Titel: Ueber Gilman's Dampf-Erzeuger mit hohem Druke.
Fundstelle: Band 26, Jahrgang 1827, Nr. LXX., S. 289
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LXX. Ueber Gilman's Dampf-Erzeuger mit hohem Druke. Aus dem Mechanics' Magazine. N. 202. S. 418. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Gilman's Dampfkessel mit neidrigem Druke. Hr. Gilman hat zwei Vorrichtungen zur Dampf-Erzeugung vollendet, die ihm wesentliche Vorzuͤge zu besizen scheinen; die eine nach dem Roͤhren-Systeme, jener des Hrn. Perkins aͤhnlich, fuͤr hohen Druk; die andere fuͤr niedrigen Druk. Ueber erstere theilte er am a. O. Folgendes mit.Hr. Gilman ließ schon fruͤher sich ein Patent auf eine aͤhnliche Vorrichtung ertheilen, welche wir im XIX. Bd. S. 352. des polytechn. Journ. beschrieben lieferten. A. d. Ueb. „Zur Erzeugung des Dampfes von hohem Druke ist das Moͤhren-System jedem anderen vorzuziehen; je hoͤheren Druk man verlangt, desto kleiner sollte der Durchmesser der Roͤhren seyn. Die Roͤhren werden nach diesem Systeme horizontal, oder beinahe horizontal gelegt, reihenweise uͤber einander, wie der Durchschnitt in Fig. 41. zeigt. Die Zuͤge fuͤr das Feuer sind aus Ziegeln oder irgend einem feuerfesten Gesteine so an gelegt, daß die Flamme und die Hize nach abwaͤrts ziehen muß, hin und her, wie die Pfeile zeigen, laͤngs einer jeden Reihe hin. Man fand es vortheilhafter, wenn die Roͤhren-Reihen quer uͤber, die Zuͤge liegen, und so hoch uͤber einander gestellt sind, daß man mit einer Kruͤke oder mit irgend einem anderen Werkzeuge die Zuͤge reinigen kann. Die Roͤhren in jeder Reihe sind mit den korrespondirenden Roͤhren in den zu naͤchst gelegenen Reihen durch kurze Roͤhren so verbunden, daß sie an einem Ende mit der oberen an dem anderen Ende mit der unteren Roͤhre zusammenhaͤngen, wie der Durchschnitt in Fig. 42. an den Verbindungs-Roͤhren, C, E, F, G, weiset. Jede Roͤhre der untersten Reihe ist, wie in dieser Figur bei, B, mit einer Leitungs-Roͤhre in Verbindung, und erhaͤlt durch diese, mittelst einer Drukpumpe, die durch die Maschine oder auf eine andere Weise getrieben wird, ihr Wasser. So wie die Wassertheilchen auf ihrem Durchgange durch die Roͤhre, D, warm werden, werden sie auch leichter, und diejenigen, die am heißesten geworden sind, treten zuerst durch die Roͤhre, C, in die daruͤber befindliche Roͤhre, und aus dieser durch das andere Ende dieser Roͤhre, durch, E, in die noch hoͤher liegende, die noch heißer ist, und die eingetretenen Wasser-Theilchen noch mehr erhizt, bis sie endlich in dem Kessel, A, uͤber dem Feuer gelangen, wo sie die zu ihrer Verwandlung in Dampf nothwendige Hize erlangen, und als solcher gleich aus dem Kessel verarbeitet, oder in einem Dampfbehaͤlter gesammelt werden koͤnnen.“ „Die Zuͤge sind weder an eine bestimmte Anzahl von Windungen, noch die Kessel und Roͤhren an eine bestimmte Zahl oder Groͤße gebunden; die Kammern der Roͤhren-Reihen koͤnnen so groß seyn, als der Durchmesser der Kessel, oder kleiner; statt daß ferner die Roͤhren, wie in Fig. 42., von unten nach oben mit einander verbunden sind, koͤnnen sie, reihenweise, auch seitwaͤrts, und jede durch eine solche Verbindung gebildete Abtheilung der Roͤhren kann mit der daruͤber und darunter befindlichen Abtheilung auf aͤhnliche Weise verbunden werden, so daß das Wasser erst durch eine ganze Abtheilung durchstroͤmen muß, ehe es in eine zweite hinaufsteigt; oder alle Roͤhren einer Abtheilung koͤnnen an beiden Enden mit einander verbunden seyn, so daß das Wasser von einer Roͤhre an ihrer gemeinschaftlichen Verbindung an einem Ende aufgenommen werden, und durch eine aͤhnliche Roͤhre an dem anderen Ende emporsteigen kann.