren, Secretaͤren und Praͤsidenten der Akademien an der Tagesordnung zu seyn scheinen. Von Auctoren gerade weg kann gar nicht mehr die Rede seyn: Daß die Sezer und Correctoren keine Orthographie mehr verstehen duͤrfen, ist aus obiger Praͤmisse klar; daher auch der Uebersezer selbst in diesem Journale sein Ms. nicht immer richtig abgesetzt sah. A. d. Ueb. dafuͤr vorzuschlagen, wegen der Farbe der Aufloͤsung. Die Verbindung der blauen Substanz mit der Schwefel-Saͤure ist eine Halbfluͤssigkeit, welche eine bedeutende Menge Wassers zu ihrer Aufloͤsung fordert. Wenn man vor dem Filtriren dieser Aufloͤsung Pottasche zusezt, so bildet sich ein tiefblauer Niederschlag. ES wunderte mich indessen, da ich diesen Versuch anstellte, zu sehen, daß der Niederschlag eben so haͤufig fiel, als noch nicht der vierte Theil der Saͤure gesaͤttigt war, wie da die Aufloͤsung bereits ganz neutral geworden ist. Einer anderen Portion dieser Aufloͤsung sezte ich Pottasche zu, die vorher mit Schwefelsaure gesaͤttigt wurde, und sah daß derselbe Niederschlag sich bildete, wie wenn ich Pottasche allein nahmDaß Indigo in Schwefelsaure aufgeloͤst durch Neutral-Salze gefaͤllt wird, ist nichts Neues. Berthollet sagt in seiner Farbekunst, II. 50, daß die „Feuerbestaͤndigen mit Kohlensaͤure gesaͤttigten Alkalien“ eben so gut, wie „Alkohol, und gesaͤttigte Aufloͤsungen von Alaun, schwefelsaurer Soda, oder anderen schwefelsauren Salzen“ Niederschlaͤge in dieser Aufloͤsung bilden. Meine Versuche zeigen, wie ich glaube, daß diese Wirkung nicht von der Gegenwart der Schwefel-Saͤure in dem Niederschlage abhaͤngt; daß einige schwefelsaure Verbindungen diese Wirkung nicht hervorbringen, und daß Alkohol die urspruͤngliche Aufloͤsung durchaus nicht faͤllt. A. d. O.. Ich brachte den Niederschlag auf das Filtrum, und suͤßte ihn mit Wasser aus, um zu sehen, ob es der reine Faͤrbestoff war, der sich auf diese Weise abschied. Bei dem ersten Absuͤßen ging nicht viel Niederschlag davon; bei dem zweiten verminderte er sich indessen bedeutend; und verschwand beinahe gaͤnzlich, als das dritte Absuͤßwasser zugegossen wurde. Um die Ursache dieser vermehrten Aufloͤsbarkeit zu entdeken, bereitete ich mir eine gesaͤttigte Aufloͤsung von schwefelsaurer Pott Asche in Wasser, gab etwas weniges von der blauen breiartigen Substanz, die auf dem Filtrum zuruͤk blieb, in dieselbe, und schuͤttelte sie mit dieser gehoͤrig durch. Die Aufloͤsung blieb durchaus farbenlos. Dasselbe war auch der Fall, wenn ich kochsalzsaure, essigsaure Pottasche, oder irgend ein anderes Pottasche-Salz anwendete. Auch Alkohol und Aether loͤsten diese Substanz nicht auf. In reinem Wasser jedoch loͤste sich dieselbe auf der Stelle auf, und bildete dieselbe tief blaue Aufloͤsung, die durch das Filtrum lief. Es schien also bloß noͤthig, etwas Pottasche-Salz in Wasser aufzuloͤsen, um das Wasser zum Aussuͤßen dieser Substanz, ohne daß es etwas von derselben aufloͤsen kann, tauglich zu machen. Ich fand die essigsaure Pottasche außerordentlich brauchbar zu diesem Zweke, da dieses Salz noch den Vortheil vor der kochsalzsauren oder schwefelsauren Pottasche voraus hat, daß es aus einer schwachen Aufloͤsung in Wasser nicht, wie diese, durch Alkohol niedergeschlagen wird. Man kann es das her in der Folge beim Waschen mit Alkohol gebrauchen. Diese Aussuͤßungen mit essigsaurer Pottasche wiederholte ich so oft an einer gewissen Menge des Niederschlages, den ich jeder Zeit vom Filtrum nahm und in einer Flasche Mit dieser Fluͤssigkeit schuͤttelte, daß nicht 1/5006 eines Granes der urspruͤnglich aufloͤslichen Materie zuruͤkbleiben konnte. Die schwache Aufloͤsung von essigsaurer Pottasche wusch ich so gut als moͤglich mit Alkohol weg ohne daß ich jedoch im Stande gewesen waͤre alle Spuren von Salz wegzubringen, obschon ich den Alkohol etwas verduͤnnt anwendete. Die Kleinigkeit, die davon zuruͤkblieb, konnte leinen materiellen Einfluß auf die Versuche aͤußern, die ich damit anstellte. Wenn ein Theil der, auf diese Weise zubereiteten, Substanz in einem großen Platinna-Tiegel gebrannt wurde, so ließ er eine bedeutende Menge etwas roͤthlicher Asche, welche sich beinahe gaͤnzlich im Wasser aufloͤste, zuruͤk. Dasjenige, was zuruͤkblieb, war von tief rother, oder vielmehr von brauner Farbe, und hauptsaͤchlich Eisen-Oxid. Die Aufloͤsung der Asche war durchaus nicht alkalisch; sie gab nur kochsalzsaurer Schwer-Erde einen dichten weißen Niederschlag; einen sehr leichten mit sauerkleesaurem Ammonium, und mit schwefelsaurer Thonerde bildeten sich in wenigen Stunden große Alaun-Kristalle. Sie war schwefelsaure Pottasche. Um allen Zweifel zu beseitigen, daß der Niederschlag hinlaͤnglich ausgewaschen wurde um alles von demselben wegzuschaffen, was nicht wirklich in den angewendeten Aufloͤsungs-Mitteln unaufloͤsbar war, und folglich auch die schwefelsaure Pottasche, wenn diese Substanz nicht chemisch mit den, Caͤrulin verbunden war, mischte ich