Titel: Ueber das Spalten und Schleifen der Demante. Von Hrn. Edm. Turrell.
Fundstelle: Band 26, Jahrgang 1827, Nr. CVIII., S. 462
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CVIII. Ueber das Spalten und Schleifen der Demante. Von Hrn. Edm. Turrell. Fortsezung aus Gill's techn. Repos. Oktob. 1827. S. 193, und polyt. Journal Bd. XXVI. S. 185. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Turrell, uͤber das Demant-Spalten, Schneiden und Poliren. Ehe ich meine Bemerkungen uͤber das Juweliren der Uhren schließe, muß ich bemerken, daß nicht selten einige Demantsplitter, die, nach der Gestalt ihrer Spizen, trefflich zu Bohrern waͤren, dennoch hierzu nicht tauglich sind, weil sie hinter der Spize zu dik sind, und daher ein zu stumpfes kegelfoͤrmiges Loch in einen Rubin oder einen anderen Stein machen wuͤrden. Wenn man daher solche Splitter zu Demant-Bohrern verwendet, muß man sie auf obige Weise an Eisendraht anloͤthen, und nachdem man diesen in der Doke einer Drehebank befestigt hat, hinter der Spize dadurch verduͤnnen, daß man ein anderes Stuͤk Bort mit scharfer Kante an jener Stelle daran haͤlt, die man zu verduͤnnen wuͤnscht, wodurch dann diese hintere Stelle cylindrisch und duͤnner wird. Ueber die Demante der Kupferstecher. Kupferstecher finden es oͤfters nothwendig, die Staͤrke ihrer Tinten zu erhoͤhen, und mit einer Spize wieder in ihre Striche einzufahren: sie bedienten sich hierzu der gewoͤhnlichen Aeznadel, die sie aber zu diesem Zweke hinlaͤnglich stumpf zuwezten. Dieses Verfahren verdiente deßwegen Tadel, weil die Nadel bei demselben sich bald abnuͤzten, und die auf diese Weise erzeugten Linien sehr uneben wurden. Erst vor einigen Jahren hatte der beruͤhmte Kupferstecher Wilson Lowry, sel. Andenkens, die gluͤkliche Idee, in der Drehebank zugedrehte kleine Demant-Splitter zu diesem Zweke anzuwenden. Der Demant, den er hierzu brauchte, war kegelfoͤrmig, und an seiner Spize fein zugerundet. Fig. 17. Tab. VII. zeigt zwei solche Stuͤke auf einem Stahldrahte aufgeloͤthet. Sie sind gerade so zugedreht, wie die Demantbohrer oben duͤnner zugedreht wurden. Solcher Demantspizen von verschiedener Art und von verschiedener Groͤße bedient man sich heute zu Tage haͤufig zu dem oben erwaͤhnten Zweke, und mit dem groͤßten Vortheile. Wenn sie sehr fein sind, so macht man damit die kuͤhnen Striche im Vordergrunde von Landschaften und das Laubwerk. Man fand sie auch sehr brauchbar in der Linir-Maschine, um die Linien, die sehr dunkel werden sollen, mit denselben zu schneiden, indem die gewoͤhnlichen Demant-Splitter zu fein und zu scharf sind, um kuͤhne dunkle Linien zu bilden, obschon sie bei sehr zarten feinen Linien unentbehrlich sind. Ueber Demante als Werkzeuge zum Drechseln. Joh. Barton, Esqu., an der k. Muͤnze, dessen außerordentliche Theilungskunst so allgemein bekannt ist, hat seit einigen Jahren den Demant als Werkzeug zum Drechseln mit herrlichen Erfolg angewendet. Die Form, deren er sich hierzu bedient, ist in Fig. 18. von oben und von der Seite angegeben. Die obere flache Oberflaͤche wird durch Spalten und Poliren hervorgebracht. Diese einfache Methode ein Werkzeug zum Drechseln zu bilden gewaͤhrt große Vortheile, denn, da der ganze Demant, mit Ausnahme der oberen ebenen Flaͤche, in seinem natuͤrlichen Zustande bleibt, so wird die schneidende Kante aus dem natuͤrlichen oder aͤußeren Ueberzuge des Steines gebildet, die weit haͤrter ist, als die innere Masse des Steines. Demante, die von Natur aus die Form eines Eyes haben, taugen hierzu am besten. Mit einem solchen Demant-Meißel drehte Hr. Barton vor einiger Zeit von einer cylindrischen Oberflaͤche den zwoͤlftausendsten Theil eines Zolles fuͤr seinen Freund Hrn. Edw. Troughton ab. Einige wollen den Demant lieber in der Form eines gewoͤhnlichen Drehmeißels zugeschnitten haben. Ir. Peter Keir, Mechaniker zu Camden Town, hatte einen solchen, wie Fig. 19. von oben und von der Seite zeigt; diese Form dient dann sehr gut, wenn auf ein Mahl nur sehr kleine Theile von dem Metalle abgedreht werden sollen. Man muß hier bemerken, daß Demant-Meißel immer in einer schiebbaren Ruhe befestigt werden muͤssen, wodurch die Menge, welche abgedreht werden soll, immer mit der groͤßten Genauigkeit bestimmt wird. Ein Hauptvortheil, den diese Demant-Meißel gewaͤhren, ist, daß man mittelst derselben auch den