“ „Die Roͤhren der Reihen in den Figuren sind paarweise gegossen, und beide Kammern sind innerhalb an ihren Enden verbunden. Ihre Enden sind vierekig gegossen, wie in Fig. 42., und bilden einen Theil des Aeußeren dieser Vorrichtung: die kleinen Roͤhren verbinden die zwei mittleren Reihen, und die oberste Reihe mit dem Kessel, die untere mit der Leitungs-Roͤhre bei, B. Die anderen Verbindungen auf der gegenuͤber stehenden Seite konnten in der Figur nicht dargestellt werden. Wenn die Kammern oder Roͤhren groͤßeren Durchmesser haben, als die Verbindungsroͤhren, so sollten diese Roͤhren den Strom so hoch oben aufnehmen, als moͤglich, in dem oberen halben Durchmesser dieser Kammern oder Roͤhren, und ihn eben so tief wieder oben entladen.“ „Wenn die Roͤhren sehr duͤnn sind, sind sie horizontal verbunden, so daß das Wasser durch jede Roͤhre in jeder Reihe durchfließen muß, ehe es in die naͤchste aussteigen kann.“ „Alle Theile dieser Vorrichtung, die der Einwirkung des Feuers und der Hize des Zuges ausgesezt sind, sind so eingerichtet, daß sie gedreht werden koͤnnen, wenn das Metall an den Flaͤchen, die der Hize ausgesezt waren, dadurch gelitten hat, und duͤnner geworden ist. So blechen die Kessel, wenn man ihnen eine Viertel-Umdrehung gibt, dem Feuer eine neue unverdorbene Oberflaͤche dar, und diese Umdrehungen koͤnnen noch zwei Mahl wiederholt werden, bis endlich alle vier Viertel abgenuͤzt wurden, wo man nicht laͤnger trauen darf. Man kann sie auch fruͤher auf die bekannte Weise mittelst der Drukpumpe pruͤfen. Eben so koͤnnen auch die Roͤhren in den Zuͤgen gewendet werden, wenn sie einzeln sind: wenn sie aber paarweise gegossen wurden, koͤnnen sie nur ein Mahl umgewendet werden. Man kann sie indessen aus jenen Reihen, die dem Feuer am meisten ausgesezt waren, in solche bringen, die demselben am wenigsten ausgesezt sind, wodurch dieser Erzeuger im Ganzen wenigstens vier Mahl so lange dauert, als die gewoͤhnlichen Kessel. Wenn hier ein Unfall eintritt, so ist er ohne Vergleich geringer als bei den Kesseln, weil die Menge des in diesen Roͤhren enthaltenen Dampfes verhaͤltnißmaͤßig sehr gering ist. Ueberdieß kann jeder Kessel an seinen Verbindungs-Roͤhren mit den Roͤhren-Abtheilungen auch mit Klappen versehen seyn, so daß, wenn ein Unfall an einem geschieht, die uͤbrigen erhalten bleiben.“ Bei dieser Einrichtung des Hrn. Gilman faͤllt ein bedeutender Nachtheil weg, den man an dem Roͤhren-Systeme bei der Dampf-Erzeugung bisher immer, und mit Recht gemacht hat, naͤmlich das Verlegen der Roͤhren. Wenn Hr. Gilman die Roͤhre, D, beinahe so weit macht, als den Kessel, A, Fig. 42., und das Wasser darin bis zum Sieden kommen laͤßt, so wird in den uͤbrigen Roͤhren weit reineres, beinahe destillirtes Wasser seyn, das die Roͤhren nur wenig incrustiren wird. A. d. Ueb.

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