eine große Menge Kochsalzsaͤure mit der urspruͤnglichen Aufloͤsung in Schwefelsaͤure, und bildete mit kochsalzsaurer Pottasche einen Niederschlag. Nachdem ich denselben, wie vorher, mit einer Aufloͤsung von essigsaurer Pottasche, und hierauf mit Alkohol gewaschen hatte, fand ich, daß die Aufloͤsung der Asche nach dem Verbrennen der Substanz mit kochsalzsaurer Schwererde Anzeigen von Ueberfluß von Schwefelsaure gab, waͤhrend mit salpetersaurem Silber kein Niederschlag erschien; nur eine Menge kleiner glaͤnzender Kristalle allein sezte sich nach einiger Zeit ab, und diese waren schwefelsaures Silber. Nach diesen Thatsachen trage ich keinen Anstand zu schliessen, daß dieser Niederschlag eine Verbindung von Caͤrulin mit schwefelsaurer Pottasche ist. Dieses Salz bildet mehr als den vierten Theil des Gewichtes desselben. Man kann es daher Caͤruleo-schwefelsaure Pottasche (caͤruleo-sulfate of potash) nennen. Auch die Soda-Salze bilden Niederschlaͤge in der Aufloͤsung des Caͤrulin mit Schwefelsaͤure, und diese sind gleichfalls in Aufloͤsungen von Pottasche oder Soda unaufloͤsbar, obschon sie in einem gewissen Grade in reinem Wasser aufloͤsbar sind. Erhizt loͤsen sich diese caͤruleo-schwefelsauren Salze selbst in Aufloͤsungen ihrer Salze auf. Beim Erkuͤhlen faͤllt der groͤßte Theil wieder in schwaͤrzlichen Koͤrnern nieder; ein Theil hiervon bleibt indessen aufgeloͤst. Die Soda-Verbindung ist offenbar mehr aufloͤsbar, als jene mit Pottasche. Die Absuͤß-Wasser des ersteren Niederschlages mit einer kalten Aufloͤsung feiner essigsauren Verbindung sind etwas mehr gefaͤrbt, als jene des Pottasche-Niederschlages mit seiner essigsauren Verbindung bei gleicher Staͤrke. Diese leztere Substanz ist gaͤnzlich unaufloͤsbar in Wasser, welches ein pr. Cent. essigsaure Pottasche, oder selbst nur ein halbes pr. Cent. nach zwei oder drei Aussuͤßungen enthaͤlt. Ich bediente mich gewoͤhnlich einer Aufloͤsung von zwei Theilen trokener essigsaurer Soda in 100 Theilen Wasser, und man kann soviel von dieser Fluͤssigkeit anwenden, als man will, ohne daß die Menge der Substanz dadurch auf eine materielle Weise vermindert wuͤrde. Auch die Ammonium-Salze bilden gleichfalls Niederschlaͤge in der schwefelsauren Aufloͤsung des Caͤrulin, wenn sie nicht sehr verduͤnnt sind. Der Niederschlag loͤst sich leicht in heißen Aufloͤsungen der Ammonium-Salze auf, und scheidet sich beim Erkalten wieder ab, wobei die ganze Masse gerinnt. Ich glaube diese Substanz ist eine Verbindung von Caͤrulin mit schwefelsaurem Ammonium, nach der Menge des Salzes zu urtheilen, welche ich in demselben auch dann noch fand, wenn er so gut wie moͤglich ausgewaschen war. Sie ist indessen viel aufloͤslicher als die caͤruleo-schwefelsaure Pottasche und Soda, und kann daher nicht so frei ausgewaschen werden, wie diese Verbindungen feuerbestaͤndiger Alkalien. Pottasche und Soda und ihre Salze zersezen sie. Sie loͤst sich in großer Menge in siedendem reinen Wasser auf, und in 40–50 Theilen kalten. Sie besizt dieselben allgemeinen Eigenschaften, wie die mehr unaufloͤslichen Verbindungen. Eine analoge Verbindung mit Schwererde laͤßt sich durch Zersezung der caͤruleo-schwefelsauren Pottasche mittelst kochsalzsaurer Schwererde bilden. Die dadurch entstehende Verbindung ist aͤußerst unaufloͤsbar. Ein haͤufiger blauer Niederschlag bildet sich auf diese Weise in Aufloͤsungen von caͤruleo-schwefelsaurer Pottasche, die so wenig Schwefelsaͤure enthalten, daß sie nicht im Mindesten von einem Baryt-Salze getruͤbt werden, wenn das Caͤrulin vorlaͤufig durch Salpeter-Saͤure zerstoͤrt wurde. Aehnliche Verbindungen lassen sich auch mit anderen Basen bilden, deren schwefelsaure Verbindungen schwer im Wasser aufloͤsbar sind; ich habe sie aber nicht besonders untersucht. Die bittererdigen Salze vermoͤgen nicht das Caͤrulin aus seinen Aufloͤsungen niederzuschlagen. Man kann alle Schwefelsaͤure in der urspruͤnglichen Aufloͤsung mit Bittererde saͤttigen, ohne daß ein Niederschlag sich bildet. Caͤruleo-schwefelsaure Pottasche. Diese Substanz ist, wo sie mit Wasser befeuchtet wird, so tief blau, daß sie durchaus schwarz erscheint: troken hat sie eine starke glaͤnzende kupferrothe Farbe. Bei durchfallendem lichte ist sie blau. Sie zieht das Wasser aus der Luft mit großer Schnelligkeit an: in zwei Stunden zog eine getroknete Portion derselben ein Zehntel ihres Gewichtes davon an. In heißem Wasser ist sie in einem betraͤchtlichen Grade aufloͤsbar. Kaltes Wasser nimmt 1/40 seines Gewichtes von derselben auf, und bildet eine so tief gefaͤrbte Aufloͤsung, daß, wenn diese mit 20 Theilen Wasser in einer Flasche von Einem Zoll im Durchmesser verduͤnnt wird, sie kaum noch durchscheinend erscheint. Wasser in einem Weinglase, welches 1/500000 seines Gewichtes von dieser Substanz enthaͤlt, ist deutlich blau gefaͤrbt. Die gesaͤttigte Aufloͤsung wird durch Brunnenwasser gefaͤllt, und durch jede Fluͤssigkeit die ich versuchte, nur