allerhaͤrtesten Stahl drechseln und schneiden kann. Ueber Demant-Pfluͤge fuͤr Kupferstecher. Hr. Cosmo Armstrong, ein beruͤhmter Kupferstecher, hat vor einigen Jahren eine Maschine erfunden, welche, statt Linien-Tinten mit dem Demante in die Kupfer-Platte zu linieren, einen staͤhlernen Meißel fuͤhrte, welcher die Tinten auf ein Mahl einschnitt, und mittelst dessen man in dieselben Linien wiederholt eindringen, und sie bis zu jedem beliebigen Grade verstaͤrken konnte, je nachdem man naͤmlich den Meißel tiefer stellte. Hr. R. H. Solly, Esqu., F. R. S., hat eine Maschine dieser Art in groͤßerem Maßstabe, welche der sinnreiche Hr. Allan, Verfertiger mathematischer Instrumente, baute. Um das Abnuͤzen des Stahles an diesem Pfluge zu verhindern, hat er Demant, wie ein Griffel zugeschliffen, genommen, und dieses Instrument arbeitet ganz vortrefflich. Wo immer bei Griffeln und Drehe-Meißeln große Dauerhaftigkeit nothwendig ist, wird der Demant ein unschaͤzbares Werkzeug liefern. Ueber juwelirte Ziehplatten fuͤr Drahtzieher. Es gibt vielleicht keine Kunst, in welcher Dauerhaftigkeit der Werkzeuge von hoͤherer Wichtigkeit waͤre, als bei dem Drahtzuge, vorzuͤglich bei Drahten von der feinsten Sorte. Der beruͤhmte Wilh. Hardy wendete zuerst den Rubin an, um dem Stahldrahte an Chronometern vollkommene Gleichfoͤrmigkeit zu ertheilen. Fig. 20. zeigt ein messingenes Gestell, in welchem die beiden schwalbenschweiffoͤrmigen staͤhlernen Schieber, a, und, b, sich befinden. Der eine, b, ist befestigt, und bleibt immer fest: die Schraube bei, b, haͤlt ihn fest, die durch ihn durch und in das messingene Gestell laͤuft. Der andere, a, ist in der schwalbenschweiffoͤrmigen Furche in dem messingenen Gestelle schiebbar. Die Bewegung desselben wird durch eine staͤhlerne Schraube geregelt, die zum Theile mit ihrem breiten Kopfe in einen Ausschnitt oder in eine Vertiefung unter dem Schieber, bei c, sich einsenkt. Man sieht dieß deutlicher in Fig. 21. bei c, wo dieses Gestell von der Kante gesehen dargestellt ist, und wo man den Kopf der Schraube in dem Einschnitte der einen Seite ruhen sieht, waͤhrend die Spindel der Schraube, wie die punctirten Linien zeigen, in das messingene Gestell selbst eindringt. Die beiden Enden der Schieber, welche sich einander naͤhern lassen, a, und, b, haben jedes ein kleines Stuͤk Rubin, welches außen etwas zugerundet oder cylindrisch, und in einer Hoͤhlung oder Vertiefung der Schieber eingekittet ist. Zwischen diesen beiden Rubin-Flaͤchen wird der Pendel-Draht so lange gezogen, bis er nicht bloß vollkommen gleich dik, sondern zugleich auch polirt ist: denn er erhaͤlt auf diese Weise eine sehr schoͤne Politur. d, in Fig. 22. ist ein Stuͤk-Stuhl, welcher an dem messingenen Gestelle mittelst einer Schraube und eines feststehenden Stiftes unmittelbar uͤber derselben befestigt ist, und auf den beiden obenerwaͤhnten schwalbenschweiffoͤrmigen Schiebern ruht. e, ist eine staͤhlerne Stange, die sich schiebt, und durch zwei Schrauben, f, f, festgehalten wird. Wenn die Schrauben aber nachgelassen werden, laͤßt sie sich naͤher gegen, d, druͤken, indem die Oeffnungen, durch welche die Schrauben laufen, in dieser Absicht ovale Einschnitte sind. Jedes dieser Stuͤke, e, und, d, fuͤhrt eine an seinen Enden eingelassene Rubinplatte, welche sorgfaͤltig eingekittet ist. Hierdurch erhaͤlt der Draht eine Vollkommenheit, die demselben auf keine andere Weise ertheilt werden kann. Fig. 23. zeigt das messingene Gestell im Durchschnitte mit einem Stuͤke Pendel-Drahtes zwischen den Rubin-Platten. Fig. 24. ist ein Grundriß der sich schiebenden staͤhlernen Stange, e, die hier abgenommen dargestellt ist. Fig. 25. stellt das staͤhlerne Stuͤk, d, im Grundrisse und vom Ende her gesehen abgenommen dar. In beiden diesen Figuren sieht man die Rubin-Platten in ihrer Lage deutlich. Mein sinnreicher Freund, Hr. Wilh. Brockedon, ließ sich ein Patent auf das Ziehen cylindrischer goldener, silberner und anderer Drahte durch Loͤcher in Rubinen und anderen harten Steinen ertheilen, unter welchen er den Chrysoberyll sehr nuͤzlich fand. Die Loͤcher wurden mittelst Demantbohrer oder gepulverten Bort gebohrt. Als Beweis, wie nuͤzlich diese Vorrichtung ist, sagte er mir, daß ein Draht von 12 engl. Meilen Laͤnge durch ein Rubin-Loch gezogen der ganzen Laͤnge nach beinahe vollkommen gleich dik war.