nicht durch destillirtes Wasser. Hieraus erhellt, daß die bloße Gegenwart irgend einer fremdartigen Substanz in reinem Wasser die Aufloͤsbarkeit derselben maͤchtig vermindert. Wenn die Aufloͤsung mit 20 Theilen reinen Wassers verduͤnnt wird, so ist sie noch immer durch Aufloͤsungen von Pottasche und Soda-Salzen, Kalk-Schwererde-Strontian, Blei und Queksilber-Salzen faͤllbar. Ein Zusaz von Schwefel- oder Kochsalz-Saͤure loͤst diese Niederschlaͤge nicht wieder auf. Als kein weder Ammonium, noch irgend ein Ammonium Salz, schlaͤgt diese schwache Aufloͤsung nieder. Kein bittererdiges, kein Zink- oder Kupfersalz noch die Aufloͤsungen von Alaun, schwefelsaurem Braunsteine, Zinn-Permuriat, Eisen-Proto- oder Persulfat, oder von salpetersaurem Silber zersezen sie. Sie wird von keiner Saͤure gefaͤllt, und eben so wenig von Gallaͤpfel-Aufguß oder von reiner Gallerte. Alkohol und Aether fallen die schwache waͤsserige Aufloͤsung nicht, obschon sie nichts von der trokenen Substanz aufloͤsen. Caͤruleo-schwefelsaure Pottasche loͤst sich leicht in concentrirter Schwefelsaͤure auf, aber nicht in concentrirter Kochsalzsaͤure. Wenn man Zinn-Chlorid der Aufloͤsung dieser Substanz beimischt, so wird die Farbe derselben augenbliklich in Gelb verwandelt. Dieses gelbe Product ist im Wasser nicht sehr aufloͤslich, und sezt man irgend einen anderen Koͤrper, der derselben Sauerstoff mittheilen kann, derselben zu, wie ein Kupfersalz, so wird sie wieder blau. Wenn man Hize auf die blaue Substanz einwirken laͤßt, so schmilzt sie nicht; sie gibt keine purpurfarbenen Dampfe, und, da sie durch den salzigen Stoff geschuͤzt wird, so wird eine lang angewendete, starke Hize nothwendig, um sie in Asche zu verwandeln. Wenn man leuchtende Gegenstaͤnde, wie die Sonne oder den Mond, oder die Flamme einer Kerze, durch die blaue Aufloͤsung dieser Substanz ansieht, und diese den gehoͤrigen Grad von Saͤttigung der Farbe besizt, so erscheinen sie sehr schoͤn und reich scharlachroth. Es verdient bemerkt zu werden, daß, wenn man nur einen einzigen Tropfen salpetersaures oder schwefelsaures Kupfer in eine bestimmte Menge dieser Aufloͤsung fallen laͤßt, diese Gegenstaͤnde, wenn man sie durch dieselbe ansieht, blau erscheinen, obschon das Aussehen der Fluͤssigkeit im Allgemeinen nicht im Mindesten dadurch veraͤndert wurde. Zink bringt dieselbe Wirkung, obschon nicht so kraͤftig, hervor. Jede Saͤure stellt in diesen Mischungen die Eigenschaft, leuchte de Koͤrper roch durchscheinen zu lassen, wieder her, außer wann viel Kupfer zugesezt wurde, wodurch die Fluͤssigkeit selbst gruͤn wird. Sir DavyOn astringent Vegetables. Phil. Trans. 1803. war der Erste, welcher entdekte, daß ein Pflanzenstoff die Eigenschaft besizt in Verbindung mit gewissen Neutral-Salzen sich zu faͤllen, die an und fuͤr sich im Wasser aufloͤsbar sind. Kohlensaͤure Pottasche und Soda und kohlensaures Ammonium und Zinn- und Eisen-Chlorid gehoͤren unter diejenigen Substanzen, welche dieser Naturforscher unzersezt in Verbindung mit Gaͤrberstoff in den durch diese Salze in einem Aufgusse von Gallaͤpfeln gebildeten Niederschlaͤgen gefunden hat. Es scheint, daß Caͤrulin eine aͤhnliche Rolle spielt, wenigstens mit den schwefelsauren Salzen. Ich weiß indessen nicht, daß irgend ein Chemiker bisher irgend eine Substanz beschrieben haͤtte, welche die Eigenschaft besizt, die der von mir hier abgehandelten zukommt, naͤmlich diese, daß sie in reinem Wasser aufloͤse bar ist, nicht aber in Aufloͤsungen von Neutral-Salzen, welche keine Veraͤnderung in derselben hervorbringen. Im gemeinen Leben scheint man indessen lang schon eine Idee von dieser sonderbaren Thatsache gehabt und darnach gehandelt zu haben. Diejenigen, welche gedrukte Kleider, vorzuͤglich dunkle und solche die keine sehr haltbaren Farben haben, waschen, spuͤlen sie in einer Aufloͤsung von gemeinem Salze, oder wenigstens in sehr hartem Wasser aus, ehe sie dieselben zum Troknen aufhaͤngen. Das Salz, sagen sie, befestigt die Farbe, und hindert dieselbe sich uͤber das Weiß zu verbreiten, was immer geschieht, wenn man die Kleider an einem kuͤhlen Orte, ohne eine solche Eintauchung, troknen laͤßt. Ueber die Erscheinungen, welche waͤhrend der Bildung des Caͤrulins Statt haben. Einige Erscheinungen, welche die Einwirkung der Schwefelsaͤure auf den Indig begleiten, wurden von verschiedenen Chemikern angegeben. Bergmann bemerkte im Jahre 1776, daß, wenn Indig in Pulver-Form auf Schwefelsaͤure gestreut wird, gruͤnliche Wolken entstehen, die durch Zusaz eines Tropfens Wasser blau werdenOpusc. Tom. v. p. 7. Edit- 1788. A. d. O.. Er sezte bei, daß dasselbe, nur aber langsamer, auch ohne Wasser geschieht. Haussmann, zu Colmar,Journal de Phys. Mars. 1788. A. d. O. bemerkte, daß die Saͤure, wenn sie mit Indigo in Beruͤhrung kommt, zuerst gruͤnlich gelb, dann tief gruͤn, und endlich blau wird. Dieser Herr bemerkte zugleich, daß das Aufbrausen und die Entwikelung von schwefelsauren Dampfen, die man immer bei Bildung der blauen Mischung bemerkt, keinen Zweifel uͤbrig laͤßt, daß die Saͤure eine Wirkung auf die Theilchen des Indigo aͤußert, und daß wir uns irren wuͤrden, wenn wir dieß als bloße Aufloͤsung des unveraͤnderten Indigo betrachten wuͤrden. Berthollet, in seinem trefflichen Werke uͤber Faͤrberei,II Bd. S. 50. 66 der engl. Uebersez. A. d. O. betrachtet die Veraͤnderung, die hier Statt hat, als eine Art von Verbrennung; die Schwefelsaͤure gibt dem Indigo Sauerstoff, und wird dadurch in schwefelige Saͤure verwandelt. Dr. Bancroft, dessen Werk bald nach jenem von Berthollet erschien, betrachtet die Aufloͤsung als gesaͤuerten Indig mit Schwefelsaure verbunden. Daher nannte er sie schwefelsauren IndigOn Permanent Colours. S. 104, 132. (deutsche Uebersezung Bd.i. S. 309. In Deutschland ist die Benennung schwefelsaurer Indig allgemein angenommen. D.). Soweit reicht, soviel mir bekannt ist, das Gebieth unseres Wissens, oder vielmehr unserer Meinungen, uͤber diesen Gegenstand. Ich will hier die Erscheinungen angeben, die ich selbst waͤhrend dieses Processes wahrgenommen habe. Wenn Indig in Schwefelsaure gethan wird, wird er aufgeloͤst, und die Saͤure nimmt eine gelbe Farbe an. Wenn diese Aufloͤsung in Wasser getroͤpfelt wird, wird sie auf der Stelle blau; allein, die auf diese Weise erzeugte Substanz ist durchaus nicht einerlei mit jener, welche sich nach einiger Zeit ohne Beihuͤlfe des Wassers bildet. Es ist durchaus unveraͤnderter Indigo, der sich niederschlagt, und die Schwefelsaͤure vollkommen ungefaͤrbt laͤßt. Wenn die gelbe Aufloͤsung der freien Luft in einem Uhrglase eine kurze Zeit uͤber ausgesezt wird, stellt sich die blaue Farbe auf dieselbe Weise wieder her und der Indigo faͤllt zu Boden. Diese Erscheinung ist nicht der Einwirkung der Luft, sondern bloß der Einsaugung der Feuchtigkeit zuzuschreiben. Wenn diese beiden Substanzen mit einander verbunden werden, so entsteht eine bedeutende Vermehrung der Waͤrme. Es ist kaum zu zweifeln, daß dieß von der Schwefelsaͤure herruͤhrt, welche die im Indigo enthaltenen 14,3 pr. Cent. Wasser anzieht, und sich damit verbindet. Wenn man oben erwaͤhnte gelbe Aufloͤsung ohne Verduͤnnung stehen laͤßt, so wird sie in einigen Stunden blau; dieß geschieht ohne alle Beihuͤlfe der atmosphaͤrischen Luft, wie ich bei einem Versuche in einer kleinen Flasche fand, deren Muͤndung ich zusiegelte, sobald ich die beiden Materialien in derselben mit einander gemengt hatte. Wegen der Dunkelheit der Fluͤssigkeit kann diese Veraͤnderung der Farbe nur an dem duͤnnen Haͤutchen wahrgenommen werden, welches den leeren Theil der Flasche benezt, wenn man sie ruͤttelt. Alle Chemiker, welche von diesem Processe sprachen, erwaͤhnen der Bildung der schwefeligen Saure waͤhrend der Aufloͤsung des Indigo, und schloßen, indem sie dieselbe der Einwirkung des Indig selbst auf die Saͤure zuschrieben, ganz natuͤrlich, daß diese Substanz auf Kosten der Saͤure gesaͤuert wurde. Allein diese Chemike stellten ihre Versuche bloß an dem im Handel vorkommenden kaͤuflichen Indigo an, an einer Substanz, die mehr als die Haͤlfte ihres Gewichtes Unreinigkeiten enthaͤlt, welche großen Theils Pflanzenstoff sind. Ich habe gefunden, daß diese Unreinigkeiten allein es sind, welche die Saͤure zersezen; denn waͤhrend der Aufloͤsung des sublimirten Indigo kann man keine Spur von schwefeliger Saͤure entdeken, wenn man gleich Stunden lang die Hize des siedenden Wassers einwirken laͤßt. Auch hat keine Bildung von Unterschwefelsaͤure (hyposulfuric acid) Statt; denn wenn eine solche vorhanden waͤre, so muͤßte sie durch die Hize, welcher die Fluͤssigkeit ausgesezt war, zersezt werden, oder selbst schon durch die Gegenwart der concentrirten Schwefelsaͤure allein, in welchem Falle sich schwefelige Saͤure entwikelt haben wuͤrde. In weniger dann 24 Stunden ist der Indigo, wenn ein geringer Grad von Hize dabei angewendet wird, gaͤnzlich in Caͤrulin verwandelt, und wenn man Wasser beimischt, so laͤuft es durch das Filtrum, ohne irgend einen Ruͤkstand zu lassen. Bestandtheile des Caͤrulin. Da waͤhrend der Bildung des Caͤrulines weder Erzeugung von Schwefelsaͤure, noch Absorption der Luft Statt hat, so ist es klar, daß keine Oxidation weder des vorlaͤufig in dem Indigo enthaltenen Kohlenstoffes noch des Wasserstoffes geschehen kann. Da waͤhrend dieses Processes kein Kohlenstoff abgesezt, kein Gas entwikelt wurde, so dient dieß zugleich auch als Beweis, daß der Stikstoff in der neuen Substanz in demselben Verhaͤltnisse zu dem Kohlenstoffe vorhanden ist, wie in dem Indigo. Daß Schwefelsaͤure keinen Bestandtheil derselben bildet, ist aus dem Umstande einleuchtend, daß beinahe jedes schwefelsaure Salz dieselbe faͤllt, und keine neue Schwefelsaͤure mit sich zu Boden nimmt. Es ist also bloß in der Menge des damit verbundenen Wassers eine Veraͤnderung moͤglich, und, um zu bestimmen, ob in diesem Falle dem Indigo Wasser entzogen oder zugesezt wurde, war es nur noch noͤthig eine gegebene Menge dieser Substanz in Caͤrulin zu verwandeln, und das Product zu waͤgen, wie Hr. de Saussure mit dem Staͤrkmehl-Zuker gethan hat. Indessen gibt es hier Schwierigkeiten, welche hindern, daß man einen solchen Versuch mit irgend einer Genauigkeit anstellen kann; vorzuͤglich ist es die große Menge der mit dem Produkte nothwendig verbundenen Schwefelsaͤure, und die Aufloͤsbarkeit dieser Substanz in Wasser. Ich habe mich begnuͤgt die caͤruleo-schwefelsaure Pottasche mit Kupfer-Peroxid zu analysiren, nachdem ich durch Einaͤscherung so genau als moͤglich die Menge des in derselben enthaltenen salzigen Stoffes bestimmte. Da aber dieß nicht mit absoluter Praͤcision geschehen kann, indem ein geringer Antheil Saͤure mit dem Pflanzenstoffe verloren geht, so sind meine Resultate, vorzuͤglich in Hinsicht auf den Wasserstoff, durchaus nicht so gleichfoͤrmig ausgefallen, wie jene, welche ich bei meiner Analyse des Indigo erhielt. Alles, was in diesem Falle wirklich nothwendig ist, ist die Menge Kohlenstoffes zu bestimmen, was mit geringer Gefahr eines Irrthumes geschehen kann. Das, was noch abgeht, wenn man dem Kohlenstoffe das Verhaͤltniß von Stikstoff und freiem Wasserstoffe im Indigo zugezahlt hat, ist Wasser. Diesem zu Folge troknete ich eine bestimmte Menge der blauen Substanz bei einer Hize von 212° F. (81° R. Ueb.) in luftleerem Raume, und nachdem ich sie so schnell als moͤglich gewogen hatte, sezte ich sie eine Nacht uͤber der Luft aus, und bemerkte die Zunahme des Gewichtes von der Feuchtigkeit, die sie angezogen hatte. Ein Theil davon ward zu Asche gebrannt. Ein anderer Theil wurde mit Kupfer-Peroxid abgerieben, und die dadurch erzeugte Kohlensaͤure uͤber Queksilber aufgefangen. Auf diese Weise fand ich, daß Ein Gran reines Caͤrulin 4,5 Cubikzoll trokenes kohlensaures Gas lieferte, was 0,5718 Gran Kohlenstoff gleich ist, wo man 0,12708 Gran Kohlenstoff auf ein Cubikzoll Gas rechnet. Die Bestandtheile dieser Substanz sind folglich Kohlenstoff   57,18 Stikstoff     8,79 Sauerstoff   29,32 Wasserstoff     4,71 –––––– 100,00 Dieß kommt dem Indigo + 4 Wasser so nahe, daß man kaum zweifeln kann, daß dieses seine Zusammensetzung ist.   1 Atom Stikstoff   1,75 oder  8,43   6 Atome Sauerstoff   6,00   –   28,92   8 Atome Wasserstoff   1,00   –     4,82 16 Atome Kohlenstoff 12,00   –   57,83 –––––––––––––– 20,75   –  100,00 Ich fand durch Versuch, daß die Menge Stikstoff im Verhaͤltnisse zu dem Kohlenstoffe dieselbe ist, wie im Indigo; da aber alle meine Versuche zur Bestimmung der Menge des freien Wasserstoffes mißlangen, so wollte ich lieber alle Zahlen nach dem Kohlenstoffe durch Berechnung aus der Analyse des Indigo angeben, weil diese mehr Praͤcision erlaubt. Die Hize einer Weingeist-Lampe ist fuͤr die Analysen der meisten Pflanzenstoffe, die nicht mit salzigem Stoffe gemengt sind, hinreichend; bei dem Caͤrulin ist es aber nothwendig, die ganze Rothgluͤhhize eines Holzkohlen-Feuers zur gaͤnzlichen Verbrennung desselben mit dem Kupfer-Peroxide anzuwenden. Es ist nicht der mindeste Beweis vorhanden, daß irgend eine Verbindung zwischen dem Caͤrulin und der Schwefel-Saͤure in der urspruͤnglichen Fluͤssigkeit Statt hat. Es ist zwar wahr, daß Alkalien es aus seiner Aufloͤsung faͤllen, und man glaubte, daß dieß die Wirkung einer hoͤheren Anziehung von Seite der Saͤure gegen das Alkali ist, wodurch der Pflanzenstoff frei wird; allein, eine solche Theorie faͤllt in den Staub, sobald man weiß, daß Neutral-Salze genau dieselbe Wirkung hervorbringen; daß Bittererde dieselbe durchaus nicht faͤllt, obschon sie die Saͤure neutralisirt, und daß Caͤrulin selbst in Wasser aufloͤsbar ist. Caͤrulin loͤst sich zwar in Schwefelsaͤure auf, und sogar haͤufiger als in Wasser; allein dieß beweiset nicht fuͤr die Bildung einer Verbindung, die wir berechtigt waͤren schwefelsauren Indigo zu nennen. Eine solche Aufloͤsung unterscheidet sich in keiner Hinsicht von jener der Harze und anderer organischer Koͤrper in derselben Saͤure, oder selbst von der Aufloͤsung dieser Koͤrper in Alkohol oder Aether. Diejenigen, welche gern uͤber die Art und Weise speculiren, wie die Elemente des Wassers in organischen Koͤrpern angereiht sind, werden es sonderbar finden, daß Schwefelsaͤure dem Indigo Wasser entziehen kann, und nicht dem Caͤrulin, einer Substanz, die drei Mahl soviel Sauerstoff und Wasserstoff enthaͤlt; oder, daß dieselbe Saͤure, die dem Indigo sein Wasser raubt, alsogleich drei Mahl soviel dafuͤr hergeben sollte. Ueber eine neue durch die Schwefelsaͤure aus dem Indigo erzeugte Substanz. Waͤhrend ich mich mit diesen Versuchen beschaͤftigte, entdekte ich, daß, wenn die Wirkung der Schwefelsaure auf den Indig in einer gewissen Periode unterbrochen wird, eine neue Substanz. die vom Caͤrulin ganz und gar verschieden ist, sich bildet, und die etwas sonderbare Eigenschaften besizt. Sie bildet sich in dem Augenblike, wo der Indig aus dem Gelben in das Blaue uͤbergeht durch die Einwirkung der Schwefelsaͤure. Durch folgendes Verfahren erhalt man sie in groͤßerer Reinheit, als auf irgend eine andere Weise, die ich bisher zu entdeken im Stande war. Man bereitet sich eine gewisse Menge Indig, in dem man denselben in Schwefelsaͤure, die mit drei Theilen Wasser verduͤnnt ist, siedet, und, nachdem er gehoͤrig ausgesuͤßt wurde, troknet. Auf diese Weise verliert er mehr als ein Drittel seines Gewichtes an Unreinigkeit. Man mengt mm Einen Theil dieses gereinigten Indigs mit sieben oder acht Theilen concentrirter Schwefelsaͤure in einer zugestopften Flasche, und schuͤttelt die Mischung gelegentlich auf, bis sie bouteillengruͤn wird. Dann mischt man sie mit einer großen Menge destillirten Wassers, und bringt sie auf ein Filtrum. Bei fortgeseztem Aussuͤßen auf dem Filtrum mit destillirtem Wasser wird die Fluͤssigkeit, die Anfangs farbenlos durchgeht, nach und nach immer mehr blau, und nach einiger Zeit geht aller Indig, der veraͤndert worden ist, durch. Die farblosen Absuͤßwasser werden weggeschuͤttet. Die blaue Fluͤssigkeit enthaͤlt die neue Substanz aufgeloͤst, und ist, dem Ansehen nach, von einer Aufloͤsung des Caͤrulines nicht verschieden. Wenn man aber kochsalzsaure Pottasche zusezt, faͤllt diese neue Substanz in einer ungemein schoͤnen roͤthlichen Purpurfarbe nieder, die der Farbe der Indigo-Daͤmpfe genau aͤhnlich ist. Diesen Niederschlag bringt man auf ein Filtrum, und wascht ihn solang mit destillirtem Wasser aus, bis die durchlaufende Fluͤssigkeit nicht mehr einen weißlichen, sondern einen rochen Niederschlag mit salpetersaurem Silber gibt. Dann kann man ihn troknen. Wenn man, statt mit kochsalzsaurer Pottasche zu fallen, die blaue Fluͤssigkeit, welche durch das Filtrum laͤuft, nachdem alle Schwefelsaͤure weggewaschen wurde, sie aber noch immer tief blau ist, sammelt, und bis zur Trokenheit abraucht, so erhaͤlt man diese neue Substanz nicht purpurfarben, sondern blau, wie Caͤrulin; und faͤnde sich hier nicht die Schwierigkeit, die Schwefelsaͤure gaͤnzlich zu beseitigen, so waͤre diese Bereitungs-Methode derselben die beßte. Man kann sie wirklich auf keine andere Weise frei von salzigen Stoffen erhalten. Wegen der Eigenschaft, die diese Substanz besizt, durch Zusaz eines Salzes purpurfarben zu werden, nannte ich sie Phoͤnicin,Englaͤnder mußte der Hr. Verfasser Phenicin schreiben. A. d. Ueb. von dem griechischen Worte φοινιε; und, um Umschreibungen zu ersparen, werde ich mich in der Folge dieses Ausdrukes bedienen. Diese Substanz ist, mit kochsalzsaurer Pottasche bereitet, im trokenen Zustande von braun schwarzer Farbe. In einem Tiegel gehizt laͤßt sie etwas Indig-Dampf fahren. Es war Anfangs ungewiß, ob dieß nicht vom Indig herruͤhren moͤchte, der durch Zersezung eines Theiles des Phoͤnicin durch die Hize entstand; allein ich werde eine Thatsache anfuͤhren, die beweist, daß der Indig eine andere Quelle haben und in geringer Menge in der Purpur-Substanz vorhanden seyn kann. Nachdem das Filtrum solang gewaschen wurde, bis die Absuͤß-Wasser nur mehr sehr blaß blau gefaͤrbt sind, wird die durchlaufende Fluͤssigkeit von der kohlensauren Pottasche blau, statt roth, niedergeschlagen, und der Niederschlag besteht aus Indig mit etwas Phoͤnicin. Hieraus erhellt, daß selbst Indig, unter gewissen Umstaͤnden, in Wasser aufloͤsbar ist. Wenn man das Phoͤnicin, auf die von mir angegebene Weise bereitet, troknet und wieder aufloͤst, so bleibt eine geringe Menge von Indig zuruͤk; das Phoͤnicin gibt aber immer noch etwas Purpur-Daͤmpfe, wenn man es erhizt. Wenn man die Purpur-Substanz verbrennt, so laͤßt sie ungefaͤhr 15 Procent Asche, die sich in Wasser aufloͤst, und aus schwefelsaurer und kochsalzsaurer Pottasche besteht. Phoͤnicin loͤst sich sowohl in Wasser als in Alkohol auf, und die Aufloͤsung ist, in beiden Faͤllen, blau. Alle Salze, von was immer fuͤr einer Art, schlagen es wieder in seiner urspruͤnglichen Purpurfarbe nieder; verschiedene Salze haben jedoch verschiedene Fallungskraft. So fallen kochsalzsaures Ammonium, chlor- und blausaure Pottasche und kochsalzsaure Soda das Phoͤnicin gaͤnzlich zu beinahe 60 Mahl ihres Gewichtes aus jeder waͤsserigen Aufloͤsung, und salpetersaure, kochsalzsaure und schwefelsaure Pottasche zu beinahe hundert Mahl ihres Gewichtes. Schwefelsaure Bittererde, schwefelsaurer Zink und schwefelsaures Kupfer fallen aber 2000 Mahl ihr Gewicht aus einer Phoͤnicin-Aufloͤsung. schwefelsaures Eisen ungefaͤhr 3000 Mahl sein Gewicht, und Alaun und kochsalzsaurer Kalk sogar 8000 Mahl soviel. Wenn das Phoͤnicin vorher mit einem Pottasche-Salz verbunden ist, so bleibt es unveraͤndert, wenn es durch irgend ein alkalisches Salz wieder niedergeschlagen wird. Diese Salze bewirken nichts anderes, als daß sie das Wasser bis zu einem solchen Grade saͤttigen, daß diese Substanz nicht mehr laͤnger in demselben aufgeloͤst bleiben kann. Erdige und metallische Salze verbinden sich aber mit dieser Substanz, und scheiden das vorher damit verbundene Pottasche-Salz aus, und ich habe nur wenig Unterschied ruͤksichtlich der zur Faͤllung der Aufloͤsungen von verschiedener Staͤrke noͤthigen Menge derselben bemerkt. Die durch Kalk, Schwererde, Alaun und Kupfer gebildeten Niederschlaͤge sind in reinem Wasser durch- aus unaufloͤsbar, man mag sie noch so gut ausgewaschen haben. Die durch Eisen und Braunstein erzeugten loͤsen sich aber in einem geringen Grade auf, wenn sie durch Filtriren von ihren fruͤheren Aufloͤsungs-Mitteln befreit wurden. Ihre Aufloͤsung ist purpurfarben. Saͤuren haben keine Wirkung, insofern sie die Faͤllung des Phoͤnicin durch salzige Koͤrper hindern sollen, und die ein Mahl gebildeten Niederschlage werden in derselben Fluͤssigkeit durch Beihuͤlfe der Hize nicht wieder aufgeloͤst. Diese Methode, welche ich zur Bereitung der neuen Substanz gegeben habe, ist langweilig. Da sich nur ein geringer Antheil des Indigo in Phoͤnicin verwandelt, so ist die auf ein Mahl erhaltene Menge desselben nur sehr klein, und fordert eine große Menge destillirten Wassers und viel Zeit zum Filtriren. Wenn wir aber den Indig sich ganz in Phoͤnicin verwandeln lassen, so geht seine Aufloͤsung durch kein Filtrum durch, auch wenn es noch so poroͤs ist, oder noch so gut mit Wasser oder mit Ammonium ausgewaschen wird. Es war nur ein Zufall, daß ich die Moͤglichkeit entdekte, dasselbe zu filtriren, wenn nur eine geringe Menge Indigs Zeit gefunden hat, sich zu veraͤndern; und nur in so fern ich es auf diese Weise bereitete, fand ich, daß die Purpurfarbe der Gegenwart eines salzigen Stoffes zuzuschreiben, und die ihm eigene Farbe jener des Caͤrulines aͤhnlich ist. Nach folgender Weise kann man diese Substanz in groͤßeren Mengen, obschon nicht so rein, bereiten. Man mische Einen Theil gepuͤlverten Indig und 10 Theile concentrirter Schwefelsaͤure in einer Flasche, und schuͤttle sie von Zeit zu Zeit, bis die blaue Farbe, welche der Indig Anfangs verloren hat, wiederkehrt. Hierzu sind, bei der gewoͤhnlichen Sommerwaͤrme, ungefaͤhr drei Stunden noͤthig. Bei 100° Fahrenh. (+ 30,22 R. Ueb.) geschieht dieß in ungefaͤhr 20 Minuten, und wenn der Indig bei der Hize des siedenden Wassers mit Schwefelsaͤure gemischt wird, so wird die Mischung in dem Augenblike blau, wo man dieselbe macht. Bei 45° F. (+ 5,78 R. Ueb.) sind 10 bis 12 Stunden noͤthig, und ein noch geringerer Grad von Waͤrme fordert noch laͤngere Zeit, wodurch man jedoch immer voraussezt, daß die Menge der angewendeten Materialien klein genug ist, um nach der Mischung auf den angegebenen Punct schnell abzukuͤhlen. Diese Mischung gießt man in eine große Menge destillirten Wassers, und filtrirt. Den Niederschlag nimmt man von dem Filtrum, und waͤscht ihn mit destillirtem Wasser, welches die zur Verhinderung der Aufloͤsung der Substanz in demselben gehoͤrige Menge kochsalzsauren Ammoniums enthaͤlt, recht gut aus, und filtrirt wieder. Den Niederschlag loͤst man neuerdings in einer, großen Menge destillirten Wassers auf, hizt die Aufloͤsung, um alle Lufttheilchen, welche die Unreinigkeiten an dem Niederfallen hindern koͤnnten, davon zu treiben, und laͤßt sie zwei oder drei Tage lang in einem schmalen hohen Gefaͤße stehen. Dann zieht man mit einem Heber soviel davon ab, als man fuͤr vollkommen klar halten kann, und waͤscht den Ruͤkstand neuerdings mit noch mehr destillirtem Wasser. Zu der Aufloͤsung gibt man irgend ein alkalisches Salz, bis die Substanz niedergeschlagen ist, bringt sie dann auf ein Filtrum, und waͤscht sie solang mit destillirtem Wasser, bis die Fluͤssigkeit nicht mehr durchlaͤuft. Die Farbe der auf diese Weise bereiteten Substanz steht der nach dem vorigen Verfahren erhaltenen an Schoͤnheit nicht viel nach. Getroknet und zu Asche gebrannt, laͤßt sie immer eine bedeutende Menge erdigen Stoffes, aber wenig von dem alkalischen Salze zuruͤk, das sie niederschlug. Die Aufloͤsung derselben ist immer mehr oder weniger purpurfarben, vorzuͤglich wenn sie etwas stark ist. In Alkohol ist sie vollkommen blau, und die waͤsserige Aufloͤsung wird durch Erhizung blau. Nachdem sie getroknet wurde, loͤst sie sich in Wasser nicht mehr auf. Wenn eine Phoͤnicin-Aufloͤsung gefaͤllt wird, so ist die ruͤkstaͤndige Fluͤssigkeit immer mehr oder minder von Caͤrulin gefaͤrbt, und so oft man auch diese Faͤllung an demselben Materiale wiederhohlen mag, immer bleibt etwas Caͤrulin zuruͤk. Wenn man die Aufloͤsung erhizt hat, so bildet sich mehr Caͤrulin. Hieraus folgt, daß Phoͤnicin durch die Einwirkung des Wassers allein in Caͤrulin verwandelt wird. Phoͤnicin loͤst sich in dem Wasser des fluͤssigen Ammoniums ohne Nachtheil auf; feuerfeste Alkalien zerstoͤren es aber, obschon nicht sehr leicht. Zinn-Chlorid faͤllt die Aufloͤsung, loͤst aber nach und nach den Niederschlag wieder auf, und bildet eine gelbe Aufloͤsung. Von Kupfer-Salzen wird das Phoͤnicin wieder in der ihm eigenen Farbe niedergeschlagen. Phoͤnicin loͤst sich leicht in concentrirter Schwefelsaure auf, und bildet eine blaue Aufloͤsung; und wenn sie unmittelbar in Wasser geschuͤttet wird, wird der groͤßere Theil davon wieder niedergeschlagen, indem die Unreinigkeiten der Saͤure hinreichen um seine Aufloͤsung im Wasser zu hindern. Ein Theil wird in Caͤrulin verwandelt, welches aufgeloͤst bleibt. Wenn man es in Schwefelsaure aufgeloͤst bleiben laͤßt, wird es bald gaͤnzlich in Caͤrulin verwandelt; folglich ist es bei Bereitung des Phoͤnicins nach der zweiten Verfahrungsart unmoͤglich, die Bildung einer gewissen Menge von Caͤrulin zu hindern. Bestandtheile des Phoͤnicins. Die Thatsachen, welche ich als Beweis anfuͤhrte, daß Caͤrulin vom Indig nur darin unterschieden ist, daß es mehr oder weniger Wasser enthaͤlt, lassen sich gleichfalls auf diese Substanz anwenden. Die vollkommene Unaufloͤslichkeit des Phoͤnicines in schwachen salzigen Aufloͤsungen sezt uns in den Stand, so ziemlich genau zu bestimmen, wie viel eine gegebene Menge Indig davon zu erzeugen vermag. Zehn Gran sublimirten Indigs wurden mit 300 Gran Schwefelsaͤure in eine kleine Flasche gethan, und nach 2 1/2 Stunden wurde die, damahls schon ganze blaue Mischung in eine Pinte Wassers geschuͤttet, und bis zum Sieden erhizt. Sie wurde dann auf ein abgewogenes Filtrum gebracht, und gewaschen; zuerst mit siedendem Wasser, in welchem eine geringe Menge schwefelsauren Kalkes aufgeloͤst wurde, und nachher mit reinem siedenden Wasser. Die purpurfarbene Substanz, die auf dem Filtrum blieb, wog, nachdem sie vollkommen getroknet wurde, 9,61 Gran. Ein Theil davon wurde verbrannt, und ließ eine Menge Asche zuruͤk, die 1,37 Gran fuͤr die ganze Masse zeigte; folglich wurden nur 8,24 Gran reines Phoͤnicin erzeugt. Die Absuͤßwasser, die von dem gebildeten Caͤrulin tief blau gefaͤrbt waren, wurden zusammengeschuͤttet, und waren, nachdem sie auf 95 Cubikzoll Wasser verduͤnnt wurden, der Intensitaͤt nach, genau einer Aufloͤsung von Einem Gran in Caͤrulin verwandelten Indig in 30 Zoll Wasser gleich. 3,16 Gran Indig wurden also auf Erzeugung des Caͤrulin verwendet, und 6,84 Gran desselben haben 8,24 Gran Phoͤnicin erzeugt. In einem anderen Versuche erzeugten 4,2 Gran Indigo 5,13 Gran Phoͤnicin, und in einem dritten gaben 4,79 Gran 5,65 Gran. Im Durchschnitte bilden also 100 Theile Indigo 120 Theile Phoͤnicin. Durch Analyse mit Kupfer-Peroxid erhielt ich Resultate, die eine geringere Gewichts-Zunahme zeigen, und ich bin geneigt, diese den synthetischen Resultaten vorzuziehen, indem das auf diese Weise bearbeitete Phoͤnicin viel reiner ist, und der Versuch selbst weniger einer Irrung unterliegt. Ein Gran reines Phoͤnicin gab 5,085 Kubikzoll trokenes kohlensaures Gas, welches 0,6462 Gran Kohlenstoff enthaͤlt. Daher besteht nun das Phoͤnicin, wenn man wie oben bei dem Caͤrulin rechnet, aus Kohlenstoff   64,62 Stikstoff     9,91 Sauerstoff   21,49 Wasserstoff     3,98 –––––– 100,00 Dieß kommt dem Indig + 2 Wasser ziemlich nahe, und das atomistische Verhaͤltniß kann so gestellt werden:   1 Atom Stikstoff   1,75 oder   9,46   4 Atome Sauerstoff   4,00   –    21,62   6 Atome Wasserstoff   0,75   –      4,05 16 Atome Kohlenstoff 12,00   –    64,87 ––––––––––––– 18,50   –  100,00 Die Versuche des Hrn. Smithson in den Phil. Transgaben uns sehr richtige Ideen uͤber die Natur einer Menge vegetabilischer Faͤrbestoffe. Es ist hinlaͤnglich einleuchtend, daß Phoͤnicin nicht der Grundstoff ist, der irgend eine der purpurfarbenen oder blauen Pflanzen faͤrbt, die dieser Chemiker untersuchte. Ich sammelte uͤberdieß noch eine Menge purpurfarbener Blumen, wie man sie gewoͤhnlich findet, und tauchte sie einzeln in concentrirte Schwefelsaure. Start daß sie aber blau wurden, wurden sie alle roch, und bildeten mit zugeseztem Wasser roth gefaͤrbte Aufloͤsungen. Kuͤnftige Untersuchungen muͤssen daher bestimmen, ob Phoͤnicin bereits in der Natur entweder in dem Blau oder in dem Purpurfarbenen gebildet vorkommt. Alkohol veraͤndert die Wirkung der Schwefelsaͤure auf dem Indigo auf eine merkwuͤrdige Weise. Eine Mischung von drei Theilen Alkohol von 0,84 specif. Schwere und zwei Theilen Saͤure loͤst den Indigo auf, ohne denselben gelb zu faͤrben, und die Aufloͤsung kann selbst durch starkes Papier filtrirt werden. Wahrscheinlich kann man noch eine groͤßere Menge reinen Alkohols anwenden. Wenn man Wasser zugießt, so faͤllt der Indigo unveraͤndert nieder; und wenn man gemeinen Indig angewendet hat, so schlagt sich auch Harz damit zu Boden. In dieser Mischung kann der Indig eine unbestimmte Zeit uͤber aufgeloͤst bleiben, ohne sich in Phoͤnicin zu verwandeln. Auch einer Aufloͤsung des Phoͤnicin in Schwefelsaͤure kann man Alkohol zusezen, ohne daß ein Niederschlag sich bildet, und die Saͤure wird dadurch unfaͤhig gemacht, dasselbe in Caͤrulin zu verwandeln.